Location via proxy:   [ UP ]  
[Report a bug]   [Manage cookies]                
Skip to main content
  • I am Professor of Practical Philosophy with an emphasis on Social and Political Philosophy and director of the Centre... moreedit
Lassen sich Lebensformen kritisieren? Lässt sich über Lebensformen sagen, sie seien gut, geglückt oder gar rational? Die politische Ordnung des liberalen Rechtsstaats versteht sich als Versuch, das gesellschaftliche Zusammenleben auf eine... more
Lassen sich Lebensformen kritisieren? Lässt sich über Lebensformen sagen, sie seien gut, geglückt oder gar rational? Die politische Ordnung des liberalen Rechtsstaats versteht sich als Versuch, das gesellschaftliche Zusammenleben auf eine Weise zu gestalten, die sich zu den unterschiedlichen Lebensformen neutral bzw. »ethisch enthaltsam« verhält. Dadurch werden Fragen nach der Art und Weise, in der wir individuell oder kollektiv unser Leben führen, in den Bereich nicht weiter hinterfragbarer Präferenzen oder als unhintergehbar gedachter Identitätsfragen ausgelagert. Wie über Geschmack lässt sich über Lebensformen dann nicht mehr streiten. Rahel Jaeggi hingegen behauptet: Über Lebensformen lässt sich mit Gründen streiten. Lebensformen sind als Ensembles sozialer Praktiken auf die Lösung von Problemen gerichtet. Sie finden ihren Maßstab »in der Sache« des Problems.
Translated by Ciaran Cronin
»Entfremdung« beherrschte als gesellschaftskritischer Begriff die von Marx inspirierten Diskussionen der Studentenbewegung, war zuletzt jedoch aus dem Repertoire kritischer Gesellschaftsanalyse verschwunden. Rahel Jaeggi eignet sich den... more
»Entfremdung« beherrschte als gesellschaftskritischer Begriff die von Marx inspirierten Diskussionen der Studentenbewegung, war zuletzt jedoch aus dem Repertoire kritischer Gesellschaftsanalyse verschwunden. Rahel Jaeggi eignet sich den Begriff zur Benennung gegenwärtiger Lebensrealität neu an: Für sie bedeutet er Indifferenz und Entzweiung, Machtlosigkeit und Beziehungslosigkeit sich selbst und einer als gleichgültig und fremd erfahrenen Welt gegenüber. In anschaulichen Analysen macht sie den Begriff der Entfremdung wieder fruchtbar, um eine kollektive und individuelle Befindlichkeit zu beschreiben, nach der wir uns nicht als autonom gestaltende Subjekte unserer Existenz erfahren, sondern der Dynamik uns bestimmender Zwangsverhältnisse ausgeliefert sind.
Translated by Frederick Neuhouser and Alan E. Smith
Translated by Jacob Blumenfeld (2021)
Research Interests:
Edited by Brian Milstein. In this important new book, Nancy Fraser and Rahel Jaeggi take a fresh look at the big questions surrounding the peculiar social form known as “capitalism,” upending many of our commonly held assumptions about... more
Edited by Brian Milstein.

In this important new book, Nancy Fraser and Rahel Jaeggi take a fresh look at the big questions surrounding the peculiar social form known as “capitalism,” upending many of our commonly held assumptions about what capitalism is and how to subject it to critique. They show how, throughout its history, various regimes of capitalism have relied on a series of institutional separations between economy and polity, production and social reproduction, and human and non-human nature, periodically readjusting the boundaries between these domains in response to crises and upheavals. They consider how these “boundary struggles” offer a key to understanding capitalism’s contradictions and the multiple forms of conflict to which it gives rise.

What emerges is a renewed crisis critique of capitalism which puts our present conjuncture into broader perspective, along with sharp diagnoses of the recent resurgence of right-wing populism and what would be required of a viable Left alternative. This major new book by two leading critical theorists will be of great interest to anyone concerned with the nature and future of capitalism and with the key questions of progressive politics today.
