Hans Staden

7. Auflage mit neuem Vorwort von Franz Obermeier und Wolfgang Schiffner.

Stadens Werk war nicht nur wegen des Berichts über ein in Europa weitgehend unbekanntes Land von großem Einfluss. Denn abgesehen von wenigen Nachrichten in den Briefberichten von Amerigo Vespucci und anderen ephemeren Texten war damals nichts über Brasilien bekannt. Seine Bedeutung liegt auch darin, dass er durch eine geschickte literarische Strategie eines Authentizitätsdiskurses den zu der Zeit noch unpersönlichen Reisebericht auf die Ebene einer persönlichen Erzählung (Narrratio) hebt, auch wenn diese noch stark von erbaulichen Texten geprägt ist. Er verbindet damit religiöse Elemente als Rechtfertigung dafür, überhaupt einen solchen Bericht geschrieben zu haben,  mit der zeitgenössischen Realität des von ihm erlebten Landes. Dies war ein in der Geschichte der Reiseliteratur zentraler Schritt. Es genügt einen der mittelalterlichen Pilgerberichte nach Jerusalem zu lesen, oder selbst Marco Polos Chinabericht (Il Milione, entstanden um 1298/99), um den Unterschied zu solchen unpersönlichen Texten zu verstehen. Dabei ist Staden als Erzähler und in den beigegebenen Texten wie der Widmung an Landgraf Philipp auch als Autor in seiner Jetztzeit der Reformation und damit seiner eigenen Realität und der seiner Leser präsent. Seinen moralischen Anspruch untermauert der Protestant Staden durch einen starken Bezug auf lutherische Elemente und seine des Öfteren thematisierte Zeugenschaft für den Glauben. Es gelingt ihm, sein doch recht großes Verständnis für die Fremdkultur, der er mit einem offenen Blick begegnet ist, mit dem christlich-moralischen Urteil so zu verbinden, so dass sich in seiner Darstellung beide Elemente der Angst vor der Fremdheit des ihn bedrohlichen Kannibalismus und der für das Fremde offenen Wahrnehmung nach seinen eigenen Wertmaßstäben einander die Waage halten. Das geschilderte Erleben wird damit für seine ersten Leser wie für den Erzähler des Texts erlebbar, was allerdings diskursiv durch Wahrheitsbeteuerungen erarbeitet werden muss. Diese erfolgen auf der Text- und Bildebene. Die Trennung von seiner persönlichen Erzählung im ersten Teil und dem ethnographischen Bericht im zweiten untermauert diesen Wahrheitsanspruch, sachlich objektiv zu berichten. Der im Text erhobene Anspruch auf Augenzeugenschaft verleiht dem Referierten damit einen neuen Status, den in diversen Berichten erwähnten Kannibalismus dieser Indianer selbst erlebt zu haben. Er schildert ihn in einer nie gekannten Ausführlichkeit, der Vergleich mit zeitgenössischen französischen und portugiesischen Quellen erweist diese genauen Schilderungen als wahrheitsgetreu. Verschiedene Versuche, dies unter diversen Promissen als fake news zu erweisen, müssen heute als methodisch überholt gelten, auch wenn das Thema in der Populärpresse immer wieder auftaucht.

Auch die Ebene der sehr einfachen, nach Stadens Vorgaben von unbekannten Künstlern erstellten Bebilderung dient dieser bewundernswert ausgeklügelten Struktur. Diese einfachen, aber in der Rezeption außergewöhnlich einflussreichen Holzschnitte zeigen nicht nur das indigene Leben, real nachweisbare Küstenlinien und Elemente der indigenen Kultur, sondern auch den Zeugen Staden mit moralisch-verurteilenden Gesten oder als Gefangenen in einem Tupinamba-Dorf, wo er kannibalistische Szenen abbildet. Vor allem durch diese Bebilderung wurde das Buch zu einem Markstein der Reiseliteratur und  ist in Brasilien durch zahlreiche Bearbeitungen als Kinder – und Jugendliteratur sowie durch zwei Filme im kulturellen Imaginarium des Landes als erstes Brasilienbuch und Gründungstext präsent.

Stadendenkmäler in Deutschland und Brasilien.
Aus Anlass der Einweihung des neuen Staden-Denkmals in Wolfhagen.

