Stephan Deiters
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz
der Urnenfelderkultur in der
westfälischen Hellwegbörde
Neue Überlegungen zur Siedlungsentwicklung
während der späten Bronzezeit Westfalens
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz
der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15, 2020/2021
Herausgeber
Schriftleitung
Redaktion und Lektorat
Layout
Satz
Online publiziert
LWL-Archäologie für Westfalen, Michael M. Rind
Birgit Münz-Vierboom, Ulrich Lehmann
Ulrich Lehmann, Kim Marina Moritz
Barbara Schulte-Linnemann
Julica Bracht, Christiane Gerda Schmidt
28.10.2021
Inhalt
1 Einleitung
331
2 Spätbronzezeitliche Befunde
333
3 Die Keramikfunde
3.1
3.2
3.3
3.4
3.5
3.6
3.7
3.8
337
Schrägrandgefäße und Schrägrandbecher
337
Halsgefäße
338
Becher
338
Schalen
339
Henkeltassen
339
Napf
340
Doppelkonus
340
Typologisch nicht näher zuweisbare Formen
340
4 Datierung der Befunde
4.1
4.2
4.3
4.4
4.5
Befund 21
Befund 22
Befund 23
Befund 26
Fazit
343
342
342
342
342
342
5 Die Fundstelle im regionalen und überregionalen Kontext
345
5.1 Überblick zu Westfalen in der späten Bronzezeit
345
5.2 Siedlungscharakter von Unna-Uelzen und kulturelle Einflüsse in Westfalen
348
5.3 Zu den Lebensumständen der spätbronzezeitlichen Bewohner Westfalens
und Fragen der Demografie
352
5.4 Ein polykulturelles Westfalen?
354
5.5 Klimawandel als eine Ursache?
359
5.6 Die spätbronzezeitliche Bevölkerungsentwicklung in Westfalen –
Versuch einer Rekonstruktion
364
5.7 Alte Theorien – neue Daten
367
6 Synthese und Ausblick
7 Literatur und Quellen
8 Katalog
383
370
372
9 Anhang – Liste spätbronzezeitlicher Siedlungsplätze
Tafeln
405
392
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
331
1 Einleitung
1
Zu dieser Fundstelle sind bereits zwei kürzere Artikel erschienen: Cichy/Kunze/Müsch 2016; Deiters 2020.
2
Das Manuskript zu diesem Aufsatz wurde im April 2018
eingereicht. Nachträglich erschienene Literatur wurde später
nur in Ausnahmefällen eingearbeitet.
3
Die hier vorgestellten Thesen stehen beispielsweise teilweise
im Widerspruch zu den Ergebnissen der Habilitationsschrift
von Nikulka über die archäologische Demografie der europäischen Metallzeiten (Nikulka 2016).
Abb. 1 Unna-Uelzen; Lage der Fundstelle (blauer Kreis).
M ca. 1:50.000 (Kartengrundlage: DTK25; Grafik: LWLArchäologie für Westfalen/S. Deiters).
einen Erosionsverlust von Bodenmaterial in einer Stärke von rund 0,5 m seit dem Neolithikum
gibt. 4 Das nächstgelegene Fließgewässer ist der
Kessebürener Bach, der etwa 270 m südöstlich der
Fundstelle verläuft und unweit nordöstlich in den
Lünerner Bach mündet. 5
Schon im Vorfeld waren aus der näheren Umgebung mehrere andere archäologische Fundstellen mit Funden und Befunden unterschiedlichster
4
Cichy/Kunze/Müsch 2016, 51.
5
Die Topografie lässt darauf schließen, dass es auch in der
späten Bronzezeit kein näher an der Fundstelle verlaufendes
Fließgewässer gab.
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Im Folgenden soll eine Fundstelle aus Unna mit
spätbronzezeitlichen Siedlungsbefunden und recht
umfangreichem Fundmaterial der Urnenfelderkultur (AKZ 4412,0228) 1 vorgestellt werden. 2 Darüber
hinaus wird dieser Siedlungsplatz in den regionalen und überregionalen Kontext eingeordnet, wobei
auch die großräumigen Entwicklungen dieser Zeit
eine Rolle spielen. 3
Die Fundstelle liegt im heutigen Industriepark
Unna unweit nördlich der A 44, etwa 2,5 km östlich
des historischen Stadtkerns von Unna und 1,3 km
südlich der alten Hellwegdörfer Uelzen und Mühlhausen, die heute als Vororte zu Unna gehören
(Abb. 1).
Naturräumlich liegt dieser Bereich in den oberen Hellwegbörden am Nordhang des Haarstrangs
im Grenzbereich zwischen Tiefland (im Norden)
und Mittelgebirge (im Süden). Fruchtbare Böden
(Parabraunerden aus Löss) sowie zahlreiche Quellen und Bäche in der Umgebung stellen siedlungsgünstige Faktoren dar, die schon neolithische
Ackerbauern anzogen, wie auch Siedlungsbefunde
der Rössener Kultur an dieser Stelle zeigen.
Die Ausgrabungsfläche ist bis in jüngste Zeit
als Acker genutzt worden. Sie liegt auf einem sanften Geländerücken bei etwa 131,0–132,5 m ü. NN
mit einem geringfügigen Anstieg von Nordost
nach Südwest (Abb. 2), wobei es Hinweise auf
332
Stephan Deiters
dass archäologisch relevante Strukturen vorhanden
waren. Es wurde testweise ein Planum von ca. 10 m
x 20 m angelegt, in dem zwölf Befunde erkennbar
waren, die vorgeschichtliche Keramikscherben
enthielten. Die LWL-Archäologie veranlasste daraufhin eine vollständige Ausgrabung des Plangebietes, die vom 12. bis zum 21. Januar 2015 bei
winterlich nasser Witterung durchgeführt wurde
(Abb. 3). 7
Die Grabungsfläche war etwa 105 m lang und
22–31 m breit mit einer Gesamtfläche von etwa
2600 m². Insgesamt wurden dabei 57 vorgeschichtliche Befunde untersucht, von denen 10 sicher oder
zumindest wahrscheinlich aus der späten Bronzezeit stammen und mit ihren zugehörigen Funden
Gegenstand dieser Betrachtung sein sollen. 8
Abb. 2 Unna-Uelzen; Lage der Ausgrabungsfläche (rot
markiert). M ca. 1:5.000 (Kartengrundlage: Land NRW
[2018] – Lizenz dl-de/zero-2-0; Grafik: ARCHAEOnet GbR;
LWL-Archäologie für Westfalen/S. Deiters).
7
Die Ausgrabung wurde von der Grabungsfirma ARCHAEOnet GbR (Bonn) durchgeführt; die Projektleitung hatte Zafer
Görür, die technische Leitung vor Ort Christoph Döllerer.
Beim Verfassen dieses Aufsatzes stand neben der üblichen
Grabungsdokumentation auch ein recht ausführlicher Abschlussbericht (inklusive Katalog) der beiden genannten
Personen zur Verfügung. Bodenproben aus den spätbronzezeitlichen Befunden wurden nicht genommen. Zudem
liegt nur eine kleine Holzkohlenprobe aus Befund 23 vor,
obwohl beispielsweise der Brunnen (Befund 53) sehr viel
Material enthielt. Somit ist praktisch kein Material für archäobotanische Untersuchungen oder 14C-Analysen vorhanden, das über eine sichere Datierung einzelner Befunde
hinaus wertvolle Aufschlüsse hätte liefern können. Es wäre
wünschenswert, wenn zukünftig bei ähnlichen Ausgrabungen mehr Wert auf die Entnahme von Bodenproben gelegt
werden würde.
8
Von den übrigen Befunden stammen 41 aus dem Neolithikum (Rössener Kultur); 6 können nur allgemein in die
Vorgeschichte datiert werden.
Abb. 3 Unna-Uelzen; Arbeitsfoto während der Ausgrabung
(Foto: ARCHAEOnet GbR).
Zeitstellung bekannt, sodass beim Erweiterungsbau einer Halle 6 Mitarbeiter der LWL-Archäologie
für Westfalen, Außenstelle Olpe, den Oberbodenabtrag beaufsichtigten. Dabei wurde schnell klar,
6
Im nördlich angrenzenden Areal existierte bereits eine Lagerund Umschlaghalle der Firma EXA-Fruchtimport GmbH &
Co. KG, die in südliche Richtung erweitert werden sollte.
333
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
2 Spätbronzezeitliche Befunde
23
26
21
22
19
41
53
40
5
4
0
10 m
Abb. 4 Unna-Uelzen; 1. Planum der Ausgrabung mit sicher spätbronzezeitlichen Befunden (rot), wahrscheinlich spätbronzezeitliche Befunden (orange), einer starken Fundkonzentration in Befund 26 (blauer Punkt) und allen anderen
Befunden (grau) (Grafik: LWL-Archäologie für Westfalen/S. Deiters).
. 9
Die Befundnummern 34, 35, 36, 37 und 38 stellen »Unterbefunde« dieses Befundes dar, die erst im 2. Planum oder
in einem Profil erkennbar wurden.
10
Die Befundnummern 60, 61 und 62 stellen »Unterbefunde« dieses Befundes dar, die erst im 2. Planum erkennbar
wurden.
11
Das Substrat der neolithischen Befunde war regelhaft sehr
tonreicher Schluff (Ut3) von überwiegend dunkelgraubrauner Farbe mit hellbraunen und hellgrauen Flecken. Bei den
eindeutig spätbronzezeitlichen Befunden war das Substrat
dagegen weniger tonhaltig (Ut2) und heller (überwiegend
grau bis hellbraun). Die neolithischen Befunde waren insgesamt deutlich besser erkennbar als die spätbronzezeitlichen. Ähnliche Beobachtungen werden auf Lössböden
immer wieder gemacht.
Fundgut enthielten, als wahrscheinlich spätbronzezeitlich angesprochen werden (Abb. 4). Die meisten Befunde wurden schon von den Ausgräbern als
Materialentnahmegruben bzw. -grubenkomplexe
interpretiert, die primär zur Lehmgewinnung angelegt und sekundär mit Abfällen verfüllt wurden
(Abb. 5).12 Das Material könnte beim Hausbau (zum
Bestreichen von Flechtwerkwänden u. Ä.), beim Bau
von Öfen oder zur Herstellung von Keramik ver-
12
Vgl. Schwellnus 1984. Typischerweise wurden solche
Materialentnahmegruben sukzessive bei Bedarf erweitert
und entsprechende Beobachtungen konnten auch in UnnaUelzen gemacht werden: Die größten Befunde bestanden
aus mehreren kaum voneinander trennbaren Gruben,
deren Verfüllungsschichten sich vielfach über mehrere
Teilbefunde erstreckten. Es ist daher von einer mehr oder
weniger gleichzeitigen Verfüllung auszugehen. Vergleichbare Befunde dieser Zeit sind beispielsweise in der Niederrheinischen Bucht häufig belegt (vgl. Ruppel 1990, 63). Aus
Westfalen sind ähnliche spätbronzezeitliche Befunde aus
Bochum-Hiltrop, Fundstelle östlich der Zeche Lothringen
IV, bekannt (vgl. Brandt 1997, 63–66. 68; zur Datierung:
Sicherl 2014, 79).
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Lediglich drei Befunde (219, 22 und 2610) konnten
anhand ihres Fundmaterials eindeutig der späten
Bronzezeit zugewiesen werden. Dabei zeigte sich,
dass sie sich auch in ihrem Verfüllungssubstrat von
denen der Rössener Kultur am Ort unterscheiden
ließen.11 Daher konnten sieben andere Befunde (4,
5, 19, 23, 40, 41 und 53) mit gleichartigem Verfüllungssubstrat, die kein entsprechend datierbares
334
Stephan Deiters
1
6
2
3
3
0
1m
1
1
4
3
5
4
6
Abb. 5 Unna-Uelzen; Profilschnitt durch Befund 26, eine Materialentnahmegrube (Munsell-Farbcodes in Klammern).
1: Ut2–3, dunkelbraungrau (2,5Y 5/1, 2,5Y 5/2) mit ockerfarbenen Flecken (10YR 6/4), Holzkohleflitter (2 %), Rotlehm
(1–2 %), Manganausfällungen; 2: Ut2, fleckig ockerfarben und braungrau (10YR 6/2, 10YR 6/4, 10YR 6/5, 10YR 6/6), Holzkohleflitter (1 %), Rotlehm (1 %), Manganausfällungen; 3: Ut2, braungrau (10YR 6/2, 10YR 6/3) mit hellbraunen und ockerfarbenen Flecken (10YR 7/2, 10YR 6/6), Holzkohleflitter (1 %), Rotlehm (1 %), Manganausfällungen; 4: Ut2, fleckig braungrau
und ockerfarben (10YR 6/2, 10YR 6/6), Holzkohleflitter (2 %), Rotlehm (1 %), Manganausfällungen; 5: Ut2–3, braungrau
(10YR 6/2, 10YR 6/3), Manganausfällungen; 6: Ut2, ockerfarben (10YR 6/4, 10YR 6/5, 10YR 6/6), Manganausfällungen
(Grafik: LWL-Archäologie für Westfalen/S. Deiters).
wendet worden sein – also für Siedlungsaktivitäten
im engeren oder weiteren Sinne.
Hinzu kommt Befund 53, bei dem es sich um
einen Brunnen handeln dürfte (Abb. 6), der nur unvollständig ausgegraben werden konnte und kein
datierbares Fundmaterial enthielt. 13
Wo der zugehörige Siedlungskern liegt, ist ungewiss. Da in den spätbronzezeitlichen Befunden
vielfach auch Holzkohle und Rotlehm 14 angetroffen
wurden, ist eine räumliche Nähe zu den Siedlungs-
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
13
14
Der Befund wurde schon im Vorbericht erwähnt, allerdings
ohne funktionale Deutung (Cichy/Kunze/Müsch 2016, 51).
Er lag etwas abseits westlich der sicher spätbronzezeitlichen Befunde in einem Bereich mit neolithischen Gruben.
Aufgrund der vorgesehenen Baueingriffstiefe konnte er nur
bis ca. 1 m unter Planum untersucht werden, was zur sicheren Klärung des Befundcharakters nicht ausreichend war.
Dem Erscheinungsbild im Profil nach zu urteilen, dürfte
es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Brunnen
handeln. Dies war auch schon von den Ausgräbern in ihrem internen Abschlussbericht erwogen worden. Allerdings
führten sie das Fehlen von charakteristischen ringförmigen
Spuren, wie sie durch die Einwirkung des Wassers bei einem Brunnen üblicherweise anzutreffen seien, als Gegenargument an. Die Verfüllung unterschied sich deutlich von
den benachbarten neolithischen Befunden und es wurde
eine Ähnlichkeit mit dem eindeutig spätbronzezeitlichen
Befund 26 konstatiert. Es sei noch darauf hingewiesen, dass
in den vergangenen Jahrzehnten auch mehrere spätbronzezeitliche Brunnen im Rheinland nachgewiesen werden
konnten (Tutlies/Weber 2012, 328–329).
Allerdings konnten in keinem Fall sicher Abdrücke von
Flechtwerk beobachtet werden. Der Rotlehm muss nicht
zwangsläufig von lehmverputzten Flechtwerkwänden, die
zu einem Haus gehörten, stammen. Er könnte auch bei der
Erneuerung von Herdstellen, Back- oder Töpferöfen o. Ä.
angefallen sein (vgl. z. B. Ruppel 1990, 84).
gebäuden wahrscheinlich. Es erscheint durchaus
möglich, dass sie ebenfalls im Bereich der Ausgrabungsfläche gelegen haben, wobei ihre Grundrisse aufgrund der beträchtlichen Erosionsverluste
(s. o.) vollständig zerstört worden sein könnten. 15
Die Datierung des mutmaßlichen Brunnens in den
gleichen Zeithorizont würde dazu passen, denn die
Entfernung zum nächstgelegenen Bach ist für die
Deckung des täglichen Wasserbedarfs relativ groß.
Ein zeitgleiches Gräberfeld aus der Umgebung ist
nicht bekannt. 16
15
Vgl. auch Simons 1989, 107; Tutlies/Weber 2012, 334.
16
Spätbronzezeitliche Gräberfelder sind in Westfalen auf
Lössböden generell deutlich seltener als auf Sandböden
belegt, was höchstwahrscheinlich ein Zerrbild der prähistorischen Realität darstellt. Schon Aschemeyer und Wilhelmi führten dies auf frühe und andauernde Zerstörungen
durch intensive landwirtschaftliche Nutzung der Lössböden
zurück (Aschemeyer 1966, 37–38; Wilhelmi 1975, 65), wobei ihr häufig hügeligeres Geländerelief (so auch in UnnaUelzen) Erosionsvorgänge beschleunigt. Auch Ruppel war
für die Lösszone der Niederrheinischen Bucht ein relativer
Mangel an Gräbern aufgefallen, den er mit der intensiven
landwirtschaftlichen Nutzung und den daraus resultierenden schlechten Erhaltungschancen erklärte (Ruppel 1990,
60–62). Die Erhaltung der spätbronzezeitlichen Gräber
hat in den Lösslandschaften des Rheinlandes in der Folgezeit noch dramatisch weiter abgenommen und tut dies
weiterhin (Tutlies/Weber 2012, 331–332. 334). Beispielsweise lässt sich bei einem Gräberfeld aus Düren-Merken,
Kreis Düren, ein Erosionsverlust von 40 cm innerhalb von
60 Jahren beobachten (Tutlies/Weber 2012, 332). Dennoch
konnten in den letzten Jahrzehnten auch dort größere Nekropolen untersucht werden, allerdings mit häufig schlecht
erhaltenen Gräbern (Tutlies/Weber 2012, 331–332). Daher
ist damit zu rechnen, dass es im Umfeld der Unnaer Fund-
335
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
1
3
7
4
6
0
2 1
5
6
7
1m
Abb. 6 Unna-Uelzen; Profilschnitt durch Befund 53,
wahrscheinlich ein Brunnen (Munsell-Farbcodes in Klammern). 1: Ut2, hellbeige (2,5Y 8/4), Holzkohleflitter (2 %),
Eisen-/Manganausfällungen; 2: Ut2, beigebraun (2,5Y 7/2),
Holzkohleflitter (2 %), Eisen-/Manganausfällungen; 3: Ut2,
beigebraun bis grau (2,5Y 7/2 bis 2,5Y 7/1), Holzkohlebröckchen (Dm ca. 2 mm, 1–2 %), Eisen-/Manganausfällungen; 4: Ut2, braunbeige (2,5Y 5/2 bis 2,5Y 6/2 ) mit
hellbeigen und hellgrauen (2,5Y 8/4, 2,5Y 7/1) Flecken,
Holzkohleflitter (1 %), Eisen-/Manganausfällungen; 5:
Ut2, braunbeige (2,5Y 6/2 bis 2,5Y 6/3) mit hellbeigen
und hellgrauen (2,5Y 8/4, 2,5Y 7/1) Flecken, Holzkohleflitter (< 1 %), Eisen-/Manganausfällungen; 6: Ut2, beige bis
braunbeige (2,5Y 7/4 bis 2,5Y 6/2) mit hellgrauen Flecken
(2,5Y 7/1), Holzkohleflitter (1 %), Eisen-/Manganausfällungen; 7: Ut2, beige (2,5Y 7/4 bis 2,5Y 7/3) mit hellbeigen
Flecken (2,5Y 8/3 bis 2,5Y 8/4), Eisen-/Manganausfällungen, Wurzeln und Tiergänge (Grafik: LWL-Archäologie für
Westfalen/S. Deiters).
Abb. 7 Unna-Uelzen; Fundkonzentration in Befund 26
(Foto: ARCHAEOnet GbR).
stelle ein zeitgleiches Gräberfeld gab, das entweder (noch)
nicht bekannt ist oder aber bereits vollständig zerstört wurde und sich daher einem Nachweis entzieht.
17
Da die zugehörigen Funde teilweise schon im 1. Planum
erkennbar waren, besteht Grund zu der Annahme, dass
einige weitere ursprünglich zugehörige Funde verloren
gegangen sind.
18
Cichy/Kunze/Müsch 2016, 53.
19
Vgl. Brink-Kloke/Heinrich/Bartelt 2006.
20
Sicherl interpretiert die Gruben aus Asseln als Saatgutspeicher, die zwischen Ackerflächen abseits der eigentlichen
Siedlung, die er an den Quellen des Asselner Baches ver-
genden Fall dürfte in erster Linie ein Zusammenhang mit der Aufgabe eines Hauses oder einer
Hofstelle anzunehmen sein, ähnlich wie dies bei-
mutet, angelegt worden seien (Sicherl 2014, 75–78). Im
umfangreichen keramischen Fundmaterial einer dieser
Gruben (St 15) sieht er wahrscheinliche Überreste von
»gemeinschaftlichen Festen, Riten und Mahlzeiten«, die
das Öffnen der Vorratsgruben und die Aussaat begleitet
haben mögen.
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Sofern aus den spätbronzezeitlichen Befunden
Fundmaterial vorliegt, war es meist ohne erkennbare Konzentrationen über die Verfüllung verteilt.
Es dürfte sich dabei um Abfälle gehandelt haben.
Eine Ausnahme bildet Befund 26, wo auf relativ engem Raum im oberen Verfüllungsbereich
eine starke Fundkonzentration angetroffen wurde (Abb. 4. 7). 17 Sie bestand aus den Fragmenten
einiger Gefäße, die teilweise fast vollständig zusammengesetzt werden konnten. Es handelt sich
größtenteils um Feinkeramik hoher handwerklicher Qualität. Möglicherweise wurden an dieser
Stelle nicht einfach nur Siedlungsabfälle entsorgt.
Bereits im Vorbericht ist erwogen worden, dass
es sich hier eventuell um eine intentionelle Deponierung einer Grabausstattung handeln könnte, da die Zusammensetzung an das Keramikinventar spätbronzezeitlicher Bestattungen adulter
Männer wie beispielsweise in Dortmund-Oespel
erinnere. 18 Diese Deutung impliziert, dass es sich
um den Überrest einer Ersatzhandlung handeln
dürfte, etwa eine Art Kenotaph, um einer in der
Fremde verstorbenen Person zu gedenken. Dagegen spricht zum einen, dass die Keramik in dieser
Konzentration zu weitaus mehr verschiedenen Gefäßen gehört, als die oben angesprochenen Grabausstattungen aus Dortmund-Oespel aufweisen. 19
Zum anderen hätte man einen Kenotaph kaum im
Bereich einer Abfallgrube angelegt, sondern auf
einem Gräberfeld, das es höchstwahrscheinlich
im Umfeld der Fundstelle gegeben hat. Deshalb
scheint es sich hier am ehesten um die materiellen Überreste eines Rituals, einer Opferhandlung
oder eines Festes (eine scharfe Abgrenzung dürfte
schwerfallen) zu handeln. Ähnliches hat Sicherl
schon für einen spätbronzezeitlichen Grubeninhalt aus Dortmund-Asseln vermutet. 20 Im vorlie-
336
Stephan Deiters
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
spielsweise für ein mittelbronzezeitliches Gehöft
aus Rhede, Kreis Borken, im westlichen Münsterland angenommen wurde. 21
Abseits dieser Konzentration fand sich innerhalb der Befundverfüllung etwas gröbere Keramik
und weiter darin verteilt auch Rotlehm u. Ä. Bei
diesen Funden dürfte es sich um herkömmliche
Siedlungsabfälle handeln.
21
Vgl. Deiters 2008c.
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
337
3 Die Keramikfunde
22
Grundlegend: Dohle 1970.
23
Grundlegend: Ruppel 1990.
24
Vgl. Ruppel 1990, bes. 65–83. Ansonsten haben sich in
den letzten Jahren die Bearbeiter spätbronzezeitlicher
Keramikfunde Westfalens (in der Regel Funeralkeramik)
in erster Linie auf die grundlegende Arbeit von Verlinde
gestützt, die die Grabfunde der späten Bronzezeit und
frühen Eisenzeit in der Westfalen westlich benachbarten
niederländischen Provinz Overijssel thematisierte (Verlinde 1987). In diesem Zusammenhang ist auch auf die
an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster entstandene Masterarbeit »Spätbronze- und früheisenzeitliche
Grabkeramik in Westfalen: Typologische Klassifikation und
Chronologie« von Rashida Hussein-Oglü hinzuweisen, die
mit dem Deutschen Studienpreis für Archäologie 2016 der
Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte e. V.
ausgezeichnet wurde (siehe https://www.dguf.de/24dguf-preise-und-ehrungen/deutscher-studienpreis-fuerarchaeologie/423-2016-deutscher-studienpreis-fuer-archaeologie-an-rashida-hussein-oglue). Mittlerweile hat die
Autorin auch eine Dissertation zum Thema – geografisch
um die niederländische Provinz Overijssel erweitert – verfasst (https://www.uni-muenster.de/UrFruehGeschichte/
publikationen/hochschularbeiten.html). Da die Arbeiten
bislang nicht publiziert wurden, können sie an dieser Stelle
jedoch nicht herangezogen werden.
25
Vgl. Dohle 1970, bes. 50–116.
zwischen Fein- und Grobkeramik steht, kommen
zwar auch mehrfach vor, wirken aber unterrepräsentiert.
3.1 Schrägrandgefäße und Schrägrandbecher
Schrägrandgefäße stellen eine charakteristische
Form der Urnenfelderkultur dar und beherrschen
als Typ während der gesamten Urnenfelderzeit
die Grobkeramik. 26 Typologisch verwandt sind die
Schrägrandbecher, welche prinzipiell die gleiche
Form haben, aber kleiner und feiner gearbeitet
sind, wobei der Übergang zwischen beiden Typen
teilweise fließend ist. 27 Schrägrandgefäße wurden aus den Befunden 21, 22 und 25 geborgen,
Schrägrandbecher aus den Befunden 21, 23 und
26. Befund 21 enthielt einige Keramikfragmente,
die von mindestens neun verschiedenen Gefäßen stammen. Vier davon lassen sich als Schrägrandgefäße (21.2–5) (Taf. 1) ansprechen. 28 Aus
Befund 22, der vermutlich mit Befund 21 zusammenhängt, liegen nur wenige Scherben vor, wovon
lediglich eine (22.1; Taf. 1) genauer bestimmbar ist.
Es handelt sich dabei um die Randscherbe eines
Schrägrandgefäßes, welches außen unterhalb
des Randes mit zwei Zeilen kleiner kreisrunder
Eindrücke (Dm 0,4 cm) in versetzter Anordnung
verziert ist. Die Eindrücke scheinen mit einem
Stäbchen mit rundem Querschnitt und glattem
Ende erzeugt worden zu sein. Parallelen zu die-
26
Ruppel 1990, 71–73.
27
Vgl. Ruppel 1990, 71–74.
28
21.4 ist typologisch ein Grenzfall.
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Wie bereits erwähnt, besteht das spätbronzezeitliche Fundmaterial in erster Linie aus Keramik – Metallfunde wurden, wie an den meisten
anderen westfälischen Siedlungsplätzen der späten Bronzezeit, nicht beobachtet. Das keramische
Fundmaterial lässt in allererster Linie deutliche
Bezüge zum urnenfelderzeitlichen Material des
Neuwieder Beckens 22 bzw. zum sehr ähnlichen
Material der Niederrheinischen Bucht 23 erkennen.
Aufgrund dieser Parallelen orientiert sich im Folgenden die typologische Ansprache der Keramik an
Ruppel 24 und teilweise auch an Dohle 25.
Erwähnenswert ist noch, dass es sich beim keramischen Fundmaterial überwiegend um regelrechte
Feinkeramik handelt. Grobkeramik und solche, die
338
Stephan Deiters
ser Verzierungstechnik sind in geringer Zahl aus
der Niederrheinischen Bucht bekannt. 29 Prinzipiell ähnliche Verzierungen finden sich dort recht
häufig auf Schrägrandgefäßen, dann in der Regel
aber ausgeführt als Fingertupfen oder Fingernageleindrücke. 30 Aus Befund 26 liegen Fragmente von
wahrscheinlich zwei Schrägrandgefäßen (26.14–15;
Taf. 3) vor. 31 Die Scherbe 26.14 weist hierbei eine
Verzierung auf: Außen im Randknick findet sich
eine plastisch herausgearbeitete Zeile aus Fingertupfen bzw. sogenannten Doppelkniffen. 32
Schrägrandbecher sind mit 21.1 (Taf. 1) einmal
im Inventar von Befund 21 vertreten. Das vorliegende Exemplar ist mit einem sogenannten Fischgrätmuster außen unterhalb des Randes verziert.
Aus Befund 23 liegt mit 23.1 (Taf. 1), dem Bruchstück eines unverzierten Schrägrandbechers, lediglich ein gut einzuordnendes Gefäßfragment
vor. Die Scherbe weist einen ungewöhnlich stark
abgeknickten Rand auf. Ferner stammen aus Befund 26 einige Fragmente von Schrägrandbechern
(26.9–12 und wahrscheinlich auch 26.13; Taf. 3).
Nur bei 26.12 ist eine Verzierung 33 erkennbar und
es sind Reste von Inkrustierung erhalten.
3.2 Halsgefäße
Halsgefäße sind in Unna-Uelzen lediglich aus einem Befund (Befund 26) belegt. 26.1 (Taf. 2) sind
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
29
Vgl. Ruppel 1990, 69. Häufiger sind aus der Urnenfelderkultur andersartige Kreisstempelmotive bekannt, die mit
dem Kopf kleiner Vasenkopfnadeln erzeugt wurden (vgl.
Gersbach 1951, 181). In der Niederrheinischen Bucht kommen mitunter auch (Mehrfach-)Kreisstempelverzierungen
vor, die – auf Schalen angebracht – von Ruppel als kennzeichnend für die Stufe Ha B2/3 herausgestellt wurden
(Ruppel 1990, 110).
30
Meistens findet sich auf diesen Gefäßen nur eine Verzierungszeile, seltener auch zwei, die dann teilweise – wie bei
22.1 – zeilenversetzt angeordnet sind (vgl. z. B. Ruppel 1990,
Taf. 4, A12; 25, B1).
31
Bei 26.14 ist die typologische Ansprache sicher, bei 26.15
nur wahrscheinlich.
32
Vgl. Ruppel 1990, 69.
33
Die Verzierung ist außen unterhalb des Randes angebracht.
Es handelt sich dabei um drei horizontale Ritzlinien, darüber und darunter befindet sich jeweils eine Zeile kurzer
schräger Einstiche (oben und unten gleich ausgerichtet von
links oben nach rechts unten). Die einzelnen Verzierungselemente finden sich häufig auf Gefäßen der Urnenfelderkultur, aber für diese besondere Kombination sind keine
direkten Parallelen bekannt.
Fragmente, die einen geringen Teil des ehemaligen
Gefäßes ausmachen, aber seine ungefähre zeichnerische Rekonstruktion erlauben. Demnach handelt es sich um ein Trichterhalsgefäß mit relativ
hochgezogenem, gerundetem Schulterumbruch,
mäßig langem Trichterhals und schwach ausgeprägtem Schrägrand. Die Machart befindet sich
im Grenzbereich zwischen Fein- und Grobkeramik.
Auf keiner der vorhandenen Scherben ist ein Dekor erkennbar und es gibt auch keinen Grund zur
Annahme, dass andere Teile des Gefäßes verziert
waren. Trichterhalsgefäße gehören zusammen mit
Zylinder- und Kegelhalsgefäßen zu den typischen
Formen der Urnenfelderkultur. 34 Auch in der Emskultur und der Niederrheinischen Grabhügelkultur
sind sie – als Funeralkeramik – relativ oft belegt,
was wohl als direkter oder indirekter Einfluss der
Urnenfelderkultur zu verstehen ist. In der Urnenfelderkultur der Niederrheinischen Bucht treten
größere Halsgefäße nicht sehr häufig auf. Sie wurden dort meist in Gräbern als Urne benutzt, sind
aber, wie in Unna, auch als Siedlungsware belegt,
wenn auch deutlich seltener. 35
Bei 26.2 (Taf. 2) handelt es sich um die Fragmente eines Oberteils und zugleich offenbar um
eine mit 26.1 typologisch eng verwandte Form,
nämlich um ein Gefäß mit zylinder- bis trichterförmigem Hals. Im Bereich des Schulter-HalsUmbruchs sind hier als Verzierung zwei unsauber
ausgeführte waagerechte Ritzlinien erkennbar.
3.3 Becher
Becher 36 konnten am Fundplatz in Befund 26
nachgewiesen werden. Das Gefäß 26.3 stellt hierbei den herausragenden Fund dieser Ausgrabung
dar und verdient daher eine eingehendere Betrachtung (Abb. 8; Taf. 2). 37 Es handelt sich um einen
34
Kimmig 1940, 40–46; Dohle 1970, 53–65; Ruppel 1990,
74–75.
35
Vgl. Ruppel 1990, 74–75.
36
Die Schrägrandbecher wurden bereits oben zusammen mit
den Schrägrandgefäßen abgehandelt, weil diese typologisch
eng miteinander verbunden sind.
37
Der Becher wurde fotogrammetrisch aufgenommen
und kann als 3-D-Modell im Browser betrachtet werden:
https://100jahre100funde.lwl.org/de/100-fundeepochen/
bronzezeit/025-zylinderhalsbecher/.
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
339
mehrfach nachgewiesen, 42 sodass wohl von einer
regelhaften Verwendung dieses Materials ausgegangen werden kann.
Auch bei 26.19 und 26.20 (Taf. 4) handelt es sich
wahrscheinlich um Fragmente von Bechern, ohne
dass eine genauere typologische Ansprache möglich wäre. Sie können als hochqualitative Feinkeramik bezeichnet werden. In beiden Fällen ist auf der
Außenseite eine Verzierung mit waagerechten Rillen bzw. Riefen 43 erkennbar. Solche Verzierungen
sind in der Urnenfelderkultur und darüber hinaus
weit verbreitet.
3.4 Schalen
hochqualitativen, fast vollständig erhaltenen Becher, der insbesondere durch seine Kerbschnittverzierungen mit weitgehend erhaltenen weißen
Inkrustationen auffällt, die einen deutlichen Kontrast zur dunkelbraunen Gefäßoberfläche bilden.
Nach Dohle ließe sich die Gefäßform entweder
den Zylinder-, Kegel- und Trichterhalsbechern 38
oder den Schulterbechern 39 zuordnen – der typologische Übergang ist hier fließend. Zum Inkrustierungsmaterial von 26.3, mit dem die eingetieften
Verzierungen gefüllt sind, liegt eine Analyse vor,
wonach es sich um Hydroxilapatit handelt. 40 Dies
macht wahrscheinlich, dass es aus gebrannten und
pulverisierten Knochen (eventuell auch Zähnen)
besteht. 41 Hydroxilapatit wurde auch bei Inkrustierungen niederländischer (gelderländischer) Gefäße der späten Bronzezeit und frühen Eisenzeit
38
Henkeltassen stammen aus den Befunden 21 und
26. Bei 21.6 (Taf. 1) handelt es sich um das Fragment einer recht fein gearbeiteten (Henkel-)Tasse. Auch die beiden Gefäße 26.4 und 26.5 (Taf. 2)
Beste Entsprechung: Dohle 1970, Taf. 12, A6.
39
Beste Entsprechung: Dohle 1970, Taf. 13, B3.
40
Roland Schwab, CEZ Archäometrie gGmbh, führte eine
Röntgendiffraktometrie mit diesem Ergebnis durch.
41
3.5 Henkeltassen
Nach freundlicher Mitteilung des Restaurators Eugen
Müsch, LWL-Archäologie für Westfalen, wurde das Material
vermutlich in Form einer relativ dünnflüssigen Schlämme
nach dem Brennen der Keramik aufgebracht.
42
Vgl. Verlinde 1987, 282–283.
43
Kimmig hätte die vorliegenden Verzierungen wohl eher als
Rillen bezeichnet (Kimmig 1940, 32–40), während sie nach
der Definition von Ruppel als Riefen anzusprechen sind
(Ruppel 1990, 71).
44
Vgl. z. B. Mecke 1998, 85–86.
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Abb. 8 Unna-Uelzen; kerbschnittverzierter Becher (Höhe
ca. 10,5 cm) aus Befund 26 (Foto: LWL-Archäologie für
Westfalen/S. Brentführer).
Fragmente von Schalen wurden aus Befund 21 und
26 geborgen. Mit 21.7 (Taf. 1) liegt eine unverzierte Randscherbe vor, die wahrscheinlich von einer
konischen Schale stammt. Solche Gefäße sind
zeitlich und räumlich eher indifferent. 44 Auch die
Wandscherbe 21.8 (Taf. 1), die mit geometrischen
Motiven in Ritzlinien verziert ist, kann wohl als
Schalenfragment eines nicht näher bestimmbaren
Typs angesprochen werden, denn die Verzierung
befindet sich auf der Innenseite, die besser geglättet ist als die Außenseite. Die Art der Verzierung
findet sich häufig auf Gefäßen der Urnenfelderkultur, ohne dass man auf dieser Basis eine sichere
kulturelle Zuordnung vornehmen könnte.
26.7 und 26.8 (Taf. 2) sind offenbar Randscherben von konischen Schalen. Im Gegensatz zu 21.7
ist hier die Randgestaltung als typisch für die Urnenfelderkultur anzusprechen.
340
Stephan Deiters
stellen Henkeltassen dar. 26.4 ist dabei von recht
grober Machart, während 26.5 feiner gearbeitet ist,
ohne dass man von regelrechter Feinkeramik sprechen könnte.
3.6 Napf
Bei 26.6 (Taf. 2) handelt es sich um die Überreste
eines sogenannten Napfes. 45 Das Gefäß ist auffällig
klein, von recht schlichter Form mit leicht S-förmigem Profil und von feiner Machart. Vergleichbare
Stücke kommen im gesamten Bereich der westmitteleuropäischen Urnenfelderkultur recht häufig vor.
Darüber hinaus zeigen sie in der späten Bronzezeit
und frühen Eisenzeit auch im Bereich der Niederrheinischen Grabhügelkultur und der Emskultur
eine allgemeine Streuung, häufig in Funktion als
Beigefäß von Brandbestattungen.
3.7 Doppelkonus
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
In Befund 26 wurden kleine Fragmente (26.18;
Taf. 4) inklusive eines kleinen Randstücks vom
Oberteil eines Gefäßes aufgefunden. Hier ist eine
typologische Ansprache zwar schwer, aber nicht
unmöglich. Die hochqualitative Machart in Kombination mit der Art der Verzierung scheint typisch
für Feinkeramik der Urnenfelderkultur zu sein, die
Randgestaltung und die Gefäßform (soweit erkennbar) sind es aber nicht. Bei der Verzierungstechnik
handelt es sich um den sogenannten Kammstrich 46,
von dem hier zwei waagerechte Linien erkennbar
sind. Die Gefäßform entspricht höchstwahrscheinlich einem (bauchigen) Doppelkonus südlicher Prä-
45
46
Bei diesem Gefäß zeigt sich eine Schwäche der Typologie
von Verlinde, denn bei dem Versuch einer Einordnung
in sein System käme sowohl Formtyp 1.2.2 (offene gegliederte Schüssel – vgl. Verlinde 1987, 223–224) als auch
Formtyp 2.3.1 (doppelkonische Schüssel mit gewölbtem
Profil – vgl. Verlinde 1987, 239–241) infrage. Aufgrund der
geringen Größe scheint eine Bezeichnung als Napf weitaus
sinnvoller.
Vgl. Ruppel 1990, 71. Dieser »Urnenfelder«-Kammstrich
unterscheidet sich optisch von dem aus der Eisenzeit bekannten. Bei einem verzierten Keramikfragment aus Dortmund-Asseln (Sicherl 2014, Taf. 3, 8) scheint auch eher
eine solche »Urnenfelder«-Kammstrichverzierung vorzuliegen als, wie von Sicherl beschrieben, eine Riefenverzierung
(Sicherl 2014, 73).
gung, und zwar der Variante 2 nach Dohle. 47 Für
diese Variante zog Dohle direkte oder indirekte Beeinflussungen aus der süddeutschen Urnenfelderkultur, der mitteldeutschen Lausitzer Kultur oder
der Velaticer Kultur Mährens in Betracht, ohne den
Typ letztlich sicher herleiten zu können. 48 In der
Niederrheinischen Bucht scheint diese Variante
unbekannt zu sein. 49 Somit stellt 26.18 einen Beleg
für einen Südkontakt dar, der anscheinend weiter
reicht als bis dorthin.
3.8 Typologisch nicht näher zuweisbare Formen
Neben den bisher angeführten Formen existieren
aus zwei Befunden (21 und 26) auch Fragmente,
die sich typologisch nicht näher zuordnen lassen.
Die Wandscherbe 21.9 (Taf. 1) ist ähnlich verziert
wie das Schalenfragment 21.8 (Taf. 1), allerdings
liegt bei 21.8 die Verzierung auf der Außenseite,
sodass es sich um einen anderen Gefäßtyp handeln dürfte. Darüber hinaus liegen zwei andere
kerbschnittverzierte Scherben (26.21 und 26.22;
Taf. 4) aus Befund 26 vor, die mit Sicherheit von
zwei verschiedenen Gefäßen stammen. Wie bei
dem Becher 26.3 (Abb. 8; Taf. 2) wurden auch bei
ihnen jeweils Reste einer Inkrustierung festgestellt.
Eine genauere typologische Ansprache ist aufgrund der geringen Scherbengröße nicht möglich,
aber es ist erkennbar, dass es sich wie bei 26.3 in
beiden Fällen um qualitativ hochwertige Feinkeramik gehandelt haben muss.
Die Stücke 26.23–25 (Taf. 4) sind als Umbruchfragmente anzusprechen und bei 26.26 (Taf. 4)
handelt es sich um ein Gefäßunterteil, wobei alle
Stücke als Feinkeramik bezeichnet werden können.
26.25 ist als einziges dieser Fragmente verziert. 50
47
Vgl. Dohle 1970, 68–69; Taf. 10, C2. Der Beschreibung nach
ähnelt das dort exemplarisch abgebildete Gefäß aus einem
Brandgrab aus Neuwied-Irlich (Rheinland-Pfalz) auch
in der Machart demjenigen aus Unna (Dohle 1970, 265
Nr. 232).
48
Dohle 1970, 68–69.
49
Zumindest finden sich in der Dissertation von Ruppel keine guten Vergleichsstücke (Ruppel 1990).
50
Die Verzierungen befinden sich knapp oberhalb des Umbruchs. Es handelt sich dabei um eine Zeile schräger, kurzer Ritzlinien, die – soweit erkennbar – Variationen von
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
341
dreiecksartigen Motiven bzw. ein Zickzackmuster ergeben,
sowie eine horizontale Ritzlinie direkt darüber. Es macht
den Eindruck, als ob vergleichbare Verzierungen in der Urnenfelderkultur eher selten seien (vgl. z. B. Tafelteile bei
Dohle 1970; Ruppel 1990), auf den spätbronzezeitlichen
Nekropolen Westfalens, die eher der Niederrheinischen
Grabhügelkultur oder der Emskultur zuzurechnen sind,
aber in deutlich höheren Anteilen aufträten, besonders im
Hellweg-/Lipperaum (vgl. z. B. Tafelteile bei Aschemeyer 1967; Wilhelmi 1981; Mecke 1998). Es hätte aber den
Rahmen dieser Untersuchung überschritten, dieser Frage
gründlich nachzugehen.
51
26.30–32 und 26.35.
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Bei 26.29 handelt es sich um Scherben eines
offenbar recht großen grobkeramischen Gefäßes,
das sich typologisch nicht näher bestimmen lässt.
Darüber hinaus stammen aus Befund 26 noch
einige andere Keramikscherben, die sich keinem
der bereits genannten Gefäße zuordnen lassen. 51
342
Stephan Deiters
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
4 Datierung der Befunde
4.1 Befund 21
4.2 Befund 22
Das Fischgrätmuster auf dem Schrägrandgefäß 21.1 (Taf. 1) ist als Verzierungsmuster generell
in der Urnenfelderkultur beliebt, insbesondere in
der Stufe Ha B, 52 in der Niederrheinischen Bucht
ist es charakteristisch für dieselbe Stufe 53. Das Gefäß ist daher höchstwahrscheinlich in diesen Zeitabschnitt zu datieren. Mit der (Henkel-)Tasse 21.6
(Taf. 1) vergleichbare Stücke, teilweise auch in gröberer Ausführung, kommen im Neuwieder Becken
und anderen Bereichen der Urnenfelderkultur in
praktisch unveränderter Form von Ha A bis Ha C
vor. 54 Am Niederrhein sind sie recht häufig, 55 in
Westfalen sind sie seltener, wobei die meisten bekannten Exemplare aus Gräberfeldern stammen. 56
Die Tassen sind aber hier anscheinend nicht
auf Zusammenhänge der Urnenfelderkultur beschränkt. Das Fragment aus Befund 21 lässt daher
nur eine recht grobe Datierung von Ha A bis Ha C
zu. Die übrigen Bruchstücke lassen sich zeitlich
nicht näher einordnen, weshalb für das Keramikinventar aus Befund 21 insgesamt betrachtet keine
genauere Datierung als Ha B möglich erscheint.
