NR. 104
22.05.2012
ukraineanalysen
www.laender-analysen.de/ukraine
FREMDENFEINDLICHKEIT IM FUSSBALL
UKRAINE-EU
AKTUELLE WIRTSCHAFTSDATEN
■ ANALYSE
Fußball und Fremdenfeindlichkeit in der Ukraine
Von Kerstin Zimmer, Marburg
2
■ TABELLEN UND GRAFIKEN ZUM TEXT
Umfragen zur EURO 2012
6
■ DOKUMENTATION
EU-Ukraine: Integration gegen Rechtsstaatlichkeit
11
■ STATISTIK
Aktuelle Wirtschaftsdaten
14
■ CHRONIK
Vom 9. bis zum 22. Mai 2012
17
■ PRESSEMITTEILUNG
Deutsche Wirtschaft plant Pilotprojekt zur Modernisierung des ukrainischen
Gastransitnetzes
Forschungsstelle Osteuropa
an der Universität Bremen
Die Ukraine-Analysen
werden unterstützt von:
► Deutsche Gesellschaft
für Osteuropakunde e.V.
Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft
18
UKRAINE-ANALYSEN NR. 104, 22.05.2012
ANALYSE
Fußball und Fremdenfeindlichkeit in der Ukraine
Von Kerstin Zimmer, Marburg
Zusammenfassung
In der Ukraine gibt es eine gewaltbereite Hooligan- und Ultraszene, die sich fast ausnahmslos durch extrem
rechte Rhetorik und Symbolik auszeichnet. Die Sicherheit der Zuschauer während der Fußball-Europameisterschaft gilt der UEFA und dem ukrainischen Staat als oberstes Ziel, das die ukrainischen Behörden vor
allem durch Repression und Kontrolle erreichen wollen.
Menschenfeindlichkeit
Im Jahr 2007 erhielten Polen und die Ukraine den
Zuschlag für die Austragung der Fußball-Europameisterschaft (EM) 2012. Aufgrund der fehlenden Infrastruktur,
politischer Grabenkämpfe in der Ukraine sowie der Korruptionsskandale im polnischen Fußball kamen recht
schnell Zweifel auf, ob die beiden Staaten in der Lage
sein würden, die Spiele auszurichten. Seit etwa einem
Jahr steht in der europaweiten Diskussion der Sicherheitsaspekt während der Spiele im Vordergrund. Zurzeit
überschattet jedoch die Skandalisierung des Umgangs
der ukrainischen Regierung mit der früheren Ministerpräsidentin Julija Tymoschenko andere, nicht-staatliche
Formen der Menschenrechtsverletzung, die in direktem
Zusammenhang mit der Fußball-EM stehen. Wie in vielen anderen postsozialistischen Staaten spielt im Umfeld
des ukrainischen Fußballs Menschenfeindlichkeit eine
wachsende Rolle. Diese zeigt sich in Fanverhalten, das
von Rassismus, Antisemitismus und Homophobie sowie
hoher Gewaltbereitschaft geprägt ist. Teile der Szene lehnen die EM, welche Menschen anderer Hautfarbe und
Lebensstils ins Land bringt, rundweg ab und zeigen dies
in den Stadien mit dem Schriftzug »Fuck off Euro 2012«.
Schwierige Quellenlage
Das Problem gewalttätiger Hooligans und Ultras im
EM-Austragungsland Polen wird seit einiger Zeit relativ
breit diskutiert. Die polnischen Hooligans gelten als die
»gefährlichsten Europas« und hatten bereits im Vorfeld
der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 für Befürchtungen gesorgt. Über die gewaltbereite und -suchende FanSzene der Ukraine ist dagegen wenig bekannt; Medien
berichten selten und in der Politik sowie im Fußballverband und den Vereinen der Premier Liga ist sie ein
untergeordnetes Thema.
Die Quellenlage ist daher eher schlecht. Im Jahr 2011
legte das East Europe Monitoring Center unter Federführung der polnischen Nichtregierungsorganisation
»Never Again«, die anti-rassistische Fanprojekte in Polen
und der Ukraine organisiert, einen Bericht über fremdenfeindliche Zwischenfälle in polnischen und ukrainischen Fußballstadien vor. Hooligan- und Ultra-Grup-
pierungen verbreiten Bilder und Videos ihrer Kämpfe
und Symbolik über ihre eigenen Webseiten oder youtube. Im Gegensatz zu Polen lassen sich gleichwohl keine
Statistiken oder wissenschaftlichen Studien finden.
Hooligans, Ultras, Fangruppen
Zwar gibt es in der Ukraine – ähnlich wie in Deutschland – sowohl Hooligans als auch Ultras, aber in der
Ukraine verschwimmt die Grenze zwischen den Gruppierungen noch stärker und die Ultraszene scheint um
einiges gewaltbereiter. Zudem werden die Begriffe in
ukrainischen Berichten synonym gebraucht, so dass häufig nicht klar ist, über welche Gruppierungen gesprochen
wird. Oft werden beide Gruppen auch einfach als »Fans«
bezeichnet. Nach Angaben des East European Development Institute (EEDI) gibt es in der Ukraine etwa 6.000
Fußball-Hooligans, deren Zahl kontinuierlich steigt,
wobei nicht klar ist, woher die Zahl kommt und welche
Gruppierungen sie umfasst. Hooligans sind in sogenannten Firmen organisiert und tragen ihre durch Regeln
bestimmten Kämpfe zumeist in der »Dritten Halbzeit«
aus, also nach den Spielen und außerhalb der Stadien
und zentraler – von der Miliz kontrollierter – Orte, oft
in (verlassenen) Industriegebieten oder in Wohngebieten. Aber auch in den Stadien sind gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden Fangruppen
untereinander oder mit der Miliz an der Tagesordnung.
Die Vereine der ukrainischen Premier Liga haben
durchweg organisierte Fangruppen mit einer rechtsradikalen Ausrichtung, mit Ausnahme von Arsenal Kiew,
wo Antifa-Gruppen dominieren. Manche Vereine, wie
Tschernomorez Odessa oder Dnipro Dnipropetrowsk,
haben sowohl rechte als auch linke Gruppierungen, die
sich irgendwie arrangieren. Die Namen der rechten Ultraoder Hooligan-Gruppen verweisen auf die Gewaltbereitschaft oder die ultranationalistische Ausrichtung und sprechen für sich. So bezeichnet sich Dynamo Kiews extrem
rechte Hooligan-Gruppe als »Terrorfamilie« und ist für
ihre rassistische Symbolik bekannt. Die Hooligans von
Karpaty Lwiw nennen sich »Banderstadt«, eine germanisierte Anspielung auf Stepan Bandera, den umstrittenen
Anführer der Organisation Ukrainischer Nationalisten.
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UKRAINE-ANALYSEN NR. 104, 22.05.2012
Die rivalisierenden und in den Stadien präsenten
Gruppierungen haben verschiedene politische und historische Anknüpfungspunkte und daraus resultierende
Symbolik. Gemeinsam ist ihnen das Interesse an Provokation, sowohl des Gegners als auch der Öffentlichkeit
und des Staates, sowie eine rassistische Grundhaltung.
In den Stadien sind regelmäßig rassistische Symbole zu
sehen, wie Keltische Kreuze, die die Überlegenheit der
»weißen Rasse« symbolisieren. Dazu kommen antisemitische Spruchbänder sowie faschistische und nationalsozialistische Symbole, die durch entsprechende Gesänge und
Gesten unterstützt werden. Auf den Rängen sieht man
Zeichen des italienischen Faschismus und der Totenkopf-SS, die Zahl 88 und Hakenkreuze. Daneben sind
innerukrainische ultranationalistische Symbole zu sehen,
wie zum Beispiel jene der extrem rechten Organisation
»Patrioten der Ukraine«, deren Emblem angelehnt ist
an die »Wolfsangel«, das Zeichen der SS Division »Das
Reich«. Fans aus Lwiw zeigen bei Auswärtsspielen auch
das Emblem der Waffen SS Division »Halytschyna«.
