Metaphern gehören seit der Antike zum semantischen Repertoire von Gelehrten, nicht zuletzt von Medizinern. Häufig werden politische oder polittheoretische Termini in medizinischen Schriften verwendet. Im vorliegenden Essay soll zunächst... more
Metaphern gehören seit der Antike zum semantischen Repertoire von Gelehrten, nicht zuletzt von Medizinern. Häufig werden politische oder polittheoretische Termini in medizinischen Schriften verwendet. Im vorliegenden Essay soll zunächst aufgezeigt werden, welchen Zweck Gelehrte von der Antike an bis zum 18. Jahrhundert mit ihren semantischen Vergleichen zwischen der belebten Natur und politischen Vorgängen verfolgten. Anschließend soll untersucht werden, ob und inwiefern sich im 19. Jahrhundert die in medizinischen Schriften verwendete politisch-biologische Metaphorik im Zuge des empirischen Beweises der Korrektheit der kontagionistischen Theorie, der Theorie lebendiger Krankheitsüberträger, und der Entstehung der Bakteriologie als medizinische Teildisziplin veränderte. Hierfür sollen medizinische Schriften Rudolf Virchows, des Begründers der modernen Pathologie, und Robert Kochs, des Mitbegründers der modernen Bakteriologie, auf politisch-biologische Metaphorik untersucht, in ihren politischen und wissenschaftshistorischen Kontext eingebettet und mit der politisch-biologischen Metaphorik vergangener Jahrhunderte verglichen werden. Auch sollen Beispiele für die Verwendung medizinischer Metaphorik in der preußisch-deutschen Politik des 19. Jahrhunderts im Zuge der Popularisierung der Medizin im Allgemeinen und der Bakteriologie im Speziellen aufgeführt werden. Kontinuitäten und Veränderungen der politisch-biologischen Metaphorik im 19. Jahrhundert sollen gleichermaßen herausgearbeitet werden.