Herausgegeben von Brian Milstein. Aus dem Amerikanischen von Jürgen Schröder. Worum handelt es sich eigentlich bei dieser eigenartigen Gesellschaftsform, die wir als »Kapitalismus« bezeichnen? Nancy Fraser und Rahel Jaeggi stellen... more
Herausgegeben von Brian Milstein.
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Schröder.

Worum handelt es sich eigentlich bei dieser eigenartigen Gesellschaftsform, die wir als »Kapitalismus« bezeichnen? Nancy Fraser und Rahel Jaeggi stellen uns im so intensiven wie kontroversen Gespräch seine verschiedenen historischen Formen vor, die stets auf der Trennung von Ökonomie und Politik, Produktion und Reproduktion, menschlicher Gesellschaft und Natur beruhten. Dabei verwerfen sie althergebrachte Vorstellungen vom Wesen des Kapitalismus und wie dieser zu kritisieren sei. Stattdessen liefern sie präzise Diagnosen der gegenwärtigen Krisen und Aufstände und analysieren die Handlungsspielräume linker Politik.
Research Interests:
Herausgegeben zusammen mit Daniel Loick. Indem die kapitalistische Produktionsweise in den letzten Jahren ihre Selbstverständlichkeit eingebüßt hat, sind auch der rein individualistische Freiheitsbegriff und mit ihm das gesamte... more
Herausgegeben zusammen mit Daniel Loick.

Indem die kapitalistische Produktionsweise in den letzten Jahren ihre Selbstverständlichkeit eingebüßt hat, sind auch der rein individualistische Freiheitsbegriff und mit ihm das gesamte normative Gerüst des Liberalismus in die Krise geraten. Die Gesellschaftskritik von Karl Marx stellt nach wie vor attraktive Alternativen bereit. Die Beiträge dieses Bandes erörtern systematisch Aktualität, Relevanz und Grenzen der Marx’schen Philosophie. Sie untersuchen Marx’ Bedeutung für den philosophischen Zusammenhang von Freiheit und Gemeinschaft und diskutieren politische Konsequenzen hinsichtlich der rechtlichen, ideologischen und ökonomischen Analyse und Kritik der Gegenwart.
Herausgegeben zusammen mit Tilo Wesche. Was ist und wozu betreiben wir Kritik? Die Frage nach den Bedingungen und der Möglichkeit von Kritik stellt sich immer dort, wo Gegebenheiten analysiert und beurteilt werden, seien es... more
Herausgegeben zusammen mit Tilo Wesche.

Was ist und wozu betreiben wir Kritik? Die Frage nach den Bedingungen und der Möglichkeit von Kritik stellt sich immer dort, wo Gegebenheiten analysiert und beurteilt werden, seien es gesellschaftliche Verhältnisse und Institutionen, Selbstverhältnisse oder Objekte der Kunst. So ist Kritik konstitutiver Bestandteil menschlicher Praxis: Handeln beruht auf normativen Unterscheidungen und damit auf der Möglichkeit von Kritik.

Wie aber ist das kritische Unternehmen beschaffen? Wie stellt sich in den unterschiedlichen Praktiken der Kritik das Verhältnis von Analyse und Bewertung dar, und wie sind die Maßstäbe auszuweisen, die es dem Kritiker erlauben, eine gegebene Situation als falsch, schlecht, unangemessen oder defizitär zu bezeichnen? Aus unterschiedlichen Perspektiven geben die Beiträge dieses Bandes Antworten auf diese Fragen.
Herausgegeben zusammen mit Rainer Forst, Martin Hartmann und Martin Saar. Die Frage nach der gegenwärtigen Lage der Sozialphilosophie und den Konturen einer kritischen Gesellschaftstheorie im Anschluß an die Tradition der Frankfurter... more
Herausgegeben zusammen mit Rainer Forst, Martin Hartmann und Martin Saar.

