BMÖ 31 | 2015
Wert(e)wandel
Objekt und kulturelle Praxis in Mittelalter
und Neuzeit
Beiträge der internationalen Tagung im
Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich
MAMUZ Museum Mistelbach, 23. bis 26. September 2014
OGM
Österreichische Gesellschaft für Mittelalterarchäologie
Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich 31 | 2015
Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich
31 | 2015
Wert(e)wandel
Objekt und kulturelle Praxis in Mittelalter und Neuzeit
Beiträge der internationalen Tagung im
MAMUZ Museum Mistelbach, 23. bis 26. September 2014
Herausgegeben von
Claudia Theune
Stefan Eichert
OGM
Österreichische Gesellschaft für Mittelalterarchäologie
Wien 2016
Der Druck dieses Bandes wurde ermöglicht durch die freundliche Unterstützung von:
Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, Gruppe Kultur, Wissenschaft und Unterricht – Abteilung Wissenschaft
und Forschung
Magistrat der Stadt Wien, Magistratsabteilung 7 – Kultur
MAMUZ Mistelbach/Asparn an der Zaya
Institut für Archäologie der Universität Graz
Alle Rechte vorbehalten
© 2016 by Österreichische Gesellschaft für Mittelalterarchäologie, Wien
Herausgeber: Österreichische Gesellschaft für Mittelalterarchäologie, 1190 Wien, Franz-Klein-Gasse 1
http://www.univie.ac.at/oegm
ISSN: 1011-0062
ISBN: 978-3-95008517-4
Redaktion: Stefan Eichert
Lektorat: Hans Müller, Stefan Eichert
Englisches Lektorat und Übersetzungen: Paul Mitchell
Satz, Layout und Gestaltung: Karin Kühtreiber
Coverbild: Schatzfund von Wiener Neustadt, Hakenverschluss mit figürlichem Dekor
Foto Coverbild: Paul Kolp/Franz Siegmeth
Druck: Grasl Druck & Neue Medien GmbH, 2540 Bad Vöslau
Inhaltsverzeichnis
Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7
Einführung
Hans Peter Hahn
Geliebt, geschätzt, verachtet. Zur Dynamik der Be- und Umwertung materieller Dinge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Ressourcen als soziales Gut
Reinhold Reith
Stoffströme in historischen Gesellschaften – aus der Sicht der Wirtschafts- und Umweltgeschichte. . . . . . . . . . . . 17
Objektbiographien und Warenkreisläufe
Beatrix Nutz
„Ich brauch Hadern zu meiner Muel“. Von Altschneidern, Lumpensammlern und Papiermachern –
Wiederverwendung und Wiederverwertung von Textilien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25
Herbert Böhm
Vom Abfall zum Baustoff. Tierknochen als Recyclingmaterial am Beispiel Tulln-Marktplatz . . . . . . . . . . . . . . . . 35
Ute Scholz
Konsumort Markt. Forschungen zu Objekt und Raum am Beispiel des Tullner Breiten Marktes . . . . . . . . . . . . . 49
Maria Stürzebecher
Imitation und Nachahmung. Phänomene gotischer Goldschmiedekunst. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61
Deponierungen: Intentionelle Herauslösung von sozialen Gütern aus zeitgenössischen Gebrauchskontexten
Horte und Depots: Fundvergesellschaftungen als Ausdruck von Wertschätzung
Nikolaus Hofer
Der Schatzfund von Wiener Neustadt. Überlegungen zur Deutung eines außergewöhnlichen Fundkomplexes . . . . 69
Astrid Steinegger
Der Depotfund von über 1700 Geschossspitzen im Gotischen Haus der
Burgruine Eppenstein/Steiermark im mitteleuropäischen Vergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75
Funde in/aus Friedhöfen und Gräbern
Thomas Pototschnig
„Die schöne Leich“
Soziale Unterschiede bei Bestattungen der Neuzeit auf drei Wiener Vorstadtfriedhöfen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89
Abfall: Entsorgung als kulturelle Praxis
Claudia Theune
Perspektiven auf Entsorgungspraktiken im Mittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99
Rudolf Procházka, Petr Holub und Lenka Sedláčková
Der Umgang mit Abfällen im mittelalterlichen Brno . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111
Elisabeth Nowotny
Entsorgungspraktiken in (früh-)mittelalterlichen ländlichen Siedlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123
Vorwort
Mit dem hier vorliegenden Band der „Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich“ werden die Papers der
internationalen Tagung zum Thema „Wert(e)wandel. Objekt und kulturelle Praxis in Mittelalter und Neuzeit“ abgedruckt. Ein Aufhänger für die Tagung war die Entdeckung,
sehr schnelle wissenschaftliche Auswertung und museale
Präsentation des mittelalterlichen Schatzfundes von Wiener
Neustadt.
