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Resonanzraum
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eBook378 Seiten5 Stunden

Resonanzraum

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Über dieses E-Book

Wissen Sie wo Ihre Gedanken, Gefühle und das Erlebte gespeichert werden? Sie glaube das alles wird im Gehirn gespeichert? Sind Sie sich sicher?
Jean-Luc Eikel, der jung Computer Wissenschaftler, macht eine bahnbrechende Entdeckung bei seinen Versuchen mit Zellkulturen die eigentlich für Bio Computer bestimmt sind. Er kann die Verbindung zu der Gedankenwelt anderer Menschen herstellen.
Doch er macht einen Fehler. Die Information, dass die Zellkulturen Verbindung zu Gedanken anderer Menschen herstellen kann, gelangt in die Hände geheimdienstlicher Institutionen. Diese haben höchstes Interesse an dieser Technologie und den Zellkulturen. Auch religiöse Gruppierungen sind ihm auf den Fersen. Wer gewinnt das Rennen vom schwäbischen Stuttgart um die halbe Welt?
Welche Auswirkung hat die Entdeckung für die Zukunft und in der Zukunft?
Jean-Luc wird gejagt. Es gibt allerdings nur einen Weg dieses Wissen für die Menschheit zu retten.
SpracheDeutsch
HerausgeberTWENTYSIX
Erscheinungsdatum4. Sept. 2017
ISBN9783740718039
Resonanzraum
Autor

Thomas Krippgans

In Stuttgart geboren, hat er nach seiner Ausbildung zum Flugzeugmechaniker und dem nachfolgenden Abitur, Produktionstechnik in Ulm studiert und als Dipl. Ing. abgeschlossen. Zu seiner beruflichen Tätigkeit gehören Vorträge auf Konferenzen und Events in den USA, Japan und Europa. Zurzeit arbeitet er bei einem der großen Aerospace Unternehmen als Marketing Manager. In seiner Freizeit spielt er in einer Rock Band als Gitarrist, komponiert Stücke und schreibt Texte. Thomas Krippgans lebt in Ulm, ist verheiratet und hat drei Söhne. E-Mail: Resonanzraum_Thriller@t-online.de

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    Buchvorschau

    Resonanzraum - Thomas Krippgans

    Roman Resonanzraum

    Wissen Sie wo Ihre Gedanken, Gefühle und das Erlebte gespeichert werden? Sie glaube das alles wird im Gehirn gespeichert? Sind Sie sich sicher?

    Jean-Luc Eikel, der jung Computer Wissenschaftler, macht eine bahnbrechende Entdeckung bei seinen Versuchen mit Zellkulturen die eigentlich für Bio Computer bestimmt sind. Er kann die Verbindung zu der Gedankenwelt anderer Menschen herstellen.

    Doch er macht einen Fehler. Die Information, dass die Zellkulturen Verbindung zu Gedanken anderer Menschen herstellen kann, gelangt in die Hände geheimdienstlicher Institutionen. Diese haben höchstes Interesse an dieser Technologie und den Zellkulturen. Auch religiöse Gruppierungen sind ihm auf den Fersen. Wer gewinnt das Rennen vom schwäbischen Stuttgart um die halbe Welt?

    Welche Auswirkung hat die Entdeckung für die Zukunft und in der Zukunf?

    Jean-Luc wird gejagt. Es gibt allerdings nur einen Weg dieses Wissen für die Menschheit zu retten.

    Dieses Buch erhebt keinen Faktizitätsanspruch,

    obwohl Institutionen oder Firmen so oder ähnlich

    existieren könnten. Alle Personen, Konstellationen,

    Gedanken und Gespräche sind frei erfunden.

    Für Silke.

    Inhalt:

