ZURÜCK ZUM GEGENSTAND
FESTSCHRIFT FÜR ANDREAS E. FURTWÄNGLER
HERAUSGEGEBEN VON
Ralph Einicke
Stephan Lehmann
Henryk Löhr
Gundula Mehnert
Andreas Mehnert
Anja Slawisch
Band I
Beier & Beran
Langenweißbach 2009
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oder auszugsweise nachzudrucken, zu kopieren oder auf sonst irgendeine Art zu vervielfältigen!
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Anja Slawisch, Gundula Mehnert, Andreas Mehnert, Henryk Löhr
Andreas Mehnert (Text), Ralph Einicke (Tafeln)
Verlag
Buchbinderei Reinhardt
Weidenweg 17, D 06120 Halle/Saale
C: Copyright und V. i. S. d. P. für den Inhalt liegen bei den Autoren.
ISBN 978-3-941171-16-9
Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.
Hergestellt in der Bundesrepublik Deutschland / printed in Germany.
Inhalt
Band I
Vorwort .................................................................................................................................................................... I
Tabula Gratulatoria .............................................................................................................................................
Publikationen von Andreas E. Furtwängler
.........................................................................................................
VII
IX
Architektur und Plastik
Raimund Wünsche
Ein gealterter Jüngling
....................................................................................................................................
1
Rolf A. Stucky
Griechischer Marmor in der Levante – Zur Zeitstellung phönizischer Baureliefs
und Architekturelemente aus Marmor .........................................................................................................
7
Latîfe Summerer
Herakles in Paphlagonien
............................................................................................................................
15
Helga Bumke
Neue Köpfe für alte Damen – Zeugnisse für die Inszenierung von Tradition
und Vergangenheit im griechischen Osten ................................................................................................
25
Wolfgang Sonntagbauer
Zur Genese des klassischen Tempelentwurfes – Zu den Grundrissen der Tavole Palatine
in Metapont, des Athenatempels in Paestum, des Aphaiatempels und des Älteren Poseidontempels in Sunion ..........................................................................................................................................
37
Bruno Jacobs
Die Investiturszenen vom Nemrud Dağı
51
...................................................................................................
Orhan Bingöl
Die Gruppe von Boreas und Oreithyia aus Magnesia
.............................................................................
59
Bernard Andreae
Die Skylla im Beinrelief von Dedoplis Gora und die Zeitgebundenheit
von Betrachtungsweisen ...............................................................................................................................
69
Erika Simon
Ein Weihrelief aus Abydos: Aias mastigophoros
81
.....................................................................................
Stephan Lehmann
Made in Italy – Neues zum Bronzeknaben aus dem Meer vor Montenegro
Volker Michael Strocka
Der Hercules tunicatus auf dem Forum Romanum: Plin. nat. 34, 93
Hans Lohmann
Die sogenannte Domitius-Ara
........................................
85
....................................................
99
...................................................................................................................
109
Henryk Löhr
Zur Botschaft und Datierung der Marcussäule
.......................................................................................
Friederike Sinn
Vom Barbar zum „Berufsgriechen“ – Zu einer Porträtbüste severischer Zeit in Dresden
123
...............
137
Rudolf H. W. Stichel
Kaiser Theodosius I. ‚melior Traiano‘ – Ein Deutungsversuch zur Ausstattung des Forum Tauri
in Konstantinopel (mit einem Exkurs zum Zerstörungsdatum der Theodosius-Säule) ...................
151
Peter Schneider
Baureste eines spätantiken Bathrons und das Quellhaus des Titus Flavius Festus
im Adyton des Apollontempels von Didyma .........................................................................................
159
Keramik und Kleinkunst
François Bertemes und Karin Hornung-Bertemes
Minoer in Didyma – Ein Siegel und seine Geschichte
............................................................................
Anja Slawisch
Eine runde Sache: Zu einem Fragment einer Bronzekeule aus Didyma
.............................................
Nadine Ludwig
Stilistische Untersuchungen zu figürlich verzierten Gürtelblechen aus Transkaukasien
Hüseyin Cevizoğlu
Zwei Bleimedaillons aus Klazomenai
169
195
................
205
.......................................................................................................
217
Frauke Donner
Eine Vogelkanne vom Taxiarchis in Didyma
..........................................................................................
225
Bettina Reichardt
Anasyrma und Liebeswerbung – Ein attisch schwarzfiguriger Skyphos
vom Taxiarchis-Hügel in Didyma .............................................................................................................
235
Gundula Mehnert
Werbe- und Abschiedsszenen
....................................................................................................................
247
.................................................................................................................
255
Bekir Özer
A Painter from Urla Workshop
R. Ross Holloway
An Unpublished Terracotta from the Malophoros Sanctuary at Selinus
............................................
263
Ralph Einicke und Niels Wieacker
Ein Vasenfragment in der Art des Brygos-Malers aus dem Archäologischen Museum
der Universität Halle ...................................................................................................................................
269
Michalis Tiverios
Minotaur, Apsyrtos or Androgeos, the “ΚΑΤΑ ΠΡΥΜΝΑΝ ΗΡΩΣ”? –
The Dinos Painter’s bell krater in Gela once again .................................................................................
275
Anastasia Georgiadou
„Elische“ Lekythen aus der Nekropole von Lithovouni in Aitolien –
Aspekte der Datierung und Lokalisierung der Gattung ........................................................................
283
Florian S. Knauß
„Medismos“ in Kolchis
...............................................................................................................................
291
Frauke Gutschke
Ein griechischer Musterschüler im Robertinum – Zu einem Knabentypus der Koroplastik
am Beispiel einer Terrakotte des Archäologischen Museums der Universität Halle .......................
307
Ulrich Mania
Beinschnitzereien aus Pergamon
...............................................................................................................
Horst Seilheimer
Anmerkungen zu Funktion, Typologie und Herstellungstechnik der Diatretgläser
315
........................
325
...............................................
337
...........................................................
341
Band II
Numismatik
Timo Stingl
Äginetische Elektronprägungen? – Zwei Schildkröten auf Münzen
aus dem Tresor des Münzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin
Mando Oeconomidès
Les monnaies de Samos de la Collection Grégoire Empédoclès
Aliki Moustaka
Bendis in Thessalien – Zu zwei Varianten eines Münztypus der Stadt Phaloreia
Stella Dreni
The Hoard IGCH 137 (Megara 1904)
.............................
345
........................................................................................................
351
Koray Konuk
The Coinage of Hyssaldomos, Dynast of Mylasa
....................................................................................
357
Dorothea Mauermann
Eine prägende Persönlichkeit ....................................................................................................................
365
Brinna Otto
Athena und die Kreuzfackel – Zwei Bronzemünzen aus dem Demeter-Heiligtum von Herakleia
in Lukanien ...................................................................................................................................................
373
Kult und Kultpraxis
Andreas Mehnert
Heraion von Samos: Das Wasserbassin an der Südhalle
Anton Bammer und Ulrike Muss
Deponien im Artemision von Ephesos
........................................................................
383
.....................................................................................................
391
Maximilian Lubos
Weihungen griechischer Söldner in Didyma
..........................................................................................
405
Ulf Weber
Sonnenaufgang und -untergang am Nemrud Dağı – Der Herrscherkult Antiochos I.
von Kommagene und die Sonne ...............................................................................................................
415
Jacques Morin
Mythmaking and Acculturation in the South Caucasus – Artemis and Apollo at Ats’quri
............
423
...................................................................................
433
Marcus Nenninger
Zeugnisse der Heraklesverehrung in Moesia Inferior ............................................................................
443
Piotr O. Scholz
Dionysos in Meroë
453
Manfred Oppermann
Denkmäler des Hekatekultes im Ostbalkanraum
.......................................................................................................................................
Archäologische und historische Feldforschung
Peter F. Biehl und Eva Rosenstock
Von Çatalhöyük Ost nach Çatalhöyük West – Kulturelle Umbrüche
an der Schwelle vom 7. zum 6. Jt. v. Chr. in Zentralanatolien ...............................................................
471
Jochen Fornasier
Zum Beginn der griechischen Kolonisation im nördlichen Schwarzmeerraum –
Möglichkeiten und Grenzen historisch-archäologischer Forschungen ................................................
483
Bilge Hürmüzlü
Remarks on Cultural Interactions in the Earlier Periods of Northwest Pisidia
..................................
493
..............................................................................
501
Andreas Mehl
Ein zyprischer Stadtkönig hilft vertriebenen Samiern bei ihrer Rückkehr in die Heimat ................
509
Coşkun Özgünel
Eine römische Thermenanlage am Smintheion
515
Elif Koparal
Border Forts of Klazomenai: Cinderesi Fortification
.......................................................................................
Ioannis M. Akamatis
The Pella archaeological Site Development Project and the latest archaeological Findings
............
521
Hans-Georg Stephan
Töpferei, Kugeltopfherstellung, Keramikvertrieb und Haushaltsgeschirr in Sri Lanka –
Vergleichende Betrachtungen zu archäologischen Befunden des frühen bis hohen Mittelalters
in Südasien und Deutschland ....................................................................................................................
531
H. Dieter Morche
Licht und Schatten in der archäologischen Fotografie
541
............................................................................
Antikenrezeption
Angela Berthold
Die Verwendung antiker Namen als Signaturen auf neuzeitlichen Gemmen und ihre Quellen
....
549
.........................................
557
Matthias Kolbe
Nur eine Metapher? – Tetimími, oder: Wo badete die große Badende? ..............................................
567
Thomas Klein
Vom Exempel zur Novelle – Der mittellateinische ‘Filo’ in der Stofftradition
(mit Editio critica und Kommentar) ..........................................................................................................
577
Michael Wiemers
Dürer, Xenophon und die Disziplin der Augen –
Zur Bedeutung einer Melanchthon-Anekdote ........................................................................................
609
Olaf Peters
Francisco Goya und die Antike
623
Wolf-R. Megow
Zum antiken Schmuck der ‚Trapezplatte‘ am Kölner Dreikönigenschrein
.................................................................................................................
