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Diana Baumgarten / Diana Lengersdorf / Michael Meuser Caring Masculinities? Zum Wandel (des Verständnisses) väterlicher Verantwortung Einleitung Die von Beck-Gernsheim bereits vor mehr als 20 Jahren konstatierte „Pluralisierung familialer Lebensformen“ (1998) meint zunächst einmal, dass das bislang vorherrschende Modell der bürgerlichen Kleinfamilie immer mehr seine Monopolstellung verliert und die Palette an gleichwertigen Formen familialen Zusammenlebens breiter wird (vgl. Maihofer 2004). Durch das Aufkommen gleichgeschlechtlicher Familien, (bewusst) Alleinerziehender sowie durch die steigende Anzahl von Fortsetzungsfamilien kommt es zu vielfachen Veränderungen der Zusammensetzung der Personen, die zum Familienkreis gezählt werden. Mit diesen grundlegenden strukturellen Veränderungen in der familialen Zusammensetzung gehen auch Veränderungen der familialen Arbeitsteilung einher. So verliert die klassische geschlechtsspezifische Arbeitsteilung immer mehr an Selbstverständlichkeit. Familiale Arrangements sind heute „zunehmend Ergebnis gemeinsamer Aushandlungen (z.B. trotz Kindern nicht zu heiraten) bis hin zu bewussten Entscheidungen für die jeweilige Lebensweise“ (Maihofer 2014, 317); inklusive dem gemeinsamen Arbeitsteilungsarrangement. Nicht nur gilt es, vermehrt zwei gleichberechtigte Lebensentwürfe zu vereinbaren, sondern auch veränderte Vorstellungen von (geschlechtsspezifischen) Zuständigkeiten für Hausarbeit und Kinderbetreuung (vgl. König 2012, Wimbauer 2012). Die bisherigen Analysen der sozialwissenschaftlichen Väterforschung belegen eindrücklich, wie sich das mit der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschafts- und Geschlechterordnung etablierte Verständnis von Vaterschaft, welches durch das berufliche Engagement des Vaters für die Familie, nicht aber durch sein Engagement in der Familie geprägt ist, gewandelt hat (vgl. Behnke/Lengersdorf/ Meuser 2019; Meuser 2016; Maihofer 2018). Vielen Männern ist es heute ein großes Bedürfnis, anders in der Familie ‘präsent’ zu sein (vgl. u.a. Baumgarten u.a. 2017; Possinger 2013; Wehner u.a. 2010; Kassner 2008), als dies in früheren Generationen der Fall war. Zentral sind ihnen eine emotionale Zuwendung zur 64 Diana Baumgarten / Diana Lengersdorf / Michael Meuser Familie, die Möglichkeit, sich mehr an der alltäglichen Betreuung und Erziehung ihrer Kinder zu beteiligen sowie eine tragfähige Beziehung zu ihnen aufzubauen. Diese mittlerweile auch international gut dokumentierte Veränderung im Leitbild von Vaterschaft geht allerdings nicht mit einer grundlegenden Veränderung der Berufszentrierung von Männern einher. Vielmehr besteht die ‘alte’ Anforderung an den Mann, für das finanzielle Auskommen der Familie hauptverantwortlich zu sein, seitens Männern wie Frauen weiter fort (vgl. Lück 2015). Wie u.a. eine Studie des Bundesministeriums für Familie zeigt, ist unter Vätern die Vorstellung weit verbreitet, dass ein ‘guter Vater’ mit seinem Einkommen dafür sorgt, dass es der Familie gut geht (BMFSFJ 2018, 12). Die industriegesellschaftliche Männlichkeitskonstruktion ist durch den signifikanten Wandel von Vaterschaft zwar herausgefordert, gleichwohl ist eine deutliche Abkehr davon noch wenig festzustellen. Institutionelle Grundlage der industriegesellschaftlichen Männlichkeitskonstruktion ist, zumindest in den europäischen Wohlfahrtsstaaten, das sogenannte Normalarbeitsverhältnis. Als Normalarbeitsverhältnis gilt eine unbefristete und sozialversicherungspflichtige Vollzeitbeschäftigung. Zwar befindet sich die Mehrzahl der männlichen Erwerbstätigen in Deutschland weiterhin in einem solchen, jedoch wächst der Teilzeitanteil unter den Erwerbstätigen in den letzten drei Jahrzehnten in der EU und insbesondere in Deutschland.1 Diskontinuierliche, prekäre und gering bezahlte Beschäftigungsverhältnisse nehmen zu. „Atypische Erwerbsformen stellen den zunehmenden Ausnahmefall, Normalarbeitsverhältnisse den abnehmenden Regelfall dar“ (Keller/Henneberger 2019, 263).2 Insbesondere für junge Männer wird die Wahrscheinlichkeit geringer, im 1 In Deutschland lässt sich eine der höchsten Teilzeitraten in der EU feststellen mit 21% 2018. Insgesamt ist die Teilzeitrate in der EU von 15% in 2002 auf 19% in 2018 gestiegen. Von allen erwerbstätigen Männer sind 8% 2018 in einem TeilzeitArbeitsverhältnis (Frauen 31%) in der EU (Quelle: Eurostat, Article: Employment rates by sex, age and educational attainment level, https://ec.europa.eu/eurostat/ statistics-explained/index.php/Employment_statistics#Employment_rates_by_ sex.2C_age_and_educational_attainment_level, Abfrage am 06.01.2020). 2 Nach Daten des Statistischen Bundesamtes waren im Jahr 1991 85,9 Prozent der abhängig Beschäftigten in einem Normalarbeitsverhältnis und 14,1 Prozent atypisch beschäftigt. 2018 betrugen die Werte 77,7 bzw. 22,3 (https://www.destatis.de/ DE/Themen/Arbeit/Arbeitsmarkt/Erwerbstaetigkeit/Tabellen/atyp-kernerwerberwerbsform-zr.html, Abfrage am 11.12.2019; eigene Berechnungen). Das Statistische Bundesamt zählt Teilzeitbeschäftigte mit einer wöchentlichen Arbeitszeit über 20 Stunden zu den Normalarbeitnehmer/innen. Die engere Definition des Sachver- Caring Masculinities? 65 Rahmen eines solchen Normalarbeitsverhältnisses in den Beruf einzusteigen, da nahezu die Hälfte aller neu geschlossenen Arbeitsverträge in Deutschland befristet ist (vgl. ebd., 264). Diese Entwicklungen sowie die damit einhergehenden Unsicherheiten und Risiken tangieren die Lebensführung der davon betroffenen Männer und Frauen gleichermaßen. Vor dem Hintergrund der Zentralität von Erwerbsarbeit für die Konstruktion von Männlichkeit ergeben sich gleichwohl Unterschiede hinsichtlich des geschlechtlichen Selbstverhältnisses. Obwohl auch bei Männern allmählich Zweifel an einer einseitigen Erwerbszentrierung wachsen (Heilmann 2012), bedeuten die Veränderungen gleichzeitig eine grundsätzliche Verunsicherung. Es fehlt nach wie vor an einer sozial anerkannten Männlichkeit, die, anders als dies bei Weiblichkeit der Fall ist, nicht durch eine enge Beziehung zu Erwerbsarbeit geprägt ist. Insofern ist es nicht verwunderlich, wenn die wachsende Unsicherheit von Erwerbsarbeit bei Männern stärkere Identitätskrisen zur Folge hat (vgl. Kelan 2008). Aus männlicher Perspektive ist es kein leicht zu bewältigender Schritt, die Anforderungen der herrschenden Erwerbsarbeitskultur zu hinterfragen. Es erscheint selbstverständlich, den Anforderungen an Verfügbarkeit und Leistung zu entsprechen, stellen diese doch den Rahmen dar, in welchem Männer ihre Erwerbsbiographie und Karrierewege planen. Ein weiterer Aspekt der Transformation der Erwerbsarbeit ist deren zunehmende Entgrenzung und Flexibilisierung. Unter anderem befördert durch Digitalisierungsprozesse wird die – für die traditionelle bürgerliche