Am Wege Oins oms andr': Essays, Erzählungen, Briefe, Gedichte, Rezepte
Von Herbert Demel
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Über dieses E-Book
Herbert Demel
Geboren ist Herbert Demel am 5. Juni 1946 (om siebene morgens en d'r Felsaschdross) in Heidenheim. Er verlebte Kindheit und Schulzeit in der Stadt an der Brenz. Später wurde Waldenbuch seine Heimat und der großartige Schönbuch dromrom. Sein beruflicher Werdegang begann 1960 mit einer Lehre als Kaufmannsgehilfe bei der Optimal Ölfeuerungsmaschinenbau GmbH in Gerstetten. Nach deren Auflösung ein kurzes Verweilen bei der Spedition Weichelt, bei Leitz in Oberkochen. Dann 1970 Eintritt in die Siemens & Halske AG im Werk für Kondensatoren in Heidenheim. 1972 Wechsel in die Zweigniederlassung Stuttgart der Siemens AG in den Regionalvertrieb zuerst als Innenbearbeiter, später im Außendienst der Fertigungsautomatisierung. Bis zu seinem Pensionsalter. In all den Jahren hat er geschrieben. Gedichte, Erzählungen, Essays entstanden. Bei den Baden-Württembergischen Literaturtagen 2010 in Heidenheim erschienen im Rahmen "erzählweise" vier kleine Episoden aus seiner Jugendzeit.
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Buchvorschau
Am Wege Oins oms andr' - Herbert Demel
„Am Wege nennt der Verfasser Essays und Geschichten die im Laufe der Jahrzehnte entstanden sind. Die auf- und z.T. mitgeschrieben wurden. Die Titelseite, ein Aquarell mit dem Titel „Türen
, versinnbildlicht Einblicke in erlebtes und erfahrenes, dahinter verborgenes. Diese Geschichten bilden einen wesentlichen Teil früherer Niederschriften wie sie an Geburtstagen, oder Familienfeiern immer wieder erzählt wurden. Und in einer alten Kladde Jahre lang unbesehen blieben. Zum Teil fünfzig Jahre.
hic habitat felicitas
trotz vieler Unbillen
aber auch durch Fröhlichkeit und Freude die ein
fünfundsiebzigjähriges Leben
so mit sich bringt mein Dank an meine Stadt
hier wohnt das Glück.
Inhalt
Prolog
Danksagung
Die Vorgeschichte I
Die Vorgeschichte II
Zukunft braucht Herkunft oder Bewegung ist Leben
Oins nach em andera
Mund.art Stammtische
„Vor em Lamanik"
Schönbuch
Königliche Jagdhütte im Schönbuch
Württembergs Hymne
La Palma Briefe
Fragment
Altweibersommerlicht
Unwetter im Killertal
Waldenbuch Aufschriebe
Am Karle seim Geburtstag
en d’r Eil’
Wia sei Waldbuãchr Heiland glached had
obstbaumblüte
Silvester 2012 Altjahrabend
scheana aussicht
Wenn da svtr. Klassáschbrechr wirschd
nur eine Haltestelle
Briefe an Canadafreunde
Herbis Kolumnen
Rituale
Wie ’r å echdr Waldãbuãchr worda isch
Obends em Flecká
Der Besuch
Vorred’ Literarische Soiréé in Timo Böckles Reussenstein, vor einem trefflichen 7-Gänge Menue
Stammtischrede vo oim
Auszug bei einem Traugott Armbrüstle Fest im Dinkelacker Braukeller en Heslich
Anhang 1 Gedichte
Nachtrag zur Kolumne „Besuch"
Epilog
Anhang 2 Rezepte
Bisher sind vom Verfasser erschienen
Schlussrede
Veröffentlichung Künstler zu Corona
Und eine Karl Heinz Haaf Karikatur von’em
Prolog
Trotzdem zwinge ich mich, optimistisch zu sein. Sonst würde ich gar nichts mehr machen.
Ich glaube dass man in dieser barbarischen Zeit sich selber treu sein muss und Zeuge sein dieser Dekadenz da sein und versuchen, das zu sagen, was man sagen kann in den Grenzen seiner Erziehung und Generation.