Dieter Salzmann
Theodosius oder Nero: Wen kümmert ’s?
Michael Maaß
Wie betreiben wir Archäologie?
...............................................................................................
631
................................................................................................................
635
„Medismos“ in Kolchis1
von Florian S. Knauß
1
Als Andreas Furtwängler 1994 mit Ausgrabungen
in Gumbati begann2, hat er ein Thema ins Blickfeld
gerückt, das bis dahin den wenigsten Archäologen außerhalb der vormaligen Sowjetunion auch
nur bekannt war: die Ausstrahlung des achaimenidischen Perserreiches im Kaukasus. Wenn nun
heute in kaum einer größeren Betrachtung des
Perserreiches ein Hinweis auf die Zeugnisse aus
Georgien, Armenien und Aserbaidschan fehlt3,
dann ist das nicht zuletzt sein Verdienst.
Die Ausgrabungen in Gumbati bildeten den
Anstoß zu einer Revision der Denkmäler der
Perserzeit in dieser Region. Angesichts verschiedener achaimenidischer Monumentalbauten kann
die Zugehörigkeit des Gebietes der in klassischen
Quellen „Iberien“ und „Albanien“ genannten
Staaten zum Perserreich nicht mehr ernsthaft in
Frage gestellt werden4. Das Verhältnis Westgeorgiens zum achaimenidischen Weltreich wird
jedoch weiter kontrovers diskutiert5. Konnte das
„Königreich Kolchis“ seine politische Souveränität gegenüber dem persischen Großkönig bewahren? Westlich der Lichi-Berge fehlen bislang
eindrucksvolle Perserbauten, doch seit dem 5. Jh.
v. Chr. tauchen an mehreren kolchischen Fundorten Werke der Kleinkunst auf, überwiegend
Luxusartikel, die eng mit den Achaimeniden zu
verbinden sind: Schalen aus Klarglas, kleine Behältnisse für Schminkflüssigkeit aus Buntglas6,
Siegelringe und Gemmen7. Ein weiteres Zeugnis
achaimenidischen Einflusses liefert ferner die kolchische Münzprägung, zu der sich der hier Geehrte einschlägig geäußert hat8. An Zahl und Qualität aber werden all diese Materialgruppen von
den toreutischen Arbeiten übertroffen. Schmuck
sowie Gold- und Silbergefäße aus achaimenidischen Werkstätten und lokale Nachahmungen
finden sich in den Gräbern der kolchischen Führungsschicht, insbesondere in den Nekropolen
von Vani und Sairche.
Um den achaimenidischen Einfluss angemessen
bewerten zu können, ist es erforderlich, zunächst
einen Blick auf die lokale kolchische Tradition zu
werfen. Der Goldreichtum der Kolchis war im Altertum legendär, und die archäologischen Funde
belegen eindrucksvoll, dass die Goldschmiedekunst in Georgien spätestens seit der Frühbronzezeit hoch entwickelt war. In der ersten Hälfte des
Für zahlreiche Hinweise und Einsicht in noch ungedruckte
Manuskripte danke ich M. Miller und I. Gagoschidse.
A. E. Furtwängler, Gumbati. Archäologische Expedition in
Kachetien 1994, EurAnt 1, 1995, 177–211.
P. Briant, Bulletin d’histoire achéménide II (Paris 2001)
44–47; Curtis – Tallis 2005, 47; Briant – Boucharlat 2005, 24.
197–220.
Vgl. zuletzt F. S. Knauss, Caucasus, in: Briant – Boucharlat 2005, 197–220; Knauss 2006, 87–98, und demnächst
I. Babaev – F. S. Knauß – G. Mehnert, Die achaimenidische Residenz auf dem Gurban Tepe. Ausgrabungen bei
Karačamirli. 3. Vorbericht, AMIT 41, 2009.
Während etwa Lordkipanidze 2001, bes. 182–185, eine
weitgehende Unabhängigkeit der Kolchis vertrat, äußerte
B. Jacobs, Caucasus, III. Achaemenid Rule, in: Encyclopaedia Iranica Online, 2006, <http://www.iranica.com> „the
Colchians were settling on imperial territory“.
G. Makharadze – M. Saginashvili, An Achaemenian
Glass Bowl from Sairkhe, Georgia, JGS 41, 1999, 11–17;
J. Gagošidze – M. Saginašvili, Die achaimenidischen Glasgefäße in Georgien, AMIT 32, 2000, 67–73 Abb. 2, 3; 3, 2:
Glasphiale aus Sairche; A. Kakhidze, Iranian Glass Perfume Vessel from the Pichvnari Greek cemetery of the Fifth
Century BC, ACSS 13, 2007, 109–115; Kacharava – Kvirkvelia 2008, 60 f. Abb. 8 Taf. 28 b: sog. Kohelfläschchen aus
Vani.
Boardman 2003, 296 Anm. 421; K. Dzhavakhishvili, Achaemenian Seals found in Georgia, ACSS 13, 2007, 117–128;
Kacharava – Kvirkvelia 2008, 182 Taf. 50 c.
A. E. Furtwängler, Zum Prägeanlaß der frühen kolchischen
Silberprägung, in: D. Kacharava – M. Faudot – E. Geny
(Hrsg.), Autour de la mer noire. Hommage à Otar Lordkipanidzé (Paris 2002) 71–81.
292
1. Jt. v. Chr. sind der hohe technische Standard
der kolchischen Goldschmiede und ein weitreichender Austausch von Ideen und Motiven gut
belegt. Neuerungen des 8.–6. Jh. v. Chr. bildeten
vielfach die Voraussetzung für eine Blüteperiode
der kolchischen Goldschmiedekunst in der Perserzeit.
Schon vor den Achaimeniden gab es einen
künstlerischen Austausch zwischen der Kolchis
und Iran. Ein Goldblechfragment aus Nosiri
(Taf. 1, 1) zeigt die getriebene Darstellung eines
Löwen. Das Maul der Raubkatze ist weit aufgerissen, die linke Pranke erhoben. Die nächsten Parallelen finden sich auf Goldbechern, die wohl aus
einer Werkstatt bei Marlik stammen. Die charakteristische Form der Eckzähne, des Kinns und des
Auges sowie die Darstellung der Konturen und
des Fells erinnern frappant an nordwestiranische
Arbeiten. Die Vorbilder für das kolchische Goldblech, wenn nicht sogar das Blech selbst, dürften
von dort kommen. Handelsverbindungen zwischen Georgien und der Region südlich des Kaspischen Meeres sind für das 8./7. Jh. v. Chr. auch
anderweitig gut belegt9.
In dieser Periode kommen in der kolchischen
Goldschmiedekunst Granulation und Filigran
auf, wobei offen bleiben muss, ob diese Technologien von lokalen Handwerkern entwickelt
oder aber von außen in den Kaukasus transferiert
wurden. Als Vermittler der Granulation kommen
am ehesten nordwestiranische oder urartäische
Goldschmiede in Frage10. An einem Armreif des
7. Jh. v. Chr. aus Nosiri, der in einem Schlangenkopf endigt, beobachten wir beide Techniken11.
Goldblech aus Nosiri: Gagoschidze 1997, 126 f. Taf. 25, 4.
– Zu den Goldbechern aus Marlik: U. Löw, Figürlich verzierte Metallgefäße aus Nord- und Nordwestiran (Münster
1998) 312–318 Taf. 29. 32. – Auch Tonrhyta in Tiergestalt
aus den Gräbern in Treli wurden wohl von nordwestiranischen Prototypen angeregt; Miron – Orthmann 1995, 220
Kat. 381 f.; Gagoschidze 1997, 127.
0 Zur Verbreitung der Technik J. Wolters, Die Granulation
(München 1983) 68–87. Schon in der Frühbronzezeit finden
sich Granulationsarbeiten auch in Trialeti.
Gagoschidze 1997, 127 Taf. 25, 5. Der Armreif ist aus tordiertem Golddraht gefertigt, und der Kopf des Reptils ist
durch reiche Granulation gestaltet. Die Kopfform lässt keine fremden Vorbilder erkennen und spricht für eine lokale
Werkstatt. Zwei Jahrhunderte später findet sich ein ähnlicher Armreif mit Enden in Tierkopfgestalt in einem Kindergrab in Pichvnari; Miron – Orthmann 1995, Abb. 141
Kat. 256; Tsetskhladze 1999, 54 Abb. 54–56.
Florian S. Knauß
Figürliche Darstellungen bleiben jedoch bei kolchischen Goldarbeiten des 7. und 6. Jh. v. Chr. die
Ausnahme.
Besonders beliebt in dieser Zeit sind Goldperlen
und Radialohrringe, für die hier stellvertretend
nur zwei Beispiele stehen mögen12. Ein goldener
Ohrring des 7. Jh. v. Chr. aus dem kolchischen
Fundort Tschuburischindschi (Taf. 1, 3) in St. Petersburg ist mit einem dreieckigen Anhänger
in Granulation verziert. Eine Elektronperle aus
einem Hortfund in Parzchanakanewi (Taf. 1, 6) ist
mit einem Netz aus Granulation überzogen. An
einem der Pole weist auch sie ein Dreiecksornament auf. Daneben sind Ajourperlen aus Filigrandraht charakteristisch für die lokale Goldschmiedekunst des 7. und 6. Jh. v. Chr.13.
Während Ajourverzierungen im 5. und 4. Jh.
v. Chr. kaum noch vorkommen, finden sich viele
der oben angeführten Elemente auch in der kolchischen Goldschmiedekunst der achaimenidischen Zeit. Das gilt besonders für Granulation,
Dreiecksdekor und Netzmuster. Wir beobachten
jetzt nicht nur eine deutliche Zunahme reicher
Gräber in der Kolchis, sondern auch Zahl und
Qualität von Beigaben aus Gold erfahren eine signifikante Steigerung. Beides fällt wohl nicht zufällig mit der Ausdehnung der persischen Herrschaft bis an den Kaukasus zusammen.