Antifaschistische Fangruppen treten selten deutlich
in Erscheinung. Im August 2010 demonstrierten jedoch
die antifaschistischen Fans von Arsenal Kiew im Stadion
gegen die Verhaftung russischer Antifaschisten. Direkt
nach dem Spiel wurden sie von Fans von Dynamo Kiew
angegriffen, sogar mit Messern und Schlagringen. Die
Miliz griff nicht ein.
Auch bei internationalen Spielen sind xenopobe
und antisemtische Symbolik und Transparente präsent. Beim Spiel Dynamo Kiew gegen Ajax Amsterdam (Champions League Qualifikation 2010) zeigten
die Hooligans die Karikatur eines Juden mit dem Slogan »Juden zeigen« auf einem Banner. Bei einem Auswärtsspiel von Karpaty Lwiw gegen Galatasaray Istanbul
im August 2010 wurde auf Türkisch das Spruchband
»Türkische Schweine raus aus Europa« gezeigt, in Verbindung mit einem Keltischen Kreuz. Die UEFA verurteilte den Verein zu einer Strafe von 25.000 Euro.
Nachdem in Moskau im Dezember 2010 Jegor
Swiridow, ein Spartak-Moskau Fan und Mitglied der
Ultra-Gruppierung »Union«, von Männern aus dem
Kaukasus erschossen worden war, zeigten verschiedene
ukrainische Fangruppen, vor allem von Dynamo Kiew,
Transparente mit »Egor Siviridov White Solidarity«. Die
meisten Gruppen unterstützen russische rechte Hooligans und Neo-Nazis – auch wenn sonst gerade die Fangruppen aus der westlichen Ukraine für ihre anti-russischen Slogans bekannt sind.
Politisierung
Auch wenn die meisten »Fans« primär provozieren wollen, so wird die Szene durch nationalistische und faschistische bzw. rechtsradikale Parteien und Organisationen
politisiert, die gezielt in den Stadien um Jugendliche
werben. Ein Beispiel ist die Nachfolgepartei der SozialNationalistischen Partei (1991–2004), die Freiheitsunion
(Swoboda), die bei den letzten Kommunal- und Regionalwahlen in der Westukraine stärkste Kraft wurde und
bei der nächsten Wahl ins Parlament einziehen könnte.
Swoboda-Funktionär Igor Miroschnitschenko ist Sportkommentator des Fernsehsenders ICTV und war bis
2008 Sprecher des Ukrainischen Fußballverbandes.
Am 7. September 2010 organisierte Swoboda in Kiew
eine Demonstration unter dem Motto »Für den ukrainischen Fußball«, bei der das Entfernen von »Legionären«
aus dem ukrainischen Fußball sowie »rassische Reinheit« gefordert wurden. Zudem waren Keltische Kreuze
und rassistische Slogans zu sehen. An der Demonstration nahmen mehrere Tausend Menschen teil, unter
ihnen auch rechtsextreme Fußball-Hooligans. Als die
Demonstration am Sitz des Ukrainischen Fußballverbandes endete, versprach dessen Vizepräsident, die
Forderungen der Demonstranten zu berücksichtigen.
Außerdem wenden sich »Fußballfans« gegen die Einbürgerung ausländischer Spieler, zum Beispiel mit Spruchbändern »Auswahl der Ukraine für Ukrainer« oder »Einbürgerung ist der Tod des ukrainischen Fußballs«, die
im August 2011 auf den Tribünen gezeigt wurden.
Die meisten Hooligan-Gruppierungen haben enge
Kontakte oder überschneiden sich mit Neo-Nazi und
Skinhead-Gruppierungen, die für Übergriffe auf ethnische Minderheiten verantwortlich sind.
Subkulturen im Sozialismus
In der Sowjetunion und der heutigen Ukraine wird
der Begriff »Hooliganismus« (chuliganstwo), sehr breit
gefasst und bezeichnet Rowdytum allgemein. Aber auch
gewalttätige Fußball-Fans sind in der Ukraine kein
neues Phänomen. Der Ursprung der Ultra- und Hooligan-Szene liegt in verschiedenen Subkulturen der späten Sowjetunion. Bereits zu sowjetischer Zeit galt Fußball-Hooliganismus als »Problem«, über das allerdings
wenig bekannt ist. Eine explizit rassistische Ausrichtung war bei dieser von jungen männlichen Erwachsenen getragenen Subkultur noch nicht vorhanden.
Gesellschaftliche Verweigerung und Protest gegen
die realsozialistischen Institutionen und Ideologie
äußerten sich in der Herausbildung von Subkulturen
und sogenannten »informellen« Gruppen. In der Sowjetunion gab es die gleichen Jugendgruppen wie im Westen: von Poppern über Punks und Rocker zu Skinheads
und Neonazis. Zumeist imitierten diese Gruppen ihre
westlichen Vorbilder und entwickelten ihren eigenen
Lebensstil sowie ihr eigenes Normen- und Wertesystem,
das sich vom offiziellen unterschied und allein dadurch
provozierte. Der sowjetische Staat reagierte auf abwei-
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UKRAINE-ANALYSEN NR. 104, 22.05.2012
chendes Verhalten mit repressiven Maßnahmen, verstärkter Kontrolle und der Erhöhung von Strafmaßen.
Allerdings waren sowjetische Subkulturen kein Forschungsgegenstand, da sie gesellschaftspolitisch unerwünscht waren. Die wenigen Studien sowjetischer
Soziologen und Kriminologen zeigten, dass delinquentes Verhalten Jugendlicher durch ähnliche, sich gegenseitig verstärkende Gründe hervorgerufen wurde wie im
Westen: zerrüttete Familien, Alkoholismus in der Familie und schlechte Wohnverhältnisse. Ein nicht zu unterschätzender Grund war Langeweile, gerade in den sowjetischen Vorstädten.
Ende der 1980er Jahre hatte sich in der Sowjetunion
eine rechte Szene entwickelt. Für einige Jugendliche,
unter anderem Skinheads und Nazipunks, stellte der
deutsche Nationalsozialismus ein Vorbild dar, dem sie
bewusst oder unbewusst nacheiferten, indem sie dessen
Symbolik und Vokabular verwendeten. Mit der Ideologie selbst waren die meisten nicht vertraut, was sich aus
der sowjetischen Propaganda und Bildungspolitik in
Bezug auf den (deutschen) Faschismus erklärt. Sich als
Nazi zu bezeichnen und entsprechende Symbole zu tragen, war relativ riskant, da es das vorherrschende »antifaschistische« Selbstverständnis der sowjetischen Führung
direkt herausforderte und damit eine außerordentliche
Provokation darstellte. Viele dieser Jugendlichen entstammten dem proletarischen Milieu der »Straßenkinder«, in dem die Betonung körperlicher Stärke zentral
ist. Hinzu kamen Anhänger von »White Power«, die von
der Überlegenheit der »weißen Rasse« überzeugt sind.