Die Frage nach der gegenwärtigen Lage der Sozialphilosophie und den Konturen einer kritischen Gesellschaftstheorie im Anschluß an die Tradition der Frankfurter Schule ist heute Gegenstand einer internationalen und interdisziplinären Debatte. Mit der Einführung der Kategorie des „Kampfes um Anerkennung“ durch Axel Honneth hat sie vielfältige neue Impulse erhalten. Danach stehen diejenigen gesellschaftlichen Fehlentwicklungen und Pathologien im Vordergrund, die für soziale Mißachtung und die systematische Verletzung von Ansprüchen auf gelingende Identitätsentwicklung verantwortlich sind. Der Band erscheint zum 60. Geburtstag von Axel Honneth und enthält Originalbeiträge u.a. von Luc Boltanski, Nancy Fraser, Eva Illouz, Charles Taylor, Michael Walzer, Hans Joas, Christoph Menke, Martin Seel und Ludwig Siep.
In the summer of 2002, Axel Honneth was invited by the Center for Social Critique Berlin to give the Walter Benjamin Lectures. The lectures have now been published in German under the title Der arbeitende Souverän (The Working Sovereign).... more
In the summer of 2002, Axel Honneth was invited by the Center for Social Critique Berlin to give the Walter Benjamin Lectures. The lectures have now been published in German under the title Der arbeitende Souverän (The Working Sovereign). In a conversation with the directors of the Center for Social Critique, Rahel Jaeggi and Robin Celikates, Axel Honneth explains why he believes a political theory of labor is necessary, how the world of work has changed, and what opportunities and risks this entails for democratization processes.
Ressentiment seems to be one of the key concepts of our time. But what is the use of the con­cept of ressentiment for understanding and analyzing the rise of antigender, antimigrant, antiegalitar­ian, antidemocratic, homo­- and... more
Ressentiment seems to be one of the key concepts of our time. But what is the use of the con­cept of ressentiment for understanding and analyzing the rise of antigender, antimigrant, antiegalitar­ian, antidemocratic, homo­- and transphobic, and masculinist as well as anti-­Semitic and anti­-Muslim sentiments, as they are articulated in populist movements all over the globe in varying constellations and to different degrees? This essay argues that, although it is a productive category for the diagnosis of our times, ressentiment alone is too weak a tool for critical theory. In order not to lose its force and not to become a psychologizing and individualizing interpretative term, ressentiment needs to be understood as a mode of regression and therefore should be embedded in a theoretical framework for understanding crisis that allows us to address the social structures that enable, necessitate, and nourish ressentiments.
A rejoinder to comments by Marco Solinas, Giorgio Fazio, Alessandro Pinzani, Italo Testa, Federica Gregoratto, Leonardo Marchettoni and Matteo Bianchin in this Special Issue of Critical Horizons. The reply follows the different themes... more
A rejoinder to comments by Marco Solinas, Giorgio Fazio, Alessandro Pinzani, Italo Testa, Federica Gregoratto, Leonardo Marchettoni and Matteo Bianchin in this Special Issue of Critical Horizons.

The reply follows the different themes raised by my commentators. Since some of them have pointed out shared concerns, I will reply to these collectively under one headline. I will start with the question of critique (1). Thereafter, I will address the theory/ practice issue within Critical Theory (2). Finally, I will go into the details of the theory of normativity that is at stake (3).
While deeply sympathetic to the idea of progress as a problem-solving and nonteleological process, this commentary takes issue with the slightly harmonistic and cognitivistic character of the process. What seems to get insufficient... more
While deeply sympathetic to the idea of progress as a problem-solving and nonteleological process, this commentary takes issue with the slightly harmonistic and cognitivistic character of the process. What seems to get insufficient consideration in Philip Kitcher’s approach are the power-driven structural and functional obstacles to progress. Moral progress in terms of problem-solving, then, is not an innocent attempt to move from ignorance to knowledge and take over the other’s perspective. Rather, moral progress depends on a broader social context and is triggered by the manifold dynamics of social change; it is brought about by social struggles that react to more or less deeply seated structural contradictions, dysfunctionalities, and crises of the respective social order.