Viele Fundstücke aus dieser Periode zeigen
Techniken und Motive, die uns bereits aus der
lokalen Tradition vertraut sind. Doch andere Elemente sind gänzlich neu. Kolchische Typen werden mit achaimenidischen Formen und Motiven
verbunden. So sind jetzt die vormals glatt belassenen Ringe in der Regel verziert, häufig mit Granulation. Mehrere Ohrringe und Anhänger aus
Vani zeigen das neue Lieblingsmotiv kolchischer
Goldschmiede: eine Filigranrosette14. Sie findet
sich auch an den Schläfenanhängern in Pferde-
Ohrring aus Tschuburischindschi: Gagoschidze 1997,
Taf. 26, 2. – Elektronperle aus Parzchanakanewi: Gagoschidze 1997, Taf. 27, 1. – Mit der kolchischen Goldschmiedekunst haben sich besonders Čqonia 1981, 7–141;
Chqonia 2008, 80–95, und Gagoschidze 1997, 123–136,
auseinandergesetzt.
Gagoschidze 1997, 130 f. Taf. 26, 4 (Ajourperlen aus Parzchanakanewi). Später finden sich Ajourperlen noch gelegentlich an Schläfenanhängern; Kacharava – Kvirkvelia
2008, Taf. 29 c (Vani, Grab 9, spätes 4. Jh. v. Chr.).
Gagoschidze 1997, 136 Taf. 28, 5; Chqonia 2008, Abb. 1, 4–7.
Es bleibt offen, ob die Rosette aus der ostgriechischen oder
altorientalischen (achaimenidischen) Kunst übernommen
wurde.
„Medismos“ in Kolchis
gestalt aus dem ‚Achalgorischatz‘, einem der
spektakulärsten Funde im Kaukasus (Taf. 1, 4).
Schon in der Erstpublikation wurden letztere mit
der Kunst der Achaimeniden verbunden15. Doch
es kann kein Zweifel bestehen, dass es sich um
lokale, kolchische Arbeiten handelt. Das Pferd
vertritt den ‚nisäischen‘ Typus, der in Persien
dominiert. Auch das Zinnenornament am Rand
der Standplatte und die tropfenförmigen Buckel
auf der Brust der Pferde sind fremde, namentlich
achaimenidische Elemente. Doch die reiche Verwendung von Granulation, das Netzmuster und
die Dreiecke auf dem Rücken der Pferde finden in
achaimenidischen Werkstätten keine Parallele.
Zur gleichen Zeit begegnet in der Kolchis auch
ein neuer Typus von Ohrringen, der offenkundig
von Vorbildern aus dem Perserreich angeregt
worden ist. Zwei Ohrringpaare aus Achalgori vertreten diesen bis dahin im Kaukasus unbekannten
scheibenartigen Formtypus. Während sich aber in
einem Fall der einheimische Goldschmied getreu
an seine fremde Vorlage hielt (Taf. 1, 5), dominiert bei dem zweiten Ohrringpaar die typisch
kolchische Granulation16.
Andere Fundobjekte – Goldscheiben aus Sairche, goldene Plättchen, Anhänger und Fingerringe aus Achalgori17 – zeigen achaimenidische
bzw. graeco-persische Motive auf Bildträgern
lokaler Machart. Die Darstellungen von Ahuramazda deuten an, dass der persische Einfluss im
Smirnov 1934, 23–29 Kat. 26 Taf. 3; Ghirshman 1964, 264
Abb. 325; Curtis – Tallis 2005, 47 Abb. 36. – Wenn im Folgenden von „achaimenidischen“ Metallarbeiten die Rede
ist, dann impliziert das keine Aussage über das Ethnos
der Handwerker. Diese mögen Lyder, Griechen, Armenier, Meder, Perser, Ägypter etc. gewesen sein. Der Begriff
„achaimenidisch“ ist hier weit gefasst und schließt etwa
„graeco-persische“ oder anatolisch-achaimenidische Arbeiten mit ein. Es ist bei dieser Untersuchung von nachrangiger Bedeutung, ob die Stücke aus einer im „Hofstil“
arbeitenden Werkstatt in Iran bzw. an einem Satrapensitz
gefertigt wurden. Vielmehr ist entscheidend, dass sie von
ihrem Besitzer unmittelbar mit dem Perserreich in Verbindung gebracht wurden. Als „lokal“ werden demgegenüber
solche Erzeugnisse bezeichnet, deren Formen- und Bildsprache sich nicht mehr in den achaimenidischen Kanon
einfügt (vgl. Gagoshidze 2003; Treister 2007, 99 f.; Ignatidou 2008, 327 f.).
Smirnov 1934, 21 f. Kat. 24 Taf. 3; Rehm 1992, 146 Kat. F 79
Abb. 114; 153 Kat. F 105 Abb. 131; Gagoschidze 1997,
135 Taf. 24, 3–6. Ähnliche Ohrringe wurden vor allem in
Iran und Mesopotamien gefunden (vgl. Moorey 1980, 82
Kat. 300 Abb. 13; Rehm 1992, 145–154).
Smirnov 1934, Taf. 2, 5; 3, 29–30; 4, 47. 51; Nadiradzé 1990,
216; Miron – Orthmann 1995, Kat. 300. 302 Abb. 166–167;
Bill 2003, 214 Taf. 133, 3–5; Knauss 2006, 92 Abb. 14.
293
Kaukasus keineswegs nur oberflächlicher Natur
war und die Einführung einer Form des Zoroastrismus in Iberien bereits unter den Achaimeniden stattfand18.
Goldene und silberne Diademe (Taf. 1, 2) aus
einem tordierten Reif, der in zwei rautenförmigen
Platten endet, sind eine kolchische Schöpfung.
Aber die Tierkampfdarstellungen, die in flachem
Relief aus den Blechen getrieben sind, stehen in einer langen altorientalischen Bildtradition und finden in den Aufgangsreliefs zum Dareiospalast in
Persepolis eine ihrer nächsten Parallelen19. Wenn
die kolchischen Goldschmiede solche neuen Bildmotive aufgriffen, dann werden sie diese aber
eher durch kleinformatige Bildträger – wie z. B.
Siegel – kennen gelernt haben, die aus achaimenidischen Werkstätten in die Kolchis gelangten, als
dass die kaukasischen Handwerker unmittelbare
Anschauung monumentaler Vorbilder hatten, die
nach unserem heutigen Wissensstand weitgehend
auf die Zentren des Reiches beschränkt waren20.
Eine außergewöhnliche Arbeit ist ein goldener
Anhänger mit polychromer Cloisonné-Inkrustation aus Grab 6 in Vani, der Elemente ganz unterschiedlicher Provenienz aufweist. Die Fibel,
mit der der Anhänger am Gewand befestigt war,
vertritt einen nordwestiranischen oder ostanatolischen Typus, das Motiv der Sphingen folgt dem
achaimenidischen Formenkanon und auch die
farbigen Einlagen entsprechen ganz persischem
Geschmack21. Dagegen wirken die Vögel und
Zur Religion der Achaimeniden vgl. zuletzt J. Kellens
(Hrsg.), La religion iranienne à l’époque achéménide
– Actes du Colloque de Liège 11 décembre 1987, IrAnt Suppl. 5 (Gent 1991); B. Jacobs, Die Religion der Achämeniden,
in: Rehm 2006, 212–223. Monumentale Sakralbauten und
Werke der Kleinkunst folgen iranischen Vorbildern; J. Gagoshidze, The Achaemenid Influence in Iberia, Boreas 19,
1996, 135 f.; Knauss 2006, 89. 105 Abb. 9. 14.
Vani: Lordkipanidze 1991, 123 Taf. 50, 1–3; Kacharava
– Kvirkvelia 2008, 128–131 Taf. 1 b (Grab 11, Mitte 5. Jh.
v. Chr.); 151–153 Taf. 19 a (Grab 6, um 400 v. Chr.). – Vgl. in
Persepolis: Curtis – Tallis 2005, 78–81 Abb. 18.
0 Allerdings mahnen die Reliefs aus Meydancıkkale (A. Davesne, Les reliefs perses, in: A. Davesne – F. LarocheTraunecker, Gülnar I. Le site de Meydancıkkale [Paris
1998] 293–306) sowie unsere bis heute mangelhafte Kenntnis persischer Satrapenpaläste zur Vorsicht.
Zuletzt ausführlich A. Plontke-Lüning, Der polychrome
Anhänger aus Vani: Mode- und Traditionsbewusstsein
einer kolchischen Fürstin, in: Conrad u. a. 2006, 123–133,
Čqonia 1981, 40–46, und O. Lordkipanidze, Vani – Ein antikes religiöses Zentrum im Lande des Goldenen Vlieses
(Kolchis), JbRGZM 42. 2, 1995, 379 Farbtaf. 6, 1–2, nahmen
eine ägyptische Werkstatt an. – Vgl. ferner E. Rehm, Inkrus-
294
die geflochtenen Goldkettchen mit Granatäpfeln
provinziell. A. Plontke-Lüning hat in ihrer eingehenden Untersuchung des Anhängers zuletzt
offen gelassen, ob es sich um das Werk eines iranischen oder kolchischen Goldschmiedes handelt.
Auf jeden Fall war es der vornehmen kolchischen
Trägerin wichtig, der aktuellen Mode aus dem
Achaimenidenreich zu folgen.
Deutlich häufiger finden sich eindeutige Importstücke in Gräbern der kolchischen Oberschicht.
Dazu gehören goldene Armreifen, die eine charakteristische Einziehung aufweisen und deren
gegenständige Enden theriomorph gebildet sind.
