DUŠAN BURAN
Hof – Rathaus – Kapitel
Bemerkungen zu den Wappenbriefen
oberungarischer Städte im 15. Jahrhundert
Die Bedeutung der illuminierten Wappenurkunden von Kaschau (slowakisch Košice, ungarisch Kassa), Pressburg (Bratislava /Poszony),
Bartfeld (Bardejov/Bártfa) oder Käsmark (Kežmarok/Késmark) muss
man weder für die kunstgeschichtliche noch für die heraldische Forschung besonders begründen. Slowakische und ungarische Kunsthistoriker wie Historiker haben ihre Miniaturen und Texte unter verschiedenen Blickwinkeln behandelt, als hervorragende Zeugnisse der Buchmalerei1, im Hinblick auf innovative ikonographische Motive, als Belege einer blühenden Hofkultur oder – häufig im Gegensatz dazu – der
hochentwickelten Kultur der spätmittelalterlichen Städte Mitteleuropas.
Weder stilkritisch noch sozialhistorisch lassen sich allerdings
die traditionellen Begriffe einer „höfischen“ oder „bürgerlichen“ Kunst
an den vorliegenden Objekten eindeutig fassen. Die Analyse der Wappenbilder allein unter heraldischen Aspekten reicht ohnehin nicht aus
und lässt wichtige Zusammenhänge außer Acht, mehr noch ist die
Deutung der Ausstattung der Wappenbriefe als „Dekor“ ein Missverständnis, tradiert durch allzu großen Respekt vor einer ahistorischen,
lange normativen stilkritischen Methode. Weiter gehend möchte ich im
Folgenden Thesen formulieren, die es erlauben, den Anteil von Hof,
Rathaus bzw. Bürgertum und schließlich Kapitel in ihren spezifischen
Rollen etwas komplexer zu betrachten.
Im soziokulturellen Geflecht kommt dem dominanten Bild einer
Urkunde eine argumentative Aufgabe zu, ähnlich ihrem Text. Dieser
Absicht hatten sich sowohl die Wahl der Motive als auch die Rhetorik
des Bildes unterzuordnen, wenn es zunächst auch schwer fällt, die
heraldischen, dem Zeichenhaften verpflichteten Darstellungen mit dieser Kategorie zu messen. Wie vereinzelt die Beispiele aus der frühen
Phase der Stadtheraldik auch scheinen, dürfte in ihrer Abfolge doch
eine gewisse Kontinuität aufzudecken sein. Den Höhepunkt glaube ich
um die Mitte des 15. Jahrhunderts zu erkennen: zum einen in der Ostslowakei, wo es mit zunehmender Privilegierung der Städte zur Standardisierung der kommunalen heraldischen Ikonographie kam; zum
anderen in Pressburg, wo die Rezeption einzelner Wappenmotive manchmal ganz unkonventionelle Schöpfungen ermöglichte.
Der Kaschauer Wappenbrief mit der Miniatur des von einem
Engel präsentierten Stadtwappens (Abb. X) gehört zu den schönsten
Beispielen „profaner“ Miniaturmalerei Mitteleuropas.2 Der ungarische
König Sigismund von Luxemburg bestätigte damit den Kaschauern am
31. Januar 1423 in Pressburg ihre ältere Stadtwappenurkunde vom
Jahr 1369.3 Der Kaschauer Richter Johannes Hebenstreyt, zuvor Schreiber und Stadtnotar ebendort, ließ den Brief durch sein eigenes Wappen
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127 Wappenurkunde der Stadt Käsmark
(Kežmarok), 1463 (Poprad, MV SR –
ŠA Levoča, pob. Poprad, Magistrát
mesta Kešmarok, Sign. perg. IX)
und seinen Namen erweitern, was wohl als Beleg persönlichen Engagements bei dem Entwurf der Urkunde gewertet werden kann. Die von
der älteren Forschung vorgebrachte Interpretation seines Namens als
Signatur des Illuminators4 folgt nicht nur zu sehr dem Mythos des genialen Künstlers, sondern scheitert schlicht am Mangel an Vergleichsbeispielen derartiger Signaturen auf Wappenurkunden.5 Im Gegenteil:
Dank der Forschungen Maria Tischlers ist die Person Johannes Hebenstreyt detailliert bekannt geworden. 1402 urkundete er zum ersten Mal
in Kaschau und blieb dort bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts aktiv.
1404 ist er Herausgeber der so genannten Kaschauer Ratsordnung,
einer Sitzungsordnung des dortigen Stadtrats, die in oberungarischen
Städten mehrfach rezipiert wurde. 1423 ist er als Richter der Stadt
belegt, in dieser Funktion urkundete er noch 1444.6 Aus kunstgeschichtlicher Sicht könnte sein gesellschaftlicher Aufstieg somit vor
dem Hintergrund der wichtigsten Bauphase des Kaschauer Doms St.
Elisabeth verfolgt werden, was hier leider nicht möglich ist.