    Das Ende

    Woher – wohin

    Gesucht

    Blau

    Zurück

    Fluchtpunkt

    Neu

    Gewitter

    Hauch

    Party

    Cyberbrain

    Der Zugang

    Leuchten

    Strömung

    Blog

    Training

    Zu zweit

    Jagd

    Heimat

    Weggefährte

    Süß

    Gesicht

    Verräter

    Aufbruch

    Duett

    Klima

    Weckruf

    Nah

    6:55 Uhr

    Verzögerung

    Bierbauch

    Seelenverwandt

    Strahlung

    Henkersmahlzeit

    Empfangskomitee

    Trainingslager

    Overseas

    Beihilfe

    Was ist schon alles

    Die Zeit drängt

    Ein neues Heim

    Ungehorsam

    OP

    Bruch

    Richtig oder falsch

    Erste Hilfe

    Abflug

    Bekannte

    Trance

    Vier

    Verpuppung

    Gerechtigkeit

    Das Ziel und der Weg

    Zuviel

    Obdach

    Aufteilung

    Fulminant

    Der Anfang

    Vergangene Zukunft

    Danksagung

    Quellen

    Das Ende

    Das war ja wieder mal ein total beschissenes Treffen gewesen mit Henning Grunch. Wie er diesen Menschen hasste. Und was sollte dieser Peter, der mit geschlossenen Augen das Meeting begleitete? Hatte der etwa geschlafen? Also so etwas würde er sich nie wieder bieten lassen.

    Nick David fühlte sich jedes Mal großartig, wenn es ihm gelungen war, die Geschäfte von Henning Grunch zu durchkreuzen und seinen Profit daraus zu ziehen. Es war ihm immer wieder ein Genuss.

    Doch heute fuhr er voller Zorn nach Hause. Er hatte sich nicht klug verhalten und seine sonst so gewandten Umgangsformen fallen gelassen. Auch seine Maske der freundlichen Unschuld und Hilfsbereitschaft war ihm verrutscht.

    Wie soll ich das wieder geradebiegen, fragte sich Nick. Er hatte im Moment nicht die kleinste Idee, wo er ansetzen könnte, um dieses Geschäft erneut an sich zu ziehen. Aber er war sich sicher, dass ihm schnell was einfallen würde. Wenn er ein Talent hatte, dann war es, Mittel und Wege zu finden, andere auszubooten. Legal oder illegal, denn Moral und Fairness waren Fremdwörter für ihn.

    »Jana bist du da? Komm schon, es ist dringend. Ich muss was mit dir besprechen!« rief er, als er das Haus betrat.

    »Ach Nick, kaum tauchst du auf, müssen alle Freudensprünge machen und nach deiner Pfeife tanzen. Gedulde dich einen Augenblick, ich bin gleich da.«

    Das war genau die Reaktion, die Nick auf den Tod nicht ausstehen konnte. In ihm kochte es. Dieser Dame würde er es schon noch zeigen. Sie waren zwar bereits über zwei Jahre zusammen, aber Nick wurde das Gefühl nicht los, dass er sie irgendwie nicht in den Griff bekam. Auf der einen Seite war das reizvoll für ihn, da er es nicht gewohnt war, dass sich ihm jemand widersetzte. Andererseits verunsicherte es ihn, zumal es sich um eine Frau handelte. Vielleicht war er gerade deshalb schon so lange mit Jana zusammen. Aber das ist eben so bei Menschen, die irgendwie alles bekommen. Sie sind es gewohnt, dass alles ohne Widerspruch funktioniert und so läuft, wie sie es sich vorstellen.

    Seine früheren Beziehungen hatten nie lange gedauert. Meist hatten ihn die Frauen, eine attraktiver als die andere, nach kurzer Zeit gelangweilt und er verließ sie wieder für eine neue Eroberung. Er mochte den Nimbus des Unwiderstehlichen. Er konnte alle Frauen haben, die er wollte, auch wenn die anderen denken mochten, dass er eher Weiberheld, als ein verlässlicher Geschäftspartner sei.

    Jana kam in einem kurzen schwarzen Hemd und Sandalen die Treppe herunter. Das lange braune Haar umrahmte ein ausdrucksstarkes, ebenmäßiges Gesicht mit klaren blauen Augen, die scheinbar kein Wässerchen trüben konnten. Sie hatte unter dem Hemd nur einen Slip an und ihre langen Beine trugen sie geradezu modelhaft die Treppe herunter. Sie wusste natürlich genau, dass Nick bei diesem Anblick schwach werden würde. Doch diesmal sollte das nicht funktionieren.

    »Jana, so klappt das nicht! Wenn ich dich bitte, zu kommen …«

    »Wo war das bitte? Nick, das Wort kennst du doch überhaupt nicht!«

    »Wenn ich sage, du sollst kommen, dann erwarte ich, dass du sofort kommst.«

    »Ich werde in Zukunft mein Bestes tun.«

    Unwirsch erzählte Nick ihr von dem Treffen mit Henning Grunch. Dann sprang er unter die Dusche und machte sich fürs Bett fertig.

    *

    Es war zehn Uhr morgens, als sich Jana am Frühstückstisch wunderte, dass Nick noch nicht aufgetaucht war. Sonst war er jeden Morgen beim Laufen oder beim Schwimmen im Pool. Nur, wenn der Körper fit ist, kann der Geist klar arbeiten, sagte er immer.