Sie gelangten wohl ursprünglich als diplomatische Geschenke in den Kaukasus22. Aufschlussreicher für die kolchisch-persischen Beziehungen
sind aber lokale Imitationen. Der fremde Formtypus wird seit dem 4. Jh. v. Chr. von den Kolchern
mehr oder minder getreu übernommen – bisweilen kann auf die charakteristische Einziehung
gegenüber den Enden verzichtet werden –, aber
anstelle achaimenidischer Panther und Steinböcke finden wir nun im Kaukasus beheimatete
Tiere – wie z. B. Wildschweine – als figürliche
Abschlüsse (Taf. 1, 7)23. Die persischen Armreifen
haben die Entwicklung im Kaukasus nachhaltig
tation bei achämenidischen Armreifen, AMI 26, 1993, 107;
Boardman 2003, 233 Abb. 5, 80. Ägypten war zwischen 526
und 332 v. Chr. die meiste Zeit Teil des Perserreiches. – Zu
toreutischen Werkstätten im achaimenidischen Ägypten
zuletzt J. Boardman, The Diffusion of Classical Art in Antiquity (London 1994) 167–171.
Vani: Rehm 1992, 32 Kat. A 91 Abb. 35; Miron – Orthmann 1995, Abb. 123. 148 Kat. 276–277 (Grab 6); Kacharava – Kvirkvelia 2008, Taf. 7 b (Grab 11). 25 a–c (Grab 6).
– Sairche: Nadiradzé 1990, 215 f. Abb. 7 (Grab 8, Mitte 4. Jh.
v. Chr.); Bill 2003, 214 Taf. 132, 4. Zu den achaimenidischen
Armreifen allgemein Rehm 1992, 13–52. Solche Armreifen
erscheinen mehrfach als Gaben der Meder, Skythen, Sogder
und Lyder auf den Reliefs der Nord- und Osttreppe des
Apadana und den – erst unter Artaxerxes III. angebrachten
– Treppenreliefs an der Westseite des Dareiospalastes in
Persepolis (Ghirshman 1964, Abb. 220. 225; Curtis – Tallis
2005, 65–67. 78–81). Schon von Herodot (3, 20; 8, 113) werden sie als wichtiger Trachtbestandteil und als offizielle
Geschenke des Großkönigs erwähnt. Zur Bedeutung derartiger Gaben vgl. zuletzt Miller 2007, 44–48. Auch wenn
einige dieser Armreifen möglicherweise erst nach dem
Untergang des Achaimenidenreiches in Gräber der kolchischen Oberschicht gelangten, ist ihre Entstehungszeit
zweifellos perserzeitlich.
Vani: Lordkipanidze 1991, 124 Taf. 52, 3–4; Kacharava
– Kvirkvelia 2008, Taf. 7 c (Grab 11). – Pichvnari: Kakhidze 2004, 104. 109 Abb. 31, 1 (Grab 110, zweite Hälfte 5. Jh.
v. Chr.). – Atskuri: J. Zeitler, Die archäologische Expedition
nach Atskuri, Georgien, Natur und Mensch. Jahresmitteilung 2004, 95. 99. 101–103. Taf. 1, 1–2; 2, 4–5; 3, 5.
Florian S. Knauß
geprägt; mindestens bis in späthellenistische Zeit
finden sich einfache Varianten dieses Formtypus
– aus Gold, Silber, Bronze und Eisen – in Iberien
und der Kolchis24.
Hinsichtlich ihrer Zahl wie ihrer Formenvielfalt stellen Metallgefäße die größte Fundgattung
achaimenidischer Kleinkunst dar: Omphalosschalen, eiförmige und konische Becher, „Amphoren“
mit theriomorphen Henkeln und Rhyta. Jüngere
Untersuchungen haben gezeigt, dass sie sowohl
in Persien selbst, als auch im Umfeld der Satrapensitze produziert wurden, ohne dass wir die
Werkstätten präzise lokalisieren könnten25. Auch
außerhalb des Achaimenidenreiches haben lokale Toreuten die wertvollen Edelmetallgefäße kopiert. Während sich die Formen eng an die achaimenidischen Vorbilder anschließen, verrät der
bildliche Dekor in vielen Fällen, dass die großkönigliche Ikonographie nicht verstanden oder
schlicht nicht beachtet wurde. Die genannten Gefäßformen tauchen auch in der Kolchis seit dem
frühen 5. Jh. v. Chr. schlagartig in nennenswerter
Zahl auf. Für keine der genannten Formen gibt es
in dieser Region lokale Vorläufer. Auch im keramischen Formenrepertoire sind sie bis dahin nicht
vertreten. Kolchische Toreuten haben im 7./6. Jh.
v. Chr. zwar verschiedene Geräte, aber nur wenige Gefäße aus Bronze gefertigt, lediglich große Situlen, sogenannte „kolchische Kessel“26. Silberne
Gefäße kommen überhaupt erst im 6. Jh. v. Chr.
unter achaimenidischem Einfluss auf.
Bei einem ovalen Silberbecher mit kelchförmiger Mündung aus einem Grab des 5. Jh. v. Chr
in Sairche (Taf. 2, 1)27 markiert ein Fries geritzter
Neron Deresi: I. Gagošije, T’rialet’is samarovnebi katalogi 3. Antikuri xanis samarovnebi (Tiflis 1982) Taf. 1, 1-37; 2, 3-4-9. – Tschanachas Miza: B. Nikolaišvili, Elinisturi
xanis samarxebi „Čanaxas micidan“, Narkvevebi 3, 1997,
Abb. 9. – Vani: Kacharava – Kvirkvelia 2008, Taf. 52 b
(Grab 24, 4./3. Jh. v. Chr.).
Vgl. zuletzt A. Melikian-Shirvani, The International Achaemenid Style, BasInst N.S. 7, 1993, 111–130; A. Zournatzi,
Inscribed silver vessels of the Odrysian kings: gifts, tribute,
and the diffusion of the forms of „Achaemenid“ metalware
in Thrace, AJA 104, 2000, 683–706; Boardman 2003, 221–
232; Gagoshidze 2003; Treister 2007; Miller 2007; Sideris
2008.
Lordkipanidze 1991, 113 Taf. 24, 1–2. Solche Kessel finden
sich in Vani (Gräber 6, 11, 24) noch im 5. und 4. Jh. v. Chr.
(Lordkipanidze 1991, Taf. 24, 3; 26, 3), und sie verraten
dann oft achaimenidischen Einfluss; Kacharava – Kvirkvelia 2008, 130 mit Taf. 13–14.
Treister 2007, 69. 78. 81 Abb. 3, 4; 8, 1–4; Sideris 2008, 345
Abb. 11 (ohne Maße). Man spricht im Zusammenhang mit
295
„Medismos“ in Kolchis
vertikaler Kerben den Schulterumbruch. Auf dem
Hals ist in Ritzzeichnung ein Löwe wiedergegeben, der einen Stier angreift – ein Bildthema, das
uns in anderer Form bereits auf einem achaimenidisierenden Diadem in Vani (Taf. 1, 2) begegnet ist. Der Gefäßkörper des Bechers trägt vertikale Kanneluren, die oben mit kleinen Palmetten
in den Zwickeln abschließen. Auf der Schulter
befindet sich ein Fries aus tropfenförmigen Buckeln und Palmetten. Diese Gefäßform bleibt
im Kaukasus kein Einzelfall. Zwei Silberbecher
aus Vani28 und Achalgori29 besitzen die gleiche
Form, und ein plastischer Ring mit vertikalen
Kerben bzw. mit Perlstab betont die Gelenkstelle von Hals und Gefäßkörper. Beide Becher sind
ansonsten unverziert. Das Gefäß in Vani stammt
aus einem Grab des mittleren 5. Jh. v. Chr. Für die
Silberbecher aus Georgien finden sich Parallelen
aus den lydischen Tumuli von Ikiztepe und aus
Kurgan 1 in Uljap im Kubangebiet. I. Gagoschidse
und M. Treister vermuten die Produktionsstätten
solcher Becher mit charakteristischer Betonung
des Schulterumbruchs – mit oder ohne geritzte
Tierfriese – mit guten Gründen in Westanatolien,
vielleicht in Lydien30. In Persien gibt es solche
Gefäße nicht. Eine verwandte Form haben dort
„Amphoren“ mit Henkeln in Tiergestalt; einige
besaßen eine Ausgusstülle am Henkel und werden daher auch als Amphora-Rhyta bezeichnet31.
derartigen Gefäßen stets von Bechern, obwohl sie oft eher
die Form einer Flasche besitzen. Ein weiteres Silbergefäß
ähnlicher Form, jedoch mit Flechtbandverzierung, wurde
in Sairche in Grab 10 (frühes 4. Jh. v. Chr.) zusammen mit
einer silbernen Knickwandschale gefunden; Nadiradzé
1990, 215 Abb. 5 (H 16,0 cm).
Grab 11: Guigolachvili 1990, 280 f. Abb. 33; Treister 2007,
69 mit Anm. 11 Abb. 3, 3 (H. 8,5 cm).
Smirnov 1934, 46 f. Taf. 12, 66; Treister 2007, 73 mit Anm. 18
Abb. 4, 4 (erh. H 11,0 cm).
0 Gagoshidze 2003; Treister 2007. – Ikiztepe: Özgen – Öztürk
1996, 110 f. Kat. 65–66. – Grabhügel von Uljap: Gold und
Kunsthandwerk vom antiken Kuban, Ausstellungskatalog
Mannheim 1989 (Stuttgart 1989) 25 f. 122 Kat. 104 Abb. 37
Taf. 20; Treister 2007, 68 f. mit Anm. 3 Abb. 2, 1–4. Derartige Silberbecher waren in Kleinasien und Armenien, aber
auch in Thrakien und Makedonien verbreitet; B. Arakelian, Klad serebrianych izdelji iz Erebuni, SovA 1971, 153
Abb. 10; Köln 1979, 160 Kat. 313; 161 Kat. 317; Sideris 2008,
345 Abb. 10. Zur möglichen Lokalisierung der Werkstätten zuletzt Treister 2007, 81–83. 100 f. In Nokalakevi wurde ein Silberbecher verwandter Form, jedoch mit deutlich breiterer Mündung gefunden, der ebenfalls achaimenidischen Vorbildern folgt; Bill 2003, 208 Taf. 118, 13
(Grab 18, 4./3. Jh. v. Chr.; Dm 7,3 cm).