Geschlechterordnung charakteristische – räumliche Trennung der Sphären von Produktion und Reproduktion für eine steigende Zahl von Beschäftigten zumindest partiell durchbrochen (Walgenbach 2015: 29). Erwerbsarbeit findet in wachsendem Maße und regelmäßig auch im privaten Raum statt. Damit verschwinden die Grenzen zwischen Beruf und Familie nicht, sie werden aber unscharf und müssen vermehrt auch im Privaten ausgehandelt werden (vgl. Halford 2006). Arbeitskräfte müssen sich selbst passende zeitliche Strukturen und Strategien geben (vgl. Jurczyk 2003). Die so bedingte größere räumliche Präsenz von Männern im privaten Raum macht sie stärker für familiäre Belange verfügbar, als dies bei einem klassischen Beschäftigungsverhältnis der Fall ist. Zugleich erhöht es die Komplexität des ‘doing family’ (Jurczyk/Klinhardt 2014, 13), also der Herstellungsweisen und Aushandlungsprozesse von Familie, wenn die Grenzziehung zwischen Beruf und ständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung sieht ein Normalarbeitsverhältnis nur bei einer Vollzeitbeschäftigung gegeben (Sachverständigenrat 2008, 421). Gemäß dieser Definition betrug die Quote der Normalarbeitnehmer/innen 1991 80,3 Prozent und 2018 66,3 Prozent (eigene Berechnungen). 66 Diana Baumgarten / Diana Lengersdorf / Michael Meuser Familie, statt institutionell vorgegeben zu sein, in der Familie erfolgen und im familialen Alltag potentiell immer wieder neu vollzogen werden muss. Die doppelte Transformation von Erwerbsarbeit und Familie ist der strukturelle gesellschaftliche Hintergrund, vor dem auch die Herausbildung neuer Formen von Männlichkeit bzw. eine Pluralisierung von Männlichkeiten betrachtet werden muss. In jüngster Zeit werden in der Geschlechterforschung Anstrengungen unternommen, diesen empirisch nachweisbaren Entwicklungen auch konzeptionell Rechnung zu tragen. Im Zentrum steht dabei die Frage, inwiefern und wie das (Für-)Sorgende in (legitime) Männlichkeitskonstruktionen integrierbar ist. Ein besonders viel diskutiertes Konzept ist das der caring masculinities. Wir werden im Folgenden zunächst dieses Konzept skizzieren und diskutieren. Anschließend werden wir auf der Grundlage von Gruppendiskussionen mit Männern darlegen, ob bzw. in welcher Hinsicht der Topos männlicher, genauer väterlicher, Verantwortungsübernahme gegenwärtig einen Wandel erfährt. Der traditionellen Ausprägung dieser Verantwortung in Gestalt des Ernährers der Familie wird ein Verständnis väterlicher Verantwortung an die Seite gestellt, das Aspekte der caring masculinities enthält. Damit wird Vaterschaft zu einem sozialen Geschehen, welches vielfältige Anforderungen (wie das Engagement für und das Engagement in der Familie) umfasst. Abschließend werden wir das Verhältnis von caring masculinities und hegemonialer Männlichkeit mit Blick darauf erörtern, ob bzw. inwieweit ein um die Care-Dimension erweitertes Männlichkeits- und Vaterschaftsverständnis sich vom Erbe der hegemonialen Männlichkeit befreien kann. Sorgende Männlichkeit – caring masculinities Der Begriff der caring masculinity findet sich in zahlreichen Publikationen – zumeist im Singular –, ohne dass damit ein theoretischer Anspruch verbunden wird. In diesem Sinne ist von caring masculinity die Rede, wenn es um eine Beteiligung von Männern an Kinderbetreuung und Familienarbeit geht (vgl. z.B. Heath 2003; Scambor/Woijnicka/Bergmann 2013). Der Begriff hat Eingang gefunden in geschlechterpolitische Diskussionen der EU über den Beitrag, den Männer für eine Realisierung von Geschlechtergleichheit leisten können (vgl. Ruby/Scholz 2018; Scambor/Woijnicka/Bergmann 2013; ICMEO 2016). Dabei wird caring masculinity als Gegenentwurf zur hegemonialen Männlichkeit (Carrigan/ Connell/Lee 1985; Connell 2015 ) verstanden, die eng an das industriegesellschaftliche Männlichkeitskonstrukt gebunden ist. Caring masculinity basiert auf einem Verständnis von Männern als involvierte Väter und weniger als (Haupt-) Caring Masculinities? 67 Ernährer der Familie (Scambor/Woijnicka/Bergmann 2013). Ein weiter gefasstes Verständnis von caring masculinity liegt vor, wenn mit Bezug auf eine „ethics of care“ (Tronto 1993) neben der Sorge für Kinder und andere Familienmitglieder (Partner, Eltern) die Sorge um Freunde und Selbstsorge einbezogen werden (vgl. z.B. Gärtner/Schwerma/Beier 2007; ICMEO 2016). Ein Verständnis von caring masculinities (hier im Plural) als konsistenter Identitätsentwurf findet sich bei Karla Elliott (2016). Die konzeptionellen Überlegungen von Elliot werden auch im deutschsprachigen Raum gegenwärtig viel diskutiert (u.a. Heilmann/Scholz 2017; Scholz/Heilmann 2019; Lengersdorf/ Meuser 2019). Sie begreift ihren Entwurf einerseits als ein „practice-based model“ (Elliott 2016, 241) und verweist auf gegenwärtige Care-Praktiken von Männern, die auch wir in einem Forschungsprojekt, in dem wir Gruppendiskussionen und biographische Interviews mit Männern durchgeführt haben (s.u.), beobachten konnten. Zum anderen orientiert sie sich an feministischen Theorien von Sorgearbeit und einer moralphilosophisch begründeten „ethic of care“. Für unsere Argumentation insbesondere instruktiv ist die Auseinandersetzung mit dem Begriff der Verantwortung, der bei Elliot eine wichtige Rolle spielt. Sie verweist u.a. auf Gilligans (1982) Diskussion einer „morality of rights“ und einer „morality of responsibility“. Jene ist auf männlich konnotierte Werte wie „autonomy and independence“ bezogen, diese auf weiblich konnotierte Praktiken und Merkmale wie „care, nurturing, relationality, and interdependence“ (Elliott 2016, 249). Elliott (2016, 241) zufolge kennzeichnen caring masculinities eine „rejection of dominance“ und eine „incorporation of values of care into masculine identities“. Diese doppelte Bestimmung impliziert, dass nach ihrem Begriffsverständnis zweierlei gegeben sein muss, um von caring masculinities sprechen zu können: eine Abgrenzung von hegemonialer Männlichkeit und eine, über die – wie häufig auch immer erfolgende – Beteiligung an Sorgearbeiten hinausgehende, Bedeutungsaufwertung von Sorgearbeit als zentrales Element männlicher Identitätsbildung. Caring masculinities erfährt damit eine normative Konnotation im Sinne einer „gender equality intervention“ (ebd., 243). Die auch statistisch belegte wachsende Beteiligung von Männern z.B. an der Kinderbetreuung alleine wäre mithin noch nicht als Zeichen von caring masculinities zu deuten.3 Erforderlich sei ein „ethos 3 Ein Vergleich der vom Statistischen Bundesamt in den Jahren 1990/1991, 2000/2001 und 2012/2013 durchgeführten repräsentativen Zeitbudgetstudien weist auf einen Anstieg der von Vätern für Kinderbetreuung aufgebrachten Zeit hin (Döge 2006, 76; Statistisches Bundesamt 2015, 146; BMFSFJ 2018, 23). Des Weiteren ist der Anteil von Vätern, die in Elternzeit gehen, seit 2007, dem Jahr der Einführung des Bundeselterngeldes stetig gestiegen. 