Mit der fortschreitenden Aufarbeitung der Sammlung mandäischer Bleirollen des Department of Western Asiatic Antiquities des British Museum und der zahlreichen jüdischen babylonisch-aramäischen und mandäischen Zauberschalen, die sich in...
moreMit der fortschreitenden Aufarbeitung der Sammlung mandäischer Bleirollen des Department of Western Asiatic Antiquities des British Museum und der zahlreichen jüdischen babylonisch-aramäischen und mandäischen Zauberschalen, die sich in den größeren Kollektionen wie Philadelphia, Paris, Cambridge, Oxford oder London, aber auch in Jena, sowie in diversen, teilweise umfangreichen Privatsammlungen befinden, wächst auch die Zahl der aus dem Iran und aus Mesoptamien stammenden Dämonennamen, die bisher kaum oder überhaupt nicht bekannt waren. Herkunft, Etymologie und Funktion vieler dieser Dämonen sind dunkel. Die wissenschaftliche Untersuchung steht zumeist noch in den Anfängen. Eine der wenigen Ausnahmen bildete eine Studie von Sh. Shaked 1985. Er beleuchtete in einem grundlegenden Aufsatz innerhalb der Festschrift für Mary Boyce den iranischen Hintergrund einiger Dämonennamen, die in babylonisch-jüdisch-aramäischen Zauberschalen und ähnlichen mandäischen Texten begegnen (Shaked 1985:520–22). Ausführliche Dämonenlisten, die sich vor allem auf den mandäischen Bleirollen, in Auszügen aber auch auf Zauberschalen finden, dürften der Forschung eine oft völlig neue Grundlage liefern (siehe demnächst Müller-Kessler 1997). Vielfach sind die Eigennamen dieser Texte in den Abschriften entstellt. Einige begegnen mehrfach und erlauben dann wenigstens die Etablierung der korrekten Schreibweise. Zumeist scheint es sich bei diesen Dämonen nicht um Phantasiebezeichnungen zuhandeln. Eine Vielzahl von ihnen scheint auf ehemalige Gottheiten oder kontemporäre Gottheiten, und göttliche Wesen und Dämonen anderer Kulturkreise und Religionen zurückzugehen, wenn auch das Fehlen relevanter Quellen in dieser Zeit die Beweisführung schwierig macht, da zahlreiche lokale und kleinere Kulte angesprochen scheinen. Auch kann nicht davon ausgegangen werden, daß zur Zeit der Abfassung der Bleirollen und Zauberschalen sämtliche genannten Gottheiten noch als solche in der Volksreligion Mesopotamiens eine Bedeutung hatten. Indizien sprechen dafür, daß teilweise ältere Traditionsstränge vorliegen, die vielleicht bis in die parthische Zeit reichen. Ganz offensichtlich ist natürlich der theophore Ursprung bei der iranischen Anaµhıµd oder Ispandarmid, bei babylonischen Göttern wie Bēl, Šamaš und Nerig/Nergal, aber auch einmal Mšiha/Christus. Schon gut bekannt sind auch die Fälle, in denen frühere Kulttermini dämonisiert wurden, wie der akkadische šedu oder der Terminus für ‘Tempel, Heiligtum’ ekurru, der sich in dem iranischen Gegenstück als parika- findet. Nur eine Minderheit, zumindest in den mandäischen Bleirollen, scheinen Dämonenbezeichnungen zu sein, deren Namen auf die von Krankheiten oder andere mit Unheil verbundene Begriffe zurückgeführt werden können.
Einer der von Shaked besprochenen Dämonen, der auch in den neuen Texten eine besonders hervorgehobene Stellung einnimmt, ist Danḥiš. Shaked 1985:520–2 zitiert bereits einige Belege für das Auftreten des Danḥiš in babylonisch-jüdisch-aramäischen Zauberschalen, so die Nippurschale 19:14 (Montgomery 1913:195, 200) und die später publizierte Schale 13:7, 13 (Naveh – Shaked 1985:198, 200). ....