Den „Wert der Dinge“ zu bestimmen ist kein einfaches
Unterfangen: Das Bewerten, aber auch das Entwerten beziehungsweise schließlich das Entsorgen von Objekten ist
eine kulturelle Praxis, die stets in Relation zu anderen Objekten steht. Ein solches Bewerten ist immer ein vielschichtiger und dynamischer Prozess, der durch Einzelpersonen,
Individuen und kleine wie große gesellschaftliche Gruppen
ausverhandelt wird. Solche Ausverhandlungen dienen auch
der Stabilisierung kultureller Strukturen, sei es im ökonomischen Sinne, aber auch in nicht-monetären und ideellen
Kontexten. Auf der Tagung wurde in erster Linie Dingen
im Sinne von „mobilen Gütern“ das Hauptaugenmerk geschenkt. Aber auch die Kontextualisierung des Umgangs
mit diesen Objekten im Sinne von Befunden, die deutlich
auf eine Bewertung der dort eingelagerten Objekte hinweisen, stand im Fokus des Tagungsinteresses. Daher wurde der „Objektbegriff“ über die Kleinfunde hinaus auch
auf archäologische Strukturen wie Gebäude, Gräber etc.
erweitert.
Am Tagungsort Mistelbach, Niederösterreich, haben
über 20 Kolleginnen und Kollegen in drei Panels, ausgehend von Ressourcen als soziales Gut über Objektbiographien und Warenkreisläufe bis hin zu Deponierungen – also
der intentionellen Herauslösung von Gütern aus zeitgenössischen Gebrauchskontexten, Funde in/aus Friedhöfen
und Gräbern und Abfall beziehungsweise Entsorgung als
kulturelle Praxis – ihre Überlegungen präsentiert und zur
Diskussion gestellt. Zwölf Kolleginnen und Kollegen haben
ihre Vorträge verschriftlicht und für eine Drucklegung, die
wir hier nun gerne vorstellen, eingereicht. Damit wird das
breite Spektrum der Tagung sehr gut widergespiegelt. An
dieser Stelle sei allen Autorinnen und Autoren dieses Bandes herzlich gedankt – unser Dank gilt aber auch den Gastgebern der Tagung, dem „MAMUZ Mistelbach“, vertreten
durch Mag. Matthias Pacher und Dr. Ernst Lauermann.
Nichts hat einen Wert für sich – diese Erkenntnis lässt sich
noch auf einen zweiten Aspekt anwenden, dem dieses Vorwort gewidmet ist, nämlich dem 30-jährigen Bestehen der
„Österreichischen Gesellschaft für Mittelalterarchäologie“,
die als Trägerorganisation sowohl der Tagung als auch dieser
Zeitschrift fungiert. Ein naheliegender Zugang der „WertSchätzung“ liegt in der Beleuchtung der Entwicklung der
Gesellschaft, die hier kurz umrissen werden soll:
Seit den späten 1960er-Jahren rückte europaweit die
Bedeutung einer Archäologie des Mittelalters immer stärker in das Bewusstsein von Fachwissenschaftlerinnen und
Fachwissenschaftlern, aber auch von einer archäologisch
und historisch interessierten Öffentlichkeit. 1969 fand in
Wien eine von der Fachgemeinde viel beachtete große internationale Tagung zur Mittelalterarchäologie auf Initiative
von Fritz Felgenhauer – damals noch im Rahmen der
„Österreichischen Arbeitsgemeinschaft für Ur- und Frühgeschichte“, der heutigen Schwesterorganisation ÖGUF –
statt. In der Folge wurden Forschungen auf dem Gebiet
der Mittelalterarchäologie weiter verstärkt, in zahlreichen
Ausgrabungen im ländlichen wie im städtischen Raum
wurden mittelalterliche und mit einer gewissen zeitlichen
Verzögerung auch (früh-)neuzeitliche Befunde und Strukturen freigelegt beziehungsweise zeitlich entsprechende
Funde geborgen. Für Österreich sind etwa die umfangreichen Ausgrabungen in der ländlichen Ortswüstung Hard
seit 1977 beziehungsweise dem Hausberg Gaiselberg, die
schon 1958 begannen, zu nennen, die Fritz Felgenhauer
initiiert und geleitet hat. Hinzu kamen beispielsweise auch
die umfassenden Untersuchungen zur Wüstungsforschung
durch Kurt Bors. Um solche Forschungen besser einer
breiten (Fach-)Öffentlichkeit zu präsentieren, wurden in
der Folge europaweit wissenschaftliche Gesellschaften und
Zeitschriften gegründet. Direkt im Anschluss an die Wiener Tagung wurde mit der „Zeitschrift für Archäologie des
Mittelalters“ die erste deutschsprachige Zeitschrift für dieses Fachgebiet gegründet. Nach 15 weiteren Jahren, im Jahre 1985, wurde dann auch in Österreich auf Initiative von
Fritz Felgenhauer sowie Rudolf Koch, Gerhard Antl
und Sabine Felgenhauer-Schmiedt die Österreichische
Gesellschaft für Mittelalterarchäologie gegründet. Es sollte
eine fachspezifische Institution beziehungsweise eine spezielle Fachzeitschrift entstehen, um die österreichischen
7
Forschungsergebnisse auch einer ausländischen Fachwelt
bekannt zu geben.