    Jana schob ihren Teller beiseite, trank ihren Espresso, stand auf und ging mit geöffnetem Morgenmantel in die obere Etage, wo die Schlafräume lagen. Der naturfarbene Seidenmorgenmantel zeigte ihre vollkommene Figur . Sie liebte diese schmeichelnde Leichtigkeit der Seide auf ihrer Haut.

    Die Schlafzimmertür von Nick war geschlossen. Jana öffnete sie, und schon beim Öffnen der Tür schlug ihr ein widerlicher Gestank nach Exkrementen entgegen. Sie hielt sich den Ärmel ihres Seidenmantels vor das Gesicht.

    Nick lag mit offenen Augen, halb zugedeckt, leise wimmernd im Bett und sabberte vor sich hin. Seine Arme bewegten sich ziellos. Er hatte ins Bett gemacht und sich scheinbar darin gewälzt.

    Sie trat ans Bett. Der Geruch ließ sie würgen. Keine Reaktion von Nick. Er schien wach zu sein, wimmerte, aber registrierte sie nicht.

    »Nick, um Gottes willen, was ist los«, rief sie fast schon hysterisch. Sie rüttelte ihn an der Schulter.

    Nick fing laut an zu weinen und schrie plötzlich. Sein Gesicht wurde ganz rot. Seine Augen füllten sich mit Tränen.

    Jana kam es vor, als läge ein schreiendes Riesenbaby vor ihr im Bett. Sie war vollkommen durcheinander und wusste nicht, was sie tun sollte, schaute sich hektisch in Nicks Schlafzimmer um und war immer noch ratlos. War er krank? Hatte er einen Schlaganfall oder so was Ähnliches?

    »Ruf Professor Petersen an«, wies sie den Kommunikator an, der prompt die Verbindung herstellte.

    Sie hatte zwar seine private mobile Nummer wählen lassen, trotzdem meldete sich erst mal der übliche elektronische Assistent.

    »Gib mir bitte Jan.«

    Die Stimmerkennung registrierte, dass das ein privater Anruf einer guten Freundin von Professor Jan Petersen war, und leitete den Anruf mit den freundlich klingenden Worten »Moment, ich verbinde« weiter.

    Professor Petersen meldete sich sofort. Für die Davids hatte er immer Zeit, musste er immer Zeit haben.

    Die Davids waren gute Freunde und Nick David einer der wichtigsten Sponsoren für seine Klinik und seine Forschungsarbeiten. Forschungsarbeiten, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt und nicht immer unbedingt mit dem ärztlichen Moralkodex vereinbar waren. Aber das schien Nick nicht unbedingt zu interessieren.

    Jana schilderte aufgeregt, wie sie Nick vorgefunden hatte. Jan unterbrach sie mehrmals, da sie ihre hysterischen Schreie nicht unterdrücken konnte und versuchte, sie zu beruhigen. Erst als er versprach, sofort zu kommen, wurde Jana ruhiger »Jan, ich verlasse mich darauf, dass du in ein paar Minuten hier bist«, sagte sie jetzt bestimmt.

    *

    Jan hatte den Fingerzeig verstanden und sich sofort auf den Weg gemacht.

    Er rannte mit dem MedScan Köfferchen zur Tür von Nick Davids Haus, die bereits für ihn geöffnet worden war. Er wusste, wo Nick sein Schlafzimmer hatte und eilte die Treppe hinauf, indem er immer zwei Stufen auf einmal nahm. Ihn erschreckte und ekelte der Gestank nach Fäkalien. Als er das letzte Mal in diesem Raum gewesen war, hatte er andere Gerüche in der Nase gehabt, die schwerer, teurer Parfüms. Mehrere mit Eis gefüllte Champagnerkühler waren über den Raum verteilt gewesen. Von wegen Schlafzimmer; vier junge Frauen, natürlich über achtzehn, hatten auf ihn und Nick gewartet. Das Versprechen einer erotischen Nacht hatte sich erfüllt.

    Er begrüßte Jana mit einem Nicken und wandte sich gleich Nick zu, der wimmernd in seinem Bett lag. Er holte seinen Scanner aus dem Köfferchen und checkte Nick mit gerümpfter Nase. Jan führte den Scanner von den Füßen bis zum Kopf und nahm sich dann doch etwas mehr Zeit, um die Ergebnisse auf dem Display des Scanners durchzugehen.