Bereits in den 1970er und 1980er Jahren fand die
Hooligan-Kultur ihren Weg aus dem Westen, vor
allem England, in die Sowjetunion. Die großen Vereine wie Dynamo Kiew hatten zuerst Hooligans, denn
ihre Fans durften gelegentlich zu Auslandsspielen reisen und brachten Symbole und Gesänge mit. Die Hooligans begannen also – wie viele andere Subkulturen –
als Import, der an lokale Verhältnisse angepasst und
weiterentwickelt wurde.
für die Zuschauer weniger attraktiv. Aufgrund des ökonomischen Niedergangs sanken in den 1990er Jahren
die Einnahmen der Vereine, die Stadien verfielen. Da
sich die Bedingungen für die Spieler verschlechterten,
gingen viele von ihnen ins Ausland. Zugleich wurde die
Jugendförderung eingeschränkt. Als sich die wirtschaftliche Lage stabilisierte und sich Sponsoren und Investoren fanden und einige Clubs unter die Kontrolle von
Oligarchen gerieten, wurden ausländische Spieler (legionery) aus Afrika und Südamerika eingekauft, die oftmals
Anfeindungen – auch der eigenen Fans – ausgesetzt sind.
Zugleich wurde Fußball zum Geschäft für die Besitzer der Vereine, die diese auch zur Image-Pflege nutzen.
Wie in anderen Ländern kritisieren heute vor allem
die Ultras die Kommerzialisierung des Fußballs. Ihr
Protest beinhaltet implizit eine populistische Kritik am
»neuen System«, in dessen Rahmen die Kommerzialisierung stattfindet. So richtet sie sich auch gegen internationale Spiele, da diese die Kommerzialisierung des Fußballs befördern. Die Hooligans sind nicht politisch; sie
haben keine Programmatik oder Ziele. Ihre Gewaltexzesse sind vor allem eine Kompensation für Alltagserfahrungen. Die Hooligans sind ausschließlich, die Ultras
überwiegend männlich. Im Zuge der Systemtransformation verändern sich die Rolle und Position der Männer. Da ihre Familienrolle im Sozialismus vor allem von
ihrer Rolle als Ernährer abhängig war, war Arbeit zentral für männliche Identität und Status. Arbeitslosigkeit
nach 1991 führte zu Statusverlust und einer Identitätskrise, die einige Männer durch das Ausleben anderer,
als »männlich« geltender Verhaltensweisen kompensieren. Innerhalb der Hooligan-Kultur sind zahlreiche
Handlungen erlaubt und anerkannt, die gesellschaftlich geächtet und tabuisiert sind, vor allem körperliche Gewalt oder Hass gegen Minderheiten. Zugleich
bietet die Gruppe den einzelnen soziale Anerkennung.
Ende der 1990er Jahre wuchs die Zahl der gewalttätigen Vorfälle in den Stadien und bei den Auseinandersetzungen zwischen den Hooligan-Firmen.
Nach der Unabhängigkeit
Gegenmaßnahmen
In den 1990er Jahren führten die tiefgreifenden gesellschaftlichen Umbrüche sowie Arbeitslosigkeit, Verarmung und Perspektivlosigkeit für viele Menschen
zu sozialer Anomie. Soziale Sicherheit, Überregulierung und Vorhersagbarkeit wurden durch Unsicherheit
ersetzt. Von diesen Prozessen waren besonders Jugendliche betroffen, die durch den Niedergang von Bildungsund Freizeiteinrichtungen zusätzlich ein Vakuum in der
Freizeitgestaltung erlebten.
Nach der staatlichen Unabhängigkeit war der ukrainische Fußball selbst im Umbruch. Zunächst zerfiel der
sowjetische Verband und die neue nationale Liga wurde
Maßnahmen, die die Gewalt in und um die Fußballstadien sowie die rassistische Rhetorik und Symbolik
bekämpfen sollen, sind bisher absolut unzureichend.
Der ukrainische Staat, die UEFA, ausländische Initiativen und zivilgesellschaftliche Gruppen kooperieren
nicht ausreichend.
Ukrainische staatliche Stellen reagierten sehr spät
und vor allem auf internationalen Druck. Zwar wurden schon vor mehr als zehn Jahren Sondereinheiten
beim Innenministerium und dem Geheimdienst zur
Bekämpfung des Hooliganismus eingerichtet, jedoch
ohne Erfolg. Aktuell setzt der ukrainische Staat auf
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UKRAINE-ANALYSEN NR. 104, 22.05.2012
Kontrolle, Einschüchterung und die Präsenz der Miliz,
um verfeindete Fangruppen auseinanderzuhalten. Bei
gewaltbereiten und -suchenden Fans ist diese Strategie aber nicht besonders erfolgreich. Die Miliz ist nicht
geschult in Deeskalation, sondern ist selbst gewaltbereit, wie man auf zahlreichen Videos sehen kann. Oftmals wird gegen festgenommene Fans, die (im Stadion)
gewalttätig geworden sind, kein Strafverfahren eröffnet.
Im Vorfeld der EM 2012 hat sich der ukrainische
Staat offiziell weniger mit den eigenen gewaltbereiten Fußballfans als mit den ausländischen befasst. Die
ukrainischen Sicherheitsbehörden erhielten die Liste der
gewaltbereiten Fans aus anderen europäischen Ländern,
um sie möglichst schon an der Einreise in die Ukraine
hindern zu können. Eine Liste einheimischer problematischer Fans, die zunächst 1.218 Personen umfasste, wurde
erst im Januar 2012 erstellt. In Donezk konzentriert
sich die Regierung der Region auf die am 11. Juni 2012
erwarteten englischen Hooligans und setzt verschiedene
Sicherheitsdienste ein, unter anderem Berkut-Spezialeinheiten, von denen ständig 600 bis 800 Kräfte im Einsatz sein sollen. Längerfristige Ziele wie Anti-Rassismus
oder Menschenrechtserziehung werden nicht verfolgt.
Die UEFA ist daran interessiert, die EM ohne größere Probleme für die Sicherheit von Spielern und
Zuschauern über die Bühne zu bringen und führt seit
April 2011 Fortbildungen für Experten für StadionSicherheit aus den Austragungsorten in Polen und der
Ukraine durch.
Die Vereine und der Fußballverband ignorieren das
Problem weitgehend und beschuldigen sich zuweilen
gegenseitig der Untätigkeit bei der Bekämpfung des
Rassismus in den Stadien. Rassistische Symbolik ist in
Fußballstadien verboten und normalerweise werden zu
Spielbeginn Verhaltensregeln für die Zuschauer verlesen, in denen darauf hingewiesen wird, dass keine xenophoben Äußerungen erlaubt sind. Aber die Vereine setzen diese Regeln mit wenigen Ausnahmen nicht durch.
Auch die Miliz, die zumeist mit einem hohen Aufgebot
in den Stadien präsent ist, schreitet fast nie ein. Einige
Vereine der Premier Liga haben eigenes Ordnungspersonal eingestellt, sogenannte Stewards, die die Situation
aber auch nicht in den Griff bekommen. Couragierte
Fans, die eingreifen, bringen sich in der Regel selbst in
Gefahr, da sie tätlich angegriffen werden. In den Statuten des Verbandes und der Premier Liga sind Regelungen für die Bestrafung von Vereinen verankert, deren
Fans rassistische Symbolik verwenden. Während der
letzten Jahre haben die entsprechenden Komitees aber
keine einzige Entscheidung zur Bestrafung einzelner
Vereine herbeigeführt.
Fanarbeit und (Medien-)Kampagnen werden – wie
in anderen Bereichen der Förderung von Toleranz und
Gewaltlosigkeit – von außen initiiert, hier zumeist mit
finanzieller Unterstützung der UEFA oder FARE (FootFootball against Racism in Europe).