The aim of my paper is to defend an immanent and materialist (i.e. crises-oriented) model of a critique of forms of life. I will argue that such a model can escape the various problems that beset critique—in particular, the... more
The aim of my paper is to defend an immanent and materialist (i.e. crises-oriented) model of a critique of forms of life. I will argue that such a model can escape the various problems that beset critique—in particular, the often-articulated discontent with critique and the limits that are placed upon it. At the vanishing point of my reflections is the idea that critique is a transform-ative practice that aims for emancipation and where “there are only partici-pants”. In a first step I will outline and situate the discontentwith critique; then, in a second step, I will explain my understanding of forms of life (as entities that are principally susceptible of critique) and proceed, in a third step, to explain the concept of immanentcritique as a type of critique oriented to crises or “contradictions”. Finally, in the fourth step, I will point out that such critique can offer arguments against the widespread critique of critique.
How should we conceive of social change and moral progress? How do they occur? How are the two phenomena, moral progress and social change, related to each other, and how can they be evaluated – as change for the better? In fact, my... more
How should we conceive of social change and moral progress? How do they occur? How are the two phenomena, moral progress and social change, related to each other, and how can they be evaluated – as change for the better? In fact, my thesis is already implicit in the combination of the previously mentioned aspects: (1) Moral progress, I want to claim, can be understood, assuming it can be understood, only in the context of a more comprehensive dynamic of social change. (2) Social change is, in turn, a reaction to crises; that is, it is a reaction to the pressure of problems that necessitates change. (3) Whether such change is merely a matter of alteration of circumstances or in fact constitutes "progress" in the sense of a change for the better can be seen only from the form assumed by this dynamic of change itself – although perhaps only through a negative diagnosis of phenomena of regression. My aim in these remarks is to lay the groundwork for a nonteleological, pragmatist-materialistic, and in this sense plural or multidimensional (hence, no longer ethnocentric) concept of progress.
Research Interests:
Considering "pathologies of work" in the context of a historico-normative reconstruction of the meaning of work as social cooperation, the paper intends to establish a connection between a number of different problems. These include the... more
Considering "pathologies of work" in the context of a historico-normative reconstruction of the meaning of work as social cooperation, the paper intends to establish a connection between a number of different problems. These include the continued existence of exploitation and alienation as well as the precariousness of work and long-term unemployment. Borrowing a phrase from Hegel, work is conceived as "sharing, participating or partaking in the universal resources of society," where "resources" include wealth as well as competencies. The above-mentioned pathologies of work can then be understood as different ways of refusing or preventing participation in these "universal resources."
Research Interests:
Research Interests:
Is a critique of forms of life possible ? Does it make sense to say that forms of life are good, successful or even rational ? While philosophy has given up on the Socratic question of “how we ought to live” [actually we say the “good... more
Is a critique of forms of life possible ? Does it make sense to say that forms of life are good, successful or even rational ? While philosophy has given up on the Socratic question of “how we ought to live” [actually we say the “good life” when talking Plato in English, but I think Jaeggi says “how we ought to live” in her article, right ?], the political order of the liberal constitutional state presents itself as a way of organizing a coexistence that is ethically neutral towards different forms of life. The way we ought to lead our lives is relegated to the private sphere, treated as mere preferences that cannot be questioned. In this paper, the author proposes a way in which we can viably criticize forms of life by means of a social, immanent critique that overcomes the constraining distinctions between ethics and morality, the good life and moral principles, or the right and the good. This approach first requires an exposition of what forms of life are, how they work, and how their ontology renders them amenable to immanent critique. For this critique to have more than merely arbitrary normative force, the author goes on to show that its reasons and standards can be found in the very structure of forms of life, once they are understood as historically situated problem-solving processes. Thus, forms of life interact with their critique through a dynamic that ultimately yields immanent and emancipatory critique.