Sie finden sich auf den Tributbringerreliefs in Persepolis
als Gaben der Meder, Lyder und Armenier. Gefäße dieser
Konische oder kelchförmig ausladende Becher
mit horizontalen Kanneluren werden wie die vorgenannten Gefäße auf den Reliefs in Persepolis
– als Gaben von Delegationen aus Ionien und Parthien oder Baktrien – dargestellt32. Derartige Gefäße kennen wir aus Makedonien, Thrakien, Kleinasien und der Kolchis, wo ein solcher Becher aus
Silber (Taf. 2, 2) in Vani in Grab 6 gefunden wurde, das um die Wende vom 5. zum 4. Jh. v. Chr.
datiert33.
Nicht weit von Vani entfernt hat man in einem
Grab in Mtisdziri größere Fragmente eines silbernen Trinkhorns (Taf. 2, 3) gefunden; weitere
Beifunde datieren die Bestattung in das 4. Jh.
v. Chr.34. Der Vorderteil des Trinkhorns besteht
aus einer getriebenen Protome in Gestalt eines
phantastischen Wesens mit bärtigem, menschlichem Antlitz, aber mit Ziegenhörnern und -ohren. Nicht näher bestimmen lässt sich auch ein
Fabeltier mit langen Ohren auf der Brust dieses
„Bocksdämons“. Das kannelierte Horn ist aus
einem separaten Silberblech gefertigt und war in
die Protome eingesetzt. Ein weiteres Fragment
mit Perlstab und geritzten Efeuranken gehörte
zum oberen Mündungsabschluss. Dieser Typus
des figürlich gestalteten Rhytons oder Trinkhorns
geht auf orientalische, namentlich persische Vorbilder zurück, auch die horizontalen Kanneluren
am Horn und die getrennte Anstückung der Ziegenhörner und -ohren hat der Silberschmied von
achaimenidischen Vorbildern übernommen, aber
Form wurden in Thrakien, Babylon und im Oxus-Schatz
gefunden, die meisten haben jedoch keine Fundortangabe;
vgl. P. Amandry, Toreutique achéménide, AntK 2, 1959,
38–56; Köln 1979, 24 Abb. Kat. 170; Curtis – Tallis 2005,
104 f.; Rehm 2006, 132 f. Abb. 7–9; 183. 198 Abb. 1. 5. Im
iberischen Tachtidsiri wurde in Grab 8, das ins frühe 3. Jh.
v. Chr. datiert, eine keramische Umsetzung dieser Gefäßform gefunden; J. Gagošidze, Neuer archäologischer
Befund im Bezirk Kareli, Šida Kartli, AMIT 32, 2000, 56 f.
Abb. 4, 3.
Curtis – Tallis 2005, 105 Abb. 47.
Vani: Guigolachvili 1990, 279 f. Abb. 32; M. Vickers, Lapidary shock: meditations on an Achaemenid silver beaker „from Erzerum” in the Ashmolean Museum, Oxford,
AMIT 32, 2000, 261–264 Abb. 2 (H 8,6 cm). Zu weiteren
Funden vgl. M. Miller, Adoption and adaption of Achaemenid metalware forms in Attic black-gloss ware of the
Fifth Century BC (Cambridge 1993) 114 f.; Z. Archibald,
The Odrysian Kingdom of Thrace (Oxford 1998) 179–184.
F. S. Knauß, Ein silbernes Trinkhorn aus Mtisdziri, in:
R. F. Docter – E. M. Moormann (Hrsg.), Proceedings of
the XVth International Congress of Classical Archaeology,
Amsterdam 12–17 July 1998 (Amsterdam 1999) 218–222
Abb. 81–82 Taf. 20 a; F. S. Knauß, Bocksdämon und Perserin, AMIT 31, 1999, 170–172 Abb. 8.
296
der Perlstab und die Efeuranke sind griechisch,
und die Dreiecksornamente sowie die eigentümlichen Fabelwesen verraten den kolchischen
Handwerker. L. Summerer hat kürzlich noch einmal gezeigt, dass ein Kalbskopfrhyton in der Ermitage ebenfalls aus dem Kaukasus, aus Kazbegi
stammt. Die griechische Ikonographie und handwerkliche Details legen eine Werkstatt im achaimenidischen Kleinasien nahe35.
Die Phiale mit Omphalos – eine traditionell orientalische Gefäßform, die unter den Achaimeniden jedoch eine besondere Blüte erlebte – bietet
die größte Variationsbreite von allen achaimenidischen Metallarbeiten hinsichtlich Form und
Dekor. Schon Luschey machte in seiner noch immer grundlegenden Monographie zur Phiale vor
70 Jahren deutlich, dass innerhalb einer grundsätzlichen konzeptionellen Einheitlichkeit der
achaimenidischen Vertreter dieser Gefäßform
doch eine beträchtliche Variationsbreite möglich
war36. Die Analyse von Formdetails und Dekor
liefert deutliche Indizien für unterschiedliche
Werkstätten, in denen solche Edelmetallschalen im Auftrag des Großkönigs, seiner Satrapen
aber auch außerhalb des persischen Herrschaftsbereichs für eine lokale Aristokratie gefertigt
wurden37. Hinsichtlich Größe und Gewicht von
Edelmetallgefäßen – und das gilt auch für die besprochenen Goldarmreifen – lässt sich kein Einheitsmaß ermitteln. Selbst Schalen aus ein und
demselben Fundkomplex weisen deutliche Unterschiede auf38.
L. Summerer, Bemerkungen zum silbernen Kalbskopfrhyton in der Ermitage, in: Conrad u. a. 2006, 135–143; vgl.
bereits Gagoshidze 2003, der überdies weitere Rhyta aus
Georgien anführt. Summerer nimmt eine Entstehung in
Nordostanatolien an, während die Werkstatt üblicherweise im Gebiet des Hellespont gesucht wird.
Luschey 1939. Einen Überblick über die Typen gibt ferner
Abka’i-Khavari 1988.
Luschey 1939, 56–58. 72 f. etc.; Moorey 1980, 29–38. 128–
142; Boardman 2003, 228–231; Gagoshidze 2003; Treister
2007; Miller 2009. Zur Bedeutung der vegetabilischen Ornamente auf achaimenidischen Gefäßen zuletzt Ignatidou
2008, 328–333. Leider kennen wir nur wenige achaimenidische Phialen mit sicherer Herkunftsangabe aus Iran selbst.
Doch es kann kein Zweifel bestehen, dass es auch dort entsprechende Werkstätten gab.
Da Edelmetallgefäße im Orient geldähnliche Funktion haben konnten, nicht nur als Tribut, wurde vermutet, dass
ihr Gewicht denselben Standards wie die Münzprägung
folgte. Doch aufgrund des wechselnden Gewichts des siglos
zu unterschiedlichen Zeiten lässt sich diese Annahme nicht
verifizieren; umgekehrt ist selbst im „Lydian Treasure“ das
Gewicht von Schale zu Schale unterschiedlich; vgl. M. Vi-
Florian S. Knauß
In der Nekropole von Sairche wurde mit einer
Bestattung des frühen 4. Jh. v. Chr. eine schmucklose silberne Phiale gefunden, und auch aus Vani
sind ähnliche Stücke bekannt39. Die Mehrzahl
der Schalen auf den Reliefs in Persepolis vertritt
diesen einfachen Typus. Entsprechende Gefäße
aus Silber und Bronze sind aus vielen Teilen des
Achaimenidenreiches bekannt40. Es ist schwer
zu entscheiden, ob es sich bei den Schalen aus
Sairche und Vani um Importstücke oder um kolchische Arbeiten handelt.
Die überwiegende Mehrzahl der kaukasischen
Phialen trägt jedoch einen plastischen Dekor, der
eine Zuschreibung an unterschiedliche Produktionsstätten erlaubt. Bei den meisten Stücken aus
Kolchis und Iberien handelt es sich um sogenannte „Buckelschalen“. Die beiden Phialen Nr. 63 und
64 aus dem „Schatz von Achalgori“ haben genaue
Parallelen unter den Funden des „Lydian Treasure“. Die beiden kaukasischen Schalen weisen
ein durchgehendes Profil auf, das heißt, der nach
außen umbiegende Rand wird nicht durch einen
scharfen Knick vom Schalenbecken abgesetzt.
Schale Nr. 63 aus Achalgori (Taf. 3, 3) vertritt
nach Luschey den Typus der »Phialen mit gegenständigen Buckeln«. Sie trägt neun hohe Buckel,
deren Spitze nach unten zeigt, und dazwischen
jeweils einen umgekehrten Buckel und ein Lotosmotiv in flachem Relief. Im Tumulus von Ikiztepe
fanden sich mehrere Schalen dieses Typs41.
ckers – D. Gill, Artful Crafts. Ancient Greek Silverware and
Pottery (Oxford 1994) 33–52; M. Vickers, Metrological Reflections: The Georgian Dimension, in: O. Lordkipanidze
– P. Lévêque (Hrsg.), La mer Noire, zone de contacts (Besançon 1999) 117–128; kritisch Miller 1997, 61; Sideris 2008,
341.
Sairche: Nadiradzé 1990, 215 Abb. 6; Bill 2003, 215
Taf. 136, 8–9 (Grab 10; Dm 11,7 cm, H 3,6 cm). – Vani:
Xoštaria u. a. 1972, 116 Kat. 42 Abb. 58 (Grab 6; ohne
Maße).