). Das FARE – East European Development Project wird von der polnischen
Organisation Never Again koordiniert und von der
UEFA für drei Jahre finanziert. Anfang 2011 wurden
Initiativen zur Förderung positiver Fußballkultur gestartet. Die UEFA und Football Supporters Europe (FSE)
stellten finanzielle Mittel für Fan-Gruppen aus Polen
und der Ukraine zur Verfügung, die für das Jahr 2011
kleinere Projekte beantragen konnten. In der Ukraine
gab es bereits 2010 einige Maßnahmen unter Beteiligung der Fans von Arsenal Kiew, des Kongresses der
Ukrainischen Nationalen Minderheiten, des African
Centre (Kiew) und NEEKA, einer Nichtregierungsorganisation aus Mukatschewo, die sich ursprünglich
mit Naturschutz beschäftigte und heute Migranten
und Flüchtlinge in der Ukraine betreut. Fußballspieler,
vor allem nicht-ukrainischer Herkunft, beteiligen sich
an den Aktionen und tragen Armbinden mit »Unite
Against Racism«. Der offizielle Partner von FARE,
das East European Development Institute, hat seinen
Arbeitsschwerpunkt aber – wie die meisten anderen
zivilgesellschaftlichen Organisationen – nicht im Fußball und auf den Webseiten sucht man vergebens nach
Informationen oder Aktivitäten. Kleineren Projekten
vor Ort fehlt die (nationale) Vernetzung. Der Staat, der
Fußballverband oder die Vereine treten hier so gut wie
nie offiziell in Erscheinung.
Es bleibt zu hoffen, dass die ukrainischen Ultras
und Hooligans ihre Ablehnung der EM durch Fernbleiben von den Spielen und nicht auf andere Weise
ausdrücken werden.
Über die Autorin:
Dr. Kerstin Zimmer ist Mitarbeiterin am Zentrum für Konfliktforschung, Philipps-Universität Marburg. Sie beschäftigt
sich mit Migration und Ethnizität in Osteuropa. Demnächst erscheint von ihr: Ukrainische Juden zwischen sowjetischen
und externen Zugehörigkeitsvorstellungen, in Tagungsband zum 35. DGS-Kongress in Frankfurt, Wiesbaden: VS-Verlag.
Lesetipps:
• Pankowski, Rafal: Hateful. Monitoring Racism, Discrimination and Hate Crime in Polish and Ukrainian Football, 2009–2011, Warschau, Kiew, London 2011.
• Zimmer, Kerstin: Abgründe und ihre Gründe. Fremdenfeindlichkeit und rechte Gewalt, in: Osteuropa 2010
(Jg. 60), Nr. 2–4, S. 443–459.
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TABELLEN UND GRAFIKEN ZUM TEXT
Umfragen zur EURO 2012
Grafik 1: Freuen Sie sich auf die bevorstehende Fußball-EM?
ja
50%
nein
32%
weiß ich nicht
18%
Quelle: repräsentative Umfrage des IFAK für DW-Trend, zweite Hälfte April 2012, http://www.dw.de/dw/article/0,,15937499,00.html
Grafik 2: Glauben Sie, dass die Fußball-EM das Image der Ukraine in Europa verbessern wird?
nein
31%
ja
39%
Die EM hat überhaupt
weiß ich nicht
keinen Einfluss
11%
darauf.
19%
Quelle: repräsentative Umfrage des IFAK für DW-Trend, zweite Hälfte April 2012, http://www.dw.de/dw/article/0,,15937499,00.html
Grafik 3: Was, hoffen Sie, könnte dem Image der Ukraine am meisten nutzen?
(bis zu drei Antworten möglich)
0%
10%
20%
30%
hohe Qualität der neuen Stadien und Flughäfen
60%
30%
historische und kulturelle Sehenswürdigkeiten
29%
die ukrainische Küche
28%
eine gute Organisation der Fußball-EM
schwer zu sagen
50%
49%
Gastfreundschaft und Lebensfreude der Ukrainer
Europäische Identität der Ukrainer
40%
19%
7%
9%
Quelle: repräsentative Umfrage des IFAK für DW-Trend, zweite Hälfte April 2012, http://www.dw.de/dw/article/0,,15937499,00.html
UKRAINE-ANALYSEN NR. 104, 22.05.2012
7
Grafik 4: Was, befürchten Sie, könnte dem Image der Ukraine am meisten schaden?
(bis zu drei Antworten möglich)
0%
10%
20%
30%
40%
50%
hohe Preise und schlechte Qualität der Unterkünfte
60%
70%
65%
Nutzerunfreundlichkeit der öffentlichen
Verkehrsmittel
32%
eine schlechte Organisation der Fußball-EM
29%
Korruption im alltäglichen Leben
22%
unkorrektes Verhalten der Polizei gegenüber Fans
16%
Diskussion über autoritäre politische Zustände
7%
schwer zu sagen
7%
Quelle: repräsentative Umfrage des IFAK für DW-Trend, zweite Hälfte April 2012, http://www.dw.de/dw/article/0,,15937499,00.html
Grafik 5: Löst die Fußball-EM einen Modernisierungsschub in der Ukraine aus?
ja
34%
nein
54%
weiß ich nicht
12%
Quelle: repräsentative Umfrage des IFAK für DW-Trend, zweite Hälfte April 2012, http://www.dw.de/dw/article/0,,15937499,00.html
Grafik 6: Glauben Sie, dass Ihnen persönlich die Fußball-EM nutzen wird?
ja
24%
nein
72%
weiß ich nicht
4%
Quelle: repräsentative Umfrage des IFAK für DW-Trend, zweite Hälfte April 2012, http://www.dw.de/dw/article/0,,15937499,00.html
UKRAINE-ANALYSEN NR. 104, 22.05.2012
Grafik 7: Wem wird die Fußball-EM am meisten nutzen? (nur eine Antwort möglich)
den ukrainischen
Politikern
47%
weiß ich nicht
9%
dem ukrainischen
Fußball
20%
der ukrainischen
Bevölkerung
13%
der ukrainischen
Wirtschaft
11%
Quelle: repräsentative Umfrage des IFAK für DW-Trend, zweite Hälfte April 2012, http://www.dw.de/dw/article/0,,15937499,00.html
Grafik 8: Einstellung der Ukrainer zu der Tatsache, dass die Ukraine gemeinsam mit Polen die
EURO-2012 austragen darf
positiv
57%
neutral
31%
schwer zu sagen
2%
negativ
10%
Quelle: repräsentative Umfrage der Research&Branding Group vom 10. bis 20.02.2012, http://www.rb.com.ua/rus/projects/euro2012/8305/
Grafik 9: Wird die Ukraine eine würdige Durchführung der EURO-2012 gewährleisten
können?
ja
60%
nein
26%
schwer zu sagen
14%
Quelle: repräsentative Umfrage der Research&Branding Group vom 10. bis 20.02.2012, http://www.rb.com.ua/rus/projects/euro2012/8305/
8
UKRAINE-ANALYSEN NR. 104, 22.05.2012
9
Grafik 10: Ist die Ukraine auf die Austragung der EURO-2012 vorbereitet?
ja
44%
nein
39%
schwer zu sagen
17%
Quelle: repräsentative Umfrage der Research&Branding Group vom 10. bis 20.02.2012, http://www.rb.com.ua/rus/projects/euro2012/8305/
Grafik 11: Wer hat am meisten für die Durchführung einer erfolgreichen EURO-2012 in der
Ukraine getan?
