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Beate Ochsner • Sybilla Nikolow • Robert Stock (Hrsg.) ~ Affizierungs- und Teilhabeprozesse zwischen Organismen und Maschinen Springer VS Hrsg. Beate Ochsner Universität Konstanz Konstanz. ~eutschland Sybilla Nikolow Universität Bielefeld Bielefeld. Deutschland Robert Stock Universität Konstanz Konstanz, Deutschland ISSN 2524-3764 ISSN 2524-3772 (electronic) Technikzukünfte, Wissenschaft und Gesellschaft/Futures of Technology, Science and Society ISBN 978-3-658-27163-3 ISBN 978-3-658-27164-0 (eBook) https://doi.org/10. 1007/978-3-658-27164-0 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen. Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen. Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme. dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, fie Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen· in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag, noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Lektorat: Frank Schindler Springer VS ist ein lmprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature. Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46. 65189 Wiesbaden, Germany Fleisch - Wandlung, Wachstum, Züchtung Christoph Asmuth Zusammenfassung Fleisch steckt voller Nährstoffe und voller symbolischer Bedeutung. Das zeigt sich in den symbolischen Metamorphosen des Fleisches. Die Christen glauben an die wundersame Verwandlung von Brot und Wein in Fleisch und Blut Christi. Anabolika lassen bei Mensch und Tier das Fleisch wachsen. Beim Menschen heißt es Doping oder Anti-Aging. Jetzt haben Wissenschaftler und Ingenieure die Hoffnung, den Fleischkonsum der Menschen mit In-vitro-Fleisch zu befriedigen. Der Glaube an die Transsubstantiation ist dabei vielleicht eben so viel oder eben so wenig rational wie die Hoffnung, das In-vitro-Fleisch könne uns von dem Fluch der ethischen Konflikte befreien, die aus unserer Fleischeslust entstehen. Schlüsselwörter In-vitro-Fleisch • Natürlichkeit· Abendmahl · Body-Building · Paulus „With a greater knowledge of what are called hormones, i. e. the chemical messengers in our blood, it will be possible to control growth. We shall escape C. Asmuth (~) Lehrstuhl für Philosophie, Augustana-Hochschule Neuendettelsau, Neuendettelsau, Deutschland E-Mail: christoph.asmuth@augustana.de © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2020 B. Ochsner et al. (Hrsg.), Affizierungs- und Teilhabeprozesse zwischen Organismen und Maschinen, Technikzukünfte, Wissenschaft und Gesellschaft/ Futures of Technology, Science and Society, https://doi.org/10.1007/978-3-658-27164-0_4 65 66 C. Asmuth the absurdity of growing a whole chicken in order to eat the breast or wing, by growing these parts separately under a suitable medium." (Churchill 1932, S. 555) Manche Erzählunge_n regen zu archäologischen Betrachtungen an: In der Zeitschrift GEO findet sich in der April-Nummer des Jahres 2010 ein Beitrag zum ln-vitro-Fleisch, deren Autor ein ethisches Anliegen vertritt. (Tischewski 2010) Er stellte die Möglichkeit vor, Muskelgewebe in großen Biotanks zu züchten dies vor allem im Hinblick darauf, dass derart gezüchtetes Muskelgewebe in Zukunft unser übliches Schlachtfleisch ersetzen könnte. 1 Im Hintergrund liegt, so der Autor, ein moralisches Unbehagen. Unser heutiger Fleischhunger habe beispielsweise die Konsequenz, dass ein Viertel der zugänglichen festen Erdoberfläche mittelbar oder unmittelbar für die Tierhaltung gebraucht werde. Folge davon sei eine radikale Bedrohung der Wälder, vor allem der großen Urwälder, sowie der hohe mit der Tierhaltung verbundene C0 2-Ausstoß und das entstehende Ammoniak. Darüber hinaus verbrauche die Tierhaltung einen großen Teil der vegetabilen Nahrungsmittel, die anderwärts für die Ernährung großer Teile der Weltbevölkerung wichtig und nötig wären. 2 Ob mit Gentechnik oder ohne Umweltschützer können sich vorstellen, dass ein großer Teil des Fleischbedarfs demnächst industriell in großen Bioreaktoren wächst. Damit wäre die Massentierhaltung abgeschafft oder doch stark eingeschränkt. Man hofft auf sauberes, gentechnikfreies und gesundes Fleisch. Die eingesetzten Mittel würden ferner weitaus besser und effektiver genutzt, angesichts der Tatsache, dass ein nicht zu unterschätzender Teil des geschlachteten Tieres heute nur Abfall ist, wie etwa die Knochen. Als letztes, und für viele Verbraucher vielleicht entscheidendes Argument, gilt die Tatsache, dass man für die Produktion von ln-vitro-Fleisch nicht schlachten müsste. Das ethische Problem, das darin besteht, dass Fleischverzehr zurzeit nur möglich ist, wenn ein Tier getötet wird, könnte restlos entfallen. Tierisches Fleisch könnte ohne Tiere erzeugt werden. (Datar und Betty 2010) Ferner diskutieren Ingenieure darüber, künstlich gezüchtetes Fleischgewebe durch sog. Bio-Drucker, eine weitere Anwendung der zurzeit stark diskutierten 3-D-Drucker, maßgeschneidert und formvollendet auszudrucken. (Trechow 2012) Die Idee verbindet den schon in der Anwendung befindlichen 3-D-Druck mit der bereits möglichen Gewebezüchtung als Antwort auf den Fleischkonsum und dessen Folgen in Zeiten des Klimawandels und der Globalisierung. (Tuomisto und Avijt 2012) 1 Zum Stand der Dinge vgl. die allgemeinverständlich aufgearbeitete Übersicht: Böhm. Ferrari und Woll (2017). 