Der Nervenarzt
Konsensuspapiere
Nervenarzt
https://doi.org/10.1007/s00115-023-01457-9
Angenommen: 18. Januar 2023
© Der/die Autor(en) 2023
Klimawandel und psychische
Gesundheit. Positionspapier
einer Task-Force der DGPPN
Andreas Heinz1 · Andreas Meyer-Lindenberg 2,3 · DGPPN-Task-Force „Klima und
Psyche“
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie CCM, Charité – Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Zentralinstitut für Seelische Gesundheit, Mannheim,
Deutschland
3
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V.,
Berlin, Deutschland
1
2
Zusammenfassung
Der Klimawandel und die damit häufiger auftretenden Extremwetterereignisse wirken
sich direkt negativ auf die psychische Gesundheit aus. Naturkatastrophen gehen
insbesondere mit einem Anstieg von Depressionen, Angst- und Traumafolgestörungen
einher. Indirekte Folgen des Klimawandels wie Nahrungsmittelknappheit, ökonomische
Krisen, gewaltvolle Konflikte und unfreiwillige Migration stellen zusätzlich massive
psychische Risiko- und Belastungsfaktoren dar. Klimaangst und Solastalgie, die
Trauer um verlorenen Lebensraum, sind neue psychische Syndrome angesichts der
existenziellen Bedrohung durch die Klimakrise. Eine nachhaltige Psychiatrie muss sich
dementsprechend auf steigenden und veränderten Bedarf einstellen. Psychiatrische
Behandlungsprinzipien müssen die Prävention stärker in den Blick nehmen, um das Versorgungssystem insgesamt zu entlasten. Ressourcenverschwendung und CO2-Ausstoß
im psychiatrischen Behandlungsablauf sowie Infrastruktur müssen wahrgenommen
und verhindert werden. Psychiatrische Aus-, Fort- und Weiterbildungskonzepte sollen
um die Thematik des Klimawandels erweitert werden, um Fachkräfte, Betroffene
und Öffentlichkeit umfassend zu informieren, zu sensibilisieren und zu klimafreundlichem und gesundheitsförderlichem Verhalten anzuregen. Die Auswirkungen des
Klimawandels auf die psychische Gesundheit müssen tiefergehend erforscht werden.
Die DGPPN wird Förderer und strebt die Klimaneutralität bis 2030 an. Sie hat sich zu
klimaschonenden und energiesparenden Maßnahmen im Bereich der Finanzwirtschaft,
in Bezug auf den DGPPN-Kongress sowie die DGPPN-Geschäftsstelle verpflichtet.
Zusatzmaterial online
Zusätzliche Informationen sind in der
Onlineversion dieses Artikels (https://
doi.org/10.1007/s00115-023-01457-9)
enthalten.
DieMitgliederderDGPPN-Task-Force„Klimaund
Psyche“ werden am Beitragsende gelistet
Zusatzmaterial online – bitte QR-Code scannen
Schlüsselwörter
Empfehlungen · Psychiatrie · Nachhaltigkeit · Erderwärmung · CO2-Emissionen
Steigende Temperaturen und häufigere
Extremwetterereignisse, das Artensterben und die zunehmende Verschmutzung von Luft, Böden und Wasser gefährden nicht nur unsere Lebensgrundlagen,
sondern auch die psychische Gesundheit. Das psychiatrische Versorgungssystem muss sich auf einen steigenden
Bedarf einstellen. Gleichzeitig können
die in der Psychiatrie Tätigen einen Beitrag zur Bewältigung der enormen Herausforderungen leisten. Die Task-Force
„Klima und Psyche“ der DGPPN hat die
Evidenz zu den Auswirkungen des Klimawandels auf die Psyche zusammengefasst und Handlungsempfehlungen
für eine klimaneutrale Psychiatrie erarbeitet.
Auswirkungen des Klimawandels
auf die psychische Gesundheit
Es ist inzwischen gut belegt, dass sich der
Klimawandel direkt und indirekt negativ
Der Nervenarzt
1
Konsensuspapiere
auf die psychische Gesundheit auswirkt [1].
Die Zunahme von Extremwetterereignissen wie Hitzewellen oder Überschwemmungen kann zur Verschlechterung bestehender oder zum Ausbruch neuer psychischer Erkrankungen wie PTBS, Angststörungen oder Depressionen führen: Eine Metaanalyse zeigt, dass Menschen, die
Naturkatastrophen miterlebt haben, ein
fast doppelt so hohes Risiko für eine psychische Erkrankung aufwiesen, verglichen
mit Menschen ohne eine solche Erfahrung
[2]. Durch die menschengemachte Zerstörung von Lebensräumen und -grundlagen entstehen darüber hinaus begründete Zukunftsängste [3], ökonomische Krisen, Nahrungsmittelunsicherheit, gewaltvolle Konflikte und Vertreibung von Menschen, die massive Belastungs- und Risikofaktoren für die psychische Gesundheit
darstellen [4].
Direkte Auswirkungen auf die
Psyche
Der Klimawandel wirkt sich über zunehmende Hitze und Naturkatastrophen wie
Überschwemmungen, Dürren, Stürme und
Brände direkt auf die psychische Gesundheit aus. Auch die Luftverschmutzung hat
einen direkten, negativen Effekt auf die
Psyche.
Luftverschmutzung
Der Klimawandel geht Hand in Hand
mit der Industrialisierung, Urbanisierung
und Luftverschmutzung. Luftverschmutzung wirkt schädlich auf die kognitiven
Funktionen und kann Aufmerksamkeit, visuokonstruktive Fähigkeiten, Gedächtnis,
Rechenleistung, Leseverständnis sowie
verbale und nonverbale Intelligenz beeinträchtigen [5–7]. Eine wachsende Zahl
an Studienbefunden weist außerdem auf
einen Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung und Risiko für psychische Erkrankungen wie z. B. Depression, Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung
(ADHS) und Schizophrenie hin [8–10].
In einer großen Metaanalyse konnte ermittelt werden, dass ein Anstieg der
Feinstaubbelastung kurzfristig mit mehr
psychiatrischen Notfällen und erhöhter
Suizidalität in den folgenden Tagen einhergeht. Über einen längeren Zeitraum
zeigt sich außerdem eine steigende De-
2
Der Nervenarzt
pressionsprävalenz im Zusammenhang
mit erhöhter Feinstaubbelastung [11].