68 Diana Baumgarten / Diana Lengersdorf / Michael Meuser of affective, relational, nondominating care“ (ebd., 254). Die damit hergestellte ”relational responsibility“ (ebd., 249) mache caring masculinities zur Antithese hegemonialer Männlichkeit. „The ‘responsibility’ is for looking after a young life rather than for bringing home a family wage.“ (ebd., 253). Elliott weist mit ihrem Verständnis von caring masculinities Männern eine aktive Funktion für die Verwirklichung von Geschlechtergleichheit zu. Diese scheint für Elliott aber nur dann gegeben zu sein, wenn caring masculinities in bewusster Abgrenzung zu hegemonialer Männlichkeit praktiziert wird und an der skizzierten „ethics of care“ orientiert ist. Ein solcher ‘starker’ bzw. emphatischer Begriff von caring masculinities ist allerdings zum einen konzeptionell problematisch, zum anderen beeinträchtigt er eine empirische Rekonstruktion (der Vielfalt) männlicher Sorgepraktiken und -verhältnisse. In konzeptioneller Perspektive liegt Elliotts Verständnis von caring masculinities eine idealisierende Charakterisierung von Sorgebeziehungen zugrunde. Sorgebeziehungen sind nicht selten, wenn nicht überwiegend, hierarchisch strukturiert. Die sorgebedürftige Person steht häufig und typischerweise in einem strukturellen Abhängigkeitsverhältnis zur sorgenden Person, z.B. im Verhältnis von Kindern zu ihren Eltern, im Verhältnis von pflegebedürftigen Eltern zu ihren sie pflegenden Kindern, im Verhältnis von Klienten zu professionellen Pflegekräften. Sorge und Dominanz, Kontrolle sowie Macht schließen einander nicht aus, sie bedingen einander in vielen Sorgeverhältnissen (Laufenberg 2017). In empirischer Perspektive ist festzustellen, dass eine „morality of responsibility“ und eine Orientierung an Merkmalen hegemonialer Männlichkeit einander nicht ausschließen (s.u.). Branth und Kvande (2018) verweisen in einer Studie zur Elternzeitnahme von Vätern auf „many examples that fathers incorporate caring within conventional masculine constructions“ (ebd., 87). Statt ein idealisiertes Konzept von caring masculinities zugrunde zu legen, dessen normativer Anspruch die Mehrzahl der empirisch vorfindbaren männlichen Sorgepraktiken nur verfehlen kann, plädieren wir für eine rekonstruktive Perspektive auf männliche Sorgepraktiken und -verständnisse. Dies öffnet den Blick dafür, dass und in welchen Weisen Care-Aktivitäten in (auch traditionelle) Männlichkeitspraxen und -verständnisse eingelassen sind – indem z.B. ein ‘männlicher’ Stil der Kinderbetreuung von einem ‘weiblichen’ abgegrenzt wird oder indem in der sorgenden Beziehung des Vaters zum Sohn ‘männliche Werte’ vermittelt werden (vgl. Branth/Kvande 1998; Merla 2008). Die Forschungen zu involvierter Vaterschaft z.B. zeigen, dass die Praktiken, mit denen Väter Kinderbetreuung und doing masculinity miteinander verknüpfen, zwischen einem Bemühen um alternative Männlichkeiten und einer Integration der Sorgearbeit Caring Masculinities? 69 in konventionelle Muster von Männlichkeit variieren (Meuser 2014). Caring masculinities und hegemonic masculinity stünden in einer empirisch rekonstruktiven Perspektive, anders als bei Elliott, nicht per definitionem in einem Verhältnis wechselseitiger Ausschließung. Vielmehr ließe sich so u.a. erforschen, ob durch eine wachsende Inklusion von Care in Männlichkeitspraxen hegemoniale Männlichkeit aufbricht, ohne allerdings gleich in ihr Gegenteil umzuschlagen oder ob und in welcher Hinsicht Sorge für andere – wie auch Selbstsorge – Bestandteil einer, möglicherweise modifizierten, hegemonialen Männlichkeit sein können. Das Verhältnis zwischen den artikulierten Selbstansprüchen der Männer an (einträgliche) Erwerbsarbeit und den neuen Anforderungen an Vaterschaft – wie wir es oben ausgeführt haben – muss nicht obligatorisch mit Ambivalenzen oder gar Spannungen einhergehen. Im Folgenden werden wir Daten aus Gruppendiskussionen hinzuziehen, die in einem kürzlich abgeschlossenen Forschungsprojekt geführt wurden.4 Uns interessiert, was Männer aktuell unter Männlichkeit verstehen und woran sie ihr Mannsein orientieren. Hierzu stellten wir den Gruppen folgende Eingangsfrage: „Was bedeutet es für Euch/Sie, ein Mann zu sein?“. Diese bereits in einem früheren Forschungsprojekt erfolgreich erprobte Frage, die bei einer kollektiven Erfahrung, bei der Zugehörigkeit zum männlichen Geschlecht, ansetzt, hat sich in forschungsstrategischer Hinsicht als sehr fruchtbar erwiesen. „Sie ermöglicht es jeder Gruppe und zwingt sie wegen ihrer inhaltlichen Unbestimmtheit dazu, gemäß den eigenen Relevanzen thematische Schwerpunkte zu setzen“ (Meuser 1998, 179). Ohne dass explizit das Thema Vaterschaft eingeführt wurde, kamen zahlreiche Gruppen noch innerhalb der Eingangssequenz der Gruppendiskussion von sich aus auf dieses Thema zu sprechen. Dies verweist auf eine hohe Relevanz von Vaterschaft für das Verständnis von Männlichkeit bei diesen Gruppen. Wir gehen davon aus, dass Männer gegenwärtig im Hinblick auf das Verhältnis von Beruf und Familie vor gravierende Herausforderungen gestellt sind. Diese werden bei den von uns befragten Gruppen häufig vor dem Hintergrund eines Verständnisses von Verantwortung diskutiert. Aus unserem Material ließen 4 Das an der Technischen Universität Dortmund und der Universität Bielefeld angesiedelte Projekt „Neujustierungen von Männlichkeiten. Auswirkungen der Transformation von Erwerbsarbeit und des Wandels von Geschlechterverhältnissen auf männliche Lebenslagen“ wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert (Laufzeit 2016–2019). Projektleitung: Diana Lengersdorf und Michael Meuser, Projektmitarbeitende: Diana Baumgarten, Tanja Jecht und Patricia Lauterbach. 70 Diana Baumgarten / Diana Lengersdorf / Michael Meuser sich zwei zentrale Verantwortungsverständnisse rekonstruieren: einmal die Verantwortung für die Familie als wichtiges Moment einer Orientierung von Männlichkeit an dem Modell des Ernährers und Oberhaupts der Familie und dann ein Verantwortungsverständnis als geteilte Verantwortung für die Kinder, das mit einer Auseinandersetzung mit hegemonialer Männlichkeit einhergeht. Beide Verständnisse von Verantwortung sind allerdings nicht immer eindeutig und auch nicht immer klar einander gegenüberstehend in allen Gruppen zu rekonstruieren. Sie markieren die Pole, zwischen denen sich die rekonstruierten Vaterschaftsverständnisse bewegen. Wandel väterlicher Verantwortung – Wandel von Männlichkeiten?! Um Antworten auf unsere forschungsleitenden Fragen zu finden, haben wir uns methodisch eine männliche Praxis zunutze gemacht: Männlichkeiten werden unter Männern ver- und ausgehandelt. Männer setzen sich untereinander ins Verhältnis.5 Aus diesem Grund haben wir uns für das Gruppendiskussionsverfahren entschieden, es eröffnet einen