Das eigentliche Bild des Wappenbriefes, in querrechteckigem,
punziertem Rahmen, dominiert die Halbfigur eines Engels, der von
oben den Schild des Wappens berührt. Dieses zeigt alternierend vier
rote und weiße Streifen, darüber einen blauen Kopf mit drei durch Silber hervorgehobenen Lilien. Hier handelt es sich – dem Wappenbrief
von 1369 entsprechend – um eine unmittelbare Nachahmung des ungarischen Landeswappens der Anjou-Dynastie. Der Engel mit den auf
dem Schild ruhenden Händen und symmetrisch ausgebreiteten hellblauen Flügeln ist durch die Stola als Diakon gekennzeichnet; zudem
trägt er ein mit einem Kreuzchen gekröntes Diadem. Die grüne Fläche
des Hintergrunds wird durch subtiles Fleuronnée verziert, aus den
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Ecken des Rahmens wachsen Akanthusblätter, außerdem ergänzen
das Bild auf drei Seiten kleine Rosetten, kombiniert mit goldenen
Punkten.
Das Auftreten des Engels in der Funktion eines Wappenträgers
ist, wenn auch nicht ganz ohne Vorgänger, in Mitteleuropa zu jener
Zeit selten.7 Die heraldische Forschung hielt die Engelsfigur (in Kaschau taucht sie zum ersten Mal im Typar des Stadtsiegels von 1404
auf) für einen Ersatz für die in den Adelswappen obligatorischen Helme, Helmdecken und Kleinodien, welche städtischen Wappen recht
fremd blieben.8 Andererseits kennt man in Buchmalerei und Goldschmiedekunst die Figur des präsentierenden Engels um 1400 bereits
seit langem. Engel hoben hier vornehmlich Hostien oder Reliquien hervor, leiteten in den Andachtsbildern den Blick des Betrachters. Engel
mit Schilden kommen im 14. und 15. Jahrhundert öfters in der ArmaChristi-Ikonographie vor, wo ja die Leidens-„Waffen“ häufig in – den
auch etymologisch eng verwandten – Wappen präsentiert wurden.9 So
ist aus Sicht der Kunstgeschichte der Engel des Kaschauer Wappenbriefes kein direkter Ersatz der Helmdecken, sondern ein bewusst aufgegriffenes Motiv aus der christlichen Ikonographie, das in der Vorstellungswelt des mittelalterlichen Publikums mit Reliquien oder dem Altarsakrament verbunden war. Eine solche Legitimation durch eine
höhere Instanz schien bei dem Kaschauer illuminierten Wappenbrief
umso angemessener, als seine Vorgängerin, die von König Ludwig von
Anjou ausgestellte, bildlose Urkunde des Jahres 1369, wohl die älteste
ihrer Art in Europa war.
Das Kaschauer illuminierte Privileg von 1423 ist zudem ein
höchst bedeutendes Zeugnis des Stiltransfers zwischen führenden kulturellen Zentren Mitteleuropas. Die im Folgenden skizzierten Wege des
Illuminators sind für das – wie es scheinen könnte – ortsgebundene
Genre der heraldischen Malerei paradoxerweise eher eine typische Erscheinung als die Ausnahme. Gerhard Schmidt hat den Maler präzise
in die Buchmalerei der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts eingeordnet:
Kurz nach Fertigung der Kaschauer Urkunde gründete er demnach in
Krakau ein fruchtbares Atelier, in dem unter anderem auch das
Antiphonar des Krakauer Bischofs Zbigniew Oleśnicki ausgestattet
wurde.10 Sein Stil wurzelt im Prager Milieu der ersten Jahrzehnte des
15. Jahrhunderts, genauer im Kreis der Illuminatoren um das reich
geschmückte Martyrologium Usuardi, heute im Diözesanmuseum zu
Gerona.11 Zeichnete sich diese Stilrichtung ursprünglich noch durch
eine dekorative Haltung und die Verwendung idealisierter Formen des
Schönen Stils aus, verließ sie später in den aufwändigsten Miniaturen
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die für den Kanon der Buchmalerei um die Jahrhundertwende kennzeichnende Dominanz der Figuren zu Gunsten komplizierter Raumdarstellungen. Im Unterschied zur späteren Produktion in Kleinpolen
bot der Kaschauer Wappenbrief hierzu allerdings wenig Gelegenheit.
Hier spielte der Repräsentationswunsch des Auftraggebers, der sich
des überregional bedeutsamen künstlerischen Niveaus des Illuminators bewusst war, die zentrale Rolle. Wie erfolgreich die von dem Kaschauer Richter Hebenstreyt miterfundene Lösung war, zeigen die den
Wappenschild präsentierenden Engel in Bartfeld 1453 sowie in Käsmark 1463 (Abb. 127). Auch auf dem älteren, bei einem Brand 1550 zu
Grunde gegangenen Leutschauer Wappenbrief trug ursprünglich eine
solche Figur den Schild. In Kaschau wiederholte sie sich in noch größerer Opulenz 1453 und 1502.12 Das Bild des letztgenannten Wappenbriefs konvertierte die Engelsgestalt des Schildträgers nun in einen
echten Miles Christi, indem der Maler ihn ganzfigurig mit zwei Helmen
samt Helmdecken und Kleinodien ausrüstete und so die Motivik mit
der konventionellen heraldischen Ikonographie versöhnte.