Das historische Gedenken an Hans Staden und sein epochales Brasilienbuch (Warhaftige Historia, Marburg 1557) hat natürlich heute auch einen memorialtopischen Aspekt: die Orte, die Staden während seiner Reise besucht hat, oder die mit seiner Lebensgeschichte vor und nach der Reise verbunden sind, haben sich-allerdings erst spät im 20. Jhdt.-seiner erinnert und ihn in Deutschland und Brasilien durch öffentliche Denkmäler und Benennungen von Straßen und Plätzen nach ihn gewürdigt. Der Beitrag stellt die Denkmäler vor und die Umstände ihrer Errichtung. Ferner werden kurz künstlerische Reflexe von Stadens Werk und Stadenfilme angeführt.

ABSTRACT: Oswaldo Costa was a key member of the Brazilian modernist Antropofagia (Anthropophagy) movement of the late 1920s, yet he has been largely forgotten by critics and marginalized from national cultural history. Costa articulated —as no other member of the movement did, including his famous leader Oswald de Andrade— an Antropofagia intellectually engaged in what we call a cannibal critique of colonial modernity and Occidentalism.  Costa’s Antropofagia cannibalized the historical archive, reading against the grain of a triumphant Western imperial history. Throughout his contributions to the Revista de Antropofagia, he questioned Brazil’s cultural allegiance to Europe, pointed out the existence of asynchronous temporalities within Brazil, and defied Eurocentric notions of civilization and progress that ideologically structure Brazilian nationalism in the ninetieth and twentieth centuries. He also enacted an anthropophagous re-reading of Brazilian historiography against its celebration of colonialism and proposed the necessity of a cultural decolonization. This article analyzes Costa’s principal contributions to Antropofagia and rescues his hitherto overlooked countercolonial thought from the oblivion of collective forgetting. Moreover, it examines Costa’s significant view of Brazilian modernity as a perfidious armistice with other barbarous temporalities, and of the Westernization of Brazil as a deceptive appearance that hides ever-present colonial antagonisms. ARTICLE AVAILABLE. LINK  @ URL  http://cultureandhistory.revistas.csic.es/index.php/cultureandhistory/article/view/82/294

The direct German contribution to the exploration of the New World in the sixteenth century was slight compared to that of the Spanish and Portuguese, but the peoples of Germany shaped the overall European conception of the Americas. The German attempt to make sense of the momentous and unexpected discovery of the New World, assimilating the “Other” of the New World into Old World categories of knowledge, also helped to engender a nascent idea of a distinct German identity. Sixteenth century soldiers of fortune Ulrich Schmidel of Bavaria and Hans Staden of Hesse published popular accounts of their respective American travels. As with all travel literature, these works describe not only the observed, but also the observers themselves. Schmidel and Staden, like German scholars and authors of their day, attempted to explain the exotic western hemisphere in the familiar European terms they knew, but their accounts also demonstrate that encounters between German-speakers and a medley of Amerindian and other European peoples fostered the construction of a German “national” identity.

El avance de la conquista europea sobre el continente americano dio lugar a nuevas experiencias que, lejos de tratarse de gestas heroicas o descubrimientos de grandes riquezas, daban cuenta de fracasos y terribles desventuras. Los relatos de naufragio y cautiverio de expedicionarios que empezaron a circular en Europa en el siglo XVI mostraron la otra cara de las expediciones ultramarinas: una llena de peligros atroces y carencias extremas. Pero estos hombres supieron convertir sus infortunios en grandes éxitos editoriales. Es el caso de Hans Staden, un marinero alemán que, tras vivir una experiencia de cautiverio en Brasil, escribió su Verdadera historia y descripción de un país de salvajes desnudos, feroces y caníbales, situado en el Nuevo Mundo, América, uno de los textos más destacados del género. Pero no solo fue un éxito editorial. A través de la escritura, legitimada por su experiencia, Staden ordenó los hechos en torno a una interpretación que le permitió hacer de su crónica una prueba material de su lealtad hacia su iglesia y de su lugar trascendental ante Dios.