Hitze
Der Klimawandel führt weltweit zum
Anstieg der Durchschnittstemperaturen,
auch die Häufigkeit und Schwere von
Hitzewellen nimmt zu [12]. Psychische
Erkrankungen gehören zu den wichtigsten Risikofaktoren für hitzebedingte
Todesfälle. Sie verdreifachen das Mortalitätsrisiko während Hitzewellen und sind
damit schwerwiegender als kardiovaskuläre oder Lungenerkrankungen [13]. Das
höchste hitzebedingte Mortalitätsrisiko
haben Menschen mit substanzbezogenen
Süchten und organischen psychischen
Störungen wie z. B. Demenzen [14]. Diese
besonders vulnerablen Patienten können
sich häufig nicht selbstständig und effektiv vor Hitze schützen. Auch die Zahl der
Suizide steigt mit den Temperaturen an
[15].
Eine 2021 veröffentlichte Metaanalyse
zeigt, dass pro 1-Grad-Celsius Temperaturanstieg ein 0,9 % höheres Risiko für psychische Erkrankungen existiert [14]. Die
psychische Belastung durch Hitze drückt
sich außerdem in einem deutlichen Anstieg von (Not-)Aufnahmen in psychiatrische Kliniken aus [15].
Forscher vermuten einen kausalen Zusammenhang zwischen Hitze und Aggressivität [16]. Dazu passt, dass psychiatrische Kliniken mehr aggressive Zwischenfälle verzeichnen, je höher die Temperaturen sind [17].
Extremwetter und Naturkatastrophen
Überschwemmungen, Brände, Stürme und
Dürren sind Extremwetterereignisse, die
aufgrund des Klimawandels zukünftig immer häufiger und stärker auftreten. Sie
können zu Naturkatastrophen werden, die
eine Bedrohung der körperlichen Unversehrtheit sowie die Zerstörung von Existenzgrundlagen und kritischer Infrastruktur zur Folge haben. Entsprechend können
sie auch massive psychische Belastungen
für die Betroffenen darstellen. Eine mangelnde oder unterbrochene Gesundheitsversorgung stellt einen weiteren Risikofaktor für das Entstehen psychischer Störungen und die Verschlechterung bestehender psychischer Erkrankungen nach Na-
turkatastrophen dar. Auch ein notgedrungener Wohnortwechsel und der Verlust
von Eigentum, Arbeitsplatz und sozialer
Unterstützung gehören zu den länger andauernden psychosozialen Stressoren, die
die psychische Gesundheit der Menschen
in betroffenen Regionen gefährden [1].
Die Intensität einer Naturkatastrophe
bzw. der Grad der Betroffenheit einer
Person steigert dabei die Schwere der
psychischen Symptomatik, die noch Jahre
über die akute Notlage hinaus bestehen
kann [18–20]. Insbesondere die Prävalenz
posttraumatischer Belastungsstörungen
(PTBS) steigt nach zerstörerischem Extremwetter massiv an [21, 22]. Beispielsweise
litten unter Betroffenen einer Flutkatastrophe in England ein Jahr nach dem
Ereignis 36,2 % der Bevölkerung in der
Region unter PTBS [23]. Auch wies fast
jeder dritte Bewohner von New Orleans
nach Hurricane Katrina im Südosten der
USA 2005 Symptome einer PTBS auf [24].
Generalisierte Ängste, Depressionen
und erhöhte Suizidraten sind ebenso Folge von verschiedenen Extremwettern und
Naturkatastrophen. Verschiedene Studien
zeigen eine deutlich erhöhte Prävalenz
affektiver Störungen nach Busch- und
Waldbränden [22, 25, 26]. Etwa die Hälfte
der Bewohner in New Orleans litt in den
30 Tagen nach Hurricane Katrina unter
einer affektiven Störung. Viele berichten außerdem von Suizidgedanken [24,
27]. Noch ein Jahr nach großen Überschwemmungen leidet etwa ein Viertel
der Betroffenen an Angsterkrankungen
und ein Fünftel unter Depressionen [23].
Dasselbe Muster zeigt die australische Forschung in Verbindung mit der chronischen
Dürre des Landes [1, 20, 28–30].
Einzelne Studien fanden außerdem Belege für vermehrten Alkohol- und Substanzgebrauch und -missbrauch sowie gehäufte häusliche Gewalt infolge von Naturkatastrophen [1].
Angst vor der Zukunft
Der Begriff „eco distress“ wird verwendet,
um eine Reihe emotionaler Reaktionen angesichts der Umweltzerstörung der Erde
zu beschreiben. Diese negativen Emotionen in Bezug auf den Klimawandel und
den Verlust an Biodiversität betreffen nicht
nur psychisch Erkrankte oder direkt von
Naturkatastrophen betroffene Menschen
[1, 3]. Gemeint sind Hoffnungslosigkeit,
Traurigkeit, Schuldgefühle, Wut, Sorgen,
Angst und Panik der allgemeinen Bevölkerung. Die Verhaltensweisen reichen von
Verleugnung und Verdrängung, Starre aufgrund von Überforderung und Hilflosigkeit bis hin zu aufopferndem Aktivismus.
Im Kontext des Bewusstwerdens des Klimawandels ist neben „eco distress“ eine
Reihe neuer Begriffe entstanden, die die
psychologischen und emotionalen Reaktionen beschreibt. Das Phänomen der Klimaangst „climate anxiety“ beschreibt die
Erwartung, in Zukunft selbst direkt vom
Klimawandel betroffen zu sein, wobei die
Ungewissheit in Bezug auf die Art, den
Zeitpunkt und den Ort zusätzlich belastet
[31]. „Solastalgie“ bezeichnet die mit der
Zerstörung der eigenen Heimat bzw. Umwelt einhergehende Trauer angesichts des
Verlusts von Orten, Aktivitäten oder Traditionen aufgrund des Klimawandels [32].
Indirekte Folgen des Klimawandels
auf die Psyche
Langzeitdürren,
Überschwemmungen,
Brände und Wirbelstürme, deren Häufigkeit und Dauer im Zuge des Klimawandels
voraussichtlich zunehmen werden, sind
assoziiert mit der Verschlechterung wirtschaftlicher Bedingungen, können den
Zugang zu Nahrung und Trinkwasser für
große Bevölkerungsgruppen erschweren und zum Teil zur Migration zwingen
[20]. Diese indirekten Effekte des Klimawandels werden vorrausichtlich auch
zu Verteilungskonflikten über natürliche Ressourcen führen und zusätzlich
starke psychische Belastungen hervorrufen. Darüber hinaus ist der Klimawandel
auch Gegenstand begründeter Sorgen
und Zukunftsängste („eco distress“) vieler Menschen weltweit, die (noch) nicht
unmittelbar betroffen sind.