Eine Verflechtung profaner und sakraler Ikonographie in den
städtischen Kanzleien des 15. Jahrhunderts war auf dem Gebiet der
heutigen Slowakei gang und gäbe. Das 1426 gegründete Stadtbuch von
Kremnitz (Kremnica/Körmöcbánya) schmücken zwei einem Missale
entnommene Miniaturen (Abb. XI): die Kreuzigung, ganz und gar in
Form eines anspruchsvoll gestalteten Kanonblatts, sowie die ihr gegenübergestellte Darstellung des Jüngsten Gerichts, Letztere wohl als Appell zu verstehen, im Stadtrat auch vor Gott richtige Entscheidungen zu
treffen. Etwas später, 1432, findet man eine solche Kreuzigung in der
Art eines Kanonblatts in der Stadtchronik von Schemnitz (Banská
Štiavnica/Selmecbánya).13 Neben inhaltlichen Motiven sorgten aber
auch die Buchmaler selbst für den Transfer von Bildthemen aus dem
kirchlichen in den bürgerlichen Anwendungsbereich.
Karl Oettinger veröffentlichte bereits 1933 den Namen eines
Wiener und Klosterneuburger Illuminators: Meister Michael.14 Diesem
schrieb Gerhard Schmidt einen wichtigen Anteil an der Ausstattung
des Kremnitzer Stadtbuchs zu.15 Da seine Autorschaft für die Pressburger Wappenbriefe bereits seit Oettinger als gesichert gilt und da man
von ihm auch ein Missale aus der dortigen Kapitelsbibliothek kennt,
hat Meister Michael wie der Meister des Kaschauer Wappenbriefs also
wohl für städtische Kanzleien bzw. das Bürgertum und gleichzeitig für
kirchliche Auftraggeber gearbeitet.16 Und – wieder ähnlich dem Kaschauer Fall – es erscheint dieser Wiener in der auf die Nation bezogenen Kunstgeographie als „Ausländer“ im Dienst der „oberungarischen“
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bzw. „slowakischen“ Stifter. Eine solche Sichtweise, die eine eher dem
19. als dem 15. Jahrhundert entsprechende ethnische Begrifflichkeit
verwendet, ist für eine unvoreingenommene Forschung zur spätgotischen Malerei Ungarns bzw. der Slowakei oder Österreichs unhaltbar.
Längst zu revidieren ist auch die bisherige Vorstellung von den „mittelslowakischen Bergstädten“, deren Entwicklung bislang zumeist als Folge rein wirtschaftlicher Faktoren interpretiert wurde. Inzwischen sind
aber die Kenntnisse über den regen Austausch zwischen den Kremnitzer Kirchenmännern und denen der Pressburger Propsteikirche St.
Martin stark gewachsen.17 Wenn auch nicht generell, so doch in einigen Fällen von hoher Plausibilität ist damit gerade Pressburg als Drehscheibe der häufig weit nach Osten reichenden Einflüsse der Wiener
Malerei zu erkennen.18 Kombiniert man stilistische Merkmale mit historischen Belegen über Werke und Künstler, so kann man zumindest
für die Buchmalerei im 2. Viertel des 15. Jahrhunderts kaum zu einem
anderen Schluss kommen, als dass Pressburg wie Kremnitz ein und
derselben „Kunstlandschaft“ zuzuordnen sind – der Wiener.19 Der Erfolg der Wiener Buchmalerei-Ateliers beruhte nicht zuletzt auf der
arbeitsorganisatorischen Flexibilität ihrer Mitarbeiter – kunstsoziologische Argumente müssen künftig also weit mehr als bisher im Zentrum des Interesses stehen. Zunächst aber zurück zu jenen Werken,
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128 Wappenurkunde A der Stadt
Pressburg (Bratislava) – (MV SR AMB,
Sign. 1435)
129 Pressburger Antiphonar, um
1420/40, fol. 1v, Initiale A-diebus
(Bratislava, MV SR SNA, SABK,
Kapitulská knižnica, cod. 4)
130 Pressburg, St. Martin, Große Monstranz, um 1450, Detail (Bratislava,
Arcibiskupský úrad Bratislava/
Trnava, konkatedrála sv. Martina v
Bratislave, klenotnica)
welche par excellence die kunstgeographische Allianz von Grenzübergreifendem mit dem Ortsbezogenen repräsentieren – zu den beiden
Pressburger Wappenbriefen von 1436.