In den Statuten der Gesellschaft werden bis heute als
Ziele die Förderung und Verbreitung von Forschungen zur
Archäologie des Mittelalters in Österreich genannt. Zudem
wurde durch die besondere geographische Lage Österreichs die Brückenfunktion zwischen Ost und West hervorgehoben. Zielgruppen sind sowohl archäologische und
verwandte historische Fachdisziplinen als auch eine breite
Öffentlichkeit – beiden Mitgliedergruppen sieht sich der
Vorstand in gleicher Weise auch heute noch, 30 Jahre später,
verpflichtet.
Die Verbreitung der mittelalterarchäologischen Forschungsergebnisse erfolgt seit 1985 in den „Beiträgen zur
Mittelalterarchäologie in Österreich“, in denen vornehmlich österreichische, aber auch internationale Forschungsergebnisse zu vielseitigen Analysen vorgestellt werden.
Zu den weiteren Aktivitäten für die Mitglieder und
eine interessierte Öffentlichkeit gehören Vortragsreihen zu
aktuellen Ausgrabungen oder Forschungsthemen beziehungsweise Exkursionen. Wie bereits in den Anfangsjahren
tritt die Gesellschaft in jüngster Zeit auch wieder als Plattform zur Organisation kleinerer Forschungsvorhaben auf.
Ein weiteres wesentliches Standbein der Förderung
und Verbreitung ist die Durchführung von internationalen wissenschaftlichen Tagungen, die alle zwei Jahre an
unterschiedlichen Orten in Österreich durchgeführt werden. Die erste Tagung fand schon bald nach der Gründung
1986 statt. Die Österreichische Gesellschaft für Mittelalterarchäologie greift seitdem aktuelle Forschungsfragen auf
und lädt renommierte Kollegen aus dem In- und Ausland
ein, ihre spezifischen Forschungen und Kenntnisse zu diesen Forschungsfragen zu präsentieren und zur Diskussion
zu stellen. Themen wie Archäologie in Klöstern (1996), zu
mittelalterlichen Mensch-Tier-Beziehungen (1998), zur
frühen Stadtentwicklung (2000), zu Glas (2002), zu Kirchen im ländlichen Siedlungsraum (2004), zu Motten und
Hausbergen (2006), zu Lebenswelten im ländlichen Raum
(2008), zu Keramik und Technik (2010) sowie zum Wertewandel von Objekten und kultureller Praxis (2014) zeigen
die Bemühungen auf, einerseits breite Querschnittsthemen
anzubieten und andererseits auch fokussierte „Tiefenbohrungen“ zu wagen. 2012 wurden erstmals ein Zwischenresümee beziehungsweise eine Bilanz zum Stand der Forschung der Mittelalterarchäologie in Österreich geboten.
Diese Tagungen sind auch ein wesentliches Forum, um
die breite Vernetzung der Kolleginnen und Kollegen noch
stärker zu vertiefen und um weitere Kooperationen zu fördern. Die österreichischen Beiträge auf den Tagungen haben auch immer deutlich gezeigt, dass sich die Forschungen
zur Mittelalterarchäologie in Österreich auf einem sehr hohen internationalen Niveau befinden.
Dank der genannten Aktivitäten – Tagungen, Vorträge,
Exkursionen, (Klein-)Projekte und nicht zuletzt aufgrund
der jährlich erscheinenden „Beiträge“ – hat sich die Österreichische Gesellschaft für Mittelalterarchäologie zu einer
in Österreich fest etablierten und international viel beach-
teten Gesellschaft, die sich der Mittelalter- und inzwischen
selbstverständlich auch der Neuzeitarchäologie widmet,
entwickelt. Unter Einbeziehung der digitalen Kommunikations- und Präsentationsformate wird der Vorstand gemeinsam mit seinen Mitgliedern auch weiterhin an der Attraktivität der Gesellschaft und an seinen Angeboten arbeiten
– in der Hoffnung, dass auch weiterhin die Beschäftigung
mit Vergangenheit „Zukunft hat“. In diesem Sinne möchte
sich der Vorstand bei allen bedanken, die in den vergangenen 30 Jahren in der Gesellschaft mitgewirkt haben, und
dies gleichzeitig als Aufruf nutzen, sich über den Verein ehrenamtlich für die „Sache“ – die Mittelalterarchäologie in
Öster reich – zu engagieren.
Im Namen des Vorstands
Claudia Theune und Thomas Kühtreiber
Literaturauswahl zur Geschichte der Österreichischen
Gesellschaft für Mittelalterarchäologie (in chronologischer Reihung):
Walter Janssen und Heiko Steuer, Vorwort der Herausgeber.
Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters 1, Bonn 1973, 7.
Fritz Felgenhauer, Vorwort. Beiträge zur Mittelalterarchäologie
in Österreich 1, Wien 1985, II.
Thomas Kühtreiber und Gabriele Scharrer, Zur Situation der
Mittelalterarchäologie in Österreich. Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit 8,
Paderborn 1997, 24–26.
Claudia Theune und Thomas Kühtreiber, Einführung. Beiträge
zur Mittelalterarchäologie in Österreich 29, Wien 2013, 9–12.