direkten Zugang zu kollektiv geteilten Sinngehalten (Loos/Schäffer 2001). Hier diskutieren Männer, die sich alle untereinander schon länger kennen, nach einer Einstiegsfrage, was Mannsein für sie bedeutet, selbstläufig. In dem Projekt wurden 27 Gruppendiskussionen und ergänzend 19 biographische Interviews geführt. Das Sampling erfolgte entlang der Kriterien ‘Alter’ (Beginn der Erwerbsphase mit 20-30 Jahren, Mitte der Erwerbsphase mit 30-50 Jahren, Ende der Erwerbsphase mit 50-65 Jahren) und Bildungsmilieu (Facharbeiter-, akademisch gebildetes Milieu). Zudem wurde darauf geachtet, Gruppen aus Berufen mit sogenannten ‘entgrenzten’ Erwerbsbedingungen wie auch solche mit ‘traditionellen’ Erwerbsbedingungen zu rekrutieren. In den meisten Fällen fanden die Diskussionen innerhalb ‘natürlicher, beruflich-homogener Gruppen‘6 statt, also solchen, die auch außerhalb der Diskussion als Gruppe existieren, beispielsweise als Team oder Einheit. Auf diese Weise konnten sechs Berufsfelder mit entgrenzten (z.B. selbständige Unternehmer), sowie vierzehn Berufsfelder mit traditionellen Erwerbsbedingungen (z.B. Polizisten oder Erzieher) abgedeckt werden. 5 „Masculinity is largely a homosocial enactment“, so Michael Kimmel 1996, 7. Zum Verständnis von Männlichkeit als homosoziale Praxis vgl. auch Bourdieu 1997a, 203; Meuser 2007. 6 In einigen wenigen Fällen haben wir hiervon eine Ausnahme gemacht und Gruppen befragt, die als Interessensgruppen bestehen und somit beruflich divers aufgestellt waren, z.B. als Sportteam. Caring Masculinities? 71 Die Diskussionsteilnehmer sind somit alle beruflich tätig, sie arbeiten in verschiedenen Branchen, sind unterschiedlich alt und stammen aus verschiedenen deutschen Bundesländern. Im Zentrum der Analyse der Gruppendiskussionen stand die Rekonstruktion kollektiver Wissensbestände und handlungsrelevanter Sinnhorizonte der Gruppe. Mann sein heißt, Verantwortung für die Familie zu tragen Die Männer der hier vorgestellten Gruppen eint ein tradiertes Verständnis der Geschlechterordnung, in der die hegemoniale Position des Mannes als Ernährer und Oberhaupt trotz der beschriebenen aktuellen gesellschaftlich-strukturellen Veränderungsprozesse nach wie vor einen hohen Stellenwert besitzt. Das zeigt sich sowohl an der Häufigkeit als auch an der Unmittelbarkeit (direkt auf die Einstiegsfrage folgend), mit der dieser Aspekt angesprochen wird. Der Fokus des männlichen Selbstverständnisses liegt auf der eigenen Position in der Familie. Deutlich wird dieses in der Aussage eines Teilnehmers einer Gruppe von Polizisten, die aus (noch) kinderlosen Männern im Alter von 27 bis 30 Jahren besteht: M4: Ja also so im Privaten find ich schon so als so familiär oder so irgendwie (.) also ich find der Mann ist halt dat Oberhaupt der Familie ne also keine Ahnung hat halt so diese Position inne (GD1, Z 31-33) Die Gründe dafür, weshalb der Mann diese Position einnimmt, sind in dem Sinnhorizont nicht verankert. Der Versuch einer Begründung führt ins Leere („ne also keine Ahnung hat halt so diese Position inne“), was auf die Selbstverständlichkeit und Fraglosigkeit dieser Position verweist, weswegen er sich hierüber bislang keine Gedanken gemacht hat und auch nicht machen musste. Teil dieser Position ist es, dominant und bestimmt aufzutreten und, wie an anderer Stelle weiter ausgeführt wird, in wichtigen Momenten der „Entscheidungsträger“ zu sein. M4: Also ich find nem Mann sollte immer so bisschen Stärke zeigen und auch sag ich mal (.) äh (.) dat Heft mal in die Hand nehmen wenn es sein muss und nicht einfach der sein der jetzt sag ich mal immer hinterher läuft (GD1, Z 50-53) Die Reklamierung einer übergeordneten Position des Mannes, die in der Gruppe der Polizisten vor dem Hintergrund eines traditionell männlich geprägten Berufsfeldes, in dem Stärke und Durchsetzungsfähigkeit („dat Heft in die Hand nehmen“) wichtige berufliche Anforderungen sind, vorgenommen wird, finden wir auch in anderen Gruppen, z.B. in einer Gruppe von Versicherungsberatern, die aus Vätern sowie kinderlosen Männern im Alter von Mitte 40 besteht. Auch hier erfolgt die Zuschreibung des Mannes als „Familienoberhaupt“ bzw. „Haup- 72 Diana Baumgarten / Diana Lengersdorf / Michael Meuser ternährer“ direkt in der ersten Wortmeldung und wird als verallgemeinerbar für alle Männer postuliert. Sie ist in der Perspektive dieser Männer unhintergehbar mit der Existenz des Mannes verbunden: M3: @(.)@ (3) Ich ähm (.) ja als Mann hat man natürlich ähm so Themen (.) wie äh Familienoberhaupt der Haupternährer (.) und äh ja äh dafür sorgen dass der Laden also das zu Hause läuft und äh ähm ja das (.) […] M2: Also ich finde ähm ich finde das man ähm ich mein das weicht sich sicherlich alles auf ähm ich sag mal die Stereotypen von Mann und Frau aber ich fühich persönlich fühle mich nach wie vor da (.) in so ‘ne bestimmte Rolle auch reingepresst also das ist familiär so das hast du eben gesagt da ist man dann irgendwie offenbar im Wesentlichen ich überspitze jetzt äh der-der Ernährer der Geldbeschaffer (.) (GD7, Z 8-109) Es obliegt somit dem Mann, die Rahmenbedingungen dafür herzustellen, dass die Familie existieren und möglichst reibungslos (‚dass der Laden läuft’) funktionieren kann. Auffallend ist, wie in der Sequenz ein Möglichkeitsraum aufscheint („das weicht sich sicherlich alles auf “), in dem eine andere Verteilung der Ernährer-Verantwortung denkbar wäre, in der der Mann nicht mehr der alleinige „Geldbeschaffer“ ist. Zudem wird die gesellschaftliche Anrufung, der Ernährer sein zu müssen, nicht fraglos akzeptiert. Vielmehr wird der ihr innewohnende Charakter einer Belastung hervorgehoben. Insofern deutet sich hier ein Bruch mit einer tradierten Männlichkeitsposition an, der im Modus der fraglosen Gewissheit die Position des Ernährers innewohnt (vgl. u.a. Meuser 1998). Wie in weiteren Passagen dieser Gruppendiskussion deutlich wird, in denen die Männer berufliche Ausstiegsphantasien entwickeln, wird ein solcher Bruch aber nicht vollzogen, sondern als eine unrealistische Wunschphantasie verhandelt. Die (Schwere der) Bedeutung der Verantwortungsübernahme wird auch von den Teilnehmern einer Gruppendiskussion mit Handwerkern, alles kinderlose Männer mit Migrationserfahrung und zwischen Mitte und Ende 20, betont: „und das [die finanzielle Verantwortung und das Glück der Familie, d.A.] is in meinen Augen eigentlich die einzige Aufgabe die ‘n Mann hat“ (GD12, Z 74-75). Dies ist das Kernelement der Bedeutung von Männlichkeit („einzige Aufgabe“). Die Unabweisbarkeit der Veranwortungsübernahme wird mit dem Satz „es is äh die Pflicht eines Mannes“ (ebd., Z 69) bestätigt; sie ist gleichsam sein fraglos angenommenes ‘habituelles Schicksal’. Darin liegt für diese Männer die Motivation, einer geregelten Berufstätigkeit nachzugehen. Wenn man nur für sich selbst Geld benötigte, dann könne man auch „Pfandflaschen sammeln […] aber du willst ja deine Familie ernähren also is das so der-der Antrieb im Prinzip warum-warum wir das machen was wir machen eigentlich also“ (ebd., Z 84-90). Caring Masculinities? 