Sie wurden am 8. und 9. Juli 1436 in Ofen (Buda) ausgestellt20
und sind in Text und Ausstattung nahezu identisch. Beide Urkunden
dominiert jeweils das dreitürmige Stadttor vor rotem Hintergrund, das
auf der reicheren Urkunde A (Abb. 128) etwas präziser ausgeführt ist.
Der kreisförmige Rahmen des Stadtzeichens trägt eine Inschrift in
sorgfältiger goldener Majuskel: „SIGILLUM CIUITATIS POSONIE[N]SIS“. Rosafarbene Blattranken füllen die Zwickel, die beim Wappenbrief B mit Blattgold ausgelegt sind. Am linken und oberen Rand ist
Brief A mit bunten Akanthusranken geschmückt, die eine Art von Medaillons bilden. Goldene „Tropfen“ zwischen den Blättern geben auch
der Randzier einen Hauch von Luxus. Die Blüten sind differenziert,
man erkennt große blaue Enziane, Lilien und Rosen. Typisch ist die Leidenschaft des Illuminators Michael für die Tierwelt: diverse Vögel,
Affen, Eulen, kleine musizierende Bären usf. bewegen sich zwischen
den Ranken.
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Die Pressburger Wappenbriefe sind der repräsentative Ausdruck der Verbindung kommunaler mit königlicher Kultur. Ausgestellt
wurden sie im Auftrag der Stadt; am 15. Juli 1436 bestätigten ihren
Empfang in Ofen die Pressburger Bürger Stefan Ranes und Nikolaus
Pachrad.21 Bedeutung und Umstände des Auftrags beider Urkunden hat
Tischlerová näher untersucht, die, an Varjú anknüpfend, auch die Frage nach der Priorität der Miniatur vor dem eigentlichen Text des jeweiligen Wappenbriefs stellte. Schließlich bestätigte der Text bereits bestehendes Gewohnheitsrecht, so dass – aus kunsthistorischer wie historischer Perspektive berechtigt – zu vermuten ist, dass eine in Wien vorab
illuminierte Urkunde in Ofen bestätigt wurde. Daneben führte die Stadt
Pressburg in ihrem Typarium ein ähnliches Motiv bereits lange vor
1436; daher rührt auch die Motivation, im Bild einer Wappenurkunde
ein erkennbares und als solches bezeichnetes Siegelbild zu zeigen, obwohl im Text seine wappenidentischen Funktionen beschrieben werden.
Das im Siegel seit spätestens 1302 überlieferte Motiv einer Festung bzw. eines Tores mit drei Türmen begegnet im 15. Jahrhundert
nicht nur in Dokumenten der Pressburger Kanzlei. Vielmehr findet
man es auch am Fuß der Großen Pressburger Monstranz (Abb. 130),
des Weiteren in der Miniatur eines Antiphonars, das Alžbeta Güntherová in die 1480er Jahre datierte (Abb. 129). Etwas später korrigierte
Gerhard Schmidt dies um ganze 60 Jahre und gliederte den Illuminator
in den Werkstattkreis des Martyrologium Usuardi ein.
In der szenischen Initiale A-diebus ist in prachtvollem Akanthusdekor in dem gerundeten Buchstaben A ein Stadttor mit halb geöffnetem Gitter und flankierenden Türmen zu sehen. Anstelle des aus dem
Stadtwappen bekannten höheren Mittelturms ragt hier aus den Zinnen
die Halbfigur des segnenden Christus in bräunlich-ockerfarbenem
Mantel22 und ohne Nimbus (!) hervor – der allerheiligste Salvator war
Patron des Pressburger Kapitels, und die Propsteikirche übernahm ihn
als Konpatrozinium vom Vorgängerbau. Den eigentlichen Patron der
Kirche erblicken wir vor der Architektur: Mit fast zeremoniellem Anspruch, auf seinem Ross gerade aus dem Stadttor herausreitend, dreht
sich der hl. Martin um, teilt mit dem Schwert seinen Mantel und lässt
eine Hälfte dem durch Signalrot hervorgehobenen Bettler zukommen.
Diese reizvolle Miniatur ist für die Entwicklung der heraldischen
Ikonographie in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts so kennzeichnend wie untypisch. Kennzeichnend, da sie die damals aktualisierten
Pressburger Wappenbilder aufgreift, untypisch darin, mit welcher
Phantasie dies geschieht: Ähnlich wie der Engel in den Wappenurkunden der ostslowakischen Städte avancierte hier das dem Stadtsiegel
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entstammende Motiv einer schematisierten Festung mit drei Türmen
zu einer Stadtkulisse vor narrativ erweiterter Szene. Aber es ist nicht
nur eine Episode aus der Vita des Titelheiligen, sondern eine komplexe
Wappenallegorie, da noch andere heraldische Motive aufgenommen
wurden, so die dem Kapitelwappen entnommene Gestalt des segnenden Christus. Auf die narrativ-repräsentative Struktur des Bildes23
kann hier zwar nicht näher eingegangen werden, betont sei aber die
heraldische Kombination dreier Institutionen: der Stadt, des Kapitels,
der Pfarrei. Dass eine derartige Verschmelzung der Interessen verschiedener Körperschaften einer Stadt nicht vereinzelt dasteht, belegt
auch das letzte hier anzusprechende Beispiel.