Univ.-Prof. Dr. Claudia Theune
Universität Wien
Institut für Urgeschichte und Historische Archäologie
Franz-Klein-Gasse 1
1190 Wien
Österreich
claudia.theune@univie.ac.at
Mag. Dr. Thomas Kühtreiber
Universität Salzburg
Institut für Realienkunde des Mittelalters und der frühen Neuzeit
Körnermarkt 13
3500 Krems
Österreich
thomas.kuehtreiber@sbg.ac.at
8
Beiträge zur Mittelalterarchäologie
in Österreich 31/2015, S. 69–73
Der Schatzfund von Wiener Neustadt
Überlegungen zur Deutung eines außergewöhnlichen Fundkomplexes
Nikolaus Hofer, Wien
Zusammenfassung
Summary
Der spätmittelalterliche Schatzfund von Wiener Neustadt
wurde dem Bundesdenkmalamt 2010 gemeldet und im
Rahmen eines interdisziplinären Forschungsprojektes bearbeitet. Der Schatzfund beinhaltet rund 130 vergoldete
Silberobjekte mit einem Gesamtgewicht von etwa 2.200 g
und wurde vermutlich gegen Ende des 14. Jahrhunderts
verborgen. Der Beitrag thematisiert die Fundumstände und
die Art der Deponierung sowie die spezifische Zusammensetzung des Horts, die für die Interpretation des Fundkomplexes von zentraler Bedeutung sind. Letztendlich handelte es sich offenbar um einen Altmetallhort, der vermutlich
von einem Goldschmied und/oder Händler in der Nähe
einer Straße deponiert worden ist.
The late medieval hoard find from Wiener Neustadt was
reported to the Federal Department for the Protection of
Monuments in 2010 and subsequently scrutinised through
an interdisciplinary research project. The treasure consisted
of about 130 gilded silver objects with a total weight of
2,200 grams and was probably hidden towards the end of
the 14th century. This contribution discusses the find’s circumstances and the way in which the hoard was deposited, together with its detailed composition, all of which are
important when interpreting the complex. Ultimately, it
would appear to be “scrap metal”, which was deposited beside a road presumably by a goldsmith and/or a merchant.
1. Einleitung
potenzial, das sich nicht nur in den Verlockungen der medialen „Ausschlachtung“ derartiger Entdeckungen äußert,
sondern ganz konkret auch die Methodik an sich betrifft:
Gerade bei der Interpretation von Schatzfunden lässt sich
eine Tendenz zu monokausalen Erklärungsmodellen beobachten, wie bereits Anke Scholz festgestellt hat.2 Einerseits werden die Deutung des Fundkomplexes und seine
Datierung oft an einzelnen Objekten (meist Münzen oder
etwa Schmuckstücke spezifischer Provenienz) ohne ausreichende Berücksichtigung des Gesamtkontextes festgemacht, andererseits wird oft außer Acht gelassen, dass die
aus historischen Lebensumständen generierten Motivationen für bestimmte Handlungen nicht unbedingt den rezenten Vorstellungen und Verhaltensmustern entsprochen
haben müssen. Abgesehen davon haben vielfach wohl auch
unvorhersehbare, ja unkalkulierbare persönliche Schicksalsfügungen – die sich ohne entsprechende Hinweise im Befund oder an den Objekten selbst im Nachhinein kaum
mehr nachvollziehen lassen – zur Niederlegung von Objekten geführt.
Schatzfunde sind eine archäologische Quellengruppe, die
hervorragend zu dem Tagungsthema „Wert(e)wandel“
passt: Kaum eine andere Fundkategorie lässt vielfältigere Rückschlüsse auf einstige Wertvorstellungen – in materieller wie immaterieller Hinsicht – zu. Darüber hinaus
bieten gerade Schatzfunde auch eine breite Palette an sozialhistorischen Interpretationsmöglichkeiten, erhält doch
jeder Hort im Prinzip erst durch den Zeitpunkt und die
Art seiner Deponierung sowie die spezifische Zusammensetzung seine letztgültige Bedeutung – die sich dann
durch den Kontext der (Wieder-)Entdeckung beziehungsweise Bergung diametral verändern kann: Wohl nicht jeder „Schatz“ wurde von der verbergenden Person1 auch als
solcher gesehen.
Sogenannte Schatzfunde bergen allerdings für die Wissenschaft zugleich ein nicht unbeträchtliches Gefahren1 Da aus dem Fundkomplex und -kontext keine Hinweise auf das
Geschlecht der verbergenden Person zu erschließen waren, wird sie
hier neutral angesprochen. Bei den weiter unten angeführten Berufsbezeichnungen wird einfachheitshalber die männliche Form
verwendet, doch ist selbstverständlich auch hier keine Geschlechtsspezifikation möglich.
2 Ausführlich zur Problematik der „Gefahr einer Über- beziehungsweise Fehlinterpretation“: Scholz 2013, bes. 198–201.
69
Nikolaus Hofer, Wien
Abb. 1 Der Schatzfund von Wiener Neustadt.
Der Hort von Wiener Neustadt kann mit einiger Berechtigung als Beispiel für die geschilderte Problematik herangezogen werden, unterscheidet er sich doch in vielen Aspekten von „klassischen“ mittelalterlichen Schatzfunden.