73 Anders als in der Gruppe zuvor wird diese Verantwortungsübernahme nicht als belastend dargestellt. Aber auch hier wird – auf einer anderen Ebene – ein gewisser Bruch mit der klassischen Männlichkeitsposition sichtbar, indem männliche Verantwortung nicht nur ökonomisch bestimmt, sondern um eine emotionale Komponente erweitert wird. M1: Verantwortung zu übernehmen für die Familie finanziell emotional Y1: Mhm (2) M3: Also ich denke auch so ( ) Y1: Bitte M2: ich denke auch so ich bin der gleichen Meinung von ah M1 °@(.)@° M1: Was es heißt wie ein Mann zu sein Geld zu verdienen ja Geld M3: └Geld verdienen ja┘ M1: verdienen die Verantwortung übernehmen für Familie für die Kinder M3: └Familie für die Frau und Kinder┘ und so was (GD12, Z 24-41) Etwas später wird die emotionale Komponente der Verantwortung des Mannes für die Familie konkretisiert: „Ja=ja also wir müssen uns darum kümmern (.) also (4) und ein Mann zu sein die Frau glücklich zu machen“ (ebd., Z 50-51). Damit wird eine Dimension angesprochen, die, anders als die finanzielle, nicht zwingend zum Repertoire der industriegesellschaftlichen Männlichkeit gehört. Da die emotionale Dimension explizit ausgewiesen wird, kann vermutet werden, dass die Sorge um das Glück der Frau mehr erfordert, als das finanzielle Auskommen zu sichern. Wenn Mannsein die Übernahme von Verantwortung für die Familie in zweifacher Hinsicht, finanziell und emotional, bedeutet, dann zeichnet sich eine Erweiterung der industriegesellschaftlichen Konstruktion von Männlichkeit ab. Um Frau und Kinder emotional glücklich zu machen, bedarf es vermutlich einer Erweiterung des männlichen Verhaltensrepertoires um Eigenschaften, die – im Rahmen des Geschlechterdiskurses der bürgerlichen Gesellschaft – eher weiblich konnotiert sind. Eine etwas anders gelagerte Form der Brüchigkeit finden wir in einer weiteren Gruppe von Polizisten, die aus kinderlosen Männern im Alter von Mitte bis Ende 20 besteht. M1: Verantwortung. Gegenüber also Partnerschaft zumindestens. Verantwortung übernehmen. M2: […] Ich glaub ich würd das rein äh wirklich biologisch sagen, dass man quasi als Mann geboren is und da dann halt die primären Geschlechtsmerkmale vor allem entscheidend sind um das zu bestimmen. M5: Ja ich ähm schließe mich dem M1 an ich ähm glaube als Mann hat man immer gerade wenn man jetzt auf in Beziehungen geht oder man kann das 74 Diana Baumgarten / Diana Lengersdorf / Michael Meuser natürlich dann auch ausweiten zumindest meine Prämisse ist warum ich irgendwie ‘nen Beruf machen will wo ich dann auch später vernünftiges Geld verdiene oder sonst was is dass ich meiner späteren Familie oder was weiß ich Sicherheit geben kann das irgendwie das ich dann sagen kann ja ok das Geld kommt nach Hause wenn ich arbeiten geh das hört vielleicht auch wie dieses klassische Rollenbild an das soll’s aber gar nich sein soll halt einfach sein ich möchte für mich sagen können dass ich ja auch wenn’s scheiße läuft durch das was ich mache das was ich tue ähm ja jemanden quasi ein Leben mit mir ermöglichen kann und nich irgendwie dass ich jemanden auf ‘ner anderen Tasche oder das ich auf ‘ner anderen Tasche lieg. Das is so das da bin ich dann doch etwas klassischer gestrickt also ähm für mich würde=würde es jetzt nich in Frage kommen dass ich ähm Zuhause bleib und nichts mach und auf der Tasche von meiner Frau oder was weiß ich leb das is das könnte ich mit mir selbst nich vereinbaren weil ich einfach da sag nee ich möchte eher dass sich jemand auf mich verlassen kann wie dass ich mich auf jemanden verlasse. (GD8, Z 66-88) Auch hier ist der Selbstanspruch, die ökonomische Verantwortung für die Familie zu übernehmen, unauflöslich mit der Existenz als Mann verbunden. Gleichzeitig stellt sich die alleinige Verantwortung nicht einfach bruchlos dar, vielmehr wird eine gewisse Verschiebung sichtbar. Zumindest andeutungsweise ist die Verantwortung eine wechselseitige: „ich möchte eher, dass sich jemand auf mich verlassen kann, wie dass ich mich auf jemanden verlasse“; „dass beide arbeiten“. Ein distanzlos positiver Bezug auf das klassische Rollenbild scheint nicht mehr möglich, auch wenn es faktisch gelebt wird bzw. wie in diesem Fall für die eigene familiale Zukunft antizipiert wird: „Das hört sich vielleicht auch wie dieses klassische Rollenbild an, das soll’s aber gar nicht sein.“ Vielmehr wird mitgedacht, dass das eigene Rollenbild ein „klassisches“ ist; was wiederum impliziert, dass es eines von mehreren möglichen ist. Die im Ton einer Entschuldigung gehaltene Formulierung macht deutlich, inwiefern die verschiedenen (männlichen) Rollenbilder mit einer unterschiedlichen Wertigkeit belegt sind und das „klassische Rollenbild“ eher negativ besetzt ist. Es muss kenntlich gemacht werden, dass man um diese Wertigkeit weiß und dass man sich von den negativen Aspekten dieses Bildes distanziert. Die Orientierung an einem ‘klassischen’ Männerbild ist nicht auf die familiale Position des Mannes begrenzt. Die Ernährerrolle ist Teil eines homologen Musters eines an traditionellen stereotypen Zuschreibungen festgemachten Männlichkeitsverständnisses. In den zitierten Sequenzen kommt dieses in Formulierungen wie „Stärke zeigen“ oder „Heft in die Hand nehmen“ zum Ausdruck. Typisch ist in dem Zusammenhang auch eine biologistische Begründung. So lautet die erste spontane Antwort der ersten Gruppe von Polizisten auf die Frage, was es bedeutet, Caring Masculinities? 75 ein Mann zu sein: „Ich finde ein Schwanz und unkompliziert im Vergleich zur Frau das ist alles @(.)@ dann bin ich mit dem Thema durch“ (GD1, Z 11-13). Ähnlich, allerdings ‘elaborierter’ in der Wortwahl, beginnt die Diskussion mit der zweiten Gruppe von Polizisten: „Ich glaub ich würd das rein äh wirklich biologisch sagen, dass man quasi als Mann geboren is und da dann halt die primären Geschlechtsmerkmale vor allem entscheidend sind um das zu bestimmen“ (GD8, Z 69-71). Ebenso verbindet eine Gruppe von Männern, die temporär im Gastgewerbe arbeiten, Autonomie, finanzielle Unabhängigkeit und Biologie zu zentralen Kriterien ihres Männlichkeitsverständnisses: „Ich würd sagen äh wenn man für sich selber Verantwortung übernimmt und niemandem zur Last fällt und sowas oder auf=er Tasche liegt oder so dann kann man sich schon als Mann bezeichnen und man ‘nen Penis hat“ (GD17, Z 54-57). Ein Vergleich mit einem Mitte der 1990er Jahre durchgeführten Projekt, in dem ebenfalls Gruppendiskussionen mit Männern – unter Verwendung der gleichen, oben benannten Eingangsfrage – geführt wurden (vgl. Meuser 1998), zeigt einerseits eine deutliche Persistenz hinsichtlich der Bedeutung der Ernährerfunktion für das männliche Selbstverständnis, andererseits lässt sich eine Verschiebung im Reden über Männlichkeit feststellen. Diese wird in den skizzierten Brüchen sichtbar. Eine in diesen Brüchen sich ausdrückende Zurückhaltung, die zentrale Bedeutung der Ernährerfunktion für die Konstruktion hegemonialer Männlichkeit auszustellen, lässt sich in den Gruppendiskussionen von vor 25 Jahren nicht finden. Aktuell wird die Artikulation der Verantwortung des Mannes mit einschränkenden, quasi entschuldigenden Klauseln versehen. So heißt es in der Diskussion mit der zweiten Gruppe von Polizisten: „Das hört sich vielleicht auch wie dieses klassische Rollenbild an, das soll’s aber gar nicht sein.