Fernsehgeschichte

Kasperl und Pezi waren so etwas wie Batman und Robin in Österreichergestalt. Hie der souveräne Privatheld, da der naseweise Assistent mit den unausgesprochenen Erweckungssehnsüchten.

Die Volksschullehrer Hans Kraus und Marianne Plössl sollten im Fasching 1949 zueinander finden, um die Puppeneltern von Kasperl und Pezi zu werden. Wenngleich die Kraus’sche Puppenbühne nicht das einzige Kasperltheater Österreichs war, ist es doch das einzige, das in prägender Erinnerung geblieben ist.

Die Handpuppenheroen Kasperl und Pezi treten uns aus einem Geschichtskontinuum entgegen, das den Mai 1945 als Stunde Null begreift. Die beiden Handpuppenhelden sind Figuren der Zweiten Republik und bespielen den Raum vor deren politischer und ethnischer Kulisse.

Pezi verkörpert den Spross einer deutschtümelnden, die eigenen slowenischen Wurzeln verleugnenden Kärntner Proletarierfamilie. Mangels Ausbildung und von der eigenen Geschichte abgeschnitten, verdingen sich deren Mitglieder als Hilfsarbeiter beim Zirkus. Sie haben sich, wie viele Kärntner slowenischer Abstammung, zu „treudeutschen“ Slawenhassern assimiliert.

An seinem Spielkameraden Kasperl hingegen, einem Dahergelaufenen im Hanswurstkostüm, ist nichts seriös. Der Typ mit der Zipfelmütze, ständig in Begleitung von Tieren und kleinen Buben, ist unsteten Aufenthalts, über seine Herkunft ist nichts bekannt. Eine „Frau Kasperl“ sucht man vergebens, der vazierende Mützenmann mit den tuckigen Schellen hat keine Wohnadresse, keine Familie, keinen Beruf. Und dennoch: Das brave Bürgertum applaudiert dieser Figur, verkörpert er doch Momente und Mechanismen einer existentiellen Verdrängungskultur.

Die "Verwestlichung" der bundesdeutschen Gesellschaft nach der Niederwerfung der NS-Herrschaft ist ebenso unbestreitbar wie ihre Bedeutung und Bewertung umstritten sind. Genaueres Wissen über die damit verbundene  Umorientierung in Mentalitäten und Dispositionen ist gefragt. Da erweist es sich als bedeutender Mangel, dass einschlägige Studien vor allem politischen Fragen nachgegangen sind; "Amerikanisierung" wurde vor allem als Schlagwort politischer und kulturkritischer
Debatten benutzt. Das Defizit abzutragen und Aspekte der Alltagskultur in die Diskussion um Kontinuität und Wandel in der Nachkriegsgeschichte einzubringen, ist Anliegen der drei hier vorgelegten Aufsätze.
    Es handelt sich dabei um überarbeitete Vorträge, die anlässlich eines Kolloquiums des Hamburger Instituts für Sozialforschung zum Thema "Dialektik der Amerikanisierung" im Juli 1990 gehalten wurden.  Alle Texte verweisen darauf, dass
es wenig nützlich ist, pauschal von "Amerikanisierung" zu sprechen und dass konkrete Analysen der damit gemeinten Aneignungs- und Veränderungsprozesse noch eine Menge wichtiger Befunde zu erbringen haben. Der Blick auf
die Niederlande macht bewusst, dass die bundesdeutsche Nachkriegsentwicklung bei allen Besonderheiten auch im Rahmen eines westeuropäischen Modernisierungsprozesses zu sehen ist, dem die Vorstellung einer nach 1945 von auβen aufgenötigten "Amerikanisierung" nicht gerecht wird. Die widersprüchliche Verbindung von inneren Modernisierungstrends und US-amerikanischen Mustern, von Übernahme und Umwandlung, von Kommerzialisierung und Zivilisierung, von Konsumorientierung und
Autonomiegewinnen findet sich in den ganz verschiedenen Gegenständen der drei Beiträge und verweist damit auf interessante Fragestellungen für die weitere Forschung.