2Siehe dazu auch den aktuellen Beitrag von Harwatt et al. (2017). Fleisch - Wandlung, Wachstum, Züchtung 67 Zweifellos handelt es sich dabei noch weitgehend um Science-Fiction. Den Gewebezüchtern ist allerdings bereits ein wichtiger Durchbruch gelungen. (Post 2012) Es ist schon länger möglich, aus einer Stammzelle Muskelgewebe zu züchten. Das Ziel der Forscher besteht allerdings nicht unbedingt darin, die Restaurants dieser Welt beliefern zu können. Es geht momentan noch vornehmlich darum zu verstehen, wie Muskelwachstum funktioniert, beispielsweise zur Heilung von Muskelschwund, und - mindestens ebenso wichtig - darum, den möglichen medizinischen Nutzen künstlichen menschlichen Muskelgewebes zu erforschen, etwa für Transplantationen. Es ist klar: Es geht dabei vor allem um Menschenfleisch. Allerdings wird die nicht-medizinische Nutzung des In-vitro-Fleisches bereits heftig und kontrovers diskutiert. (Langelaan et al. 2010) Dies veranlasste einen Nutzer des GEO-Forums in einem Kommentar seinen Senf zum Fleischverzehr dazu zu geben: ,,Ich würde sogar so weit gehen, Labor-Menschenfleisch zu probieren." (Seiffert et al. o. J.) Tatsächlich ist diese Auffassung konsequent, wenn auch leicht abseitig. Wenn die ethischen Probleme bei Tieren wegfallen, sobald man sie für ihr Fleisch nicht mehr schlachten muss, dann würden auch die ethischen Bedenken in Bezug auf das Menschenfleisch entfallen, wenn dafür die Menschen nicht getötet werden müssten, so das rationale Kalkül. Warum sollte man Menschenfleisch nicht essen, wenn das Fleisch nicht von einem wirklichen Menschen stammt?3 Ein Großteil der Verbraucher dürfte zumindest im Augenblick noch große Schwierigkeiten damit haben, sich vorzustellen ihr Hähnchennugget oder ihre Grillwurst stammten aus der Retorte einer Biofabrik. Für manche mag das gleich ein Appetitzügler sein; obwohl die industriellen Mastbetriebe und Fleischfabriken schon heute keineswegs ein Ort für zart besaitete Gemüter oder reflektierende Gourmets sind. Neulich hat der größte deutsche Geflügelfleischproduzent PHW/ Lohmann & Co AG, dem beispielsweise die Marke Wiesenhof gehört, Anteile an dem israelischen Startup Supermeat erworben, das sich auf die Entwicklung von ln-vitro-Fleisch spezialisiert hat. Der Konzern, der wegen einiger gravierender Vorwürfe z. B. des Exports von Schlachtabfällen, seiner Arbeitsbedingungen, der Verletzung des Tierschutzes, vor allem bei der Hühnerhaltung, sowie der Hygienevorschriften schon häufig in den Medien war, erhält nun für diese Investition Lob von der Tierschutzorganisation Peta. (Maurin 2018) Das mediale Echo, das die Entwicklung von In-vitro-Fleisch hervorbrachte, ist erstaunlich. Es lässt sich durch die Einführung einer neuen Technologie allein 3Vgl. Die Kannibalismusdebatte in den populären Medien: vks/AFP (2011). 68 C. Asmuth wohl kaum erklären. Das ist Grund genug dafür, nicht über die Ethik des Fleischverzehrs zu sprechen, wie auch immer sie aufgespannt sein mag. (Schmidinger 2012, S. 202f.) Stattdessen werde ich dafür argumentieren, dass die aktuelle Diskussion um das In-vitro~Fleisch eng mit einer Symbolik des Fleisches verbunden ist, die tief in der Kultur- und Geistesgeschichte verwurzelt ist. Ich versuche aufzuzeigen, dass das Selbstbild des Menschen als eines körperlichen Wesens mit seiner Auffassung vom Fleisch zusammenhängt. Außerdem scheint mir der Gegensatz von Natürlichkeit und Künstlichkeit und dessen Auflösung im Biofakt eine wichtige Rolle zu spielen. 4 Mich interessiert die somatische Metaphorik als Fonn der Selbstdeutung des Menschen. (Asmuth 2015, 2016a) Insofern interessiert mich auch der Mensch als Anthropofakt. Im Folgenden werde ich mich daher auf drei verschiedene Mutationen des Fleisches beziehen: 1) die Wandlung von Brot und Wein in Leib und Blut Christi in der frühchristlichen Tradition, 2) das induzierte Wachstum des Fleisches durch Verabreichung von Hormonen und 3) die Züchtung des Laborfleisches als Möglichkeit technisierter Nahrungsmittelproduktion. Fleisch ist ein äquivoker Begriff und ein symbolisch aufgeladenes Wort. Fleisch besitzt in der europäischen Kultur eine facettenreiche Tradition. Immer arbeitet sich die kulturelle Überlieferung an der Substanz des Fleisches ab und spiegelt im Opfer und im Verzehr seine symbolische und reale Bedeutung wider. Das In-vitro-Fleisch zeigt sich angesichts der langen Tradition symbolisch aufgeladener Rede vom Fleisch zunächst als symbolfreies, synthetisches, sachliches Nahrungsmittel. Es ist Fleisch ohne Blut. Das traditionelle Symbol ist in der Realität eines bloßen Nährstoffs zugrunde gegangen. Das In-vitro-Fleisch hat so sehr seine Bedeutung verloren, dass es sich heute ohne moralische, ohne symbolische Anreicherung, ohne Lust verzehren lässt. (Vgl. Schaefer und Savulescu 2014) Das industrielle Realfleisch, das zu einem ethisch neutralen Nährstoff geworden ist, teilt das Schicksal zahlreicher Elemente unserer Lebenswelt, nachdem sie im Strom technisch-wissenschaftlicher Industrialisierung zermahlen worden sind. Bei vielen technischen Möglichkeiten der gegenwärtigen pharmakologisch-biotechnischen Entwicklung, besonders aber bei den „Biofakten" (vgl. Karafyllis. 2003), fragt man sich, ob Menschen das dürfen, beim In-vitro-Fleisch aber mehr, ob sie es auch wollen. Freilich darf bei dieser Gemengelage nicht übersehen werden, dass die breite Diskussion um das In-vitro-Fleisch einen wichtigen Hinweis für eine 4 Vgl. zum Gegensatz künstlich - natürlich: Asmuth (2010). Fleisch - Wandlung, Wachstum, Züchtung 69 Umbesetzung der metaphorischen Rollen liefert. Die Aufmerksamkeit ist jedenfalls geweckt; die Reaktionen reichen von Ekel bis hin zu kulinarischer Neugier. Nicht ohne Grund erreicht die Diskussion um das Kulturfleisch das Feuilleton und schlägt dort Wellen. Es symbolisiert die Grenze von Natürlichkeit und Künstlichkeit, die Macht der Technologisierung und die Ohnmacht der Konsumenten und - nicht zu vernachlässigen - die unaufhaltsame Ökonomisierung der intimsten Bereiche des Lebens. Die gewohnten ethischen Reflexe werden außer Kraft gesetzt. Die Rationalität des Vegetarismus scheint ebenso initiert wie die Fleischeslust der Omnivoren. In krassem Gegensatz zur hysterischen Furcht vor der alleszersetzenden Modeme entstehen technoromantische Fantasien von Genuss ohne Reue. Das in industriellem Maßstab gezüchtete In-vitro-Fleisch symbolisiert ein egalitäres Paradies, in dem kein Mangel herrscht und in dem das Fleisch nicht der Verlust des Lebens, sondern dessen sündenlose Steigerung bedeutet. Die Neutralisierung der Symbolik des Fleisches im cultured meat ist nicht vollständig. Es gibt Überblendungen und Überlappungen. Die Rationalisierung und Industrialisierung der Fleischproduktion hat eine Erinnerung an die Vorgeschichte des Fleisches zurückgelassen. Die technische Lösung ethischer Probleme verdeckt nur oberflächlich, was an symbolischer Vitalität im ,Fleisch' angelegt ist. Immer ist das Fleisch Medium der Wandlung. Das Fleisch ist Leben und Begierde. Es wächst und es nährt. In den frühesten Aufzeichnungen, die wir aus der Geschichte der Menschheit kennen, wird den Göttern Fleisch geopfert. Es hat eine heilsbringende Funktion; Grund genug, um sich auf den Weg einer Archäologie der Symbolik zu begeben. Wenige Stationen seien hier vorgestellt. Wandlung des Fleisches: das christliche Abendmahl Transsubstantiation ist eine theologische Erklärung, die plausibel machen soll, was beim christlichen Abendmahl geschieht. Sie versucht verständlich zu machen, wie aus Brot und Wein Leib und Blut Christi werden. Sie ist keineswegs die erste kulturell bedeutsame Aufladung des ,Fleisches'; aber sie steht für ein außerordentlich lehrreiches Kapitel in der europäischen Kulturgeschichte (Hoping 2016). 5 Bei Paulus heißt es: ,,Der Herr Jesus nahm in der Nacht, als er verraten wurde, das Brot, dankte und brach es und sprach: Nehmt, esst, das ist 5Vgl. zur kulturwissenschaftlichen Einordnung: Gumbrecht (2004, S. 46ff.). 70 C. Asmuth mein Leib (soma), das für euch gegeben wird; solches tut zu meinem Gedächtnis. Ebenso nahm er auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut (haima); solches tut, so oft ihr trinkt, zu meinem Gedächtnis." (1 Kor 11, 23-26) Bei Johannes lasen die ersten frommen Christen: „Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Werdet ihr nicht essen das Fleisch (sarx) des Menschensohnes und trinken sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch." (Joh 6, 53) Im darauffolgenden Satz ist sogar von trogein die Rede, was so viel heißt wie nagen, abfressen, aujkauen. ,,Wer mein Fleisch isst (trogein) und mein Blut trinkt. hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag." (Joh 6, 54) Diese und ähnliche Sätze entstammen, so sagen die Exegeten des Neuen Testaments, ursprünglich einer rituellen Kultpraxis der ur- oder frühchristlichen Gemeinden in Palästina, Antiochien oder Damaskus. (Delling 1977, S. 47ff.) Sie gingen in alle Evangelien sowie in die Briefe des Paulus in leicht geänderter Fonn ein. Als Teil einer kultischen Praxis mögen sie mehr oder weniger nachvollziehbar sein: So kann man sich leicht vorstellen, dass neue Gemeindemitglieder der Taufe, Weihungen und langer Unterweisungen bedurften, bevor sie zum Mahl zugelassen wurden. (Vgl. Schmitz 1975) Wie der Text des Paulus unmissverständlich zum Ausdruck bringt, ging es dabei nicht um eine Praxis der Menschenfresserei, sondern um das Gedächtnis an Leben und Wirken Jesu. Das lässt zwar immer noch Raum für Interpretationen, die sich indes, so darf man vermuten, in der Kultpraxis von selbst klärten. Später allerdings, als das Christentum sich konsolidierte und zu missionieren begann, war es gezwungen, kohärente und vernünftige Erklärungen für seine Überzeugungen zu liefern. Durch die Ausbreitung des Christentums wurden die kultischen Elemente aus der unmittelbaren Praxis isoliert. Die Wahrheit des Christentums sollte nicht nur geglaubt werden, sondern auch überzeugen. Dieser Prozess der Konsolidierung und Theologisierung ist in den Texten des Frühchristentums und der Kirchenväterzeit überliefert. Die religiösen Inhalte wurden nicht nur in den Gemeinden des Urchristentums verbreitet, sondern auch in völlig neue Zusammenhänge gestellt. Das machte eine Henneneutik notwendig, um die in den Texten verborgene Wahrheit zu entschlüsseln. Am Ende des 3. Jahrhunderts waren die Christen im römischen Reich eine bedeutende Macht geworden. Heute geht man von einem Zehntel der römischen Bevölkerung aus. Unter Decius und Valerian fanden im ganzen Reich Christenverfolgungen statt. Sie standen im Zusammenhang mit einer Krise des römischen Reichs, bei der es zu zahlreichen Einfällen der Sassaniden im Osten und der Goten, Alamannen und Franken im Norden und Westen kam. Die Verfolgungen richteten sich schließlich auf eine gänzliche und systematische Vernichtung des Christentums und auch anderer heterodoxer Religionen. Erst 313 kam es mit der Fleisch - Wandlung, Wachstum, Züchtung 71 sogenannten Konstantinischen Wende zu einem langsamen, aber gründlichen Wandel: Das Christentum wurde den römischen Kulten Zug um Zug gleichgestellt und dann 380 unter Kaiser Theodosius 1. zur Staatsreligion. Diese wenigen Stichwörter sollen nur andeuten, dass die sog. Mahlworte in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung einem starken Interpretationsdruck ausgesetzt waren. Es handelte sich dabei vor allem um einen Rationalisierungsdruck. Als ,Worte des Herrn' konnten sie nicht unbeachtet bleiben, aber was sollten sie in einem völlig anderen Kontext bedeuten? Wie sollte sie ein Christ verstehen, der in einer vorwiegend griechisch-römisch geprägten Welt lebte oder bestrebt war, seinen Platz in der römischen Welt zu finden? Jedenfalls konnte die griechisch sprechende, intellektuelle Elite im römischen Reich sich nur schwer mit diesen Christen und ihrer irgendwie zusammengezimmerten Lehre anfreunden, die alle möglichen Geschichten und rituellen Texte transportierte, aber eben überhaupt keine Theorie, keine Theologie. So bemerkte der Neuplatoniker Porphyrios, jener hochgebildete Kenner des Aristoteles und der Schüler des Plotin, in seiner Schrift Contra Christianos voller Abscheu: „Viel zitiert ist folgendes Wort des Meisters [Jesus]: , Werdet ihr nicht essen mein Fleisch und trinken mein Blut, so habt ihr kein Leben in euch' [Joh 6, 53]. Das ist wahrlich nicht einfach viehisch und absurd, sondern absurder als jede Absurdität und viehischer als alles, was es beim Vieh gibt, dass ein Mensch von menschlichem Fleisch isst und das Blut trinkt von solchen, die vom selben Stamm und Geschlecht sind, und dass er dadurch das ewige Leben erwirbt." 6 Was Porphyrios den Christen vorwarf, war nichts anderes als Kannibalismus. Er sah in den Worten Jesu die Ankündigung einer Ekel erregenden Menschenfresserei und die Aufforderung, ihn, Jesus, zu verspeisen. Bis zum heutigen Tage geistert diese Deutung durch die populären Interpretationen des Christentums, meist mit leicht despektierlichem Ton, wie etwa bei Kurt Röttgers, der in den Worten des christlichen Abendmahls und in der langen Tradition seiner Deutung eine Übertretung des Kannibalismus-Tabus erkannt haben will. (Vgl. Röttgers 2009, S. 25) Für einen heutigen laizistisch-liberalen Menschen ist es indes nicht schwer, auf die Worte des Paulus zu stoßen, der - ebenfalls im ersten Brief an seine 6 Porphyrius, Contra Christianos (Katd Christianön). Macarius, Apocriticus III: 15, Übersetzung, Harnack. 72 C. Asmuth Gemeinde in Korinth - ausführlich über den Abendmahlsritus berichtet und erklärt, was er in der frühchristlichen Praxis bedeutete: ,,Als mit den Klugen rede ich; richtet ihr, was ich sage. Der gesegnete Kelch, welchen wir segnen, ist der nicht die Gemeinschaft des Blutes Christi? Das Brot, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Christi? Denn ein Brot ist's, so sind wir viele ein Leib, dieweil wir alle eines Brotes teilhaftig sind." (1 Kor. 10, 15-17) Mit einem Wort: Paulus betont, dass der Sinn der kulturellen Praxis Kommunion ist, nicht Kannibalismus, Gabe, nicht Opfer bzw. Gedächtnis und Andenken und eben nicht Schlächterei. festzuhalten bleibt, dass die christlichen Riten und Überzeugungen im 3. und 4. Jahrhundert unter Nichtchristen in keinem guten Ruf standen. Damit ergab sich für die ambitionierten Christen die Aufgabe, eine merkwürdige Redeweise in ihren heiligen Schriften jetzt weitgehend kontextunabhängig zu reformulieren. Das ging nur durch eine interpretierende Erklärung. Tatsächlich entstanden schon bald, nämlich zum Ende des 4. und zu Beginn des 5. Jahrhunderts wesentliche Elemente einer Theorie des Abendmahls, die allerdings kaum zu einer dogmatischen Einheit zusammenwachsen konnten. Neben den Vorstellungen einer realen oder gar physischen Präsenz Jesu in dem in sein Fleisch verwandelten Brot gab es, etwa bei Augustinus, eine durchgängig symbolische Deutung des Abendmahls. Ambrosius von Mailand, ein römischer Beamter aus Trier, der in der kirchlichen Hierarchie aufstieg und zu einem wichtigen Berater Kaiser Theodosius 1. avancierte, bestand dagegen auf der realen Wandlung von Brot in Fleisch und von Wein in Blut: ,,Sobald die Konsekration erfolgt ist, wird aus dem Brot das Fleisch Christi. [ ... ] Durch welche Worte geschieht denn die Konsekration, und wessen Worte sind es? Die des Herrn Jesus. [ ... ] Vor der Konsekration war es nicht der Leib Christi, aber nach der Konsekration, so versichere ich dir, ist es nunmehr der Leib Christi. Er selbst hat gesprochen, und es entstand; er gab den Befehl, und es wurde geschaffen." (Ambrosius 1990: IV, 14-16, S. l 43f.) Noch allerdings wurden diese konfliktuösen Deutungsmuster durch die großen dogmatischen Streitfelder der Christologie, Inkarnation und Trinität, überlagert. Der Kampf gegen die Arianer bestimmte noch das Geschehen. Die Angelegenheit änderte sich indes drastisch, als die fränkischen Theologen unter Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen damit begannen, die antiken und spätantiken Lehren in einem erneut stark veränderten Umfeld zu reformulieren. (Vgl. Keller und Althoff 2008) Ihnen ging jegliches Verständnis für die ganz griechisch gedachte Realpräsenz Jesu Christi in Brot und Wein des Abendmahls ab. Wie auch in ihrer Position zum Bilderstreit der Ostkirche Fleisch - Wandlung, Wachstum, Züchtung 73 (vgl. Asmuth 2011) blieb ihnen nur eine Alternative, nämlich die Wirklichkeit als die sinnlich-physische Anwesenheit, als Vorhanden-Sein zu bestimmen, und damit als wirkliches Vorliegen bzw. als Realität zu denken oder aber eine allegorische, rein symbolische und spiritualistische Deutung vorzuschlagen, bei der das Reale außerhalb der Sache liegt, an das erinnert und worauf hingewiesen werden soll. Statt der Präsentation des Realen, kennt man hier die symbolische Repräsentation, letztlich bloß in Form der Referenz. Dementsprechend mussten sich die Theologen entscheiden, ob sie sich für eine Variante entscheiden wollten, nach der dem Abendmahl ein quasi-physikalisches Phänomen zugrunde liegt oder ob dabei ein symbolischer Akt vollzogen wird. Der Streit war vorprogrammiert. Amalar von Metz, gestorben um die Mitte des 9. Jahrhunderts, war vermutlich ein Schüler des Gelehrten Alkuin, des einflussreichen Beraters Karls des Großen. Wir wissen wenig über Amalar, sein Leben und seine Lehre. (Cabaniss 1954; Di6si 2006) Im Gedächtnis geblieben ist er aber deshalb, weil er eine wegweisende Deutung der Liturgie vorgenommen hat, die vorwiegend allegorisch war und aus diesem Grund zwar verurteilt wurde, aber dennoch überaus wirksam blieb. Die Verbindung mit dem liturgischen Sinn des Abendmahls, wie er noch bei den Kirchenvätern vorausgesetzt und ausgedrückt wurde, war in dem neuen karolingischen Umfeld bereits verblasst. Es gab keine Möglichkeit mehr, unmittelbar an die alten Traditionen anzuknüpfen. Die Karolinger waren Realisten und hatten eine dinghafte Vorstellung von den liturgischen Prozessen. Was dort geschah, wurde entweder nur als Zeichen der Erinnerung an das reale Leben Christi oder als dinghafte Verwandlung verstanden. Der Gedanke der Teilhabe oder der symbolischen Realpräsenz lag ihnen fern. Dies zeigte sich im Abendmahlstreit des 11. Jahrhunderts, als das Dogma der Transsubstantiation Konturen gewann. (Vgl. Hödl 1964; Jorissen 1965; Macy 1984; Laarmann 1999) Dies war das Werk vor allem eines Mannes: Lanfrank von Bec. (Vgl. Crowdy 2003) Er war ein ausgebildeter Dialektiker (heute würden wir ihn als Sprachwissenschaftler bezeichnen), der in der aristotelisch-boethianischen Logik geschult war. Seine Behauptung war nun, dass die