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Stephan Deiters Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde Neue Überlegungen zur Siedlungsentwicklung während der späten Bronzezeit Westfalens Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15, 2020/2021 Herausgeber Schriftleitung Redaktion und Lektorat Layout Satz Online publiziert LWL-Archäologie für Westfalen, Michael M. Rind Birgit Münz-Vierboom, Ulrich Lehmann Ulrich Lehmann, Kim Marina Moritz Barbara Schulte-Linnemann Julica Bracht, Christiane Gerda Schmidt 28.10.2021 Inhalt 1 Einleitung 331 2 Spätbronzezeitliche Befunde 333 3 Die Keramikfunde 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 3.8 337 Schrägrandgefäße und Schrägrandbecher 337 Halsgefäße 338 Becher 338 Schalen 339 Henkeltassen 339 Napf 340 Doppelkonus 340 Typologisch nicht näher zuweisbare Formen 340 4 Datierung der Befunde 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 Befund 21 Befund 22 Befund 23 Befund 26 Fazit 343 342 342 342 342 342 5 Die Fundstelle im regionalen und überregionalen Kontext 345 5.1 Überblick zu Westfalen in der späten Bronzezeit 345 5.2 Siedlungscharakter von Unna-Uelzen und kulturelle Einflüsse in Westfalen 348 5.3 Zu den Lebensumständen der spätbronzezeitlichen Bewohner Westfalens und Fragen der Demografie 352 5.4 Ein polykulturelles Westfalen? 354 5.5 Klimawandel als eine Ursache? 359 5.6 Die spätbronzezeitliche Bevölkerungsentwicklung in Westfalen – Versuch einer Rekonstruktion 364 5.7 Alte Theorien – neue Daten 367 6 Synthese und Ausblick 7 Literatur und Quellen 8 Katalog 383 370 372 9 Anhang – Liste spätbronzezeitlicher Siedlungsplätze Tafeln 405 392 Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde 331 1 Einleitung 1 Zu dieser Fundstelle sind bereits zwei kürzere Artikel erschienen: Cichy/Kunze/Müsch 2016; Deiters 2020. 2 Das Manuskript zu diesem Aufsatz wurde im April 2018 eingereicht. Nachträglich erschienene Literatur wurde später nur in Ausnahmefällen eingearbeitet. 3 Die hier vorgestellten Thesen stehen beispielsweise teilweise im Widerspruch zu den Ergebnissen der Habilitationsschrift von Nikulka über die archäologische Demografie der europäischen Metallzeiten (Nikulka 2016). Abb. 1 Unna-Uelzen; Lage der Fundstelle (blauer Kreis). M ca. 1:50.000 (Kartengrundlage: DTK25; Grafik: LWLArchäologie für Westfalen/S. Deiters). einen Erosionsverlust von Bodenmaterial in einer Stärke von rund 0,5 m seit dem Neolithikum gibt. 4 Das nächstgelegene Fließgewässer ist der Kessebürener Bach, der etwa 270 m südöstlich der Fundstelle verläuft und unweit nordöstlich in den Lünerner Bach mündet. 5 Schon im Vorfeld waren aus der näheren Umgebung mehrere andere archäologische Fundstellen mit Funden und Befunden unterschiedlichster 4 Cichy/Kunze/Müsch 2016, 51. 5 Die Topografie lässt darauf schließen, dass es auch in der späten Bronzezeit kein näher an der Fundstelle verlaufendes Fließgewässer gab. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Im Folgenden soll eine Fundstelle aus Unna mit spätbronzezeitlichen Siedlungsbefunden und recht umfangreichem Fundmaterial der Urnenfelderkultur (AKZ 4412,0228) 1 vorgestellt werden. 2 Darüber hinaus wird dieser Siedlungsplatz in den regionalen und überregionalen Kontext eingeordnet, wobei auch die großräumigen Entwicklungen dieser Zeit eine Rolle spielen. 3 Die Fundstelle liegt im heutigen Industriepark Unna unweit nördlich der A 44, etwa 2,5 km östlich des historischen Stadtkerns von Unna und 1,3 km südlich der alten Hellwegdörfer Uelzen und Mühlhausen, die heute als Vororte zu Unna gehören (Abb. 1). Naturräumlich liegt dieser Bereich in den oberen Hellwegbörden am Nordhang des Haarstrangs im Grenzbereich zwischen Tiefland (im Norden) und Mittelgebirge (im Süden). Fruchtbare Böden (Parabraunerden aus Löss) sowie zahlreiche Quellen und Bäche in der Umgebung stellen siedlungsgünstige Faktoren dar, die schon neolithische Ackerbauern anzogen, wie auch Siedlungsbefunde der Rössener Kultur an dieser Stelle zeigen. Die Ausgrabungsfläche ist bis in jüngste Zeit als Acker genutzt worden. Sie liegt auf einem sanften Geländerücken bei etwa 131,0–132,5 m ü. NN mit einem geringfügigen Anstieg von Nordost nach Südwest (Abb. 2), wobei es Hinweise auf 332 Stephan Deiters dass archäologisch relevante Strukturen vorhanden waren. Es wurde testweise ein Planum von ca. 10 m x 20 m angelegt, in dem zwölf Befunde erkennbar waren, die vorgeschichtliche Keramikscherben enthielten. Die LWL-Archäologie veranlasste daraufhin eine vollständige Ausgrabung des Plangebietes, die vom 12. bis zum 21. Januar 2015 bei winterlich nasser Witterung durchgeführt wurde (Abb. 3). 7 Die Grabungsfläche war etwa 105 m lang und 22–31 m breit mit einer Gesamtfläche von etwa 2600 m². Insgesamt wurden dabei 57 vorgeschichtliche Befunde untersucht, von denen 10 sicher oder zumindest wahrscheinlich aus der späten Bronzezeit stammen und mit ihren zugehörigen Funden Gegenstand dieser Betrachtung sein sollen. 8 Abb. 2 Unna-Uelzen; Lage der Ausgrabungsfläche (rot markiert). M ca. 1:5.000 (Kartengrundlage: Land NRW [2018] – Lizenz dl-de/zero-2-0; Grafik: ARCHAEOnet GbR; LWL-Archäologie für Westfalen/S. Deiters). 7 Die Ausgrabung wurde von der Grabungsfirma ARCHAEOnet GbR (Bonn) durchgeführt; die Projektleitung hatte Zafer Görür, die technische Leitung vor Ort Christoph Döllerer. Beim Verfassen dieses Aufsatzes stand neben der üblichen Grabungsdokumentation auch ein recht ausführlicher Abschlussbericht (inklusive Katalog) der beiden genannten Personen zur Verfügung. Bodenproben aus den spätbronzezeitlichen Befunden wurden nicht genommen. Zudem liegt nur eine kleine Holzkohlenprobe aus Befund 23 vor, obwohl beispielsweise der Brunnen (Befund 53) sehr viel Material enthielt. Somit ist praktisch kein Material für archäobotanische Untersuchungen oder 14C-Analysen vorhanden, das über eine sichere Datierung einzelner Befunde hinaus wertvolle Aufschlüsse hätte liefern können. Es wäre wünschenswert, wenn zukünftig bei ähnlichen Ausgrabungen mehr Wert auf die Entnahme von Bodenproben gelegt werden würde. 8 Von den übrigen Befunden stammen 41 aus dem Neolithikum (Rössener Kultur); 6 können nur allgemein in die Vorgeschichte datiert werden. Abb. 3 Unna-Uelzen; Arbeitsfoto während der Ausgrabung (Foto: ARCHAEOnet GbR). Zeitstellung bekannt, sodass beim Erweiterungsbau einer Halle 6 Mitarbeiter der LWL-Archäologie für Westfalen, Außenstelle Olpe, den Oberbodenabtrag beaufsichtigten. Dabei wurde schnell klar, 6 Im nördlich angrenzenden Areal existierte bereits eine Lagerund Umschlaghalle der Firma EXA-Fruchtimport GmbH & Co. KG, die in südliche Richtung erweitert werden sollte. 333 Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde 2 Spätbronzezeitliche Befunde 23 26 21 22 19 41 53 40 5 4 0 10 m Abb. 4 Unna-Uelzen; 1. Planum der Ausgrabung mit sicher spätbronzezeitlichen Befunden (rot), wahrscheinlich spätbronzezeitliche Befunden (orange), einer starken Fundkonzentration in Befund 26 (blauer Punkt) und allen anderen Befunden (grau) (Grafik: LWL-Archäologie für Westfalen/S. Deiters). . 9 Die Befundnummern 34, 35, 36, 37 und 38 stellen »Unterbefunde« dieses Befundes dar, die erst im 2. Planum oder in einem Profil erkennbar wurden. 10 Die Befundnummern 60, 61 und 62 stellen »Unterbefunde« dieses Befundes dar, die erst im 2. Planum erkennbar wurden. 11 Das Substrat der neolithischen Befunde war regelhaft sehr tonreicher Schluff (Ut3) von überwiegend dunkelgraubrauner Farbe mit hellbraunen und hellgrauen Flecken. Bei den eindeutig spätbronzezeitlichen Befunden war das Substrat dagegen weniger tonhaltig (Ut2) und heller (überwiegend grau bis hellbraun). Die neolithischen Befunde waren insgesamt deutlich besser erkennbar als die spätbronzezeitlichen. Ähnliche Beobachtungen werden auf Lössböden immer wieder gemacht. Fundgut enthielten, als wahrscheinlich spätbronzezeitlich angesprochen werden (Abb. 4). Die meisten Befunde wurden schon von den Ausgräbern als Materialentnahmegruben bzw. -grubenkomplexe interpretiert, die primär zur Lehmgewinnung angelegt und sekundär mit Abfällen verfüllt wurden (Abb. 5).12 Das Material könnte beim Hausbau (zum Bestreichen von Flechtwerkwänden u. Ä.), beim Bau von Öfen oder zur Herstellung von Keramik ver- 12 Vgl. Schwellnus 1984. Typischerweise wurden solche Materialentnahmegruben sukzessive bei Bedarf erweitert und entsprechende Beobachtungen konnten auch in UnnaUelzen gemacht werden: Die größten Befunde bestanden aus mehreren kaum voneinander trennbaren Gruben, deren Verfüllungsschichten sich vielfach über mehrere Teilbefunde erstreckten. Es ist daher von einer mehr oder weniger gleichzeitigen Verfüllung auszugehen. Vergleichbare Befunde dieser Zeit sind beispielsweise in der Niederrheinischen Bucht häufig belegt (vgl. Ruppel 1990, 63). Aus Westfalen sind ähnliche spätbronzezeitliche Befunde aus Bochum-Hiltrop, Fundstelle östlich der Zeche Lothringen IV, bekannt (vgl. Brandt 1997, 63–66. 68; zur Datierung: Sicherl 2014, 79). Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Lediglich drei Befunde (219, 22 und 2610) konnten anhand ihres Fundmaterials eindeutig der späten Bronzezeit zugewiesen werden. Dabei zeigte sich, dass sie sich auch in ihrem Verfüllungssubstrat von denen der Rössener Kultur am Ort unterscheiden ließen.11 Daher konnten sieben andere Befunde (4, 5, 19, 23, 40, 41 und 53) mit gleichartigem Verfüllungssubstrat, die kein entsprechend datierbares 334 Stephan Deiters 1 6 2 3 3 0 1m 1 1 4 3 5 4 6 Abb. 5 Unna-Uelzen; Profilschnitt durch Befund 26, eine Materialentnahmegrube (Munsell-Farbcodes in Klammern). 1: Ut2–3, dunkelbraungrau (2,5Y 5/1, 2,5Y 5/2) mit ockerfarbenen Flecken (10YR 6/4), Holzkohleflitter (2 %), Rotlehm (1–2 %), Manganausfällungen; 2: Ut2, fleckig ockerfarben und braungrau (10YR 6/2, 10YR 6/4, 10YR 6/5, 10YR 6/6), Holzkohleflitter (1 %), Rotlehm (1 %), Manganausfällungen; 3: Ut2, braungrau (10YR 6/2, 10YR 6/3) mit hellbraunen und ockerfarbenen Flecken (10YR 7/2, 10YR 6/6), Holzkohleflitter (1 %), Rotlehm (1 %), Manganausfällungen; 4: Ut2, fleckig braungrau und ockerfarben (10YR 6/2, 10YR 6/6), Holzkohleflitter (2 %), Rotlehm (1 %), Manganausfällungen; 5: Ut2–3, braungrau (10YR 6/2, 10YR 6/3), Manganausfällungen; 6: Ut2, ockerfarben (10YR 6/4, 10YR 6/5, 10YR 6/6), Manganausfällungen (Grafik: LWL-Archäologie für Westfalen/S. Deiters). wendet worden sein – also für Siedlungsaktivitäten im engeren oder weiteren Sinne. Hinzu kommt Befund 53, bei dem es sich um einen Brunnen handeln dürfte (Abb. 6), der nur unvollständig ausgegraben werden konnte und kein datierbares Fundmaterial enthielt. 13 Wo der zugehörige Siedlungskern liegt, ist ungewiss. Da in den spätbronzezeitlichen Befunden vielfach auch Holzkohle und Rotlehm 14 angetroffen wurden, ist eine räumliche Nähe zu den Siedlungs- Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 13 14 Der Befund wurde schon im Vorbericht erwähnt, allerdings ohne funktionale Deutung (Cichy/Kunze/Müsch 2016, 51). Er lag etwas abseits westlich der sicher spätbronzezeitlichen Befunde in einem Bereich mit neolithischen Gruben. Aufgrund der vorgesehenen Baueingriffstiefe konnte er nur bis ca. 1 m unter Planum untersucht werden, was zur sicheren Klärung des Befundcharakters nicht ausreichend war. Dem Erscheinungsbild im Profil nach zu urteilen, dürfte es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Brunnen handeln. Dies war auch schon von den Ausgräbern in ihrem internen Abschlussbericht erwogen worden. Allerdings führten sie das Fehlen von charakteristischen ringförmigen Spuren, wie sie durch die Einwirkung des Wassers bei einem Brunnen üblicherweise anzutreffen seien, als Gegenargument an. Die Verfüllung unterschied sich deutlich von den benachbarten neolithischen Befunden und es wurde eine Ähnlichkeit mit dem eindeutig spätbronzezeitlichen Befund 26 konstatiert. Es sei noch darauf hingewiesen, dass in den vergangenen Jahrzehnten auch mehrere spätbronzezeitliche Brunnen im Rheinland nachgewiesen werden konnten (Tutlies/Weber 2012, 328–329). Allerdings konnten in keinem Fall sicher Abdrücke von Flechtwerk beobachtet werden. Der Rotlehm muss nicht zwangsläufig von lehmverputzten Flechtwerkwänden, die zu einem Haus gehörten, stammen. Er könnte auch bei der Erneuerung von Herdstellen, Back- oder Töpferöfen o. Ä. angefallen sein (vgl. z. B. Ruppel 1990, 84). gebäuden wahrscheinlich. Es erscheint durchaus möglich, dass sie ebenfalls im Bereich der Ausgrabungsfläche gelegen haben, wobei ihre Grundrisse aufgrund der beträchtlichen Erosionsverluste (s. o.) vollständig zerstört worden sein könnten. 15 Die Datierung des mutmaßlichen Brunnens in den gleichen Zeithorizont würde dazu passen, denn die Entfernung zum nächstgelegenen Bach ist für die Deckung des täglichen Wasserbedarfs relativ groß. Ein zeitgleiches Gräberfeld aus der Umgebung ist nicht bekannt. 16 15 Vgl. auch Simons 1989, 107; Tutlies/Weber 2012, 334. 16 Spätbronzezeitliche Gräberfelder sind in Westfalen auf Lössböden generell deutlich seltener als auf Sandböden belegt, was höchstwahrscheinlich ein Zerrbild der prähistorischen Realität darstellt. Schon Aschemeyer und Wilhelmi führten dies auf frühe und andauernde Zerstörungen durch intensive landwirtschaftliche Nutzung der Lössböden zurück (Aschemeyer 1966, 37–38; Wilhelmi 1975, 65), wobei ihr häufig hügeligeres Geländerelief (so auch in UnnaUelzen) Erosionsvorgänge beschleunigt. Auch Ruppel war für die Lösszone der Niederrheinischen Bucht ein relativer Mangel an Gräbern aufgefallen, den er mit der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung und den daraus resultierenden schlechten Erhaltungschancen erklärte (Ruppel 1990, 60–62). Die Erhaltung der spätbronzezeitlichen Gräber hat in den Lösslandschaften des Rheinlandes in der Folgezeit noch dramatisch weiter abgenommen und tut dies weiterhin (Tutlies/Weber 2012, 331–332. 334). Beispielsweise lässt sich bei einem Gräberfeld aus Düren-Merken, Kreis Düren, ein Erosionsverlust von 40 cm innerhalb von 60 Jahren beobachten (Tutlies/Weber 2012, 332). Dennoch konnten in den letzten Jahrzehnten auch dort größere Nekropolen untersucht werden, allerdings mit häufig schlecht erhaltenen Gräbern (Tutlies/Weber 2012, 331–332). Daher ist damit zu rechnen, dass es im Umfeld der Unnaer Fund- 335 Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde 1 3 7 4 6 0 2 1 5 6 7 1m Abb. 6 Unna-Uelzen; Profilschnitt durch Befund 53, wahrscheinlich ein Brunnen (Munsell-Farbcodes in Klammern). 1: Ut2, hellbeige (2,5Y 8/4), Holzkohleflitter (2 %), Eisen-/Manganausfällungen; 2: Ut2, beigebraun (2,5Y 7/2), Holzkohleflitter (2 %), Eisen-/Manganausfällungen; 3: Ut2, beigebraun bis grau (2,5Y 7/2 bis 2,5Y 7/1), Holzkohlebröckchen (Dm ca. 2 mm, 1–2 %), Eisen-/Manganausfällungen; 4: Ut2, braunbeige (2,5Y 5/2 bis 2,5Y 6/2 ) mit hellbeigen und hellgrauen (2,5Y 8/4, 2,5Y 7/1) Flecken, Holzkohleflitter (1 %), Eisen-/Manganausfällungen; 5: Ut2, braunbeige (2,5Y 6/2 bis 2,5Y 6/3) mit hellbeigen und hellgrauen (2,5Y 8/4, 2,5Y 7/1) Flecken, Holzkohleflitter (< 1 %), Eisen-/Manganausfällungen; 6: Ut2, beige bis braunbeige (2,5Y 7/4 bis 2,5Y 6/2) mit hellgrauen Flecken (2,5Y 7/1), Holzkohleflitter (1 %), Eisen-/Manganausfällungen; 7: Ut2, beige (2,5Y 7/4 bis 2,5Y 7/3) mit hellbeigen Flecken (2,5Y 8/3 bis 2,5Y 8/4), Eisen-/Manganausfällungen, Wurzeln und Tiergänge (Grafik: LWL-Archäologie für Westfalen/S. Deiters). Abb. 7 Unna-Uelzen; Fundkonzentration in Befund 26 (Foto: ARCHAEOnet GbR). stelle ein zeitgleiches Gräberfeld gab, das entweder (noch) nicht bekannt ist oder aber bereits vollständig zerstört wurde und sich daher einem Nachweis entzieht. 17 Da die zugehörigen Funde teilweise schon im 1. Planum erkennbar waren, besteht Grund zu der Annahme, dass einige weitere ursprünglich zugehörige Funde verloren gegangen sind. 18 Cichy/Kunze/Müsch 2016, 53. 19 Vgl. Brink-Kloke/Heinrich/Bartelt 2006. 20 Sicherl interpretiert die Gruben aus Asseln als Saatgutspeicher, die zwischen Ackerflächen abseits der eigentlichen Siedlung, die er an den Quellen des Asselner Baches ver- genden Fall dürfte in erster Linie ein Zusammenhang mit der Aufgabe eines Hauses oder einer Hofstelle anzunehmen sein, ähnlich wie dies bei- mutet, angelegt worden seien (Sicherl 2014, 75–78). Im umfangreichen keramischen Fundmaterial einer dieser Gruben (St 15) sieht er wahrscheinliche Überreste von »gemeinschaftlichen Festen, Riten und Mahlzeiten«, die das Öffnen der Vorratsgruben und die Aussaat begleitet haben mögen. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Sofern aus den spätbronzezeitlichen Befunden Fundmaterial vorliegt, war es meist ohne erkennbare Konzentrationen über die Verfüllung verteilt. Es dürfte sich dabei um Abfälle gehandelt haben. Eine Ausnahme bildet Befund 26, wo auf relativ engem Raum im oberen Verfüllungsbereich eine starke Fundkonzentration angetroffen wurde (Abb. 4. 7). 17 Sie bestand aus den Fragmenten einiger Gefäße, die teilweise fast vollständig zusammengesetzt werden konnten. Es handelt sich größtenteils um Feinkeramik hoher handwerklicher Qualität. Möglicherweise wurden an dieser Stelle nicht einfach nur Siedlungsabfälle entsorgt. Bereits im Vorbericht ist erwogen worden, dass es sich hier eventuell um eine intentionelle Deponierung einer Grabausstattung handeln könnte, da die Zusammensetzung an das Keramikinventar spätbronzezeitlicher Bestattungen adulter Männer wie beispielsweise in Dortmund-Oespel erinnere. 18 Diese Deutung impliziert, dass es sich um den Überrest einer Ersatzhandlung handeln dürfte, etwa eine Art Kenotaph, um einer in der Fremde verstorbenen Person zu gedenken. Dagegen spricht zum einen, dass die Keramik in dieser Konzentration zu weitaus mehr verschiedenen Gefäßen gehört, als die oben angesprochenen Grabausstattungen aus Dortmund-Oespel aufweisen. 19 Zum anderen hätte man einen Kenotaph kaum im Bereich einer Abfallgrube angelegt, sondern auf einem Gräberfeld, das es höchstwahrscheinlich im Umfeld der Fundstelle gegeben hat. Deshalb scheint es sich hier am ehesten um die materiellen Überreste eines Rituals, einer Opferhandlung oder eines Festes (eine scharfe Abgrenzung dürfte schwerfallen) zu handeln. Ähnliches hat Sicherl schon für einen spätbronzezeitlichen Grubeninhalt aus Dortmund-Asseln vermutet. 20 Im vorlie- 336 Stephan Deiters Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 spielsweise für ein mittelbronzezeitliches Gehöft aus Rhede, Kreis Borken, im westlichen Münsterland angenommen wurde. 21 Abseits dieser Konzentration fand sich innerhalb der Befundverfüllung etwas gröbere Keramik und weiter darin verteilt auch Rotlehm u. Ä. Bei diesen Funden dürfte es sich um herkömmliche Siedlungsabfälle handeln. 21 Vgl. Deiters 2008c. Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde 337 3 Die Keramikfunde 22 Grundlegend: Dohle 1970. 23 Grundlegend: Ruppel 1990. 24 Vgl. Ruppel 1990, bes. 65–83. Ansonsten haben sich in den letzten Jahren die Bearbeiter spätbronzezeitlicher Keramikfunde Westfalens (in der Regel Funeralkeramik) in erster Linie auf die grundlegende Arbeit von Verlinde gestützt, die die Grabfunde der späten Bronzezeit und frühen Eisenzeit in der Westfalen westlich benachbarten niederländischen Provinz Overijssel thematisierte (Verlinde 1987). In diesem Zusammenhang ist auch auf die an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster entstandene Masterarbeit »Spätbronze- und früheisenzeitliche Grabkeramik in Westfalen: Typologische Klassifikation und Chronologie« von Rashida Hussein-Oglü hinzuweisen, die mit dem Deutschen Studienpreis für Archäologie 2016 der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte e. V. ausgezeichnet wurde (siehe https://www.dguf.de/24dguf-preise-und-ehrungen/deutscher-studienpreis-fuerarchaeologie/423-2016-deutscher-studienpreis-fuer-archaeologie-an-rashida-hussein-oglue). Mittlerweile hat die Autorin auch eine Dissertation zum Thema – geografisch um die niederländische Provinz Overijssel erweitert – verfasst (https://www.uni-muenster.de/UrFruehGeschichte/ publikationen/hochschularbeiten.html). Da die Arbeiten bislang nicht publiziert wurden, können sie an dieser Stelle jedoch nicht herangezogen werden. 25 Vgl. Dohle 1970, bes. 50–116. zwischen Fein- und Grobkeramik steht, kommen zwar auch mehrfach vor, wirken aber unterrepräsentiert. 3.1 Schrägrandgefäße und Schrägrandbecher Schrägrandgefäße stellen eine charakteristische Form der Urnenfelderkultur dar und beherrschen als Typ während der gesamten Urnenfelderzeit die Grobkeramik. 26 Typologisch verwandt sind die Schrägrandbecher, welche prinzipiell die gleiche Form haben, aber kleiner und feiner gearbeitet sind, wobei der Übergang zwischen beiden Typen teilweise fließend ist. 27 Schrägrandgefäße wurden aus den Befunden 21, 22 und 25 geborgen, Schrägrandbecher aus den Befunden 21, 23 und 26. Befund 21 enthielt einige Keramikfragmente, die von mindestens neun verschiedenen Gefäßen stammen. Vier davon lassen sich als Schrägrandgefäße (21.2–5) (Taf. 1) ansprechen. 28 Aus Befund 22, der vermutlich mit Befund 21 zusammenhängt, liegen nur wenige Scherben vor, wovon lediglich eine (22.1; Taf. 1) genauer bestimmbar ist. Es handelt sich dabei um die Randscherbe eines Schrägrandgefäßes, welches außen unterhalb des Randes mit zwei Zeilen kleiner kreisrunder Eindrücke (Dm 0,4 cm) in versetzter Anordnung verziert ist. Die Eindrücke scheinen mit einem Stäbchen mit rundem Querschnitt und glattem Ende erzeugt worden zu sein. Parallelen zu die- 26 Ruppel 1990, 71–73. 27 Vgl. Ruppel 1990, 71–74. 28 21.4 ist typologisch ein Grenzfall. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Wie bereits erwähnt, besteht das spätbronzezeitliche Fundmaterial in erster Linie aus Keramik – Metallfunde wurden, wie an den meisten anderen westfälischen Siedlungsplätzen der späten Bronzezeit, nicht beobachtet. Das keramische Fundmaterial lässt in allererster Linie deutliche Bezüge zum urnenfelderzeitlichen Material des Neuwieder Beckens 22 bzw. zum sehr ähnlichen Material der Niederrheinischen Bucht 23 erkennen. Aufgrund dieser Parallelen orientiert sich im Folgenden die typologische Ansprache der Keramik an Ruppel 24 und teilweise auch an Dohle 25. Erwähnenswert ist noch, dass es sich beim keramischen Fundmaterial überwiegend um regelrechte Feinkeramik handelt. Grobkeramik und solche, die 338 Stephan Deiters ser Verzierungstechnik sind in geringer Zahl aus der Niederrheinischen Bucht bekannt. 29 Prinzipiell ähnliche Verzierungen finden sich dort recht häufig auf Schrägrandgefäßen, dann in der Regel aber ausgeführt als Fingertupfen oder Fingernageleindrücke. 30 Aus Befund 26 liegen Fragmente von wahrscheinlich zwei Schrägrandgefäßen (26.14–15; Taf. 3) vor. 31 Die Scherbe 26.14 weist hierbei eine Verzierung auf: Außen im Randknick findet sich eine plastisch herausgearbeitete Zeile aus Fingertupfen bzw. sogenannten Doppelkniffen. 32 Schrägrandbecher sind mit 21.1 (Taf. 1) einmal im Inventar von Befund 21 vertreten. Das vorliegende Exemplar ist mit einem sogenannten Fischgrätmuster außen unterhalb des Randes verziert. Aus Befund 23 liegt mit 23.1 (Taf. 1), dem Bruchstück eines unverzierten Schrägrandbechers, lediglich ein gut einzuordnendes Gefäßfragment vor. Die Scherbe weist einen ungewöhnlich stark abgeknickten Rand auf. Ferner stammen aus Befund 26 einige Fragmente von Schrägrandbechern (26.9–12 und wahrscheinlich auch 26.13; Taf. 3). Nur bei 26.12 ist eine Verzierung 33 erkennbar und es sind Reste von Inkrustierung erhalten. 3.2 Halsgefäße Halsgefäße sind in Unna-Uelzen lediglich aus einem Befund (Befund 26) belegt. 26.1 (Taf. 2) sind Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 29 Vgl. Ruppel 1990, 69. Häufiger sind aus der Urnenfelderkultur andersartige Kreisstempelmotive bekannt, die mit dem Kopf kleiner Vasenkopfnadeln erzeugt wurden (vgl. Gersbach 1951, 181). In der Niederrheinischen Bucht kommen mitunter auch (Mehrfach-)Kreisstempelverzierungen vor, die – auf Schalen angebracht – von Ruppel als kennzeichnend für die Stufe Ha B2/3 herausgestellt wurden (Ruppel 1990, 110). 30 Meistens findet sich auf diesen Gefäßen nur eine Verzierungszeile, seltener auch zwei, die dann teilweise – wie bei 22.1 – zeilenversetzt angeordnet sind (vgl. z. B. Ruppel 1990, Taf. 4, A12; 25, B1). 31 Bei 26.14 ist die typologische Ansprache sicher, bei 26.15 nur wahrscheinlich. 32 Vgl. Ruppel 1990, 69. 33 Die Verzierung ist außen unterhalb des Randes angebracht. Es handelt sich dabei um drei horizontale Ritzlinien, darüber und darunter befindet sich jeweils eine Zeile kurzer schräger Einstiche (oben und unten gleich ausgerichtet von links oben nach rechts unten). Die einzelnen Verzierungselemente finden sich häufig auf Gefäßen der Urnenfelderkultur, aber für diese besondere Kombination sind keine direkten Parallelen bekannt. Fragmente, die einen geringen Teil des ehemaligen Gefäßes ausmachen, aber seine ungefähre zeichnerische Rekonstruktion erlauben. Demnach handelt es sich um ein Trichterhalsgefäß mit relativ hochgezogenem, gerundetem Schulterumbruch, mäßig langem Trichterhals und schwach ausgeprägtem Schrägrand. Die Machart befindet sich im Grenzbereich zwischen Fein- und Grobkeramik. Auf keiner der vorhandenen Scherben ist ein Dekor erkennbar und es gibt auch keinen Grund zur Annahme, dass andere Teile des Gefäßes verziert waren. Trichterhalsgefäße gehören zusammen mit Zylinder- und Kegelhalsgefäßen zu den typischen Formen der Urnenfelderkultur. 34 Auch in der Emskultur und der Niederrheinischen Grabhügelkultur sind sie – als Funeralkeramik – relativ oft belegt, was wohl als direkter oder indirekter Einfluss der Urnenfelderkultur zu verstehen ist. In der Urnenfelderkultur der Niederrheinischen Bucht treten größere Halsgefäße nicht sehr häufig auf. Sie wurden dort meist in Gräbern als Urne benutzt, sind aber, wie in Unna, auch als Siedlungsware belegt, wenn auch deutlich seltener. 35 Bei 26.2 (Taf. 2) handelt es sich um die Fragmente eines Oberteils und zugleich offenbar um eine mit 26.1 typologisch eng verwandte Form, nämlich um ein Gefäß mit zylinder- bis trichterförmigem Hals. Im Bereich des Schulter-HalsUmbruchs sind hier als Verzierung zwei unsauber ausgeführte waagerechte Ritzlinien erkennbar. 3.3 Becher Becher 36 konnten am Fundplatz in Befund 26 nachgewiesen werden. Das Gefäß 26.3 stellt hierbei den herausragenden Fund dieser Ausgrabung dar und verdient daher eine eingehendere Betrachtung (Abb. 8; Taf. 2). 37 Es handelt sich um einen 34 Kimmig 1940, 40–46; Dohle 1970, 53–65; Ruppel 1990, 74–75. 35 Vgl. Ruppel 1990, 74–75. 36 Die Schrägrandbecher wurden bereits oben zusammen mit den Schrägrandgefäßen abgehandelt, weil diese typologisch eng miteinander verbunden sind. 37 Der Becher wurde fotogrammetrisch aufgenommen und kann als 3-D-Modell im Browser betrachtet werden: https://100jahre100funde.lwl.org/de/100-fundeepochen/ bronzezeit/025-zylinderhalsbecher/. Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde 339 mehrfach nachgewiesen, 42 sodass wohl von einer regelhaften Verwendung dieses Materials ausgegangen werden kann. Auch bei 26.19 und 26.20 (Taf. 4) handelt es sich wahrscheinlich um Fragmente von Bechern, ohne dass eine genauere typologische Ansprache möglich wäre. Sie können als hochqualitative Feinkeramik bezeichnet werden. In beiden Fällen ist auf der Außenseite eine Verzierung mit waagerechten Rillen bzw. Riefen 43 erkennbar. Solche Verzierungen sind in der Urnenfelderkultur und darüber hinaus weit verbreitet. 3.4 Schalen hochqualitativen, fast vollständig erhaltenen Becher, der insbesondere durch seine Kerbschnittverzierungen mit weitgehend erhaltenen weißen Inkrustationen auffällt, die einen deutlichen Kontrast zur dunkelbraunen Gefäßoberfläche bilden. Nach Dohle ließe sich die Gefäßform entweder den Zylinder-, Kegel- und Trichterhalsbechern 38 oder den Schulterbechern 39 zuordnen – der typologische Übergang ist hier fließend. Zum Inkrustierungsmaterial von 26.3, mit dem die eingetieften Verzierungen gefüllt sind, liegt eine Analyse vor, wonach es sich um Hydroxilapatit handelt. 40 Dies macht wahrscheinlich, dass es aus gebrannten und pulverisierten Knochen (eventuell auch Zähnen) besteht. 41 Hydroxilapatit wurde auch bei Inkrustierungen niederländischer (gelderländischer) Gefäße der späten Bronzezeit und frühen Eisenzeit 38 Henkeltassen stammen aus den Befunden 21 und 26. Bei 21.6 (Taf. 1) handelt es sich um das Fragment einer recht fein gearbeiteten (Henkel-)Tasse. Auch die beiden Gefäße 26.4 und 26.5 (Taf. 2) Beste Entsprechung: Dohle 1970, Taf. 12, A6. 39 Beste Entsprechung: Dohle 1970, Taf. 13, B3. 40 Roland Schwab, CEZ Archäometrie gGmbh, führte eine Röntgendiffraktometrie mit diesem Ergebnis durch. 41 3.5 Henkeltassen Nach freundlicher Mitteilung des Restaurators Eugen Müsch, LWL-Archäologie für Westfalen, wurde das Material vermutlich in Form einer relativ dünnflüssigen Schlämme nach dem Brennen der Keramik aufgebracht. 42 Vgl. Verlinde 1987, 282–283. 43 Kimmig hätte die vorliegenden Verzierungen wohl eher als Rillen bezeichnet (Kimmig 1940, 32–40), während sie nach der Definition von Ruppel als Riefen anzusprechen sind (Ruppel 1990, 71). 44 Vgl. z. B. Mecke 1998, 85–86. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Abb. 8 Unna-Uelzen; kerbschnittverzierter Becher (Höhe ca. 10,5 cm) aus Befund 26 (Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/S. Brentführer). Fragmente von Schalen wurden aus Befund 21 und 26 geborgen. Mit 21.7 (Taf. 1) liegt eine unverzierte Randscherbe vor, die wahrscheinlich von einer konischen Schale stammt. Solche Gefäße sind zeitlich und räumlich eher indifferent. 44 Auch die Wandscherbe 21.8 (Taf. 1), die mit geometrischen Motiven in Ritzlinien verziert ist, kann wohl als Schalenfragment eines nicht näher bestimmbaren Typs angesprochen werden, denn die Verzierung befindet sich auf der Innenseite, die besser geglättet ist als die Außenseite. Die Art der Verzierung findet sich häufig auf Gefäßen der Urnenfelderkultur, ohne dass man auf dieser Basis eine sichere kulturelle Zuordnung vornehmen könnte. 26.7 und 26.8 (Taf. 2) sind offenbar Randscherben von konischen Schalen. Im Gegensatz zu 21.7 ist hier die Randgestaltung als typisch für die Urnenfelderkultur anzusprechen. 340 Stephan Deiters stellen Henkeltassen dar. 26.4 ist dabei von recht grober Machart, während 26.5 feiner gearbeitet ist, ohne dass man von regelrechter Feinkeramik sprechen könnte. 3.6 Napf Bei 26.6 (Taf. 2) handelt es sich um die Überreste eines sogenannten Napfes. 45 Das Gefäß ist auffällig klein, von recht schlichter Form mit leicht S-förmigem Profil und von feiner Machart. Vergleichbare Stücke kommen im gesamten Bereich der westmitteleuropäischen Urnenfelderkultur recht häufig vor. Darüber hinaus zeigen sie in der späten Bronzezeit und frühen Eisenzeit auch im Bereich der Niederrheinischen Grabhügelkultur und der Emskultur eine allgemeine Streuung, häufig in Funktion als Beigefäß von Brandbestattungen. 