Research Interests:
In einer der dichtesten Passagen ihres an dichten Passagen reichen Buchs Gemeinschaft der Ungewählten diskutiert Sabine Hark die Frage, ob »Gemeinschaft die Antwort auf jene Herausforderungen des 21. Jahrhunderts sein kann, von der Stuart... more
In einer der dichtesten Passagen ihres an dichten Passagen reichen Buchs Gemeinschaft der Ungewählten diskutiert Sabine Hark die Frage, ob »Gemeinschaft die Antwort auf jene Herausforderungen des 21. Jahrhunderts sein kann, von der Stuart Hall sprach: Wie mit Differenz leben« (Hark 2021: 161). Es ist ein innerer Dialog voll Pro und Kontra, ein Zwiegespräch, in dem Sabine Hark ihr spannungsvolles Verhältnis zur Idee und Praxis der Gemeinschaft beschreibt und trotz ihrer Ambivalenz an der Notwendigkeit festhält, eine neue Form der Gemeinschaftlichkeit zu entwerfen und zu leben. »An nichtnostalgischen, dem Ressentiment und der Feindschaft aktiv entsagenden Entwürfen von Gemeinschaftlichkeit arbeiten, ein Ethos des Zusammenlebens stiften, in dem Freiheit und Sorge nicht als Antipoden auftreten, sondern zusammen wirklich werden, und lernen, die Welt zu teilen. Das ist, was jetzt zu tun ist« (ebd.: 108).
Worin nun besteht der Disput? Worin das Spannungsverhältnis und die Ambivalenz – und lässt sich diese auflösen? Mehr noch: Lässt sich ein neues, gemeinschaftliches Ethos des Zusammenlebens so stiften, dass der eindringliche Appell nicht im Appellativen, in einer Beschwörung dessen, was Hegel das »leere Sollen« genannt hat, stehen bleibt? Ich möchte mich in dieses Zwiegespräch mit einer dritten (und ein paar weiteren) Stimme einmischen, in ihm mitsprechen und mitfragen, auch wenn ich das Problem nicht werde lösen können.
Repliken auf Saar, Crary, Menke, Khurana
Können wir Lebensformen als Lebensformen kritisieren? Können wir von Lebensformen sagen, dass sie schlecht, misslungen, defizitär, unangemessen, irrational – oder umgekehrt gelungen, rational oder angemessen sind? Wenn ich im Folgenden... more
Können wir Lebensformen als Lebensformen kritisieren? Können wir von Lebensformen sagen, dass sie schlecht, misslungen, defizitär, unangemessen, irrational – oder umgekehrt gelungen, rational oder angemessen sind? Wenn ich im Folgenden für die Möglichkeit und Notwendigkeit einer krisendynamisch orientierten immanenten Kritik von Lebensformen plädiere, so ist dieses Plädoyer unmittelbar mit der These verbunden, dass Lebensformen auf eine bestimmte Weise verfasst sind. Lebensformen, die kulturell und historisch geprägten sozialen Gebilde aus Praktiken und Institutionen, in denen Menschen ihr Leben führen, lassen sich bewerten und kritisieren, weil sie sind, was sie sind: Von Menschen gestaltet und gestaltbar, dabei normativ und reflexiv verfasst und gezeichnet von Problemstellungen, Krisen und (manchmal) Lern- und Erfahrungsprozessen. Kurz: Lebensformen sind, bei allen Momenten von Gewohnheitsbildung und Unzugänglichkeit, dennoch nicht einfach das unhinterfragbar Gegebene, sie sind nicht einfach nur "Tatsachen des Lebens", die so sind, wie sie eben sind. Lebensformen erheben Ansprüche – und sie können (an diesen) scheitern. Sie sind dynamische Gebilde, die, mit ebenso normativen wie funktionalen Problemen und Krisen konfrontiert, auf diese reagieren (müssen). Und eben das gibt Anlass für Reflexion, Verteidigung und kritische Bewertung. Auf eine sehr kurze Formel gebracht: Lebensformen sind Instanzen von Problemlösungen. Sie reagieren auf Probleme, die sich (mit) ihnen stellen und sind bewertbar anhand der Angemessenheit dieser Reaktion. Wie leicht zu sehen ist, sind mit meinem Ansatz eine ganze Reihe von nicht selbstverständlichen Voraussetzungen über das verbunden, was Lebensformen sind, wie die in ihnen implizite Normativität beschaffen ist, sowie über das, was ich hier Kritik nenne. Diese will ich im Folgenden erläutern und zur Diskussion stellen.
