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Review of Nina Bandelj, Frederick F. Wherry, and Viviana A. Zelizer (eds.), Money Talks: Explaining How Money Really Works (Princeton University Press, 2017).
Review of Rainer Diaz-Bone (ed.), Soziologie der Konventionen: Grundlagen einer pragmatischen Anthropologie (Campus, 2011).
In der Soziologie ist Archivforschung bisher noch wenig verbreitet. Der Beitrag widmet sich den methodologischen Herausforderungen, die sich der Soziologie im Archiv stellen. Archive sind nicht nur beeindruckende Speicher, sondern in... more
In der Soziologie ist Archivforschung bisher noch wenig verbreitet. Der Beitrag widmet sich den methodologischen Herausforderungen, die sich der Soziologie im Archiv stellen. Archive sind nicht nur beeindruckende Speicher, sondern in umfassender Weise Orte der Selektion. Diese beginnt bei der archivarischen Bewertung und Erschließung von Beständen und setzt sich in umfangreichen Regeln zur Benutzung sowie in der archivischen Interaktionsordnung und den dortigen Beziehungen fort. Archivforschung muss deshalb nicht nur mit verschiedenen Graden an Knappheit rechnen. Sie bekommt es bei der Erarbeitung von Erkenntnis auch in umfassender Weise mit Zeitlichkeit zu tun. Erfolgreiche historische Erklärungen, die für die Soziologie interessant sind, erfordern die Verschränkung aller Zeitperspektiven im Prozess der Forschung.

Arne Dreßler (2023): „Selektion und Zeitverschränkung: Konturen archivbasierter Forschung in der Soziologie“, in: Gerd Sebald, Oliver Dimbath, Hanna Haag und Michael Heinlein (Hrsg.): Sozialwissenschaftliche Methoden und Methodologien: Temporalität – Prozessorientierung – Gedächtnis, Wiesbaden: Springer VS, S. 295–313.
Sakralsoziologische Ausführungen sind notorisch schwer zu verstehen. Sollen diese für die Analyse der aktuellen Konjunktur empörungsreicher Prozesse der politischen Vergesellschaftung fruchtbar gemacht werden, stehen der Nachvollzug... more
Sakralsoziologische Ausführungen sind notorisch schwer zu verstehen. Sollen diese für die Analyse der aktuellen Konjunktur empörungsreicher Prozesse der politischen Vergesellschaftung fruchtbar gemacht werden, stehen der Nachvollzug zweier theoriegeschichtlicher Analogien sowie ein neuer Brückenschlag an: zuerst zwischen vermeintlich disparaten archaischen Religionen, dann zwischen religiösen und säkularen Kontexten sowie schließlich eine sakralsoziologische Akzentuierung des Politischen. Damit diese Unternehmung aussichtsreich wird und auch für die Sakralsoziologie Innovationen einträgt, stellt der Beitrag zentrale Achsen des sakralsoziologischen Wissensbestands dar. Abschließend werden jene offenen Theoriefragen formuliert, derer sich eine Sakralsoziologie politischer Vergesellschaftung annehmen könnte.
         
Arne Dreßler (2023): „Theoretische Grundlagen und Herausforderungen einer Sakralsoziologie politischer Vergesellschaftung“, in: Paula-Irene Villa (Hrsg.): Polarisierte Welten. Verhandlungen des 41. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 2022, https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2022/article/view/1736.
Arne Dreßler (2023): „Der beobachtende Leib“, in: Angelika Poferl, Norbert Schröer, Ronald Hitzler und Simone Kreher, (Hrsg.): Leib – Körper – Ethnographie: Erkundungen zum Leib-Sein und Körper-Haben, Essen: Oldib, S. 65–76.