Der vorliegende Beitrag konzentriert sich dabei auf zwei
Bereiche, die im Zusammenhang mit dem Tagungsthema
relevant erscheinen: Die Fundumstände und damit die Art
der Deponierung sowie die spezifische Zusammensetzung
des Horts, die letztendlich von zentraler Bedeutung für die
Gesamtinterpretation dieses Fundes sind.
beinhaltet das Ensemble 238 Fundstücke (unter Einrechnung aller Fragmente), die nach der wissenschaftlichen
Bearbeitung letztendlich zu 133 Objektindividuen zusammengeführt werden konnten. Das Gesamtgewicht beträgt
ca. 2.200 g. Alle Objekte bestehen aus Silber und sind mit
wenigen Ausnahmen an der Oberfläche vergoldet.
Insgesamt gliedert sich der Schatzfund in drei große
Objektgruppen: Schmuck, Kleidungsverschlüsse und Tafelgerät. Mit 50 Objekten bilden die Fingerringe die größte Gruppe im Schatzfund, gefolgt von den Kleidungsverschlüssen, unter denen vor allem Spangen (38 Objekte)
dominieren. Die Fragmente von Tafelgeschirr bilden mit 15
Individuen die kleinste Objektgruppe, stechen aber in qualitativer Hinsicht aus dem Gesamtensemble hervor.
Anhand der archäologischen, kunsthistorischen und
vor allem epigrafischen Datierung5 ergibt sich für die Einzelobjekte des Schatzfundes ein Datierungszeitraum von
rund 150 Jahren, der etwa von der ersten Hälfte des 13. bis
zur zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts reicht; der größte Teil ist jedoch dem 14. Jahrhundert zuzurechnen. Es ist
daher davon auszugehen, dass die Verbergung in den Jahrzehnten um 1400 stattgefunden hat.
2. Der Schatzfund
Der bemerkenswerte Fundkomplex wurde im Jahr 2010
dem Bundesdenkmalamt gemeldet und zur Bearbeitung
übergeben.3 Im Rahmen eines interdisziplinären Forschungsprojektes unter Leitung des Bundesdenkmalamtes
wurde der Schatzfund von 2011 bis 2014 wissenschaftlich
bearbeitet und monografisch vorgelegt.4 Die detaillierten
Ergebnisse der Forschungsarbeit sind der zitierten Publikation zu entnehmen; an dieser Stelle erfolgt daher lediglich
eine kurze Charakterisierung des Fundkomplexes.
Der Schatzfund von Wiener Neustadt enthält ausschließlich nicht-monetäre Objekte, in erster Linie
Schmuck und Kleidungsbestandteile; hinzu kommt ein
kleinerer Bestand an fragmentiertem Tafelgerät. Insgesamt
3. Fundgeschichte und Fundkontext
Ähnlich vielen anderen Beispielen wurde der hier behandelte Hort nicht im Zuge einer regulären archäologischen
Untersuchung, sondern während einer privaten Baumaßnahme geborgen; es handelt sich somit um einen klassi-
3 Hofer 2011.
4 Hofer 2014a. Die Erkenntnisse zum Schatzfund, die in diesen Beitrag eingeflossen sind, beruhen auf der Arbeit des gesamten Projektteams, dem an dieser Stelle nochmals herzlich zu danken ist. – Eine
Kurzversion der Ergebnisse richtet sich an die breitere Öffentlichkeit: Hofer 2014b.
5 Vgl. Kirchweger 2014; Singer 2014; Zajic 2014a.
70
Der Schatzfund von Wiener Neustadt. Überlegungen zur Deutung eines aussergewöhnlichen Fundkomplexes
schen „Zufallsfund“ im Sinn des österreichischen Denkmalschutzgesetzes.6 Dieser Umstand und die anfangs
nahezu aussichtslos erscheinende Verifizierung der Fundgeschichte rückten den Fundkontext und den Fundort
selbst bei der wissenschaftlichen Analyse des Schatzes zunächst in den Hintergrund. Letztendlich erzeugten mehrere im Lauf des Projektes gewonnene Einzelergebnisse dann
jedoch eine regelrechte Kausalkette, die zu einer Neubewertung der Fundgeschichte führte.
Zunächst konnte mittels vergleichender Analyse von
Erdmaterial der vorgeblichen Fundstelle und Proben der
an einigen Fundobjekten abgenommenen Korrosionsprodukte eine sehr gute Konvergenz bezüglich der chemischen Zusammensetzung festgestellt werden.7 Wenngleich
dies noch keine exakte Lokalisierung des Verbergungsortes erlaubte, war nun doch eine gewisse Eingrenzung möglich, die eine intensivere historische Recherche im Stadtarchiv von Wiener Neustadt berechtigt erscheinen ließ.
