Ein außergewöhnliches Dokument der Toleranz aus dem Jahr 1510: Reuchlins Ratschlag ist ein Plädoyer für die friedliche Koexistenz von Christen und Juden, für die Freiheit des Andersdenkenden und für den Wert des Buches an sich. Das... more
Ein außergewöhnliches Dokument der Toleranz aus dem Jahr 1510: Reuchlins Ratschlag ist ein Plädoyer für die friedliche Koexistenz von Christen und Juden, für die Freiheit des Andersdenkenden und für den Wert des Buches an sich. Das Gutachten für Kaiser Maximilian I. sprach sich vehement gegen die geplante Einziehung und Vernichtung aller hebräischen Schriften im Reich aus. Es löste den sogenannten Judenbücherstreit aus, die erste große mediale Auseinandersetzung seit der Erfindung des Buchdrucks.
Der Band bietet eine sorgfältige Neuedition mit Übersetzung, Stellenkommentar und Nachwort. (Verlagstext)
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Praxeologie boomt. Doch nicht immer entgeht sie der Gefahr, relativ unverbunden nebeneinander stehende Mikrostudien zu produzieren und dabei vergleichende sowie interepochale und transkulturelle Perspektiven aus dem Blick zu verlieren.... more
Praxeologie boomt. Doch nicht immer entgeht sie der Gefahr, relativ unverbunden nebeneinander stehende Mikrostudien zu produzieren und dabei vergleichende sowie interepochale und transkulturelle Perspektiven aus dem Blick zu verlieren. Anhand der Unterscheidung von Praxisformen, Praxen und Praktiken zeigt dieser Band Wege auf, wie Makro- und Mikroperspektive zu verbinden sind. Zudem demonstrieren die Beiträge anhand konkreter, quellennaher Fallstudien - zu Themen wie Archivieren, Dokumentieren, Erinnern, Legitimieren, Polemisieren, Verträge schließen oder Versprechen brechen -, wie diese Wege in der praxeologischen Forschung beschritten werden können.
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Dass Menschen absichtsvoll handeln, dass sie planen und Strategien ausarbeiten, zeigt sich im Alltag ebenso wie in historischen Quellen. Zu erforschen, welche Motive und Überzeugungen mittelalterliche Akteurinnen und Akteure zum Handeln... more
Dass Menschen absichtsvoll handeln, dass sie planen und Strategien ausarbeiten, zeigt sich im Alltag ebenso wie in historischen Quellen. Zu erforschen, welche Motive und Überzeugungen mittelalterliche Akteurinnen und Akteure zum Handeln veranlasst haben, ist eine methodologische und theoretische Herausforderung, der sich die Mediävistik bislang selten gestellt hat. Der Band geht diesen Fragen anhand von Fallbeispielen nach und gibt damit Anstöße zu einer historischen Intentionalitätsforschung.
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Jan-Hendryk de Boer unternimmt in dieser Arbeit eine genealogische Rekonstruktion des Konikts um Johannes Reuchlin und die jüdischen Bücher mit dem Ziel zu verstehen, wie strukturelle Gegebenheiten, personales Handeln und interpersonale... more
Jan-Hendryk de Boer unternimmt in dieser Arbeit eine genealogische Rekonstruktion des Konikts um Johannes Reuchlin und die jüdischen Bücher mit dem Ziel zu verstehen, wie strukturelle Gegebenheiten, personales Handeln und interpersonale Kommunikation Möglichkeiten und Grenzen für Akteure schaen, mit ihrem Denken, Schreiben und Handeln die Wirklichkeit zu verändern. Der spätmittelalterliche Judenhass, die Ausbreitung des Humanismus, der Buchdruck sowie die Erosion institutioneller Mechanismen wie Lehrverurteilungen und Zensur werden als Ermöglichungsbedingungen verstanden, die dazu führten, dass die Auseinandersetzung um die Frage, wie mit dem jüdischen Schrifttum umzugehen sei, allmählich eskalierte. Die beteiligten Humanisten, Theologen und Publizisten versuchten, die Gelegenheit für eine Neuordnung der gelehrten Welt zu nutzen. Sich neue Handlungsspielräume zu schaen, bedeutete dabei immer auch, danach zu streben, den momentanen Überschuss an Kontingenz erneut in Ordnung zu überführen, aus der die jeweiligen Gegner ausgeschlossen werden sollten. Begleitet wird die historische Rekonstruktion von der Frage, wie eine ideengeschichtliche Arbeit gestaltet werden kann. Neben sprachlichen Handlungen treten insbesondere Institutionen und Intentionen als Faktoren in den Blick, die im Zentrum einer ideengeschichtlichen Methodologie stehen können.
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Der Kompromiss ist eine Technik, mit der Konflikte über Zugeständnisse an konfligierende Sichtweisen und Positionen reguliert werden. Dass er in unterschiedlichen historischen wie gegenwärtigen gesellschaftlichen Kontexten ermöglicht, mit... more
Der Kompromiss ist eine Technik, mit der Konflikte über Zugeständnisse an konfligierende Sichtweisen und Positionen reguliert werden. Dass er in unterschiedlichen historischen wie gegenwärtigen gesellschaftlichen Kontexten ermöglicht, mit Konflikten umzugehen und gewaltsame Eskalation zu vermeiden, macht ihn zu einem relevanten Gegenstand politikwissenschaftlicher wie geschichtswissenschaftlicher Forschung. Dieser Rezensionsaufsatz diskutiert aktuelle Literatur zum Thema aus beiden Disziplinen und fokussiert vier Themen: die Rolle von Kompromissen in Demokratien und Nicht-Demokratien, schlechte und gute Kompromisse, die historische Variabilität von Kompromissen sowie Voraussetzungen von Kompromissen.