“ In einer weiteren Gruppe wird die Selbstbeschreibung als Ernährer der Familie mit der Warnung versehen: „das kann halt auch super falsch rüberkommen“ (GD8, Z 113). Solche Männer sehen sich einem Rechtfertigungsdruck ausgesetzt: „‘tschuldigung ich habe ein recht konservatives Bild als Versorger der Familie“ (GD13, Z 8-9). Hier wird eine gewisse Relativierung sichtbar. Man kann sich nicht mehr distanzlos positiv auf das klassische Rollenbild beziehen, auch wenn man es faktisch lebt. Es hat an selbstverständlicher Legitimität verloren. Daher kann man das, was man sagen will, nicht mehr ‘unverblümt’ ausdrücken. Man muss immer mitbedenken, wie es ‘rüberkommt’. Derartige (Selbst-)Zweifel waren den Mitte der 1990er Jahre untersuchten Männern noch fremd. 76 Diana Baumgarten / Diana Lengersdorf / Michael Meuser Mannsein heißt, die geteilte Verantwortung für die Kinder zu übernehmen Die Männer der unter diesem Typ von Verantwortung versammelten Gruppen eint ein Verständnis, in dem die Figur des Ernährers als Abgrenzung benutzt wird, um die davon abweichende Selbstdefinition als Mann deutlich zu machen: „@also so@ diese-diese klassische äh Rolle des Mannes die gibt‘s ja so nicht mehr der Beschützer, der Ernährer und so weiter ist ja alles total aufgeweicht“ (GD5, Z 186-189). Diese Aussage aus einer Gruppe mit Physikern, die aus einem kinderlosen Mann und zwei Vätern im Alter von Ende 30 bis Mitte 40 besteht, finden wir in ähnlicher Weise auch in einer Gruppe mit Kindergartenerziehern, bestehend aus kinderlosen Männern und Vätern im Alter von 20 bis 40 Jahren wieder: „[in] der Gesellschaft wirst du oft noch äh(.) definiert darüber du bistdu musst derjenige sein du bist du musst der Starke sein du musst der Ernährer sein“ (GD6, Z 48-50). Anders als im vorangegangenen Verantwortungstyp wird Männlichkeit hier nicht über hegemoniale Aspekte bestimmt. Im Gegenteil, diese werden kritisch als gesellschaftlich basierte normative Anforderungen diskutiert. Sie sind für diese Männer weder positiv besetzt noch werden sie als zeitgemäß empfunden. Die Anrufung als Ernährer der Familie bzw. das Ausfüllen dieser Position wird nicht als (männliches) Privileg wahrgenommen. Insofern findet sich hier ein kritisch-oppositionelles Abarbeiten an gesellschaftlichen Zuschreibungen und Normierungsprozessen. Die Männer schreiben sich selbst zu, ‘moderne Männer’ zu sein, was sie an der hälftigen Übernahme der Erziehungs- und Fürsorgearbeit festmachen: M1: Also wir in der Familie äh mit meiner Frau machen das im Moment so, dass wir halbe halbe das machen also auch die Betreuung bei unserem ersten Kind haben wir ähm (.) hat meine Frau ist erst sechs Monate Zuhause geblieben dann bin ich Zuhause geblieben und danach war er schon relativ früh in der Tagespflege und jetzt bei-bei unserem zweiten Sohn haben wir jetzt eben bisschen länger gewartet mit der Betreuung, das heißt der wird jetzt im Sommer erst betreut werden und haben das bislang eben alles so ähm aufgeteilt und ähm das ist natürlich jetzt ähm (.) ich empfinde das schon irgendwie als modernes Bild sozusagen des Mannes (GD5, Z 17-27) Die Schilderung der Aufgabenverteilung erfolgt in einem Duktus der Normalität und mit großem Selbstverständnis: „es ist einfach unsere gemeinsame Aufgabe das zu tun“ (ebd., Z 270) . Man kann sich quasi gar nicht anders entscheiden, als Elternschaft gleichverteilt zu organisieren. Die gleichberechtigte Aufteilung der elterlichen Fürsorge zieht nach sich, was eingangs als wesentliches Merkmal veränderter Vorstellungen von Vaterschaft beschrieben wurde, nämlich eigenständige väterliche Fürsorgekompetenzen, aus denen eine gute Vater-Kind-Beziehung erwächst: Caring Masculinities? 77 M1: dass sozusagen die Frau als erste Bezugsperson der Kinder ähm (.) in irgendeiner Art und Weise natürlich ist ähm und ähh ich persönlich glaube das nicht und ich empfinde das auch nicht so“ (ebd., Z 32-35) Dass Normalitätsverständnis dieser Männer ist jedoch kein einfach gegebenes, es auszubilden bedurfte der Auseinandersetzung mit hegemonialen Geschlechternormen, wie sie in der Herkunftsfamilie erlebt wurden: M2: also äh in meiner Familie wars sehr @traditionell sag ich mal so@ […] das war eigentlich etwas ähm was ich so in meiner äh in meinem Leben nicht haben wollte also das wa-weiß-wußte ich schon ziemlich bald, dass ich das eigentlich nicht nachleben möchte […] M3: └ja ich glaube M2: └diese Rolle möchte einfach nicht einnehmen M3: └ja M2: └oder das diese Bedeutung möchte ich damit nicht verbinden (GD 5, Z 138-171) Durch eine bewusste Ablehnung herkömmlicher männlicher Positionen („diese Bedeutung möchte ich nicht damit verbinden“) entsteht unweigerlich die Notwendigkeit, die eigene Männlichkeit anders zu entwerfen. Insbesondere das hierarchische Geschlechterverhältnis mit dem Mann als übergeordnetem Familienoberhaupt und einer untergeordneten (Haus-)Frau wird als nicht zu den eigenen Vorstellungen passend ausgewiesen. Zur Begründung wird auf die Scheidung der eigenen Eltern Bezug genommen, deren Ursache ganz wesentlich in diesem ungleichen Machtverhältnis gesehen wird. Um die eigene Partnerschaft nicht derselben Gefahr auszusetzen, braucht es eine Überwindung des zu Hause vermittelten patriarchalen Männlichkeitsbildes: „ich weiß nicht also dieses-dieses gemeinsame Entwickeln und irgendwo immer auf Augenhöhe bleiben das äh fand ich für-für ‘ne Partnerschaft total wichtig“ (ebd., Z 339-341). Nicht nur in der Gruppe der Physiker, sondern auch in der der Erzieher wird deutlich, dass es hierfür eine Frau als Gegenüber braucht, für die die Übernahme von Erwerbsarbeit und die Verwirklichung ihrer beruflichen Identität neben der Familie selbstverständlicher Teil ihres Lebensentwurfs ist. Die Ablehnung der Ernährerverantwortung geht mit einem Anspruch an die Berufstätigkeit der Partnerin bzw. Frau einher, die damit auch in der Lage ist, für sich selbst sorgen zu können: „Du hast nicht nur die Verantwortung für Dich und Deine Freundin, die letztendlich, wenn’s hart auf hart kommt auch für sich selbst sorgen kann, sondern Du hast halt einfach noch ein Bambini oder auch zwei“ (GD6). Die männliche