0 Vgl. Moorey 1980, 33 Kat. 100. 103. 112 Abb. 6 (alle aus
Bronze); Abka’i-Khavari 1988, F1c1; F1c3; F1c9; F1c10; F1d1;
F1d2; F1d17; F2c10; T1c1; T1c13; Özgen – Öztürk 1996,
101 Kat. 50; Curtis – Tallis 2005, 105 f. 117 Kat. 106–110
Abb. 45–46. Dasselbe gilt für die flache Silberphiale Nr. 65
aus Achalgori ohne Rand; Smirnov 1934, 47 Taf. 12; Abka’iKhavari 1988, F3a6. Entsprechende Schalenfunde aus Iberien sind weniger zahlreich als in der Kolchis; Bill 2003,
157 f. Taf. 16, 11–12 Kat. 18. 19 (Tsintskaro); 184 Kat. 22
Taf. 85, 17 (Kanšaeti); 184 f. Taf. 86, 10 (Zichia-Gora).
Smirnov 1934, 45 f. Kat. 63 Taf. 11; Abka’i-Khavari 1988,
106 F1c15 (Dm 16,0 cm, H 4,9 cm). Luschey 1939, 43 f. 48.
50 f. GB24, setzte die Schale aus Achalgori formtypologisch
früh an, noch gegen Ende des 6. Jh. v. Chr. und dachte an
eine Werkstatt in Armenien oder Kleinasien. Selbstver-
„Medismos“ in Kolchis
Die Silberschale Nr. 64 aus Achalgori (Taf. 3, 2)
ist tiefer und ihr Dekor merklich einfacher: Acht
hohe Buckel sind der einzige Schmuck. Sie gehört
damit zu den „Phialen mit einreihigen Buckeln“42.
Eine weitere Schale aus Ikiztepe weist einen identischen schlichten Dekor auf43.
Ebenfalls zu den „Phialen mit einreihigen Buckeln“ gehört eine Silberschale aus dem Schatzfund von Kazbegi, die auf dem Rand eine aramäische Inschrift trägt. Sie ist jedoch sehr viel reicher
dekoriert als die Phialen aus Achalgori: Zwischen
sechs Buckeln bilden Schwanenhälse, Palmetten
und Lotosblüten zusammen die Form einer Leier. Zwei Parallelen wurden in Ialysos auf Rhodos
gefunden. Die Übereinstimmungen sind so groß,
dass in der Forschung einhellig ein gemeinsames
Fertigungszentrum im westlichen Kleinasien angenommen wird44.
Während die Herkunft der drei besprochenen
Silberschalen aus Achalgori und Kazbegi aus
Werkstätten in Lydien sich immer deutlicher
abzeichnet, liegt der Fall bei drei in der Kolchis
gefundenen sogenannten „Blütenkelchphialen“
weniger klar. Sie weisen zunächst das gleiche
Grundmuster auf: Zwischen vier mandelförmigen Buckeln sind jeweils stilisierte Lotosblüten
um einen Omphalos angelegt. Doch es gibt auch
auffällige Unterschiede.
Die erste, eine Silberschale mit ausladendem
Rand, wurde in Pichvnari in einem Grab des mittleren 5. Jh. v. Chr. gefunden (Taf. 2, 5). Sie ist mit
297
13 mandelförmigen Buckeln, deren Spitzen nach
außen zeigen, und Lotosblüten in den Zwischenräumen verziert. Denselben Typus vertritt auch
eine fragmentarisch erhaltene Phiale aus Enageti
in Iberien. Enge Parallelen sind ferner aus Susa,
von der rumänischen Schwarzmeerküste und aus
Makedonien bekannt45. Sie alle unterscheiden sich
in Detailformen sowie hinsichtlich der Zahl und
Proportionen der Buckel. Chronologisch gehören
die meisten von ihnen ins mittlere 5. Jh. v. Chr.
Einen ähnlichen, allerdings etwas reicheren Dekor weist eine kleine goldene Phiale aus einem
gegen 400 v. Chr. zu datierenden Grab in Vani
auf (Taf. 3, 1). Sie trägt zwölf mandelförmige
Buckel um einen Omphalos und stilisierte, fünfblättrige Lotosblüten dazwischen. Gegenüber
den Schalen aus Pichvnari und Enageti kommt
jedoch noch ein Fries mit radialen Kanneluren auf
dem Rand hinzu. Genaue Entsprechungen sind
mir nicht bekannt, aber es gibt einige Phialen mit
zwei Dekorfriesen übereinander. Der Schale aus
Vani am nächsten steht eine gegen 500 v. Chr.
datierte silberne „Blütenkelchphiale“ aus Sardis,
bei der freilich die Reihenfolge umgedreht ist: Die
Kanneluren liegen dort innen um den Omphalos,
die eiförmigen Buckel und Lotosblüten auf dem
äußeren Fries46.
Die Fundorte geben nicht deutlich zu erkennen,
wo die beiden in der Kolchis gefundenen Phialen gefertigt wurden. Doch sie lassen wieder an
Werkstätten im Westen des Reiches denken.
Anders liegt der Fall bei der flachen Silberphiale Nr. 61 aus dem „Achalgorischatz“ (Taf. 3, 4).
ständlich kann sie auch noch später in den Kaukasus gelangt sein. Vgl. jetzt die Silberphialen aus Ikiztepe: Özgen
– Öztürk 1996, 92 f. Kat. 38–41.
Smirnov 1934, 46 Kat. 64 Taf. 12; Abka’i-Khavari 1988,
106 F1c14 (Dm 14,5 cm, H 5,0 cm). Luschey 1939, 65 f.
EB4, datierte die Schale ins 5. Jh. v. Chr. und verglich sie
mit der Phiale aus Kazbegi und Funden aus Rhodos. Eine
weiter entwickelte Stufe dieses Phialentypus aus dem
5. Jh. v. Chr., vielleicht aber auch schon aus dem 4. Jh.
v. Chr. vertritt die Silberschale Nr. 62 aus dem „Achalgorischatz“ (Smirnov 1934, 44 f. Taf. 9–10; Luschey 1939, 61.
66 f. 68 EB5; Abka’i-Khavari 1988, 106 F3c15; Dm 21,6 cm,
H 3,3 cm). Sie ist sehr viel flacher, und der Rand ist nicht
vom Becken abgesetzt. Viele (24) kleine sind an die Stelle
weniger tiefer Buckel getreten.
Özgen – Öztürk 1996, 97 Kat. 45; Miller 2009.
Kazbegi: J. I. Smirnov, Vostočnoe serebro (St. Petersburg
1909) 7 Kat. 13 Taf. 3; Abka’i-Khavari 1988, 106 F1c16
(Dm 18,4 cm, H 5,5 cm). – Rhodos: L. Laurenzi, Necropoli Ialisie, Clara Rhodos VIII, 1936, 179 f. 183 Abb. 168–169;
Moorey 1980, 140; Boardman 2003, 231 mit Anm. 467
Abb. 5, 73; P. Triantafyllidis, Achaemenid Influences on
Rhodian Minor Arts and Crafts, in: Darbandi – Zournatzi
2008, 356 Abb. 3; Miller 1997, 43 Anm. 63 Abb. 11.
Pichvnari: Tsetskhladze 1999, 47 Abb. 34; Kakhidze 2004,
94–97. 100–102 Abb. 21, 2; 23 (Grab 6, Mitte 5. Jh. v. Chr.;
Dm 12,0 cm, H 3,5 cm). – Enageti: Bill 2003, 113. 164
Taf. 31, 6 (Grab 1; ohne Maße). Vgl. Luschey 1939, 95–97
BK16 etc.; Treister 2007, 87 f. Abb. 14, 1–3. Im griechischen
Bereich wurde das toreutische Vorbild gelegentlich auch in
anderen Materialien umgesetzt, so auf einem ionischen Kapitell aus Kavalla (A. Frazer, The Propylon of Ptolemy II.
Samothrace 10 [Princeton 1990] 166 f. Abb. 114) und einem
Pinax aus Lokroi Epizephyrioi (H. Hellenkämper [Hrsg.],
Die neue Welt der Griechen. Ausstellungskatalog Köln
[Köln 1998] 166 Nr. 96).
Goldene Phiale aus Vani, Grab 6: Xoštaria u. a. 1972, 116
Nr. 39 Abb. 55; Miron – Orthmann 1995, 150 Kat. 280
Abb. 149; Treister 2007, 90. 92 mit Anm. 83 Abb. 16, 5
(Dm 13,4 cm). – Phiale aus Sardis, Grab 213/1911: H. Butler, Sardis I. The Excavations I 1910–1914 (Leyden 1922)
83 Abb. 82; Luschey 1939, 96 BK13; Abka’i-Khavari 1988,
121 f. F2C14 Abb. 4. 20; Treister 2007, Abb. 16, 6. Treister
2007, 88–92 Abb. 15–16, hat eine Reihe von Phialen mit
zwei Dekorfriesen zusammengestellt, die in der Ägäis und
im Schwarzmeergebiet gefunden worden sind.
298
Zwischen vier Buckeln befinden sich breite Lotosblüten aus 15 bis 18 Blättern. Sie gehört damit
auch zur Gruppe der „Blütenkelchphialen“, aber
zusätzlich gibt es hier noch vier nierenförmige
Motive, auf denen die mandelförmigen Buckel
mit den Enden ruhen47. Dafür gibt es weder in
der achaimenidischen Toreutik, noch in der griechischen oder kleinasiatischen Kunst Parallelen.
So handelt es sich wohl um eine lokale, kolchische
Arbeit, wie schon Gagoschidse vermutet hat.
Zwei weitere Silberphialen wurden in Gräbern
der Mitte bzw. zweiten Hälfte des 5. Jh. v. Chr. in
der ‚griechischen Nekropole‘ von Pichvnari gefunden48. Erstere ist eine typisch achaimenidische
„Blattphiale“ (Taf. 2, 6), wie sie in Kleinasien häufig gefunden worden sind. Die zweite ist sehr
flach und trägt drei konzentrische Buckelreihen
sowie Palmetten um den Omphalos (Taf. 2, 4).
Dieser Typus ist bislang singulär und könnte auch
aus einer griechischen Werkstatt stammen.