Um individuelle Krankheitsrisiken erkennen und maßgeschneiderte Präventionsmaßnahmen empfehlen zu können, steht die auf Big Data setzende und auf Gesundheit fokussierte P4-Medizin auch vor sozialen Herausforderungen. So erfordert die... more
Um individuelle Krankheitsrisiken erkennen und maßgeschneiderte Präventionsmaßnahmen empfehlen zu können, steht die auf Big Data setzende und auf Gesundheit fokussierte P4-Medizin auch vor sozialen Herausforderungen. So erfordert die proaktive Ausrichtung des eigenen Lebens auf Gesundheit einen massiven Bedarf an Vermittlung, Beratung und lebensweltlicher Anleitung in Bezug auf ein abstrakter werdendes Wissen, welches dem lebensweltlichen Vorverständnis von Gesundheit zudem widerspricht. Zugleich benötigt P4-Medizin zur Realisierung ihres Leistungsversprechens die möglichst bevölkerungsweite Beteiligung bei der Generierung und Überlassung von Gesundheitsdaten. Das Erreichen beider Ziele wird das bestehende System medizinischer Versorgung an seine Grenzen bringen und die Suche nach Unterstützung durch andere Berufsgruppen anstoßen. Der Beitrag spiegelt die mögliche Zusammenarbeit von P4-Medizin und Sozialer Arbeit von beiden Seiten aus. Zwar verfügt letztere über wertvolle Kompetenzen, die der P4-Medizin schwer erreichbare Milieus erschließen könnten. Aber die Mithilfe bei der Medikalisierung von Gesundheit und Lebensführung könnte auch einen internen Konflikt zwischen der älteren biomedizinkritischen gesundheitsbezogenen Sozialen Arbeit und der neueren professionalisierungsinteressierten Klinischen Sozialarbeit stiften. Dabei steht auf dem Spiel, ob Soziale Arbeit weiterhin noch kritisch begleiten kann oder zur Agentin medizinischer Interessen wird.
 
Arne Dreßler/Oliver Dimbath (2023): „Medikalisierte Lebensführung und soziale Ungleichheit: Kooperationsperspektiven von P4-Medizin und Sozialer Arbeit“ (mit Oliver Dimbath), in: Thomas Schübel und Boris Friele (Hrsg.): Medikalisierung und Soziale Arbeit, Wiesbaden: Springer VS, S. 203–221.
Arne Dreßler (2023): „Das Böse in der Figuration: Zur Versozialwissenschaftlichung sozialen Leidens bei Norbert Elias“, in: Werner Moskopp und Stefan Neuhaus (Hrsg.): Figurationen des Bösen: Ein Kompendium. Würzburg: Königshausen &... more
Arne Dreßler (2023): „Das Böse in der Figuration: Zur Versozialwissenschaftlichung sozialen Leidens bei Norbert Elias“, in: Werner Moskopp und Stefan Neuhaus (Hrsg.): Figurationen des Bösen: Ein Kompendium. Würzburg: Königshausen & Neumann, S. 117–127
Die Digitalisierung der Medizin verspricht große Chancen. Zugleich existieren dystopische Reflexionen ihrer Umsetzung. Der Beitrag befragt den weitreichendsten Entwurf zur Digitalisierung der Medizin – die auf Prädiktion, Prävention,... more
Die Digitalisierung der Medizin verspricht große Chancen. Zugleich existieren
dystopische Reflexionen ihrer Umsetzung. Der Beitrag befragt den weitreichendsten
Entwurf zur Digitalisierung der Medizin – die auf Prädiktion, Prävention,
Personalisierung und Partizipation abzielende P4-Medizin – auf seine sozialen Folgen.
Dabei führt eine Priorisierung der noch relativ unterentwickelten prozessanalytischen
Perspektive in der Medikalisierungsanalyse zu einem komplexeren Bild, als es die
vorherrschende Kritik erwarten dürfte. So wird zwar die Verfügung der Medizin auf
alle Aspekte des menschlichen Lebens ausgedehnt, was mit einer Medikalisierung der
individuellen Lebensführung, ihrer Umstellung auf medizinisches Risiko und der
Abschaffung des lebensweltlichen Gesundheitsbegriffs als frei von Krankheit
einhergeht. Allerdings greift die Diagnose einer totalen Medikalisierung zu kurz.
Vielmehr muss sie als radikal gedacht werden, weil die P4-Medizin zugleich die
institutionellen Grundlagen der Medizin verändern wird, also auch einen sozialen
Prozess der Modernisierung anschiebt. Diesen ebenfalls im Kontext von
Medikalisierung zu betrachten, hilft auch kritischen Perspektiven zu einer realistischen
Einschätzung der Medikalisierungsaussichten.
