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«Komfortkutsche», Senkeltram, digitaler Agent: Der Lift und die Eroberung der Vertikalen vom 19. bis 21. Jahrhundert Seminar Historisches Institut, Universität Bern, Frühlingssemester 2023 Prof. Dr. Silvia Berger Ziauddin Thema Sind Sie kürzlich in einen Lift gestiegen? Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass Sie die Frage mit Ja beantworten. Aktuell bewegen in der Schweiz 190'000 Aufzüge Menschen tagtäglich auf und ab. Tatsächlich stellt die Schweiz den Markt mit der grössten Aufzugsdichte weltweit dar. Wie sehr die beweglichen Transportmittel der Vertikalen unseren Alltag prägen, unsere Bewegungen orchestrieren und mit uns kommunizieren, ist uns kaum bewusst. Lifte sind heute eine ubiquitäre, kaum mehr wahrgenommene digitalisierte Alltagstechnik. Im Seminar fragen wir danach, wie und wo die zunächst als technische Novität der Moderne gefeierten «Komfortkutschen» erstmals zum Einsatz gelangten, welche Vorteile und zugleich Gefahren Lifte mit sich brachten, wie sie von der Gesellschaft wahrgenommen und angeeignet wurden und welche Transformationen sie vom 19. bis ins 21. Jahrhunderts durchliefen. Wir werden uns im Seminar mit (noch) nicht realisierten Liftprojekten wie z.B. dem «höchsten Lift der Welt» im Projekt «Porta Alpina» auseinandersetzen, besonderen Fokus aber auf lokal realisierte Lifte wie den Mattelift – auch «Senkeltram» genannt – werfen, der das Berner Mattequartier mit der Münsterplattform bis heute verbindet. Das Seminar wird in Kooperation mit dem Stadtarchiv Bern durchgeführt, das jüngst die Akten der Mattelift AG erschlossen hat und uns Einblick in die reichhaltigen Materialien gibt. In der zweiten Semesterhälfte ist das Seminar als Blockveranstaltung konzipiert. Learning Outcome Das Seminar soll die Studierenden dazu befähigen, in einem Verfahren des forschenden Lernens die Geschichte der Eroberung der Vertikalen durch Lifte, die entsprechende Fachliteratur sowie Quellen zum Thema zu bearbeiten. Die Studierenden lernen, in bewusstem Anwenden von technik-, sozial- und kulturgeschichtlichen Ansätzen historisch relevante Fragestellungen und Themenkomplexe zu erarbeiten, diese kritisch zu begründen sowie in einem Seminarreferat zu präsentieren beziehungsweise zur Diskussion zu stellen. Sie lernen zudem, an ein breites Publikum gerichtete Texte zu spezifischen Fundstücken im Archiv zu verfassen.