By examining the map and map-like illustrations published in Hans Staden's Warhaftige Historia (1557), this article argues that the maps underscore the truthfulness of the narrator by reinforcing his role as an eyewitness observer. Beyond bolstering the narrator's authority, Staden's map projects a distinctly different image of Brazil. The mapping tradition of mariners seems to have been a major influence, and the map accords ownership of the mainland to indigenous groups, making his a unique representation of sixteenth-century Brazil. Keywords Sixteenth-Century, Brazil, eyewitness observer, Hans Staden, mapping Resumo Com base nas ilustrações publicadas por Hans Staden na obra Warhaftige Historia de 1557, argumenta-se neste artigo que os mapas conferem ênfase à visão do narrador, uma vez que reforçam o seu papel enquanto testemunha da realidade observada. Para além de reforçar a autoridade do narrador, o mapa de Hans Staden projecta uma imagem diferente do Brasil. A tradição de mapeamento dos marinheiros parece ter exercido uma grande influência, uma vez que o mapa atribui a posse do território a grupos indígenas, tornando esta representação cartográfica do Brasil no século XVI especialmente significativa. Palavras-chave século XVI, Brasil, observação, Hans Staden, cartografia

Der Beitrag setzt sich zum Ziel, anhand der wenigen, aber für die Genreentwicklung wichtigen deutschen Südamerikareiseberichte die Verbreitung dieser Bücher, ihres Bildmaterials und ihre Kontextualisierung in Sammlungen der Zeit, soweit heute noch nachvollziehbar, zu untersuchen. Überragendes Beispiel ist hier Hans Stadens erstmals 1557 in Marburg mit einer intensiv rezipierten Holzschnittbebilderung erschienenes Brasilienbuch Warhaftige Historia, das bald zahlreiche Neuauflagen erlebte. Als Vergleich bietet sich der zeitgleich entstandene, aber erstmals 1567 erschienene La Plata-Bericht von Ulrich Schmidel (Schmidl) Warhaftige Beschreibung an, der zuerst als Manuskript verbreitet, 1567 in einer Neuausgabe des Weltbuchs von Sebastian Frank von Feyerabend in Frankfurt gedruckt wurde. Hier ermöglichen Autograph, Abschriften und Drucke zahlreiche Rückschlüsse auf den Status eines Texts, in einigen Fällen auch auf seinen frühen Sammlungskontext. Eine Bebilderung findet sich hier erst in späteren Ausgaben. Die zwei anderen gedruckten Texte zu Südamerika, Federmanns Venezuelabuch (Indianische Historia, 1557) und die Briefe von Philipp von Hutten (enthalten in einer Ausgabe von Hernán Cortés, Von dem neuen Hispanien, 1550) ebenfalls zu Venezuela, haben zwar in den ersten und damals einzigen Ausgaben keine bildliche Gestaltung, bieten sich aber als Vergleich zur Genreentwicklung an.

Keywords:

Early Modern South America, Brasil, Tupinambá, Hans Staden (c1525-c1576), Jean de Léry (1536-1613), David Frölich (1595-1648), Early Modern Hungary, History of the Book, History of Reading and Print Culture, Reception of non-European indigenous people in Europe/Hungary, History of Anthropology, History of Geography, Protestant print culture, Jesuit print culture

Este texto busca relações significativas entre a narrativa escrita da obra “Duas viagens ao Brasil”, do aventureiro alemão Hans Staden, e a  narrativa visual das imagens criadas por Théodore de Bry para a edição de 1592. Tal livro obteve grande sucesso na Europa e teve muitas publicações seguidas, sendo a primeira a do ano de 1557. Esse texto tem caráter qualitativo e baseia-se em uma pesquisa bibliográfica. Nossa intenção é deixar ver a dissolução das fronteiras entre linguagens escrita e visual na obra selecionada, mostrando que diferentes formas de linguagens (verbal e visual) não somente eram necessárias para o entendimento de tal obra à época de sua execução, mas essas  linguagens dependiam uma da outra. Voltamo-nos para essa obra literária na atualidade por acreditar que a força da relação entre diferentes narrativas presentes em tal livro ainda age contudentemente sobre nós quando o lemos. Ainda, vemos que o leitor deve ser letrado imagética e verbalmente para dar conta do entendimento de livro em
sua plenitude agentiva, não deixando de compreender que essa obra pertence a um outro “zeitgeist”, muito diferente do nosso.