3.7 Doppelkonus Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 In Befund 26 wurden kleine Fragmente (26.18; Taf. 4) inklusive eines kleinen Randstücks vom Oberteil eines Gefäßes aufgefunden. Hier ist eine typologische Ansprache zwar schwer, aber nicht unmöglich. Die hochqualitative Machart in Kombination mit der Art der Verzierung scheint typisch für Feinkeramik der Urnenfelderkultur zu sein, die Randgestaltung und die Gefäßform (soweit erkennbar) sind es aber nicht. Bei der Verzierungstechnik handelt es sich um den sogenannten Kammstrich 46, von dem hier zwei waagerechte Linien erkennbar sind. Die Gefäßform entspricht höchstwahrscheinlich einem (bauchigen) Doppelkonus südlicher Prä- 45 46 Bei diesem Gefäß zeigt sich eine Schwäche der Typologie von Verlinde, denn bei dem Versuch einer Einordnung in sein System käme sowohl Formtyp 1.2.2 (offene gegliederte Schüssel – vgl. Verlinde 1987, 223–224) als auch Formtyp 2.3.1 (doppelkonische Schüssel mit gewölbtem Profil – vgl. Verlinde 1987, 239–241) infrage. Aufgrund der geringen Größe scheint eine Bezeichnung als Napf weitaus sinnvoller. Vgl. Ruppel 1990, 71. Dieser »Urnenfelder«-Kammstrich unterscheidet sich optisch von dem aus der Eisenzeit bekannten. Bei einem verzierten Keramikfragment aus Dortmund-Asseln (Sicherl 2014, Taf. 3, 8) scheint auch eher eine solche »Urnenfelder«-Kammstrichverzierung vorzuliegen als, wie von Sicherl beschrieben, eine Riefenverzierung (Sicherl 2014, 73). gung, und zwar der Variante 2 nach Dohle. 47 Für diese Variante zog Dohle direkte oder indirekte Beeinflussungen aus der süddeutschen Urnenfelderkultur, der mitteldeutschen Lausitzer Kultur oder der Velaticer Kultur Mährens in Betracht, ohne den Typ letztlich sicher herleiten zu können. 48 In der Niederrheinischen Bucht scheint diese Variante unbekannt zu sein. 49 Somit stellt 26.18 einen Beleg für einen Südkontakt dar, der anscheinend weiter reicht als bis dorthin. 3.8 Typologisch nicht näher zuweisbare Formen Neben den bisher angeführten Formen existieren aus zwei Befunden (21 und 26) auch Fragmente, die sich typologisch nicht näher zuordnen lassen. Die Wandscherbe 21.9 (Taf. 1) ist ähnlich verziert wie das Schalenfragment 21.8 (Taf. 1), allerdings liegt bei 21.8 die Verzierung auf der Außenseite, sodass es sich um einen anderen Gefäßtyp handeln dürfte. Darüber hinaus liegen zwei andere kerbschnittverzierte Scherben (26.21 und 26.22; Taf. 4) aus Befund 26 vor, die mit Sicherheit von zwei verschiedenen Gefäßen stammen. Wie bei dem Becher 26.3 (Abb. 8; Taf. 2) wurden auch bei ihnen jeweils Reste einer Inkrustierung festgestellt. Eine genauere typologische Ansprache ist aufgrund der geringen Scherbengröße nicht möglich, aber es ist erkennbar, dass es sich wie bei 26.3 in beiden Fällen um qualitativ hochwertige Feinkeramik gehandelt haben muss. Die Stücke 26.23–25 (Taf. 4) sind als Umbruchfragmente anzusprechen und bei 26.26 (Taf. 4) handelt es sich um ein Gefäßunterteil, wobei alle Stücke als Feinkeramik bezeichnet werden können. 26.25 ist als einziges dieser Fragmente verziert. 50 47 Vgl. Dohle 1970, 68–69; Taf. 10, C2. Der Beschreibung nach ähnelt das dort exemplarisch abgebildete Gefäß aus einem Brandgrab aus Neuwied-Irlich (Rheinland-Pfalz) auch in der Machart demjenigen aus Unna (Dohle 1970, 265 Nr. 232). 48 Dohle 1970, 68–69. 49 Zumindest finden sich in der Dissertation von Ruppel keine guten Vergleichsstücke (Ruppel 1990). 50 Die Verzierungen befinden sich knapp oberhalb des Umbruchs. Es handelt sich dabei um eine Zeile schräger, kurzer Ritzlinien, die – soweit erkennbar – Variationen von Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde 341 dreiecksartigen Motiven bzw. ein Zickzackmuster ergeben, sowie eine horizontale Ritzlinie direkt darüber. Es macht den Eindruck, als ob vergleichbare Verzierungen in der Urnenfelderkultur eher selten seien (vgl. z. B. Tafelteile bei Dohle 1970; Ruppel 1990), auf den spätbronzezeitlichen Nekropolen Westfalens, die eher der Niederrheinischen Grabhügelkultur oder der Emskultur zuzurechnen sind, aber in deutlich höheren Anteilen aufträten, besonders im Hellweg-/Lipperaum (vgl. z. B. Tafelteile bei Aschemeyer 1967; Wilhelmi 1981; Mecke 1998). Es hätte aber den Rahmen dieser Untersuchung überschritten, dieser Frage gründlich nachzugehen. 51 26.30–32 und 26.35. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Bei 26.29 handelt es sich um Scherben eines offenbar recht großen grobkeramischen Gefäßes, das sich typologisch nicht näher bestimmen lässt. Darüber hinaus stammen aus Befund 26 noch einige andere Keramikscherben, die sich keinem der bereits genannten Gefäße zuordnen lassen. 51 342 Stephan Deiters Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 4 Datierung der Befunde 4.1 Befund 21 4.2 Befund 22 Das Fischgrätmuster auf dem Schrägrandgefäß 21.1 (Taf. 1) ist als Verzierungsmuster generell in der Urnenfelderkultur beliebt, insbesondere in der Stufe Ha B, 52 in der Niederrheinischen Bucht ist es charakteristisch für dieselbe Stufe 53. Das Gefäß ist daher höchstwahrscheinlich in diesen Zeitabschnitt zu datieren. Mit der (Henkel-)Tasse 21.6 (Taf. 1) vergleichbare Stücke, teilweise auch in gröberer Ausführung, kommen im Neuwieder Becken und anderen Bereichen der Urnenfelderkultur in praktisch unveränderter Form von Ha A bis Ha C vor. 54 Am Niederrhein sind sie recht häufig, 55 in Westfalen sind sie seltener, wobei die meisten bekannten Exemplare aus Gräberfeldern stammen. 56 Die Tassen sind aber hier anscheinend nicht auf Zusammenhänge der Urnenfelderkultur beschränkt. Das Fragment aus Befund 21 lässt daher nur eine recht grobe Datierung von Ha A bis Ha C zu. Die übrigen Bruchstücke lassen sich zeitlich nicht näher einordnen, weshalb für das Keramikinventar aus Befund 21 insgesamt betrachtet keine genauere Datierung als Ha B möglich erscheint. Aufgrund der Verzierung auf dem Schrägrandgefäß 22.1 (Taf. 1) und den entsprechenden Parallelen derartig verzierter Gefäße in der Niederrheinischen Bucht, die dort zu den charakteristischen Funden der gesamten Stufe Ha B zählen, 57 ist eine Datierung des Befundes in die Stufe Ha B wahrscheinlich. Darüber hinaus spricht zumindest nichts gegen eine Gleichzeitigkeit der Befunde 21 und 22. 52 In der Rheinisch-Schweizerischen Gruppe der Urnenfelderkultur ist es vereinzelt schon in der Stufe Ha A nachzuweisen (Kimmig 1940, 33). 53 Vgl. Ruppel 1990, Beilage 4, 38. 54 Vgl. Dohle 1970, 96–97; Taf. 15. 55 Vgl. Ruppel 1990, 81–82. 56 Vgl. Mecke 1998, 91. Die Typeneinteilung von Verlinde, die maßgeblich für die meisten Bearbeitungen westfälischer Gräberfelder der letzten Jahre war, erweist sich hier als ungünstig, weil die Henkeltassen je nach Form und Proportionen verschiedenen Typen zugeschlagen werden (Verlinde 1987). 4.3 Befund 23 Das Bruchstück 23.1 (Taf. 1) eines unverzierten Schrägrandbechers ermöglicht nur eine allgemeine Datierung des Befundes in die späte Bronzezeit. 4.4 Befund 26 Die plastisch herausgearbeitete Zeile aus Fingertupfen bzw. Doppelkniffen auf der von einem Schrägrandgefäß stammenden Scherbe 26.14 (Taf. 3) macht eine Datierung in die Stufe Ha B wahrscheinlich. Die Fragmente 26.1 (Taf. 2) eines Trichterhalsgefäßes lassen zwar keine sichere Beurteilung zu, aber die vorhandenen Hinweise sprechen am ehesten für eine Datierung in die Stufe Ha B1, eventuell noch in die Endphase der Stufe Ha A2. 58 Weiterhin steht der Becher 26.3 (Abb. 8; 57 Vgl. Ruppel 1990, Beilage 4, 40. 58 Während die Form eher für eine relativ späte Datierung (d. h. Ha B) spricht, kann die nicht vorhandene Verzierung als Hinweis auf eine relativ frühe Zeitstellung (d. h. eher Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde Ha A als Ha B) gewertet werden: Dohle hat für das Neuwieder Becken festgestellt, dass derartige Gefäße dort in der Stufe Ha A, im Gegensatz zu Ha B, häufig unverziert sind (Dohle 1970, 53). Aus der Niederrheinischen Bucht waren Ruppel lediglich zwei völlig unverzierte Halsgefäße bekannt (Ruppel 1990, 75). Zumindest eines davon stammt aus einem Grab (Fundstelle Bonn 1), das er in die Stufe Ha A2 datiert (vgl. Ruppel 1990, 75. 107–109; 176 Nr. 93; Taf. 54, A; Beilage 4). 59 Diese Entwicklung ist bei den Bechern und den formal teilweise identischen, aber größeren Urnen zu beobachten (vgl. Dohle 1970, Taf. 3–14). 60 Bereits im Vorbericht ist darauf hingewiesen worden, dass die Kerbschnittverzierungen mit einem spitzdreieckigen Werkzeug eingeschnitten wurden und dass bei näherer Betrachtung noch flach eingekerbte Markierungen erkennbar sind, die wohl als Hilfe beim Anlegen des Musters dienten (Cichy/Kunze/Müsch 2016, 52. 54 Abb. 6). 61 Detaillierte Ausführungen zu Kerbschnittverzierungen: Ruppel 1990, 116–126. 62 So noch Ruppel für die Niederrheinische Bucht (Ruppel 1990, 121). 63 Ickler 2007, 74. 64 Lanting/van der Plicht 2001/2002, 170. lich.65 Zu den Scherben des der Form eines (bauchigen) Doppelkonus südlicher Prägung (Variante 2 nach Dohle) entsprechenden Gefäßes 26.18 (Taf. 4) lässt sich konstatieren, dass Doppelkoni im Neuwieder Becken nur in der Stufe Ha A vorkommen und dort selten sind, die vorliegende Variante sogar sehr selten.66 Das Gefäß müsste daher per se betrachtet wahrscheinlich in Stufe Ha A datiert werden. Von einem gewissen typochronologischen Aussagewert sind zudem die Umbruchfragmente 26.23–25 und das Gefäßunterteil 26.26 (Taf. 4). Während 26.23 und 26.26 offenbar von rundlichbauchigen Gefäßen stammen und daher als HaB-Formen anzusprechen sind, stehen 26.24 und 26.25 mit ihren recht scharfen Knicken noch in Ha-A-Tradition. Insgesamt betrachtet liegen für Befund 26 einige gut datierbare Funde vor. Bei manchen von ihnen handelt es sich klar um Ha-B-Gefäße, während der größere Teil noch in Ha-A-Tradition steht. Daher wird für diesen Befund eine Datierung in die erste Hälfte der Stufe Ha B1 angenommen. 4.5 Fazit Betrachtet man das spätbronzezeitliche Fundmaterial aus Unna-Uelzen in seiner Gesamtheit, dann ist es der Urnenfelderkultur zuzuweisen. Losgelöst vom geografischen Kontext würde man wohl eine Herkunft aus der Urnenfelderkultur der Niederrheinischen Bucht oder vielleicht eher noch des Neuwieder Beckens annehmen. 67 65 Vgl. Ruppel 1990, 79–81. 66 Dohle 1970, 68–69. 67 Ähnliches gilt für das Fundmaterial aus Dortmund-Asseln (Sicherl 2014) und wohl auch aus Hagen-Herbeck (Bulka/Cichy/Englert 2013). Einschränkend muss allerdings erwähnt werden, dass es eine Negativbeobachtung gibt, nämlich das vollständige Fehlen von verzierten Randabschlüssen in Unna-Uelzen. Diese sind zwar auch in der Urnenfelderkultur nicht die Regel, aber doch recht häufig belegt – in der Niederrheinischen Bucht anscheinend öfter als im Neuwieder Becken (vgl. Tafelteile bei Ruppel 1990; Dohle 1970). Sie kommen mehrfach im Siedlungsmaterial von Dortmund-Asseln vor (vgl. Sicherl 2014, 73; Taf. 1, 1–3; 2, 1–2), merkwürdigerweise aber überhaupt nicht im zeitgleichen Gräberfeld Dortmund-Oespel (vgl. Tafelteil bei Brink-Kloke/Heinrich/Bartelt 2006). Auch in HagenHerbeck sind sie mindestens einmal belegt (vgl. Bulka/Cichy/Englert 2013, 180 Abb. 2 [rechts oben]). Wie diese Beobachtungen zu werten sind, muss zunächst offenbleiben. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Taf. 2) aufgrund seines recht scharfen Bauchumbruchs typochronologisch eher den Ha-A- als den Ha-B-Formen des Neuwieder Beckens nahe. 59 Die weiß inkrustierten Verzierungen – drei Zeilen »stehender« Kerbschnittdreiecke 60 eingefasst von eingeritzten horizontalen Riefen – beschränken sich auf die Gefäßschulter. 61 Gefäße mit derartiger Kerbschnittverzierung werden überwiegend in die Stufe Ha B datiert, 62 aber mittlerweile gibt es Hinweise in Form von 14C-Daten, die für einen möglichen Beginn schon in Ha A2 sprechen 63. So haben Lanting und van der Plicht – basierend auf 14C-Daten aus den Niederlanden und Westfalen – Argumente für eine chronologische Entwicklung bei der Kerbschnittkeramik vorgebracht, an deren Anfang »UFK-cylinderhalsurnen uit fase Ha A2/B1« stünden, die (noch) relativ einfache Verzierungen aufweisen. 64 Abgesehen von den 14C-Daten erscheint, angesichts der Häufigkeit von Kerbschnittverzierungen am Niederrhein in Ha B, eine Frühphase mit noch relativ einfachen Verzierungsmotiven durchaus plausibel. Da 26.3 auch formal früh eingeordnet werden kann, ist eine Datierung in die Stufen Ha A2 oder Ha B1 wahrscheinlich. Aufgrund des Fehlens von Verzierung auf den beiden kleinen Schalenfragmenten 26.7 und 26.8 (Taf. 2) ist eine genauere Datierung der beiden Stücke als allgemein spätbronzezeitlich nicht mög- 343 344 Stephan Deiters Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Wie oben dargelegt, lassen sich die Befunde 21 und 22 in die Stufe Ha B datieren, während Befund 23 nur allgemein in die späte Bronzezeit gestellt werden kann. Das umfangreiche Material aus Befund 26 erlaubt eine wesentlich genauere Datierung, nämlich in die Stufe Ha B1, wahrscheinlich in deren erste Hälfte. Es ist zwar nicht evident, aber es spricht auch nichts dagegen, dass alle genannten Befunde praktisch gleichzeitig verfüllt wurden, sodass sie analog zu Befund 26 datiert werden könnten. Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde 5 Die Fundstelle im regionalen und überregionalen Kontext 5.1 Überblick zu Westfalen in der späten Bronzezeit Nachdem die kulturelle und chronologische Stellung der Fundstelle in Unna-Uelzen abgehandelt wurde, stellt sich die Frage nach ihrer Stellung im Kontext der Spätbronzezeit Westfalens und darüber hinaus. Die Forschungen zur westfälischen Spätbronzezeit fokussierten sich lange Zeit weitgehend auf die Gräberfelder 68 und auch auf die Bronzefunde 69. Der Kenntnisstand zu den Siedlungen dieser Zeit war relativ gering. 70 Es waren lange Zeit überhaupt nur sehr wenige spätbronzezeitliche Siedlungsplätze bekannt. Diese wurden zudem nur in mehr oder weniger knappen Vorberichten publiziert und dementsprechend von der überregionalen 68 Es sind einige Aufsätze und Monografien zu spätbronzezeitlichen Gräbern und Gräberfeldern veröffentlicht worden, so z. B. Aschemeyer 1966; Bérenger 2008; BrinkKloke/Heinrich/Bartelt 2006; Herring 1996; Mecke 1998; Rüschoff-Thale 2004; Wilhelmi 1975; Wilhelmi 1981; Wilhelmi 1983. Wichtig ist auch die Dissertation von Verlinde, die sich primär mit der niederländischen Provinz Overijssel beschäftigt, aber häufig Bezug auf Westfalen nimmt; viele darin enthaltene Beobachtungen und Erkenntnisse haben grenzübergreifende Gültigkeit (Verlinde 1987). Ähnliches gilt für die kürzlich veröffentlichte Dissertation von Louwen, die sich aber weniger mit Typologie und Chronologie, sondern mehr mit den Grabbräuchen und einigen weitergehenden Fragen beschäftigt (Louwen 2021). Erwähnenswert ist darüber hinaus noch ein neuerer Aufsatz von Mielke, der sich mit dem Umbruch von der Körper- zur Brandbestattungssitte zwischen Lippe und Ruhr befasst (Mielke 2018). 69 Z. B. Tackenberg 1971; Jockenhövel 1974; Jockenhövel 1980; Kibbert 1984; Bunnefeld 2012; Bunnefeld 2015. 70 Vgl. Wilhelmi 1983, bes. 50–61; Deiters 2008a; Deiters 2008b. Forschung wenig beachtet. Vor wenigen Jahren gab dann Sicherl der Forschung einen neuen Impuls, indem er neben spätbronzezeitlichen Siedlungsfunden und -befunden aus Dortmund-Asseln auch eine Zusammenstellung bekannter spätbronzezeitlicher Siedlungsfunde (bzw. -befunde) aus Westfalen publizierte, wobei er auch mehrere in der Vergangenheit wohl falsch datierte Fundkomplexe anführen konnte. 71 Im Anhang findet sich eine ergänzte Auflistung dieser spätbronzezeitlichen Siedlungen (siehe auch Abb. 9), wobei etwas ausführlicher auf die zeitgleichen Gräber in der Umgebung und die potenzielle Wasserversorgung eingegangen wird. Außerdem ist ein neuerer Aufsatz von Höckmann 72 von großer Bedeutung, der sich zwar in erster Linie mit Bronzebecken beschäftigt, sich darüber hinaus aber auch mit Handelsbeziehungen und -wegen sowie möglichen Stammesterritorien, elitären Beziehungen u. Ä. auseinandersetzt. Trotz allem steht die geringe Anzahl der bekannten Siedlungsplätze in einem deutlichen Missverhältnis zur hohen Anzahl der bekannten Gräberfelder, zumal davon ausgegangen werden muss, dass eine Bestattungsgemeinschaft in der Regel aus den Bewohnern mehrerer Gehöfte bestand. Während die Gräberfelder über Jahrhunderte weitgehend ortskonstant blieben, wurden diese Gehöfte in derselben Zeit wahrscheinlich mehrfach verlegt (Wandergehöfte), sodass theoretisch um ein Vielfaches mehr Siedlungs- als Be- 71 Sicherl 2014, 79–80. 72 Höckmann 2012. 345 346 Stephan Deiters Abb. 9 Bekannte spätbronzezeitliche Siedlungsplätze (im weiteren Sinne) in Westfalen-Lippe. Die Nummern entsprechen der Liste der spätbronzezeitlichen Siedlungsplätze in Westfalen im Anhang (S. 392) (Kartengrundlage: Geographische Kommission für Westfalen; Grafik: LWL-Archäologie für Westfalen/S. Deiters). stattungsplätze existiert haben müssen. 73 Dabei muss aber wohl davon ausgegangen werden, dass spätbronzezeitliche Gebäude in der Regel erheblich langlebiger waren, als in der Vergangenheit 73 Zum Verhältnis von Gräberfeld und Siedlungen haben vor allem niederländische Forscher verschiedene Modelle entwickelt bzw. weiterentwickelt (letzte wichtige Publikation: van Beek/Louwen 2012 [mit älterer Literatur]). Diese Modelle können natürlich im Detail nicht einer komplexen prähistorischen Realität gerecht werden, aber in groben Zügen spiegeln sie wohl die Verhältnisse während der späten Bronzezeit – auch in weiten Teilen Westfalens – wider. vielfach angenommen wurde. 74 Das archäologische Fundbild ist also höchstwahrscheinlich verzerrt und täuscht, wofür verschiedene Gründe infrage kommen, die einander nicht ausschließen, sondern sich akkumulieren. Eine einfache Ursache ist sicherlich, dass Laien, die beispielsweise bei Erdarbeiten, Baumaßnahmen u. Ä. auf spätbronzezeitliche Funde bzw. Befunde stoßen, sehr viel wahrscheinlicher bei einem Brandgrab (oftmals 74 Louwen 2021, 218–220 (mit weiterführender Literatur). Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde 75 Möglicherweise trifft dies auf eine bekannte Fundstelle bei Dorsten (siehe Fundstelle 7 im Anhang) zu, deren Datierung sich aber nicht überprüfen lässt, weil die Funde verschollen sind. Siedlungen in Niederungen wären selbstverständlich durch (potenziell sehr zerstörerische) Hochwasser gefährdet gewesen. Solche Ereignisse dürften in der generell niederschlagsarmen späten Bronzezeit aber nur sehr sporadisch aufgetreten sein (s. u.). Es erscheint daher möglich, dass das Risikobewusstsein der Menschen nach einigen hochwasserfreien Jahren mehr und mehr schwand, was sie zum Bau von Gebäuden in Niederungen verleitet haben könnte. Hierfür sprechen jedenfalls die Erfahrungen aus jüngerer Zeit. Als Beispiel aus dem Mittelalter sei auf die an der Diemel gelegene Wüstung Dörpede bei Marsberg-Westheim, Hochsauerlandkreis, hingewiesen: Das Dorf wurde wiederholt durch katastrophale Hochwasserereignisse zerstört und danach wiederaufgebaut, bevor man es schließlich in der frühen Neuzeit endgültig aufgab (Cichy/Deiters 2019). 76 Jäger 2009, 89. 77 Fiedler/Gütter/Thiedmann 2002, 135–136. verbreitet staunasse Böden. Sie sind daher in der Regel für Ackerbau kaum geeignet, waren aber während der Stufen Ha A und Ha B (im Gegensatz zu Ha C–D1) sehr dicht besiedelt, was sicherlich mit der Trockenheit in dieser Zeit zusammenhängt. 78 Auch in Westfalen dürfte deshalb mit der Besiedlung ansonsten vernässter Böden während der Spätbronzezeit zu rechnen sein. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit einer falschen, in der Regel wohl eisenzeitlichen Datierung von weiteren ergrabenen Siedlungsplätzen dieser Zeitstufe. 79 Diese Möglichkeit gewinnt auch dadurch an Wahrscheinlichkeit, weil das als spätbronzezeitlich erkannte Fundmaterial vielfach einen mehr oder weniger starken Einfluss der Urnenfelderkultur, in wenigen Fällen auch Lausitzer Elemente erkennen lässt, wodurch auch die chronologische Bestimmung stark erleichtert wird. Gleichzeitig ist von einem oftmaligen Fehlen leicht erkennbarer spätbronzezeitlicher Elemente auszugehen, weshalb in solchen Fällen häufig eine eisenzeitliche Zeitstellung angenommen worden sein könnte. 80 Außerdem unterscheidet sich das keramische Fundspektrum der Siedlungen offenbar nicht selten von dem zeitgleicher Gräberfelder derselben Region. 81 Die Datierung solcher Inventare wird noch dadurch erschwert, dass chronologisch gut einzuordnende Metallobjekte nur höchst selten in Siedlungskontexten vorkommen. 82 Vor diesem Hintergrund sind auch neuere Forschungsergebnisse von sehr großem Interesse: 78 Maise 1998, 222. 79 Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die auf diese Art falsch datierte Fundstelle bei Schöppingen, Kreis Borken. Das Fundmaterial war von Voss und Wilhelmi der Eisenzeit zugewiesen worden (Voss 1967, 57–58; Wilhelmi 1967, 62– 63). Erst Sicherl erkannte die spätbronzezeitliche Datierung (Sicherl 2014, 80). Dabei sollte betont werden, dass hier die richtige Zeitstellung zweifellos einfacher zu erkennen war als in vielen anderen Fällen. 80 In diesem Sinne auch schon Sicherl 2014, 78. 81 So z. B. in Bielefeld beobachtet (Sicherl/Zerl 2019, 35–37). Schon Verlinde hatte konstatiert, dass die Funeralkeramik in der Regel eine Auswahl der lokalen Gebrauchskeramik darstelle (Verlinde 1987, 284). Allerdings war ihm zu dieser Zeit sehr viel Fundmaterial aus Gräbern bekannt und nur sehr wenig aus Siedlungen. Interessant ist seine Beobachtung, dass fast 10 % der Funeralkeramik in Overijssel deutliche Abnutzungsspuren aufweise, die auf eine vorangegangene Nutzung als Gebrauchskeramik schließen lasse (Verlinde 1987, 284). 82 In diesem Sinne z. B. auch Sicherl/Zerl 2019, 35. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 mit Urne) eine mögliche kulturhistorische Relevanz erkennen als bei einem Siedlungsbefund, der vielfach spärliches bzw. unscheinbares Fundmaterial aufweist, nicht selten auch gar keines. Deshalb erreichen die zuständigen Stellen bei Bestattungen sehr viel häufiger Fundmeldungen. Denkbar ist auch, dass die Siedlungsplätze öfter von Erosion betroffen sind als Gräberfelder, was insbesondere auf Löss der Fall sein mag. Außerdem erscheint es möglich, dass die spätbronzezeitlichen Siedlungen vermehrt in Bereichen lagen, in denen in der Regel kaum archäologische Untersuchungen stattfinden, wobei vor allem an Flussniederungen zu denken ist. 75 Dieser Aspekt gewinnt an Wahrscheinlichkeit, wenn man berücksichtigt, dass laut Jäger in der späten Bronzezeit Mitteleuropas klimatisch bedingt mit einem Wasserdargebot zu rechnen ist, das etwa um ein Fünftel vermindert war. Dies habe zu seltener verfügbaren, vielfach kleineren und wasserärmeren Gewässern geführt. Eine logische Konsequenz aus diesen Verhältnissen wäre die Verlagerung der Siedlungsstandorte in unmittelbare Nähe der Gewässer. 76 Hier sei auch auf Siedlungsbefunde unterschiedlichster Zeitstellung aus der Lahnaue bei Niederweimar in Hessen verwiesen. Diese Befunde liegen im heutigen Hochwasserüberflutungsbereich der Lahn und waren meterdick von Auenlehm überlagert. Vor ihrer Entdeckung war man davon ausgegangen, dass dieser Bereich für die Anlage dauerhafter Siedlungen ungeeignet sei. 77 Im Einzugsgebiet der Mulde, die sich im westlichen Sachsen befindet, liegen auch 347 348 Stephan Deiters Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Hermsen und Scholte Lubberink publizierten kürzlich einen Aufsatz über spätbronzezeitliche Siedlungskeramik aus einem Bereich der Niederlande, der sich westlich ans Münsterland anschließt, wobei die Datierungen durch 14C-Daten belegt werden.83 Dies gilt auch für eine Zusammenstellung gleichartigen Fundmaterials aus verschiedenen Fundstellen in Noord-Brabant und dem Rivierengebied durch Arnoldussen und Ball.84 Für diese Keramik hätte man in Westfalen wohl vielfach eine eisenzeitliche Zeitstellung angenommen. Es ist dringend zu prüfen, inwieweit sich diese Erkenntnisse auf Westfalen übertragen lassen, wofür ein verstärkter Einsatz der 14C-Methode erforderlich ist.85 Bei den bekannten spätbronzezeitlichen Siedlungsplätzen konnte oft beobachtet werden, dass die Befunde relativ nahe an zeitgleichen Gräbern liegen und meistens in der Nähe von Fließgewässern angelegt wurden. Festzuhalten ist auch, dass befestigte Siedlungen, wie sie in anderen Regionen vielfach belegt sind, 86 in Westfalen-Lippe aus dieser Zeit (bislang) völlig unbekannt sind – was vielleicht aber nur eine Forschungslücke darstellt. 87 Diese Beobachtungen sind nicht neu. So hatte Wilhelmi schon 1983 – auf deutlich geringerer Datenbasis – angemerkt, dass sich die Gräber in Sichtweite und Nachbarschaft zu den Wohnplätzen befänden, sodass die Verstorbenen tagtäglich ins Gedächtnis der Lebenden gerufen worden seien. 88 83 Hermsen/Scholte Lubberink 2019. 84 Arnoldussen/Ball 2007. 85 In diesem Sinne kürzlich auch Sicherl/Zerl 2019, 35. 86 Überregional lässt sich für die späte Bronzezeit ein verstärkter Bau von Burgen erkennen, was Jäger in erster Linie auf klimatisch bedingte Wanderbewegungen und daraus resultierende Konflikte zurückführt (Jäger 2009, 94–95). 87 88 Es sollte nicht ausgeschlossen werden, dass sich unter den zahlreichen bekannten vorgeschichtlichen Höhenbefestigungen Westfalens auch solche befinden, die spätbronzezeitlich sein bzw. eine spätbronzezeitliche Phase haben könnten. Vielfach sind diese Höhenbefestigungen kaum erforscht. Hierzu sei auf die Anlage auf dem Schweinskopf bei Tecklenburg, Kreis Steinfurt, hingewiesen, die aus der Frühbronzezeit stammt (Sicherl 2002). In der Vergangenheit galt diese Befestigung immer als eisenzeitlich, erst durch neuere Untersuchungen konnte dies widerlegt werden. Wilhelmi 1983, 50. Ähnliche Lageverhältnisse von Gräbern und Siedlungen stellte – wenn auch auf erhaltungsbedingt schwacher Datenbasis – Simons für die niederrheinische Bördezone fest (Simons 1989, 138–139). Sie konnte allerdings keinen direkten Bezug von Siedlungsplätzen zu Fließgewässern beobachten (Simons 1989, 170). Später Seine Einschätzung hat sich in der Folge mehr und mehr bestätigt. Ähnliches ist auch für die Fundstelle in Unna-Uelzen anzunehmen, obwohl keine Nekropole aus der Umgebung bekannt ist (s. o.). Auf die Nähe der Siedlungsplätze zu Fließgewässern wurde in der Vergangenheit schon häufig hingewiesen. Es wurde aber nicht ausschließlich an Flüssen gesiedelt – offenbar war ein kleiner Bach (den man ja mit einfachen Mitteln aufstauen konnte) zur Gewährleistung der Wasserversorgung schon ausreichend. 89 In Dorsten-Holsterhausen, Kreis Recklinghausen, und wahrscheinlich auch in Unna-Uelzen sind Brunnen belegt, obwohl das nächstgelegene Fließgewässer jeweils nicht sehr weit entfernt ist. 5.2 Siedlungscharakter von UnnaUelzen und kulturelle Einflüsse in Westfalen Schwierig zu beurteilen ist die Frage nach dem Charakter der Unnaer Siedlung und der Art der Gebäude. Westfälische Hausbefunde sind bislang aus Telgte-Raestrup, Kreis Warendorf, 90 und Rheine-Altenrheine, Kreis Steinfurt, 91 bekannt. Gemeinsam ist diesen Fundstellen, dass große dreischiffige Häuser vom Typ Elp 92 o. Ä. vorliegen, was auch für die knapp und ohne Planabbildung publizierte Fundstelle Greven-Schmedehausen 93 und die erst kürzlich untersuchte Fundstelle bei Greven-Pentrup, beide Kreis Steinfurt, 94 gilt. Es konstatierten Tutlies und Weber – auf einer deutlich vergrößerten Datenbasis (darunter viele unpublizierte Ausgrabungen) – eine weitgehende Orientierung am Gewässernetz (Tutlies/Weber 2012, 329). Allerdings sei nur sehr vereinzelt ein direkter Zusammenhang zwischen Siedlung und zugehörigem Gräberfeld erkennbar (Tutlies/Weber 2012, 332). 89 In diesem Sinne schon Krebs in Bezug auf das Oberemsgebiet (Krebs 1925, 53). Hier sei auch auf den interessanten Befund einer befestigten Wasserentnahmestelle in einem Bachbett aus Warendorf-Neuwarendorf, Kreis Warendorf, hingewiesen (Rüschoff-Thale 2004, 11). 90 Wilhelmi 1983, 50–61; siehe Fundstelle 29 im Anhang. 91 Gaffrey u. a. 2007, bes. 26–27 (Plan); Kersting 2008; siehe Fundstelle 23 im Anhang. 92 Vgl. z. B. Waterbolk 2009, 49–51. 93 Siehe Fundstelle 11 im Anhang. 94 Siehe Fundstelle 12 im Anhang. Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde 95 So z. B. Roymans 1991, 15–17. Kritische Überlegungen: Arnoldussen 2009. 96 Auch auf den Sandböden des nördlichen Niederrheins (im Bereich der Niederrheinischen Grabhügelkultur) scheint der Typ Elp verbreitet gewesen zu sein (vgl. Reichmann 2007, 45–46). Mittlerweile sind auch aus den rheinischen Lössbörden vereinzelt größere Gebäude bekannt, die dem Typ nahestehen könnten (vgl. Beschreibungen bei Tutlies/ Weber 2012, 331). Sie stellen dort aber Ausnahmen dar. 97 Vgl. Verlinde 1987, 293 Abb. 139. 98 Diese sind vor allem in Ostwestfalen feststellbar (siehe dazu Lange 1983), deutlich weniger auch im westlichen Westfalen (vgl. Mecke 1998, 112): So liegt etwa ein »Lausitzer« Buckelgefäß aus einer spätbronzezeitlichen Siedlung in Rheine-Altenrheine (siehe Fundstelle 23 im Anhang) vor. Precht leitet auch eine Urne aus dem Gräberfeld BorkenHoxfeld im Westmünsterland aus der Lausitzer Kultur her (Precht 2013, 332; Taf. 103). Es sei auch noch auf ein spätbronzezeitliches Grabinventar aus dem belgischen Borsbeek hingewiesen, dessen Keramik deutliche Bezüge zur Lausitzer Kultur erkennen lässt (vgl. Leclercq 2014, 171–173). Dieser Fundort liegt sogar noch ein gutes Stück weiter westlich als Rheine und Borken. 99 Vgl. Zeiler 2020. Laut freundlicher Auskunft von Manuel Zeiler, LWL-Archäologie für Westfalen, wurden die Ausgrabungen nach Erscheinen seines Artikels fortgesetzt, wobei sich der Eindruck der Südverbindungen noch verstärkt habe und jetzt kein Zweifel mehr an einer spätbronzezeit- Hochsauerlandkreis, 100 ein potenzieller Siedlungsplatz im Sauerland benannt werden, 101 wobei dieser Verdacht noch durch Ausgrabungen überprüft werden müsste. Dort sind mehrere Verflachungen am Hang erkennbar, bei denen es sich möglicherweise um sogenannte Wohnpodien handelt, auf denen relativ kleine Gebäude gestanden haben könnten. 102 Als Siedlungstyp könnte hier am ehesten ein Weiler oder eine dorfartige Siedlung vorliegen. Ansonsten zeigen sich dort anscheinend ähnliche Lagebezüge wie bei den Siedlungsplätzen im Flachland – Nähe zu einem (kleinen) Fließgewässer und vermutlich auch zu zeitgleichen Gräbern. 103 Vergleichbare Verhältnisse wären auch bei anderen Siedlungen in diesem Raum zu erwarten. Bezüglich der kulturellen Stellung dieser Region ist der Neufund eines spätbronzezeitlichen Lappenbeils vom Typ Homburg aus Finnentrop, Kreis Olpe, 104 im Sauerland von großem Interesse, der zusammen mit anderen Funden (zumindest für den Lenneraum) politische und wohl auch kulturelle Verbindungen eher nach Süden in das heutige Hessen als zum übrigen Westfalen belegen könnte. 105 lichen Datierung bestehe. In der Umgebung dürfte sich auch mindestens ein Siedlungsplatz befunden haben. 100 Siehe Fundstelle 28 im Anhang. 