Dabei gelang die zweifelsfreie Identifizierung der einzigen
konkreten heraldischen Darstellung auf einem Objekt des
Schatzfundes – der Zierscheibe auf dem Becher Katnr. 113
– als Wappen eines der bedeutendsten Neustädter Patriziergeschlechter des späten 13. und des 14. Jahrhunderts.8
Schließlich konnte anhand einer Ansicht Wiener Neustadts
und seiner Umgebung aus dem 17. Jahrhundert festgestellt
werden, dass der vorgebliche Vergrabungsort genau zwischen zwei offenbar schon damals annähernd wie heute
verlaufenden Straßen und zudem in Sichtweite des mittelalterlichen Galgens gelegen war.9
Wenngleich keine dieser Erkenntnisse primär als zwingender Beweis für die Korrektheit der Fundangaben gewertet werden kann, spricht ihre Gesamtheit nach Ansicht
des Verfassers letztendlich doch für die Plausibilität der
Aussagen des Finders. Somit erscheint es zulässig, die allein durch diese mündlichen Mitteilungen dokumentierte
Fundgeschichte im Hinblick auf die Rekonstruktion der
Verbergungsumstände heranzuziehen.
Nach den Schilderungen des Finders stieß dieser bei
Grabungsarbeiten zur Erweiterung eines bestehenden Gartenbiotops unmittelbar unter der Humusschicht zunächst
auf ein längliches Metallstück (offenbar aus Eisen), das er
– in der Annahme, es handle sich um einen rezenten Nagel oder dergleichen – verwarf. Anschließend bemerkte er,
dass sich ein lehmiger „Erdklumpen“, der sich durch seine
Konsistenz deutlich vom umgebenden Boden unterschied,
vom Spaten gelöst hatte. Der Klumpen enthielt zahlreiche
Metallobjekte in sehr komprimierter Lagerung, weshalb
Abb. 2 Sechseckiger Becher Katnr. 113 mit am Innenboden angebrachter Wappenzierscheibe (Außenansicht).
Abb. 3 Zierscheibe mit Darstellung des Wappens der Wiener Neustädter Patrizierfamilie Vierdung.
6 Gemäß den gesetzlichen Bestimmungen (siehe §§ 8 und 10 Denkmalschutzgesetz) ging der Schatzfund zur Gänze in das Eigentum des
Finders über, der zum Zeitpunkt der Entdeckung zugleich Besitzer
des betreffenden Grundstücks war; vgl. http://www.bda.at/documents/466820996.pdf [Zugriff: 03.04.2015]. – Dankenswerterweise
wurde der Schatz anschließend vom Land Niederösterreich erworben und ist heute im MAMUZ Schloss Asparn/Zaya zu besichtigen;
vgl. http://www.mamuz.at/de/das-museum/schloss-asparn-zaya/
ausstellungen-asparn-zaya/2-schatz-reich [Zugriff: 03.04.2015].
7 Wiesinger u. a. 2014.
8 Zajic 2014b, 265–269.
9 Kühtreiber u. a. 2014, 300–302.
Abb. 4 Siegelabdruck des Stephan Vierdung (1361).
71
Nikolaus Hofer, Wien
der Finder den gesamten Brocken zunächst in einen Baukübel schaufelte, um ihn später genauer zu untersuchen.
Ein aufziehendes Gewitter bewog ihn dann dazu, den Kübel im Keller unterzustellen, wo er drei Jahre lang vergessen blieb.10
Fasst man die aus dieser Darstellung erschließbaren Indizien zusammen, springt zunächst als auffälligstes Detail
die komprimierte Fundlage ins Auge: Der gesamte Objektbestand war offensichtlich sehr dicht gepackt, was auf
eine Deponierung in einem Behältnis aus organischem
Material – etwa einem Stoffbeutel oder einer Ledertasche – schließen lässt. Die vom umgebenden Erdmaterial
deutlich divergierende Konsistenz des „Schatzklumpens“
spricht ebenfalls für eine derartige Verwahrung. Eher unwahrscheinlich – aber letztendlich natürlich nicht auszuschließen – ist die Niederlegung in einem Kästchen oder
einer Schatulle, da der Fundkomplex keine entsprechenden
Beschläge enthielt. Bemerkenswert ist auch die offenbar
nur geringe Tiefe unterhalb der (heutigen) Geländeoberfläche, die auf eine eher kurzfristige, schnelle Vergrabung
hindeutet.11
Der Umstand, dass nahezu keines der Schatzobjekte
vollständig erhalten ist, führte zunächst zu Spekulationen
über eine sekundäre Verstreuung des Komplexes – etwa
durch landwirtschaftliche Tätigkeit – beziehungsweise auch
über eine „Zurückhaltung“ von Teilen des Schatzes durch
den Finder selbst. Eine vom Bundesdenkmalamt durchgeführte Nachschau mittels Metalldetektor erbrachte jedoch
keinerlei Hinweise auf im Boden verbliebene Objekte12,
und die Gebrauchsspurenanalyse ergab letztendlich, dass
die feststellbaren Beschädigungen offenbar zum größten
Teil schon vor der Deponierung stattgefunden hatten13.
Der Finder gab zudem an, bei der nachträglichen Durchsicht des Fundes das komplette Material gesiebt zu haben,
was angesichts der zahlreichen, teils nur wenige Millimeter
großen Kleinfragmente durchaus glaubwürdig erscheint.
Man kann also mit guten Gründen davon ausgehen, dass
der Fundkomplex vollständig geborgen wurde, und unter dieser Prämisse stand auch die weitere Auswertung des
Ensembles.