Mein Aufsatz wird sich mit einer Frage beschäftigen, die die zeitgenössische philosophische Diskussion immer wieder umtreibt und die mir insbesondere für eine Kritische Theorie der Gesellschaft in der Tradition linkshegelianischer Kritik... more
Mein Aufsatz wird sich mit einer Frage beschäftigen, die die zeitgenössische philosophische Diskussion immer wieder umtreibt und die mir insbesondere für eine Kritische Theorie der Gesellschaft in der Tradition linkshegelianischer Kritik unverzichtbar erscheint: Der Frage nach dem moralischen Fortschritt. Wie sind, so möchte ich fragen, sozialer Wandel und moralischer Fortschritt zu denken, wie kommen sie zustande, wie verhalten sich beide, der moralische Fortschritt und der soziale Wandel zueinander und wie lassen sie sich als ein Wandel zum Besseren bewerten? Meine These steckt dabei eigentlich schon in der Zusammenstellung der genannten Gesichtspunkte: (1) Moralischer Fortschritt, so möchte ich behaupten, lässt sich, wenn er sich verstehen lässt, nur im Zusammenhang mit einer umfassenderen Dynamik sozialen Wandels verstehen. (2) Sozialer Wandel wiederum entsteht als Reaktion auf Krisen, d. h. als Reaktion auf einen Problemdruck, der zur Veränderung nötigt. (3) Ob nun ein so beschriebener Wandel eine bloße Veränderung oder tatsächlich "Fortschritt" im Sinne eines Wandels zum Besseren ist, lässt sich nur an der Gestalt dieser Dynamik der Veränderung selbst erkennen – wenn auch vielleicht nur mittels einer negativ ansetzenden Diagnose von Regressionsphänomenen. Ziel meiner Überlegungen ist es, erste Weichen für einen nichtteleologischen, pragmatistischmaterialistischen und dabei pluralen (also: nicht mehr ethnozentrischen) Begriff des Fortschritts zu stellen.
Institutionen sind das Rückgrat des Sozialen, sie sind das, was ihm Gestalt und Beständigkeit verleiht. Gehören sie damit zur Infrastruktur menschlichen Zusammenlebens, so ist die Frage nach den Bedingungen ihres Gelingens und Scheiterns... more
Institutionen sind das Rückgrat des Sozialen, sie sind das, was ihm Gestalt und Beständigkeit verleiht. Gehören sie damit zur Infrastruktur menschlichen Zusammenlebens, so ist die Frage nach den Bedingungen ihres Gelingens und Scheiterns eine der genuinen Fragestellungen der Sozialphilosophie.
Research Interests:
Der Begriff der Verdinglichung führt eine merkwürdige Doppelexistenz: Einerseits scheint er zu denjenigen Begriffen zu gehören, mit denen man sich alltagssprachlich über soziale Missstände und individuelle Befindlichkeiten verständigt. In... more
Der Begriff der Verdinglichung führt eine merkwürdige Doppelexistenz: Einerseits scheint er zu denjenigen Begriffen zu gehören, mit denen man sich alltagssprachlich über soziale Missstände und individuelle Befindlichkeiten verständigt. In dieser Hinsicht ist er - trotz eines gewissen konjunkturellen Bedeutungsverlusts - in das kollektive Deutungsrepertoire unserer Gesellschaften eingegangen. Er steht für ein diffuses Unbehagen an Prozessen der Instrumentalisierung und Versachlichung, der Kommerzialisierung, des übermäßigen Anwachsens einer rein technischen Verfügungsgewalt und des objektivierenden Zugriffs auf die menschliche und nicht-menschliche Natur. Wenig Probleme bereitet es auch, das Unbehagen an der objektivierenden Festschreibung und der Naturalisierung sozialer Rollen und Identitäten in den Begriff der Verdinglichung zu übersetzen. Von großer (wenn auch nicht ungebrochener) suggestiver Kraft - oder auch nur: mangels Alternativen -, mag  er so angesichts der unbestreitbaren Bedeutung solcher Phänomene als zeitdiagnostischer Begriff eine Zukunft haben, die von seiner theoretischen Herkunft ganz unabhängig ist.
