Mythor 21: Der Schwefelfluss
Von Hubert Haensel
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Das gilt besonders für die Caer, ein Kriegsvolk, das, von Dämonenpriestern angeführt, einen Eroberungsfeldzug beginnt und seine Nachbarn mit Feuer und Schwert heimsucht.
Im Verhältnis zu den Horden der Caer ist die Zahl derer, die auf Seiten der Lichtwelt gegen die Mächte des Dunkels kämpfen, erschreckend gering. Eigentlich ist es nur eine kleine Gruppe von Menschen, die angeführt wird von Mythor, den man den Sohn des Kometen nennt.
Mythor, inzwischen stolzer Besitzer von Einhorn, Bitterwolf und Schneefalke, den legendären Tieren, die ursprünglich für ihn bestimmt waren, hat jedoch seine Kampfgefährten verloren. Um sie wiederzufinden und zu befreien, zieht der junge Held der Lichtwelt auf den Spuren der Entführer südwärts.
In der Richtung, in die Mythor reitet, liegt auch DER SCHWEFELFLUSS ...
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Buchvorschau
Mythor 21 - Hubert Haensel
Nr. 21
Der Schwefelfluss
von Hubert Haensel
Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt
Nachdem der Lichtbote nach seinem Sieg über die Finsternis die Welt sich selbst überlassen hatte, begannen die Kräfte des Bösen, die sich in die Dunkelzone geflüchtet hatten, wieder zu erstarken. Inzwischen greifen sie aus der Dunkelzone, einem Ring kosmischer Trümmer, der die Welt umgibt und in eine Nord- und eine Südhälfte teilt, an und beeinflussen bereits weite Teile der nördlichen Länder und deren Bewohner.
Das gilt besonders für die Caer, ein Kriegsvolk, das, von Dämonenpriestern angeführt, einen Eroberungsfeldzug beginnt und seine Nachbarn mit Feuer und Schwert heimsucht.
Im Verhältnis zu den Horden der Caer ist die Zahl derer, die auf Seiten der Lichtwelt gegen die Mächte des Dunkels kämpfen, erschreckend gering. Eigentlich ist es nur eine kleine Gruppe von Menschen, die angeführt wird von Mythor, den man den Sohn des Kometen nennt.
Mythor, inzwischen stolzer Besitzer von Einhorn, Bitterwolf und Schneefalke, den legendären Tieren, die ursprünglich für ihn bestimmt waren, hat jedoch seine Kampfgefährten verloren. Um sie wiederzufinden und zu befreien, zieht der junge Held der Lichtwelt auf den Spuren der Entführer südwärts.
In der Richtung, in die Mythor reitet, liegt auch DER SCHWEFELFLUSS ...
Die Hauptpersonen des Romans
Mythor – Der Kämpfer der Lichtwelt auf den Spuren seiner verschwundenen Gefährten.
Mormand – Lichtkönig von Ugalien.
Vassander – Erzmagier von Ugalien.
Graf Corian – Ein ugalienischer Heerführer.
Duprel Selamy – Waffenschmied von Ugalos.
1.
Die Legende
Dort, wo sich seit ungezählten Generationen die Stadt Ugalos erhob, war vor Menschengedenken noch finsterer, unwegsamer Wald gewesen, den kaum eines einsamen Wanderers Fuß betreten hatte. Und die, die es gewagt, kehrten nie zurück.
Die Kunde von einem schrecklichen Ungeheuer, das an den Ufern der Lorana hauste, ging durch alle Lande. Ein feuerspeiender Drache, größer als das Haus einer ganzen Sippschaft und gefährlicher als jeder Dämon der Finsternis, die damals nur einen schmalen Streifen der Welt in Angst und Verderben hüllte.
Es hieß, dass zu jener Zeit viele Völker noch Freund waren miteinander und dass reger Handel herrschte zwischen Tainnia, Dandamar und den Südländern. Leider war es aber auch so, dass manches Fischerboot umsonst gegen die Gefahren des sturmgepeitschten Ozeans und die Tücken der Straße der Nebel ankämpfte. Und Dutzende von Wagenladungen gingen verloren oder verdarben, weil die Karawanen etliche Tagesreisen gen Westen oder Osten hin ausweichen mussten. Selbst klingende Goldstücke vermochten die Verluste nicht auf Dauer auszugleichen.
Ein Mann wagte es, den Kampf aufzunehmen, ein erfahrener und gewandter Kämpfer, der strahlende Sieger in vielen Turnieren und Günstling und Liebhaber so mancher begehrten Herzogstochter. Leichtfüßig wie der Wind war sein Pferd und von einer makellosen Reinheit wie frisch gefallener Schnee.
Niemand, der ihn nicht gekannt und der seinen Namen auch heute noch nicht ohne Ehrfurcht auszusprechen wagte:
Der Heroe Maynos ...
Aber weniger seine Taten waren es als vielmehr der Fluch, der seinem Ende anhing. Keiner in Ugalos, der den Tag herbeisehnte, an dem die Prophezeiung sich erfüllte.
*
Funkensprühend verformte sich das rotglühende Eisen unter den schwungvollen Hammerschlägen. Kraft und Geschicklichkeit und vor allem ein gutes Auge gehörten dazu, die kaum zwei Finger breite Klinge zu dehnen und mit einer beidseitigen Schneide zu versehen.
Ohne Zweifel verfügte Jules Dubrahin über diese Eigenschaften. Und außer ihm noch ein Dutzend anderer Gehilfen, die in der Werkstatt arbeiteten. Meister Duprel war ein Könner seines Fachs, unbestritten der berühmteste Waffenschmied Ugaliens; obwohl diese Zunft viele große Meister besaß. Doch war er der größte unter ihnen. Von Duprel Selamy stammten Waffen, wie keines Recken Arm je bessere geführt hatte. Und der Goldharnisch, den der L'umeyn Mormand de Arrival Visond in besseren Tagen getragen hatte, als sein Leib noch nicht von der jetzigen Fülle gewesen, war ebenfalls ein Werk seiner Hände.