Nahrungsmittelunsicherheit
Durch Dürren oder die Zerstörung oder
Veränderung landwirtschaftlicher Nutzflächen kann Nahrungsknappheit und
eine Verringerung des Nährstoffgehalts
und somit Qualität von Getreidearten
entstehen, was Mangelerscheinungen
zur Folge haben kann [20]. Metaanalysen zeigen, dass Mangelernährung sich
in psychischen Symptomen wie Fatigue,
Gedächtnisschwäche oder depressiven
Verstimmungen äußern kann. Eine gesunde Ernährung hingegen unterstützt
psychische Gesundheit, kognitive Leistung, Stimmung und Stressempfindlichkeit. Besonders vulnerabel für die Folgen
von Mangelernährung auf die psychische
Gesundheit sind Frauen, ältere Menschen
und Kinder, bei denen ein erhöhtes Risiko
für die Entwicklung von Depressionen
oder ADHS entstehen kann [33].
Flucht und Migration
Die Zerstörung von Lebensräumen, Nahrungsmittel- und Trinkwasserknappheit
und nicht zuletzt auch ökonomische
und institutionelle Krisen können Staaten
destabilisieren, zu Konflikten und Kriegen und dazu führen, dass Menschen
klimawandelbedingt migrieren müssen.
Die Flucht an sich, die daraus folgende
Unterbrechung sozialer Netzwerke und Arbeitsplatzunsicherheit stellen erhebliche
Belastungsfaktoren dar, die die psychische
Gesundheit gefährden und das Risiko für
Angststörungen und affektive Erkrankungen erhöhen [34, 35]. Studien in Bangladesch zeigten, dass mit umweltbedingter
Umsiedlung oft auch eine Verschlechterung der Wohn- und Arbeitsbedingungen
einhergeht und Menschen neben ökonomischen auch nichtökonomische Verluste
wie Identität und Zugehörigkeitsgefühl
erleben [36]. Hinzu kommt, dass Geflüchtete ein höheres Risiko für psychotische
Erkrankungen haben [37]. Negative Erfahrungen im Anpassungsprozess nach der
Migration begünstigen zudem depressive
Symptome und erhöhen das Suizidrisiko
[38].
Klimaungerechtigkeit
Klimaungerechtigkeit liegt darin, dass diejenigen Menschen, die am wenigsten zur
Verursachung der Klimakrise beitragen, oft
am schwersten betroffen sind. Die psychischen Auswirkungen des Klimawandels
sind dahingehend ungleich verteilt, dass
bestimmte Individuen oder Bevölkerungsgruppenbesonders vondenUmweltveränderungen betroffen sind – aufgrund geografisch bedingt erhöhter Exposition, des
zugrunde liegenden Gesundheitszustands
oder begrenzter Anpassungs- oder Bewältigungskapazitäten [39]. Auch soziale und
wirtschaftliche Faktoren können das Aus-
maß der psychischen Folgen beeinflussen
und bestimmte Menschen benachteiligen.
Für indigene Bevölkerungen, Geflüchtete und Migranten, ethnische Minderheiten, Obdachlose und vulnerable Populationen in ärmeren Ländern hat der Klimawandel besonders starke bis hin zu
existenzielle Auswirkungen; eine besondere Neigung, neue psychische Erkrankungen oder eine Verschlechterung bestehender psychischer Probleme zu entwickeln,
zeigt sich in vielen Studien für Frauen und
Kinder, Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status, psychisch Erkrankte und Menschen mit weniger sozialen
Netzwerken [40–42]. Weiter sind insbesondere Arbeiter und Landwirte durch Wetter- und Umweltveränderungen oftmals
in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht,
was zu starker Verzweiflung und erhöhten Suizidraten führen kann [1, 29]. Hinzu
kommt, dass die psychische Gesundheit
von Menschen, die in Städten oder ärmeren Stadtteilen leben, durch weniger
verfügbare Grünflächen, mehr Hitze und
Luftverschmutzung häufig besonders gefährdet ist [43, 44] – ein Aspekt, der angesichts der zunehmenden Urbanisierung
zusätzlich an Relevanz gewinnt. Insgesamt
verschärfen sich durch den Klimawandel
weltweit bestehende soziale, wirtschaftliche und gesundheitliche Ungleichheiten
[45]. Die Kinder und Jugendlichen von heute werden die größte Last der gesundheitlichen Auswirkungen tragen und sind daher
in besonderem Maße von einer intergenerationalen Ungerechtigkeit betroffen [46].
Handlungsempfehlungen für eine
klimaneutrale Psychiatrie
Angesichts häufigerer psychischer Erkrankungen und neuer Belastungen durch
den Klimawandel ist mit einer Zunahme
des psychiatrischen Versorgungsbedarfs
zu rechnen. Insbesondere im Bereich
der Traumafolgestörungen, Angsterkrankungen und Depressionen wird der Behandlungsbedarf weiter steigen. Die zu
erwartende klimabedingte Zunahme von
Migration erfordert zudem kultursensible
Angebote. Die Psychiatrie muss sich auf
Versorgungskonzepte einstellen, die nachhaltig sind und dem steigenden und sich
verändernden Bedarf gerecht werden.
Der Nervenarzt
3
Konsensuspapiere
Die Task-Force „Klima und Psyche“ hat
sich ausführlich mit den Handlungsmöglichkeiten im Umgang mit der Klimakrise
innerhalb der Psychiatrie auseinandergesetzt. Die Task-Force hat für die Bereiche
„Versorgung“, „Forschung“ und „Aus-, Fortund Weiterbildung“ Handlungsebenen definiert und Empfehlungen ausgearbeitet,
die zur Nachhaltigkeit der Psychiatrie beitragen können. Im Folgenden werden die
Handlungsempfehlungen für die genannten Bereiche zusammengefasst.
Eine Zusammenfassung mit zehn zentralen Handlungsempfehlungen für in
der Psychiatrie Tätige, über verschiedene Handlungsebenen hinweg, ist im
Anhang 1 im Online-Supplement dargestellt.
Versorgung
Im Sinne einer nachhaltigen Psychiatrie
soll es Ziel sein:
– die Emission von Treibhausgasen und
Materialverbrauch in den klinischen
Einrichtungen zu reduzieren,
– die psychiatrisch-psychotherapeutische Behandlungskette und das
Hilfesystem effektiv und ressourcenschonend zu gestalten,
– Behandlungsangebote an Veränderungen des psychiatrischen Handlungsbedarfs bzw. des Diagnosespektrums
anzupassen.
Infrastruktur, Material und Abläufe
anpassen
Psychiatrische Kliniken und Praxen stoßen
als Teil des Gesundheitssektors einen relevanten Anteil der insgesamt im deutschen
Gesundheitssektor anfallenden ca. 0,71 t
CO2 pro Kopf aus [47–49]. Der stationäre
Bereich ist wesentlich energieintensiver
als der ambulante. In psychiatrischen
Fachkliniken wie auch in psychiatrischen
Abteilungen in Allgemeinkrankenhäusern können dieselben auf Energiemanagement, Mobilität, Recycling, Abfall,
Ressourcenverbrauch, Lebensmittel, Beschaffung und Gebäude zielenden Maßnahmen wie in Kliniken allgemein und
anderen Abteilungen ergriffen werden.
