Postfordismus

Noch vor kurzem erschien der Nationalstaat in den internationalen staatstheoretischen Debatten bestenfalls als ein Überbleibsel aus vergangenen Zeiten. Neuerdings ist jedoch sein erstaunliches Comeback in den sozialwissenschaftlichen Debatten zu beobachten. Insbesondere im deutschsprachigen Raum gibt es wieder vermehrt staatstheoretisch angeleitete Forschungsprojekte.

Die Beiträge in dem vorgestellten Band fragen nach der Transformation des Staates als Herrschaftsverhältnis und danach, wie Staatskritik heute möglich ist, wie sich die Geschlechterverhältnisse durch den Staat hindurch reproduzieren, wie sich der Staat im Prozess der Globalisierung räumlich restrukturiert, wie der neue Nationalismus beschaffen ist und welche Bedeutung die Debatten der transnationalen Migrationsforschung für eine Theorie des Staates im Postfordismus haben.

Mit Recht ist Hegemonie ein zentraler Begriff materialistischer Theoriebildung geworden, weil er sowohl ökonomische und politische als auch kulturelle Perspektiven zu integrieren vermag. Der Begriff der Hegemonie lenkt den Blick auf gesellschaftliche Kämpfe sowie auf bürgerliche Führungstechnologien und die Produktion von Konsens. Die Frage, ob sich die aktuelle Konstellation mit dem Begriff der Hegemonie angemessen erfassen lässt, ist damit aber noch nicht beantwortet und wird insbesondere in der deutschsprachigen Debatte kontrovers diskutiert. Es wird argumentiert, dass Konsens im Neoliberalismus keine entscheidende Rolle mehr spiele, seine Dominanz sei vielmehr vermittelt durch neue Machtechnologien, die auf Angst, Alternativlosigkeit und die Enteignung jeden Gedankens an Emanzipation beruhen. Wir gehen dementgegen davon aus, dass Hegemonie auch im Neoliberalismus zentraler Modus der Herrschaftsvermittlung bleibt und dass die angeführten nichthegemonialen Herrschaftstechniken selbst hegemonial vermittelt sind. Allerdings handelt es sich um eine fragmentierte Hegemonie, eine Herrschaftsformation in der Krise. Im Folgenden werden wir unser Verständnis von Hegemonie darlegen und versuchen eine begriffliche Bestimmung fragmentierter Hegemonie vorzunehmen. Im letzten Schritt werden wir versuchen die Fragmentierung von Hegemonie an der Herrschaft durch Schulden, die für den Neoliberalismus in der Krise von herausragender Bedeutung ist, zu demonstrieren.