Verantwortung ist somit eine rein väterliche, die ausschließlich auf die Kinder zielt. Insofern als dies mit einer Ablehnung der hierarchisch übergeordneten 78 Diana Baumgarten / Diana Lengersdorf / Michael Meuser Position des Mannes in der Familie einhergeht, zeigen sich hier Elemente einer ‘caring masculinity’ in dem von Elliott skizzierten Verständnis (s.o.). Eine Auseinandersetzung mit hegemonialen Konzeptionen von Männlichkeit (wie auch Weiblichkeit) findet sich auch in einer Diskussion mit einer Gruppe von Kameramännern, alles Väter im Alter von 30 bis Mitte 50: M3: was mich total irritiert- was mich auch an nem- an nem modernen Frauenbild total irritiert (.) Ähm dass=sozusagen da gibt’s auch=überhaupt keine Anstrengung in die Richtung das is einfach selbstverständlich (.) dass das Geld- und alles was körperlich is (.) von mir kommt (.) und äh (.) an manchen Stellen is es dann auch (.) geht’s mir auch deutlich zu weit muss ich sagen (.) Da gibt’s dann Auseinandersetzungen- […] und ich hätte eigentlich auch gedacht dass ich da ‘n modernerer (.) oder ich hab modernere Ansprüche eigentlich (.) Aber ähm- da gibt’s (.) viele Konflikte- wenn ich da- nich=zu bereit bin zu bestimmten Sachen gibt’s einfach oft (.) Ärger (GD23, Z 226-240) Während sich dieser Mann als selbstbewusster Akteur bei der Durchsetzung moderner Vorstellungen von Männlichkeit versteht, hat seine Partnerin seiner Wahrnehmung nach Mühe mit der Öffnung und Verschiebung bislang gültiger Geschlechterstereotype. Waren es lange Zeit Frauen, die ein anderes Männerbild eingefordert haben, sind nun auch Frauen damit konfrontiert, ihr Verständnis von Männlichkeit (und damit ihrer eigenen Weiblichkeit) zu reflektieren. Die Neuverhandlungen von Geschlechternormen und die Veränderung tief verwurzelter Verhaltensmuster kann sich durchaus als langwieriger und mühsamer Prozess entpuppen („viele Konflikte“), der zudem ungleichzeitig innerhalb eines Paares abläuft. Dass sich ein nicht hegemoniales männliches Selbstverständnis an den als gegenläufig wahrgenommenen Erwartungen der Partnerin bricht, markiert nur eine Problemkonstellation im Bemühen um eine Verabschiedung des traditionellen Verständnisses des Mannes als Ernährer der Familie. Männer, die sich darum bemühen, sehen sich in vielfacher Weise mit den tradierten Zuschreibungen konfrontiert, wie in einer Gruppe selbständig arbeitender Kulturunternehmer – Väter und kinderlose Männer im Alter von Mitte bis Ende 40 – deutlich wird: M3: es gibt ‘ne Zuschreibung von außen mit ‘ner Erwartungshaltung der man dann entsprechen kann oder nicht und vielleicht auch nicht entsprechen will (.) An der man sich dann irgendwie abarbeitet und die gibt’s schon im Alltag überall M2: └Mhm┘ M3: von Anfang an […] (GD22, Z 141-149) Die Zuschreibungen sind „überall im Alltag“ eingelassen und zwar „von Anfang an“. Trotz dieser Totalität macht sich in der Gruppe weder eine Verunsicherung Caring Masculinities? 79 noch eine Fatalität bemerkbar, sondern es wird auf eine grundlegende Wahlmöglichkeit hingewiesen, die in den Gruppen des ersten Typus nicht artikuliert wird: Man kann diesen Zuschreibungen entsprechen oder auch nicht. Vor allem wird die Möglichkeit entworfen, sich bewusst gegen eine zugeschriebene Männlichkeit zu entscheiden. Allerdings beschreiben diese Männer immer wieder Momente, in denen ‘Reste’ der abgelehnten zugeschriebenen Männlichkeit sie gleichsam einholen. Bezeichnenderweise wird dies im Kontext der Verantwortung als Vater thematisiert. M3: Ja das mein ich ja auch das man feststellt dann-[…] dass Dinge von denen de selber eigentlich geglaubt hast das de sie äh- das du ‘ne größere Distanz dazu hast oder dich davon mehr gelöst hast dass die in bestimmten Lebenssituationen dann doch auf dich zurückkommen und du erkennst oh ich bin da auch verstrickt in sig- diesen (.) We:rten und und und pf=Vorstellungen die eben kulturell so verankert sind und dann- isses sowas auch was wie genau: äh du hast ‘ne Familie und jetzt denkst du auf einmal du musst- äh du musst dich da kümmern irgendwie oder du musst da so’ne aktive ((holt Luft)) äh:- Rolle einnehmen in dem Absichern von von der Lebenssituation oder so das hab ich schon gespürt ((holt Luft)) bei mir auch (GD22, Z 211-230) Die Anrufung als Ernährer der Familie bzw. das Ausfüllen dieser Position wird nicht als ein Privileg des Mannes wahrgenommen. Im Weiteren berichtet M3 von einem beruflichen Schritt, als dessen Folge sich „mehr Absicherung“ für die Familie ergeben hat. Und wie er „auf einmal son Stolz dafür empfunden“ (ebd., Z 243-244) hat. Dieses Gefühl des Stolzes irritiert ihn aber mehr, als dass er es genießt. Darin dokumentiert sich zweierlei: zum einen, in dem Gefühl des Stolzes, eine strukturelle Dominanz des traditionellen, an die Ernährerposition gebundenen Musters väterlicher Verantwortungsübernahme, zum anderen, in der Irritation, eine kritische Distanz zu diesem Muster. Aber noch in der Negation macht sich die (hegemoniale) Macht des Negierten geltend. Die Männer beschreiben, wie sie „schon auch konventioneller geworden“ (ebd., Z 284-285) sind, im Sinne einer (allerdings begrenzten bzw. moderaten) Annäherung an traditionelle Männlichkeitsmuster. Während bei dem ersten Verständnis väterlicher Verantwortungsübernahme die Reklamierung der Position als Ernährer und Oberhaupt der Familie in ein übergreifendes, auf traditionelle Geschlechterstereotype bezogenes Männlichkeitsverständnis eingelassen ist, finden sich bei dem zweiten Typus deutliche Distanzierungen von solchen Stereotypen wie auch von biologistischen Begründungen geschlechtlicher Arbeitsteilung. Die Kameramänner lehnen eine automatische Zuweisung anstrengender körperlicher Arbeiten an sie ab, die 80 Diana Baumgarten / Diana Lengersdorf / Michael Meuser Kindergartenerzieher stellen in Frage, dass die Mutter zwangsläufig die erste Bezugsperson des Kindes ist. Schluss: hegemoniale Männlichkeit oder caring masculinities? In den Gruppendiskussionen zeigt sich ein vielschichtiges Vaterschaftsverständnis, wie es auch in Survey-Daten zum Ausdruck kommt. Der Ernährer und der involvierte Vater sind Leitbilder, die nahezu gleichermaßen orientierungsrelevant sind (vgl. Baumgarten et.al. 2017; Gille 2009; Jurczyk/Klinkhardt 2014; Lück 2015; Zerle/Krok 2009). In den Gruppendiskussionen wird deutlich, dass weder das eine noch das andere Leitbild väterlicher Verantwortungsübernahme bruchlos umgesetzt werden kann. Insofern macht sich nicht nur in der Relation der beiden zuvor erläuterten Vaterschaftsverständnisse, sondern – in unterschiedlichem Maße – in jedem von ihnen die das Geschlechtsverhältnis grundsätzlich kennzeichnende Entwicklungsdynamik einer Gleichzeitigkeit von Wandel und Kontinuität geltend (vgl. Meuser 2019). Auch dort, wo wie beim ersten Typus in der Tradition der bürgerlichen Gesellschaft gründende