Diese Maßnahmen sind beschrieben im
Leitfaden „Klimaschutz in Kliniken verankern“ des Projektes „KLIK – Klimamanager
für Kliniken“ [50] und im Rahmenwerk
4
Der Nervenarzt
„Klimagerechte Gesundheitseinrichtungen“ der Allianz KLUG (Klimawandel und
Gesundheit; [47]). Für vertragsärztliche
Praxen sind im letztgenannten Dokument
spezifische Anregungen enthalten. Die
Infrastruktur von Kliniken und Praxen
muss nachhaltig gestaltet, zur Energiewende genutzt und darüber hinaus an
erwartbare Umweltveränderungen wie
höhere Außentemperaturen und Hitzewellen angepasst werden. Die Bereiche
Mobilität und Lebensmittelversorgung
sollten auf nachhaltige Alternativen umgestellt (Förderung der ÖPNV-Nutzung,
vermehrte biologische und vegetarische
Lebensmittel) und der Verbrauch jeglicher
Ressourcen und Materialen im Gebäudemanagement und Behandlungsablauf
reduziert werden. Zur Vermeidung von
Ressourcenverschwendung im Behandlungsablauf dienen u. a.:
– leitliniengerechte Optimierung des
Medikamenten- und Materialverbrauchs (z. B. Abdosierung prüfen
[51]),
– Minimierung des Einsatzes von Einwegprodukten,
– Möglichkeiten der Digitalisierung zur
Behandlung nutzen,
– Reduktion wenig effektiver Prozesse,
– Ambulantisierung der Behandlung.
Auch organisatorische Veränderungen wie
die Einführung einer klimabeauftragten
Person, regelmäßige Verbrauchsanalysen
und die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien bei der Beschaffung und
Finanzierung spielen eine wesentliche Rolle beim Klimaschutz durch Kliniken und
Praxen. Marketing für Nachhaltigkeit über
Klinik- oder Praxiskommunikation (z. B. Klimasprechstunde) und Transparenz (z. B.
über den Energieverbrauch) sowie Schulungentragenzur Sensibilisierung und Verhaltensänderung bei.
Eine ausführliche Auflistung empfohlener Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen der Infrastruktur und Abläufe von Kliniken und Praxen sowie Forschungseinrichtungen ist im Anhang 2 im OnlineSupplement zu finden.
Behandlungskette optimieren
Um den zu erwartenden Anstieg des
Bedarfs an psychiatrischer Versorgung zu
bewältigen, muss das Versorgungssystem
effizient gestaltet sein und früh intervenieren. Je weniger Bedarf an psychiatrischpsychotherapeutischer Behandlung auftritt und je zielgenauer dieser Bedarf
gedeckt wird, desto weniger Ressourcenverbrauch findet statt. Daher sind
weitgehende Strategien erforderlich, um
die psychiatrisch-psychotherapeutische
Krankheitslast zu senken, was den Fokus
auf Prävention und die Deckung wesentlicher Lebensbedürfnisse, insbesondere bei
Menschen mit psychischer Vulnerabilität,
legt.
Um gesundheits- und klimabewusstes
Verhalten anzuregen und damit zu einer
Verringerung der Folgen des Klimawandels für die Gesundheit beizutragen, ist es
wichtig, individuelles und soziales Wohlbefinden bzw. soziales Kapital zu fördern
[52]. Weiter ist es essenziell, Betroffenen
und Tätigen im Versorgungssystem dazu
zu verhelfen, die eigene psychische Gesundheit zu fördern bzw. zu entwickeln. Es
ist davon auszugehen, dass psychiatrische
Hilfen, denen ein Empowerment aller Beteiligten gelingt, resilienter sind, effizienter
arbeiten und dadurch auch weniger CO2intensiv sind. Wenn zudem soziale Determinanten psychischer Gesundheit stärker
berücksichtigt werden, sind die Ergebnisse
nachhaltiger und es tritt weniger Bedarf an
stationärer und ressourcenintensiver Behandlung auf.
Zur Verringerung von Morbidität, und
somit dem Behandlungsbedarf, können
beitragen:
– Empowerment und Ownership, d. h.
Förderung von Gesundheitskompetenz, Selbstsorge, Peer-Support,
Zugang zu Psychotherapie,
– Förderung sozialer Netzwerke und
unterstützender sozialer Beziehungen,
– Verringerung von Obdachlosigkeit und
sozialer Isolation,
– Förderung von Beschäftigung bei
Menschen mit psychischer Erkrankung,
– Planung ausreichender Grünflächen in
psychiatrischen Einrichtungen.
Weiterhin muss die Widerstandsfähigkeit
des psychosozialen Versorgungssystems
gestärkt werden, damit es auf Unterbrechungen aufgrund klimabedingter
Katastrophen vorbereitet ist und die Versorgung im Katastrophenfall fortgesetzt
werden kann, z. B. durch die Bereitstellung
digitaler psychosozialer Dienste.
Detaillierte Empfehlungen zur Optimierung der Behandlungskette für eine
nachhaltigere psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung sind im Anhang 3
im Online-Supplement zu finden.
Neue Behandlungsangebote
schaffen
Eine klimaneutrale psychiatrische Versorgung muss die klimawandelbedingten
Veränderungen des Behandlungsbedarfs
vorausdenken. So ist eine Anpassung des
Angebots dahingehend notwendig, dass
das häufigere Auftreten psychischer Krisen
und vermehrte Angsterkrankungen (auch:
Klimaängste), Traumafolgestörungen und
das Vorkommen sozialer Isolation in Folge
von Katastrophenereignissen versorgt und
eine Chronifizierung verhindert werden
können. Hierfür kommt auch der Aufbau
von Spezialambulanzen für Krisen mit
Bezug zum Klimawandel infrage.
Angesichts der möglichen Zunahme klimabedingter Migration müssen darüber
hinaus kultursensible Angebote geschaffen und Sprachmittlung in der Behandlung gewährleistet werden, um die Unter- oder Fehlversorgung von Personen
mit Migrationshintergrund oder geflüchteten Personen zu vermeiden. Eine bessere Kooperation mit somatischen medizinischen Fächern wird notwendig sein, um die
Morbidität somatischer Erkrankungen und
das Risiko von Folgeerkrankungen bei der
vulnerablen Gruppe psychisch Erkrankter,
insbesondere schwer psychisch Erkrankter, bei älteren Menschen und Kindern zu
verringern.