    »Komisch. Körperlich scheint Nick in äußerst guter Verfassung zu sein. Der Scanner findet keine Abweichungen. Wie er reagiert, bzw. nicht reagiert, ist mir ein Rätsel.«

    »Aber da muss doch was sein!«, kreischte Jana hysterisch, was sonst überhaupt nicht ihre Art war. Sie hatte sich immer gut im Griff. Doch jetzt krallte sie sich in seinen Unterarm.

    »Ich bin mir nicht sicher, was mit Nick los ist. Aber ich meine, ich habe so etwas schon mal gesehen«, sagte Jan.

    Er nahm Jana in den Arm. »Ich habe so etwas nur einmal erlebt. Das ist aber schon viele Jahre her. Es war noch in der Anfangszeit meiner Forschungen und geschah mit einem sehr zwielichtigen Menschen …«

    »Was ist mit Nick passiert«, unterbrach Jana schon fast wieder kreischend. »Halte mir jetzt keinen Forschungsvortrag! Was ist mit ihm los?«

    Er verspürte Trauer, soweit er dazu überhaupt in der Lage war. Nick war sein wichtigster Sponsor, und wenn seine Ahnung zutraf, waren sein Labor und seine Forschungen erledigt. »Jana, Nick ist gelöscht worden.«

    Woher – wohin

    Wir schreiben das Jahr 2131 – nein, ich schreibe das Jahr 2131. Wer schreibt den heute noch? Kaum jemand ist noch in der Lage zu schreiben; manuell mit einem Stift oder mit den Fingern auf der Unterlage. Es ist nicht mehr notwendig, glauben viele, und es gerät in Vergessenheit. Wer möchte sich schon die Mühe machen zu erlernen, geduldig einen Stift über eine Fläche zu führen, dabei wundervolle, verschnörkelte und doch Sinn gebende Zeichen zu malen? Oder jemand tippt mit flinken Fingern auf der Aktivfläche Buchstaben, die sich erst zu Wörtern und dann zu Sätzen zusammenfügen. Wer nutzt das noch als vermittelndes Element des Gedanken-Austausches bzw. der Gedanken-Anbietung.

    Geschriebenes ermöglicht nicht automatisch, die Rückschlüsse des Lesers sofort an den Schreiber zurück zu vermitteln.

    Dennoch schreibe ich heute. Wo es doch viel schneller geht, Ideen, Informationen und Wissen zu vermitteln, wie wir es seit vielen Dekaden gewohnt sind zu tun.

    Das Jahr 2131 birgt für mich ein besonderes Ereignis. Ich werde Vater! Vom Standpunkt der Menschheit aus gesehen eigentlich nichts Besonderes, seit es Menschen gibt, ist immer jemand Vater geworden. Aus der Sicht meiner kleinen physischen Welt ist es ein großes Ereignis.

    Du wirst diese Seiten, Zeilen, Wörter und Buchstaben sicher erst lesen, wenn du älter bist; sofern ich dich dafür begeistern kann, Handgeschriebenes zu lesen. Ich hoffe, du wirst eines Tages verstehen und begreifen, dass der Inhalt dieser Seiten für dein Überleben als freies Individuum essenzielle Botschaften und Hinweise enthält. Zwar kann auch Handschriftliches vernichtet und vor der Nachwelt verborgen werden, doch ist es für die jetzige Zeit eine etwas sicherere Methode, die Gedanken von Gewesenem und Erlebtem als eine andere Art Sicherungskopie zu bewahren.

    Deine Geburt gehorcht einer interessanten Reihe. Deine Vorväter wurden 1856, 1900, 1931, 1956, 2000, 2031, 2056 geboren und ich 2100. Wie es aussieht, wirst du 2131 zur Welt kommen. Das sieht nach einer guten Tradition aus. Doch viele sind in den letzten Dekaden verschwunden. Ich würde sagen, spurlos verschwunden!

    Gesucht

    Wieder so ein Tag, von dem man sich wünscht, er möge schnell vergehen oder er hätte so überhaupt nicht stattfinden sollen, dachte Peter ernüchtert. Er hatte keinen vollständigen Erfolg mit seinem Vorhaben gehabt, obwohl es bis ins kleinste Detail durchgeplant war.

    Doch wie fast immer, wenn man eine weitere Person hinzuziehen musste, ergab sich eine Schwachstelle, die schlecht kontrolliert werden konnte. Das hatte er zwar vorher schon geahnt und Vorkehrungen getroffen, sehr spezielle Vorkehrungen, wie er gemeint hatte, aber ...