Vaterschaftskonzepte und Männlichkeitskonstrukte aufgerufen werden, kann dies nicht mehr ohne eine gewisse Relativierung erfolgen, in der deutlich wird, dass Männer darum wissen, dass ihre Sichtweise inzwischen gesellschaftlich umkämpft ist und mithin den Charakter der Fraglosigkeit eingebüßt hat. Mit Bourdieu (1997b, 226) lässt sich feststellen, „daß sich die männliche Herrschaft nicht mehr mit der Evidenz des Selbstverständlichen durchsetzt. Heute ist sie etwas, das man verteidigen oder rechtfertigen muß, etwas, wofür man sich verteidigen oder rechtfertigen muß“. Darin zeigt sich die (wachsende) Brüchigkeit des der industriegesellschaftlichen Konstruktion von Männlichkeit entsprechenden Konzepts väterlicher Verantwortung. Zudem deutet sich eine Erweiterung dieses Verständnisses an, wenn der (vorrangigen) ökonomischen Dimension eine emotionale an die Seite gestellt wird. Aber auch dann bleibt die diesem Verantwortungsverständnis inhärente Geschlechterhierarchie erhalten. Diese Hierarchie bzw. die hegemoniale Position des Mannes im privaten Geschlechterverhältnis von Partnerschaft und Familie steht bei dem zweiten Typus explizit zur Disposition. Insofern ist hier der Aspekt des Wandels zumindest vordergründig stärker präsent. Mit dem von diesen Männern vertretenen, den Aspekt der Sorge akzentuierenden, Verständnis väterlicher Verantwortung verbindet sich eine Absage an das in der Geschlechterordnung der bürgerlichen Gesellschaft fußende hegemoniale Männlichkeitskonstrukt. Insofern kommen diese Männer dem nahe, was Elliott (2016, 241) zufolge caring masculinities Caring Masculinities? 81 kennzeichnet: „rejection of dominance“ und „incorporation of values of care into masculine identities“ (s.o.). Wie bei dem ersten Typus sind aber auch hier Brüche sichtbar. Das kritisierte hegemoniale Männlichkeitskonstrukt erweist sich als wirkmächtig – auch gegen die Intentionen der Akteure. Spätestens, wenn sie Vater werden, werden sie (zumindest partiell) von diesem Konstrukt in der alltäglichen Praxis eingeholt. Insofern macht sich auch hier die Gleichzeitigkeit von Kontinuität und Wandel geltend. Wie Giddens (1995, 173) hervorhebt, besteht „Kontinuität […] auch während der radikalsten und fundamentalsten Phasen sozialer Transformation“. Elliotts Verständnis zufolge haben caring masculinities das Potential einer fundamentalen Transformation der Geschlechterverhältnisse. Ob dem zweiten oben skizzierten Vaterschaftsverständnis ein solches Potential innewohnt, lässt sich nicht abschließend beantworten. Zumindest stellt es eine Herausforderung des Konstrukts hegemonialer Männlichkeit dar. Herausgefordert zu werden ist allerdings ein grundlegendes Merkmal hegemonialer Positionen, Strukturen und Praktiken. „Hegemoniale Männlichkeit ist […], wie auch Connell immer wieder betont, kein starres Gebilde, sondern eine historisch-gesellschaftlich variable Konfiguration vergeschlechtlichter Praktiken, die mit immer neuen Herausforderungen konfrontiert ist und sich in Auseinandersetzung damit beständig neu formiert“ (Lengersdorf/Meuser 2010, 95). Hegemoniale Männlichkeit bedarf zudem anderer Männlichkeiten; sie existiert nur in Relation zu diesen. Hegemonie besteht darin, eine Grenze zu markieren „zwischen dem, was legitimerweise innerhalb der intelligiblen Sphäre der Gesellschaft und ihrer akzeptablen Identitäten verläuft, und dem, was als bedrohliches, inakzeptables und kaum begreifbares Anderes außerhalb der Grenzen der Gesellschaft […] situiert wird“ (Reckwitz 2008, 77f.). Ob caring masculinities diesseits oder jenseits dieser Grenzen liegen, ist eine empirisch offene Frage; sie kann auf der Grundlage unseres Datenmaterials nur ansatzweise beantwortet werden. Betrachtet man den gesellschaftlichen Diskurs zu Vaterschaft, scheint es, als würden zumindest Elemente von care in wachsendem Maße in legitime Männlichkeitskonzepte integriert, während eine radikale Transformation von hegemonialer Männlichkeit in caring masculinity als neues (hegemoniales?) Leitbild von Männlichkeit nicht zu beobachten ist. Wie unsere Daten nahelegen, erscheint es hingegen als wahrscheinlich, dass ein an care orientiertes Verständnis von Vaterschaft in (den Notwendigkeiten und Routinen) alltäglicher Praxis von hegemonialer Männlichkeit überlagert wird. Möglicherweise konfiguriert sich hegemoniale Männlichkeit in der Auseinandersetzung mit care-Praktiken von Vätern gegenwärtig auf eine neue Weise. Mit Blick auf unsere Daten sind wir skeptisch gegenüber Elliotts Entwurf, in caring masculinities einen Gegenentwurf zu hegemonialer Männlichkeit zu 82 Diana Baumgarten / Diana Lengersdorf / Michael Meuser sehen. Stattdessen zeichnet sich darin eine Entwicklung ab, die mit Lenz (2013, 126) als „Übergang zu einer flexibilisierten Geschlechterordnung“ (Herv. i.O.) begriffen werden kann. Gegenwärtige Gesellschaften weisen, so Link (1999, 171) „die Errungenschaft möglichst breiter Übergangszonen zwischen Normalität und Anormalität“ auf. In einer solchen (flexiblen) Übergangszone bewegt sich ein um care-Praktiken erweitertes Verständnis von Vaterschaft. Eine Erweiterung legitimer Männlichkeitskonzepte durch eine Integration von care-Praktiken tangiert traditionelle Vorstellungen nicht nur von Vaterschaft, sondern auch von Mutterschaft. Ein Wandel von Vaterschaft hat einen Wandel von Mutterschaft zur Voraussetzung und zur Folge. Eine Erweiterung des Verständnisses väterlicher Verantwortung um care-Aufgaben ist im Alltag der Familie nur umsetzbar, wenn gängige Vorstellungen mütterlicher Verantwortlichkeit und damit verbundene Weiblichkeitskonzepte revidiert werden. Dies eröffnet Optionen für eine (Neu-)Gestaltung von Familienverhältnissen jenseits tradierter Geschlechterzuständigkeiten und erhöht die Komplexität von Familienverhältnissen. Wie wir an anderer Stelle gezeigt haben, beinhaltet diese Komplexitätssteigerung das Potential einer neuen Art von Geschlechterkonflikt: von care-Konkurrenzen zwischen Vater und Mutter, die sich um die Frage drehen, wer in welchem Maße in der Lage ist, care-Arbeiten kompetent und ‘fachlich’ gut zu erledigen (Lengersdorf/Meuser 2016; Meuser 2014). Caring masculinity verändert Familienverhältnisse. Ob diese dadurch spannungsärmer oder -reicher werden, hängt davon ab, wie im alltäglichen doing familiy Care-Zuständigkeiten zwischen den Partnern ausgehandelt werden. Literatur Baumgarten, Diana/Wehner, Nina/Maihofer, Andrea/Schwiter, Karin, 2017: „Wenn Vater, dann will ich Teilzeit arbeiten“ Die Verknüpfungen von Berufs- und Familienvorstellungen bei 30jährigen Männern aus der deutschsprachigen Schweiz. GENDER. Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft. Sonderheft 4, 76-91. Beck-Gernsheim, Elisabeth, 1998: Was kommt nach der Familie? Einblicke in neue Lebensformen. München. 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