Weitere Details zu möglichen neuen
Behandlungsangeboten für eine nachhaltigere psychiatrisch-psychotherapeutische Versorgung sind im Anhang 4 im Online-Supplement aufgeführt.
Forschung und Wissenschaft
Die psychiatrische Forschung muss durch
die Entwicklung von Präventions- und Interventionsmaßnahmen einen Beitrag im
Sinne einer nachhaltigen Psychiatrie leisten. Dringender Forschungsbedarf besteht
zu den neu auftretenden Syndromen wie
„Solastalgie“ und „Klimaangst“. Die Auswirkungen des Klimawandels speziell auf
die psychische Gesundheit von Kindern
und Jugendlichen sind ebenfalls noch unzureichend untersucht.
Auch Forschungseinrichtungen selbst
arbeiten jedoch ressourcenintensiv und
können an vielen Stellen klimaneutraler
werden. Für den Bereich Forschung und
Wissenschaft existieren bereits diverse
Leitfäden universitärer und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen, die
sich dem Thema „Nachhaltigkeitsmanagement“ widmen. Beispiele sind die
Handreichung des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
geförderten LeNa-Projekts [53], die Checklisten und Handlungsempfehlungen der
Deutschen Gesellschaft für Nachhaltigkeit
an Hochschulen (DG HochN; [54, 55]) oder
die Handlungsempfehlungen von Fraunhofer Klimaneutral 2030 [56]. Die bestehenden Empfehlungen zu nachhaltiger
Forschung lassen sich zunächst in die vier
Dimensionen „Institutionelle Verankerung
und Governance“, „Forschungsförderung“,
„Forschungsprozess“ und „Vernetzung“
einsortieren.
Auf der Ebene des Forschungsprozesses sind neben der Reduktion unnötiger
Ressourcenverschwendung insbesondere
auch die langfristigen und ggf. ungünstigen Wirkungen und Konsequenzen zu bedenken, die sich aus dem Forschungsprozess und den Ergebnissen ergeben können
[53, 57].
Die Maßnahmen, die auf Ebene von
Infrastruktur, Abläufen und materieller
Veränderungen von Forschungseinrichtungen empfohlen werden können, sind
zu großen Teilen deckungsgleich mit denen für psychiatrische Kliniken und Praxen
im Anhang 2 im Online-Supplement.
Eine ausführliche Auflistung empfohlener Strategien für eine nachhaltige Forschung ist im Anhang 5 im Online-Supplement zu finden. Literaturverweise auf
bereits bestehende Standards und Richtlinien für eine nachhaltige Forschung finden sich im Anhang 6 im Online-Supplement.
Aus-, Fort- und Weiterbildung
schen Fachkräften werden. Als Reaktion
auf einen Beschluss der 93. Gesundheitsministerkonferenz (GMK) im Jahr 2020
hat die Bundesärztekammer (BÄK) die
„Auswirkungen des Klimawandels auf
die Gesundheit“ in die Musterweiterbildungsordnung (MWBO) für Ärztinnen und
Ärzte aufgenommen [58]. Die inhaltliche
Ausgestaltung blieb bisher jedoch noch
unbestimmt.
Grundlagenwissen zur Entstehung des
menschengemachten Klimawandels sowie Details zum Einfluss auf die menschliche Gesundheit, insbesondere der psychiatrischen Aspekte, sollten obligatorischer
Inhalt der Aus-, Fort- und Weiterbildung
werden. Ebenso sollten die Folgen für
vulnerable Gruppen und die Klimaungerechtigkeit adressiert werden. Die Rolle
und Verantwortung des Gesundheitswesens müssen deutlich gemacht werden.
Die genannten Lerninhalte sollen in
die Kurrikula von Ärztinnen und Ärzten in fachärztlicher Weiterbildung für
Psychiatrie und Psychotherapie, Kinderund Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, psychosomatische Medizin sowie
von Psychologischen Psychotherapeutinnen und -therapeuten in Ausbildung
eingefügt werden. Auch Auszubildenden in Gesundheits- und Krankenpflege,
Patientinnen und Patienten sowie der
Öffentlichkeit sollten entsprechende Informationsveranstaltungen zugänglich
gemacht werden.
Für die Durchführung von Lehrveranstaltungen gilt es, grundsätzlich zu prüfen, ob diese als Onlineveranstaltung angeboten werden können. Eine detaillierte
Auflistung von, in Zukunft notwendigen,
Inhalten für die Aus-, Fort- und Weiterbildung findet sich im Anhang 7 im OnlineSupplement.
Wichtige Materialien und Ressourcen
als Grundlage der inhaltlichen Ausgestaltung werden im Anhang 8 im Online-Supplement dargestellt.
Im Anhang 9 im Online-Supplement
sind Maßnahmen für eine klimabewusstere Durchführung von Präsenzveranstaltungen gelistet.
Informationen zum Klimawandel und zu
seinen gesundheitlichen Konsequenzen
sollten Teil der regulären Ausbildung von
Ärztinnen, Ärzten und weiteren mediziniDer Nervenarzt
5
Konsensuspapiere
Aktionsplan der DGPPN für eine
nachhaltige Fachgesellschaft
Die DGPPN bekennt sich im Einklang mit
dem Deutschen Ärztetag zur Pflicht, die
„Auswirkungen des Klimawandels klar zu
benennen, die gesundheitliche Bedrohung durch den Klimawandel aufzuzeigen, Gegenmaßnahmen einzufordern und
mit dazu beizutragen, dass sich das Gesundheitssystem auf die Bewältigung der
Folgen des Klimawandels vorbereitet und
bei jeglichem Handeln zum Wohle der Gesundheit klimaschädliche Auswirkungen
vermeidet“ [58].
Mit über 10.000 Mitgliedern ist die
DGPPN die größte medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Fragen
der psychischen Erkrankungen in Deutschland. Regelmäßige Gremienarbeit leisten
die 35 Fachreferate, der 19-köpfige Vorstand, die 11 Beiratsmitglieder sowie
das Trialogische Forum. Hinzu kommt
der jährliche DGPPN-Kongress mit seinen
mehreren Tausend Teilnehmenden sowie
weitere Veranstaltungs-, Fort- und Weiterbildungsformate, die von der DGPPN
durchgeführt werden. Das gesamte Spektrum an Aktivitäten wird unterstützt durch
eine Geschäftsstelle mit mehr als 20 Mitarbeitenden.
Der Aktionsplan der DGPPN für eine
nachhaltige Fachgesellschaft umfasst die
Bereiche „Bewusstseinsbildung“, „Interessenvertretung“, „Forschungsförderung“,
„DGPPN-Kongress“, „Finanzen“ und die
DGPPN-Geschäftsstelle.