Am Fuß einer der größten und schönsten Monstranzen, die in
den Schätzen der slowakischen Kirchen bewahrt blieben, sind in präziser Gravurtechnik mehrere Szenen der Passion Christi dargestellt
(Abb. 130). Die architektonische Konzeption dieses liturgischen Geräts
sowie ein ungewöhnlich komplexes figurales Programm verraten einen
Auftraggeber höchsten Ranges. Nach dem Stil der Passionsszenen ließe
sich die Goldschmiedewerkstatt am wahrscheinlichsten in Wien um
die Mitte des 15. Jahrhunderts lokalisieren, doch bezeugt eine der Darstellungen am Fuß, dass die Monstranz von Anfang an für Pressburg
bestimmt war. Zwischen Judaskuss und Verspottung Christi bzw. Pilatus-Szene platzierte der Künstler nämlich ein dreitürmiges Stadttor
mit halb geöffnetem Gitter, bewacht von zwei musizierenden (!) Engeln. Da sonst zwischen den Szenen des Zyklus nirgends narrative Verbindungen dieser Art verwendet wurden24, vielmehr in einem Zwickel
des Fußes oft zwei Ereignisse zu einer kompositorischen Einheit verschmolzen werden, ist hier nur an eine Darstellung des Pressburger
Stadtwappens bzw. -siegels zu denken. In der Tat erinnert das Tor am
Fuß der Monstranz an die bekannten Wappenbilder der Sigismund-Urkunden von 1436, die nicht lang vor Entstehung der Monstranz illuminiert wurden.
Es ist nicht leicht, die Bedeutung dieser Denkmäler innerhalb
der mitteleuropäischen Kunstgeschichte näher zu bestimmen. Die in
den Wappenbriefen angewandten Motive wirkten – wie die beiden
letztgenannten Pressburger Beispiele zeigen – auch außerhalb der Heraldik im engeren Sinn inspirierend. Allerdings war die Anwendung
von Wappenprivilegien für kommunale Auftraggeber relativ neu – wie
diese selbst, auch wenn sie prominent waren. Ihre Motivik zeugt noch
von einer gewissen Verlegenheit bei der Wappenbildung: 1423 verhilft
in Kaschau der wappentragende Engel überhaupt erst zur Glaubwürdigkeit des Privilegs, und 1436 dominiert das alte Siegelbild an Stelle
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eines Wappens die Pressburger Urkunde. Es mag daher auf den ersten
Blick verwundern, dass die frühesten Zeugnisse dieser Gattung trotzdem Werke von höchster Qualität sind, geschaffen von renommierten
Künstlern. Man denkt sogleich an die Nähe zum königlichen Hof Sigismunds von Luxemburg, gab er doch den Kaschauer wie die beiden
Pressburger Wappenbriefe aus.25 Dennoch ist es eher unwahrscheinlich, dass jene Maler direkt für den Hof arbeiteten. Eher scheinen die
überaus dynamischen handelspolitischen Beziehungen des Bürgertums Hinweise auf die Herkunft der Illuminatoren zu geben.
Die Herrschaft des ungarischen Königs und römischen Kaisers
Sigismund (1387/1433-1437) war in den ersten Jahrzehnten des 15.
Jahrhunderts für die kulturelle Entwicklung der oberungarischen
Städte wenn nicht von entscheidender, so doch von sehr großer Bedeutung. Den rechtlichen Rahmen der Kontakte zwischen Hof und jeweiligem Stadtrat boten die beiden von Sigismund 1405 erlassenen Dekrete,
welche das Ziel hatten, die städtische Gesellschaft gegenüber dem Adel
als ernst zu nehmenden Partner zu festigen. Dieser Versuch einer
grundlegenden Reform führte zwar dazu, dass an die städtischen Eliten nun ebenfalls hohe Ansprüche gestellt wurden, doch waren es in
erster Linie die oberungarischen Städte selbst – am stärksten Kaschau
und Pressburg –, die auf der Basis ihrer wirtschaftlichen Erfolge nach
politischer Anerkennung und derartiger Repräsentation strebten. Die
Ausstattung, ja allein die Existenz ihrer Wappenurkunden lassen sich
als Ergebnis einer kulturellen Interaktion zwischen Hof und Städten
interpretieren.