Etude de la reception americaine actuelle de la philosophie politique de H. Arendt, definie comme decouverte de la transformation politique de la philosophie elle-meme, a travers l'ouvrage de S. Benhabib intitule «The reluctant... more
Etude de la reception americaine actuelle de la philosophie politique de H. Arendt, definie comme decouverte de la transformation politique de la philosophie elle-meme, a travers l'ouvrage de S. Benhabib intitule «The reluctant modernism of Hannah Arendt» (1996) et celui de D. Villa intitule «Arendt et Heidegger. The fate of the political» (1996). Dans le contexte du renouveau du debat sur le totalitarisme, l'A. montre que la theorie de l'action d'Arendt est interpretee dans un sens moderne et un sens postmoderne
Dieser Aufsatz ist ein Vorschlag zur Thematisierung von „Pathologien der Arbeit“ vor dem Hintergrund einer historisch-normativen Rekonstruktion von Arbeit als sozialem Kooperationsverhältnis. Ein solches Kooperationsverhältnis skizzieren... more
Dieser Aufsatz ist ein Vorschlag zur Thematisierung von „Pathologien der Arbeit“ vor dem Hintergrund einer historisch-normativen Rekonstruktion von Arbeit als sozialem Kooperationsverhältnis. Ein solches Kooperationsverhältnis skizzieren wir, angelehnt an einen hegelschen Terminus, als Teilhabe am „gesellschaftlichen Vermögen“, d. h. an dem, was eine Gesellschaft hat, und dem, was sie kann. Pathologien der Arbeit lassen sich dann umgekehrt als unterschiedliche Weisen des Misslingens oder der Verweigerung einer solchen Teilhabe auffassen. Der Umweg über die Pathologien der Arbeit soll es erlauben, dem positiven Gehalt dessen näherzukommen, was den Wert von Arbeit in modernen Gesellschaften ausmacht. Er ist zugleich der Schlüssel zu der Frage, welche Bedeutung der Arbeit unter Bedingungen einer Postwachstumsgesellschaft zukommen sollte.
Chinese Version
Translation: Sun Haiyang
Partiendo de la pregunta por el fundamento sobre el cual el capitalismo puede ser criticado hoy, el texto asigna tres argumentos (funcional, moral, ético) para la crítica y los examina en sus enfoques argumentativos. También son... more
Partiendo de la pregunta por el fundamento sobre el cual el capitalismo puede ser criticado hoy, el texto asigna tres argumentos (funcional, moral, ético) para la crítica y los examina en sus enfoques argumentativos. También son verificados para ver si sus críticas realmente abordan características específicas de un sistema económico y social capitalista. De esta manera, se revelan las fortalezas y debilidades de los patrones de argumentación individuales. Finalmente, el documento ofrece una perspectiva sobre cómo se pueden resolver los déficits que se han identificado en una posible combinación de las diversas críticas.
Introduction by Giorgio Fazio.
Translated by Roberto Finelli.
Original title: Pathologies of Work.
French Translation: «Was ist eine (gute) Institution? », in : Forst, R. / Hartmann, M. / Jaeggi, R. / Saar, M. (éd.) : Sozialphilosphie und Kritik, Francfort-sur-le-Main, Suhrkamp, 2009, p. 528-544.