Dazu gehört, dass die Fachgesellschaft
sich verpflichtet, den Zusammenhang von
Klimawandel und psychischen Erkrankungen in verschiedenen Formaten und Veranstaltungen darzustellen und darüber zu
informieren. Der DGPPN-Kongress dient
hierzu als Plattform und soll ab 2030 möglichst klimaneutral abgehalten werden –
d. h. CO2-Ausstoß zu vermeiden, zu reduzieren und zu kompensieren. Zusätzlich soll geprüft werden, ob das Vereinsvermögen, Geldflüsse und Versicherungen
der DGPPN zu nachhaltigen und nach ethischen Kriterien arbeitenden Anbietern umgezogen werden können. Weiterhin möchte die Fachgesellschaft das Forschungsfeld
„Klima und psychische Erkrankungen“ weiter vorantreiben, um Antworten auf die
aktuellen und zukünftigen Herausforde-
6
Der Nervenarzt
rungen in der Gesundheitsversorgung zu
finden.
Diese und weitere Maßnahmen der
DGPPN werden im Anhang 10 im OnlineSupplement ausführlich beschrieben.
Korrespondenzadresse
Prof. Dr. Dr. Andreas Heinz
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie CCM,
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Charitéplatz 1, 10117 Berlin, Deutschland
andreas.heinz@charite.de
Prof. Dr. Andreas Meyer-Lindenberg
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie,
Zentralinstitut für Seelische Gesundheit
J5, 68159 Mannheim, Deutschland
andreas.meyer-lindenberg@zi-mannheim.de
Mitglieder der DGPPN-Task-Force „Klima und
Psyche“. Alle Autor:innen sind Mitglieder der
DGPPN-Task-Force „Klima und Psyche“ und haben
zu gleichen Teilen an diesem Positionspapier mitgewirkt: Prof. Dr. med. Dr. phil. Andreas Heinz; Prof.
Dr. med. Andreas Meyer-Lindenberg; Prof. Dr. med.
Mazda Adli; Dr. med. Barbara Bornheimer; Dr. med.
Lasse Brandt; Prof. Dr. med. Dr. phil. René Hurlemann;
Dr. med. Sebastian Karl; PD Dr. med. Hans Knoblauch;
Dr. phil. Nina Marsh; Prof. Dr. med. Christoph Nikendei; Sandy Pistol; Prof. Dr. med. Steffi Riedel-Heller;
Anna-Karina Schomburg; Dr. med. Kirsten Shukla;
Dr. med. Dr. PH Stefan Weinmann; Franziska Welzel.
Koordinative und redaktionelle Mitarbeit seitens
der DGPPN-Geschäftsstelle: Dr. rer. medic. Gabriel
Gerlinger; Dipl.-Psych. Julie Holzhausen; Dipl.-Psych.
Katja John; Isabelle Lork, M. A.; Dr. phil. Julia Sander;
Annika Walinski, M. Sc.
Funding. Open Access funding enabled and organized by Projekt DEAL.
Einhaltung ethischer Richtlinien
Interessenkonflikt. A. Heinz und A. Meyer-Lindenberg geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Für diesen Beitrag wurden von den Autor/-innen
keine Studien an Menschen oder Tieren durchgeführt.
Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort
angegebenen ethischen Richtlinien.
Open Access. Dieser Artikel wird unter der Creative
Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz
veröffentlicht, welche die Nutzung, Vervielfältigung,
Bearbeitung, Verbreitung und Wiedergabe in jeglichem Medium und Format erlaubt, sofern Sie den/die
ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäß nennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz
beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommen wurden.
Die in diesem Artikel enthaltenen Bilder und sonstiges
Drittmaterial unterliegen ebenfalls der genannten
Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das be-
treffende Material nicht unter der genannten Creative
Commons Lizenz steht und die betreffende Handlung
nicht nach gesetzlichen Vorschriften erlaubt ist, ist für
die oben aufgeführten Weiterverwendungen des Materials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers
einzuholen.
Weitere Details zur Lizenz entnehmen Sie bitte der
Lizenzinformation auf http://creativecommons.org/
licenses/by/4.0/deed.de.
Literatur
1. Cianconi P, Betrò S, Janiri L (2020) The impact of
climate change on mental health: a systematic
descriptive review. Front Psychiatry 11:74. https://
doi.org/10.3389/fpsyt.2020.00074
2. Beaglehole B, Mulder RT, Frampton CM et al
(2018) Psychological distress and psychiatric
disorder after natural disasters: systematic review
and meta-analysis. Br J Psychiatry 213:716–722.
https://doi.org/10.1192/bjp.2018.210
3. Cunsolo A, Ellis NR (2018) Ecological grief as
a mental health response to climate changerelated
loss. Nature Clim Change 8:275–281. https://doi.
org/10.1038/s41558-018-0092-2
4. Hayes K, Blashki G, Wiseman J et al (2018) Climate
change and mental health: risks, impacts and
priority actions. Int J Ment Health Syst 12:28.
https://doi.org/10.1186/s13033-018-0210-6
5. Lu JG (2020) Air pollution: a systematic review of
itspsychological, economic, andsocialeffects. Curr
Opin Psychol 32:52–65. https://doi.org/10.1016/j.
copsyc.2019.06.024
6. Carneiro J, Cole MA, Strobl E (2021) The effects of
air pollution on students’ cognitive performance:
evidence from Brazilian university entrance tests.
J Assoc Environ Resour Econ 8:1051–1077. https://
doi.org/10.1086/714671
7. Wang P, Tuvblad C, Younan D et al (2017)
Socioeconomic disparities and sexual dimorphism
in neurotoxic effects of ambient fine particles
on youth IQ: a longitudinal analysis. PLoS
ONE 12:e188731. https://doi.org/10.1371/journal.
pone.0188731
8. Khan A, Plana-Ripoll O, Antonsen S et al (2019)
Environmental pollution is associated with
increased risk of psychiatric disorders in the US and
Denmark. PLoS Biol 17:e3000353. https://doi.org/
10.1371/journal.pbio.3000353
9. Roberts S, Arseneault L, Barratt B et al (2019)
Exploration of NO2 and PM2.5 air pollution and
mental health problems using high-resolution
data in London-based children from a UK
longitudinalcohortstudy.PsychiatryRes272:8–17.
https://doi.org/10.1016/j.psychres.2018.12.050
10. Buoli M, Grassi S, Caldiroli A et al (2018) Is there
a link between air pollution and mental disorders?