Eigenschaften bzw. die Akzidenzien des Brotes, wie er sich mit Aristotelischen Begriffen ausdrücken konnte, bestehen bleiben, während die Substanz des Brotes sich in das Fleisch Christi verwandelt. Bei der Wandlung durch die formelhaften Worte des Priesters, der Konsekration, geschehe eine stoffliche Veränderung, eine materialis mutatio. (Vgl. Flasch 1998, S. 120) Freilich war es auch Lanfrank klar, dass dieses Fleisch, der Leib Christi, nicht sein wirkliches Fleisch war, dennoch dachte er an den verklärten Leib. Dies war ein mit der aristotelischen Tradition kaum zu vereinbarender Vorgang. Er wurde nur dadurch denkmöglich, weil angenommen wurde, der Priester vollziehe in der Eucharistie mithilfe Gottes einen Eingriff 74 C. Asmuth in die physikalische Wirklichkeit. Es wurde als ein Wunder interpretiert und damit als ein Ereignis, das einzig durch ein geheimnisvolles Einwirken Gottes in die natürliche Ordnung zu erklären sei. Die konsekratorische Kraft der Worte Christi, die vom Priester ausgesprochen wurden, geschehe dabei durch das Gebet des Priesters die Wandlung. (Vgl. Hwang 2013) ,,So ist auch das, was vor der Konsekration Brot war, nach derselben der Leib Christi, weil das Wort Christi das Kreatürliche wandelt" 7, sagten die Theologen des 11. Jahrhunderts mit Ambrosius. Aber auch sprachphilosophisch bedeutete die Transsubstantiationslehre eine ungeheure Provokation. Denn sie geht wie selbstverständlich davon aus, dass der Referenzrahmen wissenschaftlichen Sprechens, der seit der Antike unangefochten durch Aristoteles markiert war, einfach außer Kraft gesetzt werden konnte. So dogmatisch diese Entwicklung anmutet, so öffnete sie auch dem Skeptizismus und dem Aberglauben Tor und Tür. Menschenfresserei wurde den Christen nun nicht mehr vorgehalten, denn dazu waren die Vorstellungen über das eucharistische Geschehen viel zu abgeklärt. Die Stabilität der Brotakzidenzien, wie Aussehen, Geschmack und Konsistenz, verhinderten dariiber hinaus die Assoziation mit kannibalistischen Praktiken. Allerdings musste Berengar von Tours, der große intellektuelle Gegenspieler Lanfranks, noch schwören, der Leib Christi werde vom Priester zerteilt und von den Zähnen der Gläubigen zermahlen (Flasch 2008, S. 89), um sich von der Anklage des Laterankonzils zu befreien. Berengar hat später zahlreiche Argumente, philosophische wie autoritative, gegen die Lehre Lanfranks geltend gemacht, so etwa die Auflösung der aristotelischen Beziehung von Substanz und Akzidens. (Schnitzer 1892) Sie wurden im Mittelalter nicht bekannt. Es hieß stattdessen, Berengar hätte vor den Argumenten des Lanfrank kapitulieren müssen. Erst die erstaunliche Entdeckung Lessings in der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel, der den Text Berengars Rescriptum contra Lanfrancum fand und unter dem Titel Berengarius Touronensis veröffentlichte, brachte den Intellektuellen Berengar wieder ans Licht der Öffentlichkeit. Lanfranks Position behielt über lange Jahrhunderte hinweg Gültigkeit, im Großen und Ganzen in der katholischen Kirche bis heute. Das Fleisch und das Blut Jesu verdankten "'5ich einem Wunder, das ein ungeklärtes Geheimnis bleibt. 7 „Et sie quod erat panis ante consecrationem iam corpus Christi est post consecrationem, quia serrno Christi creaturam mutat, et sie ex pane fit corpus Christi. et uinum cum aqua in calice miss um fit sanguis consecratione uerbi celestis." Friedberg 1879- I 881: pars III, D. 2, C. 55, S. l 334f. Vgl. Hödl 1964. Fleisch - Wandlung, Wachstum, Züchtung 75 Es ist selbstredend kein natürliches gewachsenes Fleisch, aber künstlich insofern, als das Geheimnis des Sakraments glaubhaft macht, der göttliche Künstler selbst vollziehe die Wandlung. Das Fleisch, corpus mysticum, ist ein Theofakt. Wachstum des Fleischs: Anabolika Das Wachstum des Fleisches ist ohne Hormone nicht möglich. Daher beginnt dieser Abschnitt beim lieben Vieh. Denn eine wichtige Anwendung der Anabolika ist die Viehzucht. Anabolikum ist eine aus dem Griechischen gebildete Bezeichnung für verschiedenartige Substanzen, seien diese körpereigen oder synthetisiert. mit deren Hilfe körpereigenes Gewebe gestärkt wird. Dazu zählen anabole Steroide, Wachstumshormone und Beta-2-Sympathomimetika. Dabei geht es um das Wachstum von Fleisch, sei es Tier- oder Menschenfleisch. Bei den anabolen Steroiden spricht man zumeist über Testosteron, das männliche Sexualhormon, sowie um Substanzen, die eine ähnliche Wirkung besitzen. Ihre Namen sind den Sportbegeisterten aus der Presse bekannt, etwa Nandrolon im bis heute umstrittenen Fall Dieter Baumann, dem deutschen 5000-m-Olympiasieger in Barcelona 1992 oder Stanozolol bei Ben Johnson, dem Sieger des I00 m-Finales der Olympischen Spiele 1988 in Seoul, der später wegen der nachgewiesenen Einnahme des Anabolikums suspendiert wurde. Nandrolon wird in der Schweineund Kälberproduktion verwendet, was aber in der EU verboten ist. In den USA sind die Hormonpräparate jedoch teils frei verkäuflich. Nandrolon wird in der Regel durch Implantationspräparate in Depots verabreicht. Ob und inwieweit die Hormonrtickstände gesundheitsschädliche Auswirkungen haben. ist umstritten. Stanozolol wird vor allem Haushunden und -katzen sowie Pferden zum Muskelaufbau und zur Gewichtszunahme verabreicht. Clenbuterol ist ein Kälbermastmittel der Beta-2-Sympathomimetika, das ebenfalls in der EU verboten ist, allerdings immer wieder zur Fleischproduktion, so etwa in China, eingesetzt wird. Es hat den Vorteil, nicht nur das Muskelwachstum zu fördern, sondern gleichzeitig auch Fett abzubauen. Als Dopingmittel kam es in die Medien, als Katrin Krabbe 1992 wegen Dopings gesperrt wurde. In einer Urinprobe fand sich Clenbuterol. Da sich das Clenbuterol in einem Asthmamedikament befand, das zum Zeitpunkt der Sperre noch nicht auf der Dopingliste stand, konnte sich Krabbe vor dem Oberlandesgericht München erfolgreich gegen die Dopingverurteilung wehren und 1,2 Mio. DM Schadenersatz erstreiten. Anabole Steroide sind