0%
10%
20%
30%
40%
Staat (zentrale staatliche Organe)
44%
Business (Wirtschaftsstrukturen)
37%
politische Führung der Städte, die Spielorte sind
26%
politische Führung der Regionen, in denen Spiele
stattfinden
zivilgesellschaftliche Organisationen, Aktivisten
50%
12%
3%
andere
1%
niemand
5%
schwer zu sagen
16%
Quelle: repräsentative Umfrage der Research&Branding Group vom 10. bis 20.02.2012, http://www.rb.com.ua/rus/projects/euro2012/8305/
Grafik 12: Einstellung zu der Tatsache, dass während der EURO-2012 sehr viele ausländische
Fans anreisen werden
eher positiv, weil wir
dadurch Geld
verdienen können
32%
positiv
24%
schwer zu sagen
17%
eher negativ, weil ihre
Anwesenheit
Unannehmlichkeiten
hervorrufen kann
19%
negativ
8%
Quelle: repräsentative Umfrage der Research&Branding Group vom 10. bis 20.02.2012, http://www.rb.com.ua/rus/projects/euro2012/8305/
UKRAINE-ANALYSEN NR. 104, 22.05.2012
10
Tabelle 1: Hass und Intoleranz: gemeldete Vorfälle in ukrainische Stadien von September 2009
bis März 2011
rassistische/faschistische Symbole
antisemitisch
gegen Farbige
homophob
anti-Roma
anti-Muslim
behindertenfeindlich
andere
gesamt
51
2
0
0
0
7
0
2
62
Quelle: Never Again Association: Hateful. Monitoring Racism, Discrimination and Hate Crime in Polish and Ukrainian Football 2009–2011,
http://ec.europa.eu/ewsi/en/resources/detail.cfm?ID_ITEMS=20012
Tabelle 2: Wählen Sie aus der folgenden Liste bitte den Verein aus, den Sie am meisten unterstützen, wenn er in der ukrainischen Meisterschaft (Premier Liga) spielt. (in %)
Ukraine gesamt
Dynamo (Kiew)
Schachtar
(Donezk)
Metalist (Charkiw)
Dnipro
(Dnipropetrowsk)
Karpaty (Lwiw)
Tawrija
(Simferopol)
Tschornomorez
(Odessa)
Wolyn (Luzk)
Worskla (Poltawa)
Sorja (Luhansk)
Metalurg
(Saporishshja)
Metalurg (Donezk)
Obolon (Kiew)
Illitschiwez
(Mariupol)
Krywbas
(Krywyj Rih)
Arsenal (Kiew)
FK »Oleksandrija«
(Oleksandrija)
FK Lwiw (Lwiw)
Sakarpattja
(Uschhorod)
keinen davon
schwer zu sagen,
keine Antwort
Westen
Zentrum
Süden
Osten
2012
2011
2012
2011
2012
2011
2012
2011
2012
2011
41,5
26,8
40,4
30,4
50,7
12,6
45,4
13,2
67,6
18,8
69,7
18,7
28,2
21,8
34,2
23,6
12,4
58,1
7,6
68,4
7,8
5,7
4,4
4,5
6,4
0,6
0
0
2,9
2,2
0,5
0,5
3,2
18,3
0
18,6
21,6
0,6
17
0
4,3
2,7
6,5
0,8
18,5
0,3
25,3
0,6
0
0,4
1
0
0,9
9,5
0
2,5
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0,5
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/
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0,2
Quelle: repräsentative Umfrage des KIIS vom 21.04. bis 02.05.2012, http://kiis.com.ua/ua/news/view-161.html
0
0
5,6
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1,2
0,6
UKRAINE-ANALYSEN NR. 104, 22.05.2012
DOKUMENTATION
EU-Ukraine: Integration gegen Rechtsstaatlichkeit
Am 15. Mai 2012 fand in Brüssel das 15. Treffen des Rates für die Zusammenarbeit zwischen der Ukraine und der EU
statt, zu dem auch Ministerpräsident Mykola Asarow anreiste. Am selben Tag veröffentlichte die Europäische Kommission ihr ENP Package, worin sich u. a. ein Fortschrittsbericht zur Ukraine findet. Wir dokumentieren diesen Tag
anhand eines Auszugs aus dem genannten Bericht und der offiziellen Pressemeldungen zum Ratstreffen.
MEMO/12/344, Brussels, 15 May 2012
ENP Package, Country Progress Report—Ukraine
[…]
In 2011 Ukraine took positive steps to secure deeper long-term future relations with the EU, and to confirm the European vector of its foreign policy, by working intensively to finalise the negotiations of the Association Agreement,
which closed in December. At the same time, the EU repeatedly expressed its concern at the degradation of the rule
of law in the country and the slow pace of a number of critical reforms.
On the basis of this year’s report, and with the view of a sustained implementation of the Association Agenda in
2012, Ukraine is invited to:
• Ensure that the constitutional reform process is carried out in an inclusive and transparent way and in close cooperation with the Council of Europe/Venice Commission.
• Effectively implement the Association Agenda priorities concerning the respect for the rule of law and democratic values.
• Bring legislation on freedom of assembly and media freedom into line with European standards.
• Address the issue of politically-motivated selective justice and take steps, more broadly, to ensure the independence of the
judiciary and pursue reform in all aspects of the judicial process: prosecution, trial, sentencing, detention and appeals.
• Further develop co-operation with the Council of Europe (including on elections, the revision of the legislation
on the Office of the Public Prosecutor and on the Bar, of the role of the High Council of Justice, of the Criminal
Code and notably its articles 364 and 365 as well as amendments to the laws on the Judicial System and the Status of Judges in accordance with the recommendations made by the Venice Commission, effective implementation of the Law on Free Legal Aid and establishment of a National Preventive Mechanism to prevent ill-treatment
and torture), building on the experience of preparing the new Criminal Procedure Code; address transparently
the recommendations and advice received during consultations.
• Take effective action to tackle conflict of interest and corruption as well as specific obstacles to business and investment; address the trade and trade-related reforms laid down in the Association Agenda with a view to facilitate the
implementation of the future DCFTA. […]
• Prepare and conduct the 2012 parliamentary elections in line with the standards of the Organisation for Security
and Cooperation in Europe—Office for Democratic Institutions and Human Rights (OSCE/ODIHR), including full co-operation with monitoring missions.
• Establish a macroeconomic framework, conducive to the resumption of IMF support addressing inter alia issues
of fiscal sustainability in the energy sector. […]
Political dialogue and reform
• The area of deep and sustainable democracy experienced a further deterioration in 2011. Several leading opposition figures, including former Prime Minister Tymoshenko, were subjected to selective justice, characterised by
un-transparent judicial processes. Successfully addressing the issue of selective justice would open the way to the
signature and ratification of the Association Agreement between Ukraine and the EU.
• A new law on parliamentary elections was approved with an overwhelming cross party majority, but it failed to
take fully into account all of the recommendations from the Venice Commission.
• Authorities are increasingly hostile to public displays of discontent and on occasions tried to limit freedom of assembly. Concerns are also expressed regarding the future of media freedom.
• Despite the adoption of a National Anti-Corruption Strategy in October, corruption perception remains high.
Conditions for business and investment have further deteriorated.
11
UKRAINE-ANALYSEN NR. 104, 22.05.2012
•
Cases of discrimination on the basis of nationality or ethnic origin continue to be reported. Roma, Crimean Tatars,
as well as other minority groups are affected.
[…]
Trade-related issues, market and regulatory reform
[…]
• The business climate deteriorated in 2011. Pressure and harassment of businesses by various authorities and by
law enforcement bodies, corruption and a general deficiency of rule of law were reported as the major obstacles to
doing business.
Quelle: http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=MEMO/12/344&format=HTML&aged=0&language=EN&guiLanguage=en
MEMO/12/356, Brussels, 15 May 2012
Remarks by Commissioner Füle following the fifteenth EU-Ukraine Cooperation Council
The Minister has set out very clearly how we believe Ukraine can get back on the road to political association. This
message was given clearly to the Ukrainian side today.