Bei dem ersten angetroffenen Metallobjekt, das leider
nicht aufgehoben wurde, könnte es sich um einen Eisengegenstand (etwa eine Klinge) gehandelt haben, der von der
verbergenden Person zur Kennzeichnung des Deponierungsortes in den Boden gerammt worden war.14 Die Nähe
zu den beiden Straßenzügen beziehungsweise zum Galgen
unterstützt zumindest aus heutiger Sicht die Annahme, dass
die verbergende Person auf einer der beiden Straßen unterwegs war – der Galgen hätte eine gute Landmarke in dem
flachen, heideartigen Gelände abgegeben und gleichzeitig
womöglich vor unliebsamen Nachforschungen geschützt.
4. Interpretation des Gesamtbefundes
Der geschilderte Fundkontext ist auch für die zusammenfassende Bewertung des „Schatzes“ von essentieller Bedeutung. Im Zuge der unterschiedlichen Bearbeitungsschritte,
die bis zur Zusammenführung und Diskussion der Ergebnisse weitgehend unabhängig voneinander durchgeführt
wurden, zeigte sich bald, dass der Schatzfund von Wiener
Neustadt in vielerlei Hinsicht eine Ausnahmestellung innerhalb der vergleichbaren Fundkomplexe einnimmt:
die Objekte zeigen durchwegs Gebrauchsspuren;
viele Stücke – insbesondere alle Gefäße – sind fragmentiert in den Hort gelangt, manche zeigen auch
Hinweise auf eine regelrechte Zerlegung;
Materialbeschaffenheit und herstellungstechnische Charakteristika sind als äußerst heterogen zu bezeichnen;
die Zusammensetzung des Fundkomplexes ist sehr außergewöhnlich, Fingerringe und Gewandspangen sind
überproportional vertreten;
der Fundkomplex enthält keine Münzen;
der Datierungsrahmen der einzelnen Stücke umspannt
einen Zeitraum von nahezu 150 Jahren.
Bereits die Ergebnisse der Materialanalyse15 deuteten darauf hin, dass es sich um ein Konvolut von Altstücken
handeln dürfte; dieser Befund wurde auch durch die vorläufigen Resultate der feinschmiedetechnischen Analyse gestützt, die auf eine Herkunft aus zahlreichen unterschiedlichen Werkstätten schließen lassen16. Das breite und
zugleich willkürlich erscheinende Spektrum der Objektzusammensetzung und der starke Fragmentierungsgrad
der Einzelstücke weisen in dieselbe Richtung, da bei einer
Deponierung aktuell genutzter Wertgegenstände zweifellos
auch vollständige Artefakte in den Hort gelangt wären.
Führt man die genannten Fakten zusammen, so entsteht ein sehr differenziertes Bild von der Kompilation und
Deponierung dieses Fundkomplexes, der offenbar weder
als „klassischer“ Schatz im Sinn einer ökonomisch begründeten Akkumulation von Wertgegenständen als Finanzreserve noch als sorgfältig geplante „Sicherungsverwahrung“
im Kontext eines traumatischen Ereignisses – etwa Krieg,
Seuche oder Pogrom – angesprochen werden kann. Vielmehr scheint es sich um eine Zusammenstellung von Recyclingmaterial zu handeln, das nach einer vorläufig nicht
zu entschlüsselnden (oder tatsächlich zufälligen) Strategie
gesammelt und vermutlich aus einer sehr spontanen Motivation verborgen worden ist.
Die historischen Recherchen erbrachten zwar die erfolgreiche Zuweisung der Wappendarstellung, jedoch keinerlei Hinweise auf ein Pogrom oder sonstige größere gewalttätige Ereignisse in jenem Zeitraum, der anhand der
archäologisch-epigrafisch-kunsthistorischen Datierung für
10 Hofer 2014c, 16–17.
11 Die Höhe des spätmittelalterlichen Geländeniveaus am Fundort ist
zwar derzeit nicht bekannt, dürfte aber aufgrund der lokalen topografischen und klimatischen Verhältnisse nicht wesentlich tiefer als
die heutige gelegen sein.
12 Hofer 2014c, 15 mit Anm. 3.
13 Bühler und Schwarcz 2014, 127. – Einige rezente Beschädigungen sind offenbar auf die Bergung beziehungsweise unsachgemäße
Untersuchungen durch den Finder zurückzuführen.
14 Freundlicher Hinweis von Anke Scholz.
15 Mehofer 2014.
16 Bühler und Schwarcz 2014.
72
Der Schatzfund von Wiener Neustadt. Überlegungen zur Deutung eines aussergewöhnlichen Fundkomplexes
die Niederlegung in Frage kommt. Somit spricht vieles dafür, in der verbergenden Person einen Goldschmied und/
oder Händler zu sehen, da ein entsprechendes Altmetallkonvolut aus heutiger Sicht am ehesten mit einer dieser
Professionen verbunden werden kann. Allerdings können
selbstverständlich auch andere Personenkreise – Privatbesitzer, Pfandleiher oder etwa auch Verbrecher – nicht mit
Sicherheit ausgeschlossen werden. Der „Schatzfund“ von
Wiener Neustadt mutiert also – nach derzeitigem Wissensstand – zum Altmetallhort, was ihn aber keineswegs seiner
Faszination beraubt.