    Der Resonanz sei Dank musste man heute nicht mehr körperlich töten, es gab einen viel effizienteren Weg, jemanden auszulöschen, ohne dass auch nur die geringste Spur von ihm übrig blieb. Doch das war nicht alleine zu schaffen. Deshalb entstanden oft Schwierigkeiten bei der Durchführung. Einer der Hüter müsste involviert werden.

    Peter hatte zwar wieder einmal die Vergangenheit bereinigen können, aber da war eben noch der Hüter. Okay, ein kleines Risiko gab es eben immer, und er war bereit, dieses einzugehen. Dafür würde er unbehelligt weiterleben können und fürstlich entlohnt werden. Aber er hatte sich wie immer noch keine konkreten Gedanken gemacht, was er mit der Entlohnung anfangen wollte. Das würde er erst tun, wenn er die Einheiten in Händen hielt. Wichtiger war, sein Leben und seine Seele vor dem Zugriff zu retten.

    Doch heute wich er von seinem Weg ab, ungewöhnlich für sein sonst so professionelles und diszipliniertes Vorgehen. Heute machte er sich Gedanken über seine Zukunft, geschützt vor dem Resonanzraum. Wie lange wollte er das noch machen oder besser gesagt, wie lange sollte er das noch erfüllen müssen? Er hatte bis heute keinen Ausstiegsplan. Noch nicht! Es schien ihm stets zu früh zu sein. Doch sein Instinkt sagte ihm, hoffentlich für seinen Kunden nicht zu offenkundig, dass er unauffällig verschwinden sollte.

    Er lachte in sich hinein. Gleich morgen würde er mit der Planung beginnen. Sie musste effektiv, genau und noch detaillierter sein, als bei seinem Auftrag, mit absoluter Risiko- und Möglichkeitenbewertung. Er konnte eine gewisse Sehnsucht nach Anerkennung nicht verleugnen. Sein Verschwinden wäre die letzte Aktion von ihm und sollte in der Szene und bei seinem Kunden so etwas wie Respekt erzeugen, obwohl er wusste, dass solche Gedanken mehr Risiken als Möglichkeiten der Erfüllung bargen.

    Peter musste sich sputen, dem Hüter noch einmal eindeutig seine Position erklären und ihm noch eindringlicher die Gefahr verdeutlichen, in der dieser sich befand, sollte auch nur der kleinste Informationsschnipsel auftauchen. Aber das müsste funktionieren, der Hüter war ja ein Gesinnungsgenosse.

    Der Hüter war in schlechter Stimmung. Peter war sich sicher, dass er eine Ahnung hatte, was auf ihn zukommen würde. Aber Ahnungen waren Regungen, auf die sich ein Hüter nicht einlassen durfte. Nur klare Informationen aus dem Resonanzraum durfte er berücksichtigen. Doch bei Menschen spielten eben Gefühle immer noch eine Rolle. Sie agierten anders, wenn Gefühle ins Spiel kamen. Da konnten Regeln, Vorschriften oder ein Standes-Code nicht unbedingt helfen.

    Peter setzte sich an den Tisch. Er war ein Profi. Sein Blutdruck blieb normal, keine Schweißperle benetzte seine Stirn oder befeuchtet sein wunderbar blaues, wie Seide schimmerndes Shirt. Die Kontrolle seiner Körperfunktionen hatte er in jahrelanger Übung perfektioniert. Peter blieb cool, was er von dem Hüter nicht behaupten konnte. Bei ihm zeichneten sich Schweißflecken auf dem purpurroten Gewand ab. Wenn Schweiß rote Seide benetzte, wurde sie dunkler, doch das war jetzt nicht relevant, sondern für Peter höchstens ein Zeichen, dass er mit diesem Menschen besonders umsichtig verfahren musste.

    Er kannte das ja schon von einem früheren Fall der Justiz. Die Strategie war klar. Der Hüter sollte nur erfahren, dass ihm das Gleiche passieren konnte, wie es bei Peter geplant war, der verschwinden beziehungsweise gelöscht werden sollte.

    »Du kennst meine Fähigkeiten und du weißt, was manchmal passiert, um Störungen zu vermeiden?«, begann Peter die Sachlage und Folgen zu erklären.

    »Ich weiß sehr wohl, was passieren kann, doch ist die Loge der Hüter noch nie in solche Schwierigkeiten gekommen«, antwortete der in Rot gekleidete Hüter äußerlich ruhig.