Hatte das Kaschauer Privileg von 1369 noch den europäischen
Primat inne, wirkte die illuminierte Urkunde von 1423 vorbildlich für
weitere ostslowakische Städte, so unterschied sich einige Jahre später
die Situation in Pressburg davon. Das gerade offiziell zugeteilte Stadtzeichen findet seinen Platz auch im elitären kirchlichen Bereich. Die
Verwendung eines derart modifizierten Wappens, wie es in der Initiale
des Pressburger Antiphonars oder am Fuß der Monstranz begegnet,
hat zwar in jener Zeit nicht viele Analogien, ist aber dennoch Anzeichen für eine gewisse kulturelle Tendenz. In Ungarn sind aus dem Umkreis der Anjou-Dynastie viele prominente, mit Wappen ausgestattete
liturgische Kunstwerke erhalten geblieben.26 Wurden aber im 14. Jahrhundert kaum heraldische Modifizierungen geduldet, erscheinen unsere Beispiele geradezu als Experimentierfeld für phantasiereiche
Maler und Stecher. Neben den wachsenden künstlerischen Ambitionen der Auftraggeber hatte die spezifische kulturelle Situation Pressburgs seit den 1430er Jahren Anteil an dieser Entwicklung. Die Stadt
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betonte einerseits ihre Nähe zum königlichen Hof, weil sie dem häufig
in Pressburg weilenden Herrscher viel zu verdanken hatte, andererseits wuchs das Selbstbewusstsein der Bürger auch unabhängig von
einer Anbindung an das königliche Zentrum des Landes. Ohne ins
Detail gehen zu können: Diese Periode27 zeichnete sich durch lebhafte
Bautätigkeit an der königlichen Residenz wie an der Stifts- und Pfarrkirche St. Martin aus. Je mehr Aufträge für illuminierte Handschriften
erteilt wurden, die für die Kapitelsbibliothek oder für die Schatzkammer der Domkirche bestimmt waren, desto deutlicher werden auch
Versuche, die repräsentativen städtischen und kirchlichen Stiftungen
zu verschmelzen, gleichsam für mehrere beteiligte Seiten zu deklarieren.
Eine Parallele zu diesem Phänomen findet sich im Verhältnis
zwischen Hof und Stadt, vor allem bei der architektonischen Gestaltung der Fassade des Pressburger Rathauses. Hier wurde vor 1434 für
den Kaiser eine zeremonielle Loggia mit Baldachinen erbaut.28 Während des Umbaus der Pressburger Burgresidenz scheint nämlich bei
den häufigen Aufenthalten des Königs und Kaisers das Rathaus die
Bühne von offiziellen Handlungen wie Gerichtssitzungen und Audienzen gewesen zu sein. Zudem war in dem Gebäude die königliche Münze angesiedelt. Dieser Verbindung von höfischer Kunst und städtischem öffentlichen Leben entsprechen auf der anderen Seite das auch
über den Tod Sigismunds 1437 hinaus andauernde städtische Engagement für den Bau der Martinskirche29 und – nicht zuletzt – die Platzierung des Stadtzeichens neben den Passionsgravuren der Monstranz
oder dessen kreative Umgestaltung zur Wappenallegorie im Antiphonar der Kapitelsbibliothek. Diese Werke zeigen das Spannungsfeld der
Pressburger Kunst zwischen Hof, Rathaus und Kapitel und zugleich,
welche Aufgabe dem Stadtwappen zugeteilt wurde. Es wurde nicht
ausschließlich bei amtlichen Beurkundungen der städtischen Kanzlei
benutzt, auch nicht – wie es in vielen böhmischen Städten der Hussitenzeit der Fall war – auf dem Schlachtfeld geführt, sondern diente von
Anfang an repräsentativen Funktionen, als Zeichen zunehmender politischer Emanzipation.
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historiae artium 5 (1958), 317-358 (I). – 10 (1964), 57-68 (II).
RADOCSAY, Dénés: Über einige illuminierte Urkunden. In: Acta historiae artium 17
(1971), 31-61.
RAGAČ, Radoslav: Erbová listina mesta Bardejov [Die Wappenurkunde der Stadt
Bartfeld]. In: Ausst. Kat. Bratislava 2003, 802.
RAGAČ, Radoslav / BURAN, Dušan: Erbová listina mesta Košice [Die Wappenurkunde
der Stadt Kaschau]. In: Ausst. Kat. Bratislava 2003, 799f.
SCHMIDT, Gerhard: Neues Material zur österreichischen Buchmalerei in den
slowakischen Handschriften. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und
Denkmalpflege 18 (1964), 34-40.
SCHMIDT, Gerhard: Kaiser Sigismund und die Buchmalerei. In: Ausst. Kat. Budapest
1987, 509-518.
SCHMIDT, Gerhard: Anmerkungen zu dem Missale des Wiener „Collegium Ducale“.
In: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte 45 (1992), 183-194.
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SCHMIDT, Gerhard: Beobachtungen betreffend die Mobilität von Buchmalern im 14.
Jahrhundert. In: Codices manuscripti 42/43 (2003), 1-25.