Zischend kühlte das Eisen ab, als es zur Härtung in einen Bottich voll eiskalten Wassers getaucht wurde. Jules Dubrahin sah den zur Decke emporkräuselnden Rauchwolken sinnend nach.
Seine Gedanken befassten sich nicht mit der Arbeit. Seit Tagen schon galten sie dem Schicksal des Meisters, den seit Ende des letzten Neumonds niemand mehr gesehen hatte.
Jules Dubrahin warf neue Kohlen in die Esse und schürte das Feuer. Dabei trat er so wild auf den Blasebalg, dass der Rauch ihm Tränen in die Augen trieb.
Er hustete, fluchte unterdrückt und trat noch heftiger zu.
Hinter ihm wurde eine Stimme laut:
»Hör endlich auf, Jules! Oder willst du uns alle ausräuchern?«
Dubrahin ließ mit keiner Regung erkennen, dass er die Worte gehört hatte. Erst als eine Hand nach seiner Schulter packte, wandte er sich um. Aus zusammengekniffenen Augen musterte er sein Gegenüber.
»Warum störst du mich, Frerick?«, brummte er missmutig.
Frerick Armos, nach Dubrahin derjenige, der am längsten in Meister Duprels Diensten stand, deutete auf den Amboss und den schweren Hammer, der daran lehnte.
»Du vergeudest deine Kräfte, Jules«, sagte er vorwurfsvoll, »und weißt genau, dass das Schwert mit Gefühl geschmiedet werden will. Sonst wird die Klinge wie die von hundert anderen.«
»Ach, lass mich!« Dubrahin riss sich los, griff nach der Zange und stieß das lange Stück Eisen so heftig ins Feuer, dass Funken nach allen Seiten stoben.
Aber Armos, sein Freund und Zechkumpan, ließ sich nicht so leicht abweisen.
»Du wirst jetzt mit mir reden, Jules, ob es dir passt oder nicht.«
Dubrahin stocherte in der Glut herum. Winzige Flammen huschten über das Metall, das sich langsam rot färbte.
»Ich wüsste nicht, was wir miteinander zu besprechen hätten.«
»Aber ich weiß es, Jules. Es geht nicht an, dass in unserer Schmiede Waffen gefertigt werden, die schlecht sind. Seit Tagen bist du völlig verändert. Welcher Dämon ist dir begegnet?«
»Bei Lavoux, ich will deine Visage nicht sehen.«
»Schon gut.« Besänftigend streckte Armos beide Hände vor. »Aber gestehe ein, dass es die Sorge um Meister Duprel ist, die dir zu schaffen macht.«
Klappernd fiel die Zange zu Boden. Aus weit aufgerissenen Augen starrte Dubrahin den anderen entgeistert an.
»Woher weißt du ...?«
»Du bist so, seit Meister Duprel verschwand. Was weißt du, was du mir verschweigst?«
»Ich?«, murmelte Jules und starrte ins Feuer. »Nichts!«
»Aqvitre soll mir beistehen!«, rief Armos laut aus. »Du verschweigst mir allerhand. Hast du gar damit zu tun?«
»Nein!«
Glut fiel auf den Boden, als Dubrahin das Schwert aus der Esse riss und herumwirbelte. Einen bangen Herzschlag lang sah es so aus, als wolle er sich auf Armos stürzen.
»Aber der Erzmagier«, versetzte dieser ungerührt.
Jules zuckte merklich zusammen.
»Woher weißt du ...?«, fragte er verstört.
»Nur eine Vermutung«, erwiderte Armos. »Doch dein Verhalten zeigt mir, dass ich ins Schwarze getroffen habe.«
Dubrahin sah sich vorsichtig nach allen Seiten um, aber keiner der anderen Gehilfen beachtete Armos und ihn. Keiner von ihnen machte sich Gedanken darüber, weshalb Duprel Selamy seit Tagen verschwunden war.
»Sie sind dumm«, flüsterte Jules und zog seinen Freund mit sich hinter die Esse, wo niemand sie beobachten oder gar belauschen konnte.
»Aber was haben Meister Duprel und dieser Erzgauner Vassander miteinander zu schaffen? Selamy ist ein aufrichtiger Mensch, der Magier hingegen ...«
»Schweig!«, zischte Dubrahin erschrocken. »Willst du alle bösen Geister mit deinem unbedachten Gerede heraufbeschwören?«
»Bei Aqvitre, nein«, hauchte Armos. »Doch ist bekannt, dass nicht nur der L'umeyn dem Erzmagier ergeben ist. Man munkelt, dass Vassander sich mit den Mächten der ...«
»Sprich es nicht aus!«
»Dann lasse mich endlich wissen, was mit dem Meister ist.«
Dubrahin nickte zögernd.
»Ich war auf einer der mittleren Inseln, gestern, bei Einbruch der Dämmerung, und ich wurde zufällig Zeuge eines Gesprächs, in dem es auch um unseren Meister ging.«
»Wo ist er?«
»Das wissen die Götter. Duprel, hieß es, arbeite an einem Harnisch für den Erzmagier.«
»Aber warum nicht hier, in der Schmiede?«, entfuhr es Armos. »Seit wann hat Vassander die Öffentlichkeit zu fürchten?«
Dubrahin zuckte mit den Schultern. Er wollte noch etwas sagen, doch in diesem Augenblick erklang von ferne