    »Dann kennst du nicht die ganze Wahrheit. Ich kenne sie und ich wäre beinahe … Aber das spielt hier keine Rolle. Ich sage dir nur so viel, ich konnte entkommen und kann auch dafür sorgen, dass niemand entkommt. Lass uns jetzt über das Geschäft reden. Ist es erledigt, bin ich weg, und du hast nichts zu befürchten.«

    Dem Hüter war klar, was das für ihn bedeutete. Er blieb erstaunlich ruhig und gelassen, zumindest äußerlich, was Peter Hoffnung gab. Natürlich wusste Peter um den inneren Kampf des Hüters, würde er doch das wichtigste Grundprinzip seines Standes verletzen.

    Als Peter ging, wusste er, dass ihm keine Gefahr mehr drohte. Der Hüter war leichter zu behandeln gewesen als gedacht. Dennoch wollte er sich nicht zu sicher fühlen. Ein Restrisiko gab es immer. Aber seine Gedanken schweiften, wie immer, wenn er das ohne Einbeziehung des Resonanzraumes tat, ab, in Richtung seines neuen Planes – seines Verschwindens.

    Die nächste Aktion war, mit Professor Petersen zu sprechen. Auch dieser sollte wissen, in welche Gefahr er sich begeben könnte. Anschließend musste er an seine Energie-Einheiten kommen. Er hatte seine Selbstverteidigung als Auftrag verkauft. Die Abwicklung musste mit der ihm gewohnten Zwanglosigkeit einhergehen, um keinen Verdacht zu wecken. Der Kunde war clever, sehr sensibel und ohnehin misstrauisch. Bei ihm war absolute Vorsicht geboten.

    Peter war klar, dass er sich mit ihm allemal im illegalen Bereich bewegte. Sein Kunde war für seine Verschlossenheit bekannt, was für seine Arbeit nicht nur ein Muss, sondern überlebenswichtig war. Er durfte keinerlei Signatur im Resonanzraum hinterlassen, was nur durch große Anstrengung und Selbstdisziplin möglich war.

    Mit seinen Fähigkeiten, über tiefste Meditation Gedanken auszuschalten und nur noch zu handeln, hatte er die Fähigkeiten seines Lehrers und Meisters weit übertroffen. Wobei sein Meister nicht ahnen konnte, dass er einmal auf der anderen Seite der Erkenntnis seine Kreise ziehen würde. Woher sollte das auch jemand wissen, da Peter seinen Gedankenstrom im Resonanzraum ausschalten konnte wie fast kein anderer.

    Gleich würde Peter das überwältigende Anwesen seines Kunden erreichen und die Energie-Einheiten in Empfang nehmen. Sein Schwebewagen trug ihn sanft über die von leichtem Wind gekräuselten Ährenfelder, die noch in saftigem Grün erschienen und sich mit langen Hälsen zur Sonne reckten. Er hatte heute die bodennahe Route gewählt, da er dann besser die Schönheit der Natur genießen konnte. Vereinzelte Buschreihen, die in voller Blüte standen, säumten die Felder. Er konnte den Geruch der wilden Rosen erahnen. Peter genoss diese kleine Reise und entspannte sich zunehmend.

    Diese angenehme Art zu reisen, wie sie die in der Schwerkraft schwimmenden Schwebewagen boten, erfreute ihn immer wieder. Er reist gerne und viel auf diese Weise. Oft auch nur zum Vergnügen oder um sich dem Geschwindigkeitsrausch hinzugeben. Manchmal auch nur, um die renaturierte Erde und ihre Schönheit zu bestaunen.

    Er konnte das auch heute fühlen, zumal in seinem Unterbewusstsein, verriegelt und für niemand anders zugänglich, sein Plan, zu verschwinden, mehr und mehr Gestalt annahm.

    Nur noch wenige Minuten, bis er bei seinem Kunden ankommen würde.

    Blau

    Jean-Luc hasste es, immer wieder zu einer Samstags- und Sonntagsschicht im Labor eingeteilt zu werden. Aber was sollte er machen? Die Schichtzulage brauchte er dringend, um überhaupt über die Runden zu kommen. Jobs wie diesen gab es nicht viele. Seine Ausbildung als Bio-Informatiker war zwar als zukunftsträchtige Ausbildung angepriesen worden, es muss aber auch Unternehmen geben, die jemanden wie ihn beschäftigten und bezahlten wollen.