historisch gesehen unauflöslich mit Anti-AgingPraktiken verknüpft. Die Geschichte der Entwicklung der anabolen Steroide verdankt sich nämlich dem Interesse an der Funktionsweise des Hodens. Es war 76 C.Asmuth Charles Edouard Brown-Sequard, ein im ausgehenden 19. Jahrhundert hochdekorierter experimenteller Mediziner am College de France, dessen Arbeiten zum Blut und Nervensystem grundlegende Bedeutung erlangten. (Olmsted 1946) Er gewann wichtige Erkenntnisse über das endokrine System und verfolgte in seinen Experimenten und Untersuchungen praktische Ziele: Er entwickelte ein Verjüngungsmittel, das er aus den Hoden von Hausmeerschweinchen und Hunden extrahierte. Dieses liquide orchitique genannte Elixier spritzte er sich selbst subkutan und berichtete anschließend 1889 stolz darüber, wie sehr es ihn selbst verjüngt habe. (Hobermann und Yesalis 1995; Stoff 2004, S. 26ff.) 8 Die Wirkung der Hoden für den Erhalt und die Steigerung der Männlichkeit war seit der Antike vermutet worden, aber nun gingen die Mediziner daran, den endokrinen Regelmechanismus aufzuklären. In diesem Zusammenhang entstand um 1905 der Begriff des Hormons. Die Chirurgen waren diesbezüglich wenig zimperlich: Warum erst ein Extrakt gewinnen, wenn sich der betreffende Körperteil auch transplantieren ließe? Ein junger Chirurg, Leo L. Stanley, der fast lebenslänglich, nämlich von 1913-1951 im berüchtigten San Quentin State Penitentiary arbeitete, transplantierte das Hodengewebe hingerichteter Schwerverbrecher an freiwillige Empfänger, die unter dem Verlust ihrer Männlichkeit oder Impotenz litten - mit Erfolg, wie von den Empfängern berichtet wurde. Schließlich verwendete Stanley auch Ziegen als Spender des Hodenmaterials (Blue 2009). Das wichtigste in den Hoden produzierte Hormon, das Testosteron, konnte dagegen erst 1935 synthetisiert werden. Seitdem dient es verschiedentlich als Medikament, als Dopingmittel oder zum Body-Styling. Es lässt das Fleisch wachsen. (Kläber 2010, 2013; Greve 2018; Gronau 2004) 9 Inzwischen ist natürlich bekannt, dass die ganze Prozedur gefährlich und nicht nebenwirkungsfrei ist. Die sogenannten Kuren können schnell zu lebensbedrohlichen Erkrankungen führen wie zur Vergrößerung des Herzens, Verkalkung der Gefäße, zu Schlaganfälle, aber auch zum Leber- und Nierenversagen. Die Muskelberge heutiger leistungsorientierter Bodybuilder dürften ohne anabole Steroide nicht zu erreichen sein. Es ist daher - auch ohne genaue Erhebung von statistischem Material - davon auszugehen, dass hier nicht nur ein großer Bedarf, sondern auch ein hohes Gefährdungspotenzial vorhanden ist. 8Vgl. auch Brown-Sequard (1889), dazu: Cusson et al. (2002). letzte, erweiterte Auflage von Sinner (2004) kann von entsprechenden Seiten der Szene heruntergeladen werden. 9Die Fleisch - Wandlung, Wachstum, Züchtung 77 Wer sich die Mühe macht, im Internet nach einschlägigen Präparaten zu suchen, erlangt schnell einen tiefen Einblick in die Funktionsweise des Anabolika-Marktes. Es lassen sich so ziemlich alle Präparate mühelos im Internet bestellen, vorausgesetzt, man traut den Laboren, in denen die Pharmaka synthetisiert werden. Auf den entsprechenden Webseiten bekommt der Ratsuchende sachdienliche Anleitungen gleich mitgeliefert. Bevor es zu unschönen Nebenwirkungen, wie etwa bei Männern die Gynäkomastie oder Hodenatrophie bis zur Impotenz, bei Frauen zu Störungen des Menstruationszyklus, Klitoriswachstum oder zur Veränderung der Stimmlage kommt, raten die fürsorglichen Webseiten zu pharmazeutischen Gegenmitteln. Es ist daher davon auszugehen, dass in den Bodybuilding-Studios bei der Einnahme von Anabolika auch über die entsprechenden Risiken diskutiert wird und dass die Nutzer dieser Substanzen über das Gefährdungspotenzial informiert sind (Kläber 2010). Unwissend und unreflektiert werden heute nur noch die wenigsten Athleten zu ihren Muskelbergen gekommen sein. Die gleichen Mittel finden dann auch im Anti-Aging Anwendung. Hier geht es nicht um die Erzeugung von Muskelbergen, sondern um die Anpassung an ein gesellschaftlich erzeugtes Idealbild vom perfekten Körper, jugendlich, athletisch, gestrafft. Auch hier stehen die Muskeln im Mittelpunkt. Das alternde Fleisch wird durch moderates Doping wieder in Form gebracht, das Fett abgebaut, die Figur artikuliert (Greve 2018). Noch in einer weiteren Hinsicht sind Steroide für das Fleisch relevant. Duftende Steroide werden seit längerem in der Schweinezucht gebraucht, und zwar bei der künstlichen Besamung zur Aufzucht besonders fleischiger Schweine. Ethische Restriktionen verbieten solche Experimente am Menschen. So wissen wir bisher nicht, ob sich auch das Paarungsverhalten von Menschen durch Steroide steuern und kontrollieren lässt: „Über den erotischen Signalwert duftender Steroide für den Menschen hat man etwas festere Vorstellungen, obwohl der Zugang zu ,harten' Daten auch bei dieser Verbindungsgruppe durch methodische Unzulänglichkeiten und soziokulturelle Barrieren erschwert ist. Es müssen daher auch in diesem Fall häufig Anleihen bei unseren nächsten Verwandten im Tierreich gemacht werden, denn dort ist die Pheromon-Wirkung duftender Steroide unbestritten. So ist ein Gemisch von Androstenon und Androstenol als Eberpheromon identifiziert worden. Es entsteht in Verbindung mit der Produktion anaboler Sexualhormone in den Hoden, obwohl es selbst keine androgene Wirkung aufweist." (Ohloff 2004, S.265) Spezielle Parfums für Männer werben mittlerweile jedoch aggressiv mit den in ihrer Rezeptur angeblich enthaltenen Pheromonen. 