Entnommen
Gedanken von Federico Fellini
Danksagung
Es ist ihm ein tief empfundenes Bedürfnis Personen und Institutionen einen herzlichen Dank auszusprechen, die mittelbar oder auch unmittelbar, zum Entstehen dieses Büchleins beigetragen haben.
Der erste Dank geht an seine Mutter *11.3.1922 † 23.7.2013 (en Hoirna als d’ Eßlengrs Lies vo dr Felsastroß bekannt). Sie hat buchstäblich unentwegt dafür gesorgt, dass wegen eines oft rüpelhaften Verhaltens in seiner Jugend (und teilweise auch später), folglich verhängte Strafen (ohne Prügel) meist als Strafarbeiten themengebundener Aufsätze zu absolvieren waren. Diese wurden in eine Kladde gelegt, wo sie dann rund fünfzig Jahre dem Vergessen an heim fielen.
Auch seiner lieben, lieben Oma der Eßlingers Marrie, die in jungen Jahren schon taub geworden, aber ein photographisches Gedächtnis hatte und das ganze damalige evangelische Kirchengesangbuch mit allen Versen auswendig aufsagen konnte. Daraus viel gesungen hat. Auch mit ihm.
Seinem Opa, dem Christian. Dessen steter Begleiter er auf seinen Albwanderungen war. Meist quer Feld ein. Und der ihn angenommen hat. Mit all den Eigenheiten, Ausbrüchen und Gedankenstürmen und der bald mit seinem Freund, dem Dr. Jehn anthroposophisch ergründete, das sich als Grund für manches wohl ein ausgeprägtes „rechts/ links" Denken abzeichne.
„Das dem Kerle in seinem Leben noch sehr viel Kümmernisse bereiten söllete"...
Seinem lieben Vater, dem Erich, der mit seinen nimmermüden, aber folgerichtigen Ermahnungen und Beispielen aus dem Leben letztendlich doch einen in der Gesellschaft relativ brauchbaren Menschen mit entwickelt hat. (Und sie beide, weil die halbe Verwandtschaft inzwischen verstorben, mit seinem einzig noch lebenden Bruder Albert, fast alleine dastehen, en Hoirna.)
Seinen Lehrern, die mit nie endender Geduld sich dieses Schulkinds angenommen und gefördert haben. D’r Herr Bezner 1953 ihm in der Bergschule das A,B,C beigebracht. Willi Pfisterer der Freund der Familie (d’r Ma vo d’r Durawirts Trudl), Satzgestaltungen und farblich künstlerische Ambitionen geweckt und gefördert hat. In der Olgaschule d’r Schulmeister Wulz, d’r Vaddr vom Dr. Wolfgang (mund.art) und Herr Markgraf mit seinen redlichen Bemühungen, Mathematik und Brüche in den Riebeleskopf zu brennen. Lebensprägend dann die Westschule, Fritz Schneider der Heimatbuchschreiber in den Dreißigern d.v.Jh. und sein Rektor. Ganz besonders aber Edmund Hohl, der den vierzehnjährigen in den Beruf und ins Leben geschickt hat. Der dem verklemmten Büble mit Lobsang Rampa und dem dritten Auge, Ansichten und das Leben des Dalai Lama mitgegeben hat. Aus Worten Bilder zu sehen. Die später in mancher Theater Inszenierung plastisch erlebt wurden.
Seinen Buben, die in den Jahren den stets schwäbisch schwätzenden Ollen gesehen haben und nun (kopfschüttelnd) bemerken, dass er jetzt auch noch so schreibt. Und zu Lesungen geht.
Natürlich Theophil Knoll, der selbst in bösartigster Diskussion und Widerstreit die Sache abgetan hat und nur noch meinte: „So send se halt, die Gnöpfleswäschr".
Seinem väterlichen Freund Erwin Ruck, für seine jahrzehntelangen gemeinsamen Besuche bei den Stuttgarter Kickers und der ihn zur SPD in Waldenbuch geführt hat.
Dr. Gerhard Raff, für die Gespräche en dr Degerlocher Scheuer und seine Anregungen. Ihre Begegnungen und seine Vorträge, seine Bücher, weil: „hie gut Wirtenberg allerwege". Und weil sie die Familiengräber uff em alda Friedhof en Degerloch neabánándr hend, dort beim Gieaßá ond Ókrautzupfe in manch philosophische Betrachtung verfallá send.
Dr.Wolfgang Wulz, seinem Heidenheimer Landsmann und Freund. Der als Vorsitzender des Vereines mund.art ihm ein späteresVorbild geworden ist. Walter Jens, in dessen Vorlesungen er als Gasthörer vielmals ein ganz neues Weltbild für sich erfahren hat und bei dem er manchen späteren Bekannten in Tübingen getroffen hat, wie z.B einen damaligen Theologieprofessor Josef Ratzinger, und im Disput mit Hans Küng hatte beiwohnen können. Und das als Evangelischer. In Erinnerung geblieben, seine sanfte Stimme, die in bei allem Diskurs nie laut und aufbrausend war. Zwingend aber in der Argumentation, was auch der Antipode zugegeben hatte.
Dann seiner Gefährtin, die mit großem Verständnis die Wandlung des verschrobenen 68ziger (und Mutlanger Demonstranze), zum klassischen Spießbürger erlebt und mitgetragen hat.
Seinem besten und einzigen Freund, dem Joggi von der Felsenstraße, mit dem er noch heute fest und treu in dieser Freundschaft verbunden ist.
Die Ausgabe hat ihren Sinn erfüllt, wenn Sie verehrte Leserin, verehrter Leser tapfer das Büchlein kaufen und mit einem leisen Lächeln ihr „Freid" drá hend.
Waldenbuch, im Dezember 2021.
Die Vorgeschichte I
Er will ganz bewusst an den Anfang dieses Büchleins eine kleine Fantasie stellen. Diese ist sozusagen die Prosa Fortschreibung des Gedichtbändleins „Hoimet Waldãbuãch.
Jeder der nach Waldenbuch kommt, also auf der alten Schweizer Straße, muss zuerst von einem Schönbuchrücken hinunter in die Stadt. Und logischerweise an der anderen Seite wieder hoch, will er nicht nach Nürtingen, oder Böblingen. Und sie werden völlig überrascht sein, wenn er jetzt auch noch behauptet, dass diese wunderschöne Landschaft bei Nacht völlig anders aussieht, als bei Tag. Manchmal auch recht dunkel ...
Viele der Geschichten erzählt „er. Er ist nicht immer ich. Also der Verfasser. „Er
hat sich eingebracht in die Erzählungen. So ist der Prodagnist auf einmal der Erzähler, oder der Leser, oder sein Zuhörer. Machen sie mit. Lassen Sie sich darauf ein. In Ihren Gedanken und in ihrer Fantasie. Und genau so gibt er die Geschichten weiter an Sie.
Und fast immer hat es bei den Erzählungen mit Heimat zu tun. In der „er" sich bewegt. Mancher Vorabkritiker vermisst vielleicht einen spontaneren Realismus. Ein heutig sein. Weil aber oft zehn, gar zwanzig, oder mehr Jahre zwischen den Episoden liegen, sind auch schwarz weiß Bilder darunter. Sind sie typisch für unsere Zeit? Oder gestrig? So wie erinnern spontan die Sekunde ist, vielleicht eben geschehen, oder aber Jahre davor. Entscheiden sie selber.
Die Setterhündin Aischa hat Gewohnheiten. Öfters schon hatte sie ihre kalte Schnauze in seine Handfläche geschoben, die er noch tief schlafend aus dem Bett hängen lies. Ein leises Wimmern und er ist ganz wach. „Ja, ja, ich komme ja". Der Blick auf den Radiowecker zeigt ihm, dass es gerade vier Uhr in der Früh ist und stockdunkel. Er hört das leise Atmen der Gefährtin und das lässt ihn noch vorsichtiger aufstehen. In der Diele liegt ein Jogging Anzug auf einem Stuhl. Und die Jogging Schuhe darunter. Er zieht es an und leise klappt die Türe hinter ihm zu. An der Halsung des Hundes hängen Hundemarke und ein Glücksbringer, die jetzt fast überlaut auf der stillen Treppe nach unten klappern. Er verlässt das Haus und der kurze Weg zum Ritter-Sport-Stadion und zum Feldweg Richtung Steinenbronn bewältigt er schnellen Schrittes. Der Hund trabt fröhlich nebenher und goutiert die Frühtour ab und zu mit einem leisen Grunzen. Was so ihre Art ist. Er überlegt, ob das Setter typisch sei. Lässt den Gedanken aber fallen. Vor den Feldern am Stadionzaun erledigt sie ihr kleines Geschäft und sie traben dann auf dem leicht ansteigenden Weg der ersten Kuppe am Waagrein zu. Wo der Weg nach unten und zur alten B 27 abzweigt, bleibt er stehen und japst. Also er und nicht der Hund. Sein Blick geht über die Lichter der noch schlafenden Stadt. Stadtkirche und Schloss zeichnen sich schemenhaft nach Süden vor den Schönbuchhöhen. Und da macht er eine Entdeckung, bislang nie gesehen:
starlight express
audoliachdr
liachdrbah
nach em deddaheisr amblschdob
losglassã
am deiflsbruch vrbei
waldvrlassãd
blizza zwischã de beim
liachdr hentrãnãndr
ois nach am andrã
zeha odr zwanzg
bogãziehend aus em wald naus
en d’r schloif
am grohnahof na
bis se beim neff
neidauched ens schdädle
donkl hendrlassãd
da roina nuff
ond schbädr d’ rickliachdr
nach
schdoinabronn naufziagad
ond nau au’s rauscha
heerschd
Die Vorgeschichte II
Es war eigentlich eine anfänglich wenig beachtete Begegnung mit einem Menschen bei einer Vernissage. Später bei Gesprächen und Erzählungen, in Diskussionen und durch Hinweise auf eine regionale Literatur und Veranstaltungen. Auf Lesungen focussiert, seine Betrachtungsweisen die letztlich für den Verfasser beeindruckend wurden.
Theophil Knoll, der Bekannte, ist 69 Jahre alt und seit er aus diesem Grund ein Pensionär ist und weil er fast zwanghaft eine Tätigkeit gesucht und letztlich gefunden hat, sei er ein selbsternannter Aufschreiber. Er wohnt in der Nähe von ihm am Rande des Schönbuchs. Seine bisherigen literarischen Anflüge waren nun in der Tat nicht etwa weltbewegend. Seit seiner frühesten Schulzeit hatte man ihn angehalten alle besonderen Ereignisse, oder selbst erlebtes, oder bemerkenswertes genauestens zu dokumentieren. In Schulhefte, Kladden. Oder in losen Blattsammlungen nieder zu schreiben. Diese Exzerpte quasi wie Schulaufsätze zu formulieren. Dabei war er kein, wie man heute sagen würde Legastheniker. Obwohl, seine Fehlerquote erfuhr durchaus der Korrektur und folglich der nachgeübten Verbesserung. Diese frühen Werke legte er in Kladden, die im Werkunterricht sorgfältig hergestellt worden waren. Dickere Kartonagen sind mit dünneren Papieren DIN A1 umleimt. Die sie mit so genannten Leimfarben bestrichen und mit Ornamenten verziert hatten. In kleinere Kartonstücklein wurden mit der Schere unregelmäßige Ausschnitte geschnitten. Um dann eben nach dem bestreichen der Leimfarben allerlei Ornamente darauf zu ziehen, oder Kringel zu drehen. Nach dem Trocknen auf einer Leine im Werkraum in den verschiedenen Farben, wurden diese auch als Hüllen zum einbinden der Schulbücher verwandt und auf der vorderen Seite mit einem vierfach umrahmten Klebeschild versehen auf dem nun stand, Rechnen Klasse 7b.
Dann hatte man in die Buchdeckel wie bei einer Lochung mit der Schere Einschnitte gemacht, mit farblich angepassten Bändern durchzogen, so dass sie mit einer Masche gebunden und zusammengezogen werden konnten. Diese Technik ermöglichte auch die Aufnahme größerer Sammlungen von Papieren.
In eine solche Kladde also wanderten all die geschriebenen Werke mit samt den, wie gesagt, notwendigen Verbesserungen. Dies alles wurde mit großer Sorgfalt fortgeführt, auch in späteren Jahren, den Jahren seiner Lehrzeit. Wobei er sachlich feststellte dass die späteren Werke keine größeren Verbesserungen mehr enthielten. Es kamen auch Reime hinzu, in denen tiefster Seelenschmerz der ersten und spätere unerfüllte Lieben zum Ausdruck kamen. Weltschmerzattitüden der 68zer und Gedanken