As Cathy Ashton said yesterday after the FAC: developments in Ukraine are cause for concerns. We initialled Association Agreement at the end of March and we wish to sign it but Ukraine needs to show that it lives in the spirit of
this political association. We expect Ukraine to address the issues of politically motivated trials, independence of judiciary and selective use of law.
EU leaders have staked their reputation on a successful conclusion of the Association process with Ukraine which
would introduce an innovative and comprehensive framework for reform and modernization, with a depth and breadth
we have not seen before.
There is no Plan B to fall back on, because we believe that the abandonment of the association process would be a
betrayal of citizens and a betrayal of the principles of the Eastern Partnership.
But this does not mean we will compromise on values such as democracy, human rights and fundamental freedoms,
and the Rule of Law which are at the heart of this Agreement. These values will be put to the test from today onwards
by Ukraine’s approach to the selective justice issue, and by their approach to the parliamentary elections. This is something we underlined repeatedly at today’s Co-operation Council.
Ukraine’s commitment to political association will be judged on the basis of its commitment to reform.
We welcomed a new resolve on the government’s part regarding some recent legislative acts and the reorganization of the administration:
A new Criminal Procedure Code was yesterday signed into law. We welcome this new Code and we look forward
to its effective implementation. We hope this could set a good example for further, broader judicial reforms by overhauling the outdated procedures which are currently applied in Ukraine’s criminal system. We agreed to launch today
an informal dialogue on judiciary reform.
Another example is the new law on public associations which was also recently adopted and welcomed by the civil
society representatives.
We have to build on these steps, and also give new life to some other core reform processes. One obvious example
is the constitution—President Yanukovych’s decision to establish a Constitutional Assembly was an important step,
which needs to be followed up in an inclusive and transparent way.
I think we have had a positive indication that Ukraine is ready to restart serious discussions on the upgrade of its
gas transit system, opening the way to exploiting the substantial package of package of support which the EU and
International Financial Institutions prepared in 2009. We also see a serious commitment to develop a strategy on public financial management which would open the way to resumption of our budget support operations in support of
critical reforms like energy and public administration.
And finally, we noted an acceptance of the need for a serious and focused attack on widely-recognized problems in
the business climate in Ukraine. We have agreed to launch an informal dialogue on business climate today.
So it has been a serious and sometimes difficult discussion. The measures we expect from Ukraine are absolutely
clear, and the goal of political association and economic integration remains our common goal and that is also absolutely clear. Our work to make this a reality should restart today in earnest.
Quelle: http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=MEMO/12/356&format=HTML&aged=0&language=EN&guiLanguage=en
12
UKRAINE-ANALYSEN NR. 104, 22.05.2012
Ministerpräsident ist zufrieden mit den Ergebnissen der Sitzung des Rates zu Fragen der
Zusammenarbeit zwischen der EU und der Ukraine
15.5.2012, Abteilung für Information und Kommunikation beim Sekretariat der Regierung
Ministerpräsident Mykola Asarow ist zufrieden mit den Ergebnissen der 15. Sitzung des Rates für Fragen der Zusammenarbeit zwischen der Ukraine und der EU. Dies sagte er auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Außenminister Dänemarks Villy Søvndal und dem Mitglied der Europäischen Kommission Štefan Füle in Brüssel.
»Wir sind zufrieden mit den Ergebnissen der 15. Sitzung des Rates für Fragen der Zusammenarbeit zwischen der
Ukraine und der EU, auf der wir das gemeinsame Interesse an einer schnellen Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens bekräftigt haben. Ja, in unseren Beziehungen sind Probleme aufgetaucht, aber unsere europäischen Kollegen wie auch wir verstehen sehr gut, dass das temporäre Probleme sind –unsere Zusammenarbeit aber trägt langfristigen, strategischen Charakter. Wir gehen davon aus, dass die Unterzeichnung der Vereinbarung nicht nur den Weg zu
einer politischen Assoziation und einer wirtschaftlichen Integration mit der EU öffnen wird, sondern auch die Belebung von Systemreformen ermöglichen wird, insbesondere die Entwicklung und Stärkung demokratischer Institutionen«, sagte Mykola Asarow.
Des Weiteren betonte er, dass auf der 15. Sitzung des Rates für Fragen der Zusammenarbeit zwischen der Ukraine und
der EU die Frage über die weitere Liberalisierung des Visaregimes zwischen der Ukraine und der EU diskutiert worden sei.
»Ich danke den Vertretern der EU für die hohe Wertschätzung der Bemühungen der ukrainischen Führung während der Umsetzung der ersten Gesetzgebungsphase im Rahmen der Liberalisierung des Visaregimes. Wir haben die
Arbeit der Visabehörden in unseren Ländern, die nicht mit den erreichten Vereinbarungen übereinstimmen, besprochen. Und ich freue mich über die Erklärung des Mitgliedes der Europäischen Kommission Štefan Füle, dass all diese
Fragen noch untersucht und geklärt werden«, bemerkte Mykola Asarow.
Der Vorsitzende der Regierung unterstrich, dass die Reformen, die in der Ukraine vollzogen werden, in erster Linie
für die Ukraine nötig sind: »Wir führen die Reformen nicht für irgendjemanden durch, wir setzen sie um, weil wir
den aufrichtigen Wunsch haben, die Ukraine zu einem Land zu machen, in dem sich jeder Bürger geschützt fühlt, zu
einem Land, in dem die europäischen rechtlichen Werte gelten.«
Quelle: http://www.kmu.gov.ua/control/ru/publish/article?art_id=245208454&cat_id=244313343
Mykola Asarow trifft in Brüssel Catherine Ashton
15.5.2012, Abteilung für Information und Kommunikation beim Sekretariat der Regierung
Am 15. Mai 2012 straf sich Ministerpräsident Mykola Asarow mit Catherine Ashton, der Hohen Vertreterin der EU
für Außen- und Sicherheitspolitik und Ersten Vizepräsidentin der Europäischen Kommission in Brüssel.
Mykola Asarow und Catherine Ashton haben die aktuellen Themen in den Beziehungen zwischen der EU und
der Ukraine diskutiert, inklusive der Aussichten auf einen Abschluss der EU-Ukraine Assoziierungsabkommens. […]
Besondere Aufmerksamkeit wurde der innenpolitischen Situation in der Ukraine gewidmet. Der Ministerpräsident informierte die Hohe Vertreterin über die in der Ukraine durchgeführten Reformen. Er versicherte, die Ukraine
versuche in möglichst transparenter und konstruktiver Art und Weise auf die Sorgen der EU zu reagieren. Insbesondere lenkte er die Aufmerksamkeit auf die Annahme einer neuen Strafprozessordnung durch das Parlament, die die
Prinzipien der Strafverfolgung radikal ändern wird, sowie auf Reformen im Bereich Steuern und Zoll und den laufenden Prozess der Deregulierung der Wirtschaft.
Mykola Asarow betonte, dass die Behörden in der Ukraine alles für die Abhaltung von fairen und demokratischen
Wahlen getan hätten. Insbesondere seien Gesetze zu den Wahlen, zu NGOs und zur Information der Öffentlichkeit
verabschiedet worden.
Der Ministerpräsident hat die Vertreter der EU ebenfalls aufgefordert, zu den Wahlen in der Ukraine so viele Beobachter zu schicken, wie sie für nötig halten, da die Behörden in der Ukraine daran interessiert seien, dass die Wahl
möglichst offen und transparent ablaufe.
Catherine Ashton ihrerseits betonte, dass die Einhaltung der Rechtsstaatlichkeit durch die Ukraine als auch faire
und demokratische Parlamentswahlen im Herbst dieses Jahres eine besondere Bedeutung für die Beschleunigung der
politischen Assoziierung und wirtschaftlichen Integration mit der EU haben.