Translator: Barbara Thériault
O texto se ocupa da relação entre reconhecimento e subjugação, das teorias negativas e positivas do reconhecimento. Ponto de partida comum dessas teorias é a percepção do caráter relacional de nossa identidade e a interpretação desta... more
O texto se ocupa da relação entre reconhecimento e subjugação, das teorias negativas e positivas do reconhecimento. Ponto de partida comum dessas teorias é a percepção do caráter relacional de nossa identidade e a interpretação desta relação e dependência como um acontecimento constitutivo e produtivo. Em minha estratégia argumentativa, procederei de modo "interno": tomarei a sério a circunstância de que, nos dois casos, tratem-se de teorias da intersubjetividade para avaliar se fazem ou não justiça à percepção original de que a consciência de mim mesmo eu só adquiro mediada por outra autoconsciência. As duas posições compartilham da concepção segundo a qual não existe um self pré-social e, com isso, compartilham também a concepção de que individualidade e sociabilidade se condicionam reciprocamente. Mas elas se distinguem no modo como interpretam e avaliam esta circunstância.
Partindo da questão, com base em quais fundamentos o capitalismo pode ser hoje criticado, o texto categoriza os argumentos utilizados na crítica do capitalismo em três vias argumentativas (funcional, moral, ética) e as analisa em suas... more
Partindo da questão, com base em quais fundamentos o capitalismo pode ser hoje criticado, o texto categoriza os argumentos utilizados na crítica do capitalismo em três vias argumentativas (funcional, moral, ética) e as analisa em suas linhas de raciocínio. Além disso, examinaremos se seus pontos críticos realmente tematizam características específicas de um sistema econômico e social capitalista. Dessa forma, são expostos os pontos fortes e fracos de cada modelo de argumentação. Por fim, o artigo oferece um panorama de como uma possível combinação das diferentes vias da crítica poderia resolver os déficits identificados.
O presente artigo pretende discutir a possibilidade de compreender a economia como uma prática social relacionada com outras práticas de maneira a resultar em uma forma de vida. Para tanto, será oferecida primariamente uma definição dos... more
O presente artigo pretende discutir a possibilidade de compreender a economia como uma prática social relacionada com outras práticas de maneira a resultar em uma forma de vida. Para tanto, será oferecida primariamente uma definição dos conceitos de práticas e de forma de vida, para depois analisar alguns aspectos centrais da economia capitalista (a propriedade privada dos meios de produção, mercado e troca, trabalho e produção) a partir de tais conceitos. Finalmente, será discutida a oportunidade de pensar o capitalismo como forma de vida para obter um instrumento intelectual crítico.
Starting from the question of how capitalism can be criticized today, the text categorizes arguments brought forward against capitalism into three lines of reasoning (functional, moral, ethical) and analyzes their argumentative... more
Starting from the question of how capitalism can be criticized today, the text categorizes arguments brought forward against capitalism into three lines of reasoning (functional, moral, ethical) and analyzes their argumentative approaches. Furthermore, they are examined as to whether their points of critique discuss specific characteristics of a capitalist economic and social order. Thus, strengths and weaknesses of the different patterns of reasoning are exposed. Last, the paper offers an outlook on how the identified deficits could be resolved by combining the different approaches of critique.
RefDoc Refdoc est un service / is powered by. ...
Markiert der Krieg in der Ukraine oder die Umweltzerstörung das Ende der Idee des Fortschritts? Das wäre zu kurz gedacht, meint die Philosophin Rahel Jaeggi und plädiert für ein Fortschrittskonzept ohne Ziel, jenseits von... more
Markiert der Krieg in der Ukraine oder die Umweltzerstörung das Ende der Idee des Fortschritts? Das wäre zu kurz gedacht, meint die Philosophin Rahel Jaeggi und plädiert für ein Fortschrittskonzept ohne Ziel, jenseits von Kulturimperialismus und blinder Naturbeherrschung.

https://www.philomag.de/artikel/rahel-jaeggi-fortschritt-ist-weder-fakt-noch-ideal
Research Interests: