Monastic Libraries

Köln, Universität, 10.-14. September 2018, Vortrag im Rahmen der 41. Kölner Mediävistentagung "Die Bibliothek. Denkräume und Wissensordnungen", veranstaltet vom Thomas-Institut der Universität zu Köln (Prof. Dr. Andreas Speer und Lars Reuke) ----- Das Mittelalter kennt noch keine Verwendung des Begriffs der Mystik als historiographische Ordnungskategorie. Eine Geschichte der Mystik steht daher vor der Frage, wie die Anfänge einer solchen Kategorienbildung aussehen. Ein herausragendes Paradigma für eine solche Untersuchung stellt die Bibliothek der Erfurter Kartause am Übergang vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit dar. Sie besaß zwei Signaturengruppen, die nach heutigem Sprachgebrauch Mystik umfassten. Bemerkenswert ist nicht nur die Tatsache, dass lateinische und volkssprachliche Werke in den jeweiligen Signaturengruppen gleichermaßen vertreten sind. Auch fällt auf, dass der Bibliothekskatalog eine dezidierte Unterscheidung zwischen Büchern zur theologia mystica auf der einen Seite und revelationes auf der anderen Seite vornimmt, während die entsprechenden Texte beider Gruppen in der aktuellen Forschung eher unter dem einen, weiten Begriff der ‚Mystik‘ oder ‚mystisch’ subsumiert sind. Die Untersuchung der historischen Anfänge der Kategorienbildung ‚Mystik’ und ‚mystisch’ als interdisziplinäre Forschungsaufgabe wurde in den letzten Jahren mit wachsendem Nachdruck angemahnt, aber bis heute nicht in Angriff genommen. Man hat in diesem Zusammenhang allerdings darauf hingewiesen, dass sich eine eingehende Beschäftigung mit der mittelalterlichen Überlieferung als ergiebig erweisen könnte, um dem zeitgenössischen Verständnis von Mystik auf die Spur zu kommen. Auch wurde der Blick auf die Organisation von mittelalterlichen Bibliothekskatalogen gelenkt, könnte doch, so Burkhard Hasebrink (2007), die Diskussion um den Mystikbegriff sehr davon profitieren, „die Verwendung des Begriffs ‚mystisch‘ gerade in einem bibliotheksgeschichtlichen Kontext, in dem es um Kategorien von kulturellen Wissensordnungen geht, auf seine spezifischen Verwendungsweisen hin zu untersuchen.“
Für eine solche Untersuchung eignet sich der Bibliothekskatalog der Erfurter Kartause vor allem wegen der beiden oben genannten Signaturengruppen. Besonders aufschlussreich für diskursgeschichtliche Fragestellungen macht ihn zudem seine Anlage, denn dem Katalog liegt ein der Metaphorik des geistlichen Gebäudes nachempfundenes und daher kompositorisch wohl durchdachtes, in Form von Kommentaren reflektiertes und auf geistliche Vervollkommnung abzielendes Ordnungssystem zugrunde. Dementsprechend wird der Signaturengruppe mit der theologia mystica eine wohl nicht nur metaphorisch verstandene Spitzenstellung (tectum bzw. pars suprema mentalis edificii) im Hinblick auf die Wissensarchitektur der Bibliothek reserviert. Der Erfurter Bibliothekskatalog bietet die Gelegenheit, anhand historisch bezeugter Bibliotheksbestände und der sie bestimmenden diskursiven Ordnungen – also fernab aller anachronistischen Kategorisierungen – dem ‚Making mysticism‘ nachzugehen. Im Fokus des Vortrags steht daher der spätmittelalterliche Katalog der Kartause Erfurt mit den oben genannten Signaturengruppen und die Frage, wie der Mystikbegriff der Kartause in der Katalogisierungspraxis konstituiert und als Kategorie einer Wissensordnung verwendet wird.

This collection of articles aims to delve into the biblical exegesis/lectio divina pairing in the medieval Iberian Peninsula. The observation of a hiatus questions this relationship: from the end of the eighth century until the end of the twelfth century there was no lineal commentary written in this field, although lectio divina continued to exist in religious communities. In order to provide an overview of the choices that lead to the writing and the conservation of exegetic texts, historiographers and philologists analyse the overlap between exegesis and lectio divina in the work or in the preaching of Isidore of Seville, as well as the circulation of the texts and the deployment of exegesis outside of the determined objectives of lectio divina. A counterpoint highlights the use of this pairing in the polemic between the three religions of the Book.

Los artículos aquí reunidos pretenden ahondar en el binomio exégesis bíblica/lectio divina en la península ibérica medieval. La observación de un hiato cuestiona esta relación, en tanto que desde el final del s. viii hasta el final del s. xii no se conoce ningún comentario lineal redactado en esta área, aunque la lectio divina se mantenga en las comunidades religiosas. A fin de ofrecer planteamientos sobre la elección que conduce a la redacción y a la conservación de los textos exegéticos, historiadores y filólogos analizan la imbricación entre exégesis y lectio divina en la obra de Isidoro de Sevilla o en la predicación, así como la circulación de los textos y el despliegue de la exégesis fuera de los objetivos determinados de la lectio divina. Un contrapunto pone de relieve el uso del binomio en la polémica entre las tres religiones del Libro.

Les études réunies ici examinent le tandem exégèse biblique — 'lectio divina' dans la péninsule Ibérique au Moyen Âge. L’observation d’un hiatus incite à reconsidérer cette relation : de la fin du VIIIe s. à la fin du XIIe s., aucun commentaire linéaire biblique n’y aurait été rédigé tandis que la 'lectio divina' se maintient dans les communautés religieuses. Afin de mettre en perspective la question délaissée des choix présidant à la rédaction et à la circulation des textes exégétiques, historiens et philologues analysent dans ce dossier l’imbrication entre exégèse et 'lectio divina' chez Isidore de Séville ou dans la prédication, ainsi que la circulation des œuvres et le déploiement de l’exégèse hors des finalités immédiates de la 'lectio divina'. Un contrepoint met en évidence l’usage de ce tandem dans la polémique entre les trois religions du Livre.