Quelle: http://www.kmu.gov.ua/control/ru/publish/article?art_id=245207569&cat_id=244313343
Inoffizielle Übersetzungen aus dem Russischen von Judith Janiszewski
13
UKRAINE-ANALYSEN NR. 104, 22.05.2012
STATISTIK
Aktuelle Wirtschaftsdaten
Grafik 1: BIP-Prognose für das Jahr 2012 im Vergleich zum Vorjahr
-2%
0%
2%
4%
6%
8%
China
8,3%
Russland
3,5%
Brasilien
3,3%
Polen
2,6%
Ukraine
2,5%
Südafrika
2,3%
USA
2,2%
Deutschland
Euro-Raum
10%
0,7%
-0,5%
€
Quelle: The Economist, http://www.economist.com, 19.05.2012.
Grafik 2: Industrieproduktion im Vergleich zum Vorjahresquartal
15%
7,7%
10%
5,1%
5% 7,9%
0%
-3,1%
-5%
-10%
-15%
-20%
-25%
-30%
-31,9%
-35%
10,8%
12,0%
11,0%
8,7%
10,8% 9,7%
7,3%
8,6%
-1,1%
-21,9%
-28,4%
-31,1%
Quelle: Institute for Economic Research and Policy Consulting, Monthly Monitor.
Grafik 3: Industrieproduktion im Vergleich zum Vorjahresmonat
-5%
0%
5%
China
3,8%
Russland
2,0%
Deutschland
1,5%
Polen
Ukraine
Euro-Raum
Südafrika
15%
11,9%
USA
Brasilien
10%
0,7%
-1,2%
-2,1%
-2,2%
€
-2,8%
Anmerkung: Angaben für März 2012.
Quelle: The Economist, http://www.economist.com, 19.05.2012.
14
UKRAINE-ANALYSEN NR. 104, 22.05.2012
Grafik 4: Inflation im Vergleich zum Vorjahresquartal (Konsumentenpreise)
35%
29,3%
30%
25% 26,2%
22,3%
24,6%
18,1%
20%
15,0%
15%
11,9%
11,0%
15,0%
10%
6,9%
12,3%
9,1%
5%
10,5%
4,6%
7,7%
5,9%
0%
Quelle: Institute for Economic Research and Policy Consulting, Monthly Monitor.
Grafik 5: Haushaltsdefizit als Anteil am BIP (Schätzung für 2012)
-8%
-6%
-4%
-2%
Russland
-0,9%
Deutschland
-1,3%
China
-2,1%
Brasilien
-2,7%
Euro-Raum
-3,5%
Polen
-4,0%
Ukraine
-4,1%
Südafrika
USA
0%
€
-5,1%
-7,6%
Quelle: The Economist, http://www.economist.com, 19.05.2011.
Grafik 6: Devisenreserven in Mrd. US-Dollar
40
37,5
36,4
35,5
35
31,5
Mrd. US-Dollar
30
37,6
34,7
32,5
33,2
28,2
30,6
25
25,4
29,5
26,5
34,6
35,0
31,8
31,1
27,3
25,1
20
15
10
5
Q3 2007
Q4 2007
Q1 2008
Q2 2008
Q3 2008
Q4 2008
Q1 2009
Q2 2009
Q3 2009
Q4 2009
Q1 2010
Q2 2010
Q3 2010
Q4 2010
Q1 2011
Q2 2011
Q3 2011
Dez 11
Mrz 12
0
Quelle: Institute for Economic Research and Policy Consulting.
Mrz 12
Dez 11
Q3 2011
Q2 2011
Q1 2011
Q4 2010
Q3 2010
Q2 2010
Q1 2010
Q4 2009
Q3 2009
Q2 2009
Q1 2009
Q4 2008
Q3 2008
Q2 2008
Q1 2008
1,9%
15
UKRAINE-ANALYSEN NR. 104, 22.05.2012
Grafik 7: Wechselkurs der Hrywnja
(offizieller Kurs, Durchschnittswert für das jeweilige Quartal)
14
US-Dollar
Euro
12
11,18
10,41
Hrywnja
10
8
8,82
10,18
10,79
11,27
10,53
10,85
10,10
10,54
7,66 7,82 7,99 7,99 7,92 7,90 7,93 7,94 7,97 7,97 7,99 7,99
7,31
6
11,48
11,07
10,06
7,75
7,31 7,56
6,93
11,81
7,70
6,21
4
5,05 5,05 5,05 4,96 4,85
2
0
Quelle: Institute for Economic Research and Policy Consulting.
Grafik 8: Handelsbilanz der letzten 12 Monate in Mrd. US-Dollar
-800
-600
Mrd. US-Dollar
-400
-200
0
200
Deutschland
223,5
Russland
210,5
China
158,7
Brasilien*
28,1
Euro-Raum
€
Südafrika
-5,7
Ukraine
-13,9
Polen
-21,5
USA
400
12,1
-753,0
Anmerkung: Zahlen für März 2012, *= April 2012.
Quelle: The Economist, http://www.economist.com, 19.05.2012
Grafik 9: Importe und Exporte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum
(gemessen in Mio. US-Dollar, %)
Quelle: Institute for Economic Research and Policy Consulting.
16
UKRAINE-ANALYSEN NR. 104, 22.05.2012
CHRONIK
Vom 9. bis zum 22. Mai 2012
9.5.2012
9.5.2012
10.5.2012
11.5.2012
11.5.2012
12.5.2012
14.5.2012
14.5.2012
15.5.2012
15.5.2012
17.5.2012
20.5.2012
21.5.2012
21.5.2012
22.5.2012
Die inhaftierte ehemalige Ministerpräsidentin Julija Tymoschenko beendet ihren Hungerstreik und wird von dem
deutschen Arzt Lutz Harms in ein Krankenhaus in Charkiw begleitet.
Tausende feiern im ganzen Land den Tag des Sieges der Sowjetunion über Nazi-Deutschland.
Der Staatliche Strafvollzugsdienst erlaubt der Präsidentin Litauens Dalia Grybauskaitė, dem Botschafter der USA
John Tefft und drei weiteren Personen die inhaftierte ehemalige Ministerpräsidentin Julija Tymoschenko im Mai
im Krankenhaus zu besuchen.
Die litauische Präsidentin Dalia Grybauskaitė besucht die inhaftierte ehemalige Ministerpräsidentin Julija Tymoschenko. Danach trifft sie sich mit Präsident Wiktor Janukowytsch und sagt im Anschluss, dass es auf die eine oder
andere Art zu einer Isolation der Ukraine kommen werde, wenn es keine Garantien für die Behandlung und die Einhaltung der Rechte der Gefangenen in der Ukraine gebe.
Bei einem Treffen mit dem Präsidenten Moldawiens, Nicolae Timofti, sagt Präsident Wiktor Janukowytsch, dass
eine Pause in den Beziehungen zwischen der EU und der Ukraine beiden Seiten nütze.
Jewgenija Tymoschenko, die Tochter der inhaftierten ehemaligen Ministerpräsidentin Julija Tymoschenko, verliest in
Kiew vor rund 3.000 Menschen einen Brief ihrer Mutter, in dem diese demokratische Reformen fordert. Die Oppositionsparteien stellen ihr gemeinsames Aktionsprogramm vor.
Die Außenminister der Europäischen Union treffen in Brüssel zusammen. Sie einigen sich nicht auf einen gemeinsamen politischen Boykott der Fußball-EM 2012 in der Ukraine. Die Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens
wird bis zu den Parlamentswahlen im Oktober 2012 aufgeschoben.
Präsident Wiktor Janukowytsch unterschreibt eine neue Strafprozessordnung, die im November in Kraft treten
wird. Darin werden die Rechte der Anwälte und Gerichte erweitert und es wird die Dispositionsmaxime eingeführt.