Environ Int 118:154–168. https://doi.org/10.1016/
j.envint.2018.05.044
11. Braithwaite I, Zhang S, Kirkbride JB et al (2019)
Air pollution (particulate matter) exposure and
associations with depression, anxiety, bipolar,
psychosis and suicide risk: a systematic review
and meta-analysis. Environ Health Perspect
127:126002. https://doi.org/10.1289/EHP4595
12. IPCC (2018) Summary for policymakers. https://
www.ipcc.ch/sr15/. Zugegriffen: 1. Okt. 2021
(Global Warming of 1.5oC. An IPCC special report
on the impacts of global warming of 1.5oC
above pre-industrial levels and related global
greenhouse gas emission pathways, in the context
of strengthening the global response to the threat
Abstract
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
27.
28.
of climate change, sustainable development and
efforts to eradicate poverty)
Bouchama A (2007) Prognostic factors in heat
wave–related deaths: a meta-analysis. Arch Intern
Med 167:2170. https://doi.org/10.1001/archinte.
167.20.ira70009
Liu J, Varghese BM, Hansen A et al (2021) Is there an
association between hot weather and poor mental
health outcomes? A systematic review and metaanalysis. Environ Int 153:106533. https://doi.org/
10.1016/j.envint.2021.106533
Thompson R, Hornigold R, Page L et al (2018)
Associations between high ambient temperatures
and heat waves with mental health outcomes:
a systematic review. Public Health 161:171–191.
https://doi.org/10.1016/j.puhe.2018.06.008
Clayton S (2021) Climate change and mental
health. Curr Envir Health Rpt 8:1–6. https://doi.
org/10.1007/s40572-020-00303-3
Eisele F, Flammer E, Steinert T et al (2021)
Aggressive incidents in psychiatric hospitals on
heat days. BJPsych open 7:e99. https://doi.org/10.
1192/bjo.2021.33
Mulchandani R, Armstrong B, Beck CR et al (2020)
The English national cohort study of flooding &
health: psychological morbidity at three years of
follow up. BMC Public Health 20:321. https://doi.
org/10.1186/s12889-020-8424-3
Lane K, Charles-Guzman K, Wheeler K et al
(2013) Health effects of coastal storms and
flooding in Urban areas: a review and vulnerability
assessment. J Environ Public Health 2013:1–13.
https://doi.org/10.1155/2013/913064
Vins H, Bell J, Saha S et al (2015) The mental health
outcomes of drought: a systematic review and
causal process diagram. Int J Environ Res Public
Health 12:13251–13275. https://doi.org/10.3390/
ijerph121013251
Fernandez A, Black J, Jones M et al (2015) Flooding
and mental health: a systematic mapping review.
PLoS ONE 10:e119929. https://doi.org/10.1371/
journal.pone.0119929
To P, Eboreime E, Agyapong VIO (2021) The
impact of wildfires on mental health: a scoping
review. Behav Sci 11:126. https://doi.org/10.3390/
bs11090126
Waite TD, Chaintarli K, Beck CR et al (2017) The
English national cohort study of flooding and
health: cross-sectional analysis of mental health
outcomes at year one. BMC Public Health 17:129.
https://doi.org/10.1186/s12889-016-4000-2
Galea S, Brewin CR, Gruber M et al (2007) Exposure
to hurricane-related stressors and mental illness
after hurricane Katrina. Arch Gen Psychiatry
64:1427. https://doi.org/10.1001/archpsyc.64.12.
1427
Silveira S, Kornbluh M, Withers MC et al (2021)
Chronic mental health sequelae of climate change
extremes: a case study of the deadliest californian
wildfire. Int J Environ Res Public Health 18:1487.
https://doi.org/10.3390/ijerph18041487
Rodney RM, Swaminathan A, Calear AL et al (2021)
Physical and mental health effects of bushfire and
smoke in the Australian capital territory 2019–20.
Front Public Health 9:682402. https://doi.org/10.
3389/fpubh.2021.682402
Neria Y, Shultz JM (2012) Mental health effects
of hurricane Sandy: characteristics, potential
aftermath, and response. JAMA 308:2571–2572.
https://doi.org/10.1001/jama.2012.110700
Charlson F, Ali S, Benmarhnia T et al (2021) Climate
change and mental health: a scoping review. Int J
Environ Res Public Health 18:4486. https://doi.org/
10.3390/ijerph18094486
Climate change and mental health. Position paper of a task force of the
DGPPN
Climate change and the resulting higher frequency of extreme weather events
have a direct negative impact on mental health. Natural disasters are particularly
associated with an increase in the prevalence of depression, anxiety and posttraumatic
stress disorder. Indirect consequences of climate change, such as food shortages,
economic crises, violent conflicts and forced migration, additionally represent severe
psychological risk and stress factors. Climate anxiety and solastalgia, the distress
induced by environmental change, are new psychological syndromes in the face of the
existential threat posed by the climate crisis. Accordingly, a sustainable psychiatry must
prepare for increasing and changing demands. The principles of psychiatric treatment
need to focus more on prevention to reduce the overall burden on the healthcare
system. Waste of resources and CO2 emissions in psychiatric treatment processes as
well as infrastructure must be perceived and prevented. Psychiatric education, training
and continuing education concepts should be expanded to include the topic of climate
change in order to comprehensively inform and sensitize professionals, those affected
and the public and to encourage climate-friendly and health-promoting behavior.
More in-depth research is needed on the impact of climate change on mental health.
The DGPPN becomes a sponsor and aims for climate neutrality by 2030 by committing
to climate-friendly and energy-saving measures in the area of finance, in relation to the
DGPPN congress as well as the DGPPN office.
Keywords
Recommendations · Psychiatry · Sustainability · Global warming · CO2 emission
29. Berry HL, Hogan A, Owen J et al (2011) Climate
change and farmers’ mental health: risks and
responses. Asia Pac J Public Health 23:119S–132S.
https://doi.org/10.1177/1010539510392556
30. Merriott D (2016) Factors associated with the
farmer suicide crisis in India. J Epidemiol Glob
Health 6:217. https://doi.org/10.1016/j.jegh.2016.
03.003
31. Clayton S, Manning C, College M et al (2017)
Mental health and our changing climate: impacts,
implications, and guidance; American psychological association, climate health and ecoAmerica.
https://www.apa.org/news/press/releases/2017/
03/mental-health-climate.pdf. Zugegriffen: 13.
Jan. 2021
32. Albrecht G (2005) ‘Solastalgia’: a new concept
in health and identity. PAN: Philosophy Activism
Nature 3: 44–59. https://doi.org/10.4225/03/
584F410704696
33. Adan RAH, van der Beek EM, Buitelaar JK
et al (2019) Nutritional psychiatry: towards
improving mental health by what you eat. Eur
Neuropsychopharmacol 29:1321–1332. https://
doi.org/10.1016/j.euroneuro.2019.10.011
34. Munro A, Kovats RS, Rubin GJ et al (2017) Effect of
evacuation and displacement on the association
between flooding and mental health outcomes:
a cross-sectional analysis of UK survey data. Lancet
Planet Health 1:e134–e141. https://doi.org/10.