Auch Buckelphialen mit einem Fries aus vier
bis sieben Vögeln um den Omphalos aus AchulAbaa (Taf. 2, 7) und Vani (Taf. 3, 5) sind wohl kolchische Arbeiten, denn für die Vogelfriese gibt es
außerhalb Georgiens bislang keine Parallelen. Für
die Gefäßform und für die Verbindung von weit
auseinander stehenden Buckeln mit figürlichen
Reliefs dienten achaimenidische Phialen als Vorbild, wie sie aus Lydien bekannt sind49. Die kol-
Smirnov 1934, 44 Kat. 61 Taf. 8; Luschey 1939, 97. 99. 105 f.
BK18; Abka’i-Khavari 1988, 106 F3c14; Miron – Orthmann
1995, Abb. 5 Kat. 303; Gagoshidze 2003; Treister 2007, 83
mit Anm. 59 Abb. 10, 3 (Dm 19,2 cm, H 3,3 cm). Es ist schon
gesehen worden, dass eine grundsätzliche Verwandtschaft
mit den „Blattkelchmedaillons“ am Boden eines silbernen
Aryballos aus Grab 11 in Vani sowie dem schon erwähnten
Silberbecher aus Uljap besteht, die wohl beide im mittleren 5. Jh. v. Chr. im achaimenidischen Kleinasien geschaffen worden sind; zuletzt ausführlich Treister 2007, 67–101
Abb. 1 (Aryballos aus Vani). 2 (Becher aus Uljap). Den
Aryballos hatte O. Lordkipanidze zunächst für attisch erklärt, bis ihn J. Boardman später einer graeco-persischen
Werkstatt in Lydien zuschrieb, und zuletzt erkannte
E. Gigolašvili eine Kombination attischer, ionischer und
achaimenidischer Elemente; Kacharava – Kvirkvelia 2008,
130 mit Anm. 20 und Literaturverweisen.
„Blattphiale“ aus Grab 15: Tsetskhladze 1999, 47 f. Abb. 36;
Kakhidze 2004, 91–93 Abb. 14 (Dm 15,4 cm, H 4,0 cm); vgl.
Luschey 1939, 125–132; Rehm 2006, 197 Abb. f. g. – Buckelphiale aus Grab 110: Miron – Orthmann 1995, Abb. 134
Kat. 258; Kakhidze 2004, 104. 106 Abb. 29–30 (Dm 13,5 cm,
H 3,0 cm).
Achul-Abaa: Ju. Voronov, Novye materialy antičnoj ėpochi
iz okrestnostej Dioskuriady, SovA 1991, 226; Sens 2009, 44
Taf. 3, 9 (Dm 18,0 cm). – Vani: Kacharava – Kvirkvelia 2008,
181 Taf. 45 b–c (Grab 24; Dm 12,5 cm, H 3,2 cm); einige der
Florian S. Knauß
chischen Silberschalen stammen jeweils aus
Gräbern der zweiten Hälfte des 4. Jh. v. Chr. Ein
später Vertreter dieses kolchischen Phialentypus
wurde in Grab 2 in Vani gefunden, das ins frühe 3. Jh. v. Chr. datiert. Vier verschiedene Tiere,
ein Eber, ein Wolf, eine Raubkatze und ein Hirsch
sind um den Omphalos gruppiert. Stilistisch sind
sie eng mit den Tierkampfbildern auf den kolchischen Diademen und Situlen zu verbinden50.
Schließlich werden einfache kalottenförmige
Schalen mit Zungenfries um den Omphalos, die
in Grab 13 in Sairche gefunden wurden, wohl
wieder Arbeiten aus Lydien sein, wie Vergleiche
nahe legen51.
Nur kurz erwähnt seien schließlich noch silberne Löffel und Schöpfkellen in Gräbern der
kolchischen Aristokratie, die wohl ebenfalls von
achaimenidischen Silberschmieden in Kleinasien
geschaffen worden sind, bald aber kolchische
Nachahmer fanden52.
Spätestens seit der ersten Hälfte des 5. Jh. v. Chr.
haben wertvolle Gefäße und Schmuck aus toreu-
nicht abgebildeten Silberschalen aus diesem Grab könnten
aber noch importiert sein. Vgl. Özgen – Öztürk 1996, 88 f.
Kat. 34–35.
0 Lort’k’ip’anije 1972, Abb. 4; Iz archiva N. V. Choštaria,
in: O. Lort’k’ip’anije (Hrsg.), Vani 4 (Tiflis 1979) 124–127
Abb. 201–203; Treister 2007, 81 f. mit Anm. 53 Abb. 9;
Kacharava – Kvirkvelia 2008, 209 Nr. 26 (Dm 17,0 cm, H
4,0 cm).
Drei Silberschalen aus Sairche, Grab 13 (erste Hälfte 5. Jh.
v. Chr.): Z. Bragvadzé – G. Makharadzé, L’importation
grecque aux Ve–IVe siècles, in: M. Faudot – A. Fraysse
– É. Geny (Hrsg.), Pont-Euxin et commerce. La genèse de la
„route de la soie“ (Paris 2002) 283. 286 Abb. 7 (ohne Maße).
Vgl. Özgen – Öztürk 1996, 95 Kat. 43; Treister 2007, 94–97
Abb. 19. Anhand der vorliegenden Abbildungen ließ sich
eine weitere Silberphiale nicht einordnen. Sie stammt aus
dem um 300 v. Chr. datierten Grab 18 im kolchischen Nokalakevi; Bill 2003, 208 Taf. 118, 14.
Xoštaria u. a. 1972, 116 Kat. 41 Abb. 57 (Schöpfkelle aus
Grab 6); Kacharava – Kvirkvelia 2008, Taf. 12 c (Silberlöffel
aus Grab 11 in Vani). Dagegen ist ein weiterer Silberlöffel aus Grab 15 (V. T’olordava, C’entraluri terasis č’rdiloaġmosavlet’i p’erdi (1975–1979 cc. Gat’xrebis šedegebi),
in: O. Lort’k’ip’anije (Hrsg.), Vani 8 (Tiflis 1986) 86 f. 119 f.
Abb. 69, 2–3; 71, 11; Lordkipanidze 1991, Taf. 30, 1) wohl
kolchisch. Die silberne Schöpfkelle aus Grab 24 in Vani
(Kacharava – Kvirkvelia 2008, 181 Taf. 45 a, zweite Hälfte
4. Jh. v. Chr.) ist vielleicht eine lokale Arbeit nach achaimenidischen Vorbildern. Während griechische Kellen einen
offenen Griffabschluss besitzen, um sie etwa an den Rand
eines Mischkessels hängen zu können, ist das Ende bei den
achaimenidischen Kellen ringförmig gebildet; vgl. Özgen
– Öztürk 1996, 84–86 Kat. 28–31. Die Verwendung einer
solchen Kelle bezeugt das silberne Gürtelblech Taf. 3, 6
(Kacharava – Kvirkvelia 2008, 42 Abb. 17 [seitenverkehrt]
Taf. 48 b).
„Medismos“ in Kolchis
tischen Werkstätten im Achaimenidenreich die
kolchischen Gold- und Silberschmiede stark beeinflusst. Solche prestigeträchtigen Luxusartikel
gelangten zunächst vielleicht als diplomatische
Geschenke – etwa von einem der Satrapen in
Kleinasien, Medien oder Armenien – in die Kaukasusregion. Die meisten Phialen aus Edelmetall
stammen offensichtlich aus Kleinasien. In der kolchischen Führungsschicht entwickelte sich aber
bald eine so starke Nachfrage, dass diese durch
lokale Produktion (Taf. 3, 4) befriedigt werden
musste. Neben simplen Kopien finden wir eine
große Variationsbreite lokaler Umbildungen. Kolchische Werkstätten haben fremde Elemente mit
lokalen Elementen kombiniert. Die kolchischen
Gold- und Silberschmiede griffen zwar bereitwillig einige neue Formen, Bildmotive und Kompositionen auf. Technologisch und stilistisch, etwa
bei der Darstellung von Tieren und bestimmten
Ornamenten, folgten sie jedoch eigenen Traditionen. Typisch achaimenidische Löwen, Panther
und Steinböcke wurden oft durch Wölfe, Wildschweine oder Hirsche ersetzt, Tiere, die den
Handwerkern und ihren Abnehmern vertraut
waren.
Es ist überdeutlich, dass die kolchische Aristokratie danach strebte, durch das Tragen achaimenidischen Schmucks und durch persische Trinksitten dem Vorbild des Großkönigs bzw. seiner
Vertreter nachzueifern, und sich damit gleichzeitig von den eigenen Landsleuten sichtbar abzuheben53. Es wird damals nicht nötig gewesen sein,
das Symposion im alten Georgien einzuführen.
Doch haben Perser und Griechen die Trinkkultur
dort offenkundig nachhaltig verfeinert. Die kolchische Oberschicht schätzte jedenfalls die wertvollen Gefäße und Geräte. Der achaimenidische
Einfluss war keineswegs nur oberflächlich. Der
vor wenigen Jahren in Grab 24 in Vani gefundene
Silbergürtel (Taf. 3, 6) veranschaulicht eindrucksvoll die Übernahme altorientalischer Tracht und
Trinksitten. Dieser spektakuläre Fund wie der
schon länger bekannte Dedatosring aus Grab 9 in
Den luxuriösen Lebensstil vornehmer Perser zu kopieren,
ist ein Phänomen, das sich in weiten Teilen des Reiches
und darüber hinaus beobachten lässt. Vgl. beispielhaft Miller 1997; E. Dusinberre, Aspects of Empire in Achaemenid
Sardis (Cambridge 2003); W. Raeck, Das Perserbild in der
griechischen Kunst, in: Rehm 2006, 154 f.
299
Vani belegen die Ausbreitung der orientalischen
Praxis, die Schale beim Trinken auf den Fingerspitzen zu balancieren (Xen. Kyr. 1, 3, 8–9)54.
Von der beachtlichen Zahl und Vielfalt achaimenidischer Metallarbeiten können wir freilich
nicht auf die politische Situation in der Kolchis
rückschließen. Doch umgekehrt spricht das Fehlen achaimenidischer Architektur auch nicht
gegen eine persische Suprematie, denn in den
wenigsten Reichsteilen finden wir Bauten, die
Vorbildern aus Iran folgen und das feuchte Klima
der Kolchis begünstigte eine Bauweise mit luftgetrockneten Lehmziegeln nicht gerade55.