Este artigo se propoe levantar questoes relacionadas ao periodo colonial latino-americano, em que as relacoes entre nativos e europeus se travavam em um conflito fisico e cultural, tendo por base a antropofagia − costume que se observou com temor entre algumas tribos do chamado Novo Mundo e que, de forma metaforica, se aplica ao comportamento adotado pelo colonizador ao “devorar” as culturas pristinas do recem-descoberto continente. Dois autores do periodo − um olhar interior, de um indigena andino; um olhar exterior, de um arcabuzeiro alemao − constroem o imaginario sobre tal relacao, abarcando aqui os dois sentidos da antropofagia que se pretende discutir neste trabalho, respectivamente, o de uma cultura devorada e o de um costume visto como barbaro aos olhos do europeu do seculo XVI.

Zoonoses são doenças infecciosas causadas por patógenos que saltam de não-humanos para humanos. Algumas das doenças zoonóticas mais conhecidas e perigosas são ebola, "doença da vaca louca" (EEB), gripe aviária, gripe suína, raiva, e, mais recentemente, Covid-19. Este artigo traça algumas considerações sobre a representação visual das zoonoses na contemporaneidade e estabelece uma breve análise comparativa sobre a relação entre humanos e seu alimento em dois modelos de consumo cárneo: o abate ritual entre os Tupinambá nos séculos XVI e XVII e a atual produção pecuária industrial.

Este artigo levanta questões relacionadas ao período colonial latino-americano, em que as relações entre nativos e europeus se travavam em um conflito físico e cultural, tendo por base a antropofagia − costume que se observou com temor entre algumas tribos do chamado
Novo Mundo e que, de forma metafórica, se aplica ao comportamento adotado pelo colonizador
ao “devorar” as culturas prístinas do recém-descoberto continente. Dois autores do período − um olhar interior, de um indígena andino; um olhar exterior, de um arcabuzeiro alemão − constroem o imaginário sobre tal relação, abarcando aqui os dois sentidos da antropofagia que se pretende discutir neste trabalho, respectivamente, o de uma cultura devorada e o de um costume visto como bárbaro aos olhos do europeu do século XVI.

Em seu livro “The Columbian Exchange: Biological and Cultural Consequences of 1492”, Alfred W. Crosby formula a seguinte questão: a Europa recuperou-se da peste negra, mas o que teria sido dela se as hordas mongóis tivessem massivamente invadido o continente naquela mesma época? Embora se trate de um exercício de imaginação, certamente a história do mundo teria sido radicalmente diferente. Entretanto, algo parecido a essa conjunção de catástrofes ocorreu quando habitantes do “Velho Mundo” – isso é, europeus, asiáticos e africanos escravizados – aportaram no continente americano a partir de finais do século XV. Este artigo analisa algumas manifestações artístico-culturais do impacto das epidemias que assolaram o continente americano pós-invasão europeia, prestando especial atenção às formas pelas quais a crença na origem sobrenatural das doenças – partilhada tanto por europeus quanto por americanos – influenciou processos de conversão.
A coletânea na qual este texto está inserido tem um caráter de divulgação científica e é, portanto, acessível ao público não acadêmico.

Keywords:

Early Modern South America, Brasil, Tupinambá, Hans Staden (c1525-c1576), Jean de Léry (1536-1613), David Frölich (1595-1648), Early Modern Hungary, History of the Book, History of Reading and Print Culture, Reception of non-European indigenous people in Europe/Hungary, History of Anthropology, History of Geography, Protestant print culture, Jesuit print culture

Este trabajo aborda la experiencia de los franceses en el Brasil en el siglo XVI y pregunta por sus conflictos internos, por los cambios que se dieron a lo largo de medio siglo, en función de las guerras de religión y de la pugna militar y política con los portugueses, así como por los modos en que entablaron relaciones con los indígenas de la zona, de acuerdo con las formas políticas de los tupís. Para abordar la calidad y condiciones de la alianza tejida entre franceses y tupinambás a partir
de las prácticas compartidas, la duración y el tipo de pactos o lealtades demostradas en momentos cruciales, se examinará el papel
de los truchements o intérpretes normandos que sirvieron para facilitar los intercambios comerciales y que sentaron las bases de una
prolongada relación.