1016/S2542-5196(17)30047-5
35. Hori M, Schafer MJ (2010) Social costs of
displacement in Louisiana after hurricanes Katrina
and Rita. Popul Environ 31:64–86. https://doi.org/
10.1007/s11111-009-0094-0
36. Ayeb-Karlsson S (2021) ‘When we were children we
had dreams, then we came to Dhaka to survive’:
urban stories connecting loss of wellbeing, displacementand(im)mobility. ClimDev 13:348–359.
https://doi.org/10.1080/17565529.2020.1777078
37. Brandt L, Henssler J, Müller M et al (2019)
Risk of psychosis among refugees: a systematic
review and meta-analysis. JAMA Psychiatry
76:1133. https://doi.org/10.1001/jamapsychiatry.
2019.1937
38. Yearwood EL, Crawford S, Kelly M et al (2007)
Immigrant youth at risk for disorders of mood:
recognizing complex dynamics. Arch Psychiatr
Nurs 21:162–171. https://doi.org/10.1016/j.apnu.
2007.02.006
39. Benevolenza MA, DeRigne L (2019) The impact of
climatechangeandnaturaldisastersonvulnerable
populations: a systematic review of literature.
J Hum Behav Soc Environ 29:266–281. https://doi.
org/10.1080/10911359.2018.1527739
40. Ebi KL, Hess JJ (2020) Health risks due to climate
change: inequity in causes and consequences:
study examines health risks due to climate change.
HealthAff39:2056–2062.https://doi.org/10.1377/
hlthaff.2020.01125
41. Levy BS, Sidel VW, Patz JA (2017) Climate change
and collective violence. Annu Rev Public Health
38:241–257. https://doi.org/10.1146/annurevpublhealth-031816-044232
42. Hayes K, Berry P, Ebi KL (2019) Factors influencing
thementalhealthconsequencesofclimatechange
in Canada. Int J Environ Res Public Health 16:E1583.
https://doi.org/10.3390/ijerph16091583
43. Wang P, Goggins WB, Zhang X et al (2020)
Association of urban built environment and
socioeconomic factors with suicide mortality in
high-density cities: a case study of Hong Kong.
Sci Total Environ 739:139877. https://doi.org/10.
1016/j.scitotenv.2020.139877
44. Fuller MG, Cavanaugh N, Green S et al (2021)
Climate change and state of the science for
children’s health and environmental health equity.
J Pediatr Health Care. https://doi.org/10.1016/j.
pedhc.2021.08.003
Der Nervenarzt
7
Konsensuspapiere
45. Zhang S, Braithwaite I, Bhavsar V et al (2021)
Unequal effects of climate change and preexisting inequalities on the mental health of global
populations. BJPsych Bull 45:230–234. https://doi.
org/10.1192/bjb.2021.26
46. Clemens V, von Hirschhausen E, Fegert JM (2020)
Report of the intergovernmental panel on climate
change: implications for the mental health policy
of children and adolescents in Europe—a scoping
review. Eur Child Adolesc Psychiatry. https://doi.
org/10.1007/s00787-020-01615-3
47. Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG)
(2021) Klimagerechte Gesundheitseinrichtungen – Rahmenwerk, Version 1.0.
https://zenodo.org/record/5024577/files/
Klimagerechte%20Gesundheitseinrichtungen
%20-%20Rahmenwerk.pdf?down. Zugegriffen:
13. Jan. 2022
48. Umweltbundesamt (2022) Treibhausgas-Emissionen in Deutschland. https://
www.umweltbundesamt.de/daten/klima/
treibhausgas-emissionen-in-deutschland#
emissionsentwicklung. Zugegriffen: 13. Jan. 2021
49. Statistisches Bundesamt (2021) Umweltökonomische Gesamtrechnungen: Treibhausgasemissionen. https://www.destatis.de/
DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Umwelt/
UGR/energiefluesse-emissionen/Tabellen/
treibhausgase.html. Zugegriffen: 13. Jan. 2022
50. KLIK Klimamanager für Kliniken (2016) Leitfaden
Klimaschutz in Kliniken verankern: Impulse geben
und Potenziale nutzen
51. Maughan D, James A (2017) Diagnosis and
treatment: are psychiatrists choosing wisely?
BJPsych advances 23:9–15. https://doi.org/10.
1192/apt.bp.115.015271
52. Marmot M, Allen J, Goldblatt P et al (2019)
Fair society, healthy lives (The Marmot Review).
Strategic review of health inequalities in England
post-2010. Institute of Healt Equity, London
53. LeNa Projekt (2016) Nachhaltigkeitsmanagement
in außeruniversitären Forschungseinrichtungen:
Handreichung. https://www.nachhaltig-forschen.
de/informationen/projekt-lena/. Zugegriffen: 27.
Jan. 2022
54. Universität Hamburg Hoch-N-Projekt: Nachhaltigkeit an Hochschulen. https://www.hochn.unihamburg.de/. Zugegriffen: 27. Jan. 2022
55. Deutsche Gesellschaft für Nachhaltigkeit an Hochschulen e. V. (2021) Nachhaltige Entwicklung
von und mit Hochschulen: Handlungsempfehlungen. https://www.dg-hochn.de/dokumente.
Zugegriffen: 2. Sept. 2022
56. Fraunhofer Gesellschaft e. V. (2021) Fraunhofer
Klimaneutral 2030. https://www.fraunhofer.
de/content/dam/zv/de/ueber-fraunhofer/
wissenschaftspolitik/Positionen/politikpapierebtw21/Politik-Papier_Klimaneutral%202030
%20WEB.pdf. Zugegriffen: 2. Sept. 2022
57. Ligozat A-L, Névéol A, Daly B et al (2020) Ten simple
rules to make your research more sustainable.
PLoS Comput Biol 16:e1008148. https://doi.org/
10.1371/journal.pcbi.1008148
58. Bundesärztekammer (Arbeitsgemeinschaft der
deutschen Ärztekammern) (2022) (Muster-)Weiterbildungsordnung 2018 in der Fassung vom
25.06.2022. https://www.bundesaerztekammer.
de/fileadmin/user_upload/BAEK/Themen/AusFort-Weiterbildung/Weiterbildung/20220625_
MWBO-2018.pdf. Zugegriffen: 22. Feb. 2023
59. Bundesärztekammer (2021) 125. Deutscher Ärztetag 2021 – Beschlussprotokoll. https://www.
bundesaerztekammer.de/aerztetag/aerztetageder-vorjahre/125-daet-2021-in-berlin. Zugegriffen: 2. Sep. 2022
8
Der Nervenarzt