SEIBT, Ferdinand: Zur Krise der Monarchie um 1400. In: MACEK/MAROSI/SEIBT
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SOPKO, Július: Stredoveké latinské kódexy v slovenských knižniciach [Die mittelalterlichen lateinischen Kodizes in den slowakischen Bibliotheken]. Martin
1981.
STUDNIČKOVÁ, Milada: Martirologio Usuardi, Museu Diocesá di Girona. Barcelona
1998, Bd. 2, 95-162.
SUCKALE, Robert: Arma Christi. Überlegungen zur Zeichenhaftigkeit mittelalterlicher Andachtsbilder. In: Städel-Jahrbuch 6 (1977), 177-208. Wieder in: Ders.:
Stil und Funktion. Ausgewählte Schriften zur Kunst des Mittelalters. Hg. von
Peter SCHMIDT u. Gregor WEDEKIND. München / Berlin 2003, 15-58.
TISCHLER, Mária: Das Kaschauer Stadtsiegel von 1404 und die städtische Wappenbildung unter König Sigismund in Ungarn. Über den wappenhaltenden
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Kongress für genealogische und heraldische Wissenschaften – Kesztehely 2.6.10.1990. Hg. v. Iván BERTÉNYI u. László CZOMA. Kesztehely 1992, 61-84.
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TISCHLEROVÁ, Mária/ TISCHLER, Pavol: Stredoveká nemecká pieseň z Bardejova a
jej autorstvo. S niekoľkými poznámkami k stredovekému mestu [Ein mittelalterliches deutsches Lied aus Bartfeld und seine Autorschaft. Mit einigen
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Univerzíty Jana A. Komenského – Historica 45 (2002), 205-218.
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VARJÚ, Elemér: Pozsony város czímerlevelei 1436-ból [Pressburger Stadtwappenurkunden von 1436]. In: Turul 19 (1901), 135-137.
VRTEĽ, Ladislav: Osem storočí slovenskej heraldiky [Acht Jahrhunderte der slowakischen Heraldik]. Martin 2003.
WETTER, Evelin: Monštrancia v Dóme sv. Martina v Bratislave [Die Monstranz im
St. Martinsdom zu Pressburg]. In: Ausst. Kat. Bratislava 2003, 809f.
WETTER, Evelin (Hg.): Die Länder der böhmischen Krone und ihre Nachbarn zur
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Hof – Rathaus – Kapitel
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Spezialisierte Studien veröffentlichte
nur RADOCSAY (1958, 1964, 1971). –
Vgl. zudem GÜNTHEROVÁ / MIŠIANIK
1961, 28f., 50f. – MAROSI 1987,
630-632 (Gyöngyi TÖRÖK).
Košice, Archív mesta Košice, Tajný
archív mesta Košice, Ins. 2. Pergament, 255 (+ 85) x 490 mm. – Vgl.
RADOCSAY 1958, 332f. – GÜNTHEROVÁ/MIŠIANIK 1961, 28f., 50. –
SCHMIDT 1964, 40. – NOVÁK 1967,
32-35, 123-126. – TISCHLESROVÁ
1975, 51-75. – MAROSI 1987, 630
(Gyöngyi TÖRÖK). – Ausst. Kat.
Budapest 1987, II, 372f. (Gyöngyi
TÖRÖK). – SCHMIDT 1987, 514. –
TISCHLER 1992. – Zuletzt RAGAČ/
BURAN 2003, 799f. (mit weiterführender Lit.).
NOVÁK 1967, 32-35. – Letzte knappe
Auseinandersetzung: VRTEĽ 2003,
94f.
RADOCSAY 1958, 333. – GÜNTHEROVÁ/MIŠIANIK 1961, 50. – Etwas
vorsichtiger SCHMIDT 1964, 40.
In Bartfeld (Bardejov) begegnet wiederum der Name (sowie das Wappen)
des dortigen Notars Leonhard von
Mährisch Neustadt (Uničov). –
TISCHLER 1992, 67. – TISCHLEROVÁ/
TISCHLER 2002, 212f. – RAGAČ
2003, 802.
TISCHLEROVÁ 1975. – TISCHLER
1992.
Einem ähnlichen Motiv begegnet man
in einem Steinrelief aus der Johanniterkirche zu Piešťany (ung. Pöstyén), heute in der Ungarischen Nationalgalerie Budapest, Inv. Nr. 55.1604;
es zeigt einen von zwei Engeln flankierten thronenden König (Ludwig
von Anjou?) aus der Zeit um 1370/80.
Der linke Engel präsentiert dem Herrscher einen Schild mit dem ungarischen Doppelkreuz, der rechte einen
Helm. Vgl. MAROSI 1987, 97 (Ernő
MAROSI), Abb. 605. – Bezeichnenderweise war es der ungarische König
Sigismund von Luxemburg, der dieses
im Bereich der königlichen bzw.
adeligen Heraldik von nun an etwas
häufiger verwendete Motiv in seinen
Siegeln von 1397 und 1414
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verwendete. – Einen Überblick über
das ungarische Material bietet (wenngleich etwas konfus) PEKAR 1974. –
Pointiert erst TISCHLER 1992, 72f.
