2012, Zahnärztliche Mitteilungen 102(19):34-38
Der Fallbericht: Die Doktores SK, RM und LR führen seit einigen Jahren eine zahnärztliche Gemein-schaftspraxis in einer norddeutschen Groß-stadt. Die Praxis befindet sich in unmittel-barer Nachbarschaft einer geriatrischen Reha-Klinik mit angegliedertem Pflegeheim. Seit Kurzem wird das Kollegium durch den Zahnarzt Dr. GZ verstärkt, der bis dato als Oberarzt in einer Universitätsklinik gearbei-tet hat. Seit circa zwei Jahren werden immer häufiger Patienten aus besagtem Pflege-heim in der Zahnarztpraxis zur Behandlung vorgestellt-etwa weil sie eine Füllung verloren haben oder weil die Ecke eines Zahnes abgebrochen ist und die Patienten in der Folge Aufbiss-beziehungsweise Kälte-empfindlichkeiten oder diffuse Schmerzen äußern. Manchmal handelt es sich auch um Patienten, bei denen eine Pflegekraft beim Waschen eine Auffälligkeit (wie fehlende Ecke, Prothesenriss, zunehmendes Zahn-fleischbluten) entdeckt hat, ohne dass der Betreffende Beschwerden angibt. Die Patienten werden im Regelfall von einer Pflegekraft (teilweise mittels Rollstuhl) ins Wartezimmer gebracht und nach erfolgter Behandlung und einem Telefonat der Sprech-stundenhilfe mit der Pflegestation wieder abgeholt. Eine Begleitung des Patienten durch ein Familienmitglied beziehungsweise den gesetzlich bestellten Betreuer erfolgt nur in seltenen Ausnahmen. Häufig handelt es sich um kurzfristige Patientenvorstellungen, das heißt die Patienten kommen ohne Termin und werden "dazwischengeschoben." Einige dieser Patienten leiden an einer fort-geschrittenen Demenz, so dass das Auf-klärungsgespräch entfällt oder nur pro forma-gleichsam für die Aktennotiz-durchgeführt wird. Üblicherweise wer-den die Patienten in derselben Sitzung bedarfsgerecht (etwa mit einer um-schriebenen Füllungstherapie, einem Scaling, einer medikamentösen Einlage) Die klinisch-ethische Falldiskussion