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Nachdem der Humanismus in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts vielfach problemlos Aufnahme an den Artesfakultäten der deutschen Universitäten gefunden hatte, mehrten sich zur Jahrhundertwende Klagen über die vermeintliche... more
Nachdem der Humanismus in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts vielfach problemlos Aufnahme an den Artesfakultäten der deutschen Universitäten gefunden hatte, mehrten sich zur Jahrhundertwende Klagen über die vermeintliche Feindschaft, mit der Scholastiker die „litterae“ bekämpften. Der Beitrag zeigt, dass Humanisten zunächst lokal begrenzte Streitigkeiten zu Grundsatzkonflikten stilisierten, in denen sie sich die Rolle zuwiesen, die humanistische Bildung gegen scholastische Feinde verteidigen zu müssen. Bis in die 1510er Jahre fehlen jedoch Hinweise auf eine organisierte und großflächige Abwehr der „studia humanitatis“ und ihrer Anhänger durch die Scholastiker. Das von den Humanisten entworfene Bedrohungsszenario ermöglichte ihnen, sich als Gruppe nach innen zu solidarisieren und nach außen abzugrenzen. Zugleich legitimierte es die Verwendung invektiver Praktiken, die in der gelehrten Auseinandersetzung an den Universitäten unüblich waren. Indem Humanisten ihren fabrizierten Feinden Invektivität unterstellten, inszenierten sie sich als berechtigt, mit den nämlichen Mitteln zurückzuschlagen
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Der Beitrag fragt nach dem Metapherngebrauch in Schreiben, die durch die päpstliche Kanzlei im 13. und 14. Jahrhundert ausgefertigt worden sind. Es wird davon ausgegangen, dass der Einsatz von Metaphern nicht einfach nur routinisiert... more
Der Beitrag fragt nach dem Metapherngebrauch in Schreiben, die durch die päpstliche Kanzlei im 13. und 14. Jahrhundert ausgefertigt worden sind. Es wird davon ausgegangen, dass der Einsatz von Metaphern nicht einfach nur routinisiert gemäß traditionellen Wegen erfolgte, sondern vielfach konkreten kommunikativen Absichten diente. Herausgearbeitet werden vier Dimensionen des Einsatzes von Metaphern in Papstbriefen: Diese sind konventionell und stabil, werden aber gleichwohl flexibel entsprechend der kommunikativen Erfordernisse eingesetzt. Damit der Metapherngebrauch seinen Zweck erfüllte, kalkulierte man mit dem Wissen der Rezipienten, weshalb man aufgrund von lebensweltlichen Erfahrungen nachvollziehbare Metaphern privilegierte. Metaphern dienten nicht nur der Veranschaulichung, sondern kamen zumeist mit impliziten oder expliziten Handlungsaufforderungen daher. Damit diese Erfolg hatten, wurden Rezipienten eingeladen, sich in die jeweilige Bildlogik einzudenken und bestimmte Sachverhalte und Zusammenhänge entsprechend zu rekonzeptualisieren. Ausgeführt werden diese Überlegungen an den Beispielen von Familien- und Verwandtschaftsmetaphern sowie an der Hirtenmetapher. Schließlich wird gezeigt, dass die Verkettung verschiedener Metaphern dazu diente, mögliche Unschärfen und Ambiguitäten zu beseitigen und so sicherzustellen, dass die gewünschte Herrschaftskonzeption vermittelt wurde.
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Das Avignoneser Papsttum suchte sich gegen Kritiker zu legitimieren, indem es Entscheidungen traf, welche gegen konkurrierende religiöse oder theologische Geltungsansprüche gerichtet waren. Diese Haltung prägte die Kontakte zu Vertretern... more
Das Avignoneser Papsttum suchte sich gegen Kritiker zu legitimieren, indem es Entscheidungen traf, welche gegen konkurrierende religiöse oder theologische Geltungsansprüche gerichtet waren. Diese Haltung prägte die Kontakte zu Vertretern der griechischen und der armenischen Kirche. Traten Byzantiner und Armenier aus politischen oder religiösen Gründen in engeren Austausch mit den Lateinern, sahen sie sich mit der Forderung konfrontiert, die lateinischen theologischen Geltungsansprüche ebenso anzuerkennen wie den Primat des Papstes. Für lateinische Gelehrte wie Guido Terreni und Richard FitzRalph wurde die Begegnung mit Vertretern der Ostkirche zum Anlass, das Verhältnis des eigenen lateinischen Begriffsschemas gegenüber konkurrierenden zu klären und zu erörtern, wie jenem zur Durchsetzung zu verhelfen sei. Irrtum wurde dabei als epistemische Kategorie eingesetzt, mit der das Eigene vom Anderen geschieden werden konnte.
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Vortrag vom 01.07.2022 in der Kreuzkirche Tübingen