101 Der Verfasser war vor etwa einem Jahrzehnt bei der Frage nach einer bronzezeitlichen Besiedlung des Sauerlandes noch skeptisch (Deiters 2008b, 74). Prinzipiell ist diese jedoch gerade während der späten Bronzezeit plausibel, denn in dieser Epoche gibt es in Mitteleuropa aus klimatischen Gründen einen Trend zur Besiedlung von Höhenlagen (vgl. Jäger 2009, 89–91). Allerdings gab es laut Speier (basierend auf archäobotanischen Untersuchungen) im südlichen Rothaargebirge einen gegenteiligen Trend bei generell starkem Rückgang der Siedlungsaktivitäten in der späten Bronzezeit im Vergleich zur mittleren Bronzezeit (Speier 1994, 104). 102 Die potenziellen Wohnpodien sind jedenfalls deutlich zu klein, als dass sie genügend Platz für Wohnstallhäuser vom Typ Elp o. Ä. (s. o.) geboten haben könnten. 103 Erwähnenswert im Zusammenhang mit dem Sauerland ist noch, dass es in der späten Bronzezeit im Gegensatz zu anderen vorgeschichtlichen Epochen anscheinend keine regelhafte Nutzung von Höhlen gegeben hat. Die einzige dem Verfasser bekannte Höhle, für die eine spätbronzezeitliche Nutzung belegt ist, ist die Bilsteinhöhle bei Warstein (s. u.). Von dort ist aber lediglich ein einzelner Keramikfund bekannt, während Steinzeit und Eisenzeit sehr viel stärker vertreten sind. 104 Zeiler/Jansen 2015; Baales/Cichy/Zeiler 2017, 32. 105 Der Typ Homburg gehört zur Gruppe der ober- bis endständigen Lappenbeile mit Öse. Kibbert zählt hierzu neben dem Kerntyp auch die Varianten Oldendorf-Gössenheim und Wallerfangen-Schönberg sowie eine (fast ausschließ- Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 dürfte sich höchstwahrscheinlich um Wohnstallhäuser handeln. Hinsichtlich des Siedlungstyps scheinen Einzelgehöfte vorzuliegen, die wohl periodisch als Wandergehöfte etwas verlegt wurden. 95 Diese Fundstellen befinden sich alle in sandigem Gebiet nahe der Ems im Münsterland. 96 In der Spätbronzezeit wird dieser Bereich von Verlinde der Emskultur zugeordnet, 97 wobei im Fundmaterial auch Fremdeinflüsse aus der Urnenfelderkultur bzw. vereinzelt der Lausitzer Kultur 98 erkennbar sind. Es ist unwahrscheinlich, dass sich diese Verhältnisse auf ganz Westfalen übertragen lassen, wo teilweise völlig andere naturräumliche Voraussetzungen vorliegen und andere bzw. anders gewichtete kulturelle Einflüsse vorherrschen. Aus dem Sauerland liegen mittlerweile vermehrt Hinweise vor, dass dieser Raum in der späten Bronzezeit zwar dünn besiedelt war, aber enge Verbindungen mit dem Süden (Urnenfelderkultur) hatte. Erst 2019 wurde bei Lennestadt, Kreis Olpe, eine Nekropole – in exponierter Lage auf einer Anhöhe oberhalb der Einmündung der Elspe in die Lenne gelegen – teilweise untersucht, deren Funde und Befunde diese engen Kontakte anzeigen. 99 Auch kann mittlerweile mit Sundern-Hövel, 349 350 Stephan Deiters Der Typ Homburg wird in die ausgehende Spätbronzezeit datiert (Stufe Wallstadt) und ist an sich recht häufig nachgewiesen mit einem großen Verbreitungsgebiet von der Schweiz im Süden bis Dänemark im Norden und von Mittelfrankreich im Westen bis Böhmen im Osten. 106 Allerdings ist seine Seltenheit in fast ganz Nordrhein-Westfalen im Gegensatz zu älteren Beiltypen mit ähnlich großem Verbreitungsgebiet auffällig, was laut Kibbert auch auf verschwisterte Fundgattungen zutreffe und er machtpolitisch (»eiserner Vorhang«) zu erklären versuchte. 107 Mittlerweile nicht mehr selten ist dieser Typ bzw. eng verwandte Formen aber im südwestfälischen Bergland, wobei die drei Fundorte – Hagen, Herscheid, Märkischer Kreis, und Finnentrop, Kreis Olpe, 108 – alle nicht sehr weit von der Lenne entfernt liegen, was kaum Zufall sein kann. Da Kibbert den hessischen Bleibeskopf als einen wahrscheinlichen Herstellungsort favorisiert, ergibt sich beim Blick auf die Fundkarte der dringende Verdacht, dass die Verteilung dieser Beile wahrscheinlich von Süden über das hessische Bergland nach Norden ins Sauerland hinein die Lenne hinunter bis zur Ruhr (Hagen) erfolgt ist. 109 Da Kibberts machtpolitische Interpretation plausibel erscheint, muss wohl angenommen werden, dass in der betreffenden Zeit der Lenneraum nicht nur kulturell und wirtschaftlich, sondern auch politisch mit dem Süden verbunden war. Inwieweit das auch für die vorangegangene Zeit zutreffen könnte, muss vorerst offenbleiben. Darüber hinaus kann der Schluss gezogen werden, dass anscheinend die übrigen Teile Westfalen-Lippes und auch das westlich angrenzende Rheinland in diesem Zeitabschnitt im Gegensatz zur Zeit davor schlechte politische Beziehungen, um nicht zu sagen Feindschaft, mit dem Süden hegten. Es erscheint auch nicht ausgeschlossen, dass das nordrhein-westfälische Flachland in dieser Zeit trotz relativer kultureller Heterogenität zumindest in lockerer Form eine Art politische Einheit gebildet hat. Die Möglichkeit von bewaffneten Konflikten hatten für die Eisenzeit Südwestfalens aufgrund einer deutlichen kulturellen Grenze zwischen dem Norden und dem Süden ihres Arbeitsgebietes, zahlreicher Höhenbefestigungen und einem Waffendepot auch schon Zeiler, Cichy und Baales in Betracht gezogen. 110 Es ist anzunehmen, dass die eisenzeitlichen Verhältnisse schon gegen Ende der späten Bronzezeit ihren Anfang genommen haben. Diese weitergehenden Schlussfolgerungen müssen aber – zumindest vorerst – einen spekulativen Charakter behalten. Vor diesem Hintergrund gewinnen die Interpretationsansätze in Bezug auf das zeitgleiche oder vielleicht etwas ältere Depot vom Kaisberg in Hagen mit seinen drei Bronzeschwertern 111 einen neuen Aspekt. 112 Es erscheint möglich, dass diese Fundstelle an der Grenze zweier verfeindeter Machtbereiche dieser Zeit lag. 113 Hier deuten sich im Fundmaterial bedeutende Ereignisse und Entwicklungen an, die wohl dazu geführt haben, dass die nördlicheren Teile Westfalens gegen Ende der Spätbronzezeit den Kontakt mit dem Süden fast gänzlich verloren. 114 lich in einem kleinen Teil Ostwestfalens vorkommende) »Paderborner« Frühform; hinzu kommen die mit dem Typ Homburg sehr eng verwandten Formen Geseke-Biblis und Bacharach-Riesel (Kibbert 1984, 76–115; Taf. 87). 110 Zeiler/Cichy/Baales 2014, 114–115. 106 Vgl. Kibbert 1984, 83–114; Taf. 87. 111 107 Kibbert 1984, 106. 108 Vgl. die neuere Karte bei Zeiler/Jansen 2015, 59 Abb. 5. 109 Baales, Cichy und Zeiler nahmen allerdings kürzlich für die südwestfälischen Funde der Beile vom Typ Homburg eine Verbindung nach Norden bzw. Ostwestfalen an (Baales/Cichy/Zeiler 2017, 32) und vermuteten für das Beil aus Finnentrop im Besonderen eine mögliche Verbindung mit dem Heidenweg, einer alten Fernverbindung zwischen Köln und Kassel (vgl. auch Baales/Cichy/Zeiler 2017, Abb. 17). Diese Interpretation ist für den Verfasser nicht nachvollziehbar, zumal die ostwestfälischen Funde (anders als die südwestfälischen) fast alle zu einer typologischen Frühform (s. o.) gehören und somit wahrscheinlich einen etwas älteren Zeithorizont repräsentieren. Die chronologische Bestimmung dieser Deponierung in die Stufe Ha B kann als gesichert gelten (vgl. Jockenhövel 1997, 149–150), wobei Fleschenberg und Jockenhövel zuletzt eine Datierung ins 10. Jahrhundert v. Chr. favorisierten (Fleschenberg/Jockenhövel 2008, 107). 112 Fleschenberg/Jockenhövel 2008, 108. Ältere Interpretationsansätze: Jockenhövel 1997, 150. 113 Schon Fleschenberg und Jockenhövel hatten die Möglichkeit eines Kriegsbeuteopfers ins Spiel gebracht (Fleschenberg/Jockenhövel 2008, 108). 114 Schon Aschemeyer vermutete auf Basis feinchronologischer Beobachtungen für das westliche Westfalen ein weitgehendes Erlöschen des Einflusses der Urnenfelderkultur gegen Ende der späten Bronzezeit (Aschemeyer 1966, 40–45). Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde 115 Simons führte die Seltenheit von Pfostenbauten in den Lössgebieten des Niederrheins auf starke Bodenerosion und die in den Metallzeiten üblichen von vornherein relativ geringen Pfostentiefen zurück (Simons 1989, 105). Mittlerweile konnten aber bei großflächigen Ausgrabungen im Rheinland auch auf Lössböden – trotz Verlusten durch fortschreitende Erosion – deutlich mehr spätbronzezeitliche Siedlungsplätze mit ausreichend erhaltenen Pfostenspuren nachgewiesen werden (vgl. Tutlies/Weber 2012, 328–331). Die Verhältnisse in den westfälischen Hellwegbörden dürften vergleichbar sein. 116 Vgl. Simons 1989, 94–96 (mit weiterführender Literatur). In welchem Umfang tatsächlich in der westfälischen Hellwegzone während der Spätbronzezeit Getreide angebaut wurde, muss vorerst offenbleiben. Dem Verfasser sind für diese Zeitstufe keine archäobotanischen Untersuchungen bekannt. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang das völlige Fehlen von zeitgleichen Sichelfunden in diesem Gebiet, während aus anderen, teilweise benachbarten Regionen Europas entsprechende Funde in großer Zahl belegt sind, häufig aus Depots (guter Überblick: Arnoldussen/Steegstra 2015/2016). Aus den anderen Teilen Westfalens gibt es aus dieser Zeit auch kaum Sichelfunde. Im Westmünsterland etwa, in dem verschiedenen Pollendiagrammen zufolge definitiv Getreide angebaut wurde, wenngleich es auch deutliche Anzeichen für eine hohe Bedeutung der Viehhaltung gibt (vgl. z. B. Meurers-Balke/Kalis 2005), fehlen sie ebenfalls vollständig. Erstaunlicherweise konnten auch Simons und Ruppel für die Spätbronzezeit der Niederrheinischen Bucht überhaupt keine Sichelfunde benennen, obwohl es dort offenbar Getreideanbau in großem Umfang gab (Simons 1989; Ruppel 1990). Auch fehlen sie am unteren Niederrhein, wobei Weber zur Vorsicht bei der Interpretation mahnte, aber zumindest in Betracht zog, dass ihr dortiges Fehlen tatsächliche wirtschaftliche Bedingungen widerspiegeln könnte (Weber 1995, 65). Sollte dies zutreffen, hätte der Ackerbau dort gar keine oder nur eine geringe Bedeutung gehabt. Besiedlung der Aldenhovener Platte eine lockere Streuung von Hofkomplexen (im Gegensatz zu teilweise dorfartigen Strukturen anderer Zeitepochen), die jeweils aus mehreren kleinen Gebäuden bestanden und periodisch verlagert wurden, wobei sie eine Übertragbarkeit der Ergebnisse für die gesamte niederrheinische Bördenzone annahm. 117 Dieses Bild hat sich anscheinend – wenngleich ausführliche Publikationen noch ausstehen – in der Folgezeit im Rheinland weitgehend bestätigt, da dort mittlerweile mehrere spätbronzezeitliche Siedlungsplätze großflächig untersucht werden konnten. Es ließen sich auf mehreren Hektar Fläche einige Phasen desselben »wandernden« Gehöftes (bestehend aus vier bis fünf gleichzeitigen Gebäuden) beobachten. 118 Allerdings hat sich gezeigt, dass es im Rheinland in der späten Bronzezeit eine stärkere Durchmischung der Hauslandschaften gab, als in der Vergangenheit bekannt war, denn auch auf Lössböden konnten dort vereinzelt größere Häuser (Wohnstallhäuser?) beobachtet werden. 119 Der etwa 25 km östlich von Unna-Uelzen gelegene Siedlungsplatz Soest-Ardey, Kreis Soest, zeigt zumindest für die darauffolgende Eisenzeit, 120 dass prinzipiell auch in den westfälischen Lössgebieten mit Wohnstallhäusern zu rechnen ist. Durchaus denkbar wäre daher, dass es in der Spätbronzezeit in den westfälischen Lössgebieten ein Nebeneinander verschiedener Wirtschafts- sowie Haus- und Siedlungsformen gegeben hat. 121 Anlass zu dieser Annahme gibt auch eine genauere Betrachtung der spätbronzezeitlichen Gräberfelder in dieser Region, wobei insbesondere 117 Vgl. Simons 1989, 101–129. 170–178. 194–196; Ruppel konnte kaum weitere spätbronzezeitliche Gebäude namhaft machen. Seine Beobachtungen scheinen Simons (s. o.) zu bestätigen (Ruppel 1990, 63–64). Erwähnenswert ist noch, dass im Indetal bei Inden-Altdorf, Kreis Düren, in den Jahren 2008 und 2009 zwei spätbronzezeitliche Gehöfte untersucht wurden, die jeweils palisadenumwehrt waren und als mögliche »Herrenhöfe« interpretiert werden (Tutlies/Weber 2012, 330). 118 Tutlies/Weber 2012, 329. 119 Tutlies/Weber 2012, 331. Der Beschreibung nach könnten die fraglichen Gebäude zumindest teilweise dem Typ Elp nahestehen. 120 Vgl. Halpaap 1994. 121 Die oben erwähnte Durchmischung der Hauslandschaften im Rheinland könnte nach Ansicht des Verfassers auch auf ein Nebeneinander verschiedener Wirtschaftsformen zurückzuführen sein. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Die Siedlungsverhältnisse in Unna-Uelzen und der westfälischen Lösszone im Allgemeinen sind nicht klar, denn dort konnten – wohl in erster Linie aufgrund schlechter Erhaltungsbedingungen 115 – noch keine spätbronzezeitlichen Gebäudegrundrisse untersucht werden. Es erscheint angesichts der fruchtbaren Böden und der teilweise stark »urnenfeldisch« geprägten Keramik durchaus möglich, dass die Wirtschafts- und Siedlungsweise der spätbronzezeitlichen Menschen mehr den Verhältnissen der niederrheinischen Lössgebiete glich, wo archäobotanischen Untersuchungen zufolge Getreideanbau die Ernährungsgrundlage bildete und Viehzucht eine weniger wichtige Rolle spielte. 116 Bei den eigentlichen Siedlungen wären dann auch nicht unbedingt die aus dem Münsterland bekannten großen dreischiffigen Wohnstallhäuser zu erwarten, sondern eher Gebäude, die denen in den niederrheinischen Lössbörden ähneln. Simons konstatierte für die urnenfelderzeitliche 351 352 Stephan Deiters Dortmund-Oespel zu nennen ist, das als die am besten erforschte spätbronzezeitliche Nekropole der Hellwegbörden gelten kann. 122 In Oespel sind verschiedene kulturelle Einflüsse erkennbar: Die Grabeinhegungen finden ihre Entsprechungen größtenteils in der Emskultur und der Niederrheinischen Grabhügelkultur 123 sowie davon beeinflussten Gebieten. Die Funde haben Parallelen in der Niederrheinischen Grabhügelkultur, der Urnenfelderkultur, der Emskultur und teilweise auch im Nordischen Kreis. Es darf dabei nicht vergessen werden, dass hinter solchen »Einflüssen« nicht nur Kommunikation, Handelsbeziehungen u. Ä. stehen, sondern häufig auch migrierte Menschen. 124 Manche Funde (insbesondere Bronzen) könnten einfach importiert oder kopiert worden sein, aber gerade bei Keramikgefäßen, die zumeist die Masse des Fundmaterials ausmachen, ist in der Regel von einer mehr oder weniger lokalen Herstellung auszugehen. 125 Hinsichtlich der spätbronzezeitlichen Bronzefunde Westfalens lassen sich je nach Fundgattung in unterschiedlicher Intensität Importe bzw. Einflüsse aus verschiedenen Himmelsrichtungen bzw. Kulturen erkennen. So sind beispielsweise die meisten der (relativ seltenen) Schwerter Importe aus der Urnenfelderkultur, wenige andere, nur an der Weser vertretene Stücke stammen aus Westeuropa, bei einer geringen Anzahl anderer Schwerter 122 Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 123 124 125 Brink-Kloke/Heinrich/Bartelt 2006. Es wurde eine Fläche von insgesamt etwa 5,2 ha ergraben, auf der bei relativ guten Erhaltungsbedingungen 269 Bestattungen und 69 Grabeinhegungen untersucht wurden (Brink-Kloke 2006). Die Belegung umfasst die Stufen Ha A und Ha B, nach 14C-Daten anscheinend das 13.–9. Jahrhundert v. Chr. (Heinrich/Bartelt 2006, 50–53). Dass die Niederrheinische Grabhügelkultur relativ stark durch die Urnenfelderkultur beeinflusst ist, wird allgemein anerkannt (vgl. z. B. Ruppel 1985). Inwieweit sie als eigenständige Kulturgruppe zu sehen ist oder als Randgruppe der Urnenfelderkultur verstanden werden sollte (so trägt z. B. die Dissertation von Desittere den charakteristischen Titel »De urnenveldencultuur in het gebied tussen Neder-Rijn en Noordzee« [Desittere 1968]), ist in der Forschung aber seit Langem umstritten, ohne dass die Diskussion zu einem Abschluss gekommen wäre (vgl. z. B. Ruppel 1985; Weber 1995, 63 [jeweils mit älterer Literatur]). handelt es sich wiederum wohl um regionale Produkte. 126 Bei den (ebenfalls relativ seltenen) Lanzenspitzen überwiegen Typen der Urnenfelderkultur etwas gegenüber solchen aus dem Norden. 127 Die vielen Beile dürften Importe aus unterschiedlichen Himmelsrichtungen und teilweise auch regionale Produktionen darstellen. 128 Die wenigen Bronzebecken sind prinzipiell nordische Formen und werden von Höckmann größtenteils 129 als einheimische Produktionen eines aus Nordniedersachsen zugewanderten Handwerkers bzw. seiner Werkstatt (»Emswerkstatt«) interpretiert. Diesem wird auch ein Fund aus dem niedersächsischen Emsbüren-Gleesen und indirekt auch einer aus dem niederländischen Drouwen zugeschrieben, während das Becken aus Bad Driburg, Kreis Höxter, Beziehungen nach Nordosten (Mecklenburg/ Brandenburg) erkennen lässt. 130 Die Bronzeamphore aus Gevelinghausen hat (größtenteils weit entfernt liegende) Parallelen im Osten und Süden und ist zweifellos importiert worden. Sie wurde wahrscheinlich in einer nordalpinen Toreutenwerkstatt, also im Bereich der Urnenfelderkultur, hergestellt. 131 Bei den zahlreichen Rasiermessern handelt es sich hauptsächlich um nordische Formen, in geringerem Umfang auch um süddeutsche, wobei manche Stücke importiert und andere einheimische Nachahmungen sein mögen. 132 5.3 Zu den Lebensumständen der spätbronzezeitlichen Bewohner Westfalens und Fragen der Demografie Wichtig sind weiterhin auch die demografischen Berechnungen für Dortmund-Oespel: Kunter hat als Bestattungsgemeinschaft 124 gleichzeitig lebende Personen errechnet (darunter viele Subadulte), 126 Vgl. Bunnefeld 2015, bes. 39–41. 127 Vgl. Bunnefeld 2012, bes. 166–168. 128 Vgl. Kibbert 1984. 129 Mitunter gewinnt man als Leser den Eindruck, als ob manche Forscher sehr abstrakte Vorstellungen von solchen »Einflüssen« hätten. Einen positiven Gegenpol dazu bietet z. B. Höckmann 2012. Dies betrifft die Funde aus Münster-Gittrup, Rheda-Wiedenbrück-Nordrheda, Kreis Gütersloh, und wohl auch ein kleines Fragment aus Saerbeck, Kreis Steinfurt. 130 Krausse-Steinberger 1990. 131 Jockenhövel 1974. In diesem Sinne z. B. auch schon Aschemeyer 1966, 40. 132 Jockenhövel 1980. die »rund sechs [sic?] Kernfamilien« entsprechen sollen. 133 Diese Werte mögen hoch erscheinen, 134 sie passen aber zu Untersuchungsergebnissen von Roymans und Theuws, die davon ausgehen, dass die meisten Gräberfelder der Niederrheinischen Grabhügelkultur von drei bis sechs Hausgemeinschaften belegt wurden, 135 sodass Oespel im dort üblichen Rahmen läge 136. Darüber hinaus sind die Individualdiagnosen der Leichenbrände von Oespel von großer Bedeutung. Die Menschen waren anscheinend regelhaft sehr muskulös, hatten einen starken Knochenbau (Knochenrobustizität) und erreichten relativ große Körperhöhen (Männer im Durchschnitt 172,7 cm, Frauen 159,2 cm) bei größerem Geschlechtsdimorphismus als heute üblich. 137 Die körperliche Konstitution war anscheinend generell gut. Und wer die Kindheit überlebt hatte, konnte mit hoher Wahrscheinlichkeit relativ alt werden. 133 Kunter 2006, 70. Diese Werte beruhen auf verschiedenen Annahmen. Die beiden wichtigsten sind, dass etwa 50 % der Nekropole archäologisch untersucht wurden und dass subadulte Individuen stark unterrepräsentiert sind, sodass die entsprechenden Werte bei der Berechnung entsprechend ergänzt wurden. Nach Mielke wurde hingegen nur maximal ein Viertel der Bestattungen nicht erfasst und er geht von ursprünglich 300 bis 330 Bestattungen aus (Mielke 2018, 113). Nach Ansicht des Verfassers kommt Kunters Einschätzung der Realität wesentlich näher (vgl. die Übersichtspläne bei Mielke 2018, 113 Abb. 5; BrinkKloke/Heinrich/Bartelt 2006, 13 Abb. 3). 134 Jockenhövel ist von höchstens 20–40 Personen pro Gemeinschaft bei einer angenommenen Bevölkerungsdichte von 1,5–5 Personen pro km² (übernommen von Verlinde 1987, 322–327) im nordwestdeutschen Raum während der späten Bronzezeit und der frühen Eisenzeit ausgegangen (Jockenhövel 1995, 206). Der für Oespel ermittelte Wert liegt deutlich darüber, sodass zumindest dort mit einer höheren Bevölkerungsdichte zu rechnen ist. Es kann noch ergänzt werden, dass für die großflächig, aber keineswegs vollständig ergrabene Nekropole Borken-Hoxfeld im Westmünsterland auch höhere Werte angenommen werden; laut Precht ca. 46 bis 72 gleichzeitig lebende Individuen (Precht 2013, 307. 325–326). 135 Roymans/Theuws 1999, 36. 136 Die ca. 45 km westlich von Oespel gelegene Nekropole von Duisburg-Wedau umfasste wahrscheinlich Tausende von Bestattungen und war damit wesentlich größer. Vieles zu diesem Fundplatz ist jedoch unbekannt, da dort vielfach schon im 19. Jahrhundert von Laien ohne nähere Dokumentation gegraben wurde. Es ist daher z. B. unklar, ob es sich nicht eher um mehrere, relativ eng beieinanderliegende Gräberfelder handelt. Mielke vermutet, dass der Ort aufgrund seiner Lage – nahe der Mündung der Ruhr in den Rhein und unweit des Hellwegs – eine besondere Bedeutung hatte (Mielke 2018, 113–114). 137 Vgl. Kunter 2006, bes. 58–63 Tab. 1; 73–74. Die hohe Knochenrobustizität, die bei allen männlichen und bei fast allen weiblichen Individuen mit erwachsenem Sterbealter aus DortmundOespel festgestellt wurde, 138 lässt darauf schließen, dass die Bestatteten zum einen eine entsprechende genetische Disposition gehabt, zum anderen körperlich hart gearbeitet haben müssen. Zugleich muss die Ernährungslage generell relativ gut gewesen sein, denn ohne viel Eiweiß – wahrscheinlich in Form von Fleisch und/oder Milchprodukten – wäre eine derartige Robustizität kaum denkbar. Dies wiederum lässt auf einen bedeutenden Anteil der Viehwirtschaft im Rahmen der landwirtschaftlichen Versorgung schließen; vielleicht waren auch Jagd und Fischfang nicht unbedeutend. Da diese Beobachtungen fast auf alle erwachsenen Individuen von Dortmund-Oespel zutreffen, unabhängig davon, ob es sich um solche mit sehr einfacher Grabausstattung handelt oder solche, die man aufgrund besonderer Beigaben oder aufwendiger Grabanlagen vielleicht als lokale Elite interpretieren könnte, lässt sich zudem folgern, dass die Lebensbedingungen für alle recht ähnlich gewesen sein müssen. Die soziale Differenzierung innerhalb der Bestattungsgemeinschaft war also anscheinend nicht sehr groß. 139 Ähnliche Beobachtungen wie in Oespel ließen sich auch bei Gräberfeldern im westlichen Münsterland und der Hellwegzone machen. Dem Verfasser sind entsprechende Untersuchungen an drei Gräberfeldern in Borken im Westmünsterland und Ense-Bremen, Kreis Soest, bekannt. 140 Auch hier führte Kunter die anthropologischen Untersuchungen durch. Die veröffentlichten anthropologischen Analyseergebnisse zu anderen Fundplätzen sind oftmals nicht detailliert genug, um vergleichbare Aussagen treffen zu können. Problematisch ist auch der Umstand, dass manche entsprechenden Analysen bislang unveröffentlicht geblieben sind, wobei insbesondere bei großflächig ergrabenen Nekropolen mit zahlreichen spätbronzezeitlichen 138 Vgl. Kunter 2006, bes. 58–63 Tab. 1; 73. 139 Schon Jockenhövel hatte – allerdings aufgrund der archäologischen Evidenz – eine starke hierarchische Differenzierung der Gesellschaft weitgehend ausgeschlossen (Jockenhövel 1995, 206). 140 Borken: Deiters 2000; Precht 2013, 15–17. 289–310; Ense-Bremen (Publikation durch den Verfasser in Vorbereitung). 353 Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde 354 Stephan Deiters Bestattungen wie Warendorf-Neuwarendorf, Kreis Warendorf, 141 wichtige Aufschlüsse zu erwarten wären. Im Zentralmünsterland waren die Lebensumstände hingegen wohl weniger günstig. Hier ist vor allem das an der Ems gelegene Gräberfeld von Münster-Gittrup zu nennen. Die anthropologischen Analysen wurden zwar nicht ausführlich veröffentlicht, aber laut Kunter sind an den dortigen Leichenbränden auffällig oft verschiedene krankhafte Veränderungen erkennbar und das durchschnittliche Sterbealter ist geringer als bei westfälischen Gräberfeldern dieser Zeit sonst üblich. 142 Dies spricht insgesamt für härtere (oder ungleichere?) Lebensbedingungen als etwa in Dortmund-Oespel. 143 Gleichzeitig ist die Nekropole von Münster-Gittrup für westfälische Verhältnisse relativ »reich« mit Beigaben ausgestattet; 144 inwiefern hier ein Zusammenhang zu sehen ist, muss jedoch offenbleiben. 5.4 Ein polykulturelles Westfalen? Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Wichtig ist ferner die Betrachtung der zeitgleichen Siedlungsstellen aus der näheren Umgebung. Bekannt sind diese bislang allerdings nur aus dem weiteren Umfeld von Oespel, von denen angenommen werden muss, dass die dortigen Bewohner ihre Verstorbenen in anderen Nekropolen bestatteten. Es handelt sich dabei um Fundstellen aus Bochum, Castrop-Rauxel, dem Dortmunder Osten (Asseln und Wickede) und eben Unna-Uelzen. Das keramische Fundmaterial dieser Plätze lässt sich vielfach der Urnenfelderkultur zuweisen, in Bochum sind zusätzlich nördliche Ein- 145 Darüber hinaus wurden in der Nekropole von TelgteRaestrup (ca. 20 km südöstlich von Gittrup, ebenfalls an der Ems) bei zwei Kindern und einem Jugendlichen Cribra orbitalia beobachtet, die als Folge anämischer Zustände begriffen werden können (Herrmann 1981, 128). Ein möglicher Grund für Anämie ist Mangelernährung. Sie kann aber auch das Symptom einer anderen Erkrankung sein. Aufgrund der relativen Seltenheit (3 von 157 Individuen [entspricht ca. 1,9 %]) in Telgte kann nicht zwingend von Mangelernährung bei den betreffenden Individuen ausgegangen werden. Höckmann hat die Bedeutung der Vechte als natürlichem Verbindungsweg zur niederländischen Provinz Drenthe herausgestellt und aufgrund der Verteilung von Bronzefunden (Höckmann 2012, 87 Abb. 22) auch einen Landweg (»Halterner Weg«) vermutet, der in der späten Bronzezeit den Oberlauf der Vechte, an dem die Schöppinger Fundstellen liegen, mit der Lippe verbunden habe (Höckmann 2012, 91. 95). 146 Vgl. Aschemeyer 1966, 5; Taf. 35, 3; Voss 1967, 57–58. 128– 129 Nr. 171. 177; Taf. 31; 34–35; Herring 1996; Sicherl 2014, 80. 147 Vgl. Lange 1983; Bérenger 2008. 148 Koopmann 2004, 77. 78 Abb. 50; Sicherl 2014, 79. Vgl. Mecke 2008a; Mecke 2008b. 149 David/David-Hennig 1971. 141 Vgl. Rüschoff-Thale 2004, 15 mit Anm. 127. 142 Kunter 2008, 153. 143 144 flüsse erkennbar. Verglichen mit der zeitgleichen Funeralkeramik aus Oespel erscheint bei diesen Siedlungsplätzen jedenfalls Fundmaterial der Urnenfelderkultur stark überrepräsentiert zu sein. Ähnliches wie für Dortmund und Umgebung gilt anscheinend auch für andere Teile Westfalens. Exemplarisch sei hier für das Münsterland Schöppingen-Ramsberg, Kreis Borken, genannt, wo zeitgleiche Siedlungs- und Grabfunde von Urnenfelder- und Emskultur – an einem möglicherweise bislang unterschätzten Verkehrsweg 145 – dicht beieinanderliegen. 146 Für Ostwestfalen ist das Gräberfeld von Höxter-Godelheim anzuführen, das am Kreuzungspunkt zweier wichtiger Verkehrswege liegt. Dort lassen Funde und Befunde Beziehungen nach Mitteldeutschland, Nordhessen und zum Niederrhein erkennen, nicht aber zur Emskultur. 147 Ein Siedlungsplatz befindet sich ebenfalls in unmittelbarer Nachbarschaft. 148 Hier stellt sich natürlich die Frage, wie dieses relativ kompliziert und heterogen erscheinende Gesamtbild zu erklären ist, wobei ethnografische Vergleiche zum Verständnis hilfreich sein können. Dies soll im Folgenden anhand eines Fallbeispiels veranschaulicht werden. Es handelt sich dabei um einige Beobachtungen, die David und DavidHennig in den ausgehenden 1960er-Jahren im Norden Kameruns machten, als die dortige Gesellschaft noch starke prähistorische Züge aufwies. 149 Hauptziel der Studie war es, Erkenntnisse über die Herstellung und Lebensdauer von Keramik zu gewinnen, die zu dieser Zeit noch von den Bewohnern der Region selbst hergestellt wurde, wobei auch soziale, kulturelle und ökonomische Strukturen aus Sicht der prähistorischen Forschung beschrieben wurden. David und David-Hennig Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde 150 Für dieses Volk werden eine Vielzahl von Bezeichnungen/ Namensschreibungen verwendet, die häufig mit Ful- oder Fel- beginnen. Im deutschsprachigen Raum wird heute oft die Bezeichnung Fulbe verwendet. 151 David/David-Hennig 1971, bes. 292. 152 David/David-Hennig 1971, 291. 153 David/David-Hennig 1971, 291. 154 David/David-Hennig 1971, 297. 313. 155 David/David-Hennig 1971, 293–294. 315. bedingt an eine Ethnie gebunden gewesen wäre. 156 Die Stücke hatten einen geringen materiellen Wert und erfuhren auch sonst kaum Wertschätzung, 157 aber die Erzeugnisse der Gisiga erfreuten sich offenbar höherer Beliebtheit, weil sie eine deutlich bessere Qualität und Haltbarkeit als die anderen hatten und wohl auch ästhetisch ansprechender erschienen. 158 Dementsprechend war in Bé der Anteil an Gisiga-Keramik deutlich höher als der Anteil der Gisiga an der Bevölkerung, 159 was auch in einem hypothetischen archäologischen Fundbild zu einer deutlichen Überrepräsentierung der Gisiga geführt hätte. Hinzu kommen noch Keramikerzeugnisse von Angehörigen der Fali, die zwar am Ort selbst gar nicht vertreten waren, von denen man aber Gefäße auf einem 22 km entfernten Markt kaufte. Die Fali stellten mit wenigen Ausnahmen für den Verkauf an Ful Nachahmungen von Ful-Gefäßen her, allerdings in deutlich besserer Qualität als die Originale. 160 Bemerkenswert ist, dass viele Typen des lokalen Formenspektrums für einen bestimmten Gebrauchszweck vorgesehen waren. So gab es etwa verschiedene Formen von Kochtöpfen, darunter eine kleine Form nur zum Kochen von Soßen, Gefäße zum Transport und zum Aufbewahren von Wasser, einen Gefäßtyp zum Aufbewahren von Honig, andere für die Bierherstellung 161 oder für kultische Zwecke sowie eine Form, mit der man Glut beim Nachbarn holte, wenn das eigene Herdfeuer verloschen war. 162 Bei manchen dieser Formtypen hätte ein Archäologe kaum eine Chance, den damit verbundenen Gebrauchszweck zu erkennen. Es zeigte sich auch, dass die durchschnittliche Lebensdauer der Gefäße stark von ihrem Gebrauchszweck abhängig war – beispielsweise zerbrachen 156 David/David-Hennig 1971, 293–297. 157 David/David-Hennig 1971, 314. 158 David/David-Hennig 1971, 296 –297. 159 David/David-Hennig 1971, 313. Allerdings gingen die Autoren auch davon aus, dass die Gisiga und mit ihnen ihre Keramik von den Ful absorbiert werden würden (wie schon viele andere Stammesgruppen vor ihnen), falls nicht weitere Gisiga-Familien einwanderten. 160 David/David-Hennig 1971, 312. 315. 161 Die Nicht-Muslime produzierten Bier für den Eigenbedarf. Siehe dazu David/David-Hennig 1971, 291. 302. 162 David/David-Hennig 1971, 297–302. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 untersuchten dabei exemplarisch die Verhältnisse im Dorf Bé, dem Hauptort eines Häuptlingstums mit etwa 6000 Einwohnern. Bé hatte zu dieser Zeit insgesamt 305 Einwohner, die drei verschiedenen Ethnien – Ful 150, Gisiga und Lamé – angehörten, wobei die große Mehrheit (243 bzw. fast 80 %) zu den Ful zählte. 151 Es ist bekannt, dass die Ful in der Vergangenheit bereits viele Angehörige zahlreicher verschiedener Ethnien (darunter einige als Sklaven) assimiliert hatten, was sich auch in ihrer materiellen Kultur widerspiegelte. 152 Sie waren erst relativ spät sesshaft geworden und hatten sich von einem Volk nomadisierender Hirten zu einem Volk von Ackerbauern gewandelt, wobei ein kleiner Teil noch saisonal mit seinem Vieh auf der Suche nach guten Weidegründen umherzog. 