    Er hatte sich während seines Studiums vorgestellt, durch seine Ausbildung später ein ordentliches Auskommen zu haben. Sein Abschluss war nicht gerade der beste. Mit einer 2,4 und dem Jahr, das er länger benötigt hatte, konnte er froh sein, da zu sitzen, wo er jetzt war: bei BioComp als Laborant.

    Das zusätzliche Studienjahr bezeichnete er als Vertiefungsstudium. In Wahrheit hatte er sich während dieser Zeit intensiv mit dem Hacken von Computern und Servern so mancher Regierung und Sicherheitsorganen beschäftigt. Er hatte in dieser Zeit einen ziemlich hohen Level und ein paar spektakuläre Erfolge erlangt; unter anderem hatte er den Server des Europäischen Sicherheitsservices gehackt. Einmal drin, hatte er seine ihm unangenehmen Daten gelöscht und durch unauffällige ersetzt. Obendrein hatte er auf der Startseite ein kleines Video, das betrunkene Regierungschefs und Politiker zeigte, hinterlassen.

    Er hat in dieser Zeit nichts zerstört oder kaputtgemacht, er wollte nur zeigen, dass es die absolute Sicherheit in der vernetzten Welt nicht gab und nicht geben wird.

    BioComp war ein führendes Hightech Unternehmen in der aufkeimenden Bio-Computer-Industrie und vom Mutterkonzern FortyTwo mit seinem exzentrischen Vorsitzenden und Inhaber Tobias David finanziell gut ausgestattet. Trotzdem waren kommerziell verwertbare Lösungen erst langfristig in Sicht. Was den großen Vorsitzenden, in Insiderkreisen Grövo genannt, immer wieder zu lautstarken Wutanfällen veranlasste.

    Grövo war die Abkürzung für Größter Vorsitzender aller Zeiten.

    BioComp war das heiß geliebte Hobby von Grövo, aber gleichzeitig der Teil seiner Unternehmungen, welcher sich nicht mit radikalen und fanatischen, aber meist auch äußert kreativem Marketing, in einen warmen Geldregen verwandeln ließ. Sonst schaffte er es gewöhnlich immer wieder, ein ursprünglich tot geglaubtes Thema in den Markt zu puschen und damit einen Hype zu erzeugen.

    Doch das war Jean-Luc heute egal. Ihn erwartete eine öde Schicht und damit ein langweiliges Wochenende. Protokollieren, Werte ablesen, dokumentieren und sicherstellen, dass alle gerade laufenden Prozesse um Gotteswillen nicht gestört wurden. Also ein großer Haufen eintöniger Routinearbeit.

    Er hatte jedoch vorgesorgt und wenigstens für ein bisschen Abwechslung seinen Personal-Desktop, kurz PD, ins Labor geschmuggelt, um seine Online-Aktivitäten fortsetzen zu können. Heute war das Schneiden und Re-Sampeln seiner neuesten musikalischen Werke dran. Das erforderte etwas Rechenzeit, und das konnte sehr gut geschehen, während er die Protokolle und Dokumentation durcharbeiten musste.

    Musik komponieren und in eine elektronische Form bringen war neben dem Hacken von Servern seine zweite Leidenschaft, die in letzter Zeit etwas in den Hintergrund gerückt war. Mit seiner Musik hatte er bereits ein paar Achtungserfolge. So war einer seiner Songs in den Download-Statistiken unter die ersten hundert gekommen; natürlich bei der Download-Statistik für kostenlose Musik - aber immerhin. Er war in der Szene kein vollkommen Unbekannter mehr. Klar, er hätte den Server auch hacken und seine Musik in eine vordere Position bringen können, doch das erschien ihm wie Selbstbetrug. Er wollte wirkliches und ehrliches Feedback der Hörer.

    Die zwei Werke, die er gerade in der Mache hatte, würden gewiss eine bessere Position erreichen. Da war er sich sicher. Er hatte einige der kritischen Kommentare in den Blogs berücksichtigt und, wie er meinte, geschickt eingearbeitet.

    Was war das für eine blöde Meldung zur Condenser-Cell sieben auf dem Bildschirm?

    Wahrscheinlich hatte Marvin, dieser Arsch, wieder mal vergessen, genügend Nährstoff für die Zellen bereitzustellen. Jean-Luc stand genervt von seinem Platz auf, durchschritt gemächlich den Raum und ging Richtung Labor für die Zellkulturen.