Damit kommt bei der Suche nach dem Grund für die
Verbergung (und die unterlassene Hebung) dieses Hortes
aus Sicht des Verfassers jener eingangs angeführte „persönliche“ Faktor zum Tragen, der gerade bei dieser Fundgruppe stets ins Kalkül gezogen werden muss. Es eröffnet sich
ein unübersehbares Feld an Möglichkeiten, doch mangelt
es – zumindest aus heutiger Sicht, wie immer wieder betont werden muss – an Indizien für ein konkretes Motiv.
Die Interpretation muss daher zumindest im vorliegenden
Fall eine Annäherung bleiben, die bestenfalls einzelnen
Aspekten größeres Gewicht beimessen, niemals aber den
Anspruch der endgültigen Klärung erheben kann. Viele
Fragen – etwa nach der Ursache für die auffällige Konzentration bestimmter Objektgruppen oder nach dem Grund
für die Verbergung eines offensichtlich aus Neustädter Besitz stammenden Gefäßes außerhalb der Stadt – müssen
zum gegenwärtigen Zeitpunkt unbeantwortet bleiben;
vielleicht bringen künftige Forschungen oder neue Funde
zumindest in Teilbereichen Lösungsansätze.
Der „Schatzfund von Wiener Neustadt“ offenbart uns
somit viele faszinierende Detailaufschlüsse zu unterschiedlichsten Ebenen der spätmittelalterlichen Lebenswelt, bleibt
aber letztlich in den zentralen Aspekten der verbergenden Person und des Deponierungsmotivs bis auf weiteres
rätselhaft.
Literatur
Scholz 2013
Anke K. Scholz, Pest – Pogrome – Pfandleiherhorte. Ein
standardisiertes Deutungsschema für spätmittelalterliche
Schatzfunde. In: Archäologischer Kontext und soziale Interpretation. Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit 25, Paderborn
2013, 189–202.
Bühler und Schwarcz 2014
Birgit Bühler und Dávid Zs. Schwarcz, Feinschmiedetechnische Auswertung des Schatzfundes von Wiener Neustadt.
In: Hofer 2014a, 88–127.
Hofer 2011
Singer 2014
Nikolaus Hofer, KG Wiener Neustadt. Fundberichte aus
Österreich 49, 2010, Wien 2011, 342–344.
Marianne Singer, Der Schatzfund von Wiener Neustadt.
Eine kulturhistorische Analyse. In: Hofer 2014a, 130–237.
Hofer 2014a
Wiesinger u. a. 2014
Rita Wiesinger, Klaudia Hradil, Irene Martina und Manfred Schreiner, Chemische Analysen der Korrosionspro-
Nikolaus Hofer (Hrsg.), Der Schatzfund von Wiener Neustadt. Mit Beiträgen von Birgit Bühler, Bernadette Frühmann, Nikolaus Hofer, Klaudia Hradil, Franz Kirchweger, Thomas Kühtreiber, Joachim Lutz, Irene Martina,
Mathias Mehofer, Michael Melcher, Ernst Pernicka,
Gunn Pöllnitz, Manfred Schreiner, Dávid Schwarcz,
Marianne Singer, Rita Wiesinger und Andreas Zajic.
Horn 2014.
dukte von Objekten des Wiener Neustädter Schatzfundes. In:
Hofer 2014a, 72–79.
Zajic 2014a
Andreas Zajic, Epigrafische und heraldisch-sphragistische
Bemerkungen zum Wiener Neustädter Schatzfund. In: Hofer 2014a, 238–263.
Hofer 2014b
Nikolaus Hofer, Schatz mit Fragezeichen. Auf den Spuren
des Schatzfundes von Wiener Neustadt. Horn 2014.
Zajic 2014b
Andreas Zajic, Das historische Umfeld des Wiener Neustädter Schatzfundes. In: Hofer 2014a, 264–272.
Hofer 2014c
Nikolaus Hofer, Der Schatz von Wiener Neustadt. Biografie
eines Sensationsfundes. In: Hofer 2014a, 14–17.
Abbildungsnachweis
Kirchweger 2014
Franz Kirchweger, Kunsthistorische Aspekte des Wiener
Neustädter Schatzfundes. In: Hofer 2014a, 274–295.
Abb. 1–3: Fotos: Paul Kolp. Bearbeitung: Franz Siegmeth
Abb. 4: Andreas Zajic
Kühtreiber u. a. 2014
Thomas Kühtreiber, Marianne Singer und Nikolaus Hofer, Der Schatzfund von Wiener Neustadt. Synthese der Forschungsergebnisse. In: Hofer 2014a, 298–321.
Mag. Nikolaus Hofer
Bundesdenkmalamt, Abteilung für Archäologie
Hofburg/Säulenstiege
1010 Wien
Österreich
nikolaus.hofer@bda.gv.at
Mehofer 2014
Mathias Mehofer, Rasterelektronenmikroskopische Analysen an Objekten des Wiener Neustädter Schatzfundes. In:
Hofer 2014a, 40–71.
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