Weitere Ausgrabungen in der Kolchis mögen
die Zahl der achaimenidischen und achaimenidisierenden Objekte noch einmal beträchtlich vermehren, doch die Frage, ob die Kolchis Teil des
Perserreiches war und wenn ja, in welcher Form,
lässt sich anhand archäologischer Zeugnisse nicht
klären. Eindeutige Belege – Inschriften oder Tontafeln – sind angesichts der Spärlichkeit von achaimenidischen Schriftquellen und der Schriftlosigkeit der Kolcher kaum zu erwarten. Umgekehrt
verändert sich das Bild auch nicht grundlegend
zulasten der Perser, wenn man – wie O. Lordkipanidze – manche der genannten Armreifen und
Phialen für einheimische Arbeiten hält. Gerade lokale Imitationen bezeugen eindringlich die starke
Ausstrahlung des achaimenidischen Hofes.
So bleibt nur, die archäologischen Zeugnisse
und die wenigen Schriftquellen unter dem Gesichtspunkt historischer Plausibilität zu interpretieren. Spätestens 513/512 v. Chr., im Zuge des
unglücklichen Skythenfeldzuges von Dareios I.,
müssen die Perser auch durch die Kolchis marschiert sein. Für kurze Zeit versuchten sie durch
Befestigungsanlagen am Oaros, dem heutigen
Sal, auch das Gebiet nördlich der Kaukasushaupt-
Silberblech: Kachareva – Kvirkvelia 2008, 41 f. Abb. 17 (seitenverkehrt); 180 Taf. 47–48 (Grab 24); Dedatosring: vgl.
zuletzt Sens 2009, 199 mit Anm. 1303 Taf. 53, 4 (Grab 9,
spätes 4. Jh. v. Chr.).
Gleichwohl belegen zwei „dorische“ Kapitelle mit Blattdekor aus Sairche (B. Shefton, The White Lotus, Rogozen and
Colchis: The Fate of a Motif, in: J. Chapman – P. Dolukhanov [Hrsg.], Cultural Transformations and Interactions in
Eastern Europe [Aldershot 1993] 178–209) und ein jüngst
gefundenes Doppelstierprotomenkapitell aus Vani (Kacharava – Kvirkvelia 2008, 66), dass auch die kolchische Baukunst gegenüber Einflüssen aus dem Achaimenidenreich
offen war. Nach G. K’ip’iani, Kolxetisa da Iberiis carmart’uli
tajrebi da k’art’uli k’ristianuli xurot’mojġvrebis carmošobis
sak’ot’xebi (Tiflis 2000) 5–25, gab es im 5./4. Jh. v. Chr. in
Vani einen Feuertempel nach iranischem Vorbild.
300
kette zu kontrollieren (Hdt. 4, 124). Zur Zeit des
Herodot (3, 97), also im mittleren 5. Jh. v. Chr.,
bildete der (Große) Kaukasus die Nordgrenze des
Perserreiches, und noch als die „10 000“ Griechen
auf Kolcher stießen, gibt Xenophon (an. 4, 8, 8–24)
an keiner Stelle zu erkennen, dass diese bereits
außerhalb des Reiches siedelten.
Es wäre trotzdem denkbar, dass die Achaimeniden sich im Laufe des 5. Jh. v. Chr. aus der Kolchis
zurückzogen, so wie sie nach den Niederlagen bei
Salamis und Plataiai auch Thrakien und Makedonien räumten. Denn wir finden dort – und entgegen aller offiziellen Propaganda selbst in Athen
– weiterhin achaimenidische Luxusartikel und
lokale Imitationen. Sind die Funde in der Kolchis
also nur Indiz für die Vorbildhaftigkeit achaimenidischer Lebensart für die lokale Aristokratie?
Man hat die Knaben und Mädchen, die die
Kolcher regelmäßig an den Großkönig sandten
(Hdt. 3, 97), bisweilen als freiwillige Gaben interpretiert, die die politische Souveränität der Kolchis nicht berührt hätten56. Die persischen Großkönige waren bei der Ausübung ihrer Herrschaft
oft pragmatisch. Heerfolge und Tribut standen im
Vordergrund, die Form der Kontrolle war nachrangig57. Die Unterwerfung Griechenlands und
der skythischen Siedlungsgebiete nördlich des
Kaukasus wurde aufgegeben, schließlich auch
Makedonien und Thrakien, weil der Aufwand
in keiner Relation zum Ergebnis stand. Aber seit
der Endphase des Peloponnesischen Krieges erreichte man durch geschickte Parteinahme, dass
von den Griechen keine Gefahr ausging. Die zeitweilig verlorene Kontrolle über die reichen Städte
Ostgriechenlands wurde jedoch militärisch und
diplomatisch immer betrieben. Das gleiche gilt
für Ägypten, das noch kurz vor dem Ende des
Reiches zurückerobert wurde. Das „kolchische
Königreich“ – ungeachtet der Frage, ob es sich
dabei um Fiktion oder Realität handelt – kann
aber weder mit den Skythen, mit Griechenland,
Makedonien, Thrakien noch mit Ägypten verglichen werden. Es stellte für die Perser keinen
ernsthaften Gegner dar. Der seit dem 6. Jh. v. Chr.
D. Braund, Georgia in Antiquity. A History of Colchis and
Transcaucasian Iberia 550 BC–AD 562 (Oxford 1994) 122 f.;
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in the Athenian and Persian Empires. The Ninth Oxford
Symposium on Coinage and Monetary History, April 1986
(Oxford 1987) 109–166.
Florian S. Knauß
in der Kolchis zu beobachtende neue Reichtum
der führenden Schichten blieb, wenn er nicht sogar von den Persern begünstigt war, diesen jedenfalls kaum verborgen. Warum aber sollten sie
darauf verzichten? Entscheidend ist jedoch, dass
eine Loslösung der Kolcher nicht toleriert werden
konnte, weil sie als Präzedenzfall anderen Völkern im Reich ein verheerendes Signal gegeben
hätte. Wenn also der Kaukasus nach Herodot die
Nordgrenze bildete – es gibt keine Gründe, dies
anzuzweifeln –, und wenn die Kolcher Heeresfolge leisteten (Hdt. 7, 79), dann war ihr Status aus
persischer Sicht sicher der von unterworfenen
Völkern, ob man sie nun wie R. Hachmann auf
den Reliefs in Persepolis als „freie Verbündete“
identifiziert oder nicht58.
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– Da die hier besprochenen Metallarbeiten aus kolchischen
und zentralgeorgischen Fundorten überwiegend aus dem
westlichen Kleinasien zu stammen scheinen, stellt sich die
Frage, ob die Kolchis damals besondere Beziehungen zum
Satrapen in Sardis unterhielt bzw. diesem unterstellt war.
301
„Medismos“ in Kolchis
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Lort’k’ip’anije 1972, 111–134
Abbildungsnachweis
Taf. 1, 1. 3–6: Photos I. Gagoshidze — Taf. 1, 2: nach Miron – Orthmann 1995, 146 Abb. 145 — Taf. 1, 7: nach Kacharava – Kvirkvelia 2008, 138 Taf. 7 c — Taf. 2, 1: nach
Sideris 2008, Abb. 11 — Taf. 2, 2: Lort’k’ip’anije 1972,
Abb. 60 — Taf. 2, 3: Zeichnung K. Fuhrmeister —
Taf. 2, 4: nach Kakhidze 2004, Abb. 30 — Taf. 2, 5:
nach Smirnov 1934, Taf. 8 — Taf. 2, 6: nach Kakhidze 2004, Abb. 14 — Taf. 2, 7: Zeichnung F. S. Knauß
(nach Sens 2009) — Taf. 3, 1: nach Kacharava – Kvirkvelia 2008, 161 Taf. 26 a — Taf. 3, 2: nach Smirnov 1934,
Taf. 12 — Taf. 3, 3: nach Smirnov 1934, Taf. 11 —
Taf. 3, 4: nach Smirnov 1934, Taf. 8 — Taf. 3, 5: nach
Kacharava – Kvirkvelia 2008, 192 Taf. 45 b–c — Taf. 3, 6:
nach Kacharava – Kvirkvelia 2008, 42 Abb. 17.
Anschrift
Dr. Florian S. Knauß
Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek
Meiserstr. 10
80333 München
knauss@antike-am-koenigsplatz.mwn.de
Florian S. Knauß
303
„Medismos“ in Kolchis
1
2
3
4
6
Tafel
5
7
1: Goldblech aus Nosiri — 2: Golddiadem aus Vani, Grab 6 — 3: Ohrring aus Tschuburischindschi —
4: Schläfenanhänger aus Achalgori, Nr. 26 — 5: Scheibenohrringe aus Achalgori, Nr. 24 — 6: Elektronperle aus
Parzchanakanewi — 7: Goldene Armreifen aus Vani, Grab 11.
304
Florian S. Knauß
1
2
3
5
Tafel
4
6
7
1: Silberbecher aus Sairche — 2: Silberbecher aus Vani, Grab 6 — 3: Trinkhorn aus Mtisdziri —
4: Silberphiale aus Pichvnari, Grab 110 — 5: Silberphiale aus Pichvnari, Grab 6 — 6: Silberphiale aus Pichvnari, Grab 15 — 7: Silberphiale aus Achul-Abaa.
305
„Medismos“ in Kolchis
2
1
3
4
5
6
Tafel
1: Goldphiale aus Vani, Grab 6 — 2: Silberphiale aus Achalgori, Nr. 64 — 3: Silberphiale aus Achalgori, Nr. 63 — 4: Silberphiale aus Achalgori, Nr. 61 — 5: Silberphiale aus Vani, Grab 24; — 6: Silbernes Gürtelblech aus Vani, Grab 24.