 
Arne Dreßler/Oliver Dimbath (2022): "Radikale Medikalisierung. P4-Medizin als gesellschaftliches Modernisierungsprogramm". In: Psychologie & Gesellschaftskritik, Jg. 46, H. 3, S. 91-110.
Arne Dreßler/Oliver Dimbath (2023): „Kontrollmedizin und Patientenautonomie. Das Freiheitsproblem in der gesundheitsorientierten medizinischen Versorgung, speziell bei der Einführung von Screenings. Ein Dialog zwischen Allgemeiner... more
Arne Dreßler/Oliver Dimbath (2023): „Kontrollmedizin und Patientenautonomie. Das Freiheitsproblem in der gesundheitsorientierten medizinischen Versorgung, speziell bei der Einführung von Screenings. Ein Dialog zwischen Allgemeiner Soziologie und Medizinsoziologie.“ In: Schlote, Yannick/Feiler, Therese (Hrsg.): Freiheit. München: Institut Technik-Theologie-Naturwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München, 2023, S. 25–41.
Trotz konzeptueller Gängigkeit mangelt es in der Soziologie sozialer Probleme an moralsoziologischer Aufklärung über Moralunternehmertum. Auf dispositiv- bzw. diskursethnographischer Grundlage analysiert der Beitrag, wie eine... more
Trotz konzeptueller Gängigkeit mangelt es in der Soziologie sozialer Probleme
an moralsoziologischer Aufklärung über Moralunternehmertum. Auf dispositiv- bzw. diskursethnographischer Grundlage analysiert der Beitrag, wie eine Informationsveranstaltung zum ›Nordischen Modell‹ der Prostitutionspolitik die Kriminalisierung der Nachfrage nach sexuellen Dienstleistungen mit
moralischer Wahrheit ausstattet. Während ausdrückliche Werturteile und die ethische Argumentation randständig bleiben, wird moralische Abwertung zwar durchgängig, aber nur indirekt betrieben. Als entscheidende Diskursstrategie fungiert Emotionalisieren, das über Affektreizung leibbasiert auf moralische Schocks zielt.

Dreßler, Arne (2021): "Affektive Wertdurchsetzung: Emotionssoziologische Perspektiven auf die Verwicklung von Prostitution mit Moral". In: Zeitschrift für Diskursforschung, Jg. 9, H. 1, S. 103-122.
Tabuwissen ist eine problematische Sorte von Wissen. Denn von ihm soll eigentlich nicht mehr bekannt werden, als dass man es nicht zu wissen habe. Dies stellt die Vermittlung von Tabuwissen vor eine Herausforderung. Anhand einer... more
Tabuwissen ist eine problematische Sorte von Wissen. Denn von ihm soll eigentlich nicht mehr bekannt werden, als dass man es nicht zu wissen habe. Dies stellt die Vermittlung von Tabuwissen vor eine Herausforderung. Anhand einer historischen Stadtplanreihe, die schwerpunktmäßig über sexuelle Dienstleistungen in bundesdeutschen Großstädten informierte, untersucht der Beitrag, wie die Stadtpläne mit dem Tabu umgehen, das ihr Wissen betraf. Dabei fällt als ungewöhnlichstes Element die Nutzung von Comicfiguren auf. Zwar werden auch sie genretypisch für Reiseliteratur in die Vermittlung des Was, Wo, Wann und Wie der örtlichen Optionen eingespannt. Aber die Einführung des Komischen in den Prostitutionskontext Anfang der 1970er Jahre hilft vor allem, die im Tabu angelegte Spannung zu lösen, einerseits von dem vermittelten Wissen angezogen, andererseits von ihm abgestoßen zu sein. Damit verhelfen die Stadtpläne ihren an sexuellen Dienstleistungen interessierten Benutzern nicht nur zu einem Können, sondern arbeiten zur Überwindung der Tabuschranke auch und zugleich unmerklich an ihrem Wollen und Dürfen.
         
Dreßler, Arne (2021): "Das Komische als Spannungslöser: Zur Vermittlung von Tabuwissen." In: Blättel-Mink, Birgit (Hrsg.): Gesellschaft unter Spannung: Verhandlungen des 40. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 2020, https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2020/article/view/1417.