Das Oberste Gericht für Straf- und Zivilverfahren verschiebt die Prüfung des Urteils gegen die frühere Ministerpräsidentin Julija Tymoschenko auf den 26.6.2012.
Auf einer Sitzung des Rates für Zusammenarbeit zwischen der EU und der Ukraine wird die Ukraine aufgefordert
die Europäischen Werte zu achten. Außerdem veröffentlicht die EU einen weiteren Fortschrittsbericht zur Umsetzung
demokratischer Reformen, in dem die Ukraine ebenfalls deutlich kritisiert wird. Am gleichen Tag findet in Moskau
ein informelles Treffen der Präsidenten der GUS-Staaten statt, an dem Präsident Wiktor Janukowytsch teilnimmt.
Präsident Wiktor Janukowytsch unterschreibt ein Dekret zur Schaffung einer Gesetzgebenden Versammlung mit
höchstens 100 Mitgliedern. Als Vorsitzender wird der ehemalige Präsident Leonid Krawtschuk vorgesehen.
In Kiew kommen ca. 200 Demonstranten zusammen, um eine Gay-Parade abzuhalten und für die Rechte von sexuellen Minderheiten zu einzutreten. Aufgrund des Aufmarsches von ca. 600 Nationalisten und Vertretern von prorussischen orthodoxen Bruderschaften und Kosakenorganisationen sagen sie die Veranstaltung jedoch ab. Der Organisator des Gay-Forum Ukraine wird von Unbekannten niedergeschlagen. Die Demonstranten beschuldigen die
Miliz der Tatenlosigkeit.
Präsident Wiktor Janukowytsch nimmt an der NATO-Versammlung in Chicago teil, weil sein Land sich an dem
NATO-Einsatz in Afghanistan mit 23 Personen beteiligt. In einer Erklärung zeigen sich die NATO-Länder besorgt
wegen der selektiven Strafverfolgung in der Ukraine.
Das Kiewer Bezirksgericht in Charkiw verschiebt den zweiten Strafprozess gegen die ehemalige Ministerpräsidentin Julija Tymoschenko wegen deren Erkrankung auf den 25.6.2012. Ihr wird Steuerhinterziehung und Veruntreuung in ihrer Zeit als Chefin der Vereinigten Energiesysteme vorgeworfen.
Das Europäische Parlament beschäftigt sich mit der Situation in der Ukraine. Für den 24.5. wird eine Resolution erwartet.
Sie können die gesamte Chronik seit Februar 2006 auch auf http://www.laender-analysen.de/ukraine/ unter dem Link »Chronik« lesen.
Die Ukraine-Analysen werden vom Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft unterstützt.
Herausgeber: Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen und Deutsche Gesellschaft für Osteuropakunde
Die Meinungen, die in den Ukraine-Analysen geäußert werden, geben ausschließlich die Auffassung der Autoren wieder.
Abdruck und sonstige publizistische Nutzung sind nach Rücksprache mit der Redaktion gestattet.
Redaktion und technische Gestaltung: Judith Janiszewski, Matthias Neumann, Heiko Pleines
Ukraine-Analysen-Layout: Cengiz Kibaroglu, Matthias Neumann und Michael Clemens
Die Ukraine-Analysen werden im Rahmen der Datenbank World Affairs Online (WAO) ausgewertet und sind im Portal IREON www.ireon-portal.de recherchierbar.
ISSN 1862-555X © 2012 by Forschungsstelle Osteuropa, Bremen
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17
UKRAINE-ANALYSEN NR. 104, 22.05.2012
PRESSEMIT TEILUNG
Pressemitteilung vom Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft
Berlin, den 22.5.2012
Deutsche Wirtschaft plant Pilotprojekt zur Modernisierung des
ukrainischen Gastransitnetzes
•
•
CDU-Abgeordneter Wellmann und Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Lindner zu Gesprächen in Kiew
»Internationale Lösung für Fall Timoschenko liegt im Interesse der Ukraine«
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Karl-Georg Wellmann und Ost-Ausschuss-Geschäftsführer Rainer Lindner übergaben bei Gesprächen in Kiew dem ukrainischen Premierminister Mykola Asarow einen Projektvorschlag zur Teilrehabilitierung des ukrainischen Gastransportsystems. Gleichzeitig setzten Sie sich für eine internationale Lösung des
Falles Timoschenko ein.
»Die Erneuerung des teilweise überalterten Gastransitnetzes ist eines der wichtigsten wirtschaftlichen und politischen Projekte im Dreieck EU-Ukraine-Russland. Das Pilotprojekt, das wir der Ukraine vorschlagen, könnte der
Grundstein für das seit Jahren erwogene Gaskonsortium zwischen den drei Seiten sein. Deutschland kann hier eine
wichtige Vermittlerposition einnehmen«, sagte Wellmann in Kiew. Das Pilotprojekt sieht die Modernisierung einer
ersten Verdichterstation in der Ukraine durch ein deutsches Firmenkonsortium vor. Die Kompressorstationen des Gastransitnetzes waren bereits in den 1970er Jahren von einer deutschen Firmengruppe gebaut worden. Die eingebauten
Gasturbinen und Kompressoren müssen nun dringend generalüberholt werden.
»Die deutsche Wirtschaft hat ein großes Interesse an dem Projekt, da es einen Beitrag zum Technologietransfer in
die Ukraine leistet und zugleich die Versorgungssicherheit mit Gas in Deutschland und der EU erhöht«, sagte OstAusschuss Geschäftsführer Lindner.
Gemeinsam mit Wellmann und den Bundestagsabgeordneten Hans-Ulrich Klose (SPD) und Johann Wadephul
(CDU) sprach sich der Ost-Ausschuss in Kiew zudem für eine schnelle Lösung im Fall Timoschenko aus. Die Gesundheit der ehemaligen Premierministerin sei oberste Priorität. Hier sollte eine international zu leistende gesundheitliche
Betreuung außerhalb des Gefängnisses ermöglicht werden. »Es liegt auch im Interesse der ukrainischen Regierung,
einen langfristigen politischen und wirtschaftlichen Imageschaden der Ukraine zu vermeiden«, so Lindner. Die deutsche Wirtschaft sei in großer Sorge. Zugleich teile sie aber nicht die Einschätzung, dass es sich in der Ukraine um
eine diktatorische Ordnung handele.
Als positiven Schritt bezeichneten die Gesprächsteilnehmer die Ankündigung des ukrainischen Präsidenten, internationalen Rechtsexperten vollen Zugang zum Berufungsverfahren gegen Timoschenko und zu sämtlichen Gerichtsakten zu gewähren.
Wellmann und Lindner waren am Rande von Gesprächen des Parlamentarischen Klubs, die das Berthold-BeitzZentrum für Russland, Ukraine, Belarus und Zentralasien in Kiew mit einer ukrainischen Partnerorganisation organisiert hatte, mit Staatspräsident Wiktor Janukowitsch, Premierminister Asarow, Energieminister Jurij Bojko und
Wirtschaftsberater Andrij Honcharuk zusammengetroffen. Bezüglich des Pipeline-Projekts sicherte die ukrainische
Seite zügige Schritte zur Umsetzung zu.
Über das ukrainische Pipelinesystem gelangen zurzeit etwa 70 Prozent des aus Zentralasien und Russland transportierten Erdgases nach Westeuropa. Bisher wird zum Betrieb dieser Stationen sechs Milliarden Kubikmeter technisches Gas verbraucht. Durch eine vollständige Modernisierung könnte dieser Verbrauch um bis zu 30 Prozent reduziert werden.
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UKRAINE-ANALYSEN NR. 104, 22.05.2012
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