Hauptseminararbeit (Diplomstudium) im Seminar: „Die verfassungsrechtliche Stellung der Medien in der Bundesrepublik Deutschland" bei Prof. Dr. Stettner. Note 1,0.
Vorherrschende Meinungsmacht bezeichnet die Überlegenheit der verbreiteten Meinung im Rundfunk und in medienrelevanten verwandten Märkten im Bezug auf Zuschaueranteile und Reichweite. Durch vorherrschende Meinungsmacht können Unternehmen mehr oder weniger direkt Einfluss auf die öffentliche Meinung nehmen. Das wiederspricht Art. 5 Abs. 1 Satz 2 GG und für den Gesetzgeber ergibt sich daraus der Auftrag vorherrschende Meinungsmacht zu verhindern. Dieser Auftrag wurde durch mehrere Rundfunkurteile des BVerG präzisiert.
Zur aktiven Verhinderung gibt es den Rundfunkstaatsvertrag (RStV) und die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich. Allerdings gibt es bis heute Probleme. Analyse des Negativbeispiels Italien und des Einflusses der Parteien auf die Mediengesetzgebung sowie der großen Medienkonzerne auf die Politik.

Dieser Grundlagentext beleuchtet jene Faktoren, welche das sogenannte „Quality TV“ begünstigt haben — dabei wird eine interdisziplinäre Perspektive bemüht, denn zu den Faktoren dieses bis heute andauernden Paradigmenwechsels (beginnend mit den 1970/80er Jahren) gehören soziale, kulturelle, ökonomische, künstlerische wie auch technologische Einflussgrößen: Emanzipation bestimmter Zielgruppen, technologische Ansprache dieser durch spezifische Angebote (via Kabel z. B.) — u. a. anhand hochwertiger künstlerisch-kritischer Werke, Finanzierung aufwendiger Produktionen bei geringer Quote (Abonnementenfinanzierung) … Der Text widmet sich zudem jenen Entwicklungen in Deutschland, die mit den zum US-amerikanischen Markt korrespondieren oder von diesem abweichen. Des Weiteren verweist er auf mögliche Gründe, warum — vermeintlich — hierzulande nur wenige Quality-TV-Produktionen zu beobachten sind. Infolgedessen wird etwa offenbar, dass es — gegen dieses vorschnelle Annahme — bereits 2013 und schon zuvor, und zwar in den 1980er und 1990er Jahren, hochwertige Produktionen im deutschen Fernsehen gibt bzw. gegeben hat …

Montag, 12. März 2018, 19.00 – Depot, Breite Gasse 13, Wien / Eintritt frei – – –

Ein Abend der Kritik, Analyse, Diagnose am Material zu aktuellem Geschichtsfernsehen im (Rück)Blick auf Nationalsozialismus. Was für Inszenierungen, Anredeweisen, IdeoLogiken dienen nach dem History-TV-Boom, zumal im ORF, zur Erschließung zukunftsträchtiger Nazi-Vergangenheit – bis hin zu "Anschluss" (vorm. "Anschluß")-Produktionen im nationalkonservativ regierten Gedenkjahr und burschigen Verrenkjahr?
Ein Abend der Versprecher und Geheimnisse: Welche Sinnangebote werden schlagend, wenn Nazis als Geheimnis-Träger (bzw. "Kenner der Szene") erscheinen, von denen das Fernsehen etwas wissen möchte? Welche Erzählungen sind demgegenüber nicht rätselhaft genug, von wem möchte das Fernsehen also nichts wissen? Und wie sind rezente, mehr konzentrierte denn zerstreute, wört- und bildliche Versprecher – von Kanzler Kurzens März '38-"Jubiläum" abwärts – zu verstehen? Weniger als Defekt denn Projekt, als Wendung/Investment, Aussprechen von Versprechen und Vorhaben. Intention als Television: Vorsehen in die Ferne...
Mit Präsentationen von
– Renée Winter, Historikerin und Kulturwissenschafterin, Uni Wien
– Drehli Robnik, Theoretiker in Sachen Film und Politik, Wien
– Moderation: Monika Bernold, Dozentin für Medien- und Zeitgeschichte,     
        Uni Wien

Konzipiert von Drehli Robnik
für "PolitikProjektionen–>Viel*im*Film"
und das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI)

***PDF der Arbeit verfügbar über Link zur Uni Köln oben***

Die Arbeit ist eine kulturhistorische Untersuchung der deutschen Familienserie "Die Unverbesserlichen", die 1965 bis 1971 mit Inge Meysel in der Hauptrolle ausgestrahlt wurde. In einer an der historischen Diskursanalyse nach Michel Foucault angelehnten Analyse wird der Wandel von Familienkonzepten "um 1968" herausgestellt, insbesondere von Kategorien wie Generation, Gender und Jugend. Dabei wird die These vertreten, dass die in der Serie abgebildete Familie Scholz exemplarisch für eine krisenhafte Wahrnehmung der gesellschaftlichen Institution Familie in den späten 1960er Jahren gelesen werden kann. Berücksichtigt wird dabei auch die Serialität des Format Fernsehserie und Inge Meysels Image als "Mutter der Nation".