Aufgrund der Verzierung auf dem Schrägrandgefäß 22.1 (Taf. 1) und den entsprechenden Parallelen derartig verzierter Gefäße in der Niederrheinischen Bucht, die dort zu den charakteristischen
Funden der gesamten Stufe Ha B zählen, 57 ist eine
Datierung des Befundes in die Stufe Ha B wahrscheinlich. Darüber hinaus spricht zumindest
nichts gegen eine Gleichzeitigkeit der Befunde 21
und 22.
52
In der Rheinisch-Schweizerischen Gruppe der Urnenfelderkultur ist es vereinzelt schon in der Stufe Ha A nachzuweisen (Kimmig 1940, 33).
53
Vgl. Ruppel 1990, Beilage 4, 38.
54
Vgl. Dohle 1970, 96–97; Taf. 15.
55
Vgl. Ruppel 1990, 81–82.
56
Vgl. Mecke 1998, 91. Die Typeneinteilung von Verlinde,
die maßgeblich für die meisten Bearbeitungen westfälischer Gräberfelder der letzten Jahre war, erweist sich hier
als ungünstig, weil die Henkeltassen je nach Form und
Proportionen verschiedenen Typen zugeschlagen werden
(Verlinde 1987).
4.3 Befund 23
Das Bruchstück 23.1 (Taf. 1) eines unverzierten
Schrägrandbechers ermöglicht nur eine allgemeine Datierung des Befundes in die späte Bronzezeit.
4.4 Befund 26
Die plastisch herausgearbeitete Zeile aus Fingertupfen bzw. Doppelkniffen auf der von einem
Schrägrandgefäß stammenden Scherbe 26.14
(Taf. 3) macht eine Datierung in die Stufe Ha B
wahrscheinlich. Die Fragmente 26.1 (Taf. 2) eines
Trichterhalsgefäßes lassen zwar keine sichere Beurteilung zu, aber die vorhandenen Hinweise sprechen am ehesten für eine Datierung in die Stufe
Ha B1, eventuell noch in die Endphase der Stufe
Ha A2. 58 Weiterhin steht der Becher 26.3 (Abb. 8;
57
Vgl. Ruppel 1990, Beilage 4, 40.
58
Während die Form eher für eine relativ späte Datierung
(d. h. Ha B) spricht, kann die nicht vorhandene Verzierung
als Hinweis auf eine relativ frühe Zeitstellung (d. h. eher
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
Ha A als Ha B) gewertet werden: Dohle hat für das Neuwieder Becken festgestellt, dass derartige Gefäße dort in
der Stufe Ha A, im Gegensatz zu Ha B, häufig unverziert
sind (Dohle 1970, 53). Aus der Niederrheinischen Bucht
waren Ruppel lediglich zwei völlig unverzierte Halsgefäße
bekannt (Ruppel 1990, 75). Zumindest eines davon stammt
aus einem Grab (Fundstelle Bonn 1), das er in die Stufe
Ha A2 datiert (vgl. Ruppel 1990, 75. 107–109; 176 Nr. 93;
Taf. 54, A; Beilage 4).
59
Diese Entwicklung ist bei den Bechern und den formal
teilweise identischen, aber größeren Urnen zu beobachten
(vgl. Dohle 1970, Taf. 3–14).
60
Bereits im Vorbericht ist darauf hingewiesen worden, dass
die Kerbschnittverzierungen mit einem spitzdreieckigen
Werkzeug eingeschnitten wurden und dass bei näherer Betrachtung noch flach eingekerbte Markierungen erkennbar
sind, die wohl als Hilfe beim Anlegen des Musters dienten
(Cichy/Kunze/Müsch 2016, 52. 54 Abb. 6).
61
Detaillierte Ausführungen zu Kerbschnittverzierungen:
Ruppel 1990, 116–126.
62
So noch Ruppel für die Niederrheinische Bucht (Ruppel
1990, 121).
63
Ickler 2007, 74.
64
Lanting/van der Plicht 2001/2002, 170.
lich.65 Zu den Scherben des der Form eines (bauchigen) Doppelkonus südlicher Prägung (Variante 2
nach Dohle) entsprechenden Gefäßes 26.18 (Taf. 4)
lässt sich konstatieren, dass Doppelkoni im Neuwieder Becken nur in der Stufe Ha A vorkommen und
dort selten sind, die vorliegende Variante sogar sehr
selten.66 Das Gefäß müsste daher per se betrachtet
wahrscheinlich in Stufe Ha A datiert werden.
Von einem gewissen typochronologischen
Aussagewert sind zudem die Umbruchfragmente 26.23–25 und das Gefäßunterteil 26.26 (Taf. 4).
Während 26.23 und 26.26 offenbar von rundlichbauchigen Gefäßen stammen und daher als HaB-Formen anzusprechen sind, stehen 26.24 und
26.25 mit ihren recht scharfen Knicken noch in
Ha-A-Tradition.
Insgesamt betrachtet liegen für Befund 26 einige gut datierbare Funde vor. Bei manchen von
ihnen handelt es sich klar um Ha-B-Gefäße, während der größere Teil noch in Ha-A-Tradition steht.
Daher wird für diesen Befund eine Datierung in
die erste Hälfte der Stufe Ha B1 angenommen.
4.5 Fazit
Betrachtet man das spätbronzezeitliche Fundmaterial aus Unna-Uelzen in seiner Gesamtheit, dann
ist es der Urnenfelderkultur zuzuweisen. Losgelöst
vom geografischen Kontext würde man wohl eine
Herkunft aus der Urnenfelderkultur der Niederrheinischen Bucht oder vielleicht eher noch des
Neuwieder Beckens annehmen. 67
65
Vgl. Ruppel 1990, 79–81.
66
Dohle 1970, 68–69.
67
Ähnliches gilt für das Fundmaterial aus Dortmund-Asseln
(Sicherl 2014) und wohl auch aus Hagen-Herbeck (Bulka/Cichy/Englert 2013). Einschränkend muss allerdings
erwähnt werden, dass es eine Negativbeobachtung gibt,
nämlich das vollständige Fehlen von verzierten Randabschlüssen in Unna-Uelzen. Diese sind zwar auch in der
Urnenfelderkultur nicht die Regel, aber doch recht häufig
belegt – in der Niederrheinischen Bucht anscheinend öfter
als im Neuwieder Becken (vgl. Tafelteile bei Ruppel 1990;
Dohle 1970). Sie kommen mehrfach im Siedlungsmaterial
von Dortmund-Asseln vor (vgl. Sicherl 2014, 73; Taf. 1, 1–3;
2, 1–2), merkwürdigerweise aber überhaupt nicht im zeitgleichen Gräberfeld Dortmund-Oespel (vgl. Tafelteil bei
Brink-Kloke/Heinrich/Bartelt 2006). Auch in HagenHerbeck sind sie mindestens einmal belegt (vgl. Bulka/Cichy/Englert 2013, 180 Abb. 2 [rechts oben]). Wie diese Beobachtungen zu werten sind, muss zunächst offenbleiben.
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Taf. 2) aufgrund seines recht scharfen Bauchumbruchs typochronologisch eher den Ha-A- als den
Ha-B-Formen des Neuwieder Beckens nahe. 59 Die
weiß inkrustierten Verzierungen – drei Zeilen
»stehender« Kerbschnittdreiecke 60 eingefasst von
eingeritzten horizontalen Riefen – beschränken
sich auf die Gefäßschulter. 61 Gefäße mit derartiger
Kerbschnittverzierung werden überwiegend in die
Stufe Ha B datiert, 62 aber mittlerweile gibt es Hinweise in Form von 14C-Daten, die für einen möglichen Beginn schon in Ha A2 sprechen 63. So haben
Lanting und van der Plicht – basierend auf 14C-Daten aus den Niederlanden und Westfalen – Argumente für eine chronologische Entwicklung bei der
Kerbschnittkeramik vorgebracht, an deren Anfang
»UFK-cylinderhalsurnen uit fase Ha A2/B1« stünden, die (noch) relativ einfache Verzierungen aufweisen. 64 Abgesehen von den 14C-Daten erscheint,
angesichts der Häufigkeit von Kerbschnittverzierungen am Niederrhein in Ha B, eine Frühphase
mit noch relativ einfachen Verzierungsmotiven
durchaus plausibel. Da 26.3 auch formal früh eingeordnet werden kann, ist eine Datierung in die
Stufen Ha A2 oder Ha B1 wahrscheinlich.
Aufgrund des Fehlens von Verzierung auf den
beiden kleinen Schalenfragmenten 26.7 und 26.8
(Taf. 2) ist eine genauere Datierung der beiden
Stücke als allgemein spätbronzezeitlich nicht mög-
343
344
Stephan Deiters
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Wie oben dargelegt, lassen sich die Befunde 21
und 22 in die Stufe Ha B datieren, während Befund 23 nur allgemein in die späte Bronzezeit gestellt werden kann. Das umfangreiche Material aus
Befund 26 erlaubt eine wesentlich genauere Datierung, nämlich in die Stufe Ha B1, wahrscheinlich in deren erste Hälfte. Es ist zwar nicht evident,
aber es spricht auch nichts dagegen, dass alle genannten Befunde praktisch gleichzeitig verfüllt
wurden, sodass sie analog zu Befund 26 datiert
werden könnten.
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
5 Die Fundstelle im regionalen und
überregionalen Kontext
5.1 Überblick zu Westfalen in der
späten Bronzezeit
Nachdem die kulturelle und chronologische Stellung der Fundstelle in Unna-Uelzen abgehandelt
wurde, stellt sich die Frage nach ihrer Stellung im
Kontext der Spätbronzezeit Westfalens und darüber hinaus.
Die Forschungen zur westfälischen Spätbronzezeit fokussierten sich lange Zeit weitgehend auf
die Gräberfelder 68 und auch auf die Bronzefunde 69.
Der Kenntnisstand zu den Siedlungen dieser Zeit
war relativ gering. 70 Es waren lange Zeit überhaupt
nur sehr wenige spätbronzezeitliche Siedlungsplätze bekannt. Diese wurden zudem nur in mehr
oder weniger knappen Vorberichten publiziert
und dementsprechend von der überregionalen
68
Es sind einige Aufsätze und Monografien zu spätbronzezeitlichen Gräbern und Gräberfeldern veröffentlicht worden, so z. B. Aschemeyer 1966; Bérenger 2008; BrinkKloke/Heinrich/Bartelt 2006; Herring 1996; Mecke
1998; Rüschoff-Thale 2004; Wilhelmi 1975; Wilhelmi
1981; Wilhelmi 1983. Wichtig ist auch die Dissertation
von Verlinde, die sich primär mit der niederländischen
Provinz Overijssel beschäftigt, aber häufig Bezug auf Westfalen nimmt; viele darin enthaltene Beobachtungen und
Erkenntnisse haben grenzübergreifende Gültigkeit (Verlinde 1987). Ähnliches gilt für die kürzlich veröffentlichte
Dissertation von Louwen, die sich aber weniger mit Typologie und Chronologie, sondern mehr mit den Grabbräuchen
und einigen weitergehenden Fragen beschäftigt (Louwen
2021). Erwähnenswert ist darüber hinaus noch ein neuerer Aufsatz von Mielke, der sich mit dem Umbruch von
der Körper- zur Brandbestattungssitte zwischen Lippe und
Ruhr befasst (Mielke 2018).
69
Z. B. Tackenberg 1971; Jockenhövel 1974; Jockenhövel
1980; Kibbert 1984; Bunnefeld 2012; Bunnefeld 2015.
70
Vgl. Wilhelmi 1983, bes. 50–61; Deiters 2008a; Deiters
2008b.
Forschung wenig beachtet. Vor wenigen Jahren
gab dann Sicherl der Forschung einen neuen Impuls, indem er neben spätbronzezeitlichen Siedlungsfunden und -befunden aus Dortmund-Asseln
auch eine Zusammenstellung bekannter spätbronzezeitlicher Siedlungsfunde (bzw. -befunde) aus
Westfalen publizierte, wobei er auch mehrere in
der Vergangenheit wohl falsch datierte Fundkomplexe anführen konnte. 71 Im Anhang findet sich
eine ergänzte Auflistung dieser spätbronzezeitlichen Siedlungen (siehe auch Abb. 9), wobei etwas
ausführlicher auf die zeitgleichen Gräber in der
Umgebung und die potenzielle Wasserversorgung
eingegangen wird.
Außerdem ist ein neuerer Aufsatz von Höckmann 72 von großer Bedeutung, der sich zwar in
erster Linie mit Bronzebecken beschäftigt, sich darüber hinaus aber auch mit Handelsbeziehungen
und -wegen sowie möglichen Stammesterritorien,
elitären Beziehungen u. Ä. auseinandersetzt.
Trotz allem steht die geringe Anzahl der bekannten Siedlungsplätze in einem deutlichen
Missverhältnis zur hohen Anzahl der bekannten
Gräberfelder, zumal davon ausgegangen werden
muss, dass eine Bestattungsgemeinschaft in der
Regel aus den Bewohnern mehrerer Gehöfte bestand. Während die Gräberfelder über Jahrhunderte weitgehend ortskonstant blieben, wurden
diese Gehöfte in derselben Zeit wahrscheinlich
mehrfach verlegt (Wandergehöfte), sodass theoretisch um ein Vielfaches mehr Siedlungs- als Be-
71
Sicherl 2014, 79–80.
72
Höckmann 2012.
345
346
Stephan Deiters
Abb. 9 Bekannte spätbronzezeitliche Siedlungsplätze (im weiteren Sinne) in Westfalen-Lippe. Die Nummern entsprechen
der Liste der spätbronzezeitlichen Siedlungsplätze in Westfalen im Anhang (S. 392) (Kartengrundlage: Geographische
Kommission für Westfalen; Grafik: LWL-Archäologie für Westfalen/S. Deiters).
stattungsplätze existiert haben müssen. 73 Dabei
muss aber wohl davon ausgegangen werden, dass
spätbronzezeitliche Gebäude in der Regel erheblich langlebiger waren, als in der Vergangenheit
73
Zum Verhältnis von Gräberfeld und Siedlungen haben
vor allem niederländische Forscher verschiedene Modelle
entwickelt bzw. weiterentwickelt (letzte wichtige Publikation: van Beek/Louwen 2012 [mit älterer Literatur]). Diese
Modelle können natürlich im Detail nicht einer komplexen
prähistorischen Realität gerecht werden, aber in groben Zügen spiegeln sie wohl die Verhältnisse während der späten
Bronzezeit – auch in weiten Teilen Westfalens – wider.
vielfach angenommen wurde. 74 Das archäologische
Fundbild ist also höchstwahrscheinlich verzerrt
und täuscht, wofür verschiedene Gründe infrage
kommen, die einander nicht ausschließen, sondern sich akkumulieren. Eine einfache Ursache
ist sicherlich, dass Laien, die beispielsweise bei
Erdarbeiten, Baumaßnahmen u. Ä. auf spätbronzezeitliche Funde bzw. Befunde stoßen, sehr viel
wahrscheinlicher bei einem Brandgrab (oftmals
74
Louwen 2021, 218–220 (mit weiterführender Literatur).
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
75
Möglicherweise trifft dies auf eine bekannte Fundstelle
bei Dorsten (siehe Fundstelle 7 im Anhang) zu, deren Datierung sich aber nicht überprüfen lässt, weil die Funde
verschollen sind. Siedlungen in Niederungen wären selbstverständlich durch (potenziell sehr zerstörerische) Hochwasser gefährdet gewesen. Solche Ereignisse dürften in der
generell niederschlagsarmen späten Bronzezeit aber nur
sehr sporadisch aufgetreten sein (s. u.). Es erscheint daher
möglich, dass das Risikobewusstsein der Menschen nach
einigen hochwasserfreien Jahren mehr und mehr schwand,
was sie zum Bau von Gebäuden in Niederungen verleitet
haben könnte. Hierfür sprechen jedenfalls die Erfahrungen aus jüngerer Zeit. Als Beispiel aus dem Mittelalter
sei auf die an der Diemel gelegene Wüstung Dörpede bei
Marsberg-Westheim, Hochsauerlandkreis, hingewiesen:
Das Dorf wurde wiederholt durch katastrophale Hochwasserereignisse zerstört und danach wiederaufgebaut, bevor
man es schließlich in der frühen Neuzeit endgültig aufgab
(Cichy/Deiters 2019).
76
Jäger 2009, 89.
77
Fiedler/Gütter/Thiedmann 2002, 135–136.
verbreitet staunasse Böden. Sie sind daher in der
Regel für Ackerbau kaum geeignet, waren aber
während der Stufen Ha A und Ha B (im Gegensatz
zu Ha C–D1) sehr dicht besiedelt, was sicherlich
mit der Trockenheit in dieser Zeit zusammenhängt. 78 Auch in Westfalen dürfte deshalb mit der
Besiedlung ansonsten vernässter Böden während
der Spätbronzezeit zu rechnen sein. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit einer falschen, in der
Regel wohl eisenzeitlichen Datierung von weiteren ergrabenen Siedlungsplätzen dieser Zeitstufe. 79 Diese Möglichkeit gewinnt auch dadurch an
Wahrscheinlichkeit, weil das als spätbronzezeitlich
erkannte Fundmaterial vielfach einen mehr oder
weniger starken Einfluss der Urnenfelderkultur, in
wenigen Fällen auch Lausitzer Elemente erkennen
lässt, wodurch auch die chronologische Bestimmung stark erleichtert wird. Gleichzeitig ist von
einem oftmaligen Fehlen leicht erkennbarer spätbronzezeitlicher Elemente auszugehen, weshalb in
solchen Fällen häufig eine eisenzeitliche Zeitstellung angenommen worden sein könnte. 80 Außerdem unterscheidet sich das keramische Fundspektrum der Siedlungen offenbar nicht selten von
dem zeitgleicher Gräberfelder derselben Region. 81 Die Datierung solcher Inventare wird noch
dadurch erschwert, dass chronologisch gut einzuordnende Metallobjekte nur höchst selten in Siedlungskontexten vorkommen. 82
Vor diesem Hintergrund sind auch neuere Forschungsergebnisse von sehr großem Interesse:
78
Maise 1998, 222.
79
Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die auf diese Art falsch
datierte Fundstelle bei Schöppingen, Kreis Borken. Das
Fundmaterial war von Voss und Wilhelmi der Eisenzeit
zugewiesen worden (Voss 1967, 57–58; Wilhelmi 1967, 62–
63). Erst Sicherl erkannte die spätbronzezeitliche Datierung
(Sicherl 2014, 80). Dabei sollte betont werden, dass hier
die richtige Zeitstellung zweifellos einfacher zu erkennen
war als in vielen anderen Fällen.
80
In diesem Sinne auch schon Sicherl 2014, 78.
81
So z. B. in Bielefeld beobachtet (Sicherl/Zerl 2019, 35–37).
Schon Verlinde hatte konstatiert, dass die Funeralkeramik
in der Regel eine Auswahl der lokalen Gebrauchskeramik
darstelle (Verlinde 1987, 284). Allerdings war ihm zu dieser Zeit sehr viel Fundmaterial aus Gräbern bekannt und
nur sehr wenig aus Siedlungen. Interessant ist seine Beobachtung, dass fast 10 % der Funeralkeramik in Overijssel
deutliche Abnutzungsspuren aufweise, die auf eine vorangegangene Nutzung als Gebrauchskeramik schließen lasse
(Verlinde 1987, 284).
82
In diesem Sinne z. B. auch Sicherl/Zerl 2019, 35.
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
mit Urne) eine mögliche kulturhistorische Relevanz erkennen als bei einem Siedlungsbefund, der
vielfach spärliches bzw. unscheinbares Fundmaterial aufweist, nicht selten auch gar keines. Deshalb
erreichen die zuständigen Stellen bei Bestattungen
sehr viel häufiger Fundmeldungen. Denkbar ist
auch, dass die Siedlungsplätze öfter von Erosion
betroffen sind als Gräberfelder, was insbesondere
auf Löss der Fall sein mag. Außerdem erscheint
es möglich, dass die spätbronzezeitlichen Siedlungen vermehrt in Bereichen lagen, in denen in
der Regel kaum archäologische Untersuchungen
stattfinden, wobei vor allem an Flussniederungen
zu denken ist. 75 Dieser Aspekt gewinnt an Wahrscheinlichkeit, wenn man berücksichtigt, dass
laut Jäger in der späten Bronzezeit Mitteleuropas
klimatisch bedingt mit einem Wasserdargebot zu
rechnen ist, das etwa um ein Fünftel vermindert
war. Dies habe zu seltener verfügbaren, vielfach
kleineren und wasserärmeren Gewässern geführt.
Eine logische Konsequenz aus diesen Verhältnissen wäre die Verlagerung der Siedlungsstandorte
in unmittelbare Nähe der Gewässer. 76 Hier sei auch
auf Siedlungsbefunde unterschiedlichster Zeitstellung aus der Lahnaue bei Niederweimar in Hessen verwiesen. Diese Befunde liegen im heutigen
Hochwasserüberflutungsbereich der Lahn und waren meterdick von Auenlehm überlagert. Vor ihrer
Entdeckung war man davon ausgegangen, dass dieser Bereich für die Anlage dauerhafter Siedlungen
ungeeignet sei. 77 Im Einzugsgebiet der Mulde, die
sich im westlichen Sachsen befindet, liegen auch
347
348
Stephan Deiters
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Hermsen und Scholte Lubberink publizierten kürzlich einen Aufsatz über spätbronzezeitliche Siedlungskeramik aus einem Bereich der Niederlande,
der sich westlich ans Münsterland anschließt, wobei
die Datierungen durch 14C-Daten belegt werden.83
Dies gilt auch für eine Zusammenstellung gleichartigen Fundmaterials aus verschiedenen Fundstellen
in Noord-Brabant und dem Rivierengebied durch
Arnoldussen und Ball.84 Für diese Keramik hätte
man in Westfalen wohl vielfach eine eisenzeitliche
Zeitstellung angenommen. Es ist dringend zu prüfen, inwieweit sich diese Erkenntnisse auf Westfalen übertragen lassen, wofür ein verstärkter Einsatz
der 14C-Methode erforderlich ist.85
Bei den bekannten spätbronzezeitlichen Siedlungsplätzen konnte oft beobachtet werden, dass
die Befunde relativ nahe an zeitgleichen Gräbern
liegen und meistens in der Nähe von Fließgewässern angelegt wurden. Festzuhalten ist auch, dass
befestigte Siedlungen, wie sie in anderen Regionen
vielfach belegt sind, 86 in Westfalen-Lippe aus dieser
Zeit (bislang) völlig unbekannt sind – was vielleicht
aber nur eine Forschungslücke darstellt. 87
Diese Beobachtungen sind nicht neu. So hatte Wilhelmi schon 1983 – auf deutlich geringerer
Datenbasis – angemerkt, dass sich die Gräber in
Sichtweite und Nachbarschaft zu den Wohnplätzen
befänden, sodass die Verstorbenen tagtäglich ins
Gedächtnis der Lebenden gerufen worden seien. 88
83
Hermsen/Scholte Lubberink 2019.
84
Arnoldussen/Ball 2007.
85
In diesem Sinne kürzlich auch Sicherl/Zerl 2019, 35.
86
Überregional lässt sich für die späte Bronzezeit ein verstärkter Bau von Burgen erkennen, was Jäger in erster Linie
auf klimatisch bedingte Wanderbewegungen und daraus
resultierende Konflikte zurückführt (Jäger 2009, 94–95).
87
88
Es sollte nicht ausgeschlossen werden, dass sich unter den
zahlreichen bekannten vorgeschichtlichen Höhenbefestigungen Westfalens auch solche befinden, die spätbronzezeitlich sein bzw. eine spätbronzezeitliche Phase haben
könnten. Vielfach sind diese Höhenbefestigungen kaum
erforscht. Hierzu sei auf die Anlage auf dem Schweinskopf
bei Tecklenburg, Kreis Steinfurt, hingewiesen, die aus der
Frühbronzezeit stammt (Sicherl 2002). In der Vergangenheit galt diese Befestigung immer als eisenzeitlich,
erst durch neuere Untersuchungen konnte dies widerlegt
werden.
Wilhelmi 1983, 50. Ähnliche Lageverhältnisse von Gräbern
und Siedlungen stellte – wenn auch auf erhaltungsbedingt
schwacher Datenbasis – Simons für die niederrheinische
Bördezone fest (Simons 1989, 138–139). Sie konnte allerdings keinen direkten Bezug von Siedlungsplätzen zu
Fließgewässern beobachten (Simons 1989, 170). Später
Seine Einschätzung hat sich in der Folge mehr und
mehr bestätigt. Ähnliches ist auch für die Fundstelle in Unna-Uelzen anzunehmen, obwohl keine
Nekropole aus der Umgebung bekannt ist (s. o.).
Auf die Nähe der Siedlungsplätze zu Fließgewässern wurde in der Vergangenheit schon häufig
hingewiesen. Es wurde aber nicht ausschließlich
an Flüssen gesiedelt – offenbar war ein kleiner
Bach (den man ja mit einfachen Mitteln aufstauen
konnte) zur Gewährleistung der Wasserversorgung
schon ausreichend. 89 In Dorsten-Holsterhausen,
Kreis Recklinghausen, und wahrscheinlich auch
in Unna-Uelzen sind Brunnen belegt, obwohl das
nächstgelegene Fließgewässer jeweils nicht sehr
weit entfernt ist.
5.2 Siedlungscharakter von UnnaUelzen und kulturelle Einflüsse
in Westfalen
Schwierig zu beurteilen ist die Frage nach dem
Charakter der Unnaer Siedlung und der Art der
Gebäude. Westfälische Hausbefunde sind bislang aus Telgte-Raestrup, Kreis Warendorf, 90 und
Rheine-Altenrheine, Kreis Steinfurt, 91 bekannt.
Gemeinsam ist diesen Fundstellen, dass große
dreischiffige Häuser vom Typ Elp 92 o. Ä. vorliegen,
was auch für die knapp und ohne Planabbildung
publizierte Fundstelle Greven-Schmedehausen 93
und die erst kürzlich untersuchte Fundstelle bei
Greven-Pentrup, beide Kreis Steinfurt, 94 gilt. Es
konstatierten Tutlies und Weber – auf einer deutlich vergrößerten Datenbasis (darunter viele unpublizierte Ausgrabungen) – eine weitgehende Orientierung am Gewässernetz (Tutlies/Weber 2012, 329). Allerdings sei nur sehr
vereinzelt ein direkter Zusammenhang zwischen Siedlung
und zugehörigem Gräberfeld erkennbar (Tutlies/Weber
2012, 332).
89
In diesem Sinne schon Krebs in Bezug auf das Oberemsgebiet (Krebs 1925, 53). Hier sei auch auf den interessanten
Befund einer befestigten Wasserentnahmestelle in einem
Bachbett aus Warendorf-Neuwarendorf, Kreis Warendorf,
hingewiesen (Rüschoff-Thale 2004, 11).
90
Wilhelmi 1983, 50–61; siehe Fundstelle 29 im Anhang.
91
Gaffrey u. a. 2007, bes. 26–27 (Plan); Kersting 2008; siehe
Fundstelle 23 im Anhang.
92
Vgl. z. B. Waterbolk 2009, 49–51.
93
Siehe Fundstelle 11 im Anhang.
94
Siehe Fundstelle 12 im Anhang.
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
95
So z. B. Roymans 1991, 15–17. Kritische Überlegungen: Arnoldussen 2009.
96
Auch auf den Sandböden des nördlichen Niederrheins (im
Bereich der Niederrheinischen Grabhügelkultur) scheint
der Typ Elp verbreitet gewesen zu sein (vgl. Reichmann
2007, 45–46). Mittlerweile sind auch aus den rheinischen
Lössbörden vereinzelt größere Gebäude bekannt, die dem
Typ nahestehen könnten (vgl. Beschreibungen bei Tutlies/
Weber 2012, 331). Sie stellen dort aber Ausnahmen dar.
97
Vgl. Verlinde 1987, 293 Abb. 139.
98
Diese sind vor allem in Ostwestfalen feststellbar (siehe
dazu Lange 1983), deutlich weniger auch im westlichen
Westfalen (vgl. Mecke 1998, 112): So liegt etwa ein »Lausitzer« Buckelgefäß aus einer spätbronzezeitlichen Siedlung
in Rheine-Altenrheine (siehe Fundstelle 23 im Anhang) vor.
Precht leitet auch eine Urne aus dem Gräberfeld BorkenHoxfeld im Westmünsterland aus der Lausitzer Kultur
her (Precht 2013, 332; Taf. 103). Es sei auch noch auf ein
spätbronzezeitliches Grabinventar aus dem belgischen
Borsbeek hingewiesen, dessen Keramik deutliche Bezüge
zur Lausitzer Kultur erkennen lässt (vgl. Leclercq 2014,
171–173). Dieser Fundort liegt sogar noch ein gutes Stück
weiter westlich als Rheine und Borken.
99
Vgl. Zeiler 2020. Laut freundlicher Auskunft von Manuel
Zeiler, LWL-Archäologie für Westfalen, wurden die Ausgrabungen nach Erscheinen seines Artikels fortgesetzt, wobei
sich der Eindruck der Südverbindungen noch verstärkt
habe und jetzt kein Zweifel mehr an einer spätbronzezeit-
Hochsauerlandkreis, 100 ein potenzieller Siedlungsplatz im Sauerland benannt werden, 101 wobei dieser
Verdacht noch durch Ausgrabungen überprüft werden müsste. Dort sind mehrere Verflachungen am
Hang erkennbar, bei denen es sich möglicherweise
um sogenannte Wohnpodien handelt, auf denen
relativ kleine Gebäude gestanden haben könnten. 102 Als Siedlungstyp könnte hier am ehesten
ein Weiler oder eine dorfartige Siedlung vorliegen.
Ansonsten zeigen sich dort anscheinend ähnliche
Lagebezüge wie bei den Siedlungsplätzen im Flachland – Nähe zu einem (kleinen) Fließgewässer und
vermutlich auch zu zeitgleichen Gräbern. 103 Vergleichbare Verhältnisse wären auch bei anderen
Siedlungen in diesem Raum zu erwarten. Bezüglich der kulturellen Stellung dieser Region ist der
Neufund eines spätbronzezeitlichen Lappenbeils
vom Typ Homburg aus Finnentrop, Kreis Olpe, 104
im Sauerland von großem Interesse, der zusammen mit anderen Funden (zumindest für den Lenneraum) politische und wohl auch kulturelle Verbindungen eher nach Süden in das heutige Hessen
als zum übrigen Westfalen belegen könnte. 105
lichen Datierung bestehe. In der Umgebung dürfte sich
auch mindestens ein Siedlungsplatz befunden haben.
100
Siehe Fundstelle 28 im Anhang.
101
Der Verfasser war vor etwa einem Jahrzehnt bei der Frage
nach einer bronzezeitlichen Besiedlung des Sauerlandes
noch skeptisch (Deiters 2008b, 74). Prinzipiell ist diese
jedoch gerade während der späten Bronzezeit plausibel,
denn in dieser Epoche gibt es in Mitteleuropa aus klimatischen Gründen einen Trend zur Besiedlung von Höhenlagen (vgl. Jäger 2009, 89–91). Allerdings gab es laut Speier
(basierend auf archäobotanischen Untersuchungen) im
südlichen Rothaargebirge einen gegenteiligen Trend bei
generell starkem Rückgang der Siedlungsaktivitäten in der
späten Bronzezeit im Vergleich zur mittleren Bronzezeit
(Speier 1994, 104).
102
Die potenziellen Wohnpodien sind jedenfalls deutlich zu
klein, als dass sie genügend Platz für Wohnstallhäuser
vom Typ Elp o. Ä. (s. o.) geboten haben könnten.
103
Erwähnenswert im Zusammenhang mit dem Sauerland
ist noch, dass es in der späten Bronzezeit im Gegensatz zu
anderen vorgeschichtlichen Epochen anscheinend keine
regelhafte Nutzung von Höhlen gegeben hat. Die einzige
dem Verfasser bekannte Höhle, für die eine spätbronzezeitliche Nutzung belegt ist, ist die Bilsteinhöhle bei
Warstein (s. u.). Von dort ist aber lediglich ein einzelner
Keramikfund bekannt, während Steinzeit und Eisenzeit
sehr viel stärker vertreten sind.
104
Zeiler/Jansen 2015; Baales/Cichy/Zeiler 2017, 32.
105
Der Typ Homburg gehört zur Gruppe der ober- bis endständigen Lappenbeile mit Öse. Kibbert zählt hierzu neben
dem Kerntyp auch die Varianten Oldendorf-Gössenheim
und Wallerfangen-Schönberg sowie eine (fast ausschließ-
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
dürfte sich höchstwahrscheinlich um Wohnstallhäuser handeln.
Hinsichtlich des Siedlungstyps scheinen Einzelgehöfte vorzuliegen, die wohl periodisch als Wandergehöfte etwas verlegt wurden. 95 Diese Fundstellen befinden sich alle in sandigem Gebiet nahe
der Ems im Münsterland. 96 In der Spätbronzezeit
wird dieser Bereich von Verlinde der Emskultur
zugeordnet, 97 wobei im Fundmaterial auch Fremdeinflüsse aus der Urnenfelderkultur bzw. vereinzelt
der Lausitzer Kultur 98 erkennbar sind.
Es ist unwahrscheinlich, dass sich diese Verhältnisse auf ganz Westfalen übertragen lassen,
wo teilweise völlig andere naturräumliche Voraussetzungen vorliegen und andere bzw. anders
gewichtete kulturelle Einflüsse vorherrschen. Aus
dem Sauerland liegen mittlerweile vermehrt Hinweise vor, dass dieser Raum in der späten Bronzezeit zwar dünn besiedelt war, aber enge Verbindungen mit dem Süden (Urnenfelderkultur)
hatte. Erst 2019 wurde bei Lennestadt, Kreis Olpe,
eine Nekropole – in exponierter Lage auf einer
Anhöhe oberhalb der Einmündung der Elspe in
die Lenne gelegen – teilweise untersucht, deren
Funde und Befunde diese engen Kontakte anzeigen. 99 Auch kann mittlerweile mit Sundern-Hövel,
349
350
Stephan Deiters
Der Typ Homburg wird in die ausgehende
Spätbronzezeit datiert (Stufe Wallstadt) und ist an
sich recht häufig nachgewiesen mit einem großen
Verbreitungsgebiet von der Schweiz im Süden bis
Dänemark im Norden und von Mittelfrankreich
im Westen bis Böhmen im Osten. 106 Allerdings ist
seine Seltenheit in fast ganz Nordrhein-Westfalen
im Gegensatz zu älteren Beiltypen mit ähnlich großem Verbreitungsgebiet auffällig, was laut Kibbert
auch auf verschwisterte Fundgattungen zutreffe
und er machtpolitisch (»eiserner Vorhang«) zu erklären versuchte. 107 Mittlerweile nicht mehr selten
ist dieser Typ bzw. eng verwandte Formen aber im
südwestfälischen Bergland, wobei die drei Fundorte – Hagen, Herscheid, Märkischer Kreis, und
Finnentrop, Kreis Olpe, 108 – alle nicht sehr weit
von der Lenne entfernt liegen, was kaum Zufall
sein kann. Da Kibbert den hessischen Bleibeskopf
als einen wahrscheinlichen Herstellungsort favorisiert, ergibt sich beim Blick auf die Fundkarte der
dringende Verdacht, dass die Verteilung dieser Beile wahrscheinlich von Süden über das hessische
Bergland nach Norden ins Sauerland hinein die
Lenne hinunter bis zur Ruhr (Hagen) erfolgt ist. 109
Da Kibberts machtpolitische Interpretation plausibel erscheint, muss wohl angenommen werden,
dass in der betreffenden Zeit der Lenneraum nicht
nur kulturell und wirtschaftlich, sondern auch politisch mit dem Süden verbunden war. Inwieweit das
auch für die vorangegangene Zeit zutreffen könnte,
muss vorerst offenbleiben. Darüber hinaus kann
der Schluss gezogen werden, dass anscheinend
die übrigen Teile Westfalen-Lippes und auch das
westlich angrenzende Rheinland in diesem Zeitabschnitt im Gegensatz zur Zeit davor schlechte
politische Beziehungen, um nicht zu sagen Feindschaft, mit dem Süden hegten. Es erscheint auch
nicht ausgeschlossen, dass das nordrhein-westfälische Flachland in dieser Zeit trotz relativer kultureller Heterogenität zumindest in lockerer Form
eine Art politische Einheit gebildet hat.
Die Möglichkeit von bewaffneten Konflikten
hatten für die Eisenzeit Südwestfalens aufgrund
einer deutlichen kulturellen Grenze zwischen
dem Norden und dem Süden ihres Arbeitsgebietes,
zahlreicher Höhenbefestigungen und einem Waffendepot auch schon Zeiler, Cichy und Baales in
Betracht gezogen. 110 Es ist anzunehmen, dass die
eisenzeitlichen Verhältnisse schon gegen Ende der
späten Bronzezeit ihren Anfang genommen haben.
Diese weitergehenden Schlussfolgerungen müssen
aber – zumindest vorerst – einen spekulativen Charakter behalten.
Vor diesem Hintergrund gewinnen die Interpretationsansätze in Bezug auf das zeitgleiche
oder vielleicht etwas ältere Depot vom Kaisberg in
Hagen mit seinen drei Bronzeschwertern 111 einen
neuen Aspekt. 112 Es erscheint möglich, dass diese Fundstelle an der Grenze zweier verfeindeter
Machtbereiche dieser Zeit lag. 113 Hier deuten sich
im Fundmaterial bedeutende Ereignisse und Entwicklungen an, die wohl dazu geführt haben, dass
die nördlicheren Teile Westfalens gegen Ende der
Spätbronzezeit den Kontakt mit dem Süden fast
gänzlich verloren. 114
lich in einem kleinen Teil Ostwestfalens vorkommende)
»Paderborner« Frühform; hinzu kommen die mit dem Typ
Homburg sehr eng verwandten Formen Geseke-Biblis und
Bacharach-Riesel (Kibbert 1984, 76–115; Taf. 87).
110
Zeiler/Cichy/Baales 2014, 114–115.
106
Vgl. Kibbert 1984, 83–114; Taf. 87.
111
107
Kibbert 1984, 106.
108
Vgl. die neuere Karte bei Zeiler/Jansen 2015, 59 Abb. 5.
109
Baales, Cichy und Zeiler nahmen allerdings kürzlich für
die südwestfälischen Funde der Beile vom Typ Homburg
eine Verbindung nach Norden bzw. Ostwestfalen an (Baales/Cichy/Zeiler 2017, 32) und vermuteten für das Beil
aus Finnentrop im Besonderen eine mögliche Verbindung
mit dem Heidenweg, einer alten Fernverbindung zwischen Köln und Kassel (vgl. auch Baales/Cichy/Zeiler
2017, Abb. 17). Diese Interpretation ist für den Verfasser
nicht nachvollziehbar, zumal die ostwestfälischen Funde
(anders als die südwestfälischen) fast alle zu einer typologischen Frühform (s. o.) gehören und somit wahrscheinlich einen etwas älteren Zeithorizont repräsentieren.
Die chronologische Bestimmung dieser Deponierung in
die Stufe Ha B kann als gesichert gelten (vgl. Jockenhövel 1997, 149–150), wobei Fleschenberg und Jockenhövel
zuletzt eine Datierung ins 10. Jahrhundert v. Chr. favorisierten (Fleschenberg/Jockenhövel 2008, 107).
112
Fleschenberg/Jockenhövel 2008, 108. Ältere Interpretationsansätze: Jockenhövel 1997, 150.
113
Schon Fleschenberg und Jockenhövel hatten die Möglichkeit eines Kriegsbeuteopfers ins Spiel gebracht (Fleschenberg/Jockenhövel 2008, 108).
114
Schon Aschemeyer vermutete auf Basis feinchronologischer Beobachtungen für das westliche Westfalen ein
weitgehendes Erlöschen des Einflusses der Urnenfelderkultur gegen Ende der späten Bronzezeit (Aschemeyer
1966, 40–45).
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
115
Simons führte die Seltenheit von Pfostenbauten in den
Lössgebieten des Niederrheins auf starke Bodenerosion
und die in den Metallzeiten üblichen von vornherein relativ geringen Pfostentiefen zurück (Simons 1989, 105). Mittlerweile konnten aber bei großflächigen Ausgrabungen im
Rheinland auch auf Lössböden – trotz Verlusten durch
fortschreitende Erosion – deutlich mehr spätbronzezeitliche Siedlungsplätze mit ausreichend erhaltenen Pfostenspuren nachgewiesen werden (vgl. Tutlies/Weber 2012,
328–331). Die Verhältnisse in den westfälischen Hellwegbörden dürften vergleichbar sein.
116
Vgl. Simons 1989, 94–96 (mit weiterführender Literatur).
In welchem Umfang tatsächlich in der westfälischen Hellwegzone während der Spätbronzezeit Getreide angebaut
wurde, muss vorerst offenbleiben. Dem Verfasser sind für
diese Zeitstufe keine archäobotanischen Untersuchungen
bekannt. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang
das völlige Fehlen von zeitgleichen Sichelfunden in diesem Gebiet, während aus anderen, teilweise benachbarten
Regionen Europas entsprechende Funde in großer Zahl
belegt sind, häufig aus Depots (guter Überblick: Arnoldussen/Steegstra 2015/2016). Aus den anderen Teilen
Westfalens gibt es aus dieser Zeit auch kaum Sichelfunde.
Im Westmünsterland etwa, in dem verschiedenen Pollendiagrammen zufolge definitiv Getreide angebaut wurde,
wenngleich es auch deutliche Anzeichen für eine hohe
Bedeutung der Viehhaltung gibt (vgl. z. B. Meurers-Balke/Kalis 2005), fehlen sie ebenfalls vollständig. Erstaunlicherweise konnten auch Simons und Ruppel für die Spätbronzezeit der Niederrheinischen Bucht überhaupt keine
Sichelfunde benennen, obwohl es dort offenbar Getreideanbau in großem Umfang gab (Simons 1989; Ruppel 1990).
Auch fehlen sie am unteren Niederrhein, wobei Weber zur
Vorsicht bei der Interpretation mahnte, aber zumindest
in Betracht zog, dass ihr dortiges Fehlen tatsächliche wirtschaftliche Bedingungen widerspiegeln könnte (Weber
1995, 65). Sollte dies zutreffen, hätte der Ackerbau dort
gar keine oder nur eine geringe Bedeutung gehabt.
Besiedlung der Aldenhovener Platte eine lockere
Streuung von Hofkomplexen (im Gegensatz zu
teilweise dorfartigen Strukturen anderer Zeitepochen), die jeweils aus mehreren kleinen Gebäuden
bestanden und periodisch verlagert wurden, wobei sie eine Übertragbarkeit der Ergebnisse für die
gesamte niederrheinische Bördenzone annahm. 117
Dieses Bild hat sich anscheinend – wenngleich
ausführliche Publikationen noch ausstehen – in
der Folgezeit im Rheinland weitgehend bestätigt,
da dort mittlerweile mehrere spätbronzezeitliche
Siedlungsplätze großflächig untersucht werden
konnten. Es ließen sich auf mehreren Hektar Fläche einige Phasen desselben »wandernden« Gehöftes (bestehend aus vier bis fünf gleichzeitigen Gebäuden) beobachten. 118 Allerdings hat sich gezeigt,
dass es im Rheinland in der späten Bronzezeit eine
stärkere Durchmischung der Hauslandschaften
gab, als in der Vergangenheit bekannt war, denn
auch auf Lössböden konnten dort vereinzelt größere Häuser (Wohnstallhäuser?) beobachtet werden. 119
Der etwa 25 km östlich von Unna-Uelzen gelegene Siedlungsplatz Soest-Ardey, Kreis Soest, zeigt
zumindest für die darauffolgende Eisenzeit, 120 dass
prinzipiell auch in den westfälischen Lössgebieten
mit Wohnstallhäusern zu rechnen ist. Durchaus
denkbar wäre daher, dass es in der Spätbronzezeit
in den westfälischen Lössgebieten ein Nebeneinander verschiedener Wirtschafts- sowie Haus- und
Siedlungsformen gegeben hat. 121
Anlass zu dieser Annahme gibt auch eine genauere Betrachtung der spätbronzezeitlichen Gräberfelder in dieser Region, wobei insbesondere
117
Vgl. Simons 1989, 101–129. 170–178. 194–196; Ruppel konnte kaum weitere spätbronzezeitliche Gebäude namhaft
machen. Seine Beobachtungen scheinen Simons (s. o.) zu
bestätigen (Ruppel 1990, 63–64). Erwähnenswert ist noch,
dass im Indetal bei Inden-Altdorf, Kreis Düren, in den
Jahren 2008 und 2009 zwei spätbronzezeitliche Gehöfte
untersucht wurden, die jeweils palisadenumwehrt waren
und als mögliche »Herrenhöfe« interpretiert werden (Tutlies/Weber 2012, 330).