Dreßler, Arne (2021): Tabu. In: Oberreuter, Heinrich (Hrsg.): Staatslexikon, Bd. 5, 8. Aufl. Freiburg im Breisgau: Herder, Sp. 963-965.
Dimbath, Oliver/Dreßler, Arne (2021): "Untiefen der Gewissheitsproduktion: Sozialwissenschaftliche Überlegungen zum diagnostischen Screening". In: Feiler, Therese (Hrsg.): Vernunft und Wissen: Zur Ethik in der Krise. München: Institut... more
Dimbath, Oliver/Dreßler, Arne (2021): "Untiefen der Gewissheitsproduktion: Sozialwissenschaftliche Überlegungen zum diagnostischen Screening". In: Feiler, Therese (Hrsg.): Vernunft und Wissen: Zur Ethik in der Krise. München: Institut Technik-Theologie-Naturwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München, S. 12-20.
Dreßler, Arne/Hannappel, Marc (2020): "Eine Hand gibt der anderen: Über Festschriften als akademische Gepflogenheit". In: die hochschule: journal für wissenschaft und bildung, Jg. 21, H. 2, S. 146-157.
Dreßler, Arne (2020): "Situative Evidenz". In: Poferl, Angelika/Schröer, Norbert /Hitzler, Ronald/Klemm, Matthias/Kreher, Simone (Hrsg.): Ethnographie der Situation: Erkundungen sinnhaft eingrenzbarer Feldgegebenheiten. Essen: Oldib, S.... more
Dreßler, Arne (2020): "Situative Evidenz". In: Poferl, Angelika/Schröer, Norbert /Hitzler, Ronald/Klemm, Matthias/Kreher, Simone (Hrsg.): Ethnographie der Situation: Erkundungen sinnhaft eingrenzbarer Feldgegebenheiten. Essen: Oldib, S. 42-53.
Hannappel, Marc/Dreßler, Arne/Fries, Fabian (2020): "Gravitationszentren der deutschen Soziologie: Eine explorative Studie über das Potential von Festschriften als soziologiegeschichtliche Quelle". In: Hannappel, Marc/Fries, Fabian... more
Hannappel, Marc/Dreßler, Arne/Fries, Fabian (2020): "Gravitationszentren der deutschen Soziologie: Eine explorative Studie über das Potential von Festschriften als soziologiegeschichtliche Quelle". In: Hannappel, Marc/Fries, Fabian (Hrsg.): Die Freunde der italienischen Oper: Eine kleine Soziologie der Festschrift. Wiesbaden: Springer VS, S. 55-116.
Dreßler, Arne (2018): "Die Pertinenz der Schlüsselereignisse. Zur Struktur von Entdeckungsmomenten in der Feldforschung". In: Hitzler, Ronald/Klemm, Matthias/Kreher, Simone/Poferl, Angelika/Schröer, Norbert (Hrsg.): Herumschnüffeln –... more
Dreßler, Arne (2018): "Die Pertinenz der Schlüsselereignisse. Zur Struktur von Entdeckungsmomenten in der Feldforschung". In: Hitzler, Ronald/Klemm, Matthias/Kreher, Simone/Poferl, Angelika/Schröer, Norbert (Hrsg.): Herumschnüffeln – aufspüren – einfühlen. Ethnographie als ’hemdsärmelige’ und reflexive Praxis. Essen: Oldib, S. 239-249.
Dreßler, Arne (2016): "Artefakte und Ethnowissen: Anstöße zur Methodenweiterentwicklung aus der historischen Ethnographie devianter Praktiken". In: Raab, Jürgen/Keller, Reiner (Hrsg.): Wissensforschung - Forschungswissen: Beiträge und... more
Dreßler, Arne (2016): "Artefakte und Ethnowissen: Anstöße zur Methodenweiterentwicklung aus der historischen Ethnographie devianter Praktiken". In: Raab, Jürgen/Keller, Reiner (Hrsg.): Wissensforschung - Forschungswissen: Beiträge und Debatten zum 1. Sektionskongress der Wissenssoziologie. Weinheim: Beltz Juventa, S. 131-141.