78 C. Asmuth Die Auffassung. anabolikafreies Fleisch sei halbwegs natürlich, gerät angesichts einer solchen Praxis an seine Grenzen. Eberpheromon kommt freilich in der ,Natur' vor. Aber bereits die Existenz derartig technisierter Tiere verdankt sich Züchtung und Biotechnologie. Zuchttiere sind Biofakte. Auch die Muskeln der Athleten in den Arenen unserer Tage lassen sich nur bedingt als natürlich bezeichnen, sind sie doch bereits das Ergebnis von jahrelangem Training in technisch hochgerüsteten Trainingsanlagen, auch dann, wenn sie im Einzelfall ohne Einsatz von Anabolika entstanden sind. Der Sportlerkörper ist damit ein technisch zugerichteter Körper, ebenfalls also ein Biofakt (Asmuth 2018). Züchtung des Fleisches: Cultured Meat Die Erfindung des In-vitro-Fleisches, dessen Marktreife uns heute in Aussicht gestellt wird, bedeutet eine weitere Mutation des Fleischs. Gewebekulturfleisch. das den Fleischhunger künftiger Generationen befriedigen soll, ist ein Fleisch ohne Mensch und Tier, ein Fleisch ohne Knochen und Gedärm. Man erinnert sich an das Entsetzen in jenem US-amerikanischen Öko-Endzeitthriller von Richard Fleischer [!] SoYLENT GREEN (USA 1973), in dem Charlton Heston erkennen musste: Soylent Green ist Menschenfleisch. Diese Fiktion lässt sich weder vom Kannibalismus noch von der Transsubstantiation her verstehen, sondern verweist auf andere, weitere Dimension des Themas. Die antike Vorstellung von Substanz und Akzidenz lässt sich nicht mehr anwenden. Soylent Green sieht so wenig wie Menschenfleisch aus wie In-vitro-Fleisch nach seinem tierischen Ursprung. Es wächst nicht an einem Knochen, dient nicht der Bewegung und ist in keinen Funktionskreislauf eingebunden. Es wächst nicht einmal wie eine Pflanze. Man wird sich zuerst mit amorphem Fleisch begnügen müssen, das eher konventionellem Hackfleisch gleicht, als einem fetten Steak. Nicht ohne Grund denken die Hersteller von In-vitro-Fleisch an Hackfleischbällchen und Burger. Die Forschung ist freilich bereits auf dem Wege, dem Fleisch durch elektrische Impulse mehr Form zu verleihen. Bis zum Sauerbraten oder zum marmorierten Entrecote wird aber noch geraume Zeit vergehen. Schließlich ist völlig offen, woran überhaupt festgemacht werden sollte, dass es sich hier noch substantiell um Fleisch handelt. So liegt zwar Muskelgewebe vor, aber wohl kaum Fleisch - zieht man etwa die Leitsätze des Deutschen Lebensmittelbuches heran, in dem die Herstellung, Beschaffenheit und Merkmale von Lebensmitteln im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz beschrieben werden (BMEL 2016). Dort heißt es: ,,,Fleisch' sind alle Teile von geschlachteten oder erlegten warmblütigen Tieren, Fleisch - Wandlung, Wachstum, Züchtung 79 die zum Genuss für Menschen bestimmt sind." (ebd., S. 1) Fleisch nach dieser Definition ist die Skelettmuskulatur von geschlachteten Tieren. Parallel zum Analogkäse könnte man deshalb besser von Analogfleisch sprechen. Dabei geht es um mehr als nur um Etikettierungen. Die Lebensmittelverordnungen sind von enormer gesellschaftlicher Mächtigkeit und es dürfte deshalb für In-vitro-Fleisch schwer werden, sich gegen das Beharrungsvermögen und die Verflechtungen von Verordnungen, Ämtern, Prüfungen, Interessenverbänden und Lobbyisten durchzusetzen. Bisher steht nur die Behauptung im Raum, die aseptische Herstellung von Fleisch könne Risiken der Verunreinigung, Infizierung und Kontaminierung weitgehend beseitigen. Bevor ln-vitro-Fleisch in den Kühlregalen unserer Supermärkte auftauchen könnte, müsste ein System von Verordnungen und Rechtsvorschriften geändert werden. Als hochtechnisiertes Produkt symbolisiert das In-vitro-Fleisch die aufgehobene Grenze von Natürlichkeit und Künstlichkeit. Als Biofakt fehlt ihm die archaische Mächtigkeit, die aus der Bezwingung und Beherrschung des Tieres folgt. Es symbolisiert das definitive Ende aller Authentizität und dies besonders nachdrücklich, weil das Essen, das Einverleiben des ursprünglich Anderen, ein Akt großer Intimität ist. ln-vitro-Fleisch ist nicht mehr und nicht weniger als ein synthetischer Nährstoff ohne eigene Form und daher in jede mögliche Form pressbar oder mit Fleisch-Tinte druckbar, seien es Würstchen, Nuggets oder Frikadellen, seien es später vielleicht Braten- oder Filetstücke. Man wird sogar kaum sagen können, dass dieses Fleisch künstlich ist, denn es ist ja biologisch gewachsen. Es ist auch nicht natürlich, denn seine Produktion ist auf speziell entwickelte Nährlösungen und Bioreaktoren angewiesen, die ohne Ingenieurskunst nicht möglich sind. Bei modernen Biofakten wird der ohnehin nur relative Gegensatz von künstlich und natürlich ausgehebelt. Freilich ist das In-vitro-Fleisch hergestellt und insofern ein Artefakt, ein Produkt der Biotechnologie. Aber wir sagen auch nicht zu einem Stuhl, er sei künstlich, nur weil er hergestellt wurde und nicht auf einem Baum gewachsen ist. Die Grammatik des Wortes künstlich bezieht sich gewöhnlich darauf, dass etwas auch natürlich vorkommt. Das ist bei In-vitro-Fleisch nicht der Fall. Ein Fleisch, das nichts mit Sex, nichts mit Blut, nichts mit getöteten Menschen und Tieren zu tun hat, ist natürlich auch nicht künstlich. Ob sich In-vitro-Fleisch durchsetzt, hängt nicht zuletzt vom Markt ab. Mit Blick auf die gegenwärtige Nahrungsproduktion wird es das In-vitro-Fleisch schwer haben, sich durchzusetzen; denn wer hat schon Appetit auf einen ausgedruckten Braten, wenn ein richtiger für wenig Geld im Kühlregal der Billiganbieter liegt? Kritisch gewendet könnte man aber prognostizieren, dass sich mit diesem Produkt eine weitere Revolution der Nahrungsmittelproduktion 80 C. Asmuth ankündigt. Die Industrialisierung der Ernährung schlägt ein neues Kapitel der Synthetisierung auf. Sie markiert einen neuen Höhepunkt in der langen Geschichte der durc_hgehenden Industrialisierung ihrer Erzeugnisse - seien es nun technisierte Tiere oder In-vitro-Fleisch. (Vgl. Benz-Schwarzburg und Ferrari 2016; Ferrari 2015) Der Zusammenhang mit einer Unterscheidung natürlich-künstlich, über deren Schwierigkeiten beim Anabolikaeinsatz der Bodybuilder wenigstens noch nachgedacht werden kann, muss hier völlig scheitern. Unterscheidungen gibt es, wenn man sie trifft. So mag die Natur des Menschen kein Kriterium sein, um zu entscheiden, ob der Mensch sich - wie beim Body-Styling oder Anti-Aging - nach seinem eigenen Bild gestalten darf. Vielmehr kann man sich beim Kultur-Fleisch fragen, ob er auch will, was er darf. Der Apostel Paulus hatte da eine spezielle Auffassung. ,,Alles, was auf dem Fleischmarkt verkauft wird, das esst und forscht nicht nach, damit ihr das Gewissen nicht beschwert." 