153 Zur Zeit der Studie gab es noch eine familienweise Einwanderung durch fremde Stammesangehörige (u. a. Gisiga) in die relativ dünn besiedelte Gegend. 154 Von sprachlichen Verständigungsschwierigkeiten zwischen den Ethnien ist in der Studie keine Rede. Erwähnenswert ist noch, dass es sich bei der Mehrzahl der Dorfbewohner um Muslime handelte, zumindest ein Teil der Lamé aber christlich oder heidnisch war. Getöpfert wurde in Bé ausschließlich von erwachsenen Frauen, die es bereits in ihrer Kindheit erlernt hatten. Allerdings beherrschten überhaupt nur weniger als 10 % der Frauen am Ort dieses Handwerk. Die Tätigkeit wurde nur unregelmäßig und ungern mangels besserer Alternativen als Nebenbeschäftigung ausgeübt. Die Töpferinnen waren stets relativ arm und standen auch in sozialer Hinsicht eher am Rande der Gesellschaft. 155 Frauen aller drei oben genannten Ethnien stellten Keramikgefäße her, wobei die Erzeugnisse jeder Ethnie charakteristische Eigenheiten hatten, sodass sich die Gefäße gut voneinander unterscheiden ließen, ohne dass die Benutzung der Keramik dabei un- 355 Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 356 Stephan Deiters Kochtöpfe sehr viel schneller als Vorratsgefäße, die normalerweise gar nicht bewegt wurden, was aus archäologischer Sicht zu einer Überrepräsentierung kurzlebiger Typen bzw. Unterrepräsentierung langlebiger Typen im Fundspektrum führen würde. 163 Zu erwähnen ist ferner die Beobachtung, wonach die Töpferinnen von Bé auch innerhalb eines einzigen Brandes Gefäße des gleichen Typs formal variierten, was im Falle einer hypothetischen archäologischen Auswertung des Fundmaterials bei einer allzu detaillierten Typologie zu einer unsinnigen Aufteilung in verschiedene Typen führen könnte. 164 Sehr bemerkenswert ist außerdem die Beobachtung, wonach eine Lamé-Töpferin, die in Bé eine Zeit lang sozial isoliert war und sich um Anpassung bemühte, Keramikformen schuf, die als typologische Hybride zwischen Ful- und LaméFormen gelten können. 165 David und David-Hennig folgern zu Recht, dass ähnliche Verhältnisse wie in Bé in einer vorgeschichtlichen Situation die archäologische Forschung vor komplexe Interpretationsprobleme stellen würden. 166 Eine zumindest in groben Zügen vergleichbare Situation ist anscheinend in der späten Bronzezeit Westfalens gegeben. 167 Funde und Befunde zeigen an, dass Westfalen – im Besonderen die Lösszone – von den Trägern verschiedener archäologischer Kulturen mit lokal unterschiedlicher Gewichtung besiedelt war. Die gemeinsame Belegung von Gräberfeldern deutet darauf hin, dass es keine fundamentalen religiösen Unterschiede zwischen diesen Gruppen gab. Auch innerhalb der Nekropolen lässt sich keine bewusste Abgrenzung voneinander in nennenswertem Umfang erkennen – die kulturellen Unterschiede waren offenbar zumindest auf lokaler Ebene kein großes Hindernis bei der Bildung von Gemeinschaften. Dennoch ist kleinräumig eine recht ausgeprägte Vielfalt festzustellen. 168 163 David/David-Hennig 1971, 308–311. 164 David/David-Hennig 1971, 316–317. 165 David/David-Hennig 1971, 316. 166 David/David-Hennig 1971, 297. 167 Dies betrifft zum einen die Vielfalt an verschiedenen Keramiktraditionen und daraus entstehenden Hybriden als auch wahrscheinlich die Vielfalt beteiligter Ethnien. 168 Mielke betonte den Aspekt der lokalen Vielfalt, wobei er sich in erster Linie auf den Raum zwischen Ruhr und Lippe bezieht, in dem auch Unna liegt (Mielke 2018, 109). Darüber hinaus ist durch die immer wieder zu beobachtende Anlehnung der spätbronzezeitlichen Gräberfelder an ältere Grabmonumente auch der regelhafte Versuch einer Traditionsbildung auf lokaler Ebene erkennbar: Man bestattete dort, wo eigene oder fremde Vorfahren ebenfalls schon bestattet hatten, möglicherweise um eine Art legitimen Besitzanspruch auf das Land zu demonstrieren. 169 Diese Vielfalt archäologischer Kulturen ist kaum ohne Migration170 in erheblichem Umfang ins heutige Westfalen hinein zu erklären. Wahrscheinlich wanderten im Laufe der späten Bronzezeit immer wieder Menschen ein,171 wobei es anscheinend in der Stufe Ha B1 einen starken Zulauf aus südlicher Richtung (Urnenfelderkultur) gab. Der deutliche Anstieg der Bevölkerungszahl und -dichte in Westfalen von der mittleren zur späten Bronzezeit, der sich im archäologischen Fundbild172 ebenso wie 169 Jockenhövel 2003, 96–97. 170 Allgemein zum Thema Migration: Wehrhahn/Sandner Le Gall 2021, 106–160. Hierbei ist zu bedenken, dass es aus der Forschungsgeschichte zahlreiche Beispiele für ideologisch-politisch motivierte bzw. beeinflusste (Fehl-) Deutungen gibt (vgl. z. B. Härke 1997). Es ist wohl eine Illusion anzunehmen, dass die heutige Forschung völlig frei davon sei (vielfach unbewusst), wobei sich der Verfasser selbst keineswegs ausnehmen möchte. Hier scheint ein Zitat von George Orwell angebracht zu sein: »At any given moment there is an orthodoxy, a body of ideas which it is assumed that all right thinking people will accept without question.« (https://www.nytimes. com/1972/10/08/archives/the-freedom-of-the-press-orwell. html). 171 Vgl. z. B. Burmeister 2017. 172 Hier ist eine differenzierte Betrachtung notwendig. In der Literatur findet sich die Aussage, dass es für die späte Bronzezeit ein vorgeschichtliches Fundstellenmaximum gäbe, das erst wieder im Hochmittelalter erreicht werde (Wilhelmi 1983, 62; Höckmann 2012, 48). Tatsächlich sind aktuell in Westfalen-Lippe 536 spätbronzezeitliche Fundstellen bekannt, für die vorangegangenen Zeitstufen sind es z. T. deutlich weniger (frühe Bronzezeit: 269 Fundstellen, ältere Bronzezeit: 392 Fundstellen, mittlere Bronzezeit: 126 Fundstellen). Exemplarisch sei hier ein Vergleich mit der ähnlich lange währenden jüngeren Eisenzeit angeführt. Aus dieser sind 490 Fundstellen bekannt, also etwas weniger. Betrachtet man nur die Gräber bzw. Grabfunde, dann sind es für die späte Bronzezeit 344 Fundstellen, für die jüngere Eisenzeit aber nur 57 (hingegen 96 Fundstellen mit Siedlungsbefunden, also sehr viel mehr als für die späte Bronzezeit [vgl. Liste der spätbronzezeitlichen Siedlungsplätze in Westfalen im Anhang]). Ähnliches gilt auch für den Vergleich mit anderen Zeitabschnitten (alle Rechercheergebnisse stammen aus der Datenbank der LWL-Archäologie für Westfalen [Stand 13. September 2021], allerdings ist für die Eisenzeit noch keine Recherche nach dem neuesten Chronologieschema Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde für Westfalen [Cichy u. a. 2015] möglich). Auf ein Bevölkerungsmaximum für die späte Bronzezeit lässt sich archäologisch nur aufgrund der Gräber bzw. Grabfunde schließen (kritische Überlegungen dazu: Louwen 2021, 220–224). Die entsprechenden Nekropolen sind anscheinend in der Regel auch deutlich größer als solche aus anderen Zeitabschnitten, d. h. sie umfassen zumeist deutlich mehr Bestattungen. Typischerweise enden die Gräberfelder nicht in der späten Bronzezeit, sondern laufen meist bis in die Eisenzeit hinein weiter. Dies gilt jedoch nicht überall in Westfalen gleichermaßen: Einige Teilbereiche waren anscheinend in der späten Bronzezeit nur schwach oder praktisch gar nicht besiedelt, die gleichen Teilbereiche zu anderen Zeiten aber wohl bzw. deutlich stärker (s. u.). 173 174 Die Pollendiagramme lassen für die Spätbronzezeit in weiten Teilen Westfalens auf eine deutliche Zunahme von Siedlungs- und anthropogenen Nutzflächen schließen (Kramm 1978, bes. 22–27; Barth 2002, bes. 77–78; Meurers-Balke/Kalis 2005, bes. 84–85. 88–89). Für das südliche Rothaargebirge konstatierte Speier dagegen zwar keinen völligen Abbruch der Siedlungsaktivitäten im gleichen Zeitraum, aber doch einen sehr starken Rückgang gegenüber der mittleren Bronzezeit (Speier 1994, 102–104). Auch bei einem neuen Pollenprofil vom Kleinen Wähbach am Giller im siegerländischen Rothaargebirge ist ein nachlassender menschlicher Einfluss ab ca. 1200 v. Chr. zu beobachten (Stobbe 2018, 219). Aus der westfälischen Hellwegzone liegen nach Wissen des Verfassers keine Pollendiagramme vor. Es gibt wohl aber bodenkundliche Untersuchungen, die auf verbreitete Brandrodungsaktivitäten während des Neolithikums und der Bronzezeit schließen lassen. Zumindest im Dortmunder Raum sind diese in der späten Bronzezeit verstärkt nachzuweisen (vgl. Kasielke/Poch/Wiedner 2019, bes. 306 Abb. 11). Auch dies dürfte wohl als Beleg für ein Bevölkerungsmaximum in dieser Zeit gewertet werden können. 175 So hatte beispielsweise laut Kunter die Bestattungsgemeinschaft von Dortmund-Oespel nur ein geringes demografisches Wachstumspotenzial (Kunter 2006, 70). 176 Schoenfelder konstatierte für den unteren Niederrhein: »In dieser Zeit, d. h. [...] späte Bronze- und frühe Eisenzeit, wächst die Zahl der Fundstellen sprunghaft an, so daß eine Bevölkerungsexplosion – bedingt durch günstige klimatische Verhältnisse und/oder Kolonisierung bzw. kulturelle/politische Einflüsse durch das Kerngebiet der süddeutschen Urnenfelderkultur – anzunehmen ist« (Schoenfelder 1989, 261). Nach Roymans und Kortlang sei das Siedlungsgebiet im Niederrheingebiet im Laufe der Urnenfelderperiode nach und nach erweitert worden und habe sich schließlich im Vergleich zur Mittelbronzezeit etwa verdreifacht (Roymans/Kortlang 1999, 38). Nach Tutlies und Weber lässt das archäologische Fundbild des Rheinlandes auf eine ähnliche Entwicklung schließen: In der mittleren Bronzezeit war die Besiedlung noch dünn, in der Stufe Ha A lässt sich zunächst nur ein leichter An- die niederländische Provinz Drenthe 177. Für Belgien hat Leclercq sogar regelrechte Koloniegründungen, ähnlich wie sie aus dem Mittelmeerraum bekannt sind, durch Träger der Urnenfelderkultur in Betracht gezogen. 178 Sicherlich kam es bei den Wanderbewegungen ins heutige Westfalen zumindest vereinzelt auch zu bewaffneten Konflikten 179 – das archäologische Fundbild, in dem sich kaum Hinweise darauf finden 180, kann stark täuschen 181. Es dürfte jedenfalls in den meisten Teilen Westfalens nicht zu einer flächendeckenden Okkupation und einer damit einhergehenden Verdrängung der indigenen Bevölkerung gekommen sein. Vielmehr scheinen sich kleinere Personengruppen (wohl in der Regel Familien) neue Nischen in den bereits dünn besiedelten Landschaften gesucht zu haben, insbesondere in der Hellwegzone. Daneben gab es stieg der Siedlungstätigkeiten beobachten, in Ha B dann aber eine flächige Aufsiedlung (Tutlies/Weber 2012, 328). Auch archäobotanische Untersuchungen aus dem Rheinland sprechen für einen erheblichen Anstieg der Besiedlungsdichte (vgl. Meurers-Balke u. a. 1999, 34–36). 177 Roymans und Kortlang zitieren hierzu eine Arbeit von Waterbolk (Roymans/Kortlang 1999, 38 Anm. 14). 178 Leclercq 2014, 175. Zuwanderungen von Trägern der Urnenfelderkultur aus dem schweizerischen, süd- und südwestdeutschen Raum während der Stufe Ha B hatte z. B. De Laet schon vorher angenommen (De Laet 1982). Das südliche Belgien kann sogar zum Kernbereich der Rheinisch-Schweizerisch-Ostfranzösischen Gruppe der Urnenfelderkultur gerechnet werden (de Mulder/Leclercq/van Strydonck 2008, 112). 179 Generell gab es in der späten Bronzezeit wohl vermehrt durch Wanderbewegungen ausgelöste bewaffnete Konflikte, was sich im überregional zu beobachtenden verstärkten Burgenbau widerspiegelt (Jäger 2009, 94). 180 Gemessen an der für die Spätbronzezeit Westfalens zu erwartenden Bevölkerungsdichte sind Waffenfunde relativ selten (vgl. z. B. Kibbert 1984; Bunnefeld 2012; Bunnefeld 2015). Bei diesen Funden dürfte es sich größtenteils um bewusste Deponierungen bzw. Opferungen handeln. Singulär ist hier der Befund eines Brandgrabes einer Frau aus einem Gräberfeld in Ibbenbüren, Kreis Steinfurt, wo sich im Leichenbrand die Reste einer verschmorten Geschossspitze (Pfeilspitze?) aus Bronze fanden – in diesem Fall wohl keine herkömmliche Grabbeigabe, sondern eher ein deutlicher Hinweis auf die Todesursache (vgl. Gaffrey 2008, 71). Waffenbeigaben in Gräbern waren – von wenigen Ausnahmen abgesehen – generell nicht üblich. Eine Ausnahme ist z. B. ein Waffengrab aus Warendorf-Neuwarendorf (Objekt 25) mit Dolch und Lanzenspitze, das recht früh zu datieren ist (Periode III oder IV) (Rüschoff-Thale 2004, 26–30. 278–279; Taf. 6). Es handelt sich anscheinend um eine Körperbestattung, die zentral in einem Langgraben mit rechteckiger Pfostensetzung angelegt wurde. 181 In diesem Sinne Brink-Kloke 2006, 6. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 in Pollendiagrammen173 und anderen naturwissenschaftlichen Untersuchungen174 zeigt, ist ohne massive Zuwanderungen kaum erklärbar – dafür hätte das eigene Wachstumspotenzial wohl nicht ausgereicht175. Ähnliches gilt anscheinend auch für das sich westlich anschließende Niederrheingebiet 176 und 357 358 Stephan Deiters Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 sicherlich auch Migrationsbewegungen einzelner Personen, wie etwa Händlern bzw. Händlerfamilien, die sich dauerhaft an wichtigen Handelsrouten niederließen,182 oder von Frauen im Rahmen von Xenogamie183, wie von Höckmann für eine »Dame von Gittrup« angenommen. Sie soll mit einem Bronzegießer im Gefolge aus Nordniedersachsen nach Münster an die Ems gekommen sein, wobei Höckmann den Grund dafür in einer Heirat auf elitärer Ebene zur Besiegelung einer Stammesallianz vermutet.184 Sehr wahrscheinlich gab es auch unfreiwillige Migration aufgrund von Kriegsgefangenschaft, Sklaverei u. Ä., wobei über den Umfang nur spekuliert werden kann. Solche Bewegungen waren sicherlich keine Einbahnstraße – es gibt durchaus Hinweise auf Migration von Personen oder Personengruppen aus Westfalen heraus.185 Aber im Endeffekt scheinen in der späten Bronzezeit wesentlich mehr Menschen nach Westfalen ein- als von dort ausgewandert zu sein – der sogenannte Migrationssaldo war anscheinend deutlich positiv. 182 Beispielsweise trifft dies vermutlich auf einen Teil der Bestatteten der Nekropole von Höxter-Godelheim zu, wo sich zwei wichtige Handelswege kreuzten (vgl. Bérenger 2008). 183 Jockenhövel hat für die mittlere Bronzezeit Mitteleuropas ermittelt, dass sich bei der Xenogamie die persönliche Mobilität der Frauen höchstens auf eine Entfernung von 250 km erstreckte (Jockenhövel 1991, 60). Nach Wissen des Verfassers gibt es für die späte Bronzezeit noch keine vergleichbare Untersuchung. 184 Höckmann 2012, 47–48. 185 Das Auftauchen des bekannten Doppelkonus als Fremdform in der Lausitzer Kultur und der süddeutschen Urnenfelderkultur sowie auch im Ostseeraum während der späten Bronzezeit mag ein Indikator für Abwanderungen aus dem nordwestdeutschen Raum sein (vgl. Jäger 2009, 92–93 [mit weiterführender Literatur]). Bemerkenswert ist die Beobachtung Leclercqs, der im gleichzeitigen Fundmaterial Belgiens verschiedene Keramikgefäße identifizieren konnte, die ihre engsten Parallelen in Westfalen haben (vgl. Leclercq 2014, 157. 165–170). Nach Meinung des Verfassers sind hier am ehesten Frauen zu vermuten, die im Rahmen von Exogamie oder als Teil einer Personengruppe von Westfalen ins heutige Belgien gelangten und dort die betreffenden Keramikgefäße fertigten (dies ist aber sicher nicht die einzige mögliche Erklärung). Auch die westfranzösischen Schlüssellochgräben (vgl. Wilbertz 2009, 174–178), die geografisch isoliert erscheinen, könnten auf eine Migration von Menschen aus dem Kernverbreitungsgebiet dieser Grabeinhegungsform (d. h. Westfalen und angrenzende Gebiete) nach Westfrankreich während der späten Bronzezeit zurückzuführen sein. Da diese westfranzösischen Grabanlagen aber bislang nur von Luftbildern bekannt sind, besteht noch einiger Forschungsbedarf. Denkbar wäre auch, dass sich die Träger verschiedener Kulturen kleinräumig in ihrer Wirtschaftsweise ergänzten: Möglicherweise lag der ökonomische Fokus bei den Trägern der Emskultur und der Niederrheinischen Grabhügelkultur auf der Viehzucht, während eingewanderte Angehörige der Urnenfelderkultur in erster Linie Ackerbau betrieben haben könnten, wobei aufgrund der Trockenheit in dieser Zeit wahrscheinlich auch die Niederungen von Flüssen und Bächen verstärkt für landwirtschaftliche Aktivitäten genutzt wurden. Daher erscheinen auch in Lössgebieten dicht beieinander unterschiedliche Siedlungs- und Wirtschaftsformen als möglich (s. o.). Schon Krebs hatte sich vor fast einem Jahrhundert darüber gewundert, dass das Oberemsgebiet trotz seiner ertragsarmen Sandböden in der späten Bronzezeit offenbar recht dicht besiedelt war. 186 Dabei war ihm prinzipiell schon bekannt, dass zu dieser Zeit weitgehend Trockenheit herrschte. Er schloss daraus, dass die Fließgewässer damals weniger Wasser führten, weshalb die ansonsten versumpften Niederungen, die sicherlich humusreicher als die Sandflächen waren, verstärkt als Weideflächen für Vieh und als Ackerland genutzt werden konnten. 187 Sicherl und Zerl haben diese Möglichkeit zwar in Betracht gezogen, wiesen aber auf das damit verbundene hohe Risiko von Versorgungsausfällen hin, denn selbst vereinzelte Hochwasserereignisse hätten die Ernährungsgrundlage zerstören können. 188 Vielmehr nehmen sie eine intensive Düngung der armen Böden mit Stallmist an, was auch ein wesentlicher Grund für die Aufstallung von Vieh in Wohnstallhäusern gewesen sei. 189 Die genannten Ansätze schließen einander aber keineswegs aus. Bezüglich der angesprochenen Bedrohung durch Hochwasser in Niederungen ist zu betonen, dass auch der Anbau auf höher gelegenen Flächen Gefahren birgt, denn dort drohen in besonders trockenen Jahren starke, eventuell sogar totale Ernteausfälle. Dies betrifft in besonderem Maße Sandböden, die relativ schnell völlig 186 Krebs 1925, 52–53. 187 Krebs 1925, 53. 188 Sicherl/Zerl 2019, 38. 189 Sicherl/Zerl 2019, 38 mit Anm. 13 (verweisend auf Fokkens 2009, 91–92 [mit weiterführender Literatur]). Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde 5.5 Klimawandel als eine Ursache? Es mag zwar nach einer modischen Erklärung klingen, aber möglicherweise waren im Hinblick auf die massiven Zuwanderungen die klimatischen Entwicklungen während der Bronzezeit der wichtigste Faktor – tatsächlich sind solche Überle- 190 Es ist durchaus mit unterschiedlichen indoeuropäischen Dialekten bzw. Sprachen zu rechnen, aber zur fraglichen Zeit noch nicht mit einer germanischen Sprache (vgl. Ludewig 2007). 191 Es sei hier nur am Rand angemerkt, dass aus dieser Zeit und schon lange davor aus Mesopotamien Schriftquellen vorliegen, die eine Koexistenz von verschiedenen Ethnien mit z. T. völlig unterschiedlichen Sprachen belegen. Es gibt keinen Grund, prinzipiell ähnliche Verhältnisse (wenn auch natürlich nicht auf dem Niveau einer Hochkultur) für das kontinentale Nordwesteuropa der späten Bronzezeit kategorisch auszuschließen. 192 Erwähnt seien insbesondere der untere Niederrhein und Niederhessen (vgl. Jockenhövel 1983). 193 In diesem Sinne schon Kimmig 1964, 271. Es sei aber angemerkt, dass z. B. Mühlenbruch für die Zone nordwärts der Alpen eher kontinuierliche Entwicklungen von der Mittelbronzezeit zur Urnenfelderzeit sieht (Mühlenbruch 2017). gungen in der Vorgeschichtsforschung keineswegs neu, auch für den fraglichen Zeitraum. 194 Das Klima der späten Bronzezeit war – im Gegensatz zu den vorangegangenen Jahrhunderten – geprägt von Trockenheit in Verbindung mit relativ niedrigen Temperaturen. Ursache dafür war möglicherweise ein sogenanntes Bond-Ereignis195, das anscheinend im Laufe des 13. Jahrhunderts v. Chr. einsetzte und jahrhundertelang wirkte, wobei die Eruption H3 des Vulkans Hekla auf Island – wahrscheinlich im Jahre 1159 v. Chr.196 – die Lage wohl etwa zwei Jahrzehnte lang verschärfte.197 194 So hatte schon Paret kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in seiner Monografie »Das neue Bild der Vorgeschichte« dem Thema »Weltgeschichte und Klima« ein 55-seitiges Kapitel gewidmet (Paret 1948, 124–179). Er sah darin auch eine Klimaveränderung als Ursache für die Ausbreitung der Urnenfelderkultur an. Später hat etwa Bouzek den klimatischen Entwicklungen während der Bronzezeit (speziell im 13. und 12. Jahrhundert v. Chr.) eine entscheidende Bedeutung für großräumige Zusammenhänge attestiert (Bouzek 1978). Vgl. für den östlichen Mittelmeerraum z. B. Cline 2015, 205–212 (mit weiterführender Literatur). Es sei angemerkt, dass vorher schon der Geograf und Klimatologe Eduard Brückner Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts Zusammenhänge zwischen Klimaschwankungen (insbesondere Dürren) und neuzeitlichen Migrationsbewegungen erkannt hatte, auch wenn er fälschlicherweise einen regelmäßigen Rhythmus annahm (Brückner 1890; Brückner 1912). 195 Bond-Ereignisse sind mutmaßlich (mehr oder weniger) zyklisch auftretende Klimaschwankungen des Nordatlantikraums im Holozän, die nach ihrem Erstbeschreiber, dem Geologen Gerard Bond, benannt sind (vgl. Bond u. a. 1997; Bond u. a. 2001). Die Ursachen werden in der Forschung noch diskutiert. 196 Die Datierung ins Jahr 1159 v. Chr. stellt die Mehrheitsmeinung in der Forschung dar. Sie basiert auf naturwissenschaftlichen Untersuchungen unterschiedlicher Art und der Verknüpfung mit historisch überlieferten Missernten und Hungersnöten unter Ramses III. in Ägypten (vgl. Falkenstein 1997, 550–551 [mit älterer Lit.]; vgl. auch Baker u. a. 1995; Yurco 1999; Eiríksson u. a. 2000; Boygle 2004). Dugmore u. a. haben mit 2879 ± 34 BP (entspricht 1199–931 calBC, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit für den Zeitraum 1131–967 calBC [kalibriert mit OxCal 4.4]) einen tendenziell etwas jüngeren Datierungsansatz genannt (Dugmore u. a. 1995). Selbst wenn die Verknüpfung mit der ägyptischen Chronologie falsch sein sollte, gäbe es keine Anhaltspunkte für eine stark abweichende Datierung. 197 Falkenstein hatte diesem Ereignis eine enorme Bedeutung beigemessen und es u. a. für die Ausbreitung der Urnenfelderkultur verantwortlich gemacht (Falkenstein 1997 [mit weiterführender Literatur]; in diesem Sinne z. B. auch Poschlod 2017, 52–53). Der Verfasser hatte kürzlich noch in einem populärwissenschaftlichen Artikel (Deiters 2020) die Hekla-Eruption und andere Vulkanausbrüche als wahrscheinliche Ursache für die Klimaentwicklung und die Ausbreitung der Urnenfelderkultur dargestellt. Dies erwies sich allerdings als nicht haltbar, denn die oben genannte Hekla-Eruption fand anscheinend erst statt, Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 austrocknen können. Vernünftig wäre zwecks Risikoverteilung wohl eine Mischstrategie gewesen mit einem Anbau sowohl in Niederungen als auch auf höher gelegenen Flächen – inwieweit das vielleicht praktiziert wurde, muss aber offenbleiben. Die Viehweide ist in dieser Beziehung in jedem Fall weitaus unproblematischer, denn man hätte die Lage der Weideflächen in der Regel schnell den aktuellen Bedingungen anpassen können. Die Folge all dessen war jedenfalls die Herausbildung kleiner (zunächst) polykultureller Gemeinschaften, was beispielsweise in Nekropolen wie Dortmund-Oespel erkennbar wird und im Laufe der Zeit zu einer gegenseitigen Beeinflussung, Assimilierung und Verschmelzung führte. Inwieweit sich die Träger dieser Kulturen möglicherweise (zunächst) auch als Angehörige verschiedener Ethnien verstanden und vielleicht unterschiedliche Sprachen bzw. Dialekte 190 hatten, muss offenbleiben. 191 Ähnliche Entwicklungen wie die hier für Westfalen skizzierten gab es anscheinend zumindest teilweise auch in benachbarten Regionen 192 und wahrscheinlich überregional in weiten Teilen Europas 193. 359 Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 360 Stephan Deiters Abb. 10 Vergleich zwischen den westmitteleuropäischen Seespiegeln (oben) und der Ausbreitung des Aletschgletschers (unten) in den letzten 3500 Jahren. Der Zeitabschnitt von 1200–800 v. Chr. ist hier rötlich hervorgehoben (Grundlage: Holzhauser/Magny/Zumbühl 2005, 796 Abb. 5; Grafik: LWL-Archäologie für Westfalen/S. Deiters). Diese Klimaentwicklungen lassen sich beispielsweise gut an den westmitteleuropäischen Gletschern und Seen ablesen 198 (Abb. 10): In der nachdem die Klimaveränderung längst eingesetzt und die massive Ausbreitung der Urnenfelderkultur etc. begonnen hatte. Selbst wenn sich die chronologische Diskrepanz auflösen ließe, würde das Ereignis keine befriedigende Erklärung für eine mehrere Jahrhunderte lang andauernde Klimaveränderung liefern. 198 Holzhauser/Magny/Zumbühl 2005. Zeit vor etwa 1200 v. Chr. waren die alpinen Gletscher wesentlich kleiner als heute, 199 während sie in der späten Bronzezeit deutlich wuchsen. 200 Um- 199 Beispielsweise war der Aletschgletscher, der größte und längste Gletscher der Alpen, damals etwa 1000 m kürzer als im Jahr 2002 (Holzhauser/Magny/Zumbühl 2005, 792). 200 Insbesondere große Gletscher reagieren naturgemäß sehr viel träger auf Klimaschwankungen. Allerdings kann ihr Anwachsen und vermutlich auch ihr Schrumpfen eine erstaunliche Geschwindigkeit erreichen: So wandten sich gekehrt hatten die Seespiegel vor 1200 v. Chr. einen relativ hohen Stand und fielen danach rapide unter heutiges Niveau, wo sie von relativ kurzfristigen Anstiegen abgesehen jahrhundertelang verblieben. 201 Es gibt mittlerweile einige naturwissenschaftliche Evidenz dafür, dass die Klimaentwicklung im östlichen Mittelmeerraum prinzipiell ähnlich war. 202 Auch aus Italien und Albanien/Montenegro liegen ähnliche Daten vor 203; Gleiches dürfte für Nordafrika und benachbarte Regionen gelten. 204 Es gibt auch Belege dafür, dass (zumindest in Teilen) Indien, China und Nordamerika von dieser Entwicklung betroffen waren. 205 Dem Anschein nach liegt also ein sehr großräumiges Phänomen vor, 206 das aber in den jeweiligen Gebieten mit zeitlichen Verzögerungen aufgetreten sein kann. Diese Klimaveränderung führte anscheinend in vielen Gebieten zu einer Krise in der landwirtschaftlichen Produktion, was letztlich Kettenreaktionen negativer Ereignisse und Entwicklungen auslöste. Für den östlichen Mittelmeerraum, in dem zu dieser Zeit schon Hochkulturen existierten, gibt es zeitgenössische Schriftquellen, die dies 1601 (während der Kleinen Eiszeit) Bauern von Chamonix panisch an die Regierung von Savoyen, weil der Mer de Glace, der größte Gletscher Frankreichs, ständig anwachse und schon zwei Dörfer unter sich begraben habe und im Begriff sei, ein drittes zu zerstören (Behringer 2008, 124 [mit weiterführender Literatur]). 201 Vgl. Holzhauser/Magny/Zumbühl 2005, 795–796. Dies war prinzipiell schon von Paret erkannt worden (Paret 1948, 128–130). 202 Vgl. z. B. Kaniewski u. a. 2008; Kaniewski u. a. 2010; Drake 2012; Kaniewski u. a. 2019. 203 Vgl. Kaniewski u. a. 2019, bes. Abb. 4 (mit weiterführender Literatur). 204 Es sind keine entsprechenden Untersuchungen bekannt, die die fragliche Zeit in Nordafrika thematisieren. Aber generell gibt es dort entgegen weitläufigen Annahmen in wärmeren Perioden verstärkte Niederschläge, in kühleren dagegen verminderte. Dies hat zur Folge, dass die Sahara in wärmeren Perioden schrumpft und sich in kühleren ausdehnt (vgl. Kröpelin 2017, bes. 416–417). Da auch das Mittelmeer zur fraglichen Zeit abkühlte, kann wohl davon ausgegangen werden, dass es weniger Niederschläge in Nordafrika gab. Weil Wasser in dieser Region generell ein knappes Gut darstellt, ist damit zu rechnen, dass zu dieser Zeit vielen Menschen in Nordafrika die Lebensgrundlage entzogen wurde. belegen können. 207 Deutlich später – im 4. Jahrhundert v. Chr. – hatte Aristoteles u. a. festgestellt, dass Mykene einst fruchtbar gewesen sein müsse, aber schon vor Homers Zeiten ausgetrocknet sei, während Argos damals versumpft gewesen, aber im Zuge der Austrocknung dort anbaufähiges Land entstanden sei. 208 Darüber hinaus postulierte er für diese Beobachtungen eine großräumige Übertragbarkeit. 209 In der Zeit um 1200 v. Chr. und kurz danach gingen in einem relativ kurzen Zeitraum mehrere Hochkulturen zugrunde, z. B. die mykenische Kultur und das hethitische Großreich; auch der Trojanische Krieg gehört in diese Zeit. Es gab sicherlich einige verschiedene Faktoren, die diese Kulturen bzw. Reiche schon vorher geschwächt und die Systeme vulnerabel gemacht hatten, 210 aber die anhaltende große Dürre und der daraus resultierende Hunger waren vermutlich letztlich entscheidend. Aus Schriftquellen geht klar hervor, dass etwa im hethitischen Großreich enormer Hunger herrschte und man auf Hilfslieferungen angewiesen war, wobei Schiffe aus Ägypten große Mengen Getreide brachten. 211 Besonders beeindruckend sind Briefe, die Šuppiluliuma II., der letzte hethitische Großkönig, an seinen Vasallen Ammurapi (III.), den letzten König des Kleinstaates Ugarit, schrieb. 212 Darin wird u. a. Ammurapi zu Getreidelieferungen per Schiff aufgefordert und gebeten, seinen Verpflichtungen nachzukommen, um Hatti nicht im Stich zu lassen. Es findet sich einmal der Satz »Die Sonne geht zugrunde.« und zweimal ist von einer Angelegenheit »auf Leben und Tod« die Rede. Dabei herrschte zu dieser Zeit in direkter Folge der Dürre nicht nur bei den Hethitern Hunger, sondern auch in Ugarit selbst und in der gesamten Region. 213 Wenig später (wohl zwischen 1194 und 1186 v. Chr.) wurde Ugarit vollkommen zer- 207 Vgl. z. B. Cline 2015, 205–212 (mit einigen weiterführenden Schriftquellen und Literatur). 208 Aristoteles Meteorologica, I,14. 209 Aristoteles Meteorologica, I,14. 210 Vgl. z. B. Cline 2015, 201–243; Müller-Karpe 2017, 152–154. 211 Klengel 1999, 310. 205 Vgl. Behringer 2008, 80–81 (mit weiterführender Literatur). 212 Im Folgenden nach Sommer 2015, 150–151 (mit weiterführender Literatur). 206 Knapper Überblick: Behringer 2008, 79–81. 213 Vgl. Sommer 2015, 151–156. 361 Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde 362 Stephan Deiters Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 stört. Ein ähnliches Schicksal ereilte im frühen 12. Jahrhundert v. Chr. viele andere Orte im östlichen Mittelmeerraum. 214 Verantwortlich für diese Zerstörungen waren vielfach wohl die sogenannten Seevölker 215 – eine Kollektivbezeichnung, die erst seit dem 19. Jahrhundert von der Forschung verwendet wird 216. Aus zeitgenössischen Schriftquellen sind verschiedene Namen dieser Völker überliefert. In bildlichen Darstellungen zeigen sie ein sehr heterogenes Erscheinungsbild. Dies legt den Schluss nahe, dass diese Völker aus unterschiedlichen Regionen stammen und Träger verschiedener Kulturen waren. 217 Insgesamt handelt es sich anscheinend um neun verschiedene Gruppen bzw. Ethnien. 218 Es kann zudem als sicher gelten, dass sie zum Teil völlig unterschiedliche Sprachen hatten. 219 Die Seevölker traten im ostmediterranen Raum mehrfach gemeinsam als Zerstörer, Plünderer und Invasoren in Erscheinung, teils von See her, teils auf dem Land. 220 Eine Koalition von ihnen griff schließlich auch Ägypten an, wurde aber um 1177 v. Chr. von den Truppen des Pharaos Ramses III. in einer großen Schlacht im Nildelta besiegt. Zuvor waren die Seevölker anscheinend 214 Es sollte Jahrhunderte dauern, bis dort neue Hochkulturen entstanden, die wieder in etwa das Niveau aus der Zeit vor 1200 v. Chr. erreichten. Dies dürfte hauptsächlich daran gelegen haben, dass die Landwirtschaft klimatisch bedingt lange Zeit nicht in der Lage war, ausreichende Überschüsse zu erwirtschaften, um größere Bevölkerungsgruppen für Tätigkeiten außerhalb der Nahrungsmittelproduktion freizustellen. 215 Es gibt Hinweise darauf, dass zum Teil auch andere Gruppen an diesen Zerstörungen beteiligt waren, die nicht zu den Seevölkern zählen und wohl auch keinen Kontakt zu diesen hatten. So nimmt Müller-Karpe Angriffe auf das Hethiterreich durch die Kaškäer und andere an (MüllerKarpe 2017, 146–154). 216 Vgl. z. B. Cline 2015, 23 mit Anm. 1 (mit weiterführender Literatur). 217 Vgl. z. B. Cline 2015, 24. 218 Über die Seevölker gibt es eine Fülle an Literatur. Hier sei besonders auf die Dissertation von Woudhuizen hingewiesen, die der Frage nach der Ethnizität, der geografischen Herkunft etc. der verschiedenen Seevölker nachgeht (Woudhuizen 2006). gegen alle anderen Mächte im ostmediterranen Raum militärisch siegreich gewesen. 221 Dabei scheinen sie aus heutiger Sicht nicht die Hauptursache, sondern eher ein Symptom des Untergangs gewesen zu sein. Es ist in der Vergangenheit auch eine Beteiligung von Trägern der Urnenfelderkultur an diesen Prozessen angenommen worden. Beispielsweise hat Kimmig für eines der Seevölker, die Peleset oder Philister, die später im Alten Testament (z. B. in der Geschichte von David und Goliat) als Bewohner des historischen Palästinas erscheinen, eine Herkunft aus der südosteuropäischen Urnenfelderkultur postuliert. 222 Mittlerweile gibt es auch genetische Belege dafür, dass die Philister tatsächlich Migranten aus Europa waren bzw. dass diese in erheblichem Umfang an der Ethnogenese der Philister beteiligt waren. 223 Ob es sich tatsächlich – wie von Kimmig angenommen – um (ursprüngliche) Träger der Urnenfelderkultur aus Südosteuropa handelt, ist aber fraglich. 224 Möglicherweise war ihre Beteiligung eher indirekter als direkter Natur: So hat Woudhuizen die Hypothese von einem Dominoeffekt ins Spiel gebracht, der durch eine groß angelegte Invasion von Trägern der Urnenfelderkultur nach Italien ausgelöst worden sei. 225 Dies habe dort bis dahin ansässige Bevölkerungsgruppen (Sherden und Shekelesh) gezwungen zu migrieren, u. a. als Seevölker in den ostmediterranen Raum, wobei aber anschei- 221 Dies mag zumindest teilweise in einer fortschrittlicheren Bewaffnung und besseren Kampfesweise begründet liegen (vgl. Jung/Mehofer 2013). Es ist aber zu bedenken, dass die Truppen der Hethither, Mykener etc. sicherlich direkt und indirekt durch Hunger geschwächt waren. Es stellt sich die Frage, inwieweit überhaupt noch Soldaten und Streitwagen, die bei der Kriegsführung in der Region eine wichtige Rolle spielten, einsatzfähig waren und wie es um die Moral der Truppen bestellt war. Es ist wahrscheinlich, dass die Könige der Hochkulturen, deren Herrschaft wohl nicht zuletzt religiös legitimiert war, angesichts der Krise, die man möglicherweise als ihr Versagen in ihrer religiösen Funktion interpretiert hat, stark an Autorität eingebüßt hatten. 222 Kimmig 1964, 223–254. 223 Feldman u. a. 2019. 219 Vgl. Woudhuizen 2006, 117–121. 224 220 Vgl. z. B. Cline 2015, 23–24. Dieses offenbar effiziente gemeinsame Vorgehen lässt den Schluss zu, dass es trotz unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Sprachen eine gut funktionierende Kommunikation zumindest auf der Ebene der Anführer gegeben haben muss. Woudhuizen sieht stattdessen in ihnen eine aus Griechenland stammende Volksgruppe (Woudhuizen 2006, 117–118). 225 Woudhuizen 2006, 116. Der Autor will aber keineswegs postulieren, dass die Seevölker ausschließlich aus Italien stammen. Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde Die Auswirkungen dieser Entwicklungen waren auch nördlich der Alpen immens, wenngleich das Bild aufgrund der fehlenden Schriftquellen weniger lebhaft ist. Z. B. lassen Burgess folgend die archäologischen Quellen auf eine Halbierung der Bevölkerungszahl in England schließen, an der die Hekla-Eruption Mitte des 12. Jahrhunderts v. Chr. (s. o.) aufgrund der relativen Nähe zu Island einen besonders großen Anteil gehabt haben dürfte. 229 226 Vgl. Woudhuizen 2006, 116–121. Zur archäologischen Evidenz für eine Beteiligung von Bevölkerungsgruppen aus Italien und Trägern der Urnenfelderkultur vgl. auch Jung/Mehofer 2013. 227 Woudhuizen 2006, 116–121. Hier sei auch auf die Forschung zu den westanatolischen Luwiern verwiesen, die erstaunlich lange vernachlässigt wurde (vgl. Zangger 2016; siehe auch: https://luwianstudies.org). 228 Schon Kimmig stellte fest: »Wir glauben heute zu wissen, daß jene ostmittelmeerischen Vorgänge, die uns durch die Gunst der historischen Quellenlage und durch die Archäologie in so eindringlicher Weise vor Augen geführt werden, lediglich Teilvorgänge sind, die mit einem weit universaleren Geschehen verknüpft werden müssen. Die Archäologie – und hier vor allem die Vorgeschichtswissenschaft – ist seit langem bemüht, die Vielschichtigkeit eines historischen Phänomens klarzulegen, in dessen Sicht die ägäisch-vorderasiatischen Umwälzungen unmittelbare Beziehungen zu ähnlichen Erscheinungen in Mitteleuropa, Italien, Frankreich und Spanien, ja selbst in England und Nordeuropa vermuten lassen. Auch in weiten Teilen Europas zerbricht im 13. und beginnenden 12. Jahrhundert jener ›universelle‹ Zusammenhang, der die hier beheimateten bronzezeitlichen Kulturen durch lange Zeit hindurch miteinander verband, wird eine Welt aus den Angeln gehoben, die, gleich der des Mittelmeeres, in ihrer alten Form nicht wieder erstehen sollte.« (Kimmig 1964, 222). 229 Burgess 1985; Burgess 1989. Ob sich die Bevölkerungs- In Mitteleuropa waren die Folgen der Klimaveränderung wohl weniger drastisch als in England und dem östlichen Mittelmeerraum, aber immer noch deutlich spürbar. Jäger nimmt für die späte Bronzezeit Mitteleuropas ein gegenüber der Gegenwart um etwa ein Fünftel vermindertes Wasserdargebot an. 230 Die Trockenheit hatte zweifellos, insbesondere in Regionen mit ohnehin relativ geringen Niederschlägen, starke negative Auswirkungen, weshalb größere Bevölkerungsgruppen aus solchen Gebieten in andere mit besseren Lebensbedingungen abwanderten, schlicht weil sie sich dort nicht mehr ausreichend ernähren konnten. 231 Archäobotanische Untersuchungen zeigen einen generellen Trend zum vermehrten Anbau anspruchsloser und robuster Kulturpflanzen in dieser Zeit. 232 Aufgrund dieser Entwicklungen dürften Westfalen und angrenzende Gebiete stark an Attraktivität gewonnen haben. Die Niederschläge waren hier offenbar großenteils noch völlig ausreichend; vielmehr dürften manche Gebiete durch die verminderten Niederschläge und das daraus resultierende Absinken des Grundwasserspiegels landwirtschaftlich besser nutzbar geworden sein, sodass das Land insgesamt mehr Menschen ernähren konnte. 233 Der sich im archäologischen Fundbild abzeichnende enorme Bevölkerungszuwachs findet daher eine logische Erklärung. Es gab aber anscheinend auch in Westfalen Bereiche, die wohl aufgrund ihrer zu starken Trockenheit in der späten Bronzezeit nicht mehr besiedelt wurden. Dies trifft beispielsweise auf die Hügellandschaft der Baumberge im Zentralmünsterland zu. 234 Auch die Paderborner Hochfläche, zahl wirklich halbiert hat, bleibt fraglich. 230 Jäger 2009, 89. 231 Jäger 2009, 91–95. Ähnliches gilt im Übrigen auch für andere vor- und frühgeschichtliche Trockenperioden (Jäger 2009, 94–95). Bereits in den 1970er-Jahren hatten Bryson, Lamb und Donley Dürren als Auslöser für Migrationen von Bevölkerungsgruppen innerhalb Griechenlands während der mykenischen Zeit und letztlich auch als einen Grund für den Niedergang der mykenischen Kultur diskutiert (Bryson/Lamb/Donley 1974). 232 Poschlod 2017, 53 (mit weiterführender Literatur). 233 Später, im Laufe der Eisenzeit, führten anscheinend stark zunehmende Niederschläge zu einer umgekehrten Entwicklung (vgl. Polenz 1980, 119). 234 Die Baumberge haben – wohl in erster Linie aufgrund ih- Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 nend auch Träger der Urnenfelderkultur selbst (Weshesh/Osker) beteiligt waren. 226 Wenig später scheinen sich ostmediterrane Völker angeschlossen zu haben, die wohl weitaus zahlreicher waren. 227 In anderen – nicht zuletzt europäischen – Regionen hat es anscheinend ähnliche Dominoeffekte gegeben, die letztlich auch Westfalen erreichten. Was sich dabei ereignet hat, ist aber mangels zeitgenössischer Schriftquellen weitaus schwerer nachzuvollziehen als im ostmediterranen Raum. Insgesamt handelt es sich um sehr komplexe Vorgänge, die einen großen geografischen Raum betreffen, 228 aber im Endeffekt scheint die große Dürre mit ihren fatalen Folgen die wichtigste Triebkraft hierfür gewesen zu sein. 363 364 Stephan Deiters die größte Karstlandschaft Westfalens, ist in der späten Bronzezeit fast völlig frei von Fundstellen, 235 was wohl in erster Linie an mangelnden Niederschlägen liegen dürfte. Anders ist dagegen wohl das Fehlen von spätbronzezeitlichen Fundstellen im Bereich südwestlich und südlich von Münster zu erklären. Ein Pollendiagramm aus dem Nottebrack in der Davert zeigt in der gesamten prähistorischen Zeit bis zum Frühmittelalter ein weitgehendes Fehlen von Siedlungsanzeigern. 236 Es ist anzunehmen, dass dieser Bereich aufgrund verschiedener ungünstiger natürlicher Faktoren für den Menschen über eine sehr lange Zeit weitgehend uninteressant war. 5.6 Die spätbronzezeitliche Bevölkerungsentwicklung in Westfalen – Versuch einer Rekonstruktion Erste Träger der Urnenfelderkultur dürften in geringer Zahl schon während der Stufe Ha A nach Westfalen und in westlich angrenzende Gebiete eingewandert sein. Damals lebten dort als indigene Bevölkerung hauptsächlich Träger mittelbronzezeitlicher Kulturen (Hilversum-Kultur und ElpKultur), die bereits im Wandel begriffen waren rer fruchtbaren Böden – eine wichtige Rolle bei den Neolithisierungsprozessen des nordwestdeutschen Tieflandes gespielt, wobei die Fundstellen dieser Periode zwar bevorzugt im Bereich von (randlich gelegenen) Quellmulden auf etwa 110–130 m ü. NN zu finden sind, aber durchaus auch in höheren Lagen vorkommen (vgl. Kasielke/Steinhorst 2016, 104–105 bes. Abb. 5). Auch aus der Bronzezeit gibt es noch Fundstellen in höheren Lagen (vgl. Kasielke/ Steinhorst 2016, 106 Abb. 7). In der späten Bronzezeit/ frühen Eisenzeit erscheinen diese dann frei von menschlicher Siedlung bzw. Nutzung (vgl. Kasielke/Steinhorst 2016, 107 Abb. 8). 235 236 Der Erklärungsversuch von Koopmann, wonach dies auf (zu) wenige Bodeneingriffe und mangelnde Aufmerksamkeit und Meldebereitschaft engagierter Laien zurückzuführen sei, erscheint nicht stichhaltig, denn aus anderen Zeitabschnitten wie z. B. der Latènezeit sind Fundstellen bekannt (vgl. Koopmann 2004, 50 Abb. 34. 51; Bérenger 2004, 102 Abb. 61). Plausibler ist daher der ältere Erklärungsversuch von Lange, der als Ursache fortschreitende Verkarstung und Bodenerschöpfung durch (vorangegangene) Überweidung vermutete (Lange 1971, 55–56). Dafür dürften aber in erster Linie die mangelnden Niederschläge während der späten Bronzezeit verantwortlich sein, die die Karstlandschaft für den Menschen praktisch unbewohnbar machten. Burrichter 1980, 43–45 mit Abb. 2. hin zu spätbronzezeitlichen Kulturen (Niederrheinische Grabhügelkultur und Emskultur) 237, wobei die weiteren Entwicklungen sicherlich auch durch die Zuwanderer beeinflusst wurden. In diese Zeit fällt anscheinend auch der Übergang von der Körper- zur Brandbestattung und deren allmähliche allgemeine Durchsetzung. 238 Der Einfluss der Urnenfelderkultur ist im Fundbild dieser Zeit noch gering. Dies gilt auch für die näher gelegene Niederrheinischen Bucht, in der die Urnenfelderkultur in der Stufe Ha A nur relativ schwach vertreten ist, während sich das Fundmaterial der Stufe Ha B weitaus reichhaltiger präsentiert. 239 Die Nekropole Dortmund-Oespel wurde hingegen definitiv schon während der Stufe Ha A belegt, wie mehrere 14C-Daten und ein Griffdornmesser nach Art der Urnenfelderkultur zeigen. 240 Im übrigen westlichen Westfalen wird ein deutlicher Urnenfeldereinfluss, der wahrscheinlich mit einer Zuwanderung in größerem Umfang verbunden war, erst am Übergang von Ha A nach B spürbar – frühere Funde dieser Prägung sind kaum nachzuweisen. 241 Genau in diesen Zeithorizont ist die Fundstelle in Unna-Uelzen zu datieren. Die Zuwanderung scheint entlang bekannter Verkehrswege verlaufen zu sein, allen voran dem Hellweg. Dass einzelne Personen (Händler, Wan- 237 Vgl. Verlinde 1987, 292–307. 238 Dies lässt sich beispielsweise an den großflächig untersuchten Nekropolen von Warendorf-Neuwarendorf (Rüschoff-Thale 2004), Telgte-Raestrup (Wilhelmi 1981) oder Dortmund-Oespel (Brink-Kloke/Heinrich/Bartelt 2006) beobachten. 239 Vgl. Ruppel 1990. 240 Vgl. Heinrich/Bartelt 2006, 51. Anscheinend enthalten die meisten frühen Gräber aus Oespel keine Keramik. Aus der 14C-datierten (1200 ± 100 calBC) Grabanlage Bef. 13/33 liegen Funde vor, die man zumindest teilweise als eindeutige Urnenfelderkeramik ansprechen kann, ohne sie per se betrachtet scharf datieren zu können (vgl. Heinrich/ Bartelt/Eckes 2006, 102; Taf. 88). Die Urne aus Grab Bef. 908 (Heinrich/Bartelt/Eckes 2006, 140; Taf. 118) würde man am Oberen Niederrhein wohl am ehesten in die Stufe Ha A2 datieren (vgl. Ruppel 1990, Beilage 4, 10–11), sie wird von Heinrich und Bartelt aber aufgrund des Beigefäßes (fälschlich?) Ha B zugewiesen (Heinrich/ Bartelt 2006, 35). 241 Vgl. Aschemeyer 1966, 40–45. Aus dem Gräberfeld TelgteRaestrup liegt wohl der Fund eines Gefäßes vor (Wilhelmi 1981, Taf. 15, F 390), bei dem es sich formal um einen Ha-A2-zeitlichen Schulterbecher nach Art der Urnenfelderkultur handelt, der bei genauerer Betrachtung aber als lokale Nachahmung zu erkennen ist (vgl. Ruppel 1985, 15 Abb. 4; 20 mit Anm. 20). Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde derhandwerker etc.) aus dem Süden vorher schon den westfälischen Raum kennengelernt hatten und dass dieses Gebiet und seine Verkehrswege daher für die Träger der Urnenfelderkultur keine völlige Terra incognita war, dürfte außer Frage stehen. 242 Allerdings ist auffällig, dass im Bereich zwischen Bad Sassendorf und Paderborn, eine Strecke von immerhin ca. 50 km, keine spätbronzezeitlichen Fundstellen entlang des Hellwegs bekannt sind. 243 Da in demselben Raum zahlreiche Funde und Befunde aus älterer und jüngerer Zeit dokumentiert sind, dürfte diese Beobachtung wohl weitgehend die prähistorische Realität widerspiegeln. Es kann nur vermutet werden, dass dieser Abschnitt des Hellwegs während der späten Bronzezeit aufgrund von zu starker Trockenheit für menschliche Ansiedlungen ungeeignet war. Dies muss aber keineswegs bedeuten, dass es hier keinen Verkehrsweg gab. Darüber hinaus dürften wichtige »Push-Faktoren« die anzunehmende Nahrungsmittelknappheit in manchen Gebieten und ihre direkten und indirekten Folgeerscheinungen, zu denen auch kriegerische Auseinandersetzungen gehörten, gewesen sein. 244 Letztere hatten in dieser Zeit eine bis dahin ungekannte Qualität und wohl auch Quantität gewonnen, 245 wenngleich es dafür zum Teil sicher weitere Gründe gab. Angesichts der neueren Forschungsergebnisse zur – früher anzusetzenden – Schlacht im Tollensetal 246 dürfte mittlerweile 242 Roymans lieferte eine Karte mit den wichtigsten Handelsrouten dieser Zeit im kontinentalen Nordwesteuropa (Roymans 1991, 26 Abb. 9). Zu kleineren Handelsrouten in Westfalen nördlich der Lippe: Höckmann 2012, 90–98. Einige kritische Überlegungen zu prähistorischen Fernverkehrswegen: Burmeister 2018. 243 Recherche in der Datenbank der LWL-Archäologie für Westfalen (25.10.2020). 244 Wie oben bereits erwähnt, machte Jäger hierfür in erster Linie klimatisch bedingte Wanderbewegungen als Ursache verantwortlich (Jäger 2009, 94–95). 245 Vgl. Falkenstein: »Wie die zahlreichen stark befestigten und zerstörten Höhensiedlungen deutlich machen, erreichte in der jüngeren Urnenfelderzeit [Ha B] Krieg im Sinne eines bewaffneten Konfliktes zwischen Gemeinwesen eine vorher nicht gekannte Qualität. An der Wende vom 2. zum 1. Jahrhundert v. Chr. dürften in Mitteleuropa Stammesverbände mit zunehmend zentralisierter Herrschaft in zahlreiche territoriale Kriege verwickelt gewesen sein, auch wenn der logistische Aufwand solchen Unternehmungen noch enge Grenzen setzte.« (Falkenstein 2006/2007, 52). 246 Terberger u. a. 2018; Krüger u. a. 2020. klar sein, dass nicht nur im mediterranen Raum und im Vorderen Orient, sondern auch in nördlicheren Teilen Europas für diese Zeit mit relativ groß angelegten kriegerischen Auseinandersetzungen mitunter über größere Distanzen zu rechnen ist. Die Vorstellung von logistisch bedingten engen Grenzen, wie sie Falkenstein noch annahm, dürfte also mittlerweile obsolet geworden sein. Neben »Push-Faktoren« gab es aber sicherlich ebenfalls »Pull-Faktoren«. Ein wichtiger Aspekt dürften dabei die fruchtbaren Lössböden in der Hellwegzone gewesen sein, die es verbunden mit einer anfangs noch recht geringen Bevölkerungsdichte auch Neuankömmlingen ermöglichten, eine gute Lebensgrundlage zu finden. Vielleicht waren bereits die sogenannten Südmünsterländer Salzquellen und die sich daraus ergebenden ökonomischen Möglichkeiten von Interesse, wenngleich für die späte Bronzezeit dort (noch?) keine Salzgewinnung nachgewiesen werden konnte. 247 Möglicherweise war man sogar froh, wenn sich zusätzliche Bewohner in einer dünn besiedelten Landschaft niederließen. So berichten David und David-Hennig, dass im Norden Kameruns, der Ende der 1960er-Jahre nur relativ dünn besiedelt war, Häuptlinge, deren Macht in der Zahl ihrer Untertanen bestünde, durch niedrige Steuern und andere Wohltätigkeiten versucht hätten, Bewohner anderer Häuptlingstümer (anscheinend auch häufig anderer Ethnien) dazu zu bewegen, sich in ihrem Territorium niederzulassen. 248 Ähnliches ist auch für Westfalen denkbar, das zu Beginn der Spätbronzezeit wohl noch sehr dünn besiedelt war. 249 Letztlich ist aber keineswegs klar, inwieweit in diesem Raum Sozialverbände oberhalb einer 247 Der früheste sichere Nachweis für Salzgewinnung in der Region stammt aus Werl, Kreis Soest, und wird in die Späthallstatt- bis Frühlatènzeit datiert (Zeiler 2014). Von Bérenger ist erwogen worden, dass es bereits in der Bronzezeit Salzgewinnung in der Gegend gegeben haben könnte (Bérenger 2003). Roymans sah für die späte Bronzezeit des Niederrheingebietes keine Möglichkeit, die Frage zu beantworten, welche Rolle Salzgewinnung (an der Nordseeküste) bzw. -handel gehabt haben könnte (Roymans 1991, 29). 248 David/David-Hennig 1971, 292. 249 Hierbei sei auch auf Höckmann hingewiesen, der für die Periode V verschiedene Stammesterritorien (zum Teil auch mit Zentralorten) in Nordwestdeutschland (inklusive Westfalen nördlich der Lippe) ausmachen zu können glaubt (Höckmann 2012, 90–98). 365 Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 366 Stephan Deiters lokalen Ebene (Stämme o. Ä.) existierten bzw. wie diese organisiert waren. Es sind durchaus auch Stammesstrukturen ohne eine einzige Person als Oberhaupt denkbar. So ist etwa bei den Menapiern der ausgehenden Eisenzeit, die im Gallischen Krieg von den Römern unterworfen wurden, bei Caesar im Gegensatz zu den meisten anderen dort genannten Stämmen nirgends von einem Häuptling, König o. Ä. die Rede. Nur an einer Stelle 250 wird von Gesandten berichtet, die gezwungenermaßen um Frieden bitten. Ein plausibler Grund dafür ist der Umstand, dass die Sozialstruktur gar keine einzelne Führungsperson an der Spitze vorsah. Jockenhövel hatte bezogen auf die Bronzezeit am Niederrhein zu Recht die Frage in den Raum gestellt, inwieweit die Gruppenverbände überhaupt groß genug waren, um eine stärkere soziale Hierarchie mit »Adeligen« oder »Eliten« und Arbeitsteilung auszubilden. 251 Weber hat hingegen die Vorstellung geäußert, dass es am Niederrhein in der Urnenfelderzeit zu einer stärkeren Differenzierung der Bevölkerung mit einer Herausbildung von »Eliten« gekommen sei (erkennbar in erster Linie anhand der relativ reichen Flussopfer). 252 Möglicherweise hatte die Gesellschaft relativ flache Hierarchien, aber dennoch einzelne Mitglieder, die die wirtschaftliche, soziale und wohl auch kultische Führung innegehabt haben, wobei sie gleichzeitig mehrere Rollen ausfüllen konnten oder mussten. Es ist daher durchaus denkbar, dass eine einzelne Person am Niederrhein während der späten Bronzezeit gleichzeitig Häuptling, Priester, Bauer, Krieger, Bronzegießer o. Ä. war. 253 Dies dürfte ebenfalls für Westfalen gelten. Auch die anthropologischen Untersuchungen (s. o.) können in diese Richtung gedeutet werden. Zusätzlich und vielleicht noch in stärkerem Maße gab es anscheinend etwa gleichzeitig einen massiven Zuzug anderer Gruppen, vor allem aus dem Nordischen Kreis, 254 allerdings mit nördliche- rem Schwerpunkt. Die Motive dieser Zuwanderergruppen dürften ähnlich gewesen sein. 255 Aufgrund des Fundmaterials der bekannten Nekropolen dieser Zeit aus dem Hellwegraum ist jedenfalls keineswegs damit zu rechnen, dass ausschließlich Träger der Urnenfelderkultur dort siedelten. Wenn also in Unna-Uelzen nur entsprechende Siedlungskeramik fassbar ist, dann wahrscheinlich nicht deshalb, weil es in dieser Gegend keine anderen Keramiktraditionen gab, sondern weil hier mehr oder weniger zufällig die Relikte von Menschen vorliegen, die vor nicht sehr langer Zeit aus dem Bereich der Urnenfelderkultur in den Hellwegraum eingewandert waren. Allem Anschein nach waren sie – zumindest ihre Keramikherstellung betreffend – noch nicht von anderen Kulturen beeinflusst. Wahrscheinlich lebten in der Umgebung der hier behandelten Fundstelle gleichzeitig Menschen, die Träger anderer Kulturen waren bzw. andere Keramiktraditionen hatten. 256 Ähnliche Entwicklungen scheint es in dieser Zeit auch in ganz anderen Regionen Europas wie etwa Nordgriechenland gegeben zu haben. 257 Hier sei auf folgende Aussage Kimmigs aus dem Jahr 1964 hingewiesen, die einen überregionalen Bezug hat: »Das bunte Bild der zahlreichen Urnenfeldergruppen mit ihrem oft so sichtbaren Hang zu lokalen Eigenheiten ist nur in dem Faktum einer nachhaltigen Vermischung von Einheimischem und fremd Hinzugetretenem zu begreifen«. 258 255 »Nicht Eroberungsdrang war offenbar das Motiv zum Aufbruch, sondern der Wunsch, Acker- und Weideland dort zu erwerben, wo es mit geringsten Schwierigkeiten erhältlich war.« (Voss 1967, 53). 256 Generell sind kaum spätbronzezeitliche Siedlungsplätze aus der Hellwegzone dokumentiert (davon keiner mit Hausbefunden), sodass nicht unbedingt davon ausgegangen werden kann, dass die bekannten Fundstellen typisch sind. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass Relikte der Emskultur unterrepräsentiert sind. Insbesondere in Lössgebieten mit ihrer starken Erosion könnten entsprechende Siedlungsbefunde restlos aberodiert sein, während Träger der Urnenfelderkultur auch tiefere Gruben anlegten, von denen wahrscheinlicher noch Reste erhalten blieben (so auch in Unna). Gerade bei Siedlungskeramik der Emskultur erscheint es zudem möglich, dass sie häufig in ihrer Zeitstellung nicht erkannt und fälschlich in die Eisenzeit datiert wurde. Zumindest in Soest-Ardey kommt neben Keramik nach Art der Urnenfelderkultur auch zeitgleiches Material der Emskultur vor. 250 Caesar De Bello Gallico, VI,6. 251 Jockenhövel 2007, 20. 252 Ähnlich zuvor schon Roymans 1991, 19–30. 253 Weber 2007, 25. 257 254 In diesem Sinne beispielsweise schon Aschemeyer 1966, 40–45. Vgl. Falkenstein 2012/2013, bes. 519–522 (mit weiterführender Literatur). 258 Kimmig 1964, 271. Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde Auch für die Spätbronzezeit Westfalens im Besonderen sind solche Überlegungen zumindest teilweise nicht grundsätzlich neu. Stampfuß, der als Schüler Gustaf Kossinnas zweifellos stark von völkischen Vorstellungen geprägt war, sah in den verschiedenen Kulturerscheinungen, die sich in der späten Bronzezeit Westfalens und des Niederrheins zeigen, Anzeichen dafür, dass aus dem Norden kommende »Germanen« eine Invasion von aus dem Süden kommenden »Urnenfelderleuten« zum Stillstand gebracht hätten. Erstere glaubte er, insbesondere an doppelkonischen Gefäßen (später auch Harpstedter Rauhtöpfen) sowie bestimmten Bronzen festmachen zu können. Dabei setzte er ein – bei ihm namenloses und kaum weiter interessierendes – indigenes Bevölkerungssubstrat voraus. 259 Abgesehen von seiner wohl politisch motivierten, völkischen Interpretation, die für die späte Bronzezeit sicher auch anachronistisch ist, hatte Stampfuß bereits richtig erkannt, dass es in dieser Zeit Einwanderungen in erheblichem Umfang aus dem Norden und Süden in diesen Raum gab. Ähnliche Schlüsse zog später auch Aschemeyer für das westliche Westfalen, wobei er aber völkische Konnotationen vermied: Er ging von einem Raum aus, der zunächst mehr oder weniger nur von einer indigenen Bevölkerung besiedelt war. In diesen seien dann während der späten Bronzezeit Personengruppen aus dem Nordosten (Träger der Nordischen Bronzezeit) und in geringerer Zahl auch aus dem Süden (Träger der Urnenfelderkultur) eingewandert, und zwar etwa gleichzeitig beginnend etwa am Übergang von Ha A nach B bzw. von Periode IV nach V. 260 Der Einfluss der nördlichen Einwanderer sei stärker gewesen (vielleicht durch ihre größere Zahl), was letztlich dazu geführt habe, dass dieser Raum gegen Ende der späten Bronzezeit kulturell an Norddeutschland angeschlossen gewesen sei und die Kulturerscheinungen der Urnenfelderkultur weitgehend erloschen seien. 261 259 Stampfuss 1926; Stampfuss 1959, 10–11. 260 Aschemeyer 1966, 40–45. 261 Aschemeyer 1966, 45. Ähnlich hat sich etwa zur gleichen Zeit auch Voss für den ehemaligen Kreis Ahaus im Westmünsterland geäußert, der dabei aber die Bedeutung der alteingessenen Bevölkerung stark betonte. Sie sei zwar im Fundbild unscheinbar, aber maßgeblich für die deutlich erkennbaren Kontinuitäten im Grabbrauch verantwortlich. 262 Darüber hinaus hat Voss die Einwanderungen aus unterschiedlichen Richtungen als langsamen, weitgehend friedlich verlaufenden Prozess charakterisiert, bei dem nach und nach über eher geringe Distanzen kleine Personengruppen einsickerten. 263 Sowohl Stampfuß 264 als auch Aschemeyer 265 war aufgefallen, dass die Nekropolen in Ha B bzw. Periode V stets sowohl »südlich« als auch »nördlich« geprägtes Fundmaterial aufweisen, wobei Letzteres in den einzelnen Nekropolen mehr oder weniger deutlich überwiegt. Sprockhoff 266 und Tackenberg 267 hatten sogar aufgrund des (leichten) Überwiegens von »Nordischen« Bronzen und deren Imitaten und lokalen Variationen gegenüber »urnenfeldischen« Metallobjekten 268 Nordwestdeutschland inklusive Westfalen dem Nordischen Kreis zugerechnet. Derartige Vorstellungen gelten aber mittlerweile in der Forschung als überholt und es werden vielmehr die eigenständigen Elemente der westfälischen Region, insbesondere im Grabbrauch, gesehen. 269 Dabei muss jedoch gesagt werden, dass die älteren Prähistorikergenerationen bedingt durch den seinerzeitigen Ausgrabungsstand nur relativ wenige Einblicke darin hatten. 270 Der Forschungsstand in diesem Bereich verbesserte sich verstärkt seit den 1970er- und 1980er- 262 Voss 1967, 51–56. 263 Voss 1967, 53. 264 Stampfuss 1959, 10–11. 265 Aschemeyer 1966, 43. In diesem Sinne auch Voss 1967, 53. 266 Sprockhoff 1956. 267 Tackenberg 1971, bes. 235–239. 268 Karte: Höckmann 2012, 87 Abb. 22 (basierend auf Tackenberg 1971 [neuere Funde fehlen weitgehend]; siehe auch Höckmann 2012, 90–91 mit Anm. 211; 108–116 Listen 6–8). 269 Vgl. z. B. Höckmann 2012, 9 mit Anm. 3 (mit weiterführender Literatur). Voss hatte sich schon früh in diesem Sinne geäußert (Voss 1967, 51–56). 270 Vgl. Deiters 2008d. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 5.7 Alte Theorien – neue Daten 367 Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 368 Stephan Deiters Abb. 11 Verbreitung der Langgräben vom Typ Elsen (Quadrate) und Langhügel (Dreiecke) (Grafik: Vollmann 2007, Taf. 18; Fundortnachweise: Vollmann 2007, 252–255 Liste 1–2). Jahren durch einige großflächige Gräberfelduntersuchungen und den darauf basierenden Arbeiten von Forschern wie Wilhelmi 271 und Verlinde 272, der auch den Begriff »Emskultur« prägte. Ins- 271 Wilhelmi 1975; Wilhelmi 1981; Wilhelmi 1983. 272 Verlinde 1987. besondere wurde die Verbreitung verschiedener Typen von Grabeinhegungen mehr und mehr erkennbar, sodass eine gewisse Eigenständigkeit des nordwestdeutschen Raumes und angrenzender Gebiete belegt werden konnte. Es kann wohl angenommen werden, dass ihre Formen und Größen eine Symbolik beinhalteten, wobei sich die damit verbundenen Vorstellungen heute allenfalls an- Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde 273 In diesem Sinne beispielsweise schon Roymans für das Niederrheingebiet (Roymans 1991, 19). 274 So interpretierten Roymans und Kortlang – auch anthropologische Analysen miteinbeziehend – die Langgräben des Niederrheingebietes als Symbole für Häuser, in denen Familienoberhäupter – in der Regel erwachsene Männer – bestattet worden seien (Roymans/Kortlang 1999, 42–53). Sie vermuteten, dass in besonders langen Exemplaren Männer beigesetzt worden seien, die nicht nur Oberhaupt ihrer eigenen Familie gewesen seien, sondern in kultisch-religiöser Hinsicht auch der jeweiligen lokalen Gemeinschaft (Roymans/Kortlang 1999, 49). In den westfälischen Langgräben dieser Zeit wurden anscheinend ebenfalls in der Regel (aber durchaus mit Ausnahmen) erwachsene Männer bestattet, die häufig in relativ hohem Alter verstorben waren, so z. B. in Borken (Deiters 2000), Warendorf-Neuwarendorf (Rüschoff-Thale 2004, 143–178), Dortmund-Oespel (Heinrich/Bartelt 2006, 25) und Ense-Bremen (unveröffentlicht). In der Nekropole von Rhede wurden hingegen ungewöhnlich viele Frauen in Komplexen agglutinierender Langgräben bestattet (vgl. Mecke 1998, 6–9 mit Beilagen 3–4). 275 Verlinde liefert einen mittlerweile etwas veralteten Überblick über verschiedene Arten von Grabeinhegungen dieser Zeit (Verlinde 1987, 170–208). 276 Die Typdefinition geht zurück auf Verlinde, der darunter mehrere ältere Typenbezeichnungen (Riethoven, Goirle und Weerdinge) zusammenfasste (Verlinde 1987, 185–191. 286). Der Typ ist ab Ha B1 belegt und läuft durch in die frühe Eisenzeit (sicher bis einschließlich Ha C, möglicherweise bis zum Ende von Ha D [vgl. Verlinde 1987, 288 Tab. K; Rüschoff-Thale 2004, 212 Tab. 7]). 277 Vollmann bemerkte zum Verbreitungsgebiet: »Das Verbreitungsgebiet des Typs Elsen ist gegenüber den älteren kommen im Neuwieder Becken basiert wohl auf Einflüssen aus dem westfälischen Bereich. Hier bestanden sicherlich Kontakte und möglicherweise hat in geringem Umfang auch eine (Re-)Migration aus dem heutigen Westfalen stattgefunden. Roymans hatte schon vor einiger Zeit vorgeschlagen, die Kulturgruppen im erweiterten Niederrheingebiet (Niederrheinische Grabhügelkultur, Emskultur und Urnenfelderkultur) nicht als scharf abgrenzbare räumliche Einheiten zu betrachten, sondern stattdessen in ihnen eher zwar regional basierte, aber sich überlappende Netzwerke von sozialen Beziehungen mit diffusen Grenzen zu sehen, die sich im Laufe der Zeit ändern konnten. 278 Diese Sichtweise dürfte den spätbronzezeitlichen Verhältnissen Westfalens einigermaßen nahekommen. Typen vor allem nach Süden hin beträchtlich erweitert […]. Die Weser bildet nun die östliche Verbreitungsgrenze, die Anlagen sind nun auch in den südlichen Niederlanden in den Provinzen Utrecht, Gelderland, Nord-Brabant und Limburg und in Nordbelgien in Belgisch-Limburg und Ostflandern anzutreffen. In Deutschland setzt sich die Verbreitung bis in die Westfälische Bucht und an den Nordrand des Ruhrgebietes fort, wobei die Fundlücke im Ruhrgebiet selbst vor allem forschungsbedingt sein dürfte. Die südöstlichsten Ausläufer bilden Anlagen in der niederrheinischen Bucht und am Mittelrhein. Etwas davon abgesetzt liegt das Verbreitungsgebiet in Nordfrankreich in den Départements Ardennes, Aube, Marne und Seineet-Marne.« (Vollmann 2007, 241). Bei den Exemplaren aus dem Trierer Raum und Nordfrankreich dürfte es sich allerdings nicht um Grabeinhegungen im eigentlichen Sinne handeln, sondern eher um Kultmonumente lokaler Gemeinschaften (vgl. Roymans/Kortlang 1999, 44 mit Anm. 24 [mit weiterführender Literatur]). 278 Roymans 1991, 15. 26 Abb. 9. Schon Verlinde hatte erwogen, Niederrheinische Grabhügelkultur und Emskultur als zwei Hauptgruppen derselben Kultur (»Grabgräbenkultur«) zu betrachten (Verlinde 1987, 299). Er hatte diesen Gedanken aber wieder verworfen mit der Begründung, dass sie sich unter Einfluss der Urnenfelderkultur aus unterschiedlichen mittelbronzezeitlichen Kulturen (Hilversum-Kultur und Elp-Kultur) entwickelt hätten, wobei man von »kultureller Konvergenz« sprechen könne (Verlinde 1987, 299). Später haben dann Verlinde und Hulst versucht, Niederrheinische Grabhügelkultur und Emskultur noch in weitere Untergruppen einzuteilen (Verlinde/ Hulst 2010, bes. Abb. 41), was kürzlich von Louwen kritisiert wurde (Louwen 2021, 10–13 m. Abb. 1, 4; 238). Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 satzweise erkennen lassen. 273 Diese Vorstellungen waren wohl immer auch religiöser Natur, teilweise spielten sicher auch der soziale Status des Verstorbenen 274 und möglicherweise Stammes- bzw. Ethnienzugehörigkeit eine Rolle. Bestimmte Arten von Grabeinhegungen 275 stellen offenbar ein teilweise mehrere archäologische Kulturen übergreifendes Verbindungselement dar, das eventuell für die damaligen Menschen eine weitaus größere Bedeutung hatte als bestimmte Fundtypen. In der Spätbronzezeit kommen in Westfalen neben Kreisgräben, die zeitlich und räumlich eher indifferent sind, vor allem die bekannten Schlüssellochgräben vor, die in einem relativ kompakten Kernverbreitungsgebiet sehr häufig auftreten, sowie verschiedene Typen von Langgräben. So haben die spätbronze- bis früheisenzeitlichen Langgräben des Typs Elsen 276 ein relativ geschlossen wirkendes, in bemerkenswerter Weise kulturübergreifendes Verbreitungsgebiet im kontinentalen Nordwesteuropa, das u. a. Westfalen und den Niederrhein miteinander verbindet (Abb. 11). 277 Ihr paralleles Vor- 369 370 Stephan Deiters Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 6 Synthese und Ausblick Bei dem Fundplatz Unna-Uelzen handelt es sich um einen spätbronzezeitlichen Siedlungsplatz in der westfälischen Hellwegbörde. An Befunden wurden hier in erster Linie Materialentnahmegruben und wahrscheinlich auch ein Brunnen dokumentiert. Das Fehlen von erkennbaren Gebäuderesten könnte erosionsbedingt sein; vielleicht war auch nur die Grabungsfläche zu klein, um sie zu erfassen. Der Großteil des spätbronzezeitlichen Fundmaterials der Grabung stammt aus einer Fundkonzentration im oberen Verfüllungsbereich einer der Materialentnahmegruben. Weitere Keramikbruchstücke waren in der übrigen Verfüllung dieses Befundes verteilt, ebenso wie bei mehreren anderen Materialentnahmegruben. Bei den Funden handelt es sich anscheinend um gewöhnliche Siedlungsabfälle. Das keramische Fundmaterial ist reichhaltig und weist – wie auch bei mehreren anderen Fundstellen in der Gegend – deutliche Bezüge zur Urnenfelderkultur der Niederrheinischen Bucht und des Neuwieder Beckens auf. Die Stücke aus der Fundkonzentration konnten insgesamt betrachtet mit hoher Wahrscheinlichkeit in die erste Hälfte der Stufe Ha B1 datiert werden. Das Fundmaterial zweier anderer Befunde ließ sich nur grob in die Stufe Ha B stellen, das Inventar aus einem weiteren Befund nur allgemein in die späte Bronzezeit. Damit spricht zumindest nichts gegen eine annähernd gleichzeitige Verfüllung all dieser Befunde, aber diese Überlegung muss spekulativ bleiben. In einem weiteren Schritt wurde versucht, die Rolle dieser Fundstelle im Kontext der westfälischen Spätbronzezeit zu erhellen. Dabei zeigte sich, dass Unna-Uelzen zu den im Vergleich zu den Gräberfeldern stark unterrepräsentierten Siedlungsplätzen dieser Zeit in Westfalen gehört. Es wurde dargelegt, dass die wenigen bekannten spätbronzezeitlichen Hausgrundrisse alle im Münsterland nahe der Ems liegen, wobei dort anscheinend Wohnstallhäuser vom Typ Elp o. Ä. vorliegen. Für Unna und andere derartige Siedlungsplätze werden aber eher Gehöfte mit kleinen Gebäuden angenommen, wie sie aus der niederrheinischen Lösszone belegt sind. Als Gemeinsamkeit der meisten Siedlungsplätze wurden die Nähe zu Fließgewässern und zeitgleichen Gräberfeldern festgestellt. Für die Fundstelle von Unna, in deren näherer Umgebung keine Nekropole bekannt ist, wird daher vermutet, dass diese entweder noch nicht entdeckt wurde oder der Erosion zum Opfer gefallen ist. In der späten Bronzezeit zeigen sich in Westfalen allgemein recht starke Einflüsse aus verschiedenen Himmelsrichtungen bzw. von verschiedenen Kulturen, was sich besonders in den großflächig ergrabenen Nekropolen zeigt, die sich auch im weiteren Umkreis von Unna befinden. Darüber hinaus wurde ein sehr starker Anstieg der Bevölkerungszahl gegenüber der mittleren Bronzezeit festgestellt, der im archäologischen Fundbild und in verschiedenen Pollendiagrammen erkennbar ist, wobei sich in Teilbereichen aber auch eine gegenteilige Entwicklung beobachten lässt. Da die indigene Bevölkerung Westfalens dieser Zeit kaum entsprechendes Wachstumspotenzial gehabt haben dürfte, wird als Erklärung ein umfangreicher Zuzug von Menschen aus verschiedenen Himmelsrichtungen angenommen, vor allem aus der Urnenfelderkultur und dem Nordischen Kreis, was schon von älteren Forschergenerationen konstatiert wurde. Als Auslöser für diese Migrationen wurde in erster Linie die Klimaentwicklung ausgemacht, denn im Vergleich zur vorangegangenen mittle- Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde spätbronzezeitlichen Siedlungswesen Westfalens noch großer Forschungsbedarf besteht. Es wäre wünschenswert, wenn in zukünftigen Forschungsprojekten die bereits bekannten, aber noch nicht umfassend ausgewerteten Fundstellen bearbeitet und vorgelegt werden würden, 279 wobei nach Möglichkeit verstärkt auch naturwissenschaftliche Untersuchungen (14C, Archäobotanik, Geologie, Strontiumisotopen 280 etc.) miteinbezogen werden sollten. Solche Forschungen sollten nach Ansicht des Verfassers auch gegenüber weiteren Gräberfeldanalysen priorisiert werden, denn der zu erwartende Erkenntnisgewinn erscheint größer. Darüber hinaus wären auch weitere Feldforschungen wünschenswert, die über gewöhnliche Rettungsgrabungen hinausgehen, wobei insbesondere bei Lössböden (wie in Unna) die Erforschung auch ein Wettlauf gegen die Zeit ist. 281 Beispielsweise wäre zu prüfen, ob sich tatsächlich spätbronzezeitliche Siedlungsbefunde in Flussniederungen nachweisen lassen. Hochinteressant wäre auch die Erforschung des spätbronzezeitlichen Siedlungswesens im Sauerland und die Frage, ob sich vielleicht spätbronzezeitliche Befestigungen nachweisen lassen. 279 Dies gilt auch für die mittlerweile zahlreichen ergrabenen, aber noch unpublizierten spätbronzezeitlichen Siedlungsplätze des Rheinlandes (vgl. Tutlies/Weber 2012, 328). 280 Strontiumisotopenanalysen könnten Aufschluss darüber geben, ob sich in den spätbronzezeitlichen Gräberfeldern tatsächlich Migranten identifizieren lassen. Für die Eisenzeit liegen mittlerweile mehrere Untersuchungen aus Westfalen und angrenzenden Gebieten vor. So konnte für die erste Generation der bekannten Damen von Petershagen-Ilse (an der Mittelweser) nachgewiesen werden, dass es sich tatsächlich – wie aufgrund der Grabfunde zuvor schon angenommen worden war – um Migrantinnen handelt. Die zweite Generation scheint dagegen schon »im Exil« geboren worden zu sein (Bérenger 2015). Kürzlich konnte auch mittels Strontiumisotopenanalysen an Leichenbrand für die Nekropole Netphen-Deutz, Kreis Siegen-Wittgenstein, nachgewiesen werden, dass ein Teil der Bestatteten zugewandert war, u. a. wahrscheinlich aus der südlich gelegenen hessischen Wetterau (Zeiler/Sebald/ Grupe 2017). Aus dem zentralniederländischen Rivierengebied liegen Untersuchungsergebnisse von 23 früh- bis mitteleisenzeitlichen Körpergräbern vor, die aus sieben verschiedenen Nekropolen stammen. Zwölf davon – also wenig mehr als die Hälfte – hatten eine lokale Signatur, vier eine aus angrenzenden Gebieten und sieben eine aus etwas entfernteren Regionen (Kootker u. a. 2018). Hier muss aber betont werden, dass zu dieser Zeit und in dieser Region die Brandgrabsitte dominierte und somit Körpergräber an sich schon ein »exotisches« Element darstellen, ähnlich wie es auch bei den oben erwähnten Damen von Ilse der Fall ist (Louwen 2021, 85–87). 281 Vgl. z. B. Tutlies/Weber 2012, 332. 334. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 ren Bronzezeit sank die Temperatur und es wurde deutlich trockener. Dies muss sich in ohnehin relativ trockenen Arealen katastrophal ausgewirkt und größere Menschengruppen dazu veranlasst haben, solche Gebiete zu verlassen und sich bessere Lebensräume zu suchen. Andere Gebiete, die zuvor zu vernässt waren, wurden landwirtschaftlich nutzbar, weshalb sich Menschen dort niederließen. Aus diesem Grund dürften auch große Teile Westfalens stark an Attraktivität gewonnen haben. Ähnliches lässt sich in anderen Teilen Europas und des Vorderen Orients beobachten. Die Trockenheit wird – neben anderen Faktoren – auch als ein möglicher Grund für die scheinbare Seltenheit spätbronzezeitlicher Siedlungsplätze interpretiert: Vermutlich lagen sie vielfach näher an den Fließgewässern in Niederungen, wo kaum archäologische Untersuchungen stattfinden. Die Einwanderer scheinen kleine Personengruppen, meist wohl Familien, gewesen zu sein, die sich Nischen in den bereits besiedelten Landschaften gesucht haben. Chronologisch dürfte sich der Zuzug von Trägern der Urnenfelderkultur vor allem zu Beginn oder während der Stufe Ha B1 zugetragen haben. Schon nach relativ kurzer Zeit scheint es dabei zur Herausbildung kleinräumiger polykultureller Gemeinschaften gekommen zu sein, in deren Folge es zu gegenseitiger Beeinflussung, Assimilierung und kultureller Verschmelzung kam, was insbesondere im Fundbild der großen spätbronzezeitlichen Nekropolen zum Ausdruck kommt. Möglicherweise hat sich im niederrheinisch-westfälischen Raum zumindest in lockerer Form eine Art Gemeinschaft gebildet, denn es gibt Anzeichen dafür, dass sich dieser Raum gegen Ende der Spätbronzezeit vom Süden abgrenzte, vermutlich weil es zu einer Feindschaft zwischen zwei Machtbereichen gekommen ist. Schließlich werden die Funde und Befunde aus Unna als Relikte von Trägern der Urnenfelderkultur interpretiert, die erst relativ kurze Zeit zuvor zugewandert und daher noch weitgehend frei von anderen Einflüssen geblieben waren. Es wird angenommen, dass in der Umgebung dieser Fundstelle gleichzeitige Gehöfte existierten, die von Trägern anderer Kulturen bewohnt waren. Diese Ausführungen mögen vielleicht in dem einen oder anderen Punkt spekulativ erscheinen, aber sie haben sicherlich gezeigt, dass zum 371 372 Stephan Deiters 7 Literatur und Quellen Ackermann-Grünewald/Grünewald 2018 Baales 2008 D. Ackermann-Grünewald/C. Grünewald, Ein jüngerbronzezeitlicher Hortfund aus Warendorf-Einen. In: M. Aufleger/P. Tutlies (Hrsg.), Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Festschrift für Jürgen Kunow. Materialien zur Bodendenkmalpflege im Rheinland 27 (Bonn 2018) 387–394. M. Baales, Bilsteinhöhle. In: H. G. Horn (Hrsg.), Theiss Archäologieführer Westfalen-Lippe (Stuttgart 2008) 199– 201. 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Breite Bodendurchmesser Bodenscherbe(n) Durchmesser Eisen Höhe Holzkohle Länge maximal Mündungsdurchmesser Mangan Nord-, nördlich Ost-, östlich RS S T W WS WSt = = = = = = Randscherbe(n) Süd-, südlich Tiefe West-, westlich Wandscherbe(n) Wandstärke Befund 4 Grube 1. Planum bei 131,08–131,10 m ü. NN. Im Planum rundlich; Dm ca. 1,30–1,40 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2), HK; homogen, hellgrau. Im Profil muldig, Wandungen mittel fallend, Sohle bogig; B 1,50 m; T 0,42 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2), < 1 % verziegelter Lehm und HK; homogen, zweifarbig, Schicht oben hellgrau, Schicht unten hellbraun. Bei Entnahme des Restbefundes ein Fund. Die Befunde 4 und 5 berühren sich, ohne dass eine zeitliche Abfolge sicher zu erkennen wäre. Möglicherweise waren sie ursprünglich zusammengehörig. Funde: 4.1) Silex: 1 gesplittertes Fragment eines geschliffenen Steingerätes (Beil?), an einer Stelle glatte und patinierte Oberfläche erhalten. Befund 5 Grube 1. Planum bei 131,05–131,08 m ü. NN. Im Planum etwas unregelmäßig oval (N–S); L 1,36 m; B 1,20 m; toniger Schluff (Ut2), HK; homogen, grau (im Zentrum deutlich dunkler). Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Vorbemerkungen 384 Stephan Deiters Im Profil muldig, Wandungen mittel fallend, Sohle leicht wellig; B 1,48 m; T 0,32 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2), < 1 % verziegelter Lehm und HK; recht homogen grau. Die Funde wurden bei der Entnahme des Restbefundes geborgen. Die Befunde 4 und 5 berühren sich, ohne dass eine zeitliche Abfolge sicher zu erkennen wäre. Möglicherweise waren sie ursprünglich zusammengehörig. Funde: 5.1) Keramik: 1 Splitter; hellbraun, Quarzmagerung. 5.2) Knochen (kalziniert): 5 Fragmente (Autopodium?), 6 g, fast vollständig verbrannt. Befund 19 Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Grube 1. Planum bei 130,87–130,89 m ü. NN. Im Planum oval (NW–SO); L 1,30 m; B 1,12 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2), 5 % Mn- und Fe-Ausfällungen, 1 % HK-Flitter; überwiegend grau, ansonsten fleckig hellbraun, hellgrau und dunkelgrau. Im Profil wannenförmig, SW-Wandung flach fallend, NO-Wandung mittel fallend, Sohle leicht wellig und von SW nach NO fallend; B 1,08 m; T 0,16 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2), < 1 % Mn- und Fe-Ausfällungen; homogen, grau, fleckig hellbraun, hellgrau und dunkelgrau. Der Befund berührt im Osten eine undatierte Schlitzgrube, ohne dass eine zeitliche Abfolge erkennbar wäre. Bei Entnahme des Restbefundes ein Fund. Funde: 19.1) Keramik: 2 WS, stark verrundet, neolithisch? Befund 21 Grubenkomplex Insgesamt betrachtet handelt es sich um einen Grubenkomplex, der aus mehreren kaum voneinander trennbaren Gruben besteht, wobei die Verfüllungsschichten sich vielfach über mehrere Teilbefunde erstrecken. Es ist daher von einer mehr oder weniger gleichzeitigen Verfüllung auszugehen. 1. Planum bei 130,87–130,89 m ü. NN. 2. Planum bei 130,22–130,28 m ü. NN. Im 1. Planum unregelmäßig gedrungen oval (NW– SO); L 6,35 m; B 3,44 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2), 1–2 % verziegelter Lehm, < 1 % Mn- und Fe-Ausfällungen und HK; mehrschichtig, Schicht 1 grau bis dunkelgrau, Schicht 2 braun, Schicht 3 hellgrau bis grau, fleckig braun. Im 2. Planum mehrere Teilbefunde (35–38) erkennbar. Im Profil wannenförmig, SO-Wandung steil fallend, NW-Wandung mittel fallend, geht diffus in Teilbefund 34 über, Sohle horizontal; B 2,07 m; T 0,62 m (ohne Teilbefunde); deutlich erkennbar; Schluff (Ut2), 1–2 % verziegelter Lehm, < 1 % Mnund Fe-Ausfällungen und HK; mehrschichtig, Schicht 1 grau bis dunkelgrau, Schicht 2 braun, Schicht 3 hellgrau bis grau, fleckig braun. Befund 21 berührt im Planum Befund 22, ohne dass eine zeitliche Abfolge erkennbar wäre (fließender Übergang). Wahrscheinlich gehören sie zusammen zu einem Grubenkomplex. Teilbefund 34 Im Profil wannenförmig, SO-Wandung mittel fallend, leicht stufig, geht in Befund 21 über, NW-Wandung mittel fallend, geht in Befund 35 über, Sohle von SO nach NW steigend; B 2,40 m; T 0,55 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2), < 1 % Mn- und Fe-Ausfällungen; mehrschichtig, Schicht 1 grau bis dunkelgrau, Schicht 3 hellgrau bis grau, Schicht 5 braun. Der Teilbefund wurde im Profil AB von Befund 21 erkannt, im Planum war er nicht sichtbar. Teilbefund 35 1. Planum (2. Planum von Befund 21) bei 130,27– 130,28 m ü. NN. Im Planum länglich oval (W–O); L 1,39 m; B 0,78 m. Im Profil unregelmäßig bis doppelmuldenförmig, Wandungen steil bis mittel fallend, B 1,29 m; T 0,12 m (Maße ab 2. Planum); deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2), < 1 % Mn- und Fe-Ausfällungen und HK. Der Teilbefund wurde im 2. Planum von Befund 21 erkannt. Teilbefund 36 1. Planum (2. Planum von Befund 21) bei 130,26 m ü. NN. Im Planum rundlich; Dm ca. 0,45–0,50 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2–3), < 1 % HK. Im Profil muldig, Wandungen mittel fallend, Sohle bogig; B 0,50 m; T 0,08 m (Maße ab 2. Planum); deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2–3), < 1 % Mn-Ausfällungen und HK; hellgrau mit hellbraunen Flecken. Der Teilbefund wurde im 2. Planum von Befund 21 erkannt. Teilbefund 37 1. Planum (2. Planum von Befund 21) bei 130,22 m ü. NN. Im Planum oval (SW–NO); L 0,72 m; B 0,40 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2–3), < 1 % Mn-Verbindungen und HK; dunkelbraungrau, fleckig braun und gelb. Im Profil muldenförmig, NO-Wandung flach fallend, SW-Wandung steil fallend, Sohle bogig; B 0,72 m; T 0,09 m (Maße ab 2. Planum); toniger Schluff (Ut2–3), < 1 % Mn-Verbindungen; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2–3), < 1 % Mn-Verbindungen; hellgrau mit hellbraunen Flecken. Der Teilbefund wurde im 2. Planum von Befund 21 erkannt. Teilbefund 38 1. Planum (2. Planum von Befund 21) bei 130,26– 130,28 m ü. NN. Im 2. Planum unregelmäßig oval (NNW–SSO); L 1,25 m; B 0,97 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2–3), 1 % HK und verziegelter Lehm; graubraun, fleckig gelbbraun. Im Profil muldenförmig, Wandungen flach fallend, Sohle bogig; B 1,20 m; T 0,06 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2–3), < 1 % Mn- und FeVerbindungen und HK; hellgrau mit hellbraunen Flecken. Die Funde fanden sich über die gesamte Verfüllung des Befundes (inklusive Teilbefunde) verteilt; Konzentrationen wurden nicht beobachtet. Der Teilbefund wurde im 2. Planum von Befund 21 erkannt. Die Funde waren über die gesamte Verfüllung ohne erkennbare Konzentration verteilt. Funde: 21.1) Keramik: 2 verzierte RS und 4 WS, Schrägrandbecher; Mdm ca. 14 cm; WSt 0,5 cm; 21.2) 21.3) 21.4) 21.5) 21.6) 21.7) 21.8) Magerung fein (mit mittleren Bestandteilen), Quarz, schwach; Oberfläche geglättet, verziert mit eingeritztem Fischgrätmuster außen unter dem Rand, bräunlich hellrot (Taf. 1). Keramik: 1 RS, Schrägrandgefäß (kurzer Schrägrand); Mdm ca. 20 cm; WSt 0,6 cm; Magerung überwiegend mittel (mit feinen und groben Bestandteilen), Quarz, mäßig bis stark; Oberfläche verstrichen, bräunlich rot (Taf. 1). Keramik: 1 RS, Schrägrandgefäß (kurzer Schrägrand); Randabschluss leicht ausbiegend; Mdm ca. 20–30 cm; WSt 1,4 cm (dickwandig); Magerung mittel, Quarz, stark; Oberfläche verstrichen, rötlich braun (Taf. 1). Keramik: 2 RS (nicht aneinanderpassend; 2 WS wahrscheinlich zum gleichen Gefäß gehörig), Schrägrandgefäß? (kurzer Schrägrand); Mdm ca. 24–30 cm; WSt 0,9 cm; Magerung mittel (mit groben Bestandteilen), Quarz-Schamotte (stark überwiegend Quarz), mäßig bis stark; Oberfläche verstrichen, rötlich braun (Taf. 1). Keramik: 1 RS, Schrägrandgefäß (kurzer Schrägrand), Rand waagerecht abgestrichen; Mdm ca. 30–32 cm; WSt 0,7 cm; Magerung mittel (mit feinen Bestandteilen), Quarz, stark; Oberfläche verstrichen, braun (Taf. 1). Keramik: Fragment eines Gefäßoberteils (2 RS mit Henkel, zusammenpassend), (Henkel-)Tasse; Bandhenkel, überragt etwas den Rand, Rand waagerecht abgestrichen; H noch 7 cm; Mdm ca. 20 cm; WSt 0,5 cm; B Henkel 2,1 cm; Magerung fein, Quarz, mäßig; Oberfläche geglättet, überwiegend bräunlich rot, teilweise grau (Taf. 1). Keramik: 1 RS (1 WS wahrscheinlich zum gleichen Gefäß gehörig), wahrscheinlich konische Schale; Mdm nicht bestimmbar (eher gering); WSt 0,5 cm; Magerung fein (mit mittleren Bestandteilen), Quarz, mäßig; Oberfläche geglättet, bräunlich dunkelgrau (Taf. 1). Keramik: 1 verzierte WS, höchstwahrscheinlich Schale; WSt 0,7 cm; Magerung fein, Quarz, mäßig; Oberfläche Innenseite gut geglättet, Außenseite etwas rau; Innenseite verziert mit Ritzlinien: erkennbar sind geo- 385 Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde 386 Stephan Deiters 21.9) 21.10) 21.11) 21.12) 21.13) 21.14) 21.15) 21.16) 21.17) Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 21.18) 21.19) 21.20) 21.21) metrische Motive aus Dreiecke und Linien, bräunlich hellrot (innen, außen und im Bruch); ungewöhnlich hart gebrannt (Taf. 1). Keramik: 1 verzierte WS (2 unverzierte WS wahrscheinlich zum gleichen Gefäß gehörig); WSt 0,5 cm; Magerung fein, Quarz, mäßig; Oberfläche gut geglättet, außen verziert mit Ritzlinien: erkennbar sind doppelte Bänder mit gegenständigen »Sparren« dazwischen, dunkelgrau (Taf. 1). Keramik: 1 RS; WSt 0,7 cm; Magerung fein (mit mittleren Bestandteilen), Quarz und Granit?, schwach bis mäßig; Oberfläche geglättet?, hellbraun. Keramik: 1 WS; WSt 0,5 cm; Magerung fein, Quarz-Schamotte, mäßig; Oberfläche geglättet, gräulich braun. Keramik: 1 WS, sekundär gebrannt. Keramik: 1 WS; WSt 0,6 cm; Magerung fein, Quarz-Schamotte, mäßig; Oberfläche verstrichen, rötlich hellbraun. Keramik: 1 WS; WSt 0,7 cm; Magerung fein (mit mittleren Bestandteilen), Quarz, mäßig; Oberfläche verstrichen, bräunlich rot. Keramik: 1 WS; WSt 0,4 cm; Magerung sehr fein bis fein, Quarz, mäßig; Oberfläche geglättet, rötlich braun. Keramik: 2 WS; WSt 0,7 cm; Magerung fein (mit mittleren und groben Bestandteilen), Quarz, mäßig; Oberfläche verstrichen, rötlich braun. Keramik: 3 WS; WSt 0,9 cm; Magerung mittel (mit feinen und groben Bestandteilen), Quarz, mäßig; Oberfläche verstrichen, rötlich braun. Keramik: 1 WS; WSt 0,7 cm; Magerung fein bis mittel , Quarz, stark; Oberfläche verstrichen, dunkelgrau. Keramik: 1 WS; WSt 0,5 cm; Magerung fein, Quarz, mäßig; Oberfläche geglättet, dunkelgrau. Keramik: 1 WS; WSt 0,9 cm; Magerung mittel (mit groben Bestandteilen), Quarz, mäßig; Oberfläche verstrichen, bräunlich rot. Keramik: 1 WS; WSt 0,6 cm; Magerung fein (mit mittleren Bestandteilen), Quarz und etwas Goldglimmer, mäßig; Oberfläche geglättet, braun. 21.22) Keramik: 1 WS; WSt 0,6 cm; Magerung fein, Quarz, mäßig; Oberfläche geglättet, grau. 21.23) Keramik: 1 WS; WSt 0,9 cm; Magerung mittel (mit gröberen Bestandteilen), Quarz, mäßig; Oberfläche verstrichen, bräunlich rot. 21.24) Silex: 1 Fragment mit Kortexrest, teils stark patiniert. 21.25) Silex: 1 Fragment mit Kortexrest. 21.26) Stein: 10 Fragmente, Sandstein. 21.27) Verziegelter Lehm: 6 Fragmente, 72 g. 21.28) Knochen (kalziniert): Splitter, 1 g, vollständig verbrannt. Befund 22 Grube 1. Planum bei 130,89–130,92 m ü. NN. Im Planum oval (SW–NO); L 3,85 m; B 2,25 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2), < 1 % Mn- und Fe-Ausfällungen, verziegelter Lehm und HK; mehrschichtig, Schicht 1 grau bis dunkelgrau, Schicht 2 braun. Im Profil doppelt wannenförmig, NNO-Wandung steil fallend, 1 x gestuft, SSW-Wandung mittel fallend, 1 x gestuft, Sohle doppelbogig; B 3,96 m; T 0,48 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2), < 1 % Mn- und Fe-Ausfällungen, verziegelter Lehm und HK; mehrschichtig, Schicht 1 grau bis dunkelgrau, Schicht 2 braun mit grauen Schlieren. Die Funde 22.1–3 wurden bei der Anlage des 1. Planums geborgen, die Funde 22.4–5 bei der Anlage des Profils AB. Es war keine Fundkonzentration erkennbar. Befund 22 berührt im Planum Befund 21, ohne dass eine zeitliche Abfolge erkennbar wäre (fließender Übergang). Wahrscheinlich gehören sie zusammen zu einem Grubenkomplex. Funde: 22.1) Keramik: 1 RS (1 WS und 1 Splitter wahrscheinlich zum gleichen Gefäß gehörig), Schrägrandgefäß, ausbiegender Rand; Mdm ca. 20 cm; WSt 0,6 cm; Verzierung außen unterhalb Rand: 2 Zeilen kleiner (Dm 0,4 cm) kreisrunder Eindrücke (Stempel) in zeilenversetzter Anordnung; Magerung mittel, Quarz-Schamotte, stark; Oberfläche verstrichen (nicht geglättet), überwiegend dunkelgraubraun, teilweise bräunlich rot (Taf. 1). Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde Befund 23 Grube 1. Planum bei 130,91–130,92 m ü. NN. Im Planum rundlich; Dm ca. 1,00–1,05 m; scharf begrenzt; toniger Schluff (Ut2), < 1–2 % HK, < 1 % Mn- und Fe-Ausfällungen und verziegelter Lehm; dunkelbraun und grau. Im Profil wannenförmig, SSW-Wandung steil fallend, NNO-Wandung erst steil fallend, dann 1 x gestuft, dann mittel fallend, Sohle stark wellig und von S nach N steigend; B 1,32 m; T 0,32 m; scharf begrenzt; toniger Schluff (Ut2), < 1–2 % HK, Mnund Fe-Ausfällungen und verziegelter Lehm. Die Funde waren ohne erkennbare Konzentration in der Verfüllung verteilt. Die Funde 23.1–4 wurden bei der Anlage des Profils AB gemacht. Die Funde 23.5–6 wurden bei der Entnahme des Restbefundes geborgen. Funde: 23.1) Keramik: 1 RS (1 WS wahrscheinlich zugehörig), Schrägrandbecher; Mdm ca. 15 cm; WSt 0,5 cm; Magerung fein (mit mittleren Bestandteilen), Quarz, mäßig; Oberfläche geglättet, gräulich dunkelbraun (Taf. 1). 23.2) Keramik: 6 WS (gehören anscheinend zu mindestens 5 verschiedenen Gefäßen [nicht 23.1]). 23.3) Stein: 5 Fragmente, Sandstein. 23.4) Verziegelter Lehm: zahlreiche Fragmente, 146 g. 23.5) Knochen (kalziniert): < 1 g. 23.6) Holzkohle (Probe): < 1 g. Befund 26 Grubenkomplex 1. Planum bei 130,90–130,96 m ü. NN. 2. Planum bei 130,21–130,28 m ü. NN. Im 1. Planum unregelmäßig länglich (SW–NO), mittig Einschnürungen, im SW verbreitert; L 9,33 m; B 4,75 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2–3), < 5 % HK, < 3 % verziegelter Lehm, konzentriert im S, < 1 % Mn-Ausfällungen und Sandsteinbröckchen; dunkelbraungrau, fleckig braun. Im 2. Planum Auflösung in Teilbefunde (60–62; größter weiterhin als 26 geführt); größter Teilbefund unregelmäßig; L 2,79 m; B 2,38 m. 2 Profile angelegt: AB (NW-SO) und CD (NW-SO); differenzierte Binnenstratigrafie; Wandung stets steil fallend bis senkrecht, Unterkante nicht überall erreicht; B max. 19,81 m; T mindestens 0,65 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2–3), < 5 % HK, < 3 % verziegelter Lehm; grau, fleckig gelb, hellbraun. Teilbefund 60 1. Planum (2. Planum von Befund 26) bei 130,24– 130,26 m ü. NN. Im Planum etwas unregelmäßig rundlich, Befundsohle von Befund 26; Dm ca. 1,20–1,40 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2), < 2 % HK, < 1 % verziegelter Lehm; hellbraun, fleckig hellgrau. Der Teilbefund wurde im 2. Planum von Befund 26 erkannt. Teilbefund 61 1. Planum (2. Planum von Befund 26) bei 130,23 m ü. NN. Im Planum oval (NW–SO), Befundsohle von Befund 26; L 0,48 m; B 0,43 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2), < 1 % HK und verziegelter Lehm; hellgraubraun, fleckig hellbraun und -grau. Der Teilbefund wurde im 2. Planum von Befund 26 erkannt. Teilbefund 62 1. Planum (2. Planum von Befund 26) bei 130,21– 130,23 m ü. NN. Im Planum oval (NNW–SSO), Befundsohle von Befund 26; L 1,61 m; B 1,06 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2), < 2 % HK, < 1 % verziegelter Lehm; hellbraun mit hellgrauen Flecken. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 22.2) Keramik: 1 WS; WSt 0,8 cm; Magerung mittel (mit groben Bestandteilen), Quarz-Schamotte (überwiegend Quarz); Oberfläche geglättet, überwiegend bräunlich rot, teilweise dunkelgraubraun. 22.3) Keramik: 1 WS; WSt 0,9 cm; Magerung mittel, Quarz; Oberfläche geglättet, dunkelgraubraun. 22.4) Keramik: 2 BS (aneinanderpassend); dünnwandig; Bdm ca. 4–6 cm; Magerung fein, Quarz, stark. 22.5) Keramik: 1 WS; WSt 0,8 cm; Magerung mittel, Quarz-Schamotte; Oberfläche kaum erhalten, soweit erkennbar nicht rauwandig, bräunlich rot. 387 Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 388 Stephan Deiters Der Teilbefund wurde im 2. Planum von Befund 26 erkannt. Der Befund enthielt umfangreiches Fundmaterial. Es stammt vor allem aus dem oberen Verfüllungsbereich, teilweise auch aus größerer Tiefe. Erste Funde wurden bei der Anlage vom 1. Planum gemacht und waren dort an verschiedenen Stellen erkennbar. Auf diesem Niveau waren auch schon erste Bruchstücke einer starken Keramikkonzentration erkennbar (hier ist mit Verlusten ursprünglich zugehöriger Funde oberhalb des 1. Planums zu rechnen, möglicherweise in erheblichem Umfang); die meisten dieser Konzentration zuzuweisenden Funde kamen beim späteren Tieferlegen. 285 Aus größerer Tiefe (2. Planum und darunter) wurden sehr viel weniger Funde geborgen. Sicher zu oben genannter Fundkonzentration gehören folgende Funde: 26.1–11, 26.18–21, 26.23–27 und 26.29–31. Bei den Funden 26.12–14, 26.16–17, 26.22 und 26.28 sowie 26.32–34 ist die Fundlage nicht ausreichend genau dokumentiert, um die Zugehörigkeit beurteilen zu können. Die Funde 26.15 und 26.35–38 fanden sich deutlich abseits der Konzentration in der Verfüllung verteilt. Funde: 26.1) Keramik: zahlreiche Fragmente eines Gefäßes (3 RS, 67 WS und 6 BS – insgesamt < 15 % des ursprünglichen Gefäßes), Trichterhalsgefäß; rekonstruierte H ca. 24 cm; Mdm ca. 17 cm; Dm max. ca. 24 cm; Bdm ca. 8 cm; WSt 0,6 cm; Randabschluss etwas nach außen ausbiegend, Flachboden; Magerung mittel bis grob, Schamotte, stark; Oberfläche gut geglättet, bräunlich dunkelgrau (Taf. 2). 26.2) Keramik: Oberteil eines Gefäßes (zusammengesetzt aus 5 RS und 1 WS), Zylinderhalsgefäß (leichte Tendenz zu Trichterhals); Mdm 9 cm; WSt 0,5 cm; Rand innen schräg abgestrichen; Magerung fein (mit mittleren Bestandteilen), Quarz, mäßig; Oberfläche geglättet, braun, Verzierung außen oberhalb des Schulter-Hals-Umbruchs: 2 horizontale Ritzlinien (Ausführung unsauber) (Taf. 2). 285 Es ist nicht dokumentiert, wie weit die Fundkonzentration hinabreichte, aber sie muss oberhalb des 2. Planums geendet haben. 26.3) Keramik: 1 Gefäß (zu ca. 80 % zusammengesetzt), Becher (Zylinderhalsbecher/Schulterbecher); H ca. 10,5 cm; Mdm ca. 8 cm; Dm max. ca. 13,5 cm; Bdm 3,5 cm; WSt 0,5 cm; kleiner Flachboden, Bauchumbruch recht scharf, Schulter in Hals übergehend, Hals ausschwingend in nach außen biegendem Randabschluss; Magerung fein, Quarz, schwach; Oberfläche gut geglättet, dunkelbraun (stellweise gelbbraune und rötliche Flecken), auf der Gefäßschulter Verzierungen, alle weiß inkrustiert (Inkrustation großenteils erhalten): oben 3 horizontal umlaufende Ritzlinien (relativ tief ), darunter 3 Zeilen kleiner eingeschnittener Kerbschnittdreiecke (alle »stehend«), etwas zeilenversetzt, darunter 2 horizontal umlaufende Ritzlinien (Abb. 8; Taf. 2). 26.4) Keramik: 1 Gefäß (zu ca. 20 % zusammengesetzt) 286, Henkeltasse; H (rekonstruiert) ca. 10 cm; Mdm ca. 18 cm (= max. Dm); B Henkel ca. 2,5 cm, WSt 0,5 cm; konischgewölbt mit leicht abgerundetem Randabschluss, Bandhenkel überragt leicht den Rand; Magerung grob (mit feinen und mittleren Bestandteilen), Schamotte; Oberfläche verstrichen, braun (Taf. 2). 26.5) Keramik: 1 Gefäß (zu ca. 25 % zusammengesetzt)287, Henkeltasse; H > 6 cm; Mdm ca. 14 cm (= max. Dm); Bdm ca. 6,5 cm; B Henkel ca. 2,5 cm, WSt 0,5 cm; Magerung fein (mit mittleren Bestandteilen), Quarz-Schamotte, mäßig; Oberfläche weitgehend ausgewittert, ehemals anscheinend geglättet, braun (Taf. 2). 26.6) Keramik: 1 Gefäß (zu ca. 90 % zusammengesetzt), Napf; H 6 cm; Mdm 8,5–9,0 cm (= max. Dm); Bdm 2,5 cm; WSt 0,5 cm; Magerung sehr fein (mit feinen Bestandteilen), Quarz, schwach; Oberfläche gut geglättet, braun (Taf. 2). 26.7) Keramik: 1 RS, konische Schale? (kurzer Schrägrand); WSt 0,5 cm; Magerung sehr 286 Neben einem zusammengesetzten Rand-/Wandungsfragment mit Henkel liegen noch der Boden und 11 weitere WS vor, insgesamt ca. 30 % des ursprünglichen Gefäßes. 287 Neben einem zusammengesetzten Rand-/Wandungsfragment mit Henkel liegen noch 13 weitere WS vor, insgesamt ca. 30 % des ursprünglichen Gefäßes. fein (mit feinen Bestandteilen), Quarz, schwach; Oberfläche gut bis sehr gut geglättet, dunkelbraun (Taf. 2). 26.8) Keramik: 2 RS (nicht zusammenpassend), konische Schale? (kurzer Schrägrand); WSt 0,4 cm; Magerung sehr fein (mit feinen Bestandteilen), Quarz, schwach; Oberfläche gut bis sehr gut geglättet, dunkelbraun (Taf. 2). 26.9) Keramik: Randstück (aus 4 RS und 2 WS zusammengesetzt; 2 nicht anpassende RS des gleichen Gefäßes vorhanden), Schrägrandbecher; Mdm ca. 17,5 cm; WSt 0,5 cm; kurzer Schrägrand; Magerung fein, QuarzSchamotte, schwach; Oberfläche geglättet, bräunlich dunkelgrau (Taf. 3). 26.10) Keramik: 1 RS, Schrägrandbecher; Mdm ca. 7,5 cm; WSt 0,5 cm; Magerung sehr fein (mit feinen Bestandteilen), Quarz, schwach; Oberfläche gut geglättet, dunkelbraun (Taf. 3). 26.11) Keramik: 1 RS, Schrägrandbecher; Mdm ca. 8 cm; WSt 0,4 cm; Magerung sehr fein (mit feinen Bestandteilen), Quarz, schwach; Oberfläche gut geglättet, dunkelbraun (Taf. 3). 26.12) Keramik: 1 verzierte RS, Schrägrandbecher; WSt 0,6 cm; Magerung sehr fein bis fein, Quarz, mäßig; Oberfläche geglättet, gräulich dunkelbraun, Verzierung außen unterhalb des Randes: 3 horizontale Ritzlinien, darüber und darunter jeweils eine Zeile kurzer schräger Einstiche (oben und unten gleich ausgerichtet von links oben nach rechts unten), darin Reste von Inkrustierung (Taf. 3). 26.13) Keramik: 1 RS, Schrägrandbecher? (kurzer Schrägrand); WSt 0,6 cm; Magerung fein, Quarz, mäßig; Oberfläche geglättet oder gut geglättet, bräunlich dunkelgrau (Taf. 3). 26.14) Keramik: 1 verzierte RS, Schrägrandgefäß; WSt 0,6 cm; Magerung fein (mit mittleren Beimengungen), Quarz-Schamotte, mäßig; Oberfläche verstrichen oder geglättet, rötlich ocker, Verzierung außen im Randknick: eine Zeile dicht gesetzter Fingertupfen/ -kniffe (sehr plastisch) (Taf. 3). 26.15) Keramik: Fragmente eines groben Gefäßes (3 RS und 6 WS), wahrscheinlich Schrägrandgefäß; Mdm ca. 25 cm; WSt 1,0 cm; Rand senkrecht, waagerecht abgestrichen, außen leicht verdickt; Magerung grob, Schamotte, mäßig; Oberfläche geschlickt bis hinauf zum Rand, hellocker (rötliche Flecken) (Taf. 3). 26.16) Keramik: 1 RS; senkrechter gerader Rand; Mdm ca. 30 cm?; WSt 0,6 cm; Magerung fein (mit mittleren Beimengungen), mäßig; Oberfläche geglättet (mit einigen sichtund spürbaren Magerungspartikeln), ocker (Taf. 3). 26.17) Keramik: 1 RS; WSt 0,8 cm; Magerung fein (mit mittleren Bestandteilen), Quarz-Schamotte, mäßig; Oberfläche verstrichen oder geglättet, ocker (Taf. 3). 26.18) Keramik: Fragmente vom Oberteil eines Gefäßes (1 verzierte RS und 7 verzierte WS, teilweise zusammenpassend), wahrscheinlich Doppelkonus; WSt 0,4 cm; Rand schräg nach innen abgestrichen, Oberteil leicht gewölbt, Schulter-Bauch-Umbruch eher sanft gerundet; Magerung sehr fein (mit feinen Bestandteilen), Quarz, schwach; Oberfläche gut geglättet, dunkelbraun; Verzierung unterhalb des Randes: ein Bündel (8 oder 9) feine horizontale Ritzlinien (»Kammstrich«), ca. 2,5 cm darunter, oberhalb des Schulter-Bauch-Umbruchs: 3 schwach ausgeprägte horizontale Riefen erkennbar (sonst wie oben) (Taf. 4). 26.19) Keramik: Fragment vom Oberteil eines Gefäßes (Schulter-Hals-Umbruch; 2 verzierte WS, zusammenpassend), Becher?; WSt 0,5 cm; Magerung sehr fein (mit feinen Bestandteilen), Quarz, schwach; Oberfläche gut bis sehr gut geglättet, dunkelbraun, Verzierung: 4 horizontale Riefen, davon 3 auf der Schulter und eine im Umbruch, darüber (auf dem Hals) anscheinend mindestens 2 horizontale Ritzlinien (Taf. 4). 26.20) Keramik: Fragmente vom Oberteil (anscheinend Schulter) eines Gefäßes, wahrscheinlich Becher (5 verzierte WS, davon 4 zusammenpassend); WSt 0,5 cm; Magerung sehr fein, Quarz, schwach; Oberfläche gut bis sehr gut geglättet, braun (stellweise gelbbraune und braunrote Flecken), Verzierung: 4 horizontale Riefen, direkt darüber mindestens 2 horizontale Ritzlinien (Taf. 4). 389 Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 390 Stephan Deiters 26.21) Keramik: 3 verzierte WS, zusammenpassend; WSt 0,4 cm; Magerung sehr fein (mit feinen Bestandteilen), Quarz, schwach; Oberfläche gut geglättet, dunkelbraun, Verzierung anscheinend auf Gefäßschulter angebracht: eine Zeile eingestempelter, kleiner, dicht gegenständig (abwechselnd »stehend« und »hängend«) gesetzter Kerbschnittdreiecke, teilweise Reste einer weißen Inkrustierung erhalten (Taf. 4). 26.22) Keramik: 1 verzierte WS; WSt 0,4 cm; Magerung sehr fein, Quarz, schwach; Oberfläche geglättet oder gut geglättet, dunkelgrau, Verzierung: 2 Zeilen eingestempelter, kleiner, dicht gegenständig (abwechselnd »stehend« und »hängend«) gesetzter Kerbschnittdreiecke, teilweise Reste einer weißen Inkrustierung erhalten (Taf. 4). 26.23) Keramik: Umbruchfragment (aus 6 WS zusammengesetzt) eines Gefäßes mit gerundetem Umbruch; Dm Umbruch ca. 22 cm; WSt 0,5 cm; Magerung fein, QuarzSchamotte, schwach; Oberfläche geglättet, bräunlich dunkelgrau (Taf. 4). 26.24) Keramik: Umbruchfragment (aus 2 WS zusammengesetzt) eines relativ kleinen Gefäßes (Becher?) mit recht scharfem Umbruch; Dm Umbruch ca. 10,5 cm; WSt 0,5 cm; Magerung fein, Quarz-Schamotte, schwach; Oberfläche geglättet, bräunlich dunkelgrau (Taf. 4). 26.25) Keramik: 2 verzierte WS (wohl vom gleichen Gefäß); recht scharfer Bauchumbruch; WSt 0,6 cm; Magerung fein, Quarz, schwach; Oberfläche geglättet bis gut geglättet, gräulich dunkelbraun, Verzierung direkt oberhalb des Bauchumbruchs: eine Zeile schräge, kurze Ritzlinien, die Variationen von Dreiecksmotiven ergeben, direkt darüber eine horizontale Ritzlinie (Taf. 4). 26.26) Keramik: Unterteil eines Gefäßes (zusammengesetzt aus 6 BS und 2 WS); Bdm 6 cm; WSt 0,6 cm; Flachboden; Magerung fein (mit mittleren Bestandteilen), Quarz-Schamotte, mäßig; Oberfläche geglättet oder gut geglättet, braun (Taf. 4). 26.27) Keramik: Bodenfragment; Bdm 3 cm; WSt 0,4 cm; Boden leicht eingewölbt; Mage- rung sehr fein, Quarz, schwach; Oberfläche gut geglättet, braun (Taf. 4). 26.28) Keramik: 1 BS eines Kleingefäßes, Bdm ca. 2,5–3,0 cm; WSt 0,4 cm; Flachboden (leicht abgesetzt); Magerung sehr fein, Quarz, mäßig; Oberfläche geglättet, ocker (Taf. 4). 26.29) Keramik: Fragmente (1 BS und 21 WS; insgesamt < 5 % des ursprünglichen Gefäßes) eines Gefäßes grober Machart (»Vorratsgefäß«); WSt 0,8 cm (relativ dickwandig); Magerung grob, Quarz-Schamotte (stark überwiegend Schamotte), stark; Oberfläche verstrichen, hellrötlich braun. 26.30) Keramik: 2 BS (zusammenpassend); Bdm 4 cm; Flachboden; Magerung fein, Quarz, mäßig; Oberfläche geglättet oder gut geglättet, braun. 26.31) Keramik: 164 WS, die keinem der Gefäße 26.1–26.30 eindeutig zuzuweisen sind. 26.32) Keramik: 54 WS und 2 BS. 26.33) Verziegelter Lehm: 28 Fragmente, insgesamt 491 g. 26.34) Fe-Naturspiel. 26.35) Keramik: 5 WS. 26.36) Verziegelter Lehm: Zahlreiche Fragmente (teilweise möglicherweise Flechtwerkabdrücke erkennbar), insgesamt 827 g. 27.37) Silex: 1 Fragment, teilweise Oberfläche braun patiniert. 27.38) 1 Kieselstein. Befund 34 Teilbefund von Befund 21, siehe dort. Befund 35 Teilbefund von Befund 21, siehe dort. Befund 36 Teilbefund von Befund 21, siehe dort. Befund 37 Teilbefund von Befund 21, siehe dort. Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde Befund 38 Befund 53 Teilbefund von Befund 21, siehe dort. Brunnen? 1. Planum bei 131,05–131,11 m ü. NN. Im Planum etwas unregelmäßig oval (NW–SO); L 2,90 m; B 2,42 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2), 2 % HK-Flitter, Mn- und Fe-Ausfällungen; hellgraubraun, fleckig hellbraun. Im Profil Unterkante nicht erreicht (Baueingriffstiefe), soweit erkennbar Wandungen steil fallend, 1 x gestuft, mehrschichtig; B 3,91 m; T 1,02 m; deutlich bis diffus; toniger Schluff (Ut2), < 1 % Mn- und Fe-Verbindungen und HK. Befund 40 Grube 1. Planum bei 130,98–131,02 m ü. NN. Im Planum oval (NNW–SSO), südlich der Mitte leicht eingeschnürt; L 2,60 m; B 2,00 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2), 1 % HK-Flitter; fleckig hellgrau und hellbraun. Im Profil wannenförmig S-Wandung steil bis mittel fallend, N-Wandung mittel fallend, Sohle doppelmuldenförmig; B 2,53 m; T 0,30 m; diffus bis deutlich erkennbar; homogen, mehrschichtig, Schicht 1 hellgrau bis grau, Schicht 2 braun, fleckig braun und hellgrau; toniger Schluff (Ut2), < 1 % Mn- und Fe-Ausfällungen, verziegelter Lehm und HK. 391 Befund 60 Teilbefund von Befund 26, siehe dort. Befund 61 Teilbefund von Befund 26, siehe dort. Befund 41 Befund 62 Teilbefund von Befund 26, siehe dort. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Grube/Grubenkomplex 1. Planum bei 130,90–131,02 m ü. NN. Im Planum abgerundet unregelmäßig dreieckig, im NW stark eingeschnürt; L 4,05 m; B 3,90 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2), 1 % verziegelter Lehm und HK; fleckig hellgrau bis hellbraun. In den Profilen (AB: S–N; CD: SW–NO) jeweils doppelt mulden- bzw. wannenförmig, Wandungen nach außen hin steil fallend, außer im S (dort flach bis mittel fallend); B max. 3,91 m; T max. 0,52 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2), < 1 % Mn- und Fe-Verbindungen, verziegelter Lehm und HK; hellgrau bis grau, fleckig hellbraun-braun, dunkelgrau und hellgrau. Der Fund stammt aus dem 1. Planum. Funde: 41.1) Keramik: 1 WS; WSt 0,8–0,9 cm (relativ dickwandig); Oberfläche ausgewittert, bräunlich rot; Magerung mittel (teilweise feinere und gröbere Bestandteile), Schamotte. 392 Stephan Deiters 9 Anhang – Liste spätbronzezeitlicher Siedlungsplätze Im Folgenden werden die bekannten spätbronzezeitlichen Siedlungsplätze (im weiteren Sinne) in Westfalen-Lippe aufgeführt (siehe Abb. 9). Diese Liste basiert auf einer Zusammenstellung von Sicherl 288 und wurde um weitere Fundstellen ergänzt. Dabei wird auch auf zeitgleiche nahe gelegene Gräber(-felder) und die potenzielle Wasserversorgung eingegangen. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Fundstelle 1 Bielefeld, Alter Markt/Piggenstraße (DKZ 3917,0257) Die Fundstelle liegt im historischen Mittelpunkt der Bielefelder Altstadt auf Sandboden. Auf Basis von altem Kartenmaterial lässt sich rekonstruieren, dass ehemals etwa 115 m südlich ein Bach floss. Bei einer Stadtkerngrabung in den Jahren 2017 und 2018 wurden dort neben zahlreichen jüngeren Bodeneingriffen auch mehrere spätbronzezeitliche Befunde im anstehenden Sand untersucht, die überwiegend relativ seicht waren. Unter diesen Befunden ist eine tiefere Grube (Befund 475/476) mit steilen Wänden und muldenförmiger Sohle hervorzuheben, die als Vorratsgrube interpretiert wird. Sie enthielt einige Keramikscherben und botanische Makroreste. Wahrscheinlich zeitgleiche Keramik wurde z. T. auch in anderen Befunden angetroffen. »Die Scherben waren handgeformt, schwach gebrannt, überwiegend lederbraun und 288 Sicherl 2014, 79–80. Gestrichen wurde die Fundstelle Olsberg-Bruchhausen, Hochsauerlandkreis (Sicherl 2009, 27; Sicherl 2014, 79), weil hier anscheinend nur eine vage Vermutung vorliegt. mit einem feinen, nach dem Trocknen geglätteten Tonschlickerüberzug, einer sogenannten Engobe, versehen.« Die Keramik ähnelt zwar im Allgemeinen dem eisenzeitlichen Material der Gegend, unterscheidet sich aber teilweise davon durch die Existenz bestimmter Merkmale (u. a. überwiegend sehr steile bis leicht ausbiegende Ränder, z. T. Verzierungen durch Fingernagelkerben an verschiedenen Positionen, in einem Fall Grübchenverzierungen) bzw. ihre Abwesenheit (u. a. fehlen getupfte Randabschlüsse und grober ungeglätteter Tonschlickerauftrag). Der Verdacht einer spätbronzezeitlichen Datierung des Ausgräbers wurde durch zwei 14 C-Untersuchungen bestätigt, die beide mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ins 10./9. Jahrhundert v. Chr. weisen. Der Ausgräber weist ausdrücklich darauf hin, dass sich das Keramikspektrum von dem zeitgleicher Gräberfelder in der Region unterscheidet. Die Deutung von Gräbchen als mögliche Relikte von zeitgleichen Häusern ist dagegen unsicher. Eine archäobotanische Untersuchung des Materials aus der Vorratsgrube ergab vorwiegend verschiedene Getreidearten ([Spelz-]Gerste, Weizen [sicher Emmer, eventuell auch Dinkel und/oder Einkorn] und Hirse [sicher Echte Hirse, wahrscheinlich auch Kolbenhirse]). Aus der Umgebung der Fundstelle sind keine spätbronzezeitlichen Gräber bekannt. Literatur: Sicherl/Zerl 2019. Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde Bochum-Hiltrop, Frauenlobstraße/ Siedlungsstelle I (ohne AKZ) Die Fundstelle liegt auf einer »Geländenase« (Löss), die westlich und östlich von Quellen flankiert wird, wobei der westliche Quellbach unweit nördlich davon in den östlichen (Ostbach) mündet. Beim Bau einer Bergmannssiedlung führte Brandt hier auf einer etwa 100 m x 250 m großen Fläche Notbergungen durch. 289 Außer Befunden der Rössener Kultur stellte er zwölf metallzeitliche Gruben fest (sechs davon wurden genauer untersucht), die von Sicherl in die späte Bronzezeit datiert wurden. 290 Die betreffenden Gruben waren vielfach bis auf »Holzkohlestippen« fundfrei; manche enthielten verziegelten Lehm, der teilweise auf einer Seite Flechtwerkabdrücke erkennen ließ, auf der anderen dagegen glatt war. Dies sind deutliche Hinweise auf Gebäude am Ort, auch wenn (erosionsbedingt?) keine Pfosten beobachtet werden konnten. Insbesondere Grube 1 enthielt recht umfangreiches keramisches Fundmaterial, das teilweise Bezüge zur Urnenfelderkultur erkennen lässt und eine Datierung in die Stufe Ha B erlaubt. Aus der näheren Umgebung der Fundstelle ist kein zeitgleiches Gräberfeld bekannt. 291 Literatur: Stampfuss 1959, 31. 115–120 Nr. 36; Taf. 17, 15–23; 23, 1–18; 24, 1–20; Brandt 1997, 58– 62 mit Abb. 61–64; Sicherl 2014, 79. Fundstelle 3 Bochum-Hiltrop, östlich der Zeche Lothringen IV (AKZ 4409,0030) Im Bereich eines Siedlungsplatzes auf einer Lösskuppe mit einer nahe gelegenen, heute versiegten Quelle wurden Notbergungen durchgeführt. Dabei wurden Befunde aus dem Neolithikum (Line- 289 Die Fläche ist nicht mehr präzise lokalisierbar, müsste sich aber der Beschreibung nach im nördlichen Bereich der heutigen Straße Im Aufbruch befunden haben. 290 Die Befunde wurden von Brandt noch alle der Hallstattzeit zugewiesen (Brandt 1997, 58). Sicherl datierte die Gruben 1, 4 und 5 sicher nach Ha B, die Gruben 2 und 3 nach Ha B oder vielleicht schon nach Ha C (Sicherl 2014, 79). 291 Eine Brandbestattung befindet sich ca. 1,2 km südwestlich (siehe Fundstelle 3). Eine nicht datierte Grabhügelgruppe (AKZ 4409,0015) im zu Herne gehörigen Gysenberger Wald liegt ca. 1,2 km nördlich. arbandkeramik) und der späten Bronzezeit (Stufe Ha B) festgestellt. 292 Bei den spätbronzezeitlichen Befunden handelt es sich um einige kleinere Gruben und zwei relativ große, dabei recht flache »Doppelgruben« mit unregelmäßigem Umriss, die nach den Befundbeschreibungen am ehesten zur Materialentnahme dienten. Aus diesen großen Gruben stammen einige Keramikfunde, u. a. Fragmente von Lappenschalen, einem Vorratsgefäß mit aufgesetzter Tupfenleiste und Doppelkoni (teilweise mit Ritzverzierungen). Etwa 500 m nordwestlich liegt eine andere Fundstelle, an der neben neolithischen Befunden auch ein sogenanntes Leichenbrandnest mit dem Rest eines Beigefäßes entdeckt wurde. 293 Möglicherweise war diese Bestattung Teil eines größeren Gräberfeldes, 294 das auch in der späten Bronzezeit belegt wurde. Literatur: Brandt 1997, 63–66. 68 Abb. 65–67; Sicherl 2014, 79. 295 Fundstelle 4 Castrop-Rauxel-Harbinghorst, Kanalstraße, Kreis Recklinghausen (MKZ 4409,0054) Bei Notbergungen im Bereich einer Sandgrube wurden Funde unterschiedlicher Zeitstellung entdeckt. Der Bereich wurde offenbar vom Neolithikum bis in die Kaiserzeit als Siedlungsplatz genutzt. Befunde konnten – wenn überhaupt – nur notdürftig untersucht werden. Große Teile des Fundmaterials konnten daher nur als Streufunde 292 Die Befunde wurden von Brandt noch in die Hallstattzeit datiert (Brandt 1997, 64). Sicherl datierte diese Befunde nach Ha B (Sicherl 2014, 79). 293 AKZ 4409,0092. Der LWL-Archäologie liegt ein Messtischblatt mit Notizen von Karl Brandt vor. Die betreffende Stelle wurde von ihm mit »Nr. 13« bezeichnet und enthält folgenden Text in der Legende: »Bochum Hiltrop. Neue Bergmannssiedlung Constantin d. Gr. 1949 am Nordrand der jüngeren linearbandkeramischen Siedlung ein Knochenhäufchengrab mit erhaltenem Boden eines Beigefäßes obenauf. Alteisenzeitlich. Sgl. Bochum.« In der Literatur wird das Grab nicht erwähnt. 294 Gerade in einem hügeligen Lössgebiet wie in BochumHiltrop, das sehr lange landwirtschaftlich genutzt wurde, ist mit hohen Erosionsverlusten zu rechnen. Von daher erscheint es möglich, dass hier ein größeres Gräberfeld existiert haben könnte, das weitgehend verschwunden ist. 295 Bei Stampfuß wird die Fundstelle nicht ausdrücklich erwähnt, sie war aber wohl als (die fehlende) Nr. 37 im Katalog vorgesehen (vgl. Stampfuss 1959, Karte im Anhang). Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Fundstelle 2 393 394 Stephan Deiters geborgen werden. Unter den besser untersuchten Befunden ist einer (Grube 14), der anscheinend Funde der späten Bronzezeit erbrachte, u. a. eine Scherbe mit Kerbschnittverzierung. 296 Auch unter den Streufunden konnte spätbronzezeitliches Material identifiziert werden. 297 Unweit östlich dieses Bereichs existierte ein ausgedehntes Gräberfeld, das u. a. in der späten Bronzezeit belegt wurde. 298 Literatur: Stampfuss 1959, 31–32. 104–106; Taf. 19, 1– 10. 13–15; Sicherl 2014, 79. Fundstelle 5 Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Datteln-Natrop, Kreis Recklinghausen (MKZ 4310,0017) Die Fundstelle liegt im Bereich des heutigen Wesel-Datteln-Kanals unweit nordwestlich eines Kanalhafens. Sie befindet sich etwa 250 m von einem nordöstlich verlaufenden Bach (Mühlenbach) entfernt; die Lippe liegt etwa 1 km nordöstlich. Unweit südlich der Fundstelle befand sich anscheinend ein ausgedehntes Gräberfeld mit Gräbern vom Endneolithikum bis zur Eisenzeit, das auch in der späten Bronzezeit belegt wurde. 299 296 Stampfuß datierte die Grube in die Hallstattzeit (Stampfuss 1959, 104). Sicherl machte seine Datierung in die späte Bronzezeit wohl in erster Linie an der kerbschnittverzierten Scherbe fest (Sicherl 2014, 79). 297 Stampfuss 1959, 32; Taf. 19, 13–15. 298 Die Informationen zu diesem Gräberfeld (MKZ 4409,0084) sind spärlich. Erste Funde wurden wohl schon beim Sandabfahren in den 1890er-Jahren geborgen. Es muss mindestens eine Ausgrabung vor dem Zweiten Weltkrieg stattgefunden haben, deren Dokumentation im Krieg verloren ging. Dabei habe man insgesamt mehr als 200 Bestattungen festgestellt. Die ältesten beobachteten Gräber stammen anscheinend aus dem Endneolithikum. Zudem wurden neben spätbronzezeitlichen auch eisenzeitliche Bestattungen entdeckt (eine solch lange Belegungsdauer ist in Westfalen häufig). Die Objekte sollen auf Museen in Berlin, Münster, Dortmund und Castrop-Rauxel verteilt worden sein. Einen kleinen Teil der Funde berücksichtigte Aschemeyer in seiner Dissertation (Aschemeyer 1966). 299 Südlich bis südöstlich der Fundstelle liegen zwei Grabungsflächen (beide MKZ 4310,0022): 1898 fand eine Ausgrabung durch Albert Baum statt, bei der 110 Gräber untersucht wurden; 1937–1939 wurde etwa 100 m östlich davon eine weitere Untersuchung durchgeführt, bei der neben Bestattungen auch mehrere Grabeinhegungen entdeckt wurden (Eggenstein 1995, 46–47 Abb. 9–10; 78–83 mit Abb. 19–20). Darüber hinaus wurden von Baoquan Song auf Luftbildern eines Ackers unweit südwestlich der Fundstelle deutliche Bewuchsmerkmale erkannt, die auf im Gelände nicht mehr erkennbare Grabhügel schließen Aus dem Jahr 1955 liegt eine Fundmeldung vor, wonach aus zwei Siedlungsgruben Keramik der Bronze- bis älteren Eisenzeit geborgen worden sei. Literatur: unpubliziert. Fundstelle 6 Dorsten-Holsterhausen, Kreis Recklinghausen (MKZ 4307,0003) Auf einem sehr großflächig ergrabenen Fundplatz auf vorwiegend sandigem Terrain unweit nördlich der Lippe wurden neben mehreren römischen Marschlagern auch andere Befunde verschiedener Zeitstellung untersucht, darunter mehrere aus der späten Bronzezeit. 300 Es handelt sich dabei um folgende Befunde: Objekte 776 (Wasserschöpfstelle; ursprünglich eher in die frühe Eisenzeit datiert) 301, 1093 (Grube) 302, 2773 (Grube; eventuell auch frühe Eisenzeit, ursprünglich in die ältere Kaiserzeit datiert) 303, 3251 (Grube; ursprünglich in die jüngere Kaiserzeit datiert) 304, 3441 (Grube, eventuell auch ältere Eisenzeit, ursprünglich in die mittlere Kaiserzeit datiert) 305 und 5099 (Grube) 306. Die betreffenden Befunde können als Siedlungsbefunde im weiteren Sinne interpretiert werden. Gebäudebefunde dieser Zeit, die man insbesondere im Umfeld der Wasserschöpfstelle 776 erwarten würde, konnten nicht beobachtet werden, was aber nicht die prähistorische Realität widerspiegeln muss. 307 lassen (MKZ 4310,0096, unpubliziert). Diese Indizien sprechen für ein einziges, ausgedehntes Gräberfeld. 300 Die betreffenden Befunde waren zunächst teilweise anders datiert worden, was später von Sicherl korrigiert wurde (Sicherl 2014, 79). 301 Ebel-Zepezauer u. a. 2009, 12. 246–247; Taf. 10. 302 Ebel-Zepezauer u. a. 2009, 12. 257; Taf. 11. 303 Ebel-Zepezauer u. a. 2009, 12. 320–321; Taf. 35. 304 Ebel-Zepezauer u. a. 2009, 12. 331; Taf. 37. 305 Ebel-Zepezauer u. a. 2009, 12. 339; Taf. 40–41. 306 Ebel-Zepezauer u. a. 2009, 12. 412; Taf. 57. 307 Die Wasserschöpfstelle liegt nah am westlichen Rand des Grabungsgebietes und in der Umgebung sind größere Bereiche gestört bzw. waren zum Zeitpunkt der Ausgrabung schon bebaut. Darüber hinaus könnten spätbronzezeitliche Befunde durch jüngere Bodeneingriffe zerstört worden sein. Es ist daher durchaus möglich, dass es in der Umgebung der Wasserschöpfstelle gleichzeitige Gebäude gegeben haben könnte, deren Befunde entweder zerstört Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde Aus der näheren Umgebung der Fundstelle sind keine spätbronzezeitlichen Gräber bekannt. 308 Literatur: Ebel-Zepezauer u. a. 2009, 12–14. 90. 92. 95. 246–247. 257. 320. 331. 339. 412; Taf. 10–11; 37; 40–41; 57; Sicherl 2014, 79. Fundstelle 7 Dorsten-Altendorf-Ulf kotte, Kreis Recklinghausen (MKZ 4308,0023) Die Fundstelle liegt unweit östlich eines Bachs (Rapphofs Mühlenbach), der Richtung Nordwesten in die ca. 2,8 km entfernte Lippe entwässert. Im Jahr 1930 wurden hier wohl bei Straßenbauarbeiten (L 601) unter einer »grauen anmoorigen Schicht« Reste einer »Siedlung der Urnenfelderstufe« entdeckt. Die Funde sind verschollen; andere Angaben existieren nicht und es fand offenbar keine weitere Untersuchung der Stelle statt. Diese Stelle ist insofern besonders interessant, als dass sie offenbar im Bereich einer Bachniederung liegt und hier möglicherweise mit Feuchterhaltung organischer Funde zu rechnen wäre. Aus der näheren Umgebung sind keine spätbronzezeitlichen Gräber bekannt. 309 Literatur: unpubliziert. Fundstelle 8 Dortmund-Asseln, »Kahle Hege« (AKZ 4411,0019) Im Dortmunder Stadtteil Asseln wurden bei großflächigen Ausgrabungen in drei unweit voneinan- 395 der entfernt gelegenen Flächen, bekannt unter den Bezeichnungen »Kahle Hege« und »Asseln-West«, neben Gräbern der Völkerwanderungszeit und des Frühmittelalters auch einige vorgeschichtliche Befunde ergraben, u. a. aus der späten Bronzezeit. Untersucht wurden u. a. Teilflächen eines (relativ schlecht erhaltenen) Kreisgrabenfriedhofs mit Brandbestattungen und Grabeinhegungen in Form von Schlüsselloch- und Langgräben, wobei die Nekropole anscheinend beträchtliche Ausmaße hatte. 310 In der Nähe wurden einige zeitgleiche Siedlungsbefunde an einem Lösshang entdeckt. 311 Eine der Siedlungsgruben (St 15) enthielt umfangreiches keramisches Fundmaterial der Stufe Ha B, das von Sicherl ausführlich vorgelegt wurde. Es handelt sich dabei um kleinteilig zerscherbte Fragmente zahlreicher verschiedener Gefäße, überwiegend Feinkeramik mit einem hohen Anteil verzierter Gefäße. Sie entsprechen zeitgleichen Funden aus der Urnenfelderkultur der Niederrheinischen Bucht. Sicherl konstatierte hierfür einen deutlich stärkeren Einfluss der Urnenfelderkultur als beim Fundmaterial der bekannten zeitgleichen Nekropole Dortmund-Oespel. 312 Er interpretierte die Gruben als Saatgutspeicher abseits der eigentlichen Siedlung. Da auf den Lösshängen des Dortmunder Rückens geologisch bedingt die Voraussetzungen für die Anlage von Brunnen fehlen, geht Sicherl von einer Lage der eigentlichen Siedlung an einer Quelle bzw. einem Fließgewässer aus, wofür am ehesten die Quellen des Asselner Baches infrage kämen, die ca. 815 m nordnordöstlich von St 15 im alten Asselner Dorfkern liegen. 313 Im Fundmaterial sieht er wahrscheinliche Überreste von »gemeinschaftlichen Festen, Riten und 308 309 Bekannte Gräberfelder aus der weiteren Umgebung: Ca. 3 km nordöstlich lag ein größeres Gräberfeld (MKZ 4307,0017), das u. a. in der späten Bronzezeit belegt wurde. Bei einer Ausgrabung im Jahr 1933 wurden dort 118 Brandbestattungen beobachtet (Stieren 1935). Zwei weitere Urnenbestattungen der späten Bronze-/frühen Eisenzeit sind aus einem Bereich ca. 4 km östlich der Fundstelle bekannt (MKZ 4307,0024). Ein weiteres Gräberfeld (MKZ 4307,0035) befand sich etwa 2,5 km südsüdöstlich auf der anderen Seite der Lippe. Ein Teil der Funde wurde in der Dissertation von Aschemeyer berücksichtigt (Aschemeyer 1966). Ca. 1,5 km nordnordöstlich sind zwei Grabhügel bekannt (MKZ 4308,0007a/c), die wohl im Zeitraum Endneolithikum bis mittlere Bronzezeit angelegt wurden, aber auch jüngere Nachbestattungen beinhalten. Es ist nur zu vermuten, dass die Grabhügel Teil eines größeren Gräberfeldes waren. 310 Wilbertz 2009, 57–58, Kat.-Nr. 2.2.1.02.00.1. 311 Die schematische Kartierung bei Sicherl ist zur Beurteilung nur von eingeschränktem Nutzen, weil sie offenbar ursprünglich farbig gestaltet war, aber in Graustufen abgedruckt wurde (Sicherl 2014, 77 Abb. 7). 312 Brink-Kloke/Heinrich/Bartelt 2006. Eine schlüssige Erklärung für diese Beobachtung kann Sicherl nicht liefern, aber er vermutet einen Zusammenhang mit dem Hellweg (Sicherl 2014, 74–75). 313 Sicherl erwähnt auch ein deutlich näher im Westen gelegenes Kerbtal, das schon auf dem Urmesstischblatt als trocken eingezeichnet sei. Er scheint damit unausgesprochen die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass hier in der späten Bronzezeit ein Bach verlaufen sein könnte (Sicherl 2014, 67). Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 waren oder außerhalb der Grabungsfläche lagen. 396 Stephan Deiters Mahlzeiten«, die das Öffnen der Vorratsgruben und die Aussaat begleitet haben mögen. Literatur: Sicherl 2014. Aus der näheren Umgebung ist keine Nekropole bekannt. 316 Literatur: Zepezauer 2000, 42 Nr. 192; Taf. 13, 1–2. Fundstelle 9 Fundstelle 11 Dortmund-Wickede, »Fränkischer Friedhof« (AKZ 4411,0010) Die Fundstelle liegt siedlungsgünstig auf Löss in leichter Hanglage mit Gefälle in nördliche Richtung. In der Umgebung gibt es mehrere kleine Bäche, der nächste (Schorlemer Bach) liegt etwa 150 m südlich. Neben frühmittelalterlichen Bestattungen wurden hier Siedlungsbefunde ergraben, insbesondere aus der späten Eisenzeit, aber auch aus der späten Bronzezeit. Die betreffenden Befunde enthielten nur spärliche Keramikfunde, darunter Scherben mit waagerechter Riefung, für die Sicherl eine Datierung in die ältere bis mittlere Urnenfelderzeit annahm. Aus der näheren Umgebung ist kein zeitgleiches Gräberfeld bekannt. 314 Literatur: Sicherl 2014, 79. Greven-Schmedehausen, Kreis Steinfurt (MKZ 3812,0039) Die Fundstelle liegt auf sandigem Terrain, unmittelbar östlich eines Fließgewässers (Eltingmühlenbach); die Ems verläuft ca. 4,5 km südöstlich. Bei einer Rettungsgrabung im Bereich einer Sandgrube wurden hier Siedlungsbefunde unterschiedlicher Zeitstellung untersucht, u. a. zwei Hausgrundrisse, die anscheinend dem spätbronzezeitlichen Typ Elp nahestehen. Einer wies noch eine Länge von 50 m auf, ursprünglich war er aber wohl noch länger (ein Teil war bereits durch die Sandgrube zerstört worden) 317, während der andere eine Länge von 20 m besaß. Das zugehörige Fundmaterial ist noch nicht aufgearbeitet worden. Die Hausbefunde wurden offenbar mangels publizierter Planabbildung von der Forschung bisher kaum zur Kenntnis genommen. Eine Nekropole ist aus der näheren Umgebung nicht bekannt. 318 Literatur: Finke 1982; Finke 1983; Sicherl 2014, 79. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Fundstelle 10 Greven-Wentrup, Kreis Steinfurt (MKZ 3811,0040) Unweit nördlich von Greven grenzt am östlichen Ufer der Ems ein kleines Dünengebiet (»Wentruper Berge«) an die Emsaue an. Dort wurden mehrfach Streufunde (Keramik und Silexartefakte) geborgen, die als Relikte einer später von Dünen überdeckten bronzezeitlichen Siedlung interpretiert werden. Ein in der Literatur abgebildetes grobes, tonnenförmiges Gefäß weist anscheinend Streifenschlickung auf und ist unterhalb des Randes mit einer Zeile von (Fingernagel?)-Eindrücken verziert. Es steht offenbar der Laren-Keramik nahe, die eigentlich mittelbronzezeitlich ist, aber noch bis in die beginnende Spätbronzezeit hinein vorkommt. 315 314 315 Die nächstgelegene bekannte Nekropole befindet sich in Dortmund-Asseln (siehe Fundstelle 8), etwa 2,8 km westsüdwestlich. Ruppel 1990, 106–107; Lanting/van der Plicht 2001/2002, 164. Fundstelle 12 Greven-Pentrup, Sandgrube Strotmann/südlich Saerbecker Straße 212, Kreis Steinfurt (MKZ 3811,0259) Die Fundstelle befindet sich in erhöhter Lage auf sandigem Terrain etwa 600 m östlich der Ems und etwa 10 m oberhalb der Flussniederung. Bei einer Voruntersuchung im Jahr 2019 wegen einer geplanten Entsandung und einer daraufhin an- 316 Die nächstgelegene Nekropole (MKZ 3811,0002) liegt ca. 1 km westlich auf der anderen Seite der Ems. 317 Finke hielt es für möglich, dass es sich um unterschiedliche Gebäude in linearer Anordnung, eventuell mit unterschiedlicher Zeitstellung, handeln könnte (Finke 1983). Dieser Interpretation möchte der Verfasser aber nach in Augenscheinnahme des unpublizierten Planes nicht folgen. 318 Die nächstgelegenen bekannten spätbronzezeitlichen Nekropolen liegen ca. 1,5 km ostnordöstlich (MKZ 3812,0019) bzw. ca. 1,6 km südwestlich (MKZ 3912,0036/0053/0058). Vermutlich existierte eine näher gelegene Nekropole. Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde Fundstelle 13 Hagen-Herbeck (AKZ 4611,0045) Die Fundstelle liegt an einem Hang am westlichen Ufer der Lenne in ca. 500–900 m Entfernung zum Fluss; ein Bach verläuft unmittelbar westlich. Bei großflächigen Ausgrabungen wurden hier Siedlungsreste unterschiedlicher Zeitstufen untersucht, u. a. zwei spätbronzezeitliche Gruben. Die wenigen zugehörigen Keramikfunde zeigen in je mindestens einem Fall Kerbschnittverzierung und einen gekerbten Schrägrand. Sie lassen deutliche Bezüge zur Urnenfelderkultur erkennen. Sicherl datierte das Fundmaterial nach Ha B. 319 Nach freundlicher Auskunft von Jürgen Gaffrey, LWLArchäologie für Westfalen. 320 Die nächstgelegenen spätbronzezeitlichen Gräberfelder befinden sich ca. 2,5 km nordnordöstlich (MKZ 3811,0135 [Saerbeck]) bzw. ca. 3,2 km südwestlich (MKZ 3811,0002 [Greven]), Letzteres aber auf der anderen Seite der Ems. Ein direkter Zusammenhang mit dem Siedlungsplatz ist aufgrund der Entfernungen eher unwahrscheinlich. Vermutlich existierte eine näher gelegene Nekropole. Aus der näheren Umgebung der Fundstelle ist kein spätbronzezeitliches Gräberfeld bekannt. 321 Literatur: Bulka/Cichy/Englert 2013, 180 mit Abb. 2; Sicherl 2014, 79. Fundstelle 14 Haltern am See, Kreis Recklinghausen/ Hamm-Bossendorf (MKZ 4208,0007) Die Fundstelle liegt auf der südlichen Uferterrasse der Lippe in etwa 500 m Entfernung zum Fluss. In der Vergangenheit existierte hier eine Sandgrube. Es liegen knappe Fundmeldungen aus den Jahren 1938/1939 vor. 322 1959 und 1960 wurden kleinere Notbergungen durchgeführt. Es konnten wenige Urnenbestattungen der späten Bronzezeit festgestellt werden; einige weitere Brandbestattungen scheinen zerstört worden zu sein. Darüber hinaus wurde auch eine Siedlungsgrube untersucht. Sie hatte einen Durchmesser von ca. 1,6 m und eine Tiefe von 0,9 m. An Fundmaterial wurden neben einem Spinnwirtel Keramikscherben geborgen. Die Siedlungsbefunde sollen sich in westlicher Richtung fortsetzen. Die spärlichen Informationen lassen darauf schließen, dass hier in der späten Bronzezeit Gräberfeld und Siedlung nahe beieinanderlagen. Literatur: unpubliziert. Fundstelle 15 Herford-Diebrock/-Herringhausen, Turnhalle, Kreis Herford (DKZ 3817,0102) Die Fundstelle liegt auf einer lang gestreckten Erhebung. Die nächstgelegene Quelle befindet sich etwas hangabwärts ca. 500 m nordwestlich der Fundstelle; mehrere andere Quellen und Bäche liegen in einem etwas größeren Umkreis. Bei Notbergungen wurden zwei Gruben mit spätbronzezeitlicher Keramik entdeckt. 323 321 Etwa 1,1 km bzw. 1,4 km südlich liegen zwei vermutliche Grabhügel (AKZ 4611,0011 und AKZ 4611,0185), die beide nicht näher untersucht sind. Ein direkter Zusammenhang mit dem Siedlungsplatz ist eher unwahrscheinlich. Vermutlich existierte eine näher gelegene Nekropole. 322 Winkelmann 1950, 30 Nr. 281–282. 323 Funde und Befunde wurden von Bérenger berücksichtigt (Bérenger 2000). Wegen des unveröffentlichten Katalogteils können keine näheren Angaben gemacht werden. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 gesetzten Rettungsgrabung im Folgejahr wurden Funde und Befunde unterschiedlicher Zeitstellung festgestellt, darunter Relikte einer spätbronzezeitlichen Siedlung. Die spätbronzezeitlichen Befunde wurden vom Verfasser bislang nur sehr kursorisch ausgewertet, aber es lassen sich bereits erste Aussagen treffen. Demnach ist unter den Siedlungsbefunden ein etwa 17,50 m langer Hausgrundriss, der anscheinend dem Typ Elp nahesteht. In dessen näherer Umgebung lagen Grundrisse von mindestens drei verschiedenen kleineren Gebäuden, die zeitgleich sein könnten. Vermutlich handelt es sich dabei um zugehörige Nebengebäude. Das Fundmaterial aus oben genannten Befunden wurde noch nicht ausgewertet, aber es liegen bereits drei verschiedene kalibrierte 14C-Daten vor, die in die späte Bronzezeit weisen (etwa Mitte 11. Jahrhundert bis Mitte 9. Jahrhundert. v. Chr.). 319 Aus der näheren Umgebung ist keine spätbronzezeitliche Nekropole bekannt. 320 Literatur: unpubliziert. 397 398 Stephan Deiters Aus der näheren Umgebung ist keine spätbronzezeitliche Nekropole bekannt. 324 Literatur: Bérenger 2000, 94; Sicherl 2014, 79 (dort als Herford-Diekenbrock bezeichnet). Aus der näheren Umgebung ist kein spätbronzezeitliches Gräberfeld bekannt. 327 Literatur: Best 1993. Fundstelle 18 Fundstelle 16 Herford-Diebrock/-Herringhausen, Steinbreede, Kreis Herford (DKZ 3817,0159) Die Fundstelle liegt an einem nach Norden exponierten Hang. Eine Quelle befindet sich unmittelbar nordöstlich; in der näheren Umgebung fließen mehrere Bäche. Bei einer Notbergung wurden vier Siedlungsgruben entdeckt, davon ist eine spätbronzezeitlich.325 Aus der näheren Umgebung ist keine spätbronzezeitliche Nekropole bekannt. 326 Literatur: Bérenger 2000, 94; Sicherl 2014, 79. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Fundstelle 17 Hiddenhausen-Sundern, Kreis Herford (DKZ 3817,0058) Bei Straßenbauarbeiten wurde hier im Jahr 1978 unter 0,3 m Ackerboden und 0,2 m fast sterilem Schwemmlöss eine Siedlungsgrube mit einigen Keramikfunden (u. a. große Teile von Gefäßen mit z. T. doppelkonischen Formen) entdeckt. Bei einer kleinen Notgrabung in der Nähe wurden 1992 zwei weitere Befunde untersucht, wovon einer mit einer Tiefe von 0,5 m kompakt mit Scherbenmaterial der späten Bronzezeit gefüllt war. Die Fundstelle befindet sich in Hanglage (Steigung in östliche Richtung); ca. 250 m westlich davon liegt hangabwärts eine Quelle, die einen kleinen Bach speist, der in südwestliche Richtung fließt. Der Fluss Werre liegt westlich in ca. 1,3 km Entfernung. 324 Ein Urnengräberfeld (AKZ 3817,0009) unklarer Zeitstellung liegt etwa 1,8 km südwestlich. Eine spätbronzezeitliche Urnenbestattung (AKZ 3817,0013) ist von einer Stelle ca. 2,7 km südöstlich bekannt. 325 Funde und Befunde wurden in der Dissertation von Bérenger berücksichtigt (Bérenger 2000). Da der Katalogteil der Arbeit unveröffentlicht ist können keine näheren Angaben gemacht werden. 326 Die nächstgelegenen bekannten spätbronzezeitlichen Nekropolen liegen nordöstlich, östlich und südöstlich, alle in ca. 2,5 km Entfernung (DKZ 3818,0032, DKZ 3818,0035 und DKZ 3817,0013). Höxter, Kloster tom Roden, Kreis Höxter (DKZ 4222,0111/0224) Bei einer Ausgrabung in der Klosterwüstung tom Roden wurden u. a. 148 vorgeschichtliche Keramikscherben ausschließlich als Streufunde geborgen. Bei dem wenig aussagekräftigen Material handelt es sich größtenteils um Grobkeramik (mitunter verziert), die zumindest teilweise wohl aus der späten Bronzezeit stammt. Die Fundstelle liegt etwa 1 km westlich der Weser; ein Bach verläuft etwa 350 m östlich, weitere liegen etwas weiter entfernt. Aus der näheren Umgebung ist keine spätbronzezeitliche Nekropole bekannt. 328 Literatur: Röber 1992; Sicherl 2014, 79. Fundstelle 19 Höxter-Godelheim, »Auf der Sandwisch«, Kreis Höxter (DKZ 4222,0051:054) Die Fundstelle liegt auf dem westlichen Ufer der Weser, unweit nördlich der Einmündung der Nehte, wo sich zwei bedeutende Handelswege – der Hellweg als West-Ost-Achse und ein Weg entlang der Weser als Nord-Süd-Achse – kreuzten. 329 In der späten Bronzezeit befand sich hier ein ausgedehntes Gräberfeld, das ursprünglich geschätzte 500 Bestattungen enthielt, von denen aber nur ein kleiner Teil archäologisch untersucht werden konnte. 330 Die Nekropole ist zwar noch nicht abschließend aufgearbeitet, aber es lässt sich sagen, dass sie relativ reich an Bronzeobjekten ist und dass Funde 327 Die nächstgelegene bekannte Nekropole, die wahrscheinlich auch in der späten Bronzezeit belegt wurde, liegt ca. 1,8 km nordwestlich (Hiddenhausen-Eilshausen, Südheide [DKZ 3817,0187:A]). 328 Das nächstgelegene bekannte Brandgräberfeld (DKZ 4222,0007) ist nicht datiert und befindet sich ca. 1,9 km südöstlich. Weitere potenzielle spätbronzezeitliche Nekropolen liegen noch deutlich weiter entfernt. 329 Bérenger 2008, 44. 330 Diese und die folgenden Angaben zum Gräberfeld nach Koopmann 2004, 47–76; Bérenger 2008. Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde und Befunde Beziehungen nach Mitteldeutschland, Nordhessen und zum Niederrhein erkennen lassen, nicht aber zur Emskultur. Bei einer Siedlungsgrabung unweit südlich dieses Gräberfeldes konnten aufgrund ungünstiger Bodenverhältnisse mit Ausnahme einer rechteckigen Steinkonzentration (ca. 6 m x 10 m) keine Befunde beobachtet, wohl aber umfangreiches Fundmaterial geborgen werden. Es besteht in erster Linie aus Grobkeramik, zu einem geringeren Anteil auch aus Feinkeramik, entspricht also dem in einer Siedlung zu erwartenden Spektrum. Bei den Gefäßen lässt sich vielfach deutlicher Einfluss der Urnenfelderkultur erkennen. Es kommen aber auch Lappenschalen, also eine nördliche Form, vor. Außerdem stammt ein bronzenes Griffdornmesser nach Art der Urnenfelderkultur, das von Koopmann in die Stufe Ha B 2/3 datiert wird, aus diesem Bereich. Literatur: Koopmann 2004, 77. 78, Abb. 50; Sicherl 2014, 79. 399 Fundstelle 21 Münster-Gittrup (MKZ 3911,0025) Die Fundstelle liegt auf der südlichen Emsterrasse im Bereich einer Sandgrube. Bei Rettungsgrabungen wurden in den Jahren von 1976 bis 1992 (mit Unterbrechungen) mehrere Hektar Fläche archäologisch untersucht. Bislang ist diese Fundstelle nicht vollständig ausgewertet worden und es liegt auch kein Gesamtplan vor, sodass eine Beurteilung schwierig ist. Soweit bekannt, gab es hier ein ausgedehntes Gräberfeld, das u. a. in der späten Bronzezeit belegt wurde, wobei die Bestattungen ungewöhnlich viele Bronzebeigaben enthielten. 332 Darüber hinaus soll unmittelbar an das Gräberfeld angrenzend eine bronzezeitliche Siedlung existiert haben. Im Grenzbereich soll sich inmitten einer Vierpfostensetzung, bei der es sich wohl um keinen Siedlungsfund im engeren Sinne handelt, ein Bronzebecken der Periode V ohne Beifunde »frei« im Boden befunden haben. Literatur: Mecke 2008a; Mecke 2008b; Höckmann 2012. Fundstelle 20 331 MKZ 3812,0001 (Zepezauer 2000, 67–68, Nr. 366). Darüber hinaus gibt es noch vage Hinweise auf ein mögliches weiteres Gräberfeld (MKZ 3812,0003), das ca. 450 m nordöstlich der Fundstelle gelegen haben könnte. Fundstelle 22 Rheda-Wiedenbrück-Lintel, Kreis Gütersloh (DKZ 4116,0033) Die Fundstelle – eine ehemalige Sandgrube – liegt zwischen Rheda-Wiedenbrück und Gütersloh. In geringer Entfernung westlich, südlich und östlich der Fundstelle verlaufen mehrere Bäche (u. a. Wapelbach und Ölbach); die Ems verläuft ca. 3 km weiter westlich. Das nächstgelegene bekannte Gräberfeld aus der späten Bronzezeit333 befindet sich etwa 700 m westlich auf der anderen Seite des Wapelbaches. Es ist auch unter dem Namen Schledebrück bekannt und fällt durch ungewöhnlich reiche Bronzebeigaben aus dem üblichen Rahmen.334 Bemerkenswert ist der Einzelfund einer spätbronzezeitlichen Lanzenspitze unweit südlich der Fundstelle.335 332 Ähnliches gilt auch für andere Gräberfelder im Norden von Münster, weshalb Höckmann den Bereich als Zentrum eines Stammesterritoriums interpretiert (Höckmann 2012, 91). 333 AKZ 4116,0001. 334 Zu den Funden: Glaw 2008 (mit weiterführender Literatur). 335 DKZ 4116,0002. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Ladbergen, In der Laake/»Grooten Esch«, Kreis Steinfurt (MKZ 3812,0013) Die Fundstelle liegt auf sandigem Terrain am südwestlichen Ortsrand von Ladbergen auf der nördlichen Uferterrasse des Ladberger Mühlenbaches (Teilabschnitt der Glane), der hier unweit südlich ungefähr von Ost nach West fließt. Bei einer Rettungsgrabung wurden hier 2016–2017 Siedlungsreste unterschiedlicher Zeitstellung entdeckt. Eine vollständige Auswertung steht noch aus, aber es lässt sich bereits sagen, dass einer der dokumentierten Gebäudegrundrisse möglicherweise dem spätbronzezeitlichen Typ Elp zuzuordnen ist. Im Umfeld dieses Grundrisses liegen auch Gruben, die Keramikfunde der späten Bronze- oder frühen Eisenzeit enthielten. Das nächstgelegene Gräberfeld, das u. a. wohl auch in der späten Bronzezeit belegt wurde, liegt nur ca. 300 m nordwestlich.331 Literatur: Deiters 2018. 400 Stephan Deiters In den 1950er-Jahren wurden im Bereich der Sandgrube mehrfach kleine Rettungsgrabungen durchgeführt, wobei Siedlungsbefunde unterschiedlicher Zeitstellung untersucht wurden. 336 Darunter war eine relativ große spätbronzezeitliche Rechteckgrube, aus der eine fragmentarisch erhaltene zweigliedrige Bügelfibel sowie Scherben mehrerer Lappenschalen geborgen werden konnten. Literatur: Wilhelmi 1983, 58. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Fundstelle 23 Rheine-Altenrheine, Kreis Steinfurt (MKZ 3710,0015) Die Fundstelle befindet sich an einem sanft nach Norden abfallenden Hang auf vorwiegend sandigem Terrain. Aus der näheren Umgebung ist kein Fließgewässer bekannt; die Ems verläuft ca. 2,2 km westlich, der näher gelegene Hemelter Bach etwa 900 m südlich. Bei großflächigen Rettungsgrabungen wurden hauptsächlich Siedlungsbefunde (Spätbronzezeit bis Frühmittelalter) sowie einige Gräber (Endneolithikum bis Eisenzeit) untersucht, wobei die räumliche Nähe bemerkenswert ist. Unter den spätbronzezeitlichen Siedlungsbefunden befindet sich neben Gruben auch ein gleichzeitiger Hausgrundriss vom Typ Elp, der nach einer 14C-Datierung aus dem 12. Jahrhundert v. Chr. stammt. 337 Aus diesem Hausgrundriss stammen eher spärliche Keramikreste; andere Befunde dieser Zeit erbrachten mehr Fundmaterial, das noch weitgehend unpubliziert ist. Bislang ist lediglich ein Lausitzer Buckelgefäß bekannt, das Kontakte zur deutlich weiter östlich gelegenen Lausitzer Kultur belegt. 338 Literatur: Grünewald/Kersting 2007; Kersting 2008; Verse 2008, 95 Abb. unten; Sicherl 2014, 79–80. 336 Die Angaben sind – sofern nicht nach Wilhelmi 1983, 58 – der Datenbank der LWL-Archäologie für Westfalen entnommen. 337 Gesamtplan: Gaffrey u. a. 2007, 26–27. 338 Verse 2008, 95 Abb. unten. Fundstelle 24 Saerbeck, Kreis Steinfurt (MKZ 3811,0071) Die Fundstelle liegt auf der östlichen Uferterrasse der Ems, in ca. 400–500 m Entfernung vom Fluss. Etwas geringer ist die Distanz zum Mühlenbach, der nördlich an der Fundstelle vorbeifließt. Von mehreren Stellen, in heute weitgehend bebautem Gebiet, auf der anderen Seite des Mühlenbaches sind Urnenfunde bekannt, 339 die hier ein ehemals ausgedehntes Brandgräberfeld annehmen lassen, das vermutlich auch in der späten Bronzezeit belegt wurde. Die Entfernung der Fundstelle zur nächsten bekannten Urnenbestattung beträgt etwa 400 m. Bei einer Rettungsgrabung wurden in einem Suchschnitt von ca. 40 m x 10 m insgesamt 21 Befunde (Pfosten und Gruben) erfasst; 340 zwei weitere Suchschnitte blieben befundfrei. Das Fundmaterial stammt aus der späten Bronzezeit und der Eisenzeit, 341 wobei die meisten Scherben als Streufunde geborgen wurden und nur ein geringer Teil aus Befunden stammt. Eine genaue Datierung ist vielfach nicht möglich. Sicher spätbronzezeitlich ist eine Randscherbe, die in Form und Verzierung deutliche Bezüge zur Lausitzer Kultur erkennen lässt. 342 Darüber hinaus nahm Sicherl für mehrere grobkeramische Gefäße mit Fingertupfenleisten 343 eine spätbronzezeitliche Datierung an. 344 Die spätbronzezeitlichen Relikte dürften im weiteren Sinne als Siedlungsfunde zu werten sein. Literatur: Wilken 1987; Sicherl 2014, 80. 339 MKZ 3811,0145; MKZ 3811,0146; MKZ 3811,0170. 340 Es hat den Anschein, als gehörten sechs der Befunde zu einem sogenannten Sechspfostenspeicher (vgl. Wilken 1987, 75–76 bes. Abb. 2). Dies kann aber auch täuschen, da in diesem Bereich noch einige andere Pfosten liegen und der Grabungsausschnitt zu klein ist, um ein sicheres Urteil zu fällen. 341 Aus einer der Gruben (F1) liegt auch ein eisenzeitliches 14 C-Datum vor: GrN-13843: 2500 ± 35 BP. 342 Wilken 1987, 86, Abb. 11.2; 96; zustimmend Sicherl 2014, 80. 343 Wilken 1987, 84–85, Abb. 9–10. 344 Wilken hatte zwar eine spätbronzezeitliche Datierung in Betracht gezogen, sah aber eher Parallelen zu latènezeitlichen Funden aus dem Mittelgebirgsraum (Wilken 1987, 93–95). Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde Fundstelle 25 Saerbeck-Dorf bauerschaft, Kreis Steinfurt (MKZ 3811,0050) Die Fundstelle liegt auf dem Ostufer der Ems, unweit nördlich der Einmündung der Glane. Bei einer Rettungsgrabung wurden hier im Jahr 1989 vorgeschichtliche Siedlungsbefunde und rund 60 Brandbestattungen verschiedener Zeitstellung untersucht, darunter auch sicher spätbronzezeitliche. Unter den Siedlungsbefunden ist ein etwas ungewöhnlicher Hausgrundriss. 345 Aus den zugehörigen Befunden stammen kein datierendes Fundmaterial und auch keine organischen Reste, die für eine 14C-Datierung geeignet wären. Der Ausgräber Uwe Vogt datierte das Haus aufgrund bautypologischer Erwägungen in den Übergang von der mittleren zur späten Bronzezeit. 346 Literatur: Gaffrey 1990; Zepezauer 2000, 119 Nr. 716. 401 Bemerkenswert sind auch zeitgleiche Grabfunde aus dem Umfeld. In geringer Entfernung lag ein Gräberfeld, 348 das weitgehend unbeobachtet zerstört wurde. Teilweise war aber die Durchführung von Notbergungen möglich. In einem Fall konnte als Beigabe aus einem Leichenbrandnest ein bronzenes Griffdornmesser nach Art der Urnenfelderkultur geborgen werden, das von Aschemeyer in die frühe Stufe Ha B (also Ha B1) datiert wurde, 349 wobei eine etwas ältere Zeitstellung (d. h. Ha A2) nicht ausgeschlossen scheint. 350 Nach Art der Urnenfelderkultur ist offenbar auch das Randfragment eines verzierten Keramikgefäßes; 351 bei den wenigen übrigen Keramikfunden handelt es sich eher um Formen der Emskultur. 352 Ein weiteres Gräberfeld, das u. a. zeitgleich in der späten Bronzezeit belegt wurde und teilweise ergraben ist, 353 liegt nur ca. 800 m nordwestlich. Das bekannte Fundmaterial ist der Emskultur zuzuweisen. 354 Literatur: Voss 1967, 57–58. 128–129; Taf. 34–35 Nr. 177; Wilhelmi 1967, 62–63; Sicherl 2014, 80. Fundstelle 26 345 346 347 In einem knappen Vorbericht, der während der laufenden Ausgrabung verfasst worden war, war der Befund noch als Einhegung interpretiert worden (Gaffrey 1990, 33). Diese Deutung ist dann vom Ausgräber bald revidiert worden. Uwe Vogt ist verstorben. Er hatte aber noch ein Manuskript über diesen Hausgrundriss verfasst, das dem Verfasser freundlicherweise von Jürgen Gaffrey, LWL-Archäologie für Westfalen, zugänglich gemacht wurde. Die Publikation des Manuskripts ist geplant. Die Keramik war in der Vergangenheit fälschlich in die Eisenzeit datiert worden: Voss datierte die Funde in die jüngere Eisenzeit (Latènezeit) (Voss 1967, 57–58), Wilhelmi postulierte Bezüge zum Jastorf-c-zeitlichen Typ Lauingen (Wilhelmi 1967, 62–63). Sicherl konnte die Datierung mit Hinweis auf niederrheinische Parallelen korrigieren (Sicherl 2014, 80). Fundstelle 27 Soest-Ardey, Kreis Soest (AKZ 4414,0021) Bei der Fundstelle handelt es sich um einen großflächig ergrabenen, mehrperiodigen Siedlungsplatz, der u. a. in der späten Bronzezeit genutzt wurde. Sie liegt sehr siedlungsgünstig auf Löss mit einem Quellteich unmittelbar östlich und einer weiteren Quelle unmittelbar westlich; darüber hinaus gibt es weitere Bäche in der Umgebung. Aus einem Bereich etwa 700 m östlich der Fundstelle gibt es Altfunde von Urnen, die zu einem Gräberfeld gehören könnten, das auch in der späten Bronzezeit belegt war. 348 Voss 1967, 128 Nr. 171; Taf. 31. Die Lageangaben lassen darauf schließen, dass die Entfernung der Siedlungsgrube zu den Gräbern max. etwa 200 m betrug, wobei die Grube dem Fluss näher war. 349 Aschemeyer 1966, 5; Taf. 35, 3. 350 Vgl. Ruppel 1990, 98 mit Anm. 486–487. 351 Vgl. Voss 1967, 128 Nr. 171; Taf. 31, 2. 352 Vgl. Voss 1967, 128 Nr. 171; Taf. 31, 3–4. 353 Herring 1996 (MKZ 3909,0050; möglicherweise zugehörig auch MKZ 3909,0013). 354 Vgl. Herring 1996, 152–153. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Schöppingen-Ramsberg, Kreis Borken (MKZ 3909,0001a/b) Die Fundstelle liegt unweit der Vechte auf dem westlichen (linken) Ufer des Flusses auf sandigem Terrain. Bei einer Notbergung war eine ovale Grube (L 2,50 m; B 1,55 m; T 0,45 m) untersucht worden, die Fragmente einiger spätbronzezeitlicher Keramikgefäße enthielt, welche vielfach sehr deutlichen Einfluss der Urnenfelderkultur zeigen. 347 Weitere Siedlungsbefunde am Ort wurden mehr oder weniger unbeobachtet beim Sandabbau zerstört. 402 Stephan Deiters Es konnten allerdings keine ungestörten Siedlungsbefunde der späten Bronzezeit nachgewiesen werden – die betreffenden Funde fanden sich entweder als Streufunde oder verlagert in jüngeren Befunden. 355 Die Keramik weist teilweise deutliche Bezüge zur Urnenfelderkultur, teilweise eher zum nordwestdeutschen Raum (Emskultur) auf. Darüber hinaus liegen mehrere spätbronzezeitliche Bronzefunde vor, darunter eine Nadel, die Verbindungen nach Osten zur Lausitzer Kultur erkennen lässt, und eine andere, die Bezüge zur Urnenfelderkultur zeigt. Literatur: Halpaap 1994, 1–10. 17–25. 250; Sicherl 2014, 80. Fundstelle 28 Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Sundern-Hövel, Ratenberg, Hochsauerlandkreis (AKZ 4613,0164) Die Fundstelle liegt auf dem Ratenberg (oder Radeberg) westlich von Sundern-Hövel. Nordwestlich und südöstlich des Gipfels entspringen kleine Bäche, die den Ratenberg in südliche Richtung annähernd halbkreisförmig umgeben, wobei die Minimalentfernung vom Gipfel bis zu einem Bach etwa 300 m beträgt. Auf der Bergkuppe liegt ein unerforschter Grabhügel unbekannter Zeitstellung. Auf verschiedenen Niveaus unterhalb des Gipfels sind nordwestlich bis südwestlich mehrere podienähnliche Verflachungen am Hang erkennbar, wobei heute die Bewaldung mit relativ dichtem Unterholz die Erkennbarkeit erschwert. 356 Auf einer dieser Verflachungen wurde im Humus das 355 Bei einem der Gebäudegrundrisse (Haus IX), einem unvollständig erhaltenen dreischiffigen Wohnstallhaus, war aufgrund einer zugehörigen kleinen Randscherbe eine Datierung in die späte Bronzezeit in Erwägung gezogen worden (Halpaap 1994, 249 Abb. 71; 250; 253 Abb. 72; Sicherl 2014, 80), Halpaap favorisierte aber letztlich eine Datierung in die ältere vorrömische Eisenzeit. 356 Bei Laumann wird nur eine Geländeverflachung erwähnt (Laumann 2007, 24). Bei einer Ortsbesichtigung am 25. Oktober 2017 mit dem Finder Horst Klötzer konnte sich der Verfasser davon überzeugen, dass es mehrere sind. Auch die Archäologen Sigrid Lukanow und Philipp R. Hömberg hatten bei einer Besichtigung am 7. Oktober 1996 »podienähnliche Verflachungen im Gelände« registriert (Eintrag in der Datenbank der LWL-Archäologie für Westfalen). Schneidenfragment eines spätbronzezeitlichen Tüllenbeils gefunden. Die Indizien sprechen dafür, dass es sich um einen Siedlungsplatz der späten Bronzezeit mit Wohnpodien und einer zugehörigen Nekropole handeln könnte. Literatur: Laumann 2007. Fundstelle 29 Telgte-Raestrup, Kreis Warendorf (MKZ 4012,0034) Die Fundstelle liegt unmittelbar südlich eines Altarms der Ems auf sandigem Terrain. 357 Bei großflächigen Ausgrabungen wurden in erster Linie große Teile eines Gräberfeldes untersucht, das vom Endneolithikum bis in die Eisenzeit belegt worden war, wobei viele der Gräber und Grabeinhegungen spätbronzezeitlich sind. Darüber hinaus wurden Siedlungsreste unterschiedlicher Zeitstellung ergraben. Im Gegensatz zu den ausführlich vorgelegten Gräbern 358 wurden die Siedlungsbefunde bislang nur vorberichtsartig publiziert. Unter den Siedlungsbefunden ist ein wahrscheinlich dreischiffiger Hausgrundriss, der wohl zum spätbronzezeitlichen Typ Elp gehört. Wenige Meter nördlich davon fand sich ein vermutlich zugehöriges Nebengebäude. Die spätbronzezeitliche Siedlungskeramik zeigt teilweise deutlichen Einfluss der Urnenfelderkultur. Bemerkenswert ist, dass der oben genannte Hausgrundriss eine Überschneidung mit einem höchstwahrscheinlich ebenfalls spätbronzezeitlichen Schlüssellochgraben aufweist, wobei das Haus vermutlich älter ist. 359 Literatur: Wilhelmi 1983, 50–61 bes. Abb. 46. 49–51. 357 Das nächste andere Fließgewässer in der Umgebung ist ein Bach (Maarbecke) etwa 1 km weiter östlich. 358 Wilhelmi 1981. 359 Der Grabungsplan (Wilhelmi 1981, Beilage 1) vermittelt den gegenteiligen Eindruck. Es ist zu vermuten, dass die betreffenden Pfostengruben erst unterhalb des Einhegungsgrabens erkennbar waren und die Grabanlagen, die zwischen Gehöft und Gewässer liegen, erst nach Aufgabe des Hauses angelegt wurden. Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde Fundstelle 31 Unna, Kreis Unna (AKZ 4412,0228) Siehe dieser Beitrag. Fundstelle 32 Warendorf-Einen, Kreis Warendorf (MKZ 4013,0111) Die Fundstelle liegt unweit nördlich der Ems auf sandigem Terrain; das nächste bekannte spätbronzezeitliche Gräberfeld363 befindet sich ca. 1 km weiter westlich flussabwärts. Hier wurden bei recht großflächigen Rettungs- 360 Reichmann hat die Vermutung geäußert, dass es in der Bronzezeit einen näher gelegenen Bach gegeben habe, der sich eventuell unter einem modernen Entwässerungsgraben verbergen könnte (Reichmann 1982, 437). 361 Reichmann äußert sich hierzu nur knapp und vage. Bislang wurde auch keine Planabbildung dieses Gebäudes publiziert (Reichmann 1982, 437). 362 363 Reichmann glaubte zwei bronzezeitliche Ackerparzellen nachweisen zu können (Reichmann 1982, 446–448 mit Abb. 9–10), was von Wilhelmi stark in Zweifel gezogen wurde (Wilhelmi 1983, 61). Mecke 1997. grabungen Siedlungsreste unterschiedlicher Zeitstellungen untersucht. U. a. wurden jüngst spätbronzezeitliche Gruben mit umfangreichem Keramikmaterial ergraben. Zu einer der Gruben liegt eine 14C-Analyse vor, die diese Datierung bestätigt. Außerdem wurde abseits dieser Befunde ein zeitgleicher Hortfund, bestehend aus einer Fibel und zwei Armringen, entdeckt. Literatur: Ackermann-Grünewald/Grünewald 2018. Fundstelle 33 Warendorf-Neuwarendorf, Kreis Warendorf (MKZ 4013,0070) Die Fundstelle liegt auf sandigem Terrain unweit südlich der Ems; zudem gab es hier in der Bronzeund Eisenzeit anscheinend einen Bach. Die Fundstelle ist in erster Linie bekannt als ausgedehnte, großflächig ergrabene Nekropole mit mehr als 300 Gräbern des Zeitraums vom Endneolithikum bis zur Eisenzeit, darunter zahlreiche Bestattungen der späten Bronzezeit. 364 Ein belegungsfreier Streifen, der in West-Ost-Richtung durch die Nekropole verläuft, zeigt höchstwahrscheinlich einen alten Weg an. Im Südwesten der Grabungsfläche wurde ein verlandeter Bachlauf mit Schichten der Bronze- und Eisenzeit freigelegt, der aber keine Belegungsgrenze des Gräberfeldes darstellte. 365 Eine Eingrabung in diesem Bereich wurde vom Ausgräber Reichmann als mit grob zugerichteten Hölzern befestigte bronzezeitliche Wasserentnahmestelle in einer trockengefallenen Seitenschlinge des Baches interpretiert. Einer kurzen Bemerkung bei Wilhelmi ist zu entnehmen, dass der Befund wahrscheinlich in die späte Bronzezeit zu datieren ist. 366 Literatur: Reichmann 1979; Wilhelmi 1983, 62; Rüschoff-Thale 2004, 11. 364 Rüschoff-Thale 2004. 365 Vgl. Rüschoff-Thale 2004, 11; Übersichtsplan. 366 Die Aussage »(Jung-) Bronzezeitliche Hölzer in nur 1,3 m Tiefe versteiften eine Schöpfstelle bei Warendorf an der Ems.« (Wilhelmi 1983, 62) bezieht sich höchstwahrscheinlich auf diesen Befund. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Fundstelle 30 Telgte-Woeste, Kreis Warendorf (MKZ 4012,0042) Die Fundstelle liegt am südwestlichen Ortsrand von Telgte. Das nächstgelegene Fließgewässer ist ein Bach in ca. 400 m Entfernung; die Ems verläuft ca. 1,4 km nordöstlich.360 Großflächige Ausgrabungen erbrachten Gräber vom Endneolithikum bis in die Kaiserzeit, wobei anscheinend nur der Randbereich einer großen Nekropole erfasst wurde. Unter den Bestattungen sind auch solche aus der späten Bronzezeit. Darüber hinaus wurden Siedlungsbefunde aus der mittleren und späten Bronzezeit untersucht. Sicher aus der späten Bronzezeit stammen einige Gruben mit keramischem Fundmaterial, die bis in den Gräberfeldbereich hineinstreuen. Ob ein dreischiffiger Hausgrundriss von ca. 16 m Länge und 6 m Breite sowie ein quadratischer Speichergrundriss ebenfalls in diese Zeit gehören, erscheint möglich, bleibt aber ungewiss. 361 Die Datierung alter Ackerparzellen in die Bronzezeit ist umstritten. 362 Literatur: Reichmann 1982, 437. 439 Abb. 3; Sicherl 2014, 80. 403 404 Stephan Deiters Fundstelle 34 Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15 Warstein, Bilsteinhöhle, Kreis Soest (AKZ 4515,0013) Die Bilsteinhöhle liegt südwestlich von Warstein im äußersten Westen des Warsteiner Sattels, der aus mitteldevonischem Massenkalk besteht. Es handelt sich dabei um ein aus verschiedenen Teilen bestehendes Höhlensystem mit einer Länge von ca. 1,8 km; mehrere Eingänge liegen am Hang einer Klippe. Westlich unterhalb der Klippe verläuft ein kleines Fließgewässer (Bilsteinbach). Die Höhle ist vor allem als steinzeitliche und eisenzeitliche Fundstelle bekannt, wobei die meisten Funde schon Ende des 19. Jahrhunderts geborgen wurden und scheinbar regellos im Höhlenlehm gelegen haben sollen. Unter den Objekten ist auch ein spätbronzezeitliches Gefäßfragment, das von einem Zylinderhalsgefäß stammt. 367 Aus Mangel an Informationen kann keine weitere Wertung vorgenommen werden. Der Fund belegt in jedem Fall eine (wie auch immer geartete) Nutzung der Höhle in der späten Bronzezeit. Ob sie als Wohnraum gedient hat, ist unklar. Literatur: Baales 2008. 367 Für eine Abbildung siehe www.bilsteinhoehle.de/UrgeschichteAllgemein.htm#Kapitel3. 405 Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde 2 1 3 4 5 7 9 6 8 Befund 21 1 1 Befund 22 Befund 23 Unna-Uelzen. Keramik. M 1:3 (Zeichnungen: LWL-Archäologie für Westfalen/K. Peters). Tafel 1 406 Stephan Deiters 2 3 1 4 5 7 8 6 Befund 26 Tafel 2 Unna-Uelzen. Keramik. M 1:3 (Zeichnungen: LWL-Archäologie für Westfalen/K. Peters). 407 Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde 9 10 11 13 12 14 15 16 17 Befund 26 Unna-Uelzen. Keramik. M 1:3 (Zeichnungen: LWL-Archäologie für Westfalen/K. Peters). Tafel 3 408 Stephan Deiters 19 18 21 20 22 23 25 24 27 26 28 Befund 26 Tafel 4 Unna-Uelzen. Keramik. M 1:3 (Zeichnungen: LWL-Archäologie für Westfalen/K. Peters).