    Es war kaum zu glauben, dass er sich in einem Labor für Computertechnologie befand. Überall Behälter mit den verschiedensten Flüssigkeiten, Schläuche, die die Behälter mit Klimaschränken verbanden. Verschiedenste Lichtquellen, wie kalte LED-Strahler, warmes Glühbirnen-Licht oder Pflanzenleuchten, kamen zur Anwendung, eben das ganze Portfolio an Beleuchtungstechnik, das man sich vorstellen konnte.

    Jean-Luc hatte mal zu seinem Chef gesagt, dass er sich hier wie in einer abstrusen Endzeit-Disco fühle. Nur die Musik fehlte, obwohl er seine ja immer dabei hat. Er traute sich aber nicht, diese über seine PC-Lautsprecher im Labor abzuspielen.

    Aber wo war jetzt Condenser-Cell sieben? Eine Condenser-Cell war ein spezielles Behältnis, das für die Zucht und Lebenserhaltung von lebenden Zellen bei BioComp entwickelt wurde. In einer Condenser-Cell konnten die verschiedensten klimatischen Bedingungen erzeugt werden. Auch alle nur denkbaren Lichtquellen konnten installiert werden.

    Jean-Luc musste noch mal zu seinem Platz zurück. Dort hatte er einen Übersichtsplan auf dem Monitor, der die genaue Position der einzelnen Condenser-Cell zeigte. Seine vermeintliche Unordnung auf dem Schreibtisch war für ihn kein Problem. Er fand stets sofort, was er suchte. Außerdem hatte er statt eines Ausdrucks aus Nostalgiegründen die Dokumente auf dem Rechner. Schnell noch die Kopfhörer in die Ohren gesteckt und dann nach Nummer sieben schauen.

    Als er das Labor für die Zellkulturen betrat und in die Nähe von Condenser-Cell sieben kam, tauchten plötzlich komische fremde Bilder und Wachträume in seinem Kopf auf. Er konnte sie sich überhaupt nicht erklären. Aus den Augenwinkeln nahm er ein schwaches blaues Leuchten wahr. Vielleicht war das die Spätwirkung vom Gras, das er am Vortag geraucht hatte?

    Er hatte große Schwierigkeiten, sich an den Plan, an Nummer sieben oder wo genau er jetzt war, zu erinnern. Langsam nahm er das blaue Glimmen als Realität wahr. Er beschleunigte seine Schritte zum harten Beat in seinen Kopfhörern. Je näher er zu Nummer sieben kam, umso stärker wurde das blaue Leuchten. Gleichzeitig tauchte er mehr und mehr in die Filme in seinem Kopf ein. Welch wirre Bilder, Szenen, nicht vorstellbar und verzerrt, zeigten sich ihm da? Als würde er bei seinem Fernsehgerät mit großer Geschwindigkeit durch die Programme zappen. Die einzelnen, kurzen Filmsequenzen strömten in Farbe und von den verschiedensten Seiten auf ihn zu. Dann zerplatzten sie vor seinem geistigen Auge. Das hatte er nicht mal erlebt, als er seine erste Erfahrung mit LSD gemacht hatte. Wieso sah er plötzlich unbekannten Menschen, sah was sie taten, hörte, was sie sprachen? Er fühlte sich, als sei er mitten drin.

    Jean-Luc erschrak fürchterlich, als sich eine Hand auf seine Schultern legte und ihn aus den Bildern und Filmen in seinem Kopf riss. Er drehte sich ruckartig um und blickte in das grinsende Gesicht von Silvia.

    »Mein Gott, hast du mich erschreckt! Geht’s noch? Du weißt doch, wenn ich meine Kopfhörer aufhabe, bin ich in einer anderen Welt. Was willst du eigentlich hier?« Sein Herz klopfte noch immer bis zum Hals.

    »Ich dachte ich besuche dich am Wochenende mal im Labor. Und der kleine Schreck diente dazu, dich wieder in die normale Welt zurückzuholen. Wenn du Musik hörst, tauchst du immer total weg. Das ist manchmal richtig erschreckend. Außerdem habe ich was für uns mitgebracht. Es liegt auf deinem … naja Arbeitsplatz ist vielleicht die falsche Beschreibung … also auf deinem Sauhaufen. Komm jetzt!« Sie zerrte ihn am Ärmel weiter aus dem Labor.

    »Hey, hey, nicht so schnell! Ich muss noch nach Condenser-Cell sieben schauen. Der Rechner hat mir eine Instabilität gemeldet.«

    »Der Einzige, der hier instabil ist, bist du«,

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