10 (1. Kor. 10, 25) Fleisch: Symbolische Metamorphosen Fleisch steckt voller Nährstoffe und voller symbolischer Bedeutung. Der Beherrschung und Kontrolle des Tiers, seiner Zähmung, folgt die Züchtung. Der Einblick in die Mechanismen des Wachstums folgt umgehend ihr technischer Einsatz. Die Lösung des Fleisches vom lebendigen Tier folgt nun die Züchtung und das Wachstum des Fleisches im Bioreaktor. Das sind Metamorphosen, deren symbolische Verschiebungen durch einfache Ablösungsprozesse nur schwer zu deuten sind. Vielmehr sind Überlagerungen zu diagnostizieren. Allemal ist die post-aufklärerische Attitüde fehl am Platz. Die Auflösung des Symbolischen ins Digitale führt keineswegs in die reine Welt des Unmissverständlichen und Vernünftigen. Der Glaube an die wundersame Verwandlung der Brotsubstanz in den Leib Christi ist vielleicht eben so viel oder eben so wenig rational wie die Hoffnung, das In-vitro-Fleisch könne uns vom Fluch der ethischen Konflikte befreien, die aus unserer Fleischeslust entstehen. rnoer Kontext des Korintherbriefs verrät, dass sich Paulus auf einen Konflikt in der Gemeinde von Korinth bezog, der seinen Grund in der Frage hatte, ob Fleisch verzehrt werden dürfe, das bei heidnischen Opferkulten übriggeblieben und auf dem Markt verkauft wurde (Götzenopferfleisch). Die Diskussion gehört in die Auseinandersetzung um Judenund Heidenchristen. (Vgl. Schnabel 2006, insb. S. 561ff.). Man kann hier sehr schön sehen, was passiert, wenn einem Text der Kontext abhandenkommt. Fleisch - Wandlung, Wachstum, Züchtung 81 Paulus dachte, dass das Fleisch die Begierden und das eigenmächtige Handeln des Menschen gegen das Gesetz Gottes ausdrückt: ,,Wir wissen nämlich, dass das Gesetz selbst vom Geist bestimmt ist; ich aber bin fleischlich, das heißt: verkauft unter die Sünde." (Röm 7, 14) Paulus schwebte kein Dualismus von Leib und Seele vor. Fleisch ist bei ihm beides. Aber man kann auf die Idee kommen, dass Gott die Zähmung des Menschen durch sein Gesetz nicht ganz geglückt ist. Die Widersetzlichkeiten, die auch aus dem Bauch kommen, der immer verzehren und trinken will, machen dem Geist im irdischen Leben einen Strich durch die Rechnung. Die Kontrolle des Fleisches kommt an ihre Grenzen. Erst im Wissen um die Wachstumsprozesse kann das Fleisch vollständig beherrscht und kontrolliert werden. Aber das Fleisch verliert dadurch alle Reste seiner Natürlichkeit. Fleisch wird zum Biofakt zweiter Ordnung, das weder natürlich noch künstlich ist. Für manche mag es problematisch scheinen, dass es Menschen gibt, die ihren Körper nach eigenen Vorstellungen völlig verändern wollen. Der Körper ist für einen Bodybuilder oder einen Anti-Ager nicht etwas unverfügbar Gegebenes, sondern ein in Gänze Verfügbares. Manchem mag dabei der Verdacht kommen, dass das instrumentelle Verhältnis zum eigenen Körper den Platz für die Unterwerfung des Menschen unter externe Zwecke schafft. Das Selbstbild, welches der Mensch sich von sich macht, kann sehr leicht auch durch Fremdbilder geleitet sein und missbraucht werden. Die Möglichkeit, den eigenen Körper zu formen, ist nicht nur ein Ausdruck der Emanzipation, sondern kann zugleich Folge eines erheblichen Anpassungsdrucks sein. Die Nutzung technischer Mittel, um selbstgesteckte oder fremdbestimmte Ziele durch die Veränderung des eigenen Körpers zu erreichen, ist dabei eine kritische Überlegung wert. Allerdings kann sie sich nicht auf die Dichotomie von natürlich und künstlich berufen. Denn das menschliche Fleisch ist durch Nutzung seiner Möglichkeiten zur Selbstformung längst zum Biofakt, besser, zum Anthropofakt, geworden. Die Industrialisierung des menschlichen und des tierischen Fleisches gehen Hand in Hand. Der Mensch macht sich die Welt Untertan, auch dann, wenn er verspricht, die Tiere zu schonen und auf Jagen und Schlachten zu verzichten und fürderhin nur In-vitro-Fleisch zu verzehren. Interessant ist die Diskussion um das In-vitro-Fleisch gerade deshalb, weil es verspricht, ethische Großprobleme zu lösen, die mit dem massenhaften Fleischverzehr einhergehen. Dem liegt einerseits die Hoffnung zugrunde, ethische Probleme könnten durch technische Innovationen einfach verschwinden. Andererseits scheint in dieser Diskussion die Künstlichkeit des In-vitro-Fleisches gar kein ethisches Problem darzustellen. Jedenfalls verwirrt das ln-vitro-Fleisch die Logik des Vegetarismus. Das Tierische wird ganz in die Kontrolle des Menschen gegeben. Das Tier ist nicht 82 C.Asmuth mehr das Andere, sei es auch das Andere, Vernunftlose, im Menschen selbst. Es hat sich in pure Nahrung aufgelöst und ist ganz nach menschlichem Maß gemacht. Es symbolisiert den Verlust der Unterscheidung von Künstlichkeit und Natürlichkeit und den Übergang in eine Verfügungsmacht des Menschen über seine Umwelt, die den Weg in die völlige Industrialisierung seiner Ernährung und seiner selbst weist. Es hebt die Kontrolle des Menschen über sich, über das, was er ist und was er isst, auf eine neue Stufe. Literatur Ambrosius. ( 1990). De sacramentis. Fontes Christiani; 3. Freiburg: Herder. Asmuth, C. (2010). Praktische Aporien des Dopings. In C. Asmuth (Hrsg.), Was ist Doping? (S. 93-116). Bielefeld: transcript. Asmuth, C. (2011). Bilder über Bilder. Bilder ohne Bilder. Eine neue Theorie der Bildlichkeit. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft. Asmuth, C. (2015). Das Selbst des Körpers - der Körper des Selbst. In C. Asmuth & W. 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Doping im Schnittfeld zwischen Recht und Moral (2012. hrsg. zus. mit C. Binkelmann): Saubere Leistung? - Grenzen akzeptieren' - Acht Module für einen fächerübergreifenden Unterricht zum Problemfeld Doping (2013), Irrationalität (2015, hrsg. zus. mit S. Neuffer) und Schemata (2017, zus. mit L. Gasperoni).