118
Tutlies/Weber 2012, 329.
119
Tutlies/Weber 2012, 331. Der Beschreibung nach könnten
die fraglichen Gebäude zumindest teilweise dem Typ Elp
nahestehen.
120
Vgl. Halpaap 1994.
121
Die oben erwähnte Durchmischung der Hauslandschaften
im Rheinland könnte nach Ansicht des Verfassers auch
auf ein Nebeneinander verschiedener Wirtschaftsformen
zurückzuführen sein.
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Die Siedlungsverhältnisse in Unna-Uelzen
und der westfälischen Lösszone im Allgemeinen
sind nicht klar, denn dort konnten – wohl in erster
Linie aufgrund schlechter Erhaltungsbedingungen 115 – noch keine spätbronzezeitlichen Gebäudegrundrisse untersucht werden. Es erscheint angesichts der fruchtbaren Böden und der teilweise
stark »urnenfeldisch« geprägten Keramik durchaus
möglich, dass die Wirtschafts- und Siedlungsweise der spätbronzezeitlichen Menschen mehr den
Verhältnissen der niederrheinischen Lössgebiete
glich, wo archäobotanischen Untersuchungen
zufolge Getreideanbau die Ernährungsgrundlage
bildete und Viehzucht eine weniger wichtige Rolle
spielte. 116 Bei den eigentlichen Siedlungen wären
dann auch nicht unbedingt die aus dem Münsterland bekannten großen dreischiffigen Wohnstallhäuser zu erwarten, sondern eher Gebäude, die denen in den niederrheinischen Lössbörden ähneln.
Simons konstatierte für die urnenfelderzeitliche
351
352
Stephan Deiters
Dortmund-Oespel zu nennen ist, das als die am
besten erforschte spätbronzezeitliche Nekropole
der Hellwegbörden gelten kann. 122 In Oespel sind
verschiedene kulturelle Einflüsse erkennbar: Die
Grabeinhegungen finden ihre Entsprechungen
größtenteils in der Emskultur und der Niederrheinischen Grabhügelkultur 123 sowie davon beeinflussten Gebieten. Die Funde haben Parallelen in der
Niederrheinischen Grabhügelkultur, der Urnenfelderkultur, der Emskultur und teilweise auch im
Nordischen Kreis. Es darf dabei nicht vergessen
werden, dass hinter solchen »Einflüssen« nicht nur
Kommunikation, Handelsbeziehungen u. Ä. stehen, sondern häufig auch migrierte Menschen. 124
Manche Funde (insbesondere Bronzen) könnten
einfach importiert oder kopiert worden sein, aber
gerade bei Keramikgefäßen, die zumeist die Masse des Fundmaterials ausmachen, ist in der Regel
von einer mehr oder weniger lokalen Herstellung
auszugehen. 125
Hinsichtlich der spätbronzezeitlichen Bronzefunde Westfalens lassen sich je nach Fundgattung in unterschiedlicher Intensität Importe bzw.
Einflüsse aus verschiedenen Himmelsrichtungen
bzw. Kulturen erkennen. So sind beispielsweise die
meisten der (relativ seltenen) Schwerter Importe
aus der Urnenfelderkultur, wenige andere, nur an
der Weser vertretene Stücke stammen aus Westeuropa, bei einer geringen Anzahl anderer Schwerter
122
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
123
124
125
Brink-Kloke/Heinrich/Bartelt 2006. Es wurde eine Fläche von insgesamt etwa 5,2 ha ergraben, auf der bei relativ guten Erhaltungsbedingungen 269 Bestattungen und
69 Grabeinhegungen untersucht wurden (Brink-Kloke
2006). Die Belegung umfasst die Stufen Ha A und Ha B,
nach 14C-Daten anscheinend das 13.–9. Jahrhundert v. Chr.
(Heinrich/Bartelt 2006, 50–53).
Dass die Niederrheinische Grabhügelkultur relativ stark
durch die Urnenfelderkultur beeinflusst ist, wird allgemein anerkannt (vgl. z. B. Ruppel 1985). Inwieweit sie als
eigenständige Kulturgruppe zu sehen ist oder als Randgruppe der Urnenfelderkultur verstanden werden sollte
(so trägt z. B. die Dissertation von Desittere den charakteristischen Titel »De urnenveldencultuur in het gebied
tussen Neder-Rijn en Noordzee« [Desittere 1968]), ist in
der Forschung aber seit Langem umstritten, ohne dass
die Diskussion zu einem Abschluss gekommen wäre
(vgl. z. B. Ruppel 1985; Weber 1995, 63 [jeweils mit älterer
Literatur]).
handelt es sich wiederum wohl um regionale Produkte. 126 Bei den (ebenfalls relativ seltenen) Lanzenspitzen überwiegen Typen der Urnenfelderkultur etwas gegenüber solchen aus dem Norden. 127
Die vielen Beile dürften Importe aus unterschiedlichen Himmelsrichtungen und teilweise auch
regionale Produktionen darstellen. 128 Die wenigen
Bronzebecken sind prinzipiell nordische Formen
und werden von Höckmann größtenteils 129 als
einheimische Produktionen eines aus Nordniedersachsen zugewanderten Handwerkers bzw. seiner
Werkstatt (»Emswerkstatt«) interpretiert. Diesem
wird auch ein Fund aus dem niedersächsischen
Emsbüren-Gleesen und indirekt auch einer aus
dem niederländischen Drouwen zugeschrieben,
während das Becken aus Bad Driburg, Kreis Höxter, Beziehungen nach Nordosten (Mecklenburg/
Brandenburg) erkennen lässt. 130 Die Bronzeamphore aus Gevelinghausen hat (größtenteils weit
entfernt liegende) Parallelen im Osten und Süden
und ist zweifellos importiert worden. Sie wurde
wahrscheinlich in einer nordalpinen Toreutenwerkstatt, also im Bereich der Urnenfelderkultur,
hergestellt. 131 Bei den zahlreichen Rasiermessern
handelt es sich hauptsächlich um nordische Formen, in geringerem Umfang auch um süddeutsche, wobei manche Stücke importiert und andere
einheimische Nachahmungen sein mögen. 132
5.3 Zu den Lebensumständen der spätbronzezeitlichen Bewohner Westfalens und Fragen der Demografie
Wichtig sind weiterhin auch die demografischen
Berechnungen für Dortmund-Oespel: Kunter hat
als Bestattungsgemeinschaft 124 gleichzeitig lebende Personen errechnet (darunter viele Subadulte),
126
Vgl. Bunnefeld 2015, bes. 39–41.
127
Vgl. Bunnefeld 2012, bes. 166–168.
128
Vgl. Kibbert 1984.
129
Mitunter gewinnt man als Leser den Eindruck, als ob
manche Forscher sehr abstrakte Vorstellungen von solchen »Einflüssen« hätten. Einen positiven Gegenpol dazu
bietet z. B. Höckmann 2012.
Dies betrifft die Funde aus Münster-Gittrup, Rheda-Wiedenbrück-Nordrheda, Kreis Gütersloh, und wohl auch ein
kleines Fragment aus Saerbeck, Kreis Steinfurt.
130
Krausse-Steinberger 1990.
131
Jockenhövel 1974.
In diesem Sinne z. B. auch schon Aschemeyer 1966, 40.
132
Jockenhövel 1980.
die »rund sechs [sic?] Kernfamilien« entsprechen
sollen. 133 Diese Werte mögen hoch erscheinen, 134
sie passen aber zu Untersuchungsergebnissen von
Roymans und Theuws, die davon ausgehen, dass
die meisten Gräberfelder der Niederrheinischen
Grabhügelkultur von drei bis sechs Hausgemeinschaften belegt wurden, 135 sodass Oespel im dort
üblichen Rahmen läge 136.
Darüber hinaus sind die Individualdiagnosen
der Leichenbrände von Oespel von großer Bedeutung. Die Menschen waren anscheinend regelhaft
sehr muskulös, hatten einen starken Knochenbau
(Knochenrobustizität) und erreichten relativ große
Körperhöhen (Männer im Durchschnitt 172,7 cm,
Frauen 159,2 cm) bei größerem Geschlechtsdimorphismus als heute üblich. 137 Die körperliche
Konstitution war anscheinend generell gut. Und
wer die Kindheit überlebt hatte, konnte mit hoher
Wahrscheinlichkeit relativ alt werden.
133
Kunter 2006, 70. Diese Werte beruhen auf verschiedenen
Annahmen. Die beiden wichtigsten sind, dass etwa 50 %
der Nekropole archäologisch untersucht wurden und dass
subadulte Individuen stark unterrepräsentiert sind, sodass
die entsprechenden Werte bei der Berechnung entsprechend ergänzt wurden. Nach Mielke wurde hingegen nur
maximal ein Viertel der Bestattungen nicht erfasst und
er geht von ursprünglich 300 bis 330 Bestattungen aus
(Mielke 2018, 113). Nach Ansicht des Verfassers kommt
Kunters Einschätzung der Realität wesentlich näher (vgl.
die Übersichtspläne bei Mielke 2018, 113 Abb. 5; BrinkKloke/Heinrich/Bartelt 2006, 13 Abb. 3).
134
Jockenhövel ist von höchstens 20–40 Personen pro Gemeinschaft bei einer angenommenen Bevölkerungsdichte
von 1,5–5 Personen pro km² (übernommen von Verlinde
1987, 322–327) im nordwestdeutschen Raum während der
späten Bronzezeit und der frühen Eisenzeit ausgegangen
(Jockenhövel 1995, 206). Der für Oespel ermittelte Wert
liegt deutlich darüber, sodass zumindest dort mit einer
höheren Bevölkerungsdichte zu rechnen ist. Es kann noch
ergänzt werden, dass für die großflächig, aber keineswegs
vollständig ergrabene Nekropole Borken-Hoxfeld im Westmünsterland auch höhere Werte angenommen werden;
laut Precht ca. 46 bis 72 gleichzeitig lebende Individuen
(Precht 2013, 307. 325–326).
135
Roymans/Theuws 1999, 36.
136
Die ca. 45 km westlich von Oespel gelegene Nekropole von
Duisburg-Wedau umfasste wahrscheinlich Tausende von
Bestattungen und war damit wesentlich größer. Vieles zu
diesem Fundplatz ist jedoch unbekannt, da dort vielfach
schon im 19. Jahrhundert von Laien ohne nähere Dokumentation gegraben wurde. Es ist daher z. B. unklar, ob
es sich nicht eher um mehrere, relativ eng beieinanderliegende Gräberfelder handelt. Mielke vermutet, dass der
Ort aufgrund seiner Lage – nahe der Mündung der Ruhr
in den Rhein und unweit des Hellwegs – eine besondere
Bedeutung hatte (Mielke 2018, 113–114).
137
Vgl. Kunter 2006, bes. 58–63 Tab. 1; 73–74.
Die hohe Knochenrobustizität, die bei allen
männlichen und bei fast allen weiblichen Individuen mit erwachsenem Sterbealter aus DortmundOespel festgestellt wurde, 138 lässt darauf schließen,
dass die Bestatteten zum einen eine entsprechende genetische Disposition gehabt, zum anderen
körperlich hart gearbeitet haben müssen. Zugleich muss die Ernährungslage generell relativ
gut gewesen sein, denn ohne viel Eiweiß – wahrscheinlich in Form von Fleisch und/oder Milchprodukten – wäre eine derartige Robustizität kaum
denkbar. Dies wiederum lässt auf einen bedeutenden Anteil der Viehwirtschaft im Rahmen der landwirtschaftlichen Versorgung schließen; vielleicht
waren auch Jagd und Fischfang nicht unbedeutend.
Da diese Beobachtungen fast auf alle erwachsenen Individuen von Dortmund-Oespel zutreffen,
unabhängig davon, ob es sich um solche mit sehr
einfacher Grabausstattung handelt oder solche, die
man aufgrund besonderer Beigaben oder aufwendiger Grabanlagen vielleicht als lokale Elite interpretieren könnte, lässt sich zudem folgern, dass
die Lebensbedingungen für alle recht ähnlich gewesen sein müssen. Die soziale Differenzierung
innerhalb der Bestattungsgemeinschaft war also
anscheinend nicht sehr groß. 139
Ähnliche Beobachtungen wie in Oespel ließen
sich auch bei Gräberfeldern im westlichen Münsterland und der Hellwegzone machen. Dem Verfasser sind entsprechende Untersuchungen an drei
Gräberfeldern in Borken im Westmünsterland und
Ense-Bremen, Kreis Soest, bekannt. 140 Auch hier
führte Kunter die anthropologischen Untersuchungen durch. Die veröffentlichten anthropologischen
Analyseergebnisse zu anderen Fundplätzen sind
oftmals nicht detailliert genug, um vergleichbare
Aussagen treffen zu können. Problematisch ist
auch der Umstand, dass manche entsprechenden
Analysen bislang unveröffentlicht geblieben sind,
wobei insbesondere bei großflächig ergrabenen
Nekropolen mit zahlreichen spätbronzezeitlichen
138
Vgl. Kunter 2006, bes. 58–63 Tab. 1; 73.
139
Schon Jockenhövel hatte – allerdings aufgrund der archäologischen Evidenz – eine starke hierarchische Differenzierung der Gesellschaft weitgehend ausgeschlossen
(Jockenhövel 1995, 206).
140
Borken: Deiters 2000; Precht 2013, 15–17. 289–310;
Ense-Bremen (Publikation durch den Verfasser in
Vorbereitung).
353
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
354
Stephan Deiters
Bestattungen wie Warendorf-Neuwarendorf, Kreis
Warendorf, 141 wichtige Aufschlüsse zu erwarten
wären.
Im Zentralmünsterland waren die Lebensumstände hingegen wohl weniger günstig. Hier ist
vor allem das an der Ems gelegene Gräberfeld
von Münster-Gittrup zu nennen. Die anthropologischen Analysen wurden zwar nicht ausführlich
veröffentlicht, aber laut Kunter sind an den dortigen Leichenbränden auffällig oft verschiedene
krankhafte Veränderungen erkennbar und das
durchschnittliche Sterbealter ist geringer als bei
westfälischen Gräberfeldern dieser Zeit sonst üblich. 142 Dies spricht insgesamt für härtere (oder
ungleichere?) Lebensbedingungen als etwa in
Dortmund-Oespel. 143 Gleichzeitig ist die Nekropole
von Münster-Gittrup für westfälische Verhältnisse
relativ »reich« mit Beigaben ausgestattet; 144 inwiefern hier ein Zusammenhang zu sehen ist, muss
jedoch offenbleiben.
5.4 Ein polykulturelles Westfalen?
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Wichtig ist ferner die Betrachtung der zeitgleichen Siedlungsstellen aus der näheren Umgebung. Bekannt sind diese bislang allerdings nur
aus dem weiteren Umfeld von Oespel, von denen
angenommen werden muss, dass die dortigen Bewohner ihre Verstorbenen in anderen Nekropolen
bestatteten. Es handelt sich dabei um Fundstellen
aus Bochum, Castrop-Rauxel, dem Dortmunder
Osten (Asseln und Wickede) und eben Unna-Uelzen. Das keramische Fundmaterial dieser Plätze
lässt sich vielfach der Urnenfelderkultur zuweisen, in Bochum sind zusätzlich nördliche Ein-
145
Darüber hinaus wurden in der Nekropole von TelgteRaestrup (ca. 20 km südöstlich von Gittrup, ebenfalls an
der Ems) bei zwei Kindern und einem Jugendlichen Cribra orbitalia beobachtet, die als Folge anämischer Zustände begriffen werden können (Herrmann 1981, 128). Ein
möglicher Grund für Anämie ist Mangelernährung. Sie
kann aber auch das Symptom einer anderen Erkrankung
sein. Aufgrund der relativen Seltenheit (3 von 157 Individuen [entspricht ca. 1,9 %]) in Telgte kann nicht zwingend
von Mangelernährung bei den betreffenden Individuen
ausgegangen werden.
Höckmann hat die Bedeutung der Vechte als natürlichem Verbindungsweg zur niederländischen Provinz
Drenthe herausgestellt und aufgrund der Verteilung von
Bronzefunden (Höckmann 2012, 87 Abb. 22) auch einen
Landweg (»Halterner Weg«) vermutet, der in der späten
Bronzezeit den Oberlauf der Vechte, an dem die Schöppinger Fundstellen liegen, mit der Lippe verbunden habe
(Höckmann 2012, 91. 95).
146
Vgl. Aschemeyer 1966, 5; Taf. 35, 3; Voss 1967, 57–58. 128–
129 Nr. 171. 177; Taf. 31; 34–35; Herring 1996; Sicherl
2014, 80.
147
Vgl. Lange 1983; Bérenger 2008.
148
Koopmann 2004, 77. 78 Abb. 50; Sicherl 2014, 79.
Vgl. Mecke 2008a; Mecke 2008b.
149
David/David-Hennig 1971.
141
Vgl. Rüschoff-Thale 2004, 15 mit Anm. 127.
142
Kunter 2008, 153.
143
144
flüsse erkennbar. Verglichen mit der zeitgleichen
Funeralkeramik aus Oespel erscheint bei diesen
Siedlungsplätzen jedenfalls Fundmaterial der Urnenfelderkultur stark überrepräsentiert zu sein.
Ähnliches wie für Dortmund und Umgebung
gilt anscheinend auch für andere Teile Westfalens.
Exemplarisch sei hier für das Münsterland Schöppingen-Ramsberg, Kreis Borken, genannt, wo
zeitgleiche Siedlungs- und Grabfunde von Urnenfelder- und Emskultur – an einem möglicherweise bislang unterschätzten Verkehrsweg 145 – dicht
beieinanderliegen. 146 Für Ostwestfalen ist das Gräberfeld von Höxter-Godelheim anzuführen, das am
Kreuzungspunkt zweier wichtiger Verkehrswege
liegt. Dort lassen Funde und Befunde Beziehungen nach Mitteldeutschland, Nordhessen und zum
Niederrhein erkennen, nicht aber zur Emskultur. 147
Ein Siedlungsplatz befindet sich ebenfalls in unmittelbarer Nachbarschaft. 148
Hier stellt sich natürlich die Frage, wie dieses
relativ kompliziert und heterogen erscheinende
Gesamtbild zu erklären ist, wobei ethnografische
Vergleiche zum Verständnis hilfreich sein können.
Dies soll im Folgenden anhand eines Fallbeispiels
veranschaulicht werden. Es handelt sich dabei
um einige Beobachtungen, die David und DavidHennig in den ausgehenden 1960er-Jahren im
Norden Kameruns machten, als die dortige Gesellschaft noch starke prähistorische Züge aufwies. 149
Hauptziel der Studie war es, Erkenntnisse über
die Herstellung und Lebensdauer von Keramik zu
gewinnen, die zu dieser Zeit noch von den Bewohnern der Region selbst hergestellt wurde, wobei
auch soziale, kulturelle und ökonomische Strukturen aus Sicht der prähistorischen Forschung
beschrieben wurden. David und David-Hennig
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
150
Für dieses Volk werden eine Vielzahl von Bezeichnungen/
Namensschreibungen verwendet, die häufig mit Ful- oder
Fel- beginnen. Im deutschsprachigen Raum wird heute oft
die Bezeichnung Fulbe verwendet.
151
David/David-Hennig 1971, bes. 292.
152
David/David-Hennig 1971, 291.
153
David/David-Hennig 1971, 291.
154
David/David-Hennig 1971, 297. 313.
155
David/David-Hennig 1971, 293–294. 315.
bedingt an eine Ethnie gebunden gewesen wäre. 156
Die Stücke hatten einen geringen materiellen Wert
und erfuhren auch sonst kaum Wertschätzung, 157
aber die Erzeugnisse der Gisiga erfreuten sich offenbar höherer Beliebtheit, weil sie eine deutlich
bessere Qualität und Haltbarkeit als die anderen
hatten und wohl auch ästhetisch ansprechender
erschienen. 158 Dementsprechend war in Bé der
Anteil an Gisiga-Keramik deutlich höher als der
Anteil der Gisiga an der Bevölkerung, 159 was auch
in einem hypothetischen archäologischen Fundbild zu einer deutlichen Überrepräsentierung der
Gisiga geführt hätte. Hinzu kommen noch Keramikerzeugnisse von Angehörigen der Fali, die zwar
am Ort selbst gar nicht vertreten waren, von denen man aber Gefäße auf einem 22 km entfernten
Markt kaufte. Die Fali stellten mit wenigen Ausnahmen für den Verkauf an Ful Nachahmungen
von Ful-Gefäßen her, allerdings in deutlich besserer Qualität als die Originale. 160
Bemerkenswert ist, dass viele Typen des lokalen Formenspektrums für einen bestimmten Gebrauchszweck vorgesehen waren. So gab es etwa
verschiedene Formen von Kochtöpfen, darunter
eine kleine Form nur zum Kochen von Soßen, Gefäße zum Transport und zum Aufbewahren von
Wasser, einen Gefäßtyp zum Aufbewahren von
Honig, andere für die Bierherstellung 161 oder für
kultische Zwecke sowie eine Form, mit der man
Glut beim Nachbarn holte, wenn das eigene Herdfeuer verloschen war. 162 Bei manchen dieser Formtypen hätte ein Archäologe kaum eine Chance, den
damit verbundenen Gebrauchszweck zu erkennen.
Es zeigte sich auch, dass die durchschnittliche Lebensdauer der Gefäße stark von ihrem Gebrauchszweck abhängig war – beispielsweise zerbrachen
156
David/David-Hennig 1971, 293–297.
157
David/David-Hennig 1971, 314.
158
David/David-Hennig 1971, 296 –297.
159
David/David-Hennig 1971, 313. Allerdings gingen die
Autoren auch davon aus, dass die Gisiga und mit ihnen
ihre Keramik von den Ful absorbiert werden würden (wie
schon viele andere Stammesgruppen vor ihnen), falls
nicht weitere Gisiga-Familien einwanderten.
160
David/David-Hennig 1971, 312. 315.
161
Die Nicht-Muslime produzierten Bier für den Eigenbedarf.
Siehe dazu David/David-Hennig 1971, 291. 302.
162
David/David-Hennig 1971, 297–302.
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
untersuchten dabei exemplarisch die Verhältnisse
im Dorf Bé, dem Hauptort eines Häuptlingstums
mit etwa 6000 Einwohnern. Bé hatte zu dieser Zeit
insgesamt 305 Einwohner, die drei verschiedenen
Ethnien – Ful 150, Gisiga und Lamé – angehörten,
wobei die große Mehrheit (243 bzw. fast 80 %) zu
den Ful zählte. 151 Es ist bekannt, dass die Ful in
der Vergangenheit bereits viele Angehörige zahlreicher verschiedener Ethnien (darunter einige als
Sklaven) assimiliert hatten, was sich auch in ihrer materiellen Kultur widerspiegelte. 152 Sie waren
erst relativ spät sesshaft geworden und hatten sich
von einem Volk nomadisierender Hirten zu einem
Volk von Ackerbauern gewandelt, wobei ein kleiner
Teil noch saisonal mit seinem Vieh auf der Suche
nach guten Weidegründen umherzog. 153 Zur Zeit
der Studie gab es noch eine familienweise Einwanderung durch fremde Stammesangehörige (u. a.
Gisiga) in die relativ dünn besiedelte Gegend. 154
Von sprachlichen Verständigungsschwierigkeiten
zwischen den Ethnien ist in der Studie keine Rede.
Erwähnenswert ist noch, dass es sich bei der Mehrzahl der Dorfbewohner um Muslime handelte,
zumindest ein Teil der Lamé aber christlich oder
heidnisch war.
Getöpfert wurde in Bé ausschließlich von erwachsenen Frauen, die es bereits in ihrer Kindheit
erlernt hatten. Allerdings beherrschten überhaupt
nur weniger als 10 % der Frauen am Ort dieses
Handwerk. Die Tätigkeit wurde nur unregelmäßig
und ungern mangels besserer Alternativen als Nebenbeschäftigung ausgeübt. Die Töpferinnen waren stets relativ arm und standen auch in sozialer
Hinsicht eher am Rande der Gesellschaft. 155 Frauen
aller drei oben genannten Ethnien stellten Keramikgefäße her, wobei die Erzeugnisse jeder Ethnie
charakteristische Eigenheiten hatten, sodass sich
die Gefäße gut voneinander unterscheiden ließen,
ohne dass die Benutzung der Keramik dabei un-
355
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
356
Stephan Deiters
Kochtöpfe sehr viel schneller als Vorratsgefäße, die
normalerweise gar nicht bewegt wurden, was aus
archäologischer Sicht zu einer Überrepräsentierung kurzlebiger Typen bzw. Unterrepräsentierung
langlebiger Typen im Fundspektrum führen würde. 163 Zu erwähnen ist ferner die Beobachtung, wonach die Töpferinnen von Bé auch innerhalb eines
einzigen Brandes Gefäße des gleichen Typs formal
variierten, was im Falle einer hypothetischen archäologischen Auswertung des Fundmaterials bei
einer allzu detaillierten Typologie zu einer unsinnigen Aufteilung in verschiedene Typen führen
könnte. 164 Sehr bemerkenswert ist außerdem die
Beobachtung, wonach eine Lamé-Töpferin, die in
Bé eine Zeit lang sozial isoliert war und sich um
Anpassung bemühte, Keramikformen schuf, die
als typologische Hybride zwischen Ful- und LaméFormen gelten können. 165 David und David-Hennig
folgern zu Recht, dass ähnliche Verhältnisse wie in
Bé in einer vorgeschichtlichen Situation die archäologische Forschung vor komplexe Interpretationsprobleme stellen würden. 166 Eine zumindest in groben Zügen vergleichbare Situation ist anscheinend
in der späten Bronzezeit Westfalens gegeben. 167
Funde und Befunde zeigen an, dass Westfalen – im Besonderen die Lösszone – von den Trägern verschiedener archäologischer Kulturen mit
lokal unterschiedlicher Gewichtung besiedelt war.
Die gemeinsame Belegung von Gräberfeldern deutet darauf hin, dass es keine fundamentalen religiösen Unterschiede zwischen diesen Gruppen gab.
Auch innerhalb der Nekropolen lässt sich keine
bewusste Abgrenzung voneinander in nennenswertem Umfang erkennen – die kulturellen Unterschiede waren offenbar zumindest auf lokaler
Ebene kein großes Hindernis bei der Bildung von
Gemeinschaften. Dennoch ist kleinräumig eine
recht ausgeprägte Vielfalt festzustellen. 168
163
David/David-Hennig 1971, 308–311.
164
David/David-Hennig 1971, 316–317.
165
David/David-Hennig 1971, 316.
166
David/David-Hennig 1971, 297.
167
Dies betrifft zum einen die Vielfalt an verschiedenen Keramiktraditionen und daraus entstehenden Hybriden als
auch wahrscheinlich die Vielfalt beteiligter Ethnien.
168
Mielke betonte den Aspekt der lokalen Vielfalt, wobei er
sich in erster Linie auf den Raum zwischen Ruhr und
Lippe bezieht, in dem auch Unna liegt (Mielke 2018, 109).
Darüber hinaus ist durch die immer wieder zu
beobachtende Anlehnung der spätbronzezeitlichen
Gräberfelder an ältere Grabmonumente auch der
regelhafte Versuch einer Traditionsbildung auf
lokaler Ebene erkennbar: Man bestattete dort, wo
eigene oder fremde Vorfahren ebenfalls schon
bestattet hatten, möglicherweise um eine Art legitimen Besitzanspruch auf das Land zu demonstrieren. 169
Diese Vielfalt archäologischer Kulturen ist kaum
ohne Migration170 in erheblichem Umfang ins heutige Westfalen hinein zu erklären. Wahrscheinlich
wanderten im Laufe der späten Bronzezeit immer
wieder Menschen ein,171 wobei es anscheinend in
der Stufe Ha B1 einen starken Zulauf aus südlicher
Richtung (Urnenfelderkultur) gab. Der deutliche
Anstieg der Bevölkerungszahl und -dichte in Westfalen von der mittleren zur späten Bronzezeit, der
sich im archäologischen Fundbild172 ebenso wie
169
Jockenhövel 2003, 96–97.
170
Allgemein zum Thema Migration: Wehrhahn/Sandner
Le Gall 2021, 106–160. Hierbei ist zu bedenken, dass es
aus der Forschungsgeschichte zahlreiche Beispiele für
ideologisch-politisch motivierte bzw. beeinflusste (Fehl-)
Deutungen gibt (vgl. z. B. Härke 1997). Es ist wohl
eine Illusion anzunehmen, dass die heutige Forschung
völlig frei davon sei (vielfach unbewusst), wobei sich
der Verfasser selbst keineswegs ausnehmen möchte.
Hier scheint ein Zitat von George Orwell angebracht zu
sein: »At any given moment there is an orthodoxy, a body
of ideas which it is assumed that all right thinking people will accept without question.« (https://www.nytimes.
com/1972/10/08/archives/the-freedom-of-the-press-orwell.
html).
171
Vgl. z. B. Burmeister 2017.
172
Hier ist eine differenzierte Betrachtung notwendig. In
der Literatur findet sich die Aussage, dass es für die späte
Bronzezeit ein vorgeschichtliches Fundstellenmaximum
gäbe, das erst wieder im Hochmittelalter erreicht werde
(Wilhelmi 1983, 62; Höckmann 2012, 48). Tatsächlich
sind aktuell in Westfalen-Lippe 536 spätbronzezeitliche
Fundstellen bekannt, für die vorangegangenen Zeitstufen sind es z. T. deutlich weniger (frühe Bronzezeit: 269
Fundstellen, ältere Bronzezeit: 392 Fundstellen, mittlere
Bronzezeit: 126 Fundstellen). Exemplarisch sei hier ein
Vergleich mit der ähnlich lange währenden jüngeren
Eisenzeit angeführt. Aus dieser sind 490 Fundstellen bekannt, also etwas weniger. Betrachtet man nur die Gräber
bzw. Grabfunde, dann sind es für die späte Bronzezeit
344 Fundstellen, für die jüngere Eisenzeit aber nur 57
(hingegen 96 Fundstellen mit Siedlungsbefunden, also
sehr viel mehr als für die späte Bronzezeit [vgl. Liste der
spätbronzezeitlichen Siedlungsplätze in Westfalen im Anhang]). Ähnliches gilt auch für den Vergleich mit anderen
Zeitabschnitten (alle Rechercheergebnisse stammen aus
der Datenbank der LWL-Archäologie für Westfalen [Stand
13. September 2021], allerdings ist für die Eisenzeit noch
keine Recherche nach dem neuesten Chronologieschema
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
für Westfalen [Cichy u. a. 2015] möglich). Auf ein Bevölkerungsmaximum für die späte Bronzezeit lässt sich
archäologisch nur aufgrund der Gräber bzw. Grabfunde
schließen (kritische Überlegungen dazu: Louwen 2021,
220–224). Die entsprechenden Nekropolen sind anscheinend in der Regel auch deutlich größer als solche aus anderen Zeitabschnitten, d. h. sie umfassen zumeist deutlich
mehr Bestattungen. Typischerweise enden die Gräberfelder nicht in der späten Bronzezeit, sondern laufen meist
bis in die Eisenzeit hinein weiter. Dies gilt jedoch nicht
überall in Westfalen gleichermaßen: Einige Teilbereiche
waren anscheinend in der späten Bronzezeit nur schwach
oder praktisch gar nicht besiedelt, die gleichen Teilbereiche zu anderen Zeiten aber wohl bzw. deutlich stärker
(s. u.).
173
174
Die Pollendiagramme lassen für die Spätbronzezeit in
weiten Teilen Westfalens auf eine deutliche Zunahme
von Siedlungs- und anthropogenen Nutzflächen schließen (Kramm 1978, bes. 22–27; Barth 2002, bes. 77–78;
Meurers-Balke/Kalis 2005, bes. 84–85. 88–89). Für das
südliche Rothaargebirge konstatierte Speier dagegen zwar
keinen völligen Abbruch der Siedlungsaktivitäten im gleichen Zeitraum, aber doch einen sehr starken Rückgang
gegenüber der mittleren Bronzezeit (Speier 1994, 102–104).
Auch bei einem neuen Pollenprofil vom Kleinen Wähbach
am Giller im siegerländischen Rothaargebirge ist ein nachlassender menschlicher Einfluss ab ca. 1200 v. Chr. zu beobachten (Stobbe 2018, 219).
Aus der westfälischen Hellwegzone liegen nach Wissen
des Verfassers keine Pollendiagramme vor. Es gibt wohl
aber bodenkundliche Untersuchungen, die auf verbreitete
Brandrodungsaktivitäten während des Neolithikums und
der Bronzezeit schließen lassen. Zumindest im Dortmunder Raum sind diese in der späten Bronzezeit verstärkt
nachzuweisen (vgl. Kasielke/Poch/Wiedner 2019, bes.
306 Abb. 11). Auch dies dürfte wohl als Beleg für ein Bevölkerungsmaximum in dieser Zeit gewertet werden können.
175
So hatte beispielsweise laut Kunter die Bestattungsgemeinschaft von Dortmund-Oespel nur ein geringes demografisches Wachstumspotenzial (Kunter 2006, 70).
176
Schoenfelder konstatierte für den unteren Niederrhein:
»In dieser Zeit, d. h. [...] späte Bronze- und frühe Eisenzeit, wächst die Zahl der Fundstellen sprunghaft an, so
daß eine Bevölkerungsexplosion – bedingt durch günstige klimatische Verhältnisse und/oder Kolonisierung
bzw. kulturelle/politische Einflüsse durch das Kerngebiet
der süddeutschen Urnenfelderkultur – anzunehmen ist«
(Schoenfelder 1989, 261). Nach Roymans und Kortlang
sei das Siedlungsgebiet im Niederrheingebiet im Laufe der
Urnenfelderperiode nach und nach erweitert worden und
habe sich schließlich im Vergleich zur Mittelbronzezeit
etwa verdreifacht (Roymans/Kortlang 1999, 38). Nach
Tutlies und Weber lässt das archäologische Fundbild des
Rheinlandes auf eine ähnliche Entwicklung schließen: In
der mittleren Bronzezeit war die Besiedlung noch dünn,
in der Stufe Ha A lässt sich zunächst nur ein leichter An-
die niederländische Provinz Drenthe 177. Für Belgien hat Leclercq sogar regelrechte Koloniegründungen, ähnlich wie sie aus dem Mittelmeerraum
bekannt sind, durch Träger der Urnenfelderkultur
in Betracht gezogen. 178
Sicherlich kam es bei den Wanderbewegungen
ins heutige Westfalen zumindest vereinzelt auch
zu bewaffneten Konflikten 179 – das archäologische
Fundbild, in dem sich kaum Hinweise darauf finden 180, kann stark täuschen 181. Es dürfte jedenfalls
in den meisten Teilen Westfalens nicht zu einer
flächendeckenden Okkupation und einer damit
einhergehenden Verdrängung der indigenen Bevölkerung gekommen sein. Vielmehr scheinen
sich kleinere Personengruppen (wohl in der Regel Familien) neue Nischen in den bereits dünn
besiedelten Landschaften gesucht zu haben, insbesondere in der Hellwegzone. Daneben gab es
stieg der Siedlungstätigkeiten beobachten, in Ha B dann
aber eine flächige Aufsiedlung (Tutlies/Weber 2012, 328).
Auch archäobotanische Untersuchungen aus dem Rheinland sprechen für einen erheblichen Anstieg der Besiedlungsdichte (vgl. Meurers-Balke u. a. 1999, 34–36).
177
Roymans und Kortlang zitieren hierzu eine Arbeit von
Waterbolk (Roymans/Kortlang 1999, 38 Anm. 14).
178
Leclercq 2014, 175. Zuwanderungen von Trägern der Urnenfelderkultur aus dem schweizerischen, süd- und südwestdeutschen Raum während der Stufe Ha B hatte z. B.
De Laet schon vorher angenommen (De Laet 1982). Das
südliche Belgien kann sogar zum Kernbereich der Rheinisch-Schweizerisch-Ostfranzösischen Gruppe der Urnenfelderkultur gerechnet werden (de Mulder/Leclercq/van
Strydonck 2008, 112).
179
Generell gab es in der späten Bronzezeit wohl vermehrt
durch Wanderbewegungen ausgelöste bewaffnete Konflikte, was sich im überregional zu beobachtenden verstärkten
Burgenbau widerspiegelt (Jäger 2009, 94).
180
Gemessen an der für die Spätbronzezeit Westfalens zu
erwartenden Bevölkerungsdichte sind Waffenfunde relativ
selten (vgl. z. B. Kibbert 1984; Bunnefeld 2012; Bunnefeld 2015). Bei diesen Funden dürfte es sich größtenteils
um bewusste Deponierungen bzw. Opferungen handeln.
Singulär ist hier der Befund eines Brandgrabes einer Frau
aus einem Gräberfeld in Ibbenbüren, Kreis Steinfurt, wo
sich im Leichenbrand die Reste einer verschmorten Geschossspitze (Pfeilspitze?) aus Bronze fanden – in diesem
Fall wohl keine herkömmliche Grabbeigabe, sondern eher
ein deutlicher Hinweis auf die Todesursache (vgl. Gaffrey
2008, 71). Waffenbeigaben in Gräbern waren – von wenigen Ausnahmen abgesehen – generell nicht üblich. Eine
Ausnahme ist z. B. ein Waffengrab aus Warendorf-Neuwarendorf (Objekt 25) mit Dolch und Lanzenspitze, das recht
früh zu datieren ist (Periode III oder IV) (Rüschoff-Thale
2004, 26–30. 278–279; Taf. 6). Es handelt sich anscheinend
um eine Körperbestattung, die zentral in einem Langgraben mit rechteckiger Pfostensetzung angelegt wurde.
181
In diesem Sinne Brink-Kloke 2006, 6.
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
in Pollendiagrammen173 und anderen naturwissenschaftlichen Untersuchungen174 zeigt, ist ohne
massive Zuwanderungen kaum erklärbar – dafür
hätte das eigene Wachstumspotenzial wohl nicht
ausgereicht175.
Ähnliches gilt anscheinend auch für das sich
westlich anschließende Niederrheingebiet 176 und
357
358
Stephan Deiters
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
sicherlich auch Migrationsbewegungen einzelner
Personen, wie etwa Händlern bzw. Händlerfamilien, die sich dauerhaft an wichtigen Handelsrouten
niederließen,182 oder von Frauen im Rahmen von
Xenogamie183, wie von Höckmann für eine »Dame
von Gittrup« angenommen. Sie soll mit einem
Bronzegießer im Gefolge aus Nordniedersachsen
nach Münster an die Ems gekommen sein, wobei
Höckmann den Grund dafür in einer Heirat auf elitärer Ebene zur Besiegelung einer Stammesallianz
vermutet.184 Sehr wahrscheinlich gab es auch unfreiwillige Migration aufgrund von Kriegsgefangenschaft, Sklaverei u. Ä., wobei über den Umfang nur
spekuliert werden kann. Solche Bewegungen waren
sicherlich keine Einbahnstraße – es gibt durchaus
Hinweise auf Migration von Personen oder Personengruppen aus Westfalen heraus.185 Aber im Endeffekt scheinen in der späten Bronzezeit wesentlich
mehr Menschen nach Westfalen ein- als von dort
ausgewandert zu sein – der sogenannte Migrationssaldo war anscheinend deutlich positiv.
182
Beispielsweise trifft dies vermutlich auf einen Teil der
Bestatteten der Nekropole von Höxter-Godelheim zu, wo
sich zwei wichtige Handelswege kreuzten (vgl. Bérenger
2008).
183
Jockenhövel hat für die mittlere Bronzezeit Mitteleuropas
ermittelt, dass sich bei der Xenogamie die persönliche
Mobilität der Frauen höchstens auf eine Entfernung von
250 km erstreckte (Jockenhövel 1991, 60). Nach Wissen
des Verfassers gibt es für die späte Bronzezeit noch keine
vergleichbare Untersuchung.
184
Höckmann 2012, 47–48.
185
Das Auftauchen des bekannten Doppelkonus als Fremdform in der Lausitzer Kultur und der süddeutschen Urnenfelderkultur sowie auch im Ostseeraum während der
späten Bronzezeit mag ein Indikator für Abwanderungen
aus dem nordwestdeutschen Raum sein (vgl. Jäger 2009,
92–93 [mit weiterführender Literatur]). Bemerkenswert ist
die Beobachtung Leclercqs, der im gleichzeitigen Fundmaterial Belgiens verschiedene Keramikgefäße identifizieren konnte, die ihre engsten Parallelen in Westfalen
haben (vgl. Leclercq 2014, 157. 165–170). Nach Meinung
des Verfassers sind hier am ehesten Frauen zu vermuten,
die im Rahmen von Exogamie oder als Teil einer Personengruppe von Westfalen ins heutige Belgien gelangten
und dort die betreffenden Keramikgefäße fertigten (dies
ist aber sicher nicht die einzige mögliche Erklärung).
Auch die westfranzösischen Schlüssellochgräben (vgl.
Wilbertz 2009, 174–178), die geografisch isoliert erscheinen, könnten auf eine Migration von Menschen aus dem
Kernverbreitungsgebiet dieser Grabeinhegungsform (d. h.
Westfalen und angrenzende Gebiete) nach Westfrankreich
während der späten Bronzezeit zurückzuführen sein.
Da diese westfranzösischen Grabanlagen aber bislang
nur von Luftbildern bekannt sind, besteht noch einiger
Forschungsbedarf.
Denkbar wäre auch, dass sich die Träger verschiedener Kulturen kleinräumig in ihrer Wirtschaftsweise ergänzten: Möglicherweise lag der
ökonomische Fokus bei den Trägern der Emskultur und der Niederrheinischen Grabhügelkultur
auf der Viehzucht, während eingewanderte Angehörige der Urnenfelderkultur in erster Linie Ackerbau betrieben haben könnten, wobei aufgrund der
Trockenheit in dieser Zeit wahrscheinlich auch
die Niederungen von Flüssen und Bächen verstärkt für landwirtschaftliche Aktivitäten genutzt
wurden. Daher erscheinen auch in Lössgebieten
dicht beieinander unterschiedliche Siedlungs- und
Wirtschaftsformen als möglich (s. o.).
Schon Krebs hatte sich vor fast einem Jahrhundert darüber gewundert, dass das Oberemsgebiet
trotz seiner ertragsarmen Sandböden in der späten Bronzezeit offenbar recht dicht besiedelt war. 186
Dabei war ihm prinzipiell schon bekannt, dass zu
dieser Zeit weitgehend Trockenheit herrschte. Er
schloss daraus, dass die Fließgewässer damals
weniger Wasser führten, weshalb die ansonsten
versumpften Niederungen, die sicherlich humusreicher als die Sandflächen waren, verstärkt als
Weideflächen für Vieh und als Ackerland genutzt
werden konnten. 187 Sicherl und Zerl haben diese
Möglichkeit zwar in Betracht gezogen, wiesen aber
auf das damit verbundene hohe Risiko von Versorgungsausfällen hin, denn selbst vereinzelte Hochwasserereignisse hätten die Ernährungsgrundlage
zerstören können. 188 Vielmehr nehmen sie eine intensive Düngung der armen Böden mit Stallmist
an, was auch ein wesentlicher Grund für die Aufstallung von Vieh in Wohnstallhäusern gewesen
sei. 189 Die genannten Ansätze schließen einander
aber keineswegs aus. Bezüglich der angesprochenen Bedrohung durch Hochwasser in Niederungen
ist zu betonen, dass auch der Anbau auf höher gelegenen Flächen Gefahren birgt, denn dort drohen
in besonders trockenen Jahren starke, eventuell
sogar totale Ernteausfälle. Dies betrifft in besonderem Maße Sandböden, die relativ schnell völlig
186
Krebs 1925, 52–53.
187
Krebs 1925, 53.
188
Sicherl/Zerl 2019, 38.
189
Sicherl/Zerl 2019, 38 mit Anm. 13 (verweisend auf Fokkens 2009, 91–92 [mit weiterführender Literatur]).
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
5.5 Klimawandel als eine Ursache?
Es mag zwar nach einer modischen Erklärung
klingen, aber möglicherweise waren im Hinblick
auf die massiven Zuwanderungen die klimatischen Entwicklungen während der Bronzezeit der
wichtigste Faktor – tatsächlich sind solche Überle-
190
Es ist durchaus mit unterschiedlichen indoeuropäischen
Dialekten bzw. Sprachen zu rechnen, aber zur fraglichen
Zeit noch nicht mit einer germanischen Sprache (vgl. Ludewig 2007).
191
Es sei hier nur am Rand angemerkt, dass aus dieser Zeit
und schon lange davor aus Mesopotamien Schriftquellen
vorliegen, die eine Koexistenz von verschiedenen Ethnien mit z. T. völlig unterschiedlichen Sprachen belegen.
Es gibt keinen Grund, prinzipiell ähnliche Verhältnisse
(wenn auch natürlich nicht auf dem Niveau einer Hochkultur) für das kontinentale Nordwesteuropa der späten
Bronzezeit kategorisch auszuschließen.
192
Erwähnt seien insbesondere der untere Niederrhein und
Niederhessen (vgl. Jockenhövel 1983).
193
In diesem Sinne schon Kimmig 1964, 271. Es sei aber angemerkt, dass z. B. Mühlenbruch für die Zone nordwärts der
Alpen eher kontinuierliche Entwicklungen von der Mittelbronzezeit zur Urnenfelderzeit sieht (Mühlenbruch
2017).
gungen in der Vorgeschichtsforschung keineswegs
neu, auch für den fraglichen Zeitraum. 194
Das Klima der späten Bronzezeit war – im
Gegensatz zu den vorangegangenen Jahrhunderten – geprägt von Trockenheit in Verbindung mit
relativ niedrigen Temperaturen. Ursache dafür war
möglicherweise ein sogenanntes Bond-Ereignis195,
das anscheinend im Laufe des 13. Jahrhunderts
v. Chr. einsetzte und jahrhundertelang wirkte,
wobei die Eruption H3 des Vulkans Hekla auf Island – wahrscheinlich im Jahre 1159 v. Chr.196 – die
Lage wohl etwa zwei Jahrzehnte lang verschärfte.197
194
So hatte schon Paret kurz nach dem Zweiten Weltkrieg
in seiner Monografie »Das neue Bild der Vorgeschichte«
dem Thema »Weltgeschichte und Klima« ein 55-seitiges
Kapitel gewidmet (Paret 1948, 124–179). Er sah darin auch
eine Klimaveränderung als Ursache für die Ausbreitung
der Urnenfelderkultur an. Später hat etwa Bouzek den klimatischen Entwicklungen während der Bronzezeit (speziell im 13. und 12. Jahrhundert v. Chr.) eine entscheidende
Bedeutung für großräumige Zusammenhänge attestiert
(Bouzek 1978). Vgl. für den östlichen Mittelmeerraum
z. B. Cline 2015, 205–212 (mit weiterführender Literatur). Es sei angemerkt, dass vorher schon der Geograf
und Klimatologe Eduard Brückner Ende des 19./Anfang
des 20. Jahrhunderts Zusammenhänge zwischen Klimaschwankungen (insbesondere Dürren) und neuzeitlichen
Migrationsbewegungen erkannt hatte, auch wenn er
fälschlicherweise einen regelmäßigen Rhythmus annahm
(Brückner 1890; Brückner 1912).
195
Bond-Ereignisse sind mutmaßlich (mehr oder weniger) zyklisch auftretende Klimaschwankungen des Nordatlantikraums im Holozän, die nach ihrem Erstbeschreiber, dem
Geologen Gerard Bond, benannt sind (vgl. Bond u. a. 1997;
Bond u. a. 2001). Die Ursachen werden in der Forschung
noch diskutiert.
196
Die Datierung ins Jahr 1159 v. Chr. stellt die Mehrheitsmeinung in der Forschung dar. Sie basiert auf naturwissenschaftlichen Untersuchungen unterschiedlicher Art und
der Verknüpfung mit historisch überlieferten Missernten
und Hungersnöten unter Ramses III. in Ägypten (vgl.
Falkenstein 1997, 550–551 [mit älterer Lit.]; vgl. auch Baker u. a. 1995; Yurco 1999; Eiríksson u. a. 2000; Boygle
2004). Dugmore u. a. haben mit 2879 ± 34 BP (entspricht
1199–931 calBC, mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit für
den Zeitraum 1131–967 calBC [kalibriert mit OxCal 4.4]) einen tendenziell etwas jüngeren Datierungsansatz genannt
(Dugmore u. a. 1995). Selbst wenn die Verknüpfung mit
der ägyptischen Chronologie falsch sein sollte, gäbe es keine Anhaltspunkte für eine stark abweichende Datierung.
197
Falkenstein hatte diesem Ereignis eine enorme Bedeutung beigemessen und es u. a. für die Ausbreitung der
Urnenfelderkultur verantwortlich gemacht (Falkenstein
1997 [mit weiterführender Literatur]; in diesem Sinne z. B.
auch Poschlod 2017, 52–53). Der Verfasser hatte kürzlich
noch in einem populärwissenschaftlichen Artikel (Deiters
2020) die Hekla-Eruption und andere Vulkanausbrüche als
wahrscheinliche Ursache für die Klimaentwicklung und
die Ausbreitung der Urnenfelderkultur dargestellt. Dies
erwies sich allerdings als nicht haltbar, denn die oben
genannte Hekla-Eruption fand anscheinend erst statt,
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
austrocknen können. Vernünftig wäre zwecks Risikoverteilung wohl eine Mischstrategie gewesen
mit einem Anbau sowohl in Niederungen als auch
auf höher gelegenen Flächen – inwieweit das vielleicht praktiziert wurde, muss aber offenbleiben.
Die Viehweide ist in dieser Beziehung in jedem
Fall weitaus unproblematischer, denn man hätte
die Lage der Weideflächen in der Regel schnell den
aktuellen Bedingungen anpassen können.
Die Folge all dessen war jedenfalls die Herausbildung kleiner (zunächst) polykultureller Gemeinschaften, was beispielsweise in Nekropolen wie
Dortmund-Oespel erkennbar wird und im Laufe
der Zeit zu einer gegenseitigen Beeinflussung,
Assimilierung und Verschmelzung führte. Inwieweit sich die Träger dieser Kulturen möglicherweise (zunächst) auch als Angehörige verschiedener
Ethnien verstanden und vielleicht unterschiedliche
Sprachen bzw. Dialekte 190 hatten, muss offenbleiben. 191 Ähnliche Entwicklungen wie die hier für
Westfalen skizzierten gab es anscheinend zumindest teilweise auch in benachbarten Regionen 192
und wahrscheinlich überregional in weiten Teilen
Europas 193.
359
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
360
Stephan Deiters
Abb. 10 Vergleich zwischen den westmitteleuropäischen Seespiegeln (oben) und der Ausbreitung des Aletschgletschers
(unten) in den letzten 3500 Jahren. Der Zeitabschnitt von 1200–800 v. Chr. ist hier rötlich hervorgehoben (Grundlage:
Holzhauser/Magny/Zumbühl 2005, 796 Abb. 5; Grafik: LWL-Archäologie für Westfalen/S. Deiters).
Diese Klimaentwicklungen lassen sich beispielsweise gut an den westmitteleuropäischen
Gletschern und Seen ablesen 198 (Abb. 10): In der
nachdem die Klimaveränderung längst eingesetzt und die
massive Ausbreitung der Urnenfelderkultur etc. begonnen hatte. Selbst wenn sich die chronologische Diskrepanz
auflösen ließe, würde das Ereignis keine befriedigende Erklärung für eine mehrere Jahrhunderte lang andauernde
Klimaveränderung liefern.
198
Holzhauser/Magny/Zumbühl 2005.
Zeit vor etwa 1200 v. Chr. waren die alpinen Gletscher wesentlich kleiner als heute, 199 während sie
in der späten Bronzezeit deutlich wuchsen. 200 Um-
199
Beispielsweise war der Aletschgletscher, der größte und
längste Gletscher der Alpen, damals etwa 1000 m kürzer als
im Jahr 2002 (Holzhauser/Magny/Zumbühl 2005, 792).
200
Insbesondere große Gletscher reagieren naturgemäß sehr
viel träger auf Klimaschwankungen. Allerdings kann ihr
Anwachsen und vermutlich auch ihr Schrumpfen eine
erstaunliche Geschwindigkeit erreichen: So wandten sich
gekehrt hatten die Seespiegel vor 1200 v. Chr. einen
relativ hohen Stand und fielen danach rapide unter
heutiges Niveau, wo sie von relativ kurzfristigen
Anstiegen abgesehen jahrhundertelang verblieben. 201
Es gibt mittlerweile einige naturwissenschaftliche Evidenz dafür, dass die Klimaentwicklung
im östlichen Mittelmeerraum prinzipiell ähnlich
war. 202 Auch aus Italien und Albanien/Montenegro
liegen ähnliche Daten vor 203; Gleiches dürfte für
Nordafrika und benachbarte Regionen gelten. 204 Es
gibt auch Belege dafür, dass (zumindest in Teilen)
Indien, China und Nordamerika von dieser Entwicklung betroffen waren. 205 Dem Anschein nach
liegt also ein sehr großräumiges Phänomen vor, 206
das aber in den jeweiligen Gebieten mit zeitlichen
Verzögerungen aufgetreten sein kann.
Diese Klimaveränderung führte anscheinend
in vielen Gebieten zu einer Krise in der landwirtschaftlichen Produktion, was letztlich Kettenreaktionen negativer Ereignisse und Entwicklungen
auslöste. Für den östlichen Mittelmeerraum, in
dem zu dieser Zeit schon Hochkulturen existierten, gibt es zeitgenössische Schriftquellen, die dies
1601 (während der Kleinen Eiszeit) Bauern von Chamonix
panisch an die Regierung von Savoyen, weil der Mer de
Glace, der größte Gletscher Frankreichs, ständig anwachse und schon zwei Dörfer unter sich begraben habe und
im Begriff sei, ein drittes zu zerstören (Behringer 2008,
124 [mit weiterführender Literatur]).
201
Vgl. Holzhauser/Magny/Zumbühl 2005, 795–796. Dies
war prinzipiell schon von Paret erkannt worden (Paret
1948, 128–130).
202
Vgl. z. B. Kaniewski u. a. 2008; Kaniewski u. a. 2010;
Drake 2012; Kaniewski u. a. 2019.
203
Vgl. Kaniewski u. a. 2019, bes. Abb. 4 (mit weiterführender
Literatur).
204
Es sind keine entsprechenden Untersuchungen bekannt,
die die fragliche Zeit in Nordafrika thematisieren. Aber
generell gibt es dort entgegen weitläufigen Annahmen in
wärmeren Perioden verstärkte Niederschläge, in kühleren
dagegen verminderte. Dies hat zur Folge, dass die Sahara
in wärmeren Perioden schrumpft und sich in kühleren
ausdehnt (vgl. Kröpelin 2017, bes. 416–417). Da auch das
Mittelmeer zur fraglichen Zeit abkühlte, kann wohl davon
ausgegangen werden, dass es weniger Niederschläge in
Nordafrika gab. Weil Wasser in dieser Region generell ein
knappes Gut darstellt, ist damit zu rechnen, dass zu dieser
Zeit vielen Menschen in Nordafrika die Lebensgrundlage
entzogen wurde.
belegen können. 207 Deutlich später – im 4. Jahrhundert v. Chr. – hatte Aristoteles u. a. festgestellt, dass
Mykene einst fruchtbar gewesen sein müsse, aber
schon vor Homers Zeiten ausgetrocknet sei, während Argos damals versumpft gewesen, aber im
Zuge der Austrocknung dort anbaufähiges Land
entstanden sei. 208 Darüber hinaus postulierte er
für diese Beobachtungen eine großräumige Übertragbarkeit. 209
In der Zeit um 1200 v. Chr. und kurz danach
gingen in einem relativ kurzen Zeitraum mehrere
Hochkulturen zugrunde, z. B. die mykenische Kultur und das hethitische Großreich; auch der Trojanische Krieg gehört in diese Zeit. Es gab sicherlich
einige verschiedene Faktoren, die diese Kulturen
bzw. Reiche schon vorher geschwächt und die Systeme vulnerabel gemacht hatten, 210 aber die anhaltende große Dürre und der daraus resultierende
Hunger waren vermutlich letztlich entscheidend.
Aus Schriftquellen geht klar hervor, dass etwa im
hethitischen Großreich enormer Hunger herrschte und man auf Hilfslieferungen angewiesen war,
wobei Schiffe aus Ägypten große Mengen Getreide
brachten. 211 Besonders beeindruckend sind Briefe,
die Šuppiluliuma II., der letzte hethitische Großkönig, an seinen Vasallen Ammurapi (III.), den
letzten König des Kleinstaates Ugarit, schrieb. 212
Darin wird u. a. Ammurapi zu Getreidelieferungen
per Schiff aufgefordert und gebeten, seinen Verpflichtungen nachzukommen, um Hatti nicht im
Stich zu lassen. Es findet sich einmal der Satz »Die
Sonne geht zugrunde.« und zweimal ist von einer
Angelegenheit »auf Leben und Tod« die Rede.
Dabei herrschte zu dieser Zeit in direkter Folge der Dürre nicht nur bei den Hethitern Hunger,
sondern auch in Ugarit selbst und in der gesamten Region. 213 Wenig später (wohl zwischen 1194
und 1186 v. Chr.) wurde Ugarit vollkommen zer-
207
Vgl. z. B. Cline 2015, 205–212 (mit einigen weiterführenden Schriftquellen und Literatur).
208
Aristoteles Meteorologica, I,14.
209
Aristoteles Meteorologica, I,14.
210
Vgl. z. B. Cline 2015, 201–243; Müller-Karpe 2017,
152–154.
211
Klengel 1999, 310.
205
Vgl. Behringer 2008, 80–81 (mit weiterführender
Literatur).
212
Im Folgenden nach Sommer 2015, 150–151 (mit weiterführender Literatur).
206
Knapper Überblick: Behringer 2008, 79–81.
213
Vgl. Sommer 2015, 151–156.
361
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
362
Stephan Deiters
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
stört. Ein ähnliches Schicksal ereilte im frühen
12. Jahrhundert v. Chr. viele andere Orte im östlichen Mittelmeerraum. 214 Verantwortlich für diese
Zerstörungen waren vielfach wohl die sogenannten
Seevölker 215 – eine Kollektivbezeichnung, die erst
seit dem 19. Jahrhundert von der Forschung verwendet wird 216. Aus zeitgenössischen Schriftquellen sind verschiedene Namen dieser Völker überliefert. In bildlichen Darstellungen zeigen sie ein
sehr heterogenes Erscheinungsbild. Dies legt den
Schluss nahe, dass diese Völker aus unterschiedlichen Regionen stammen und Träger verschiedener Kulturen waren. 217 Insgesamt handelt es sich
anscheinend um neun verschiedene Gruppen bzw.
Ethnien. 218 Es kann zudem als sicher gelten, dass
sie zum Teil völlig unterschiedliche Sprachen hatten. 219
Die Seevölker traten im ostmediterranen Raum
mehrfach gemeinsam als Zerstörer, Plünderer
und Invasoren in Erscheinung, teils von See her,
teils auf dem Land. 220 Eine Koalition von ihnen
griff schließlich auch Ägypten an, wurde aber um
1177 v. Chr. von den Truppen des Pharaos Ramses III. in einer großen Schlacht im Nildelta besiegt. Zuvor waren die Seevölker anscheinend
214
Es sollte Jahrhunderte dauern, bis dort neue Hochkulturen
entstanden, die wieder in etwa das Niveau aus der Zeit vor
1200 v. Chr. erreichten. Dies dürfte hauptsächlich daran
gelegen haben, dass die Landwirtschaft klimatisch bedingt
lange Zeit nicht in der Lage war, ausreichende Überschüsse zu erwirtschaften, um größere Bevölkerungsgruppen
für Tätigkeiten außerhalb der Nahrungsmittelproduktion
freizustellen.
215
Es gibt Hinweise darauf, dass zum Teil auch andere Gruppen an diesen Zerstörungen beteiligt waren, die nicht zu
den Seevölkern zählen und wohl auch keinen Kontakt zu
diesen hatten. So nimmt Müller-Karpe Angriffe auf das
Hethiterreich durch die Kaškäer und andere an (MüllerKarpe 2017, 146–154).
216
Vgl. z. B. Cline 2015, 23 mit Anm. 1 (mit weiterführender
Literatur).
217
Vgl. z. B. Cline 2015, 24.
218
Über die Seevölker gibt es eine Fülle an Literatur. Hier
sei besonders auf die Dissertation von Woudhuizen hingewiesen, die der Frage nach der Ethnizität, der geografischen Herkunft etc. der verschiedenen Seevölker nachgeht
(Woudhuizen 2006).
gegen alle anderen Mächte im ostmediterranen
Raum militärisch siegreich gewesen. 221 Dabei
scheinen sie aus heutiger Sicht nicht die Hauptursache, sondern eher ein Symptom des Untergangs
gewesen zu sein.
Es ist in der Vergangenheit auch eine Beteiligung von Trägern der Urnenfelderkultur an diesen
Prozessen angenommen worden. Beispielsweise
hat Kimmig für eines der Seevölker, die Peleset oder Philister, die später im Alten Testament
(z. B. in der Geschichte von David und Goliat) als
Bewohner des historischen Palästinas erscheinen, eine Herkunft aus der südosteuropäischen
Urnenfelderkultur postuliert. 222 Mittlerweile gibt
es auch genetische Belege dafür, dass die Philister tatsächlich Migranten aus Europa waren bzw.
dass diese in erheblichem Umfang an der Ethnogenese der Philister beteiligt waren. 223 Ob es sich
tatsächlich – wie von Kimmig angenommen – um
(ursprüngliche) Träger der Urnenfelderkultur aus
Südosteuropa handelt, ist aber fraglich. 224 Möglicherweise war ihre Beteiligung eher indirekter als
direkter Natur: So hat Woudhuizen die Hypothese
von einem Dominoeffekt ins Spiel gebracht, der
durch eine groß angelegte Invasion von Trägern
der Urnenfelderkultur nach Italien ausgelöst
worden sei. 225 Dies habe dort bis dahin ansässige
Bevölkerungsgruppen (Sherden und Shekelesh)
gezwungen zu migrieren, u. a. als Seevölker in
den ostmediterranen Raum, wobei aber anschei-
221
Dies mag zumindest teilweise in einer fortschrittlicheren
Bewaffnung und besseren Kampfesweise begründet liegen
(vgl. Jung/Mehofer 2013). Es ist aber zu bedenken, dass
die Truppen der Hethither, Mykener etc. sicherlich direkt
und indirekt durch Hunger geschwächt waren. Es stellt
sich die Frage, inwieweit überhaupt noch Soldaten und
Streitwagen, die bei der Kriegsführung in der Region eine
wichtige Rolle spielten, einsatzfähig waren und wie es um
die Moral der Truppen bestellt war. Es ist wahrscheinlich,
dass die Könige der Hochkulturen, deren Herrschaft
wohl nicht zuletzt religiös legitimiert war, angesichts der
Krise, die man möglicherweise als ihr Versagen in ihrer
religiösen Funktion interpretiert hat, stark an Autorität
eingebüßt hatten.
222
Kimmig 1964, 223–254.
223
Feldman u. a. 2019.
219
Vgl. Woudhuizen 2006, 117–121.
224
220
Vgl. z. B. Cline 2015, 23–24. Dieses offenbar effiziente
gemeinsame Vorgehen lässt den Schluss zu, dass es trotz
unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlicher Sprachen eine gut funktionierende Kommunikation zumindest auf der Ebene der Anführer gegeben haben muss.
Woudhuizen sieht stattdessen in ihnen eine aus Griechenland stammende Volksgruppe (Woudhuizen 2006,
117–118).
225
Woudhuizen 2006, 116. Der Autor will aber keineswegs
postulieren, dass die Seevölker ausschließlich aus Italien
stammen.
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
Die Auswirkungen dieser Entwicklungen waren
auch nördlich der Alpen immens, wenngleich das
Bild aufgrund der fehlenden Schriftquellen weniger lebhaft ist. Z. B. lassen Burgess folgend die
archäologischen Quellen auf eine Halbierung der
Bevölkerungszahl in England schließen, an der die
Hekla-Eruption Mitte des 12. Jahrhunderts v. Chr.
(s. o.) aufgrund der relativen Nähe zu Island einen
besonders großen Anteil gehabt haben dürfte. 229
226
Vgl. Woudhuizen 2006, 116–121. Zur archäologischen
Evidenz für eine Beteiligung von Bevölkerungsgruppen
aus Italien und Trägern der Urnenfelderkultur vgl. auch
Jung/Mehofer 2013.
227
Woudhuizen 2006, 116–121. Hier sei auch auf die Forschung zu den westanatolischen Luwiern verwiesen, die
erstaunlich lange vernachlässigt wurde (vgl. Zangger
2016; siehe auch: https://luwianstudies.org).
228
Schon Kimmig stellte fest: »Wir glauben heute zu wissen,
daß jene ostmittelmeerischen Vorgänge, die uns durch
die Gunst der historischen Quellenlage und durch die Archäologie in so eindringlicher Weise vor Augen geführt
werden, lediglich Teilvorgänge sind, die mit einem weit
universaleren Geschehen verknüpft werden müssen. Die
Archäologie – und hier vor allem die Vorgeschichtswissenschaft – ist seit langem bemüht, die Vielschichtigkeit
eines historischen Phänomens klarzulegen, in dessen
Sicht die ägäisch-vorderasiatischen Umwälzungen unmittelbare Beziehungen zu ähnlichen Erscheinungen in
Mitteleuropa, Italien, Frankreich und Spanien, ja selbst
in England und Nordeuropa vermuten lassen. Auch in
weiten Teilen Europas zerbricht im 13. und beginnenden
12. Jahrhundert jener ›universelle‹ Zusammenhang, der
die hier beheimateten bronzezeitlichen Kulturen durch
lange Zeit hindurch miteinander verband, wird eine Welt
aus den Angeln gehoben, die, gleich der des Mittelmeeres,
in ihrer alten Form nicht wieder erstehen sollte.« (Kimmig 1964, 222).
229
Burgess 1985; Burgess 1989. Ob sich die Bevölkerungs-
In Mitteleuropa waren die Folgen der Klimaveränderung wohl weniger drastisch als in England
und dem östlichen Mittelmeerraum, aber immer
noch deutlich spürbar. Jäger nimmt für die späte
Bronzezeit Mitteleuropas ein gegenüber der Gegenwart um etwa ein Fünftel vermindertes Wasserdargebot an. 230 Die Trockenheit hatte zweifellos, insbesondere in Regionen mit ohnehin relativ
geringen Niederschlägen, starke negative Auswirkungen, weshalb größere Bevölkerungsgruppen
aus solchen Gebieten in andere mit besseren Lebensbedingungen abwanderten, schlicht weil sie
sich dort nicht mehr ausreichend ernähren konnten. 231 Archäobotanische Untersuchungen zeigen
einen generellen Trend zum vermehrten Anbau
anspruchsloser und robuster Kulturpflanzen in
dieser Zeit. 232
Aufgrund dieser Entwicklungen dürften Westfalen und angrenzende Gebiete stark an Attraktivität gewonnen haben. Die Niederschläge waren
hier offenbar großenteils noch völlig ausreichend;
vielmehr dürften manche Gebiete durch die verminderten Niederschläge und das daraus resultierende Absinken des Grundwasserspiegels landwirtschaftlich besser nutzbar geworden sein, sodass
das Land insgesamt mehr Menschen ernähren
konnte. 233 Der sich im archäologischen Fundbild
abzeichnende enorme Bevölkerungszuwachs findet
daher eine logische Erklärung.
Es gab aber anscheinend auch in Westfalen
Bereiche, die wohl aufgrund ihrer zu starken Trockenheit in der späten Bronzezeit nicht mehr besiedelt wurden. Dies trifft beispielsweise auf die
Hügellandschaft der Baumberge im Zentralmünsterland zu. 234 Auch die Paderborner Hochfläche,
zahl wirklich halbiert hat, bleibt fraglich.
230
Jäger 2009, 89.
231
Jäger 2009, 91–95. Ähnliches gilt im Übrigen auch für andere vor- und frühgeschichtliche Trockenperioden (Jäger
2009, 94–95). Bereits in den 1970er-Jahren hatten Bryson,
Lamb und Donley Dürren als Auslöser für Migrationen
von Bevölkerungsgruppen innerhalb Griechenlands
während der mykenischen Zeit und letztlich auch als
einen Grund für den Niedergang der mykenischen Kultur
diskutiert (Bryson/Lamb/Donley 1974).
232
Poschlod 2017, 53 (mit weiterführender Literatur).
233
Später, im Laufe der Eisenzeit, führten anscheinend stark
zunehmende Niederschläge zu einer umgekehrten Entwicklung (vgl. Polenz 1980, 119).
234
Die Baumberge haben – wohl in erster Linie aufgrund ih-
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
nend auch Träger der Urnenfelderkultur selbst
(Weshesh/Osker) beteiligt waren. 226 Wenig später
scheinen sich ostmediterrane Völker angeschlossen zu haben, die wohl weitaus zahlreicher waren. 227
In anderen – nicht zuletzt europäischen – Regionen hat es anscheinend ähnliche Dominoeffekte
gegeben, die letztlich auch Westfalen erreichten.
Was sich dabei ereignet hat, ist aber mangels zeitgenössischer Schriftquellen weitaus schwerer nachzuvollziehen als im ostmediterranen Raum. Insgesamt handelt es sich um sehr komplexe Vorgänge,
die einen großen geografischen Raum betreffen, 228
aber im Endeffekt scheint die große Dürre mit ihren fatalen Folgen die wichtigste Triebkraft hierfür
gewesen zu sein.
363
364
Stephan Deiters
die größte Karstlandschaft Westfalens, ist in der
späten Bronzezeit fast völlig frei von Fundstellen, 235
was wohl in erster Linie an mangelnden Niederschlägen liegen dürfte. Anders ist dagegen wohl
das Fehlen von spätbronzezeitlichen Fundstellen
im Bereich südwestlich und südlich von Münster zu erklären. Ein Pollendiagramm aus dem
Nottebrack in der Davert zeigt in der gesamten
prähistorischen Zeit bis zum Frühmittelalter ein
weitgehendes Fehlen von Siedlungsanzeigern. 236
Es ist anzunehmen, dass dieser Bereich aufgrund
verschiedener ungünstiger natürlicher Faktoren
für den Menschen über eine sehr lange Zeit weitgehend uninteressant war.
5.6 Die spätbronzezeitliche Bevölkerungsentwicklung in Westfalen –
Versuch einer Rekonstruktion
Erste Träger der Urnenfelderkultur dürften in geringer Zahl schon während der Stufe Ha A nach
Westfalen und in westlich angrenzende Gebiete
eingewandert sein. Damals lebten dort als indigene Bevölkerung hauptsächlich Träger mittelbronzezeitlicher Kulturen (Hilversum-Kultur und ElpKultur), die bereits im Wandel begriffen waren
rer fruchtbaren Böden – eine wichtige Rolle bei den Neolithisierungsprozessen des nordwestdeutschen Tieflandes
gespielt, wobei die Fundstellen dieser Periode zwar bevorzugt im Bereich von (randlich gelegenen) Quellmulden
auf etwa 110–130 m ü. NN zu finden sind, aber durchaus
auch in höheren Lagen vorkommen (vgl. Kasielke/Steinhorst 2016, 104–105 bes. Abb. 5). Auch aus der Bronzezeit
gibt es noch Fundstellen in höheren Lagen (vgl. Kasielke/
Steinhorst 2016, 106 Abb. 7). In der späten Bronzezeit/
frühen Eisenzeit erscheinen diese dann frei von menschlicher Siedlung bzw. Nutzung (vgl. Kasielke/Steinhorst
2016, 107 Abb. 8).
235
236
Der Erklärungsversuch von Koopmann, wonach dies auf
(zu) wenige Bodeneingriffe und mangelnde Aufmerksamkeit und Meldebereitschaft engagierter Laien zurückzuführen sei, erscheint nicht stichhaltig, denn aus anderen
Zeitabschnitten wie z. B. der Latènezeit sind Fundstellen
bekannt (vgl. Koopmann 2004, 50 Abb. 34. 51; Bérenger
2004, 102 Abb. 61). Plausibler ist daher der ältere Erklärungsversuch von Lange, der als Ursache fortschreitende
Verkarstung und Bodenerschöpfung durch (vorangegangene) Überweidung vermutete (Lange 1971, 55–56). Dafür
dürften aber in erster Linie die mangelnden Niederschläge während der späten Bronzezeit verantwortlich sein,
die die Karstlandschaft für den Menschen praktisch unbewohnbar machten.
Burrichter 1980, 43–45 mit Abb. 2.
hin zu spätbronzezeitlichen Kulturen (Niederrheinische Grabhügelkultur und Emskultur) 237, wobei
die weiteren Entwicklungen sicherlich auch durch
die Zuwanderer beeinflusst wurden. In diese Zeit
fällt anscheinend auch der Übergang von der Körper- zur Brandbestattung und deren allmähliche
allgemeine Durchsetzung. 238
Der Einfluss der Urnenfelderkultur ist im
Fundbild dieser Zeit noch gering. Dies gilt auch
für die näher gelegene Niederrheinischen Bucht,
in der die Urnenfelderkultur in der Stufe Ha A
nur relativ schwach vertreten ist, während sich das
Fundmaterial der Stufe Ha B weitaus reichhaltiger
präsentiert. 239 Die Nekropole Dortmund-Oespel
wurde hingegen definitiv schon während der Stufe
Ha A belegt, wie mehrere 14C-Daten und ein Griffdornmesser nach Art der Urnenfelderkultur zeigen. 240 Im übrigen westlichen Westfalen wird ein
deutlicher Urnenfeldereinfluss, der wahrscheinlich mit einer Zuwanderung in größerem Umfang
verbunden war, erst am Übergang von Ha A nach
B spürbar – frühere Funde dieser Prägung sind
kaum nachzuweisen. 241 Genau in diesen Zeithorizont ist die Fundstelle in Unna-Uelzen zu datieren. Die Zuwanderung scheint entlang bekannter
Verkehrswege verlaufen zu sein, allen voran dem
Hellweg. Dass einzelne Personen (Händler, Wan-
237
Vgl. Verlinde 1987, 292–307.
238
Dies lässt sich beispielsweise an den großflächig untersuchten Nekropolen von Warendorf-Neuwarendorf (Rüschoff-Thale 2004), Telgte-Raestrup (Wilhelmi 1981)
oder Dortmund-Oespel (Brink-Kloke/Heinrich/Bartelt
2006) beobachten.
239
Vgl. Ruppel 1990.
240
Vgl. Heinrich/Bartelt 2006, 51. Anscheinend enthalten
die meisten frühen Gräber aus Oespel keine Keramik. Aus
der 14C-datierten (1200 ± 100 calBC) Grabanlage Bef. 13/33
liegen Funde vor, die man zumindest teilweise als eindeutige Urnenfelderkeramik ansprechen kann, ohne sie per
se betrachtet scharf datieren zu können (vgl. Heinrich/
Bartelt/Eckes 2006, 102; Taf. 88). Die Urne aus Grab
Bef. 908 (Heinrich/Bartelt/Eckes 2006, 140; Taf. 118)
würde man am Oberen Niederrhein wohl am ehesten
in die Stufe Ha A2 datieren (vgl. Ruppel 1990, Beilage 4,
10–11), sie wird von Heinrich und Bartelt aber aufgrund
des Beigefäßes (fälschlich?) Ha B zugewiesen (Heinrich/
Bartelt 2006, 35).
241
Vgl. Aschemeyer 1966, 40–45. Aus dem Gräberfeld TelgteRaestrup liegt wohl der Fund eines Gefäßes vor (Wilhelmi 1981, Taf. 15, F 390), bei dem es sich formal um einen
Ha-A2-zeitlichen Schulterbecher nach Art der Urnenfelderkultur handelt, der bei genauerer Betrachtung aber als
lokale Nachahmung zu erkennen ist (vgl. Ruppel 1985, 15
Abb. 4; 20 mit Anm. 20).
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
derhandwerker etc.) aus dem Süden vorher schon
den westfälischen Raum kennengelernt hatten und
dass dieses Gebiet und seine Verkehrswege daher
für die Träger der Urnenfelderkultur keine völlige
Terra incognita war, dürfte außer Frage stehen. 242
Allerdings ist auffällig, dass im Bereich zwischen
Bad Sassendorf und Paderborn, eine Strecke von
immerhin ca. 50 km, keine spätbronzezeitlichen
Fundstellen entlang des Hellwegs bekannt sind. 243
Da in demselben Raum zahlreiche Funde und Befunde aus älterer und jüngerer Zeit dokumentiert
sind, dürfte diese Beobachtung wohl weitgehend
die prähistorische Realität widerspiegeln. Es kann
nur vermutet werden, dass dieser Abschnitt des
Hellwegs während der späten Bronzezeit aufgrund
von zu starker Trockenheit für menschliche Ansiedlungen ungeeignet war. Dies muss aber keineswegs bedeuten, dass es hier keinen Verkehrsweg
gab.
Darüber hinaus dürften wichtige »Push-Faktoren« die anzunehmende Nahrungsmittelknappheit in manchen Gebieten und ihre direkten und
indirekten Folgeerscheinungen, zu denen auch
kriegerische Auseinandersetzungen gehörten, gewesen sein. 244 Letztere hatten in dieser Zeit eine bis
dahin ungekannte Qualität und wohl auch Quantität gewonnen, 245 wenngleich es dafür zum Teil
sicher weitere Gründe gab. Angesichts der neueren
Forschungsergebnisse zur – früher anzusetzenden – Schlacht im Tollensetal 246 dürfte mittlerweile
242
Roymans lieferte eine Karte mit den wichtigsten Handelsrouten dieser Zeit im kontinentalen Nordwesteuropa
(Roymans 1991, 26 Abb. 9). Zu kleineren Handelsrouten
in Westfalen nördlich der Lippe: Höckmann 2012, 90–98.
Einige kritische Überlegungen zu prähistorischen Fernverkehrswegen: Burmeister 2018.
243
Recherche in der Datenbank der LWL-Archäologie für
Westfalen (25.10.2020).
244
Wie oben bereits erwähnt, machte Jäger hierfür in erster
Linie klimatisch bedingte Wanderbewegungen als Ursache verantwortlich (Jäger 2009, 94–95).
245
Vgl. Falkenstein: »Wie die zahlreichen stark befestigten
und zerstörten Höhensiedlungen deutlich machen, erreichte in der jüngeren Urnenfelderzeit [Ha B] Krieg im
Sinne eines bewaffneten Konfliktes zwischen Gemeinwesen eine vorher nicht gekannte Qualität. An der Wende
vom 2. zum 1. Jahrhundert v. Chr. dürften in Mitteleuropa
Stammesverbände mit zunehmend zentralisierter Herrschaft in zahlreiche territoriale Kriege verwickelt gewesen
sein, auch wenn der logistische Aufwand solchen Unternehmungen noch enge Grenzen setzte.« (Falkenstein
2006/2007, 52).
246
Terberger u. a. 2018; Krüger u. a. 2020.
klar sein, dass nicht nur im mediterranen Raum
und im Vorderen Orient, sondern auch in nördlicheren Teilen Europas für diese Zeit mit relativ
groß angelegten kriegerischen Auseinandersetzungen mitunter über größere Distanzen zu rechnen
ist. Die Vorstellung von logistisch bedingten engen
Grenzen, wie sie Falkenstein noch annahm, dürfte
also mittlerweile obsolet geworden sein.
Neben »Push-Faktoren« gab es aber sicherlich
ebenfalls »Pull-Faktoren«. Ein wichtiger Aspekt
dürften dabei die fruchtbaren Lössböden in der
Hellwegzone gewesen sein, die es verbunden mit
einer anfangs noch recht geringen Bevölkerungsdichte auch Neuankömmlingen ermöglichten,
eine gute Lebensgrundlage zu finden. Vielleicht
waren bereits die sogenannten Südmünsterländer Salzquellen und die sich daraus ergebenden
ökonomischen Möglichkeiten von Interesse, wenngleich für die späte Bronzezeit dort (noch?) keine
Salzgewinnung nachgewiesen werden konnte. 247
Möglicherweise war man sogar froh, wenn sich
zusätzliche Bewohner in einer dünn besiedelten
Landschaft niederließen. So berichten David und
David-Hennig, dass im Norden Kameruns, der
Ende der 1960er-Jahre nur relativ dünn besiedelt
war, Häuptlinge, deren Macht in der Zahl ihrer
Untertanen bestünde, durch niedrige Steuern und
andere Wohltätigkeiten versucht hätten, Bewohner anderer Häuptlingstümer (anscheinend auch
häufig anderer Ethnien) dazu zu bewegen, sich in
ihrem Territorium niederzulassen. 248 Ähnliches
ist auch für Westfalen denkbar, das zu Beginn der
Spätbronzezeit wohl noch sehr dünn besiedelt
war. 249 Letztlich ist aber keineswegs klar, inwieweit
in diesem Raum Sozialverbände oberhalb einer
247
Der früheste sichere Nachweis für Salzgewinnung in
der Region stammt aus Werl, Kreis Soest, und wird in
die Späthallstatt- bis Frühlatènzeit datiert (Zeiler 2014).
Von Bérenger ist erwogen worden, dass es bereits in der
Bronzezeit Salzgewinnung in der Gegend gegeben haben könnte (Bérenger 2003). Roymans sah für die späte
Bronzezeit des Niederrheingebietes keine Möglichkeit,
die Frage zu beantworten, welche Rolle Salzgewinnung
(an der Nordseeküste) bzw. -handel gehabt haben könnte
(Roymans 1991, 29).
248
David/David-Hennig 1971, 292.
249
Hierbei sei auch auf Höckmann hingewiesen, der für
die Periode V verschiedene Stammesterritorien (zum Teil
auch mit Zentralorten) in Nordwestdeutschland (inklusive Westfalen nördlich der Lippe) ausmachen zu können
glaubt (Höckmann 2012, 90–98).
365
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
366
Stephan Deiters
lokalen Ebene (Stämme o. Ä.) existierten bzw. wie
diese organisiert waren. Es sind durchaus auch
Stammesstrukturen ohne eine einzige Person als
Oberhaupt denkbar. So ist etwa bei den Menapiern der ausgehenden Eisenzeit, die im Gallischen
Krieg von den Römern unterworfen wurden, bei
Caesar im Gegensatz zu den meisten anderen dort
genannten Stämmen nirgends von einem Häuptling, König o. Ä. die Rede. Nur an einer Stelle 250
wird von Gesandten berichtet, die gezwungenermaßen um Frieden bitten. Ein plausibler Grund
dafür ist der Umstand, dass die Sozialstruktur gar
keine einzelne Führungsperson an der Spitze vorsah.
Jockenhövel hatte bezogen auf die Bronzezeit
am Niederrhein zu Recht die Frage in den Raum
gestellt, inwieweit die Gruppenverbände überhaupt
groß genug waren, um eine stärkere soziale Hierarchie mit »Adeligen« oder »Eliten« und Arbeitsteilung auszubilden. 251 Weber hat hingegen die
Vorstellung geäußert, dass es am Niederrhein in
der Urnenfelderzeit zu einer stärkeren Differenzierung der Bevölkerung mit einer Herausbildung
von »Eliten« gekommen sei (erkennbar in erster
Linie anhand der relativ reichen Flussopfer). 252
Möglicherweise hatte die Gesellschaft relativ
flache Hierarchien, aber dennoch einzelne Mitglieder, die die wirtschaftliche, soziale und wohl
auch kultische Führung innegehabt haben, wobei
sie gleichzeitig mehrere Rollen ausfüllen konnten
oder mussten. Es ist daher durchaus denkbar, dass
eine einzelne Person am Niederrhein während der
späten Bronzezeit gleichzeitig Häuptling, Priester,
Bauer, Krieger, Bronzegießer o. Ä. war. 253 Dies
dürfte ebenfalls für Westfalen gelten. Auch die anthropologischen Untersuchungen (s. o.) können in
diese Richtung gedeutet werden.
Zusätzlich und vielleicht noch in stärkerem
Maße gab es anscheinend etwa gleichzeitig einen
massiven Zuzug anderer Gruppen, vor allem aus
dem Nordischen Kreis, 254 allerdings mit nördliche-
rem Schwerpunkt. Die Motive dieser Zuwanderergruppen dürften ähnlich gewesen sein. 255
Aufgrund des Fundmaterials der bekannten
Nekropolen dieser Zeit aus dem Hellwegraum
ist jedenfalls keineswegs damit zu rechnen, dass
ausschließlich Träger der Urnenfelderkultur dort
siedelten. Wenn also in Unna-Uelzen nur entsprechende Siedlungskeramik fassbar ist, dann wahrscheinlich nicht deshalb, weil es in dieser Gegend
keine anderen Keramiktraditionen gab, sondern
weil hier mehr oder weniger zufällig die Relikte
von Menschen vorliegen, die vor nicht sehr langer
Zeit aus dem Bereich der Urnenfelderkultur in
den Hellwegraum eingewandert waren. Allem Anschein nach waren sie – zumindest ihre Keramikherstellung betreffend – noch nicht von anderen
Kulturen beeinflusst. Wahrscheinlich lebten in der
Umgebung der hier behandelten Fundstelle gleichzeitig Menschen, die Träger anderer Kulturen waren bzw. andere Keramiktraditionen hatten. 256
Ähnliche Entwicklungen scheint es in dieser
Zeit auch in ganz anderen Regionen Europas wie
etwa Nordgriechenland gegeben zu haben. 257 Hier
sei auf folgende Aussage Kimmigs aus dem Jahr
1964 hingewiesen, die einen überregionalen Bezug hat: »Das bunte Bild der zahlreichen Urnenfeldergruppen mit ihrem oft so sichtbaren Hang zu
lokalen Eigenheiten ist nur in dem Faktum einer
nachhaltigen Vermischung von Einheimischem
und fremd Hinzugetretenem zu begreifen«. 258
255
»Nicht Eroberungsdrang war offenbar das Motiv zum
Aufbruch, sondern der Wunsch, Acker- und Weideland
dort zu erwerben, wo es mit geringsten Schwierigkeiten
erhältlich war.« (Voss 1967, 53).
256
Generell sind kaum spätbronzezeitliche Siedlungsplätze aus der Hellwegzone dokumentiert (davon keiner mit
Hausbefunden), sodass nicht unbedingt davon ausgegangen werden kann, dass die bekannten Fundstellen typisch
sind. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass Relikte
der Emskultur unterrepräsentiert sind. Insbesondere in
Lössgebieten mit ihrer starken Erosion könnten entsprechende Siedlungsbefunde restlos aberodiert sein, während
Träger der Urnenfelderkultur auch tiefere Gruben anlegten, von denen wahrscheinlicher noch Reste erhalten blieben (so auch in Unna). Gerade bei Siedlungskeramik der
Emskultur erscheint es zudem möglich, dass sie häufig
in ihrer Zeitstellung nicht erkannt und fälschlich in die
Eisenzeit datiert wurde. Zumindest in Soest-Ardey kommt
neben Keramik nach Art der Urnenfelderkultur auch zeitgleiches Material der Emskultur vor.
250
Caesar De Bello Gallico, VI,6.
251
Jockenhövel 2007, 20.
252
Ähnlich zuvor schon Roymans 1991, 19–30.
253
Weber 2007, 25.
257
254
In diesem Sinne beispielsweise schon Aschemeyer 1966,
40–45.
Vgl. Falkenstein 2012/2013, bes. 519–522 (mit weiterführender Literatur).
258
Kimmig 1964, 271.
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
Auch für die Spätbronzezeit Westfalens im Besonderen sind solche Überlegungen zumindest
teilweise nicht grundsätzlich neu. Stampfuß, der
als Schüler Gustaf Kossinnas zweifellos stark von
völkischen Vorstellungen geprägt war, sah in den
verschiedenen Kulturerscheinungen, die sich in
der späten Bronzezeit Westfalens und des Niederrheins zeigen, Anzeichen dafür, dass aus dem
Norden kommende »Germanen« eine Invasion
von aus dem Süden kommenden »Urnenfelderleuten« zum Stillstand gebracht hätten. Erstere
glaubte er, insbesondere an doppelkonischen
Gefäßen (später auch Harpstedter Rauhtöpfen)
sowie bestimmten Bronzen festmachen zu können. Dabei setzte er ein – bei ihm namenloses
und kaum weiter interessierendes – indigenes
Bevölkerungssubstrat voraus. 259 Abgesehen von
seiner wohl politisch motivierten, völkischen Interpretation, die für die späte Bronzezeit sicher
auch anachronistisch ist, hatte Stampfuß bereits
richtig erkannt, dass es in dieser Zeit Einwanderungen in erheblichem Umfang aus dem Norden
und Süden in diesen Raum gab.
Ähnliche Schlüsse zog später auch Aschemeyer
für das westliche Westfalen, wobei er aber völkische Konnotationen vermied: Er ging von einem
Raum aus, der zunächst mehr oder weniger nur
von einer indigenen Bevölkerung besiedelt war. In
diesen seien dann während der späten Bronzezeit
Personengruppen aus dem Nordosten (Träger der
Nordischen Bronzezeit) und in geringerer Zahl
auch aus dem Süden (Träger der Urnenfelderkultur) eingewandert, und zwar etwa gleichzeitig
beginnend etwa am Übergang von Ha A nach B
bzw. von Periode IV nach V. 260 Der Einfluss der
nördlichen Einwanderer sei stärker gewesen (vielleicht durch ihre größere Zahl), was letztlich dazu
geführt habe, dass dieser Raum gegen Ende der
späten Bronzezeit kulturell an Norddeutschland
angeschlossen gewesen sei und die Kulturerscheinungen der Urnenfelderkultur weitgehend erloschen seien. 261
259
Stampfuss 1926; Stampfuss 1959, 10–11.
260
Aschemeyer 1966, 40–45.
261
Aschemeyer 1966, 45.
Ähnlich hat sich etwa zur gleichen Zeit auch
Voss für den ehemaligen Kreis Ahaus im Westmünsterland geäußert, der dabei aber die Bedeutung der alteingessenen Bevölkerung stark betonte.
Sie sei zwar im Fundbild unscheinbar, aber maßgeblich für die deutlich erkennbaren Kontinuitäten
im Grabbrauch verantwortlich. 262 Darüber hinaus
hat Voss die Einwanderungen aus unterschiedlichen Richtungen als langsamen, weitgehend friedlich verlaufenden Prozess charakterisiert, bei dem
nach und nach über eher geringe Distanzen kleine
Personengruppen einsickerten. 263
Sowohl Stampfuß 264 als auch Aschemeyer 265
war aufgefallen, dass die Nekropolen in Ha B bzw.
Periode V stets sowohl »südlich« als auch »nördlich« geprägtes Fundmaterial aufweisen, wobei
Letzteres in den einzelnen Nekropolen mehr oder
weniger deutlich überwiegt. Sprockhoff 266 und Tackenberg 267 hatten sogar aufgrund des (leichten)
Überwiegens von »Nordischen« Bronzen und deren Imitaten und lokalen Variationen gegenüber
»urnenfeldischen« Metallobjekten 268 Nordwestdeutschland inklusive Westfalen dem Nordischen
Kreis zugerechnet.
Derartige Vorstellungen gelten aber mittlerweile in der Forschung als überholt und es werden vielmehr die eigenständigen Elemente der
westfälischen Region, insbesondere im Grabbrauch, gesehen. 269 Dabei muss jedoch gesagt
werden, dass die älteren Prähistorikergenerationen bedingt durch den seinerzeitigen Ausgrabungsstand nur relativ wenige Einblicke darin
hatten. 270
Der Forschungsstand in diesem Bereich verbesserte sich verstärkt seit den 1970er- und 1980er-
262
Voss 1967, 51–56.
263
Voss 1967, 53.
264
Stampfuss 1959, 10–11.
265
Aschemeyer 1966, 43. In diesem Sinne auch Voss 1967, 53.
266
Sprockhoff 1956.
267
Tackenberg 1971, bes. 235–239.
268
Karte: Höckmann 2012, 87 Abb. 22 (basierend auf Tackenberg 1971 [neuere Funde fehlen weitgehend]; siehe auch
Höckmann 2012, 90–91 mit Anm. 211; 108–116 Listen 6–8).
269
Vgl. z. B. Höckmann 2012, 9 mit Anm. 3 (mit weiterführender Literatur). Voss hatte sich schon früh in diesem
Sinne geäußert (Voss 1967, 51–56).
270
Vgl. Deiters 2008d.
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
5.7 Alte Theorien – neue Daten
367
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
368
Stephan Deiters
Abb. 11 Verbreitung der Langgräben vom Typ Elsen (Quadrate) und Langhügel (Dreiecke) (Grafik: Vollmann 2007, Taf. 18;
Fundortnachweise: Vollmann 2007, 252–255 Liste 1–2).
Jahren durch einige großflächige Gräberfelduntersuchungen und den darauf basierenden Arbeiten
von Forschern wie Wilhelmi 271 und Verlinde 272,
der auch den Begriff »Emskultur« prägte. Ins-
271
Wilhelmi 1975; Wilhelmi 1981; Wilhelmi 1983.
272
Verlinde 1987.
besondere wurde die Verbreitung verschiedener
Typen von Grabeinhegungen mehr und mehr erkennbar, sodass eine gewisse Eigenständigkeit des
nordwestdeutschen Raumes und angrenzender
Gebiete belegt werden konnte. Es kann wohl angenommen werden, dass ihre Formen und Größen
eine Symbolik beinhalteten, wobei sich die damit
verbundenen Vorstellungen heute allenfalls an-
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
273
In diesem Sinne beispielsweise schon Roymans für das
Niederrheingebiet (Roymans 1991, 19).
274
So interpretierten Roymans und Kortlang – auch anthropologische Analysen miteinbeziehend – die Langgräben
des Niederrheingebietes als Symbole für Häuser, in denen Familienoberhäupter – in der Regel erwachsene
Männer – bestattet worden seien (Roymans/Kortlang
1999, 42–53). Sie vermuteten, dass in besonders langen
Exemplaren Männer beigesetzt worden seien, die nicht
nur Oberhaupt ihrer eigenen Familie gewesen seien, sondern in kultisch-religiöser Hinsicht auch der jeweiligen
lokalen Gemeinschaft (Roymans/Kortlang 1999, 49). In
den westfälischen Langgräben dieser Zeit wurden anscheinend ebenfalls in der Regel (aber durchaus mit Ausnahmen) erwachsene Männer bestattet, die häufig in relativ
hohem Alter verstorben waren, so z. B. in Borken (Deiters
2000), Warendorf-Neuwarendorf (Rüschoff-Thale 2004,
143–178), Dortmund-Oespel (Heinrich/Bartelt 2006, 25)
und Ense-Bremen (unveröffentlicht). In der Nekropole von
Rhede wurden hingegen ungewöhnlich viele Frauen in
Komplexen agglutinierender Langgräben bestattet (vgl.
Mecke 1998, 6–9 mit Beilagen 3–4).
275
Verlinde liefert einen mittlerweile etwas veralteten Überblick über verschiedene Arten von Grabeinhegungen dieser Zeit (Verlinde 1987, 170–208).
276
Die Typdefinition geht zurück auf Verlinde, der darunter
mehrere ältere Typenbezeichnungen (Riethoven, Goirle
und Weerdinge) zusammenfasste (Verlinde 1987, 185–191.
286). Der Typ ist ab Ha B1 belegt und läuft durch in die
frühe Eisenzeit (sicher bis einschließlich Ha C, möglicherweise bis zum Ende von Ha D [vgl. Verlinde 1987, 288
Tab. K; Rüschoff-Thale 2004, 212 Tab. 7]).
277
Vollmann bemerkte zum Verbreitungsgebiet: »Das Verbreitungsgebiet des Typs Elsen ist gegenüber den älteren
kommen im Neuwieder Becken basiert wohl auf
Einflüssen aus dem westfälischen Bereich. Hier
bestanden sicherlich Kontakte und möglicherweise
hat in geringem Umfang auch eine (Re-)Migration
aus dem heutigen Westfalen stattgefunden.
Roymans hatte schon vor einiger Zeit vorgeschlagen, die Kulturgruppen im erweiterten Niederrheingebiet (Niederrheinische Grabhügelkultur,
Emskultur und Urnenfelderkultur) nicht als scharf
abgrenzbare räumliche Einheiten zu betrachten,
sondern stattdessen in ihnen eher zwar regional
basierte, aber sich überlappende Netzwerke von
sozialen Beziehungen mit diffusen Grenzen zu sehen, die sich im Laufe der Zeit ändern konnten. 278
Diese Sichtweise dürfte den spätbronzezeitlichen
Verhältnissen Westfalens einigermaßen nahekommen.
Typen vor allem nach Süden hin beträchtlich erweitert […].
Die Weser bildet nun die östliche Verbreitungsgrenze, die
Anlagen sind nun auch in den südlichen Niederlanden
in den Provinzen Utrecht, Gelderland, Nord-Brabant und
Limburg und in Nordbelgien in Belgisch-Limburg und
Ostflandern anzutreffen. In Deutschland setzt sich die
Verbreitung bis in die Westfälische Bucht und an den
Nordrand des Ruhrgebietes fort, wobei die Fundlücke im
Ruhrgebiet selbst vor allem forschungsbedingt sein dürfte.
Die südöstlichsten Ausläufer bilden Anlagen in der niederrheinischen Bucht und am Mittelrhein. Etwas davon
abgesetzt liegt das Verbreitungsgebiet in Nordfrankreich
in den Départements Ardennes, Aube, Marne und Seineet-Marne.« (Vollmann 2007, 241). Bei den Exemplaren
aus dem Trierer Raum und Nordfrankreich dürfte es sich
allerdings nicht um Grabeinhegungen im eigentlichen
Sinne handeln, sondern eher um Kultmonumente lokaler
Gemeinschaften (vgl. Roymans/Kortlang 1999, 44 mit
Anm. 24 [mit weiterführender Literatur]).
278
Roymans 1991, 15. 26 Abb. 9. Schon Verlinde hatte erwogen, Niederrheinische Grabhügelkultur und Emskultur als
zwei Hauptgruppen derselben Kultur (»Grabgräbenkultur«) zu betrachten (Verlinde 1987, 299). Er hatte diesen
Gedanken aber wieder verworfen mit der Begründung,
dass sie sich unter Einfluss der Urnenfelderkultur aus
unterschiedlichen mittelbronzezeitlichen Kulturen (Hilversum-Kultur und Elp-Kultur) entwickelt hätten, wobei
man von »kultureller Konvergenz« sprechen könne (Verlinde 1987, 299). Später haben dann Verlinde und Hulst
versucht, Niederrheinische Grabhügelkultur und Emskultur noch in weitere Untergruppen einzuteilen (Verlinde/
Hulst 2010, bes. Abb. 41), was kürzlich von Louwen kritisiert wurde (Louwen 2021, 10–13 m. Abb. 1, 4; 238).
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
satzweise erkennen lassen. 273 Diese Vorstellungen
waren wohl immer auch religiöser Natur, teilweise
spielten sicher auch der soziale Status des Verstorbenen 274 und möglicherweise Stammes- bzw. Ethnienzugehörigkeit eine Rolle. Bestimmte Arten von
Grabeinhegungen 275 stellen offenbar ein teilweise
mehrere archäologische Kulturen übergreifendes
Verbindungselement dar, das eventuell für die damaligen Menschen eine weitaus größere Bedeutung hatte als bestimmte Fundtypen.
In der Spätbronzezeit kommen in Westfalen
neben Kreisgräben, die zeitlich und räumlich eher
indifferent sind, vor allem die bekannten Schlüssellochgräben vor, die in einem relativ kompakten
Kernverbreitungsgebiet sehr häufig auftreten, sowie verschiedene Typen von Langgräben. So haben
die spätbronze- bis früheisenzeitlichen Langgräben
des Typs Elsen 276 ein relativ geschlossen wirkendes,
in bemerkenswerter Weise kulturübergreifendes
Verbreitungsgebiet im kontinentalen Nordwesteuropa, das u. a. Westfalen und den Niederrhein miteinander verbindet (Abb. 11). 277 Ihr paralleles Vor-
369
370
Stephan Deiters
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
6 Synthese und Ausblick
Bei dem Fundplatz Unna-Uelzen handelt es sich
um einen spätbronzezeitlichen Siedlungsplatz in
der westfälischen Hellwegbörde. An Befunden
wurden hier in erster Linie Materialentnahmegruben und wahrscheinlich auch ein Brunnen dokumentiert. Das Fehlen von erkennbaren Gebäuderesten könnte erosionsbedingt sein; vielleicht war
auch nur die Grabungsfläche zu klein, um sie zu
erfassen.
Der Großteil des spätbronzezeitlichen Fundmaterials der Grabung stammt aus einer Fundkonzentration im oberen Verfüllungsbereich einer der Materialentnahmegruben. Weitere Keramikbruchstücke
waren in der übrigen Verfüllung dieses Befundes
verteilt, ebenso wie bei mehreren anderen Materialentnahmegruben. Bei den Funden handelt es sich
anscheinend um gewöhnliche Siedlungsabfälle.
Das keramische Fundmaterial ist reichhaltig
und weist – wie auch bei mehreren anderen Fundstellen in der Gegend – deutliche Bezüge zur Urnenfelderkultur der Niederrheinischen Bucht und
des Neuwieder Beckens auf. Die Stücke aus der
Fundkonzentration konnten insgesamt betrachtet
mit hoher Wahrscheinlichkeit in die erste Hälfte
der Stufe Ha B1 datiert werden. Das Fundmaterial
zweier anderer Befunde ließ sich nur grob in die
Stufe Ha B stellen, das Inventar aus einem weiteren Befund nur allgemein in die späte Bronzezeit.
Damit spricht zumindest nichts gegen eine annähernd gleichzeitige Verfüllung all dieser Befunde,
aber diese Überlegung muss spekulativ bleiben.
In einem weiteren Schritt wurde versucht, die
Rolle dieser Fundstelle im Kontext der westfälischen Spätbronzezeit zu erhellen. Dabei zeigte
sich, dass Unna-Uelzen zu den im Vergleich zu
den Gräberfeldern stark unterrepräsentierten
Siedlungsplätzen dieser Zeit in Westfalen gehört.
Es wurde dargelegt, dass die wenigen bekannten spätbronzezeitlichen Hausgrundrisse alle im
Münsterland nahe der Ems liegen, wobei dort
anscheinend Wohnstallhäuser vom Typ Elp o. Ä.
vorliegen. Für Unna und andere derartige Siedlungsplätze werden aber eher Gehöfte mit kleinen
Gebäuden angenommen, wie sie aus der niederrheinischen Lösszone belegt sind. Als Gemeinsamkeit der meisten Siedlungsplätze wurden die Nähe
zu Fließgewässern und zeitgleichen Gräberfeldern
festgestellt. Für die Fundstelle von Unna, in deren
näherer Umgebung keine Nekropole bekannt ist,
wird daher vermutet, dass diese entweder noch
nicht entdeckt wurde oder der Erosion zum Opfer
gefallen ist.
In der späten Bronzezeit zeigen sich in Westfalen allgemein recht starke Einflüsse aus verschiedenen Himmelsrichtungen bzw. von verschiedenen
Kulturen, was sich besonders in den großflächig
ergrabenen Nekropolen zeigt, die sich auch im
weiteren Umkreis von Unna befinden. Darüber
hinaus wurde ein sehr starker Anstieg der Bevölkerungszahl gegenüber der mittleren Bronzezeit
festgestellt, der im archäologischen Fundbild und
in verschiedenen Pollendiagrammen erkennbar ist,
wobei sich in Teilbereichen aber auch eine gegenteilige Entwicklung beobachten lässt. Da die indigene
Bevölkerung Westfalens dieser Zeit kaum entsprechendes Wachstumspotenzial gehabt haben dürfte,
wird als Erklärung ein umfangreicher Zuzug von
Menschen aus verschiedenen Himmelsrichtungen
angenommen, vor allem aus der Urnenfelderkultur
und dem Nordischen Kreis, was schon von älteren
Forschergenerationen konstatiert wurde.
Als Auslöser für diese Migrationen wurde in
erster Linie die Klimaentwicklung ausgemacht,
denn im Vergleich zur vorangegangenen mittle-
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
spätbronzezeitlichen Siedlungswesen Westfalens
noch großer Forschungsbedarf besteht. Es wäre
wünschenswert, wenn in zukünftigen Forschungsprojekten die bereits bekannten, aber noch nicht
umfassend ausgewerteten Fundstellen bearbeitet
und vorgelegt werden würden, 279 wobei nach Möglichkeit verstärkt auch naturwissenschaftliche Untersuchungen (14C, Archäobotanik, Geologie, Strontiumisotopen 280 etc.) miteinbezogen werden sollten.
Solche Forschungen sollten nach Ansicht des Verfassers auch gegenüber weiteren Gräberfeldanalysen priorisiert werden, denn der zu erwartende Erkenntnisgewinn erscheint größer. Darüber hinaus
wären auch weitere Feldforschungen wünschenswert, die über gewöhnliche Rettungsgrabungen
hinausgehen, wobei insbesondere bei Lössböden
(wie in Unna) die Erforschung auch ein Wettlauf
gegen die Zeit ist. 281 Beispielsweise wäre zu prüfen,
ob sich tatsächlich spätbronzezeitliche Siedlungsbefunde in Flussniederungen nachweisen lassen.
Hochinteressant wäre auch die Erforschung des
spätbronzezeitlichen Siedlungswesens im Sauerland und die Frage, ob sich vielleicht spätbronzezeitliche Befestigungen nachweisen lassen.
279
Dies gilt auch für die mittlerweile zahlreichen ergrabenen,
aber noch unpublizierten spätbronzezeitlichen Siedlungsplätze des Rheinlandes (vgl. Tutlies/Weber 2012, 328).
280
Strontiumisotopenanalysen könnten Aufschluss darüber
geben, ob sich in den spätbronzezeitlichen Gräberfeldern
tatsächlich Migranten identifizieren lassen. Für die Eisenzeit liegen mittlerweile mehrere Untersuchungen aus
Westfalen und angrenzenden Gebieten vor. So konnte für
die erste Generation der bekannten Damen von Petershagen-Ilse (an der Mittelweser) nachgewiesen werden, dass
es sich tatsächlich – wie aufgrund der Grabfunde zuvor
schon angenommen worden war – um Migrantinnen handelt. Die zweite Generation scheint dagegen schon »im
Exil« geboren worden zu sein (Bérenger 2015). Kürzlich
konnte auch mittels Strontiumisotopenanalysen an Leichenbrand für die Nekropole Netphen-Deutz, Kreis Siegen-Wittgenstein, nachgewiesen werden, dass ein Teil der
Bestatteten zugewandert war, u. a. wahrscheinlich aus der
südlich gelegenen hessischen Wetterau (Zeiler/Sebald/
Grupe 2017). Aus dem zentralniederländischen Rivierengebied liegen Untersuchungsergebnisse von 23 früh- bis
mitteleisenzeitlichen Körpergräbern vor, die aus sieben
verschiedenen Nekropolen stammen. Zwölf davon – also
wenig mehr als die Hälfte – hatten eine lokale Signatur,
vier eine aus angrenzenden Gebieten und sieben eine
aus etwas entfernteren Regionen (Kootker u. a. 2018).
Hier muss aber betont werden, dass zu dieser Zeit und in
dieser Region die Brandgrabsitte dominierte und somit
Körpergräber an sich schon ein »exotisches« Element
darstellen, ähnlich wie es auch bei den oben erwähnten
Damen von Ilse der Fall ist (Louwen 2021, 85–87).
281
Vgl. z. B. Tutlies/Weber 2012, 332. 334.
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
ren Bronzezeit sank die Temperatur und es wurde
deutlich trockener. Dies muss sich in ohnehin relativ trockenen Arealen katastrophal ausgewirkt und
größere Menschengruppen dazu veranlasst haben,
solche Gebiete zu verlassen und sich bessere Lebensräume zu suchen. Andere Gebiete, die zuvor
zu vernässt waren, wurden landwirtschaftlich nutzbar, weshalb sich Menschen dort niederließen. Aus
diesem Grund dürften auch große Teile Westfalens
stark an Attraktivität gewonnen haben. Ähnliches
lässt sich in anderen Teilen Europas und des Vorderen Orients beobachten.
Die Trockenheit wird – neben anderen Faktoren – auch als ein möglicher Grund für die scheinbare Seltenheit spätbronzezeitlicher Siedlungsplätze interpretiert: Vermutlich lagen sie vielfach näher
an den Fließgewässern in Niederungen, wo kaum
archäologische Untersuchungen stattfinden.
Die Einwanderer scheinen kleine Personengruppen, meist wohl Familien, gewesen zu sein,
die sich Nischen in den bereits besiedelten Landschaften gesucht haben. Chronologisch dürfte sich
der Zuzug von Trägern der Urnenfelderkultur vor
allem zu Beginn oder während der Stufe Ha B1
zugetragen haben. Schon nach relativ kurzer Zeit
scheint es dabei zur Herausbildung kleinräumiger polykultureller Gemeinschaften gekommen
zu sein, in deren Folge es zu gegenseitiger Beeinflussung, Assimilierung und kultureller Verschmelzung kam, was insbesondere im Fundbild
der großen spätbronzezeitlichen Nekropolen zum
Ausdruck kommt. Möglicherweise hat sich im niederrheinisch-westfälischen Raum zumindest in lockerer Form eine Art Gemeinschaft gebildet, denn
es gibt Anzeichen dafür, dass sich dieser Raum gegen Ende der Spätbronzezeit vom Süden abgrenzte,
vermutlich weil es zu einer Feindschaft zwischen
zwei Machtbereichen gekommen ist.
Schließlich werden die Funde und Befunde aus
Unna als Relikte von Trägern der Urnenfelderkultur interpretiert, die erst relativ kurze Zeit zuvor
zugewandert und daher noch weitgehend frei von
anderen Einflüssen geblieben waren. Es wird angenommen, dass in der Umgebung dieser Fundstelle
gleichzeitige Gehöfte existierten, die von Trägern
anderer Kulturen bewohnt waren.
Diese Ausführungen mögen vielleicht in dem
einen oder anderen Punkt spekulativ erscheinen, aber sie haben sicherlich gezeigt, dass zum
371
372
Stephan Deiters
7 Literatur und Quellen
Ackermann-Grünewald/Grünewald 2018
Baales 2008
D. Ackermann-Grünewald/C. Grünewald, Ein jüngerbronzezeitlicher Hortfund aus Warendorf-Einen. In:
M. Aufleger/P. Tutlies (Hrsg.), Das Ganze ist mehr als die
Summe seiner Teile. Festschrift für Jürgen Kunow. Materialien zur Bodendenkmalpflege im Rheinland 27 (Bonn
2018) 387–394.
M. Baales, Bilsteinhöhle. In: H. G. Horn (Hrsg.), Theiss
Archäologieführer Westfalen-Lippe (Stuttgart 2008) 199–
201.
Aristoteles Meteorologica
E. W. Webster (Bearb.), Meteorologica. In: W. D. Ross
(Hrsg.), The Works of Aristotle 3 (Oxford 1931) [o. S.].
Baker u. a. 1995
Arnoldussen/Ball 2007
S. Arnoldussen/E. A. G. Ball, Nederzettingsaardewerk uit
de late bronstijd in Noord-Brabant en het rivierengebied.
In: L. P. Louwe Kooijmans/R. Jansen (Hrsg.), Van contract
naar wetenschap, 10 jaar Archol bv (Leiden 2007) 181–203.
Arnoldussen 2009
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Baales/Cichy/Zeiler 2017
M. Baales/E. Cichy/M. Zeiler, Der Stand der archäologischen Forschung im Kreis Olpe. In: M. Baales/E. Cichy/
M. Zeiler, Archäologie im Kreis Olpe (Münster 2017) 12–51.
S. Arnoldussen, Dutch Bronze Age residential mobility: a commentary on the ›wandering farmstead‹ model.
In: A. Krenn-Leeb/H.-J. Beier/E. Claßen/F. Falkenstein/
S. Schwenzer (Hrsg.), Mobilität, Migration und Kommunikation in Europa während des Neolithikums und der
Bronzezeit. Beiträge der Sitzungen der Arbeitsgemeinschaften Neolithikum und Bronzezeit während der Jahrestagung des West- und Süddeutschen Verbandes für
Altertumsforschung e. V. in Xanten, 6.–8. Juni 2006. Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas 53. Varia
Neolithica 5 (Langenweißbach 2009) 147–159.
Arnoldussen/Steegstra 2015/2016
S. Arnoldussen/H. Steegstra, A bronze harvest: Dutch
Bronze Age sickles in their European context. Palaeohistoria 57/58, 2015/2016, 63–109.
Aschemeyer 1966
H. Aschemeyer, Die Gräber der jüngeren Bronzezeit im
westlichen Westfalen. Bodenaltertümer Westfalens 9
(Münster 1966).
A. Baker/P. L. Smart/W. L. Barnes/R. L. Edwards/A. Farrant, The Hekla 3 volcanic eruption recorded in a Scottish
speleothem? The Holocene 5, 1995, 336–342.
Barth 2002
E. Barth, Vegetations- und Nährstoffentwicklung eines
nordwestdeutschen Stillgewässers unter dem Einfluss
von Landschafts- und Siedlungsgeschichte – Paläoökologische Untersuchungen an dem Erdfallsee »Großes Heiliges Meer«. Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für Naturkunde 64,2/3 (Münster 2002).
van Beek/Louwen 2012
R. van Beek/A. Louwen, Urnfields on the move: Testing
Burial Site-Settlement relations in the Eastern Netherlands (c. 1100–500 BC). Archäologisches Korrespondenzblatt 42, 2012, 41–60.
Behringer 2008
W. Behringer, Kulturgeschichte des Klimas. Von der Eiszeit bis zur globalen Erwärmung ³(München 2008).
Bérenger 2000
D. Bérenger, Zur Chronologie der Vorrömischen Eisenzeit und Römischen Kaiserzeit in Nordost-Westfalen. Bodenaltertümer Westfalens 38 (Mainz 2000).
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
Bérenger 2003
Brandt 1997
D. Bérenger, Salzarchäologie in Werl. Eine Perspektive für
Salzkotten, Halle und Bad Salzuflen? Archäologie in Ostwestfalen 8, 2003, 17–21.
K. Brandt, Aus der Vor- und Frühgeschichte der Stadt Bochum. Beiträge zu Archäologie und Geologie im Rheinland und Westfalen 5 (Gelsenkirchen 1997).
Bérenger 2004
Brink-Kloke 2006
D. Bérenger, Die jüngere Eisenzeit (Latènezeit). In:
D. Bérenger/W. E. Brebeck, Die Vorrömischen Metallzeiten. Führer zur Vor- und Frühgeschichte der Hochstiftkreise Paderborn und Höxter 2. Historische Schriften des
Kreismuseums Wewelsburg 5 (Marsberg 2004) 99–128.
H. Brink-Kloke, Zusammenfassung. In: H. BrinkKloke/H. Heinrich/U. Bartelt, Das Schlüsselloch-Gräberfeld am Oespeler Bach. Befunde und Funde der jüngeren
Bronzezeit am Hellweg in Oespel und Marten, Stadt Dortmund. Bodenaltertümer Westfalens 43 (Mainz 2006) 3–6.
Bérenger 2008
Brink-Kloke/Heinrich/Bartelt 2006
D. Bérenger, Kulturzentrum an der Wegekreuzung: Höxter-Godelheim. In: D. Bérenger/C. Grünewald (Hrsg.),
Westfalen in der Bronzezeit (Münster 2008) 44–45.
H. Brink-Kloke/H. Heinrich/U. Bartelt, Das Schlüsselloch-Gräberfeld am Oespeler Bach. Befunde und Funde der jüngeren Bronzezeit am Hellweg in Oespel und
Marten, Stadt Dortmund. Bodenaltertümer Westfalens 43
(Mainz 2006).
Brückner 1890
Best 1993
E. Brückner, Klimaschwankungen seit 1700 nebst Bemerkungen über die Klimaschwankungen der Diluvialzeit.
Geographische Abhandlungen IV,2 (Wien/Olmütz 1890).
W. Best, Hiddenhausen-Sundern. Neujahrsgruß 1993. Jahresbericht für 1992 des Westfälischen Museums für Archäologie – Amt für Bodendenkmalpflege, Münster – und
der Altertumskommission für Westfalen (Münster 1990)
33–34.
E. Brückner, Klimaschwankungen und Völkerwanderungen. Almanach der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 62, 1912, 421–444.
Brückner 1912
Bond u. a. 1997
Bryson/Lamb/Donley 1974
G. Bond/W. Showers/M. Cheseby/R. Lotti/P. Almasi/
P. deMenocal/P. Priore/H. Cullen/I. Hajdas/G. Bonani, A
Pervasive Millennial-Scale Cycle in North Atlantic Holocene and Glacial Climates. Science 278, 1997, 1257–1266.
R. A. Bryson/H. H. Lamb/D. L. Donley, Drought and the
decline of Mycenae. Antiquity 48, 1974, 46–50.
Bond u. a. 2001
G. Bond/B. Kromer/J. Beer/R. Muscheler/M. N. Evans/
W. Showers/S. Hoffmann/R. Lotti-Bond/I. Hajdas/G. Bonani, Persistent Solar Influence on North Atlantic Climate During the Holocene. Science 294, 2001, 2130–2136.
Bulka/Cichy/Englert 2013
K. Bulka/E. Cichy/J. Englert, Siedlungskammer HagenHerbeck – Ergebnisse der Untersuchungen von 2011 bis
2012. Archäologie in Westfalen-Lippe 2012, 2013, 179–182.
Bunnefeld 2012
Bouzek 1978
J.-H. Bunnefeld, Die Lanzenspitzen in Westfalen. In:
F. Laux, Die Lanzenspitzen in Niedersachsen. Prähistorische Bronzefunde V,4 (Stuttgart 2012) 125–168.
J. Bouzek, Östlicher Mittelmeerraum und Mitteleuropa.
Die bronzezeitlichen Beziehungen auf Grund der archäologischen Quellen. In: W. Coblenz/F. Horst (Hrsg.), Mitteleuropäische Bronzezeit. Beiträge zur Archäologie und
Geschichte (Berlin 1978) 47–56.
J.-H. Bunnefeld, Bronzezeitliche Schwerter in Westfalen.
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 12, 2015,
5–58.
Bunnefeld 2015
Boygle 2004
Burgess 1985
J. Boygle, Towards a Holocene tephrochronology for Sweden: Geochemistry and correlation with the North Atlantic tephra stratigraphy. Journal of Quaternary Science 19,
2004, 103–109.
C. Burgess, Population, climate and upland settlement.
In: D. Spratt/C. Burgess (Hrsg.), Upland Settlement in
Britain. The Second Millennium B. C. and after. British
Archaeological Reports, British Series 143 (Oxford 1985)
195–229.
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Bérenger 2015
D. Bérenger, Ilse – fremde Frauen an der Mittelweser. In:
J. Gaffrey/E. Cichy/M. Zeiler, Westfalen in der Eisenzeit
(Münster 2015) 166–167.
373
374
Stephan Deiters
Burgess 1989
C. Burgess, Volcanoes, Catastrophe and the Global Crisis
of the Late Second Millennium BC. Current Archaeology
117, 1989, 325–329.
Burmeister 2017
S. Burmeister, One Step Beyond. Migration als kulturelle
Praxis. Distant Worlds Journal 3, 2017, 3–18.
Burmeister 2018
S. Burmeister, Die drei großen W: Waren – Wagen – Wege.
Überlegungen zum Überlandverkehr in prähistorischer
Zeit, mit besonderem Blick auf Nordwestdeutschland. In:
B. Nessel/D. Neumann/M. Bartelheim (Hrsg.), Bronzezeitlicher Transport. Akteure, Mittel und Wege. Ressourcenkulturen 8 (Tübingen 2018) 119–138.
der Ful aus der Sicht des Prähistorikers. Bayerische Vorgeschichtsblätter 36, 1971, 289–317.
De Laet 1982
S. J. De Laet, La Belgique d’avant les Romains (Wetteren
1982).
Deiters 2000
S. Deiters, Die vorgeschichtlichen Gräberfelder BorkenMarbeck und Borken-Dülmener Weg (Magisterarbeit
Westfälische Wilhelms-Universität Münster 2000).
Deiters 2008a
S. Deiters, Was passierte wann? Einführung in die Frühe,
Mittlere und Späte Bronzezeit. In: D. Bérenger/C. Grünewald (Hrsg.), Westfalen in der Bronzezeit (Münster 2008)
46–53.
Burrichter 1980
E. Burrichter, Pollenanalytische und vegetationskundliche Befunde zur Siedlungsgeschichte im westlichen
und zentralen Münsterland. In: Römisch-Germanisches
Zentralmuseum Mainz (Hrsg.), Münster – Westliches
Münsterland – Tecklenburg. Teil 1: Einführende Aufsätze.
Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern 45
(Mainz 1980) 40–51.
Caesar De Bello Gallico
O. Schönberger (Hrsg.), Gaius Julius Caesar, Der Gallische Krieg = De Bello Gallico. Sammlung Tusculum
4
(Düsseldorf/Zürich 2003).
Cichy/Deiters 2019
E. Cichy/S. Deiters, Katastrophale Verhältnisse an der
Diemel – der Siedlungsplatz Marsberg-Westheim. Archäologie in Westfalen-Lippe 2018, 2019, 222–225.
Cichy/Kunze/Müsch 2016
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
E. Cichy/F. Kunze/E. Müsch, Ein außergewöhnlicher Geschirrsatz der Bronzezeit aus Unna. Archäologie in Westfalen-Lippe 2015, 2016, 50–54.
Cichy u. a. 2015
E. Cichy/J. Gaffrey/B. Sicherl/M. Zeiler, Von der »Guten
alten Zeit« – Chronologie. In: J. Gaffrey/E. Cichy/M. Zeiler, Westfalen in der Eisenzeit (Münster 2015) 26–32.
Deiters 2008b
S. Deiters, Siedlungswesen und Landwirtschaft. In: D. Bérenger/C. Grünewald (Hrsg.), Westfalen in der Bronzezeit (Münster 2008) 72–77.
Deiters 2008c
S. Deiters, The Middle Bronze Age farmstead from
Rhede (North Rhine-Westphalia, Germany). In: S. Arnoldussen/H. Fokkens (Hrsg.), Bronze Age settlements in
the Low Countries (Oxford 2008) 75–82.
Deiters 2008d
S. Deiters, Forschungsgeschichte. In: D. Bérenger/C. Grünewald (Hrsg.), Westfalen in der Bronzezeit (Münster
2008) 20–21.
Deiters 2018
S. Deiters, Ladbergen »Grooten Esch« – ein beliebter Ort
in der Vor- und Frühgeschichte. Archäologie in Westfalen-Lippe 2017, 2018, 178–182.
Deiters 2020
S. Deiters, Von Dürre vertrieben – »Klimaflüchtlinge« in
der späten Bronzezeit? In: LWL-Archäologie für Westfalen (Hrsg.), 100 Jahre/100 Funde. Das Jubiläum der amtlichen Bodendenkmalpflege in Westfalen-Lippe (Darmstadt 2020) 104–105.
Cline 2015
Desittere 1968
E. H. Cline, 1177 v. Chr. Der erste Untergang der Zivilisation (Darmstadt 2015).
M. Desittere, De Urnenveldenkultuur in het Gebied tussen Neder-Rijn en Noordzee (Periodes Ha A en B). Dissertationes Archaeologicae Gandenses 11 (Brügge 1968).
David/David-Hennig 1971
N. David/H. David-Hennig, Zur Herstellung und Lebensdauer von Keramik. Untersuchungen zu den sozialen,
kulturellen und ökonomischen Strukturen am Beispiel
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
Dohle 1970
Feldman u. a. 2019
G. Dohle, Die Urnenfelderkultur im Neuwieder Becken.
Jahrbuch für Geschichte und Kunst des Mittelrheins, Beiheft 2 (Neuwied 1970).
M. Feldman/D. M. Master/R. A. Bianco/M. Burri/
P. W. Stockhammer/A. Mittnik/A. J. Aja/C. Jeong/J. Krause, Ancient DNA sheds light on the genetic origins of early Iron Age Philistines. Science Advances 5/7, 2019.
375
Drake 2012
B. L. Drake, The influence of climatic change on the Late
Bronze Age Collapse and the Greek Dark Ages. Journal of
Archaeological Science 39, 2012, 1862–1870.
Fiedler/Gütter/Thiedmann 2002
L. Fiedler/S. Gütter/A. Thiedmann, Frühkaiserzeitliche
Siedlungsfunde aus Niederweimar bei Marburg. Germania 80, 2002, 135–168.
Dugmore u. a. 1995
Ebel-Zepezauer u. a. 2009
W. Ebel-Zepezauer/C. Grünewald/P. Ilisch/J.-S. Kühlborn/
B. Tremmel, Augusteische Marschlager und Siedlungen des 1. bis 9. Jahrhunderts in Dorsten-Holsterhausen.
Die Ausgrabungen 1999–2002. Bodenaltertümer Westfalens 47 (Mainz 2009).
Finke 1982
W. Finke, Warendorf-Neuwarendorf. Neujahrsgruß 1982.
Jahresbericht für 1981 des Westfälischen Museums für Archäologie – Amt für Bodendenkmalpflege, Münster – und
der Altertumskommission für Westfalen (Münster 1982)
24–26.
Finke 1983
W. Finke, 349 Greven-Schmedehausen. Ausgrabungen
und Funde in Westfalen-Lippe 1, 1983, 306–307.
Eggenstein 1995
Fleschenberg/Jockenhövel 2008
G. Eggenstein, Die frühen Ausgrabungen Albert Baums
1897/98 an der Lippe in den Gemeinden Waltrop, Datteln
und Selm. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 9B, 1995, 35–94.
S. Fleschenberg/A. Jockenhövel, Kampf, Prunk, Opfer:
Die Prachtschwerter von Hagen-Kaisberg. In: D. Bérenger/C. Grünewald (Hrsg.), Westfalen in der Bronzezeit (Münster 2008) 107–108.
Eiríksson u. a. 2000
Fokkens 2009
J. Eiríksson/K. L. Knudsen/H. Haflidason/J. Heinemeier,
Chronology of late Holocene climatic events in the northern North Atlantic based on AMS 14C dates and tephra
markers from the volcano Hekla, Iceland. Journal of Quaternary Science 15, 2000, 573–580.
H. Fokkens, Die Wirtschaft der nordischen Bronzezeit: mehr als Getreide säen und Vieh züchten. In:
M. Bartelheim/H. Stäuble (Hrsg.), Die wirtschaftlichen
Grundlagen der Bronzezeit Europas = The Economic
Foundations of the European Bronze Age. Forschungen
zur Archäometrie und Altertumswissenschaft 4 (Rahden
2009) 85–104.
Falkenstein 1997
F. Falkenstein, Eine Katastrophen-Theorie zum Beginn der Urnenfelderkultur. In: C. Becker/M.-L. Dunkelmann/C. Metzner-Nebelsick/H. Peter-Röcher/M. Roeder/B. Teržan (Hrsg.), Chronos. Beiträge zur prähistorischen Archäologie zwischen Nord- und Südosteuropa.
Festschrift für Bernhard Hänsel. Internationale Archäologie – Studia honoraria 1 (Espelkamp 1997) 549–561.
Gaffrey 1990
J. Gaffrey, Saerbeck. Neujahrsgruß 1990. Jahresbericht für
1989 des Westfälischen Museums für Archäologie – Amt
für Bodendenkmalpflege, Münster – und der Altertumskommission für Westfalen (Münster 1990) 32–34.
Gaffrey 2008
Falkenstein 2006/2007
F. Falkenstein, Gewalt und Krieg in der Bronzezeit Mitteleuropas. Bericht der bayerischen Bodendenkmalpflege
47/48, 2006/2007, 33–52.
J. Gaffrey, Mit Pfeil und Bogen durch die westfälische
Bronzezeit. In: D. Bérenger/C. Grünewald (Hrsg.), Westfalen in der Bronzezeit (Münster 2008) 70–71.
Gaffrey u. a. 2007
Falkenstein 2012/2013
F. Falkenstein, Kulturwandel und Klima im 12. Jahrhundert v. Chr. Das Beispiel Kastanas in Nordgriechenland.
Offa 69/70, 2012/2013, 505–526.
J. Gaffrey/C. Grünewald/B. Herring/G. Hülsmann/G. Isenberg/A. Kersting/M. Kunter/L. Kurz/B. Mecke/J. Meurers-Balke/S. Schamuhn/B. Stapel/F. Verse, 11.000 Jahre
Baugebiet Klusenweg. Archäologische Entdeckungen in
Altenrheine (Rheine 2007).
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
A. J. Dugmore/G. T. Cook/J. S. Shore/A. J. Newton/K. J. Edwards/G. Larsen, Radiocarbon Dating Tephra Layers in
Britain and Iceland. Radiocarbon 37, 1995, 379–388.
376
Stephan Deiters
Gersbach 1951
Holzhauser/Magny/Zumbühl 2005
E. Gersbach, Ein Beitrag zur Untergliederung der jüngeren Urnenfelderzeit (Hallstatt B) im Raume der südwestdeutsch-schweizerischen Gruppe. Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Urgeschichte 41, 1951, 175–191.
H. Holzhauser/M. Magny/H. J. Zumbühl, Glacier and
lake-level variations in west-central Europe over the last
3500 years. The Holocene 15, 2005, 789–801.
Glaw 2008
S. Ickler, Bronze- und eisenzeitliche Besiedlung im Stadtgebiet von Krefeld, Mittlerer Niederrhein (Diss. Universität zu Köln 2007) <http://kups.ub.uni-koeln.de/3163/>
(03.03.2021).
Ickler 2007
J. W. Glaw, Archäologie in Gütersloh. Das Stadtmuseum
und seine ur- und frühgeschichtliche Sammlung. Archäologie in Ostwestfalen 11, 2008, 91–97.
Härke 1997
Jäger 2009
H. Härke, Wanderungsthematik, Archäologen und politisches Umfeld. Archäologische Informationen 20, 1997,
61–71.
K.-D. Jäger, Klimawandel und Besiedlungsgeschichte in
Mitteleuropa während der Nacheiszeit. Sitzungsberichte
der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin 100,
2009, 81–131.
Heinrich/Bartelt 2006
H. Heinrich/U. Bartelt, Das Schlüsselloch-Gräberfeld am
Oespeler Bach. In: H. Brink-Kloke/H. Heinrich/U. Bartelt, Das Schlüsselloch-Gräberfeld am Oespeler Bach. Befunde und Funde der jüngeren Bronzezeit am Hellweg
in Oespel und Marten, Stadt Dortmund. Bodenaltertümer
Westfalens 43 (Mainz 2006) 7–56.
Heinrich/Bartelt/Eckes 2006
H. Heinrich/U. Bartelt/A. Eckes, Katalog. In: H. BrinkKloke/H. Heinrich/U. Bartelt, Das Schlüsselloch-Gräberfeld am Oespeler Bach. Befunde und Funde der jüngeren Bronzezeit am Hellweg in Oespel und Marten, Stadt
Dortmund. Bodenaltertümer Westfalens 43 (Mainz 2006)
97–153.
Jockenhövel 1974
A. Jockenhövel, Eine Bronzeamphore des 8. Jahrhunderts
v. Chr. von Gevelinghausen, Kr. Meschede (Sauerland).
Germania 52, 1974, 15–54.
Jockenhövel 1980
A. Jockenhövel, Die Rasiermesser in Westeuropa (Westdeutschland, Niederlande, Belgien, Luxemburg, Frankreich, Großbritannien und Irland). Prähistorische Bronzefunde VIII,3 (München 1980).
Jockenhövel 1983
A. Jockenhövel, Zum Beginn der Urnenfelderkultur in
Niederhessen. Archäologisches Korrespondenzblatt 13,
1983, 209–218.
Hermsen/Scholte Lubberink 2019
I. Hermsen/H. Scholte Lubberink, Nederzettingsaardewerk uit de late bronstijd in het land van Berkel en Schipbeek. Metaaltijden 6, 2019, 75–111.
Jockenhövel 1991
A. Jockenhövel, Räumliche Mobilität von Personen in der
mittleren Bronzezeit des westlichen Mitteleuropa. Germania 69, 1991, 49–62.
Herring 1996
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
B. Herring, Das bronze- und früheisenzeitliche Gräberfeld von Schöppingen, Kr. Borken, Westfalen. Die Kunde
N. F. 47, 1996, 143–176.
Herrmann 1981
B. Herrmann, Die Leichenbrände von Telgte-Raestrup.
In: K. Wilhelmi, Zwei bronzezeitliche Kreisgrabenfriedhöfe bei Telgte, Kreis Warendorf. Bodenaltertümer Westfalens 17 (Münster 1981) 118–144.
Höckmann 2012
O. Höckmann, Ein gegossenes Bronzebecken aus MünsterGittrup. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 11,
2012, 5–148.
Jockenhövel 1995
A. Jockenhövel, Zur Ausstattung von Frauen in Nordwestdeutschland und in der deutschen Mittelgebirgszone während der Spätbronzezeit und älteren Eisenzeit. In: A. Jockenhövel (Hrsg.), Festschrift für Hermann Müller-Karpe
zum 70. Geburtstag (Bonn 1995) 195–212.
Jockenhövel 2003
A. Jockenhövel, Von der Bronzezeit zur Eisenzeit: Bemerkungen zur Kontinuität und Diskontinuität auf
ausgewählten Gräberfeldern Westdeutschlands. In:
N. Bojović/R. Vasić (Hrsg.), Sahranjivanje u bronzano I
gvozdeno doba = Burial Customs in the Bronze and Iron
Age. Simpozijum, Čačak, 4–8. Septembar 2002 (Čačak
2003) 91–100.
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
Jockenhövel 2007
Kersting 2008
A. Jockenhövel, Bronzezeit am Niederrhein im europäischen Kontext. In: Clemens-Sels-Museum (Hrsg.), Bronzestreif am Horizont. 1000 Jahre vor Kelten, Römern
und Germanen. Ausstellungskatalog Neuss (Neuss 2007)
15–24.
A. Kersting, Rheine-Altenrheine: Siedlung und Haus.
In: D. Bérenger/C. Grünewald (Hrsg.), Westfalen in der
Bronzezeit (Münster 2008) 81–83.
Jockenhövel 1997
A. Jockenhövel, Der Schwerthortfund vom »Kaisberg« bei
Hagen-Vorhalle. In: D. Bérenger (Hrsg.), Archäologische
Beiträge zur Geschichte Westfalens. Festschrift für Klaus
Günther. Internationale Archäologie – Studia honoraria 2
(Rahden 1997) 133–154.
377
Kibbert 1984
K. Kibbert, Die Äxte und Beile im mittleren Westdeutschland II. Prähistorische Bronzefunde IX,13 (München
1984).
Kimmig 1940
W. Kimmig, Die Urnenfelderkultur in Baden, untersucht
auf Grund der Gräberfunde. Römisch-Germanische Forschungen 14 (Berlin 1940).
Jung/Mehofer 2013
R. Jung/M. Mehofer, Mycenaean Greece and Bronze Age
Italy: Cooperation, Trade or War? Archäologisches Korrespondenzblatt 43, 2013, 175–193.
Kaniewski u. a. 2008
D. Kaniewski/E. Paulissen/E. Van Campo/M. Al-Maqdissi/J. Bretschneider/K. Van Lerberghe, Middle East
coastal ecosystem response to middle-to-late Holocene
abrupt climate changes. Proceedings of the National Academy of Sciences 105, 2008, 13941–13946.
Kimmig 1964
W. Kimmig, Seevölkerbewegung und Urnenfelderkultur. Ein archäologisch-historischer Versuch. In: R. von
Uslar/K. J. Narr (Hrsg.), Studien aus Alteuropa 1. Festschrift Tackenberg. Bonner Jahrbücher, Beiheft 10/I (Köln
1964) 220–283.
Klengel 1999
H. Klengel, Geschichte des Hethitischen Reiches. Handbuch der Orientalistik 1,34 (Leiden 1999).
Kaniewski u. a. 2010
Koopmann 2004
D. Kaniewski/E. Paulissen/E. Van Campo/H. Weiss/
T. Otto/J. Bretschneider/K. Van Lerberghe, Late secondearly first millennium BC abrupt climate changes in coastal Syria and their possible significance for the history of
the Eastern Mediterranean. Quaternary Research 74, 2010,
207–215.
M. Koopmann, Die Jungbronze- und die ältere Eisenzeit.
In: D. Bérenger/W. E. Brebeck, Die Vorrömischen Metallzeiten. Führer zur Vor- und Frühgeschichte der Hochstiftkreise Paderborn und Höxter 2. Historische Schriften des
Kreismuseums Wewelsburg 5 (Marsberg 2004) 47–98.
Kaniewski u. a. 2019
L. M. Kootker/C. Geerdink/P. W. van den Broeke/H. Kars/
G. R. Davies, Breaking Traditions: An Isotopic Study on
the Changing Funerary Practices in the Dutch Iron Age
(800–12 BC). Archaeometry 60, 2018, 594–611.
Kootker u. a. 2018
Kasielke/Poch/Wiedner 2019
T. Kasielke/R. M. Poch/K. Wiedner, Chernozem relics in
the Hellweg Loess Belt (Westphalia, NW Germany) – Natural or man-made? Quaternary International 502, 2019,
296–308.
Kasielke/Steinhorst 2016
T. Kasielke/M. Steinhorst, Zur Besiedlungsgeschichte des
nördlichen Münsterlandes – eine bodenkundliche Fundstellenanalyse zu Siedlungspräferenzen vom Neolithikum
bis ins Frühmittelalter. Berichte. Geographie und Landeskunde 90, 2016, 93–112.
Kramm 1978
E. Kramm, Pollenanalytische Hochmooruntersuchungen
zur Floren- und Siedlungsgeschichte zwischen Ems und
Hase. Abhandlungen aus dem Landesmuseum für Naturkunde zu Münster in Westfalen 40,4 (Münster 1978).
Krausse-Steinberger 1990
D. Krauße-Steinberger, Ein gegossenes Bronzebecken der
jüngeren Bronzezeit aus Bad Driburg, Kr. Höxter. Archäologisches Korrespondenzblatt 20, 1990, 397–407.
Krebs 1925
A. Krebs, Die vorrömische Metallzeit im östlichen Westfalen. Mannus-Bibliothek 38 (Leipzig 1925).
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
D. Kaniewski/N. Marriner/J. Bretschneider/G. Jans/
C. Morhange/R. Cheddadi/T. Otto/F. Luce/E. Van Campo,
300-year drought frames Late Bronze Age to Early Iron
Age transition in the Near East: new palaeoecological data
from Cyprus and Syria. Regional Environmental Change
19, 2019, 2287–2297.
378
Stephan Deiters
Kröpelin 2017
S. Kröpelin, Klimawandel und Besiedlung der östlichen
Sahara seit der letzten Eiszeit – Ein Schlüssel für die Zukunft? In: H. Meller/T. Puttkamer (Hrsg.), Klimagewalten.
Treibende Kraft der Evolution. Ausstellungskatalog Halle
(Saale) (Halle [Saale] 2017) 404–417.
schaft Bronzezeit auf der Jahrestagung des Mittel- und
Ostdeutschen Verbandes für Altertumsforschung in
Brandenburg an der Havel, 16. bis 17. April 2012. Arbeitsberichte zur Bodendenkmalpflege in Brandenburg 26
(Wünsdorf 2014) 157–177.
Louwen 2021
Krüger u. a. 2020
J. Krüger/G. Lidke/S. Lorenz/T. Terberger (Hrsg.), Tollensetal 1300 v. Chr. Das älteste Schlachtfeld Europas.
Archäologie in Deutschland, Sonderheft 19 (Darmstadt
2020).
Kunter 2006
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
M. Kunter, Die Leichenbrände des SchlüssellochGräberfeldes vom Oespeler Bach. In: H. Brink-Kloke/
H. Heinrich/U. Bartelt, Das Schlüsselloch-Gräberfeld am
Oespeler Bach. Befunde und Funde der jüngeren Bronzezeit am Hellweg in Oespel und Marten, Stadt Dortmund.
Bodenaltertümer Westfalens 43 (Mainz 2006) 57–82.
A. Louwen, Breaking and making the ancestors. Piecing
together the urnfield mortuary process in the Lower-Rhine-Basin, ca. 1300–400 BC (Leiden 2021).
Ludewig 2007
T. Ludewig, Sprachgeschichtliche Spuren der Bronzezeit.
In: Clemens-Sels-Museum (Hrsg.), Bronzestreif am Horizont. 1000 Jahre vor Kelten, Römern und Germanen. Ausstellungskatalog Neuss (Neuss 2007) 109–115.
Maise 1998
Kunter 2008
C. Maise, Archäoklimatologie. Vom Einfluss nacheiszeitlicher Klimavariabilität in der Ur- und Frühgeschichte.
Jahrbuch der Schweizerischen Gesellschaft für Ur- und
Frühgeschichte 81, 1998, 197–235.
M. Kunter, Der Mensch als Geschichtsquelle: Totenverbrennung und Leichenbrandanalyse. In: D. Bérenger/
C. Grünewald (Hrsg.), Westfalen in der Bronzezeit (Münster 2008) 151–153.
B. Mecke, 391 Warendorf-Einen. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 9A, 1997, 349–351.
Mecke 1997
Lange 1971
Mecke 1998
W. R. Lange, Die Bronzezeit und die ältere Eisenzeit in
den Kreisen Büren und Paderborn. In: Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz (Hrsg.), Paderborner Hochfläche, Paderborn, Büren, Salzkotten. Führer zu vor- und
frühgeschichtlichen Denkmälern 20 (Mainz 1971) 47–77.
B. Mecke, Die Urnenfriedhöfe von Rhede, Kr. Borken,
Bottrop, Stkr. und Warendorf-Milte, Kr. Warendorf. Studien zu jüngerbronze- und ältereisenzeitlichen Gräberfeldern des westlichen Westfalens (Diss. Westfälische
Wilhelms-Universität Münster 1998).
Lange 1983
Mecke 2008a
W. R. Lange, Einflüsse der Urnenfelderkultur auf den
Urnenfriedhöfen Ostwestfalens. Archäologisches Korrespondenzblatt 13, 1983, 219–231.
B. Mecke, Bevorzugtes Wohnen am Friedhof: MünsterGittrup. In: D. Bérenger/C. Grünewald (Hrsg.), Westfalen
in der Bronzezeit (Münster 2008) 116–117.
Lanting/van der Plicht 2001/2002
Mecke 2008b
J. N. Lanting/J. van der Plicht, De 14C-Chronologie van de
Nederlandse pre- en protohistorie, IV: bronstijd en vroege
ijzertijd. Palaeohistoria 43/44, 2001/2002, 117–262.
B. Mecke, Bronzebeigaben als Statussymbole? MünsterGittrup. In: D. Bérenger/C. Grünewald (Hrsg.), Westfalen
in der Bronzezeit (Münster 2008) 154–155.
Laumann 2007
Meurers-Balke u. a. 1999
H. Laumann, 28 Sundern. Ausgrabungen und Funde in
Westfalen-Lippe 10, 2007, 24–25.
J. Meurers-Balke/A. J. Kalis/R. Gerlach/A. Jürgens, Landschafts- und Siedlungsgeschichte des Rheinlandes. In:
K.-H. Knörzer/R. Gerlach/J. Meurers-Balke/A. J. Kalis/
U. Tegtmeier/W. D. Becker/A. Jürgens, Pflanzenspuren.
Archäobotanik im Rheinland: Agrarlandschaft und Nutzpflanzen im Wandel der Zeiten. Materialien zur Bodendenkmalpflege im Rheinland 10 (Köln 1999) 11–66.
Leclercq 2014
W. Leclercq, Der Ferne Osten – »Orientalische« Einflüsse in
Keramik- und Metallfunden der belgischen Spätbronzezeit.
In: B. Nessel/I. Heske/D. Brandherm (Hrsg.), Ressourcen
und Rohstoffe in der Bronzezeit. Nutzung – Distribution – Kontrolle. Beitrage zur Sitzung der Arbeitsgemein-
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
Meurers-Balke/Kalis 2005
Paret 1948
J. Meurers-Balke/A. J. Kalis, Landnutzung in prähistorischer und historischer Zeit im Vredener Land. Ein Pollendiagramm von Ernst Burrichter neu betrachtet. In: H.W. Peine/H. Terhalle (Hrsg.), Stift – Stadt – Land. Vreden
im Spiegel der Archäologie. Beiträge des Heimatvereins
Vreden zur Landes- und Volkskunde 69 (Vreden 2005)
83–90.
O. Paret, Das neue Bild der Vorgeschichte ²(Stuttgart
1948).
Mielke 2018
D. P. Mielke, Der große Umbruch. Brandbestattungen der
Bronze- und Eisenzeit. In: H. Brink-Kloke/D. P. Mielke
(Hrsg.), Vom Umgang mit dem Tod. Archäologie und
Geschichte der Sepulkralkultur zwischen Lippe und Ruhr.
Beiträge zur Tagung im LWL-Museum für Archäologie
Herne am 7. November 2014 (Büchenbach 2018) 108–146.
379
Polenz 1980
H. Polenz, Die vorrömischen Metallzeiten im West- und
Zentralmünsterland. In: Römisch-Germanisches Zentralmuseum Mainz (Hrsg.), Münster, Westliches Münsterland, Tecklenburg. Teil I: Einführende Aufsätze. Führer
zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern 45 (Mainz
1980) 86–136.
Poschlod 2017
P. Poschlod, Geschichte der Kulturlandschaft. Entstehungsursachen und Steuerungsfaktoren der Entwicklung
der Kulturlandschaft, Lebensraum- und Artenvielfalt in
Mitteleuropa ²(Stuttgart 2017).
Mühlenbruch 2017
Müller-Karpe 2017
A. Müller-Karpe, Sarissa. Die Wiederentdeckung einer
hethitischen Königsstadt. Zaberns Bildbände zur Archäologie = Sonderbände der Antiken Welt (Darmstadt 2017).
de Mulder/Leclercq/van Strydonck 2008
G. de Mulder/W. Leclercq/M. van Strydonck, Influence
from the »Group Rhin-Suisse-France Orientale« on the
pottery from the Late Bronze Age Urnfields in western
Belgium. A Confrontation between Pottery Forming Technolgy, 14C-Dates and Typo-Chonology. In: I. Berg (Hrsg.),
Breaking the Mould: Challenging the Past through Pottery. Prehistoric Ceramics Research Group: Occasional
Paper 6 = British Archaeological Reports, International
Series 1861 (Oxford 2008) 105–115.
Nikulka 2016
F. Nikulka, Archäologische Demographie. Methoden, Daten und Bevölkerung der europäischen Bronze- und Eisenzeiten (Leiden 2016).
Precht 2013
G. A. Precht, Das bronze- bis eisenzeitliche Gräberfeld von Borken-Hoxfeld, Kreis Borken (Diss. Westfälische Wilhelms-Universität Münster 2013) <https://
miami.uni-muenster.de/Record/89fa3fa1-5bcc-4768-8972e5d7631ed013> (02.03.2021).
Reichmann 1979
C. Reichmann, Warendorf-Neuwarendorf. Neujahrsgruß
1979. Jahresbericht für 1978 des Westfälischen Landesmuseums für Vor- und Frühgeschichte, Münster, und der
Altertumskommission für Westfalen (Münster 1979) 21.
Reichmann 2007
C. Reichmann, Der Hausbau der Eisenzeit am Niederrhein. In: Clemens-Sels-Museum (Hrsg.), Bronzestreif
am Horizont. 1000 Jahre vor Kelten, Römern und Germanen (Neuss 2007) 45–49.
Röber 1992
R. Röber, 87 Höxter (Kloster tom Roden). Ausgrabungen
und Funde in Westfalen-Lippe 7, 1992, 169–170.
Roymans 1991
N. Roymans, Late Urnfield Societies in the Northwest
European Plain and the expanding networks of Central
European Hallstatt Groups. In: N. Roymans/F. Theuws
(Hrsg.), Images of the Past. Studies on Ancient Societies
in Northwestern Europe. Studies in Pre- and Protohistorie 7 (Amsterdam 1991) 9–89.
Noll 1991
Roymans/Kortlang 1999
W. Noll, Alte Keramiken und ihre Pigmente. Studien zu
Material und Technologie (Stuttgart 1991).
N. Roymans/F. Kortlang, Urnfield Symbolism, Ancestors
and the Land in the Lower Rhine Region. In: F. Theuws/
N. Roymans (Hrsg.), Land and Ancestors. Cultural Dynamics in the Urnfield Period and the Middle Ages in the
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
T. Mühlenbruch, Von der »Urnenfelderwanderung« zum
»Seevölkersturm«. Zum Kulturwandel zwischen Mitteleuropa und Ägypten um 1200 v. Chr. In: D. Brandherm/
B. Nessel (Hrsg.), Phasenübergänge und Umbrüche im
bronzezeitlichen Europa. Beiträge zur Sitzung der Arbeitsgemeinschaft Bronzezeit auf der 80. Jahrestagung
des Nordwestdeutschen Verbandes für Altertumsforschung. Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 297 (Bonn 2017) 215–222.
380
Stephan Deiters
Southern Netherlands. Amsterdam Archaeological Studies 4 (Amsterdam 1999) 33–62.
ter im Braunkohlengebiet. BAR International Series 467
(Oxford 1989).
Rüschoff-Thale 2004
B. Rüschoff-Thale, Die Toten von Neuwarendorf in Westfalen. 341 Gräber vom Endneolithikum bis in die Spätlatènezeit. Bodenaltertümer Westfalens 41 (Mainz 2004).
Sommer 2015
K. G. Sommer, Der 21. Januar 1192 v. Chr.: der Untergang
Ugarits? (Diss. Ludwig-Maximilians-Universität München 2015) <https://edoc.ub.uni-muenchen.de/18976/1/
Sommer_Klaus_Georg.pdf> (04.03.2021).
Ruppel 1985
T. Ruppel, Zum Beginn der Spätbronzezeit im Niederrheinischen Raum. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 3, 1985, 9–25.
Ruppel 1990
T. Ruppel, Die Urnenfelderzeit in der Niederrheinischen
Bucht. Rheinische Ausgrabungen 30 (Köln 1990).
Speier 1994
M. Speier, Vegetationskundliche und paläoökologische
Untersuchungen zur Rekonstruktion prähistorischer und
historischer Landnutzungen im südlichen Rothaargebirge. Abhandlungen aus dem Westfälischen Museum für
Naturkunde 56,3/4 (Münster 1994).
Sprockhoff 1956
U. Schoenfelder, Untersuchungen an Gräberfeldern der
Endbronze- und beginnenden Eisenzeit am unteren Niederrhein (Diss. Ruhr-Universität Bochum 1989).
E. Sprockhoff, Jungbronzezeitliche Hortfunde der Südzone des nordischen Kreises (Periode V). Kataloge des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz 16 (Mainz
1956).
Schwellnus 1984
Stampfuss 1926
W. Schwellnus, Urgeschichtliche Lehmgruben im Rheinland. Archäologische Informationen 7, 1984, 8–12.
R. Stampfuß, Das Vordringen der Germanen zum nördlichen Niederrhein und die Ausbreitung der Harpstedter
Kultur. Mannus. Zeitschrift für Vorgeschichte 17, 1925
(1926), 287–308.
Schoenfelder 1989
Sicherl 2002
B. Sicherl, Der »Schweinskopf« bei Tecklenburg-Brochterbeck, Kr. Steinfurt. Eine altbronzezeitliche Befestigung
in Nordwestdeutschland. Archäologische Mitteilungen
aus Nordwestdeutschland 25, 2002, 45–81.
Sicherl 2009
B. Sicherl, Die Bruchhauser Steine bei Olsberg, Hochsauerlandkreis. Frühe Burgen in Westfalen 3 2(Münster 2009).
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Sicherl 2014
B. Sicherl, Ein spätbronzezeitlicher Grubeninhalt aus
Dortmund-Asseln. Ein Beitrag zur Kenntnis der spätbronzezeitlichen Siedlungskeramik. In: H.-O. Pollmann
(Hrsg.), Archäologische Rückblicke. Festschrift für Daniel Bérenger. Universitätsforschungen zur prähistorischen
Archäologie 254 (Bonn 2014) 67–90.
Stampfuss 1959
R. Stampfuß, Siedlungsfunde der jüngeren Bronze- und
älteren Eisenzeit im westlichen Ruhrgebiet. Quellenschriften zur westdeutschen Vor- und Frühgeschichte 7
(Bonn 1959).
Stieren 1935
A. Stieren, Der Kreisgrabenfriedhof von Sölten, Kr. Recklinghausen. Bodenaltertümer Westfalens 4 = Westfalen.
Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde 20, 1935,
247–266.
Stobbe 2018
A. Stobbe, Ein neues Pollenprofil vom Kleinen Wähbach
am Giller im Rothaargebirge. Archäologie in WestfalenLippe 2017, 2018, 217–222.
Sicherl/Zerl 2019
B. Sicherl/T. Zerl, Spätbronzezeitliche Siedlungsspuren
und vorgeschichtliche Funde der Stadtkerngrabung Alter
Markt/Piggenstraße in Bielefeld. Archäologie in Ostwestfalen 14, 2019, 34–41.
Tackenberg 1971
K. Tackenberg, Die jüngere Bronzezeit in Nordwestdeutschland 1. Die Bronzen. Veröffentlichungen der urgeschichtlichen Sammlungen des Landesmuseums zu
Hannover 19 (Hildesheim 1971).
Simons 1989
A. Simons, Bronze- und eisenzeitliche Besiedlung in den
Rheinischen Lößbörden. Archäologische Siedlungsmus-
Terberger u. a. 2018
T. Terberger/D. Jantzen/J. Kruger/G. Lidke, Das bronzezeitliche Kampfgeschehen im Tollensetal – ein Großereig-
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
nis oder wiederholte Konflikte? In: S. Hansen/R. Krause
(Hrsg.), Bronzezeitliche Burgen zwischen Taunus und
Karpaten. Beiträge der Ersten Internationalen LOEWEKonferenz vom 7. bis 9. Dezember 2016 in Frankfurt/M.
Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 319 = Prähistorische Konfliktforschung 2 (Bonn 2018)
103–123.
Tutlies/Weber 2012
P. Tutlies/C. Weber, Bronze- und Eisenzeit im Rheinland – zwei bäuerliche Jahrhunderte im Schatten kultureller Umbrüche. Archäologie im Rheinland 2011, 2012,
328–335.
381
Weber 1995
C. Weber, Bronzezeitliche Niederlegungen am Niederrhein zwischen Duisburg und Emmerich. In: A. Jockenhövel (Hrsg.), Festschrift für Hermann Müller-Karpe zum
70. Geburtstag (Bonn 1995) 63–84.
Weber 2007
C. Weber, Bronzezeit im Rheinland. In: Clemens-SelsMuseum (Hrsg.), Bronzestreif am Horizont. 1000 Jahre
vor Kelten, Römern und Germanen (Neuss 2007) 25–32.
Wehrhahn/Sandner Le Gall 2021
R. Wehrhahn/V. Sandner Le Gall, Bevölkerungsgeographie 3(Darmstadt 2021).
Verlinde 1987
A. D. Verlinde, Die Gräber und Grabfunde der späten
Bronzezeit und der frühen Eisenzeit in Overijssel (Leiden
1987).
Verlinde/Hulst 2010
A. D. Verlinde/R. S. Hulst, De grafvelden en grafvondsten
op en rond de Veluwe van de Late Bronstijd tot in de Midden-Ijzertijd. Nederlands Archeologische Rapporten 39
(Amsterdam 2010).
Wilbertz 2009
O. M. Wilbertz (Hrsg.), Langgräben und Schlüssellochgräben der jüngeren Bronze- und frühen Eisenzeit zwischen Aller und Dordogne. Materialhefte zur Ur- und
Frühgeschichte Niedersachsens 38 (Rahden 2009).
Wilhelmi 1975
K. Wilhelmi, Neue bronzezeitliche Langgräben in Westfalen. Westfälische Forschungen 27, 1975, 47–66.
Verse 2006
Wilhelmi 1981
F. Verse, Die Keramik der älteren Eisenzeit im Mittelgebirgsraum zwischen Rhein und Werra. Münstersche
Beiträge zur Ur- und Frühgeschichtlichen Archäologie 2
(Rahden 2006).
K. Wilhelmi, Zwei bronzezeitliche Kreisgrabenfriedhöfe
bei Telgte, Kreis Warendorf. Bodenaltertümer Westfalens 17 (Münster 1981).
Wilhelmi 1983
Verse 2008
F. Verse, Reine Funktionalität: Schlichte Keramik des
Münsterlandes. In: D. Bérenger/C. Grünewald (Hrsg.),
Westfalen in der Bronzezeit (Münster 2008) 94–95.
K. Wilhelmi, Die jüngere Bronzezeit zwischen Niederrhein und Mittelweser. Kleine Schriften aus dem Vorgeschichtlichen Seminar Marburg 15 (Marburg 1983).
Wilken 1987
D. Vollmann, Die ältere Früheisenzeit an Mittel- und Niederrhein. In: R. Gleser (Hrsg.), Zwischen Mosel und Morava – Neue Grabungen und Forschungen zur Vor- und
Frühgeschichte Mitteleuropas. Saarbrücker Studien und
Materialien zur Altertumskunde 11 (Bonn 2007) 231–283.
Voss 1967
K. L. Voss, Die Vor- und Frühgeschichte des Kreises
Ahaus. Bodenaltertümer Westfalens 10 (Münster 1967).
P. Wilken, Siedlungsfunde der jüngeren Bronzezeit und
Vorrömischen Eisenzeit aus Saerbeck, Kreis Steinfurt.
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 5, 1987,
73–103.
Winkelmann 1950
W. Winkelmann, Fundchronik des Reg.-Bez. Münster. In:
A. Stieren (Hrsg.), Bodenaltertümer Westfalens 7 (Münster 1950) 3–44.
Woudhuizen 2006
Waterbolk 2009
H. T. Waterbolk, Getimmerd verleden. Sporen van vooren vroeghistorische houtbouw op de zand- en kleigronden tussen Eems en Ijssel. Groningen Archaeological Studies 8 (Groningen 2009).
F. C. Woudhuizen, The Ethnicity of the Sea Peoples.
De Etniciteit van de Zeevolken (Diss. Erasmus Universiteit Rotterdam 2006) <http://www.woudhuizen.nl/
fred/downloads/2006_The_Ethnicity_of_the_Sea_Peoples,
Woudhuizen,F.C..pdf> (04.03.2021).
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Vollmann 2007
382
Stephan Deiters
Yurco 1999
F. J. Yurco, End of the Late Bronze Age and Other Crisis Periods: A Volcanic Cause? In: E. Teeter/J. A. Larson
(Hrsg.), Gold of Praise. Studies on Ancient Egypt in Honor of Edward F. Wente. Studies in Ancient Oriental Civilization 58 (Chicago 1999) 455–463.
Zangger 2016
E. Zangger, The Luwian Civilization. The Missing Link in
the Aegean Bronze Age (Istanbul 2016).
Zeiler 2014
M. Zeiler, Briquetagen und Keramik der eisenzeitlichen
Saline in Werl. Archäologie in Westfalen-Lippe 2013, 2014,
73–76.
Zeiler 2020
M. Zeiler, Bronzezeitliche Siedler im westfälischen Schiefergebirge? Archäologie in Westfalen-Lippe 2019, 2020,
61–65.
Zeiler/Cichy/Baales 2014
M. Zeiler/E. Cichy/M. Baales, Die Vorrömische Eisenzeit in Südwestfalen. Eine Übersicht zum aktuellen
Forschungsstand. In: H.-O. Pollmann (Hrsg.), Archäologische Rückblicke. Festschrift für Daniel Bérenger. Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 254
(Bonn 2014) 91–125.
Zeiler/Jansen 2015
M. Zeiler/M. Jansen, Neufunde bronzezeitlicher Waffen
aus Südwestfalen. Archäologie in Westfalen-Lippe 2014,
2015, 57–60.
Zeiler/Sebald/Grupe 2017
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
M. Zeiler/S. Sebald/G. Grupe, Die Berge rufen! Archäologisch-anthropologische Studie zur Migration in die eisenzeitliche Montanlandschaft Siegerland (Nordrhein-Westfalen) anhand von Brandbestattungen. Archäologisches
Korrespondenzblatt 47, 2017, 173–199.
Zepezauer 2000
M.-A. Zepezauer, Fundchronik Kreis Steinfurt. Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe, Beiheft 4 (Münster 2000).
Stephan Deiters M. A.
Salisbury Archäologie GmbH
Postfach 1129
48292 Nottuln
stephan.deiters@salisburygmbh.de
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
383
8 Katalog
Die typologische Ansprache der Keramik orientiert
sich an der Arbeit von Ruppel. 282
Angesichts der Bedeutung der Fundstelle für
die westfälische Forschung erschien es angebracht,
die Keramik genauer zu beschreiben, weshalb auch
die Magerung genauer erfasst wurde, d. h. es wurden Material, Größe und Menge bestimmt.
Die Korngrößen wurden nach geologisch vorgegebenen Größenklassen bestimmt: 283 bis 0,20 mm
sehr fein, 0,20–0,63 mm fein, 0,63–2,00 mm mittel,
über 2,00 mm grob.
Daneben wurde auch die jeweilige Magerungsmenge bestimmt mit der Einteilung:
schwach – mittel – stark. 284
Es werden folgende Abkürzungen verwendet:
B
Bdm
BS
Dm
Fe
H
HK
L
max.
Mdm
Mn
N
O
282
=
=
=
=
=
=
=
=
=
=
=
=
=
Ruppel 1990.
283
Vgl. Noll 1991, 44 Tab. 2.
284
Vgl. Verse 2006, 17.
Breite
Bodendurchmesser
Bodenscherbe(n)
Durchmesser
Eisen
Höhe
Holzkohle
Länge
maximal
Mündungsdurchmesser
Mangan
Nord-, nördlich
Ost-, östlich
RS
S
T
W
WS
WSt
=
=
=
=
=
=
Randscherbe(n)
Süd-, südlich
Tiefe
West-, westlich
Wandscherbe(n)
Wandstärke
Befund 4
Grube
1. Planum bei 131,08–131,10 m ü. NN.
Im Planum rundlich; Dm ca. 1,30–1,40 m; deutlich
erkennbar; toniger Schluff (Ut2), HK; homogen,
hellgrau.
Im Profil muldig, Wandungen mittel fallend, Sohle bogig; B 1,50 m; T 0,42 m; deutlich erkennbar;
toniger Schluff (Ut2), < 1 % verziegelter Lehm und
HK; homogen, zweifarbig, Schicht oben hellgrau,
Schicht unten hellbraun.
Bei Entnahme des Restbefundes ein Fund.
Die Befunde 4 und 5 berühren sich, ohne dass eine
zeitliche Abfolge sicher zu erkennen wäre. Möglicherweise waren sie ursprünglich zusammengehörig.
Funde:
4.1) Silex: 1 gesplittertes Fragment eines geschliffenen Steingerätes (Beil?), an einer
Stelle glatte und patinierte Oberfläche erhalten.
Befund 5
Grube
1. Planum bei 131,05–131,08 m ü. NN.
Im Planum etwas unregelmäßig oval (N–S);
L 1,36 m; B 1,20 m; toniger Schluff (Ut2), HK; homogen, grau (im Zentrum deutlich dunkler).
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Vorbemerkungen
384
Stephan Deiters
Im Profil muldig, Wandungen mittel fallend, Sohle
leicht wellig; B 1,48 m; T 0,32 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2), < 1 % verziegelter Lehm
und HK; recht homogen grau.
Die Funde wurden bei der Entnahme des Restbefundes geborgen.
Die Befunde 4 und 5 berühren sich, ohne dass eine
zeitliche Abfolge sicher zu erkennen wäre. Möglicherweise waren sie ursprünglich zusammengehörig.
Funde:
5.1)
Keramik: 1 Splitter; hellbraun, Quarzmagerung.
5.2) Knochen (kalziniert): 5 Fragmente (Autopodium?), 6 g, fast vollständig verbrannt.
Befund 19
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Grube
1. Planum bei 130,87–130,89 m ü. NN.
Im Planum oval (NW–SO); L 1,30 m; B 1,12 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2), 5 % Mn- und
Fe-Ausfällungen, 1 % HK-Flitter; überwiegend grau,
ansonsten fleckig hellbraun, hellgrau und dunkelgrau.
Im Profil wannenförmig, SW-Wandung flach fallend, NO-Wandung mittel fallend, Sohle leicht
wellig und von SW nach NO fallend; B 1,08 m;
T 0,16 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2),
< 1 % Mn- und Fe-Ausfällungen; homogen, grau,
fleckig hellbraun, hellgrau und dunkelgrau.
Der Befund berührt im Osten eine undatierte
Schlitzgrube, ohne dass eine zeitliche Abfolge erkennbar wäre.
Bei Entnahme des Restbefundes ein Fund.
Funde:
19.1) Keramik: 2 WS, stark verrundet, neolithisch?
Befund 21
Grubenkomplex
Insgesamt betrachtet handelt es sich um einen
Grubenkomplex, der aus mehreren kaum voneinander trennbaren Gruben besteht, wobei die
Verfüllungsschichten sich vielfach über mehrere Teilbefunde erstrecken. Es ist daher von einer
mehr oder weniger gleichzeitigen Verfüllung auszugehen.
1. Planum bei 130,87–130,89 m ü. NN.
2. Planum bei 130,22–130,28 m ü. NN.
Im 1. Planum unregelmäßig gedrungen oval (NW–
SO); L 6,35 m; B 3,44 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2), 1–2 % verziegelter Lehm, < 1 %
Mn- und Fe-Ausfällungen und HK; mehrschichtig,
Schicht 1 grau bis dunkelgrau, Schicht 2 braun,
Schicht 3 hellgrau bis grau, fleckig braun. Im
2. Planum mehrere Teilbefunde (35–38) erkennbar.
Im Profil wannenförmig, SO-Wandung steil fallend, NW-Wandung mittel fallend, geht diffus in
Teilbefund 34 über, Sohle horizontal; B 2,07 m;
T 0,62 m (ohne Teilbefunde); deutlich erkennbar;
Schluff (Ut2), 1–2 % verziegelter Lehm, < 1 % Mnund Fe-Ausfällungen und HK; mehrschichtig,
Schicht 1 grau bis dunkelgrau, Schicht 2 braun,
Schicht 3 hellgrau bis grau, fleckig braun.
Befund 21 berührt im Planum Befund 22, ohne
dass eine zeitliche Abfolge erkennbar wäre (fließender Übergang). Wahrscheinlich gehören sie
zusammen zu einem Grubenkomplex.
Teilbefund 34
Im Profil wannenförmig, SO-Wandung mittel
fallend, leicht stufig, geht in Befund 21 über,
NW-Wandung mittel fallend, geht in Befund 35
über, Sohle von SO nach NW steigend; B 2,40 m;
T 0,55 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2),
< 1 % Mn- und Fe-Ausfällungen; mehrschichtig,
Schicht 1 grau bis dunkelgrau, Schicht 3 hellgrau
bis grau, Schicht 5 braun.
Der Teilbefund wurde im Profil AB von Befund 21
erkannt, im Planum war er nicht sichtbar.
Teilbefund 35
1. Planum (2. Planum von Befund 21) bei 130,27–
130,28 m ü. NN.
Im Planum länglich oval (W–O); L 1,39 m; B 0,78 m.
Im Profil unregelmäßig bis doppelmuldenförmig, Wandungen steil bis mittel fallend, B 1,29 m;
T 0,12 m (Maße ab 2. Planum); deutlich erkennbar;
toniger Schluff (Ut2), < 1 % Mn- und Fe-Ausfällungen und HK.
Der Teilbefund wurde im 2. Planum von Befund 21
erkannt.
Teilbefund 36
1. Planum (2. Planum von Befund 21) bei 130,26 m
ü. NN.
Im Planum rundlich; Dm ca. 0,45–0,50 m; deutlich
erkennbar; toniger Schluff (Ut2–3), < 1 % HK.
Im Profil muldig, Wandungen mittel fallend, Sohle
bogig; B 0,50 m; T 0,08 m (Maße ab 2. Planum);
deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2–3), < 1 %
Mn-Ausfällungen und HK; hellgrau mit hellbraunen Flecken.
Der Teilbefund wurde im 2. Planum von Befund 21
erkannt.
Teilbefund 37
1. Planum (2. Planum von Befund 21) bei 130,22 m
ü. NN.
Im Planum oval (SW–NO); L 0,72 m; B 0,40 m;
deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2–3), < 1 %
Mn-Verbindungen und HK; dunkelbraungrau, fleckig braun und gelb.
Im Profil muldenförmig, NO-Wandung flach
fallend, SW-Wandung steil fallend, Sohle bogig;
B 0,72 m; T 0,09 m (Maße ab 2. Planum); toniger
Schluff (Ut2–3), < 1 % Mn-Verbindungen; deutlich
erkennbar; toniger Schluff (Ut2–3), < 1 % Mn-Verbindungen; hellgrau mit hellbraunen Flecken.
Der Teilbefund wurde im 2. Planum von Befund 21
erkannt.
Teilbefund 38
1. Planum (2. Planum von Befund 21) bei 130,26–
130,28 m ü. NN.
Im 2. Planum unregelmäßig oval (NNW–SSO);
L 1,25 m; B 0,97 m; deutlich erkennbar; toniger
Schluff (Ut2–3), 1 % HK und verziegelter Lehm;
graubraun, fleckig gelbbraun.
Im Profil muldenförmig, Wandungen flach fallend,
Sohle bogig; B 1,20 m; T 0,06 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2–3), < 1 % Mn- und FeVerbindungen und HK; hellgrau mit hellbraunen
Flecken.
Die Funde fanden sich über die gesamte Verfüllung des Befundes (inklusive Teilbefunde) verteilt;
Konzentrationen wurden nicht beobachtet.
Der Teilbefund wurde im 2. Planum von Befund 21
erkannt.
Die Funde waren über die gesamte Verfüllung
ohne erkennbare Konzentration verteilt.
Funde:
21.1) Keramik: 2 verzierte RS und 4 WS, Schrägrandbecher; Mdm ca. 14 cm; WSt 0,5 cm;
21.2)
21.3)
21.4)
21.5)
21.6)
21.7)
21.8)
Magerung fein (mit mittleren Bestandteilen), Quarz, schwach; Oberfläche geglättet,
verziert mit eingeritztem Fischgrätmuster
außen unter dem Rand, bräunlich hellrot
(Taf. 1).
Keramik: 1 RS, Schrägrandgefäß (kurzer
Schrägrand); Mdm ca. 20 cm; WSt 0,6 cm;
Magerung überwiegend mittel (mit feinen
und groben Bestandteilen), Quarz, mäßig
bis stark; Oberfläche verstrichen, bräunlich
rot (Taf. 1).
Keramik: 1 RS, Schrägrandgefäß (kurzer
Schrägrand); Randabschluss leicht ausbiegend; Mdm ca. 20–30 cm; WSt 1,4 cm (dickwandig); Magerung mittel, Quarz, stark;
Oberfläche verstrichen, rötlich braun (Taf. 1).
Keramik: 2 RS (nicht aneinanderpassend;
2 WS wahrscheinlich zum gleichen Gefäß
gehörig), Schrägrandgefäß? (kurzer Schrägrand); Mdm ca. 24–30 cm; WSt 0,9 cm;
Magerung mittel (mit groben Bestandteilen), Quarz-Schamotte (stark überwiegend
Quarz), mäßig bis stark; Oberfläche verstrichen, rötlich braun (Taf. 1).
Keramik: 1 RS, Schrägrandgefäß (kurzer
Schrägrand), Rand waagerecht abgestrichen;
Mdm ca. 30–32 cm; WSt 0,7 cm; Magerung
mittel (mit feinen Bestandteilen), Quarz,
stark; Oberfläche verstrichen, braun (Taf. 1).
Keramik: Fragment eines Gefäßoberteils
(2 RS mit Henkel, zusammenpassend),
(Henkel-)Tasse; Bandhenkel, überragt etwas
den Rand, Rand waagerecht abgestrichen;
H noch 7 cm; Mdm ca. 20 cm; WSt 0,5 cm;
B Henkel 2,1 cm; Magerung fein, Quarz,
mäßig; Oberfläche geglättet, überwiegend
bräunlich rot, teilweise grau (Taf. 1).
Keramik: 1 RS (1 WS wahrscheinlich zum
gleichen Gefäß gehörig), wahrscheinlich konische Schale; Mdm nicht bestimmbar (eher
gering); WSt 0,5 cm; Magerung fein (mit
mittleren Bestandteilen), Quarz, mäßig;
Oberfläche geglättet, bräunlich dunkelgrau
(Taf. 1).
Keramik: 1 verzierte WS, höchstwahrscheinlich Schale; WSt 0,7 cm; Magerung fein,
Quarz, mäßig; Oberfläche Innenseite gut
geglättet, Außenseite etwas rau; Innenseite
verziert mit Ritzlinien: erkennbar sind geo-
385
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
386
Stephan Deiters
21.9)
21.10)
21.11)
21.12)
21.13)
21.14)
21.15)
21.16)
21.17)
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
21.18)
21.19)
21.20)
21.21)
metrische Motive aus Dreiecke und Linien,
bräunlich hellrot (innen, außen und im
Bruch); ungewöhnlich hart gebrannt (Taf. 1).
Keramik: 1 verzierte WS (2 unverzierte WS
wahrscheinlich zum gleichen Gefäß gehörig); WSt 0,5 cm; Magerung fein, Quarz, mäßig; Oberfläche gut geglättet, außen verziert
mit Ritzlinien: erkennbar sind doppelte
Bänder mit gegenständigen »Sparren« dazwischen, dunkelgrau (Taf. 1).
Keramik: 1 RS; WSt 0,7 cm; Magerung fein
(mit mittleren Bestandteilen), Quarz und
Granit?, schwach bis mäßig; Oberfläche geglättet?, hellbraun.
Keramik: 1 WS; WSt 0,5 cm; Magerung fein,
Quarz-Schamotte, mäßig; Oberfläche geglättet, gräulich braun.
Keramik: 1 WS, sekundär gebrannt.
Keramik: 1 WS; WSt 0,6 cm; Magerung fein,
Quarz-Schamotte, mäßig; Oberfläche verstrichen, rötlich hellbraun.
Keramik: 1 WS; WSt 0,7 cm; Magerung fein
(mit mittleren Bestandteilen), Quarz, mäßig; Oberfläche verstrichen, bräunlich rot.
Keramik: 1 WS; WSt 0,4 cm; Magerung sehr
fein bis fein, Quarz, mäßig; Oberfläche geglättet, rötlich braun.
Keramik: 2 WS; WSt 0,7 cm; Magerung fein
(mit mittleren und groben Bestandteilen),
Quarz, mäßig; Oberfläche verstrichen, rötlich braun.
Keramik: 3 WS; WSt 0,9 cm; Magerung mittel (mit feinen und groben Bestandteilen),
Quarz, mäßig; Oberfläche verstrichen, rötlich braun.
Keramik: 1 WS; WSt 0,7 cm; Magerung fein
bis mittel , Quarz, stark; Oberfläche verstrichen, dunkelgrau.
Keramik: 1 WS; WSt 0,5 cm; Magerung fein,
Quarz, mäßig; Oberfläche geglättet, dunkelgrau.
Keramik: 1 WS; WSt 0,9 cm; Magerung mittel (mit groben Bestandteilen), Quarz, mäßig; Oberfläche verstrichen, bräunlich rot.
Keramik: 1 WS; WSt 0,6 cm; Magerung fein
(mit mittleren Bestandteilen), Quarz und
etwas Goldglimmer, mäßig; Oberfläche geglättet, braun.
21.22) Keramik: 1 WS; WSt 0,6 cm; Magerung fein,
Quarz, mäßig; Oberfläche geglättet, grau.
21.23) Keramik: 1 WS; WSt 0,9 cm; Magerung mittel (mit gröberen Bestandteilen), Quarz, mäßig; Oberfläche verstrichen, bräunlich rot.
21.24) Silex: 1 Fragment mit Kortexrest, teils stark
patiniert.
21.25) Silex: 1 Fragment mit Kortexrest.
21.26) Stein: 10 Fragmente, Sandstein.
21.27) Verziegelter Lehm: 6 Fragmente, 72 g.
21.28) Knochen (kalziniert): Splitter, 1 g, vollständig
verbrannt.
Befund 22
Grube
1. Planum bei 130,89–130,92 m ü. NN.
Im Planum oval (SW–NO); L 3,85 m; B 2,25 m;
deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2), < 1 %
Mn- und Fe-Ausfällungen, verziegelter Lehm und
HK; mehrschichtig, Schicht 1 grau bis dunkelgrau,
Schicht 2 braun.
Im Profil doppelt wannenförmig, NNO-Wandung
steil fallend, 1 x gestuft, SSW-Wandung mittel
fallend, 1 x gestuft, Sohle doppelbogig; B 3,96 m;
T 0,48 m; deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2),
< 1 % Mn- und Fe-Ausfällungen, verziegelter Lehm
und HK; mehrschichtig, Schicht 1 grau bis dunkelgrau, Schicht 2 braun mit grauen Schlieren.
Die Funde 22.1–3 wurden bei der Anlage des 1. Planums geborgen, die Funde 22.4–5 bei der Anlage
des Profils AB. Es war keine Fundkonzentration
erkennbar.
Befund 22 berührt im Planum Befund 21, ohne
dass eine zeitliche Abfolge erkennbar wäre (fließender Übergang). Wahrscheinlich gehören sie
zusammen zu einem Grubenkomplex.
Funde:
22.1) Keramik: 1 RS (1 WS und 1 Splitter wahrscheinlich zum gleichen Gefäß gehörig),
Schrägrandgefäß, ausbiegender Rand; Mdm
ca. 20 cm; WSt 0,6 cm; Verzierung außen unterhalb Rand: 2 Zeilen kleiner (Dm 0,4 cm)
kreisrunder Eindrücke (Stempel) in zeilenversetzter Anordnung; Magerung mittel,
Quarz-Schamotte, stark; Oberfläche verstrichen (nicht geglättet), überwiegend dunkelgraubraun, teilweise bräunlich rot (Taf. 1).
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
Befund 23
Grube
1. Planum bei 130,91–130,92 m ü. NN.
Im Planum rundlich; Dm ca. 1,00–1,05 m; scharf
begrenzt; toniger Schluff (Ut2), < 1–2 % HK, < 1 %
Mn- und Fe-Ausfällungen und verziegelter Lehm;
dunkelbraun und grau.
Im Profil wannenförmig, SSW-Wandung steil fallend, NNO-Wandung erst steil fallend, dann 1 x
gestuft, dann mittel fallend, Sohle stark wellig und
von S nach N steigend; B 1,32 m; T 0,32 m; scharf
begrenzt; toniger Schluff (Ut2), < 1–2 % HK, Mnund Fe-Ausfällungen und verziegelter Lehm.
Die Funde waren ohne erkennbare Konzentration
in der Verfüllung verteilt. Die Funde 23.1–4 wurden bei der Anlage des Profils AB gemacht. Die
Funde 23.5–6 wurden bei der Entnahme des Restbefundes geborgen.
Funde:
23.1) Keramik: 1 RS (1 WS wahrscheinlich zugehörig), Schrägrandbecher; Mdm ca. 15 cm;
WSt 0,5 cm; Magerung fein (mit mittleren
Bestandteilen), Quarz, mäßig; Oberfläche
geglättet, gräulich dunkelbraun (Taf. 1).
23.2) Keramik: 6 WS (gehören anscheinend zu
mindestens 5 verschiedenen Gefäßen [nicht
23.1]).
23.3) Stein: 5 Fragmente, Sandstein.
23.4) Verziegelter Lehm: zahlreiche Fragmente,
146 g.
23.5) Knochen (kalziniert): < 1 g.
23.6) Holzkohle (Probe): < 1 g.
Befund 26
Grubenkomplex
1. Planum bei 130,90–130,96 m ü. NN.
2. Planum bei 130,21–130,28 m ü. NN.
Im 1. Planum unregelmäßig länglich (SW–NO),
mittig Einschnürungen, im SW verbreitert;
L 9,33 m; B 4,75 m; deutlich erkennbar; toniger
Schluff (Ut2–3), < 5 % HK, < 3 % verziegelter
Lehm, konzentriert im S, < 1 % Mn-Ausfällungen
und Sandsteinbröckchen; dunkelbraungrau, fleckig
braun.
Im 2. Planum Auflösung in Teilbefunde (60–62;
größter weiterhin als 26 geführt); größter Teilbefund unregelmäßig; L 2,79 m; B 2,38 m.
2 Profile angelegt: AB (NW-SO) und CD (NW-SO);
differenzierte Binnenstratigrafie; Wandung stets
steil fallend bis senkrecht, Unterkante nicht überall erreicht; B max. 19,81 m; T mindestens 0,65 m;
deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2–3), < 5 %
HK, < 3 % verziegelter Lehm; grau, fleckig gelb,
hellbraun.
Teilbefund 60
1. Planum (2. Planum von Befund 26) bei 130,24–
130,26 m ü. NN.
Im Planum etwas unregelmäßig rundlich, Befundsohle von Befund 26; Dm ca. 1,20–1,40 m; deutlich
erkennbar; toniger Schluff (Ut2), < 2 % HK, < 1 %
verziegelter Lehm; hellbraun, fleckig hellgrau.
Der Teilbefund wurde im 2. Planum von Befund 26
erkannt.
Teilbefund 61
1. Planum (2. Planum von Befund 26) bei 130,23 m
ü. NN.
Im Planum oval (NW–SO), Befundsohle von Befund 26; L 0,48 m; B 0,43 m; deutlich erkennbar;
toniger Schluff (Ut2), < 1 % HK und verziegelter
Lehm; hellgraubraun, fleckig hellbraun und -grau.
Der Teilbefund wurde im 2. Planum von Befund 26
erkannt.
Teilbefund 62
1. Planum (2. Planum von Befund 26) bei 130,21–
130,23 m ü. NN.
Im Planum oval (NNW–SSO), Befundsohle von
Befund 26; L 1,61 m; B 1,06 m; deutlich erkennbar;
toniger Schluff (Ut2), < 2 % HK, < 1 % verziegelter
Lehm; hellbraun mit hellgrauen Flecken.
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
22.2) Keramik: 1 WS; WSt 0,8 cm; Magerung mittel (mit groben Bestandteilen), Quarz-Schamotte (überwiegend Quarz); Oberfläche geglättet, überwiegend bräunlich rot, teilweise
dunkelgraubraun.
22.3) Keramik: 1 WS; WSt 0,9 cm; Magerung mittel, Quarz; Oberfläche geglättet, dunkelgraubraun.
22.4) Keramik: 2 BS (aneinanderpassend); dünnwandig; Bdm ca. 4–6 cm; Magerung fein,
Quarz, stark.
22.5) Keramik: 1 WS; WSt 0,8 cm; Magerung mittel, Quarz-Schamotte; Oberfläche kaum erhalten, soweit erkennbar nicht rauwandig,
bräunlich rot.
387
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
388
Stephan Deiters
Der Teilbefund wurde im 2. Planum von Befund 26
erkannt.
Der Befund enthielt umfangreiches Fundmaterial.
Es stammt vor allem aus dem oberen Verfüllungsbereich, teilweise auch aus größerer Tiefe. Erste
Funde wurden bei der Anlage vom 1. Planum gemacht und waren dort an verschiedenen Stellen
erkennbar. Auf diesem Niveau waren auch schon
erste Bruchstücke einer starken Keramikkonzentration erkennbar (hier ist mit Verlusten ursprünglich zugehöriger Funde oberhalb des 1. Planums zu
rechnen, möglicherweise in erheblichem Umfang);
die meisten dieser Konzentration zuzuweisenden
Funde kamen beim späteren Tieferlegen. 285 Aus
größerer Tiefe (2. Planum und darunter) wurden
sehr viel weniger Funde geborgen.
Sicher zu oben genannter Fundkonzentration gehören folgende Funde: 26.1–11, 26.18–21, 26.23–27
und 26.29–31. Bei den Funden 26.12–14, 26.16–17,
26.22 und 26.28 sowie 26.32–34 ist die Fundlage
nicht ausreichend genau dokumentiert, um die Zugehörigkeit beurteilen zu können. Die Funde 26.15
und 26.35–38 fanden sich deutlich abseits der Konzentration in der Verfüllung verteilt.
Funde:
26.1) Keramik: zahlreiche Fragmente eines Gefäßes (3 RS, 67 WS und 6 BS – insgesamt
< 15 % des ursprünglichen Gefäßes), Trichterhalsgefäß; rekonstruierte H ca. 24 cm;
Mdm ca. 17 cm; Dm max. ca. 24 cm; Bdm
ca. 8 cm; WSt 0,6 cm; Randabschluss etwas
nach außen ausbiegend, Flachboden; Magerung mittel bis grob, Schamotte, stark;
Oberfläche gut geglättet, bräunlich dunkelgrau (Taf. 2).
26.2) Keramik: Oberteil eines Gefäßes (zusammengesetzt aus 5 RS und 1 WS), Zylinderhalsgefäß (leichte Tendenz zu Trichterhals);
Mdm 9 cm; WSt 0,5 cm; Rand innen schräg
abgestrichen; Magerung fein (mit mittleren
Bestandteilen), Quarz, mäßig; Oberfläche
geglättet, braun, Verzierung außen oberhalb
des Schulter-Hals-Umbruchs: 2 horizontale
Ritzlinien (Ausführung unsauber) (Taf. 2).
285
Es ist nicht dokumentiert, wie weit die Fundkonzentration hinabreichte, aber sie muss oberhalb des 2. Planums
geendet haben.
26.3) Keramik: 1 Gefäß (zu ca. 80 % zusammengesetzt), Becher (Zylinderhalsbecher/Schulterbecher); H ca. 10,5 cm; Mdm ca. 8 cm; Dm
max. ca. 13,5 cm; Bdm 3,5 cm; WSt 0,5 cm;
kleiner Flachboden, Bauchumbruch recht
scharf, Schulter in Hals übergehend, Hals
ausschwingend in nach außen biegendem
Randabschluss; Magerung fein, Quarz,
schwach; Oberfläche gut geglättet, dunkelbraun (stellweise gelbbraune und rötliche
Flecken), auf der Gefäßschulter Verzierungen, alle weiß inkrustiert (Inkrustation
großenteils erhalten): oben 3 horizontal
umlaufende Ritzlinien (relativ tief ), darunter 3 Zeilen kleiner eingeschnittener Kerbschnittdreiecke (alle »stehend«), etwas
zeilenversetzt, darunter 2 horizontal umlaufende Ritzlinien (Abb. 8; Taf. 2).
26.4) Keramik: 1 Gefäß (zu ca. 20 % zusammengesetzt) 286, Henkeltasse; H (rekonstruiert) ca. 10 cm; Mdm ca. 18 cm (= max. Dm);
B Henkel ca. 2,5 cm, WSt 0,5 cm; konischgewölbt mit leicht abgerundetem Randabschluss, Bandhenkel überragt leicht den
Rand; Magerung grob (mit feinen und mittleren Bestandteilen), Schamotte; Oberfläche
verstrichen, braun (Taf. 2).
26.5) Keramik: 1 Gefäß (zu ca. 25 % zusammengesetzt)287, Henkeltasse; H > 6 cm; Mdm ca.
14 cm (= max. Dm); Bdm ca. 6,5 cm; B Henkel
ca. 2,5 cm, WSt 0,5 cm; Magerung fein (mit
mittleren Bestandteilen), Quarz-Schamotte,
mäßig; Oberfläche weitgehend ausgewittert,
ehemals anscheinend geglättet, braun (Taf. 2).
26.6) Keramik: 1 Gefäß (zu ca. 90 % zusammengesetzt), Napf; H 6 cm; Mdm 8,5–9,0 cm
(= max. Dm); Bdm 2,5 cm; WSt 0,5 cm; Magerung sehr fein (mit feinen Bestandteilen),
Quarz, schwach; Oberfläche gut geglättet,
braun (Taf. 2).
26.7) Keramik: 1 RS, konische Schale? (kurzer
Schrägrand); WSt 0,5 cm; Magerung sehr
286
Neben einem zusammengesetzten Rand-/Wandungsfragment mit Henkel liegen noch der Boden und 11 weitere
WS vor, insgesamt ca. 30 % des ursprünglichen Gefäßes.
287
Neben einem zusammengesetzten Rand-/Wandungsfragment mit Henkel liegen noch 13 weitere WS vor, insgesamt ca. 30 % des ursprünglichen Gefäßes.
fein (mit feinen Bestandteilen), Quarz,
schwach; Oberfläche gut bis sehr gut geglättet, dunkelbraun (Taf. 2).
26.8) Keramik: 2 RS (nicht zusammenpassend),
konische Schale? (kurzer Schrägrand);
WSt 0,4 cm; Magerung sehr fein (mit feinen
Bestandteilen), Quarz, schwach; Oberfläche gut bis sehr gut geglättet, dunkelbraun
(Taf. 2).
26.9) Keramik: Randstück (aus 4 RS und 2 WS
zusammengesetzt; 2 nicht anpassende RS
des gleichen Gefäßes vorhanden), Schrägrandbecher; Mdm ca. 17,5 cm; WSt 0,5 cm;
kurzer Schrägrand; Magerung fein, QuarzSchamotte, schwach; Oberfläche geglättet,
bräunlich dunkelgrau (Taf. 3).
26.10) Keramik: 1 RS, Schrägrandbecher; Mdm
ca. 7,5 cm; WSt 0,5 cm; Magerung sehr fein
(mit feinen Bestandteilen), Quarz, schwach;
Oberfläche gut geglättet, dunkelbraun
(Taf. 3).
26.11) Keramik: 1 RS, Schrägrandbecher; Mdm ca.
8 cm; WSt 0,4 cm; Magerung sehr fein (mit
feinen Bestandteilen), Quarz, schwach; Oberfläche gut geglättet, dunkelbraun (Taf. 3).
26.12) Keramik: 1 verzierte RS, Schrägrandbecher; WSt 0,6 cm; Magerung sehr fein bis
fein, Quarz, mäßig; Oberfläche geglättet,
gräulich dunkelbraun, Verzierung außen
unterhalb des Randes: 3 horizontale Ritzlinien, darüber und darunter jeweils eine
Zeile kurzer schräger Einstiche (oben und
unten gleich ausgerichtet von links oben
nach rechts unten), darin Reste von Inkrustierung (Taf. 3).
26.13) Keramik: 1 RS, Schrägrandbecher? (kurzer
Schrägrand); WSt 0,6 cm; Magerung fein,
Quarz, mäßig; Oberfläche geglättet oder gut
geglättet, bräunlich dunkelgrau (Taf. 3).
26.14) Keramik: 1 verzierte RS, Schrägrandgefäß;
WSt 0,6 cm; Magerung fein (mit mittleren
Beimengungen), Quarz-Schamotte, mäßig;
Oberfläche verstrichen oder geglättet, rötlich ocker, Verzierung außen im Randknick:
eine Zeile dicht gesetzter Fingertupfen/
-kniffe (sehr plastisch) (Taf. 3).
26.15) Keramik: Fragmente eines groben Gefäßes
(3 RS und 6 WS), wahrscheinlich Schrägrandgefäß; Mdm ca. 25 cm; WSt 1,0 cm;
Rand senkrecht, waagerecht abgestrichen,
außen leicht verdickt; Magerung grob, Schamotte, mäßig; Oberfläche geschlickt bis hinauf zum Rand, hellocker (rötliche Flecken)
(Taf. 3).
26.16) Keramik: 1 RS; senkrechter gerader Rand;
Mdm ca. 30 cm?; WSt 0,6 cm; Magerung
fein (mit mittleren Beimengungen), mäßig; Oberfläche geglättet (mit einigen sichtund spürbaren Magerungspartikeln), ocker
(Taf. 3).
26.17) Keramik: 1 RS; WSt 0,8 cm; Magerung fein
(mit mittleren Bestandteilen), Quarz-Schamotte, mäßig; Oberfläche verstrichen oder
geglättet, ocker (Taf. 3).
26.18) Keramik: Fragmente vom Oberteil eines
Gefäßes (1 verzierte RS und 7 verzierte WS,
teilweise zusammenpassend), wahrscheinlich Doppelkonus; WSt 0,4 cm; Rand schräg
nach innen abgestrichen, Oberteil leicht gewölbt, Schulter-Bauch-Umbruch eher sanft
gerundet; Magerung sehr fein (mit feinen
Bestandteilen), Quarz, schwach; Oberfläche gut geglättet, dunkelbraun; Verzierung
unterhalb des Randes: ein Bündel (8 oder
9) feine horizontale Ritzlinien (»Kammstrich«), ca. 2,5 cm darunter, oberhalb des
Schulter-Bauch-Umbruchs: 3 schwach ausgeprägte horizontale Riefen erkennbar
(sonst wie oben) (Taf. 4).
26.19) Keramik: Fragment vom Oberteil eines
Gefäßes (Schulter-Hals-Umbruch; 2 verzierte WS, zusammenpassend), Becher?;
WSt 0,5 cm; Magerung sehr fein (mit feinen
Bestandteilen), Quarz, schwach; Oberfläche
gut bis sehr gut geglättet, dunkelbraun, Verzierung: 4 horizontale Riefen, davon 3 auf
der Schulter und eine im Umbruch, darüber (auf dem Hals) anscheinend mindestens
2 horizontale Ritzlinien (Taf. 4).
26.20) Keramik: Fragmente vom Oberteil (anscheinend Schulter) eines Gefäßes, wahrscheinlich Becher (5 verzierte WS, davon 4 zusammenpassend); WSt 0,5 cm; Magerung sehr
fein, Quarz, schwach; Oberfläche gut bis
sehr gut geglättet, braun (stellweise gelbbraune und braunrote Flecken), Verzierung:
4 horizontale Riefen, direkt darüber mindestens 2 horizontale Ritzlinien (Taf. 4).
389
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
390
Stephan Deiters
26.21) Keramik: 3 verzierte WS, zusammenpassend; WSt 0,4 cm; Magerung sehr fein (mit
feinen Bestandteilen), Quarz, schwach;
Oberfläche gut geglättet, dunkelbraun, Verzierung anscheinend auf Gefäßschulter angebracht: eine Zeile eingestempelter, kleiner,
dicht gegenständig (abwechselnd »stehend«
und »hängend«) gesetzter Kerbschnittdreiecke, teilweise Reste einer weißen Inkrustierung erhalten (Taf. 4).
26.22) Keramik: 1 verzierte WS; WSt 0,4 cm; Magerung sehr fein, Quarz, schwach; Oberfläche
geglättet oder gut geglättet, dunkelgrau, Verzierung: 2 Zeilen eingestempelter, kleiner,
dicht gegenständig (abwechselnd »stehend«
und »hängend«) gesetzter Kerbschnittdreiecke, teilweise Reste einer weißen Inkrustierung erhalten (Taf. 4).
26.23) Keramik: Umbruchfragment (aus 6 WS
zusammengesetzt) eines Gefäßes mit gerundetem Umbruch; Dm Umbruch ca.
22 cm; WSt 0,5 cm; Magerung fein, QuarzSchamotte, schwach; Oberfläche geglättet,
bräunlich dunkelgrau (Taf. 4).
26.24) Keramik: Umbruchfragment (aus 2 WS zusammengesetzt) eines relativ kleinen Gefäßes (Becher?) mit recht scharfem Umbruch;
Dm Umbruch ca. 10,5 cm; WSt 0,5 cm; Magerung fein, Quarz-Schamotte, schwach;
Oberfläche geglättet, bräunlich dunkelgrau
(Taf. 4).
26.25) Keramik: 2 verzierte WS (wohl vom gleichen Gefäß); recht scharfer Bauchumbruch; WSt 0,6 cm; Magerung fein, Quarz,
schwach; Oberfläche geglättet bis gut geglättet, gräulich dunkelbraun, Verzierung
direkt oberhalb des Bauchumbruchs: eine
Zeile schräge, kurze Ritzlinien, die Variationen von Dreiecksmotiven ergeben, direkt
darüber eine horizontale Ritzlinie (Taf. 4).
26.26) Keramik: Unterteil eines Gefäßes (zusammengesetzt aus 6 BS und 2 WS); Bdm 6 cm;
WSt 0,6 cm; Flachboden; Magerung fein
(mit mittleren Bestandteilen), Quarz-Schamotte, mäßig; Oberfläche geglättet oder gut
geglättet, braun (Taf. 4).
26.27) Keramik: Bodenfragment; Bdm 3 cm;
WSt 0,4 cm; Boden leicht eingewölbt; Mage-
rung sehr fein, Quarz, schwach; Oberfläche
gut geglättet, braun (Taf. 4).
26.28) Keramik: 1 BS eines Kleingefäßes, Bdm ca.
2,5–3,0 cm; WSt 0,4 cm; Flachboden (leicht
abgesetzt); Magerung sehr fein, Quarz, mäßig; Oberfläche geglättet, ocker (Taf. 4).
26.29) Keramik: Fragmente (1 BS und 21 WS; insgesamt < 5 % des ursprünglichen Gefäßes)
eines Gefäßes grober Machart (»Vorratsgefäß«); WSt 0,8 cm (relativ dickwandig);
Magerung grob, Quarz-Schamotte (stark
überwiegend Schamotte), stark; Oberfläche
verstrichen, hellrötlich braun.
26.30) Keramik: 2 BS (zusammenpassend);
Bdm 4 cm; Flachboden; Magerung fein,
Quarz, mäßig; Oberfläche geglättet oder gut
geglättet, braun.
26.31) Keramik: 164 WS, die keinem der Gefäße
26.1–26.30 eindeutig zuzuweisen sind.
26.32) Keramik: 54 WS und 2 BS.
26.33) Verziegelter Lehm: 28 Fragmente, insgesamt 491 g.
26.34) Fe-Naturspiel.
26.35) Keramik: 5 WS.
26.36) Verziegelter Lehm: Zahlreiche Fragmente
(teilweise möglicherweise Flechtwerkabdrücke erkennbar), insgesamt 827 g.
27.37) Silex: 1 Fragment, teilweise Oberfläche
braun patiniert.
27.38) 1 Kieselstein.
Befund 34
Teilbefund von Befund 21, siehe dort.
Befund 35
Teilbefund von Befund 21, siehe dort.
Befund 36
Teilbefund von Befund 21, siehe dort.
Befund 37
Teilbefund von Befund 21, siehe dort.
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
Befund 38
Befund 53
Teilbefund von Befund 21, siehe dort.
Brunnen?
1. Planum bei 131,05–131,11 m ü. NN.
Im Planum etwas unregelmäßig oval (NW–SO);
L 2,90 m; B 2,42 m; deutlich erkennbar; toniger
Schluff (Ut2), 2 % HK-Flitter, Mn- und Fe-Ausfällungen; hellgraubraun, fleckig hellbraun.
Im Profil Unterkante nicht erreicht (Baueingriffstiefe), soweit erkennbar Wandungen steil fallend,
1 x gestuft, mehrschichtig; B 3,91 m; T 1,02 m; deutlich bis diffus; toniger Schluff (Ut2), < 1 % Mn- und
Fe-Verbindungen und HK.
Befund 40
Grube
1. Planum bei 130,98–131,02 m ü. NN.
Im Planum oval (NNW–SSO), südlich der Mitte
leicht eingeschnürt; L 2,60 m; B 2,00 m; deutlich
erkennbar; toniger Schluff (Ut2), 1 % HK-Flitter;
fleckig hellgrau und hellbraun.
Im Profil wannenförmig S-Wandung steil bis
mittel fallend, N-Wandung mittel fallend, Sohle
doppelmuldenförmig; B 2,53 m; T 0,30 m; diffus
bis deutlich erkennbar; homogen, mehrschichtig, Schicht 1 hellgrau bis grau, Schicht 2 braun,
fleckig braun und hellgrau; toniger Schluff (Ut2),
< 1 % Mn- und Fe-Ausfällungen, verziegelter Lehm
und HK.
391
Befund 60
Teilbefund von Befund 26, siehe dort.
Befund 61
Teilbefund von Befund 26, siehe dort.
Befund 41
Befund 62
Teilbefund von Befund 26, siehe dort.
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Grube/Grubenkomplex
1. Planum bei 130,90–131,02 m ü. NN.
Im Planum abgerundet unregelmäßig dreieckig,
im NW stark eingeschnürt; L 4,05 m; B 3,90 m;
deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2), 1 % verziegelter Lehm und HK; fleckig hellgrau bis hellbraun.
In den Profilen (AB: S–N; CD: SW–NO) jeweils
doppelt mulden- bzw. wannenförmig, Wandungen
nach außen hin steil fallend, außer im S (dort flach
bis mittel fallend); B max. 3,91 m; T max. 0,52 m;
deutlich erkennbar; toniger Schluff (Ut2), < 1 %
Mn- und Fe-Verbindungen, verziegelter Lehm
und HK; hellgrau bis grau, fleckig hellbraun-braun,
dunkelgrau und hellgrau.
Der Fund stammt aus dem 1. Planum.
Funde:
41.1) Keramik: 1 WS; WSt 0,8–0,9 cm (relativ
dickwandig); Oberfläche ausgewittert,
bräunlich rot; Magerung mittel (teilweise
feinere und gröbere Bestandteile), Schamotte.
392
Stephan Deiters
9 Anhang – Liste spätbronzezeitlicher
Siedlungsplätze
Im Folgenden werden die bekannten spätbronzezeitlichen Siedlungsplätze (im weiteren Sinne) in
Westfalen-Lippe aufgeführt (siehe Abb. 9). Diese
Liste basiert auf einer Zusammenstellung von Sicherl 288 und wurde um weitere Fundstellen ergänzt.
Dabei wird auch auf zeitgleiche nahe gelegene
Gräber(-felder) und die potenzielle Wasserversorgung eingegangen.
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Fundstelle 1
Bielefeld, Alter Markt/Piggenstraße
(DKZ 3917,0257)
Die Fundstelle liegt im historischen Mittelpunkt
der Bielefelder Altstadt auf Sandboden. Auf Basis
von altem Kartenmaterial lässt sich rekonstruieren,
dass ehemals etwa 115 m südlich ein Bach floss.
Bei einer Stadtkerngrabung in den Jahren 2017 und
2018 wurden dort neben zahlreichen jüngeren Bodeneingriffen auch mehrere spätbronzezeitliche
Befunde im anstehenden Sand untersucht, die
überwiegend relativ seicht waren. Unter diesen
Befunden ist eine tiefere Grube (Befund 475/476)
mit steilen Wänden und muldenförmiger Sohle
hervorzuheben, die als Vorratsgrube interpretiert
wird. Sie enthielt einige Keramikscherben und botanische Makroreste. Wahrscheinlich zeitgleiche
Keramik wurde z. T. auch in anderen Befunden
angetroffen. »Die Scherben waren handgeformt,
schwach gebrannt, überwiegend lederbraun und
288
Sicherl 2014, 79–80. Gestrichen wurde die Fundstelle
Olsberg-Bruchhausen, Hochsauerlandkreis (Sicherl 2009,
27; Sicherl 2014, 79), weil hier anscheinend nur eine vage
Vermutung vorliegt.
mit einem feinen, nach dem Trocknen geglätteten
Tonschlickerüberzug, einer sogenannten Engobe,
versehen.«
Die Keramik ähnelt zwar im Allgemeinen dem eisenzeitlichen Material der Gegend, unterscheidet
sich aber teilweise davon durch die Existenz bestimmter Merkmale (u. a. überwiegend sehr steile
bis leicht ausbiegende Ränder, z. T. Verzierungen
durch Fingernagelkerben an verschiedenen Positionen, in einem Fall Grübchenverzierungen) bzw.
ihre Abwesenheit (u. a. fehlen getupfte Randabschlüsse und grober ungeglätteter Tonschlickerauftrag). Der Verdacht einer spätbronzezeitlichen
Datierung des Ausgräbers wurde durch zwei
14
C-Untersuchungen bestätigt, die beide mit sehr
hoher Wahrscheinlichkeit ins 10./9. Jahrhundert
v. Chr. weisen. Der Ausgräber weist ausdrücklich
darauf hin, dass sich das Keramikspektrum von
dem zeitgleicher Gräberfelder in der Region unterscheidet.
Die Deutung von Gräbchen als mögliche Relikte
von zeitgleichen Häusern ist dagegen unsicher.
Eine archäobotanische Untersuchung des Materials aus der Vorratsgrube ergab vorwiegend verschiedene Getreidearten ([Spelz-]Gerste, Weizen
[sicher Emmer, eventuell auch Dinkel und/oder
Einkorn] und Hirse [sicher Echte Hirse, wahrscheinlich auch Kolbenhirse]).
Aus der Umgebung der Fundstelle sind keine spätbronzezeitlichen Gräber bekannt.
Literatur: Sicherl/Zerl 2019.
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
Bochum-Hiltrop, Frauenlobstraße/
Siedlungsstelle I (ohne AKZ)
Die Fundstelle liegt auf einer »Geländenase«
(Löss), die westlich und östlich von Quellen flankiert wird, wobei der westliche Quellbach unweit
nördlich davon in den östlichen (Ostbach) mündet. Beim Bau einer Bergmannssiedlung führte
Brandt hier auf einer etwa 100 m x 250 m großen
Fläche Notbergungen durch. 289 Außer Befunden
der Rössener Kultur stellte er zwölf metallzeitliche Gruben fest (sechs davon wurden genauer untersucht), die von Sicherl in die späte Bronzezeit
datiert wurden. 290 Die betreffenden Gruben waren
vielfach bis auf »Holzkohlestippen« fundfrei; manche enthielten verziegelten Lehm, der teilweise auf
einer Seite Flechtwerkabdrücke erkennen ließ, auf
der anderen dagegen glatt war. Dies sind deutliche
Hinweise auf Gebäude am Ort, auch wenn (erosionsbedingt?) keine Pfosten beobachtet werden
konnten. Insbesondere Grube 1 enthielt recht umfangreiches keramisches Fundmaterial, das teilweise Bezüge zur Urnenfelderkultur erkennen lässt
und eine Datierung in die Stufe Ha B erlaubt.
Aus der näheren Umgebung der Fundstelle ist kein
zeitgleiches Gräberfeld bekannt. 291
Literatur: Stampfuss 1959, 31. 115–120 Nr. 36;
Taf. 17, 15–23; 23, 1–18; 24, 1–20; Brandt 1997, 58–
62 mit Abb. 61–64; Sicherl 2014, 79.
Fundstelle 3
Bochum-Hiltrop, östlich der Zeche Lothringen IV
(AKZ 4409,0030)
Im Bereich eines Siedlungsplatzes auf einer Lösskuppe mit einer nahe gelegenen, heute versiegten
Quelle wurden Notbergungen durchgeführt. Dabei wurden Befunde aus dem Neolithikum (Line-
289
Die Fläche ist nicht mehr präzise lokalisierbar, müsste
sich aber der Beschreibung nach im nördlichen Bereich
der heutigen Straße Im Aufbruch befunden haben.
290
Die Befunde wurden von Brandt noch alle der Hallstattzeit
zugewiesen (Brandt 1997, 58). Sicherl datierte die Gruben
1, 4 und 5 sicher nach Ha B, die Gruben 2 und 3 nach
Ha B oder vielleicht schon nach Ha C (Sicherl 2014, 79).
291
Eine Brandbestattung befindet sich ca. 1,2 km südwestlich
(siehe Fundstelle 3). Eine nicht datierte Grabhügelgruppe (AKZ 4409,0015) im zu Herne gehörigen Gysenberger
Wald liegt ca. 1,2 km nördlich.
arbandkeramik) und der späten Bronzezeit (Stufe
Ha B) festgestellt. 292 Bei den spätbronzezeitlichen
Befunden handelt es sich um einige kleinere Gruben und zwei relativ große, dabei recht flache
»Doppelgruben« mit unregelmäßigem Umriss,
die nach den Befundbeschreibungen am ehesten
zur Materialentnahme dienten. Aus diesen großen
Gruben stammen einige Keramikfunde, u. a. Fragmente von Lappenschalen, einem Vorratsgefäß mit
aufgesetzter Tupfenleiste und Doppelkoni (teilweise mit Ritzverzierungen).
Etwa 500 m nordwestlich liegt eine andere Fundstelle, an der neben neolithischen Befunden auch
ein sogenanntes Leichenbrandnest mit dem Rest
eines Beigefäßes entdeckt wurde. 293 Möglicherweise war diese Bestattung Teil eines größeren
Gräberfeldes, 294 das auch in der späten Bronzezeit
belegt wurde.
Literatur: Brandt 1997, 63–66. 68 Abb. 65–67;
Sicherl 2014, 79. 295
Fundstelle 4
Castrop-Rauxel-Harbinghorst, Kanalstraße, Kreis
Recklinghausen (MKZ 4409,0054)
Bei Notbergungen im Bereich einer Sandgrube
wurden Funde unterschiedlicher Zeitstellung
entdeckt. Der Bereich wurde offenbar vom Neolithikum bis in die Kaiserzeit als Siedlungsplatz genutzt. Befunde konnten – wenn überhaupt – nur
notdürftig untersucht werden. Große Teile des
Fundmaterials konnten daher nur als Streufunde
292
Die Befunde wurden von Brandt noch in die Hallstattzeit
datiert (Brandt 1997, 64). Sicherl datierte diese Befunde
nach Ha B (Sicherl 2014, 79).
293
AKZ 4409,0092. Der LWL-Archäologie liegt ein Messtischblatt mit Notizen von Karl Brandt vor. Die betreffende
Stelle wurde von ihm mit »Nr. 13« bezeichnet und enthält folgenden Text in der Legende: »Bochum Hiltrop.
Neue Bergmannssiedlung Constantin d. Gr. 1949 am
Nordrand der jüngeren linearbandkeramischen Siedlung
ein Knochenhäufchengrab mit erhaltenem Boden eines
Beigefäßes obenauf. Alteisenzeitlich. Sgl. Bochum.« In
der Literatur wird das Grab nicht erwähnt.
294
Gerade in einem hügeligen Lössgebiet wie in BochumHiltrop, das sehr lange landwirtschaftlich genutzt wurde,
ist mit hohen Erosionsverlusten zu rechnen. Von daher
erscheint es möglich, dass hier ein größeres Gräberfeld
existiert haben könnte, das weitgehend verschwunden ist.
295
Bei Stampfuß wird die Fundstelle nicht ausdrücklich erwähnt, sie war aber wohl als (die fehlende) Nr. 37 im Katalog vorgesehen (vgl. Stampfuss 1959, Karte im Anhang).
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Fundstelle 2
393
394
Stephan Deiters
geborgen werden. Unter den besser untersuchten
Befunden ist einer (Grube 14), der anscheinend
Funde der späten Bronzezeit erbrachte, u. a. eine
Scherbe mit Kerbschnittverzierung. 296 Auch unter
den Streufunden konnte spätbronzezeitliches Material identifiziert werden. 297
Unweit östlich dieses Bereichs existierte ein ausgedehntes Gräberfeld, das u. a. in der späten Bronzezeit belegt wurde. 298
Literatur: Stampfuss 1959, 31–32. 104–106; Taf. 19, 1–
10. 13–15; Sicherl 2014, 79.
Fundstelle 5
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Datteln-Natrop, Kreis Recklinghausen
(MKZ 4310,0017)
Die Fundstelle liegt im Bereich des heutigen Wesel-Datteln-Kanals unweit nordwestlich eines Kanalhafens. Sie befindet sich etwa 250 m von einem
nordöstlich verlaufenden Bach (Mühlenbach) entfernt; die Lippe liegt etwa 1 km nordöstlich. Unweit
südlich der Fundstelle befand sich anscheinend
ein ausgedehntes Gräberfeld mit Gräbern vom
Endneolithikum bis zur Eisenzeit, das auch in der
späten Bronzezeit belegt wurde. 299
296
Stampfuß datierte die Grube in die Hallstattzeit
(Stampfuss 1959, 104). Sicherl machte seine Datierung
in die späte Bronzezeit wohl in erster Linie an der kerbschnittverzierten Scherbe fest (Sicherl 2014, 79).
297
Stampfuss 1959, 32; Taf. 19, 13–15.
298
Die Informationen zu diesem Gräberfeld (MKZ 4409,0084)
sind spärlich. Erste Funde wurden wohl schon beim
Sandabfahren in den 1890er-Jahren geborgen. Es muss
mindestens eine Ausgrabung vor dem Zweiten Weltkrieg
stattgefunden haben, deren Dokumentation im Krieg verloren ging. Dabei habe man insgesamt mehr als 200 Bestattungen festgestellt. Die ältesten beobachteten Gräber
stammen anscheinend aus dem Endneolithikum. Zudem
wurden neben spätbronzezeitlichen auch eisenzeitliche
Bestattungen entdeckt (eine solch lange Belegungsdauer
ist in Westfalen häufig). Die Objekte sollen auf Museen
in Berlin, Münster, Dortmund und Castrop-Rauxel verteilt
worden sein. Einen kleinen Teil der Funde berücksichtigte Aschemeyer in seiner Dissertation (Aschemeyer 1966).
299
Südlich bis südöstlich der Fundstelle liegen zwei Grabungsflächen (beide MKZ 4310,0022): 1898 fand eine
Ausgrabung durch Albert Baum statt, bei der 110 Gräber
untersucht wurden; 1937–1939 wurde etwa 100 m östlich
davon eine weitere Untersuchung durchgeführt, bei der
neben Bestattungen auch mehrere Grabeinhegungen entdeckt wurden (Eggenstein 1995, 46–47 Abb. 9–10; 78–83
mit Abb. 19–20). Darüber hinaus wurden von Baoquan
Song auf Luftbildern eines Ackers unweit südwestlich der
Fundstelle deutliche Bewuchsmerkmale erkannt, die auf
im Gelände nicht mehr erkennbare Grabhügel schließen
Aus dem Jahr 1955 liegt eine Fundmeldung vor,
wonach aus zwei Siedlungsgruben Keramik der
Bronze- bis älteren Eisenzeit geborgen worden sei.
Literatur: unpubliziert.
Fundstelle 6
Dorsten-Holsterhausen, Kreis Recklinghausen
(MKZ 4307,0003)
Auf einem sehr großflächig ergrabenen Fundplatz
auf vorwiegend sandigem Terrain unweit nördlich
der Lippe wurden neben mehreren römischen
Marschlagern auch andere Befunde verschiedener
Zeitstellung untersucht, darunter mehrere aus der
späten Bronzezeit. 300
Es handelt sich dabei um folgende Befunde: Objekte 776 (Wasserschöpfstelle; ursprünglich eher in
die frühe Eisenzeit datiert) 301, 1093 (Grube) 302, 2773
(Grube; eventuell auch frühe Eisenzeit, ursprünglich in die ältere Kaiserzeit datiert) 303, 3251 (Grube;
ursprünglich in die jüngere Kaiserzeit datiert) 304,
3441 (Grube, eventuell auch ältere Eisenzeit, ursprünglich in die mittlere Kaiserzeit datiert) 305 und
5099 (Grube) 306.
Die betreffenden Befunde können als Siedlungsbefunde im weiteren Sinne interpretiert werden.
Gebäudebefunde dieser Zeit, die man insbesondere im Umfeld der Wasserschöpfstelle 776 erwarten würde, konnten nicht beobachtet werden, was
aber nicht die prähistorische Realität widerspiegeln
muss. 307
lassen (MKZ 4310,0096, unpubliziert). Diese Indizien
sprechen für ein einziges, ausgedehntes Gräberfeld.
300
Die betreffenden Befunde waren zunächst teilweise anders datiert worden, was später von Sicherl korrigiert wurde (Sicherl 2014, 79).
301
Ebel-Zepezauer u. a. 2009, 12. 246–247; Taf. 10.
302
Ebel-Zepezauer u. a. 2009, 12. 257; Taf. 11.
303
Ebel-Zepezauer u. a. 2009, 12. 320–321; Taf. 35.
304
Ebel-Zepezauer u. a. 2009, 12. 331; Taf. 37.
305
Ebel-Zepezauer u. a. 2009, 12. 339; Taf. 40–41.
306
Ebel-Zepezauer u. a. 2009, 12. 412; Taf. 57.
307
Die Wasserschöpfstelle liegt nah am westlichen Rand des
Grabungsgebietes und in der Umgebung sind größere
Bereiche gestört bzw. waren zum Zeitpunkt der Ausgrabung schon bebaut. Darüber hinaus könnten spätbronzezeitliche Befunde durch jüngere Bodeneingriffe zerstört
worden sein. Es ist daher durchaus möglich, dass es in der
Umgebung der Wasserschöpfstelle gleichzeitige Gebäude
gegeben haben könnte, deren Befunde entweder zerstört
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
Aus der näheren Umgebung der Fundstelle sind
keine spätbronzezeitlichen Gräber bekannt. 308
Literatur: Ebel-Zepezauer u. a. 2009, 12–14. 90. 92.
95. 246–247. 257. 320. 331. 339. 412; Taf. 10–11; 37;
40–41; 57; Sicherl 2014, 79.
Fundstelle 7
Dorsten-Altendorf-Ulf kotte, Kreis Recklinghausen
(MKZ 4308,0023)
Die Fundstelle liegt unweit östlich eines Bachs
(Rapphofs Mühlenbach), der Richtung Nordwesten
in die ca. 2,8 km entfernte Lippe entwässert.
Im Jahr 1930 wurden hier wohl bei Straßenbauarbeiten (L 601) unter einer »grauen anmoorigen
Schicht« Reste einer »Siedlung der Urnenfelderstufe« entdeckt. Die Funde sind verschollen; andere Angaben existieren nicht und es fand offenbar
keine weitere Untersuchung der Stelle statt.
Diese Stelle ist insofern besonders interessant, als
dass sie offenbar im Bereich einer Bachniederung
liegt und hier möglicherweise mit Feuchterhaltung
organischer Funde zu rechnen wäre.
Aus der näheren Umgebung sind keine spätbronzezeitlichen Gräber bekannt. 309
Literatur: unpubliziert.
Fundstelle 8
Dortmund-Asseln, »Kahle Hege«
(AKZ 4411,0019)
Im Dortmunder Stadtteil Asseln wurden bei großflächigen Ausgrabungen in drei unweit voneinan-
395
der entfernt gelegenen Flächen, bekannt unter den
Bezeichnungen »Kahle Hege« und »Asseln-West«,
neben Gräbern der Völkerwanderungszeit und des
Frühmittelalters auch einige vorgeschichtliche Befunde ergraben, u. a. aus der späten Bronzezeit.
Untersucht wurden u. a. Teilflächen eines (relativ schlecht erhaltenen) Kreisgrabenfriedhofs mit
Brandbestattungen und Grabeinhegungen in Form
von Schlüsselloch- und Langgräben, wobei die Nekropole anscheinend beträchtliche Ausmaße hatte. 310
In der Nähe wurden einige zeitgleiche Siedlungsbefunde an einem Lösshang entdeckt. 311 Eine der
Siedlungsgruben (St 15) enthielt umfangreiches
keramisches Fundmaterial der Stufe Ha B, das von
Sicherl ausführlich vorgelegt wurde. Es handelt
sich dabei um kleinteilig zerscherbte Fragmente
zahlreicher verschiedener Gefäße, überwiegend
Feinkeramik mit einem hohen Anteil verzierter
Gefäße. Sie entsprechen zeitgleichen Funden
aus der Urnenfelderkultur der Niederrheinischen
Bucht. Sicherl konstatierte hierfür einen deutlich
stärkeren Einfluss der Urnenfelderkultur als beim
Fundmaterial der bekannten zeitgleichen Nekropole Dortmund-Oespel. 312 Er interpretierte die Gruben als Saatgutspeicher abseits der eigentlichen
Siedlung. Da auf den Lösshängen des Dortmunder
Rückens geologisch bedingt die Voraussetzungen
für die Anlage von Brunnen fehlen, geht Sicherl
von einer Lage der eigentlichen Siedlung an einer
Quelle bzw. einem Fließgewässer aus, wofür am
ehesten die Quellen des Asselner Baches infrage
kämen, die ca. 815 m nordnordöstlich von St 15 im
alten Asselner Dorfkern liegen. 313
Im Fundmaterial sieht er wahrscheinliche Überreste von »gemeinschaftlichen Festen, Riten und
308
309
Bekannte Gräberfelder aus der weiteren Umgebung:
Ca. 3 km nordöstlich lag ein größeres Gräberfeld
(MKZ 4307,0017), das u. a. in der späten Bronzezeit belegt
wurde. Bei einer Ausgrabung im Jahr 1933 wurden dort
118 Brandbestattungen beobachtet (Stieren 1935). Zwei
weitere Urnenbestattungen der späten Bronze-/frühen Eisenzeit sind aus einem Bereich ca. 4 km östlich der Fundstelle bekannt (MKZ 4307,0024). Ein weiteres Gräberfeld
(MKZ 4307,0035) befand sich etwa 2,5 km südsüdöstlich
auf der anderen Seite der Lippe. Ein Teil der Funde wurde in der Dissertation von Aschemeyer berücksichtigt
(Aschemeyer 1966).
Ca. 1,5 km nordnordöstlich sind zwei Grabhügel bekannt
(MKZ 4308,0007a/c), die wohl im Zeitraum Endneolithikum bis mittlere Bronzezeit angelegt wurden, aber auch
jüngere Nachbestattungen beinhalten. Es ist nur zu vermuten, dass die Grabhügel Teil eines größeren Gräberfeldes waren.
310
Wilbertz 2009, 57–58, Kat.-Nr. 2.2.1.02.00.1.
311
Die schematische Kartierung bei Sicherl ist zur Beurteilung nur von eingeschränktem Nutzen, weil sie offenbar
ursprünglich farbig gestaltet war, aber in Graustufen abgedruckt wurde (Sicherl 2014, 77 Abb. 7).
312
Brink-Kloke/Heinrich/Bartelt 2006. Eine schlüssige Erklärung für diese Beobachtung kann Sicherl nicht liefern,
aber er vermutet einen Zusammenhang mit dem Hellweg
(Sicherl 2014, 74–75).
313
Sicherl erwähnt auch ein deutlich näher im Westen gelegenes Kerbtal, das schon auf dem Urmesstischblatt als
trocken eingezeichnet sei. Er scheint damit unausgesprochen die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass hier in
der späten Bronzezeit ein Bach verlaufen sein könnte (Sicherl 2014, 67).
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
waren oder außerhalb der Grabungsfläche lagen.
396
Stephan Deiters
Mahlzeiten«, die das Öffnen der Vorratsgruben
und die Aussaat begleitet haben mögen.
Literatur: Sicherl 2014.
Aus der näheren Umgebung ist keine Nekropole
bekannt. 316
Literatur: Zepezauer 2000, 42 Nr. 192; Taf. 13, 1–2.
Fundstelle 9
Fundstelle 11
Dortmund-Wickede, »Fränkischer Friedhof«
(AKZ 4411,0010)
Die Fundstelle liegt siedlungsgünstig auf Löss in
leichter Hanglage mit Gefälle in nördliche Richtung. In der Umgebung gibt es mehrere kleine
Bäche, der nächste (Schorlemer Bach) liegt etwa
150 m südlich.
Neben frühmittelalterlichen Bestattungen wurden
hier Siedlungsbefunde ergraben, insbesondere
aus der späten Eisenzeit, aber auch aus der späten
Bronzezeit. Die betreffenden Befunde enthielten
nur spärliche Keramikfunde, darunter Scherben
mit waagerechter Riefung, für die Sicherl eine Datierung in die ältere bis mittlere Urnenfelderzeit
annahm.
Aus der näheren Umgebung ist kein zeitgleiches
Gräberfeld bekannt. 314
Literatur: Sicherl 2014, 79.
Greven-Schmedehausen, Kreis Steinfurt
(MKZ 3812,0039)
Die Fundstelle liegt auf sandigem Terrain, unmittelbar östlich eines Fließgewässers (Eltingmühlenbach); die Ems verläuft ca. 4,5 km südöstlich.
Bei einer Rettungsgrabung im Bereich einer
Sandgrube wurden hier Siedlungsbefunde unterschiedlicher Zeitstellung untersucht, u. a. zwei
Hausgrundrisse, die anscheinend dem spätbronzezeitlichen Typ Elp nahestehen. Einer wies noch
eine Länge von 50 m auf, ursprünglich war er aber
wohl noch länger (ein Teil war bereits durch die
Sandgrube zerstört worden) 317, während der andere
eine Länge von 20 m besaß. Das zugehörige Fundmaterial ist noch nicht aufgearbeitet worden. Die
Hausbefunde wurden offenbar mangels publizierter Planabbildung von der Forschung bisher kaum
zur Kenntnis genommen.
Eine Nekropole ist aus der näheren Umgebung
nicht bekannt. 318
Literatur: Finke 1982; Finke 1983; Sicherl 2014, 79.
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Fundstelle 10
Greven-Wentrup, Kreis Steinfurt
(MKZ 3811,0040)
Unweit nördlich von Greven grenzt am östlichen
Ufer der Ems ein kleines Dünengebiet (»Wentruper Berge«) an die Emsaue an. Dort wurden
mehrfach Streufunde (Keramik und Silexartefakte) geborgen, die als Relikte einer später von Dünen überdeckten bronzezeitlichen Siedlung interpretiert werden. Ein in der Literatur abgebildetes
grobes, tonnenförmiges Gefäß weist anscheinend
Streifenschlickung auf und ist unterhalb des Randes mit einer Zeile von (Fingernagel?)-Eindrücken
verziert. Es steht offenbar der Laren-Keramik nahe,
die eigentlich mittelbronzezeitlich ist, aber noch
bis in die beginnende Spätbronzezeit hinein vorkommt. 315
314
315
Die nächstgelegene bekannte Nekropole befindet sich
in Dortmund-Asseln (siehe Fundstelle 8), etwa 2,8 km
westsüdwestlich.
Ruppel 1990, 106–107; Lanting/van der Plicht 2001/2002,
164.
Fundstelle 12
Greven-Pentrup, Sandgrube Strotmann/südlich
Saerbecker Straße 212, Kreis Steinfurt
(MKZ 3811,0259)
Die Fundstelle befindet sich in erhöhter Lage auf
sandigem Terrain etwa 600 m östlich der Ems und
etwa 10 m oberhalb der Flussniederung.
Bei einer Voruntersuchung im Jahr 2019 wegen einer geplanten Entsandung und einer daraufhin an-
316
Die nächstgelegene Nekropole (MKZ 3811,0002) liegt ca.
1 km westlich auf der anderen Seite der Ems.
317
Finke hielt es für möglich, dass es sich um unterschiedliche Gebäude in linearer Anordnung, eventuell mit unterschiedlicher Zeitstellung, handeln könnte (Finke 1983).
Dieser Interpretation möchte der Verfasser aber nach in
Augenscheinnahme des unpublizierten Planes nicht
folgen.
318
Die nächstgelegenen bekannten spätbronzezeitlichen Nekropolen liegen ca. 1,5 km ostnordöstlich (MKZ 3812,0019)
bzw. ca. 1,6 km südwestlich (MKZ 3912,0036/0053/0058).
Vermutlich existierte eine näher gelegene Nekropole.
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
Fundstelle 13
Hagen-Herbeck (AKZ 4611,0045)
Die Fundstelle liegt an einem Hang am westlichen
Ufer der Lenne in ca. 500–900 m Entfernung zum
Fluss; ein Bach verläuft unmittelbar westlich.
Bei großflächigen Ausgrabungen wurden hier
Siedlungsreste unterschiedlicher Zeitstufen untersucht, u. a. zwei spätbronzezeitliche Gruben. Die
wenigen zugehörigen Keramikfunde zeigen in je
mindestens einem Fall Kerbschnittverzierung und
einen gekerbten Schrägrand. Sie lassen deutliche
Bezüge zur Urnenfelderkultur erkennen. Sicherl
datierte das Fundmaterial nach Ha B.
319
Nach freundlicher Auskunft von Jürgen Gaffrey, LWLArchäologie für Westfalen.
320
Die nächstgelegenen spätbronzezeitlichen Gräberfelder
befinden sich ca. 2,5 km nordnordöstlich (MKZ 3811,0135
[Saerbeck]) bzw. ca. 3,2 km südwestlich (MKZ 3811,0002
[Greven]), Letzteres aber auf der anderen Seite der Ems.
Ein direkter Zusammenhang mit dem Siedlungsplatz ist
aufgrund der Entfernungen eher unwahrscheinlich. Vermutlich existierte eine näher gelegene Nekropole.
Aus der näheren Umgebung der Fundstelle ist kein
spätbronzezeitliches Gräberfeld bekannt. 321
Literatur: Bulka/Cichy/Englert 2013, 180 mit
Abb. 2; Sicherl 2014, 79.
Fundstelle 14
Haltern am See, Kreis Recklinghausen/
Hamm-Bossendorf (MKZ 4208,0007)
Die Fundstelle liegt auf der südlichen Uferterrasse
der Lippe in etwa 500 m Entfernung zum Fluss. In
der Vergangenheit existierte hier eine Sandgrube.
Es liegen knappe Fundmeldungen aus den Jahren
1938/1939 vor. 322 1959 und 1960 wurden kleinere
Notbergungen durchgeführt. Es konnten wenige
Urnenbestattungen der späten Bronzezeit festgestellt werden; einige weitere Brandbestattungen
scheinen zerstört worden zu sein. Darüber hinaus
wurde auch eine Siedlungsgrube untersucht. Sie
hatte einen Durchmesser von ca. 1,6 m und eine
Tiefe von 0,9 m. An Fundmaterial wurden neben
einem Spinnwirtel Keramikscherben geborgen.
Die Siedlungsbefunde sollen sich in westlicher
Richtung fortsetzen.
Die spärlichen Informationen lassen darauf schließen, dass hier in der späten Bronzezeit Gräberfeld
und Siedlung nahe beieinanderlagen.
Literatur: unpubliziert.
Fundstelle 15
Herford-Diebrock/-Herringhausen, Turnhalle,
Kreis Herford (DKZ 3817,0102)
Die Fundstelle liegt auf einer lang gestreckten Erhebung. Die nächstgelegene Quelle befindet sich
etwas hangabwärts ca. 500 m nordwestlich der
Fundstelle; mehrere andere Quellen und Bäche
liegen in einem etwas größeren Umkreis.
Bei Notbergungen wurden zwei Gruben mit spätbronzezeitlicher Keramik entdeckt. 323
321
Etwa 1,1 km bzw. 1,4 km südlich liegen zwei vermutliche
Grabhügel (AKZ 4611,0011 und AKZ 4611,0185), die beide
nicht näher untersucht sind. Ein direkter Zusammenhang
mit dem Siedlungsplatz ist eher unwahrscheinlich. Vermutlich existierte eine näher gelegene Nekropole.
322
Winkelmann 1950, 30 Nr. 281–282.
323
Funde und Befunde wurden von Bérenger berücksichtigt
(Bérenger 2000). Wegen des unveröffentlichten Katalogteils können keine näheren Angaben gemacht werden.
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
gesetzten Rettungsgrabung im Folgejahr wurden
Funde und Befunde unterschiedlicher Zeitstellung
festgestellt, darunter Relikte einer spätbronzezeitlichen Siedlung.
Die spätbronzezeitlichen Befunde wurden vom
Verfasser bislang nur sehr kursorisch ausgewertet,
aber es lassen sich bereits erste Aussagen treffen.
Demnach ist unter den Siedlungsbefunden ein
etwa 17,50 m langer Hausgrundriss, der anscheinend dem Typ Elp nahesteht. In dessen näherer
Umgebung lagen Grundrisse von mindestens drei
verschiedenen kleineren Gebäuden, die zeitgleich
sein könnten. Vermutlich handelt es sich dabei um
zugehörige Nebengebäude.
Das Fundmaterial aus oben genannten Befunden
wurde noch nicht ausgewertet, aber es liegen bereits drei verschiedene kalibrierte 14C-Daten vor, die
in die späte Bronzezeit weisen (etwa Mitte 11. Jahrhundert bis Mitte 9. Jahrhundert. v. Chr.). 319
Aus der näheren Umgebung ist keine spätbronzezeitliche Nekropole bekannt. 320
Literatur: unpubliziert.
397
398
Stephan Deiters
Aus der näheren Umgebung ist keine spätbronzezeitliche Nekropole bekannt. 324
Literatur: Bérenger 2000, 94; Sicherl 2014, 79
(dort als Herford-Diekenbrock bezeichnet).
Aus der näheren Umgebung ist kein spätbronzezeitliches Gräberfeld bekannt. 327
Literatur: Best 1993.
Fundstelle 18
Fundstelle 16
Herford-Diebrock/-Herringhausen, Steinbreede,
Kreis Herford (DKZ 3817,0159)
Die Fundstelle liegt an einem nach Norden exponierten Hang. Eine Quelle befindet sich unmittelbar nordöstlich; in der näheren Umgebung fließen
mehrere Bäche.
Bei einer Notbergung wurden vier Siedlungsgruben
entdeckt, davon ist eine spätbronzezeitlich.325
Aus der näheren Umgebung ist keine spätbronzezeitliche Nekropole bekannt. 326
Literatur: Bérenger 2000, 94; Sicherl 2014, 79.
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Fundstelle 17
Hiddenhausen-Sundern, Kreis Herford
(DKZ 3817,0058)
Bei Straßenbauarbeiten wurde hier im Jahr 1978
unter 0,3 m Ackerboden und 0,2 m fast sterilem
Schwemmlöss eine Siedlungsgrube mit einigen
Keramikfunden (u. a. große Teile von Gefäßen mit
z. T. doppelkonischen Formen) entdeckt. Bei einer
kleinen Notgrabung in der Nähe wurden 1992 zwei
weitere Befunde untersucht, wovon einer mit einer
Tiefe von 0,5 m kompakt mit Scherbenmaterial der
späten Bronzezeit gefüllt war.
Die Fundstelle befindet sich in Hanglage (Steigung
in östliche Richtung); ca. 250 m westlich davon
liegt hangabwärts eine Quelle, die einen kleinen
Bach speist, der in südwestliche Richtung fließt.
Der Fluss Werre liegt westlich in ca. 1,3 km Entfernung.
324
Ein Urnengräberfeld (AKZ 3817,0009) unklarer Zeitstellung liegt etwa 1,8 km südwestlich. Eine spätbronzezeitliche Urnenbestattung (AKZ 3817,0013) ist von einer Stelle
ca. 2,7 km südöstlich bekannt.
325
Funde und Befunde wurden in der Dissertation von Bérenger berücksichtigt (Bérenger 2000). Da der Katalogteil
der Arbeit unveröffentlicht ist können keine näheren Angaben gemacht werden.
326
Die nächstgelegenen bekannten spätbronzezeitlichen Nekropolen liegen nordöstlich, östlich und südöstlich, alle
in ca. 2,5 km Entfernung (DKZ 3818,0032, DKZ 3818,0035
und DKZ 3817,0013).
Höxter, Kloster tom Roden, Kreis Höxter
(DKZ 4222,0111/0224)
Bei einer Ausgrabung in der Klosterwüstung tom
Roden wurden u. a. 148 vorgeschichtliche Keramikscherben ausschließlich als Streufunde geborgen.
Bei dem wenig aussagekräftigen Material handelt
es sich größtenteils um Grobkeramik (mitunter
verziert), die zumindest teilweise wohl aus der
späten Bronzezeit stammt.
Die Fundstelle liegt etwa 1 km westlich der Weser;
ein Bach verläuft etwa 350 m östlich, weitere liegen
etwas weiter entfernt.
Aus der näheren Umgebung ist keine spätbronzezeitliche Nekropole bekannt. 328
Literatur: Röber 1992; Sicherl 2014, 79.
Fundstelle 19
Höxter-Godelheim, »Auf der Sandwisch«,
Kreis Höxter (DKZ 4222,0051:054)
Die Fundstelle liegt auf dem westlichen Ufer der
Weser, unweit nördlich der Einmündung der Nehte, wo sich zwei bedeutende Handelswege – der
Hellweg als West-Ost-Achse und ein Weg entlang
der Weser als Nord-Süd-Achse – kreuzten. 329 In der
späten Bronzezeit befand sich hier ein ausgedehntes Gräberfeld, das ursprünglich geschätzte 500 Bestattungen enthielt, von denen aber nur ein kleiner
Teil archäologisch untersucht werden konnte. 330
Die Nekropole ist zwar noch nicht abschließend
aufgearbeitet, aber es lässt sich sagen, dass sie relativ reich an Bronzeobjekten ist und dass Funde
327
Die nächstgelegene bekannte Nekropole, die wahrscheinlich auch in der späten Bronzezeit belegt wurde, liegt ca.
1,8 km nordwestlich (Hiddenhausen-Eilshausen, Südheide
[DKZ 3817,0187:A]).
328
Das
nächstgelegene
bekannte
Brandgräberfeld
(DKZ 4222,0007) ist nicht datiert und befindet sich ca.
1,9 km südöstlich. Weitere potenzielle spätbronzezeitliche
Nekropolen liegen noch deutlich weiter entfernt.
329
Bérenger 2008, 44.
330
Diese und die folgenden Angaben zum Gräberfeld nach
Koopmann 2004, 47–76; Bérenger 2008.
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
und Befunde Beziehungen nach Mitteldeutschland,
Nordhessen und zum Niederrhein erkennen lassen,
nicht aber zur Emskultur. Bei einer Siedlungsgrabung unweit südlich dieses Gräberfeldes konnten
aufgrund ungünstiger Bodenverhältnisse mit Ausnahme einer rechteckigen Steinkonzentration (ca.
6 m x 10 m) keine Befunde beobachtet, wohl aber
umfangreiches Fundmaterial geborgen werden.
Es besteht in erster Linie aus Grobkeramik, zu einem geringeren Anteil auch aus Feinkeramik, entspricht also dem in einer Siedlung zu erwartenden
Spektrum. Bei den Gefäßen lässt sich vielfach deutlicher Einfluss der Urnenfelderkultur erkennen. Es
kommen aber auch Lappenschalen, also eine nördliche Form, vor. Außerdem stammt ein bronzenes
Griffdornmesser nach Art der Urnenfelderkultur,
das von Koopmann in die Stufe Ha B 2/3 datiert
wird, aus diesem Bereich.
Literatur: Koopmann 2004, 77. 78, Abb. 50; Sicherl
2014, 79.
399
Fundstelle 21
Münster-Gittrup (MKZ 3911,0025)
Die Fundstelle liegt auf der südlichen Emsterrasse
im Bereich einer Sandgrube. Bei Rettungsgrabungen wurden in den Jahren von 1976 bis 1992 (mit
Unterbrechungen) mehrere Hektar Fläche archäologisch untersucht. Bislang ist diese Fundstelle
nicht vollständig ausgewertet worden und es liegt
auch kein Gesamtplan vor, sodass eine Beurteilung schwierig ist. Soweit bekannt, gab es hier ein
ausgedehntes Gräberfeld, das u. a. in der späten
Bronzezeit belegt wurde, wobei die Bestattungen
ungewöhnlich viele Bronzebeigaben enthielten. 332
Darüber hinaus soll unmittelbar an das Gräberfeld
angrenzend eine bronzezeitliche Siedlung existiert
haben. Im Grenzbereich soll sich inmitten einer
Vierpfostensetzung, bei der es sich wohl um keinen Siedlungsfund im engeren Sinne handelt, ein
Bronzebecken der Periode V ohne Beifunde »frei«
im Boden befunden haben.
Literatur: Mecke 2008a; Mecke 2008b; Höckmann
2012.
Fundstelle 20
331
MKZ 3812,0001 (Zepezauer 2000, 67–68, Nr. 366). Darüber hinaus gibt es noch vage Hinweise auf ein mögliches
weiteres Gräberfeld (MKZ 3812,0003), das ca. 450 m nordöstlich der Fundstelle gelegen haben könnte.
Fundstelle 22
Rheda-Wiedenbrück-Lintel, Kreis Gütersloh
(DKZ 4116,0033)
Die Fundstelle – eine ehemalige Sandgrube – liegt
zwischen Rheda-Wiedenbrück und Gütersloh. In
geringer Entfernung westlich, südlich und östlich
der Fundstelle verlaufen mehrere Bäche (u. a. Wapelbach und Ölbach); die Ems verläuft ca. 3 km weiter westlich. Das nächstgelegene bekannte Gräberfeld aus der späten Bronzezeit333 befindet sich etwa
700 m westlich auf der anderen Seite des Wapelbaches. Es ist auch unter dem Namen Schledebrück
bekannt und fällt durch ungewöhnlich reiche Bronzebeigaben aus dem üblichen Rahmen.334 Bemerkenswert ist der Einzelfund einer spätbronzezeitlichen Lanzenspitze unweit südlich der Fundstelle.335
332
Ähnliches gilt auch für andere Gräberfelder im Norden
von Münster, weshalb Höckmann den Bereich als Zentrum eines Stammesterritoriums interpretiert (Höckmann 2012, 91).
333
AKZ 4116,0001.
334
Zu den Funden: Glaw 2008 (mit weiterführender
Literatur).
335
DKZ 4116,0002.
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Ladbergen, In der Laake/»Grooten Esch«,
Kreis Steinfurt (MKZ 3812,0013)
Die Fundstelle liegt auf sandigem Terrain am südwestlichen Ortsrand von Ladbergen auf der nördlichen Uferterrasse des Ladberger Mühlenbaches
(Teilabschnitt der Glane), der hier unweit südlich
ungefähr von Ost nach West fließt.
Bei einer Rettungsgrabung wurden hier 2016–2017
Siedlungsreste unterschiedlicher Zeitstellung entdeckt. Eine vollständige Auswertung steht noch aus,
aber es lässt sich bereits sagen, dass einer der dokumentierten Gebäudegrundrisse möglicherweise
dem spätbronzezeitlichen Typ Elp zuzuordnen ist.
Im Umfeld dieses Grundrisses liegen auch Gruben,
die Keramikfunde der späten Bronze- oder frühen
Eisenzeit enthielten.
Das nächstgelegene Gräberfeld, das u. a. wohl auch
in der späten Bronzezeit belegt wurde, liegt nur ca.
300 m nordwestlich.331
Literatur: Deiters 2018.
400
Stephan Deiters
In den 1950er-Jahren wurden im Bereich der Sandgrube mehrfach kleine Rettungsgrabungen durchgeführt, wobei Siedlungsbefunde unterschiedlicher Zeitstellung untersucht wurden. 336 Darunter
war eine relativ große spätbronzezeitliche Rechteckgrube, aus der eine fragmentarisch erhaltene
zweigliedrige Bügelfibel sowie Scherben mehrerer
Lappenschalen geborgen werden konnten.
Literatur: Wilhelmi 1983, 58.
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Fundstelle 23
Rheine-Altenrheine, Kreis Steinfurt
(MKZ 3710,0015)
Die Fundstelle befindet sich an einem sanft nach
Norden abfallenden Hang auf vorwiegend sandigem Terrain. Aus der näheren Umgebung ist kein
Fließgewässer bekannt; die Ems verläuft ca. 2,2 km
westlich, der näher gelegene Hemelter Bach etwa
900 m südlich.
Bei großflächigen Rettungsgrabungen wurden
hauptsächlich Siedlungsbefunde (Spätbronzezeit
bis Frühmittelalter) sowie einige Gräber (Endneolithikum bis Eisenzeit) untersucht, wobei die räumliche Nähe bemerkenswert ist.
Unter den spätbronzezeitlichen Siedlungsbefunden befindet sich neben Gruben auch ein gleichzeitiger Hausgrundriss vom Typ Elp, der nach einer 14C-Datierung aus dem 12. Jahrhundert v. Chr.
stammt. 337 Aus diesem Hausgrundriss stammen
eher spärliche Keramikreste; andere Befunde dieser Zeit erbrachten mehr Fundmaterial, das noch
weitgehend unpubliziert ist. Bislang ist lediglich
ein Lausitzer Buckelgefäß bekannt, das Kontakte
zur deutlich weiter östlich gelegenen Lausitzer Kultur belegt. 338
Literatur: Grünewald/Kersting 2007; Kersting
2008; Verse 2008, 95 Abb. unten; Sicherl 2014,
79–80.
336
Die Angaben sind – sofern nicht nach Wilhelmi 1983,
58 – der Datenbank der LWL-Archäologie für Westfalen
entnommen.
337
Gesamtplan: Gaffrey u. a. 2007, 26–27.
338
Verse 2008, 95 Abb. unten.
Fundstelle 24
Saerbeck, Kreis Steinfurt (MKZ 3811,0071)
Die Fundstelle liegt auf der östlichen Uferterrasse
der Ems, in ca. 400–500 m Entfernung vom Fluss.
Etwas geringer ist die Distanz zum Mühlenbach,
der nördlich an der Fundstelle vorbeifließt. Von
mehreren Stellen, in heute weitgehend bebautem
Gebiet, auf der anderen Seite des Mühlenbaches
sind Urnenfunde bekannt, 339 die hier ein ehemals
ausgedehntes Brandgräberfeld annehmen lassen,
das vermutlich auch in der späten Bronzezeit
belegt wurde. Die Entfernung der Fundstelle zur
nächsten bekannten Urnenbestattung beträgt etwa
400 m.
Bei einer Rettungsgrabung wurden in einem Suchschnitt von ca. 40 m x 10 m insgesamt 21 Befunde (Pfosten und Gruben) erfasst; 340 zwei weitere
Suchschnitte blieben befundfrei. Das Fundmaterial stammt aus der späten Bronzezeit und der
Eisenzeit, 341 wobei die meisten Scherben als Streufunde geborgen wurden und nur ein geringer Teil
aus Befunden stammt. Eine genaue Datierung ist
vielfach nicht möglich. Sicher spätbronzezeitlich
ist eine Randscherbe, die in Form und Verzierung
deutliche Bezüge zur Lausitzer Kultur erkennen
lässt. 342 Darüber hinaus nahm Sicherl für mehrere
grobkeramische Gefäße mit Fingertupfenleisten 343
eine spätbronzezeitliche Datierung an. 344
Die spätbronzezeitlichen Relikte dürften im weiteren Sinne als Siedlungsfunde zu werten sein.
Literatur: Wilken 1987; Sicherl 2014, 80.
339
MKZ 3811,0145; MKZ 3811,0146; MKZ 3811,0170.
340
Es hat den Anschein, als gehörten sechs der Befunde zu
einem sogenannten Sechspfostenspeicher (vgl. Wilken
1987, 75–76 bes. Abb. 2). Dies kann aber auch täuschen,
da in diesem Bereich noch einige andere Pfosten liegen
und der Grabungsausschnitt zu klein ist, um ein sicheres
Urteil zu fällen.
341
Aus einer der Gruben (F1) liegt auch ein eisenzeitliches
14
C-Datum vor: GrN-13843: 2500 ± 35 BP.
342
Wilken 1987, 86, Abb. 11.2; 96; zustimmend Sicherl
2014, 80.
343
Wilken 1987, 84–85, Abb. 9–10.
344
Wilken hatte zwar eine spätbronzezeitliche Datierung in
Betracht gezogen, sah aber eher Parallelen zu latènezeitlichen Funden aus dem Mittelgebirgsraum (Wilken 1987,
93–95).
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
Fundstelle 25
Saerbeck-Dorf bauerschaft, Kreis Steinfurt
(MKZ 3811,0050)
Die Fundstelle liegt auf dem Ostufer der Ems, unweit nördlich der Einmündung der Glane. Bei einer
Rettungsgrabung wurden hier im Jahr 1989 vorgeschichtliche Siedlungsbefunde und rund 60 Brandbestattungen verschiedener Zeitstellung untersucht,
darunter auch sicher spätbronzezeitliche.
Unter den Siedlungsbefunden ist ein etwas ungewöhnlicher Hausgrundriss. 345 Aus den zugehörigen Befunden stammen kein datierendes Fundmaterial und auch keine organischen Reste, die für
eine 14C-Datierung geeignet wären. Der Ausgräber
Uwe Vogt datierte das Haus aufgrund bautypologischer Erwägungen in den Übergang von der mittleren zur späten Bronzezeit. 346
Literatur: Gaffrey 1990; Zepezauer 2000, 119
Nr. 716.
401
Bemerkenswert sind auch zeitgleiche Grabfunde
aus dem Umfeld. In geringer Entfernung lag ein
Gräberfeld, 348 das weitgehend unbeobachtet zerstört wurde. Teilweise war aber die Durchführung
von Notbergungen möglich. In einem Fall konnte
als Beigabe aus einem Leichenbrandnest ein bronzenes Griffdornmesser nach Art der Urnenfelderkultur geborgen werden, das von Aschemeyer in
die frühe Stufe Ha B (also Ha B1) datiert wurde, 349
wobei eine etwas ältere Zeitstellung (d. h. Ha A2)
nicht ausgeschlossen scheint. 350 Nach Art der Urnenfelderkultur ist offenbar auch das Randfragment eines verzierten Keramikgefäßes; 351 bei den
wenigen übrigen Keramikfunden handelt es sich
eher um Formen der Emskultur. 352 Ein weiteres
Gräberfeld, das u. a. zeitgleich in der späten Bronzezeit belegt wurde und teilweise ergraben ist, 353
liegt nur ca. 800 m nordwestlich. Das bekannte
Fundmaterial ist der Emskultur zuzuweisen. 354
Literatur: Voss 1967, 57–58. 128–129; Taf. 34–35
Nr. 177; Wilhelmi 1967, 62–63; Sicherl 2014, 80.
Fundstelle 26
345
346
347
In einem knappen Vorbericht, der während der laufenden
Ausgrabung verfasst worden war, war der Befund noch als
Einhegung interpretiert worden (Gaffrey 1990, 33). Diese
Deutung ist dann vom Ausgräber bald revidiert worden.
Uwe Vogt ist verstorben. Er hatte aber noch ein Manuskript über diesen Hausgrundriss verfasst, das dem
Verfasser freundlicherweise von Jürgen Gaffrey, LWL-Archäologie für Westfalen, zugänglich gemacht wurde. Die
Publikation des Manuskripts ist geplant.
Die Keramik war in der Vergangenheit fälschlich in die
Eisenzeit datiert worden: Voss datierte die Funde in die
jüngere Eisenzeit (Latènezeit) (Voss 1967, 57–58), Wilhelmi
postulierte Bezüge zum Jastorf-c-zeitlichen Typ Lauingen
(Wilhelmi 1967, 62–63). Sicherl konnte die Datierung mit
Hinweis auf niederrheinische Parallelen korrigieren (Sicherl 2014, 80).
Fundstelle 27
Soest-Ardey, Kreis Soest (AKZ 4414,0021)
Bei der Fundstelle handelt es sich um einen großflächig ergrabenen, mehrperiodigen Siedlungsplatz,
der u. a. in der späten Bronzezeit genutzt wurde.
Sie liegt sehr siedlungsgünstig auf Löss mit einem
Quellteich unmittelbar östlich und einer weiteren
Quelle unmittelbar westlich; darüber hinaus gibt
es weitere Bäche in der Umgebung. Aus einem
Bereich etwa 700 m östlich der Fundstelle gibt es
Altfunde von Urnen, die zu einem Gräberfeld gehören könnten, das auch in der späten Bronzezeit
belegt war.
348
Voss 1967, 128 Nr. 171; Taf. 31. Die Lageangaben lassen
darauf schließen, dass die Entfernung der Siedlungsgrube
zu den Gräbern max. etwa 200 m betrug, wobei die Grube
dem Fluss näher war.
349
Aschemeyer 1966, 5; Taf. 35, 3.
350
Vgl. Ruppel 1990, 98 mit Anm. 486–487.
351
Vgl. Voss 1967, 128 Nr. 171; Taf. 31, 2.
352
Vgl. Voss 1967, 128 Nr. 171; Taf. 31, 3–4.
353
Herring 1996 (MKZ 3909,0050; möglicherweise zugehörig auch MKZ 3909,0013).
354
Vgl. Herring 1996, 152–153.
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Schöppingen-Ramsberg, Kreis Borken
(MKZ 3909,0001a/b)
Die Fundstelle liegt unweit der Vechte auf dem
westlichen (linken) Ufer des Flusses auf sandigem
Terrain.
Bei einer Notbergung war eine ovale Grube
(L 2,50 m; B 1,55 m; T 0,45 m) untersucht worden,
die Fragmente einiger spätbronzezeitlicher Keramikgefäße enthielt, welche vielfach sehr deutlichen
Einfluss der Urnenfelderkultur zeigen. 347 Weitere
Siedlungsbefunde am Ort wurden mehr oder weniger unbeobachtet beim Sandabbau zerstört.
402
Stephan Deiters
Es konnten allerdings keine ungestörten Siedlungsbefunde der späten Bronzezeit nachgewiesen werden – die betreffenden Funde fanden sich
entweder als Streufunde oder verlagert in jüngeren
Befunden. 355 Die Keramik weist teilweise deutliche
Bezüge zur Urnenfelderkultur, teilweise eher zum
nordwestdeutschen Raum (Emskultur) auf. Darüber hinaus liegen mehrere spätbronzezeitliche
Bronzefunde vor, darunter eine Nadel, die Verbindungen nach Osten zur Lausitzer Kultur erkennen
lässt, und eine andere, die Bezüge zur Urnenfelderkultur zeigt.
Literatur: Halpaap 1994, 1–10. 17–25. 250; Sicherl
2014, 80.
Fundstelle 28
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Sundern-Hövel, Ratenberg, Hochsauerlandkreis
(AKZ 4613,0164)
Die Fundstelle liegt auf dem Ratenberg (oder Radeberg) westlich von Sundern-Hövel.
Nordwestlich und südöstlich des Gipfels entspringen kleine Bäche, die den Ratenberg in südliche
Richtung annähernd halbkreisförmig umgeben,
wobei die Minimalentfernung vom Gipfel bis zu
einem Bach etwa 300 m beträgt. Auf der Bergkuppe liegt ein unerforschter Grabhügel unbekannter
Zeitstellung.
Auf verschiedenen Niveaus unterhalb des Gipfels
sind nordwestlich bis südwestlich mehrere podienähnliche Verflachungen am Hang erkennbar,
wobei heute die Bewaldung mit relativ dichtem
Unterholz die Erkennbarkeit erschwert. 356 Auf einer dieser Verflachungen wurde im Humus das
355
Bei einem der Gebäudegrundrisse (Haus IX), einem unvollständig erhaltenen dreischiffigen Wohnstallhaus, war
aufgrund einer zugehörigen kleinen Randscherbe eine
Datierung in die späte Bronzezeit in Erwägung gezogen
worden (Halpaap 1994, 249 Abb. 71; 250; 253 Abb. 72; Sicherl 2014, 80), Halpaap favorisierte aber letztlich eine
Datierung in die ältere vorrömische Eisenzeit.
356
Bei Laumann wird nur eine Geländeverflachung erwähnt
(Laumann 2007, 24). Bei einer Ortsbesichtigung am
25. Oktober 2017 mit dem Finder Horst Klötzer konnte
sich der Verfasser davon überzeugen, dass es mehrere
sind. Auch die Archäologen Sigrid Lukanow und Philipp
R. Hömberg hatten bei einer Besichtigung am 7. Oktober
1996 »podienähnliche Verflachungen im Gelände« registriert (Eintrag in der Datenbank der LWL-Archäologie für
Westfalen).
Schneidenfragment eines spätbronzezeitlichen Tüllenbeils gefunden.
Die Indizien sprechen dafür, dass es sich um einen
Siedlungsplatz der späten Bronzezeit mit Wohnpodien und einer zugehörigen Nekropole handeln
könnte.
Literatur: Laumann 2007.
Fundstelle 29
Telgte-Raestrup, Kreis Warendorf
(MKZ 4012,0034)
Die Fundstelle liegt unmittelbar südlich eines Altarms der Ems auf sandigem Terrain. 357 Bei großflächigen Ausgrabungen wurden in erster Linie
große Teile eines Gräberfeldes untersucht, das vom
Endneolithikum bis in die Eisenzeit belegt worden
war, wobei viele der Gräber und Grabeinhegungen
spätbronzezeitlich sind. Darüber hinaus wurden
Siedlungsreste unterschiedlicher Zeitstellung ergraben. Im Gegensatz zu den ausführlich vorgelegten Gräbern 358 wurden die Siedlungsbefunde
bislang nur vorberichtsartig publiziert.
Unter den Siedlungsbefunden ist ein wahrscheinlich dreischiffiger Hausgrundriss, der wohl zum
spätbronzezeitlichen Typ Elp gehört. Wenige Meter
nördlich davon fand sich ein vermutlich zugehöriges Nebengebäude. Die spätbronzezeitliche Siedlungskeramik zeigt teilweise deutlichen Einfluss
der Urnenfelderkultur.
Bemerkenswert ist, dass der oben genannte Hausgrundriss eine Überschneidung mit einem höchstwahrscheinlich ebenfalls spätbronzezeitlichen
Schlüssellochgraben aufweist, wobei das Haus
vermutlich älter ist. 359
Literatur: Wilhelmi 1983, 50–61 bes. Abb. 46. 49–51.
357
Das nächste andere Fließgewässer in der Umgebung ist
ein Bach (Maarbecke) etwa 1 km weiter östlich.
358
Wilhelmi 1981.
359
Der Grabungsplan (Wilhelmi 1981, Beilage 1) vermittelt
den gegenteiligen Eindruck. Es ist zu vermuten, dass die
betreffenden Pfostengruben erst unterhalb des Einhegungsgrabens erkennbar waren und die Grabanlagen, die
zwischen Gehöft und Gewässer liegen, erst nach Aufgabe
des Hauses angelegt wurden.
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
Fundstelle 31
Unna, Kreis Unna (AKZ 4412,0228)
Siehe dieser Beitrag.
Fundstelle 32
Warendorf-Einen, Kreis Warendorf (MKZ 4013,0111)
Die Fundstelle liegt unweit nördlich der Ems auf
sandigem Terrain; das nächste bekannte spätbronzezeitliche Gräberfeld363 befindet sich ca. 1 km weiter westlich flussabwärts.
Hier wurden bei recht großflächigen Rettungs-
360
Reichmann hat die Vermutung geäußert, dass es in der
Bronzezeit einen näher gelegenen Bach gegeben habe, der
sich eventuell unter einem modernen Entwässerungsgraben verbergen könnte (Reichmann 1982, 437).
361
Reichmann äußert sich hierzu nur knapp und vage. Bislang wurde auch keine Planabbildung dieses Gebäudes
publiziert (Reichmann 1982, 437).
362
363
Reichmann glaubte zwei bronzezeitliche Ackerparzellen
nachweisen zu können (Reichmann 1982, 446–448 mit
Abb. 9–10), was von Wilhelmi stark in Zweifel gezogen
wurde (Wilhelmi 1983, 61).
Mecke 1997.
grabungen Siedlungsreste unterschiedlicher
Zeitstellungen untersucht. U. a. wurden jüngst
spätbronzezeitliche Gruben mit umfangreichem
Keramikmaterial ergraben. Zu einer der Gruben
liegt eine 14C-Analyse vor, die diese Datierung bestätigt. Außerdem wurde abseits dieser Befunde
ein zeitgleicher Hortfund, bestehend aus einer Fibel und zwei Armringen, entdeckt.
Literatur: Ackermann-Grünewald/Grünewald
2018.
Fundstelle 33
Warendorf-Neuwarendorf, Kreis Warendorf
(MKZ 4013,0070)
Die Fundstelle liegt auf sandigem Terrain unweit
südlich der Ems; zudem gab es hier in der Bronzeund Eisenzeit anscheinend einen Bach. Die Fundstelle ist in erster Linie bekannt als ausgedehnte,
großflächig ergrabene Nekropole mit mehr als
300 Gräbern des Zeitraums vom Endneolithikum
bis zur Eisenzeit, darunter zahlreiche Bestattungen der späten Bronzezeit. 364 Ein belegungsfreier
Streifen, der in West-Ost-Richtung durch die Nekropole verläuft, zeigt höchstwahrscheinlich einen
alten Weg an. Im Südwesten der Grabungsfläche
wurde ein verlandeter Bachlauf mit Schichten der
Bronze- und Eisenzeit freigelegt, der aber keine Belegungsgrenze des Gräberfeldes darstellte. 365 Eine
Eingrabung in diesem Bereich wurde vom Ausgräber Reichmann als mit grob zugerichteten Hölzern
befestigte bronzezeitliche Wasserentnahmestelle in
einer trockengefallenen Seitenschlinge des Baches
interpretiert. Einer kurzen Bemerkung bei Wilhelmi ist zu entnehmen, dass der Befund wahrscheinlich in die späte Bronzezeit zu datieren ist. 366
Literatur: Reichmann 1979; Wilhelmi 1983, 62;
Rüschoff-Thale 2004, 11.
364
Rüschoff-Thale 2004.
365
Vgl. Rüschoff-Thale 2004, 11; Übersichtsplan.
366
Die Aussage »(Jung-) Bronzezeitliche Hölzer in nur 1,3 m
Tiefe versteiften eine Schöpfstelle bei Warendorf an der
Ems.« (Wilhelmi 1983, 62) bezieht sich höchstwahrscheinlich auf diesen Befund.
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Fundstelle 30
Telgte-Woeste, Kreis Warendorf (MKZ 4012,0042)
Die Fundstelle liegt am südwestlichen Ortsrand
von Telgte. Das nächstgelegene Fließgewässer ist
ein Bach in ca. 400 m Entfernung; die Ems verläuft
ca. 1,4 km nordöstlich.360
Großflächige Ausgrabungen erbrachten Gräber
vom Endneolithikum bis in die Kaiserzeit, wobei
anscheinend nur der Randbereich einer großen
Nekropole erfasst wurde. Unter den Bestattungen
sind auch solche aus der späten Bronzezeit.
Darüber hinaus wurden Siedlungsbefunde aus der
mittleren und späten Bronzezeit untersucht. Sicher
aus der späten Bronzezeit stammen einige Gruben
mit keramischem Fundmaterial, die bis in den
Gräberfeldbereich hineinstreuen. Ob ein dreischiffiger Hausgrundriss von ca. 16 m Länge und 6 m
Breite sowie ein quadratischer Speichergrundriss
ebenfalls in diese Zeit gehören, erscheint möglich,
bleibt aber ungewiss. 361 Die Datierung alter Ackerparzellen in die Bronzezeit ist umstritten. 362
Literatur: Reichmann 1982, 437. 439 Abb. 3; Sicherl 2014, 80.
403
404
Stephan Deiters
Fundstelle 34
Ausgrabungen und Funde in Westfalen-Lippe 15
Warstein, Bilsteinhöhle, Kreis Soest
(AKZ 4515,0013)
Die Bilsteinhöhle liegt südwestlich von Warstein
im äußersten Westen des Warsteiner Sattels, der
aus mitteldevonischem Massenkalk besteht. Es
handelt sich dabei um ein aus verschiedenen Teilen bestehendes Höhlensystem mit einer Länge
von ca. 1,8 km; mehrere Eingänge liegen am Hang
einer Klippe. Westlich unterhalb der Klippe verläuft ein kleines Fließgewässer (Bilsteinbach).
Die Höhle ist vor allem als steinzeitliche und eisenzeitliche Fundstelle bekannt, wobei die meisten
Funde schon Ende des 19. Jahrhunderts geborgen
wurden und scheinbar regellos im Höhlenlehm gelegen haben sollen. Unter den Objekten ist auch
ein spätbronzezeitliches Gefäßfragment, das von
einem Zylinderhalsgefäß stammt. 367
Aus Mangel an Informationen kann keine weitere
Wertung vorgenommen werden. Der Fund belegt
in jedem Fall eine (wie auch immer geartete) Nutzung der Höhle in der späten Bronzezeit. Ob sie
als Wohnraum gedient hat, ist unklar.
Literatur: Baales 2008.
367
Für eine Abbildung siehe www.bilsteinhoehle.de/UrgeschichteAllgemein.htm#Kapitel3.
405
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
2
1
3
4
5
7
9
6
8
Befund 21
1
1
Befund 22
Befund 23
Unna-Uelzen. Keramik. M 1:3 (Zeichnungen: LWL-Archäologie für Westfalen/K. Peters).
Tafel 1
406
Stephan Deiters
2
3
1
4
5
7
8
6
Befund 26
Tafel 2
Unna-Uelzen. Keramik. M 1:3 (Zeichnungen: LWL-Archäologie für Westfalen/K. Peters).
407
Unna-Uelzen – ein Siedlungsplatz der Urnenfelderkultur in der westfälischen Hellwegbörde
9
10
11
13
12
14
15
16
17
Befund 26
Unna-Uelzen. Keramik. M 1:3 (Zeichnungen: LWL-Archäologie für Westfalen/K. Peters).
Tafel 3
408
Stephan Deiters
19
18
21
20
22
23
25
24
27
26
28
Befund 26
Tafel 4
Unna-Uelzen. Keramik. M 1:3 (Zeichnungen: LWL-Archäologie für Westfalen/K. Peters).