NOVÁK 1967, 42f. – TISCHLER 1992,
64. – VRTEĽ 2003, 96, 130.
SUCKALE 1977, 188. – Zur Rhetorik
präsentierender Engel BELTING 1981,
105-141.
Kraków, Archiwum a biblioteka
Kapituly Metropolitalnej na Wawelu,
Ms. 12 KP. – SCHMIDT 1964, 40. –
SCHMIDT 1987, 514. – MIODOŃSKA
1993, 133-136 verbindet hypothetisch
den Illuminator mit dem seit 1427 in
Krakau beurkundeten „Wenczeslaus
de Brodak“.
STUDNIČKOVÁ 1998 mit kompletter
Bibliographie. – Bei Milada Studničková möchte ich mich an dieser Stelle für die Diskussion über eine frühere Fassung dieses Textes bedanken. –
Wandernde Künstler höchsten Ranges
waren im Hoch- und Spätmittelalter
in Mitteleuropa keineswegs die Ausnahme. Zum Bereich der Buchkunst
SCHMIDT 2003. – Sehr lehrreich,
wenngleich aus anderem Blickwinkel:
MAROSI 1995.
Zu den erwähnten Wappenbriefen
TISCHLEROVÁ 1975, 61. – Etwas
spekulativ ist die Auslegung einiger
Motive bei TISCHLER 1992, 69-73. –
Abb. bei VRTEĽ 2003, 130, 131, 132
und BURAN/ŠEDIVÝ 2003, 178, 513,
514, 524.
Zum Kremnitzer Stadtbuch aus historischer Perspektive LAMOŠ 1969, 134,
142f. – PIIRANEN 1983, 25f. – Zu beiden Handschriften aus kunsthistorischer Sicht zuletzt BURAN/ŠEDIVÝ
2003, 174, 181, 785f., mit Abb. und
älterer Lit.
OETTINGER 1933.
SCHMIDT 1964, 37. – SCHMIDT 1987,
513. – SCHMIDT 1992, 185-189.
Zum Pressburger Missale „E“ (Budapest, Országos Széchényi Könyvtár,
cod. lat. 218) GÜNTHEROVÁ/MIŠIANIK 1961, 49f. – Ausst. Kat. Budapest 1987, II, 369f. (Tünde WEHLI). –
Zuletzt BURAN/ŠEDIVÝ 2003, 174f.,
785. – Zu niederösterreichischen
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Handschriften: Wien, Österreichische
Nationalbibliothek, cod. 23: Farbabb.
Ausst. Kat. Budapest 1985, Abb. XIX.
– Klosterneuburg, Stiftsbibliothek,
CCl 78, CCl 97, CCl 613, CCl 682:
OETTINGER 1933. – SCHMIDT 1992,
185-189. – Ausst. Kat. Klosterneuburg
1998, 38f., Abb. 55-60.
1439 verpflichtete sich z. B. der
Pressburger Senat, der Kremnitzer
Kirche St. Andreas 1000 Gulden zu
bezahlen. MV SR AMB Bratislava, No.
1628, Lad. 15, No. 1103. – Die Kremnitzer unterhielten in der Pressburger
Martinskirche den Altar der hl. Georg
und Adalbert und führten darüber mit
dem Pressburger Stadtrat noch in den
1440er Jahren einen langwierigen
Streit. HLAVÁČKOVÁ 2001, 94. – Ein
weiterer Streit, der bis zur kurialen
Ebene getrieben wurde, entzündete
sich an der Kremnitzer Kapelle Zur
Mutter der Barmherzigkeit, in welcher der Pressburger Senat einen
Kaplan unterhielt. – Eine quellenorientierte Studie ist mit dem neuen
Katalog des Kremnitzer Museums
(Národná banka Slovenska, Múzeum
mincí a medailí) zu erwarten; ich
danke der Bearbeiterin Barbara Balážová für ihre Auskünfte. – Unter den
Kodizes der Pfarrbibliothek der Kremnitzer Marienkirche befinden sich
mehrere Handschriften Pressburger
Provenienz, jedoch meist erst aus der
2. Hälfte des 15. Jh.s. Lediglich ein
Speculum humanae salvationis, geschrieben von Nikolaus Kettner von
Breslau, lässt sich direkt mit Pressburg verbinden, da dieser vor 1440
als Prediger an der Martinskirche
amtierte. SOPKO 1981, 187 sowie
Brief in MV SR AMB Bratislava, No.
2129, Lad. 31, No. 3996.
Die Verhältnisse hinsichtlich der
Tafelmalerei untersuchten BAKOŠ
1982 und BARTLOVÁ 2003, 250-273.
BURAN/ŠEDIVÝ 2003, 174-178.
MV SR AMB, Bratislava, sign. 1435,
1436. A: Pergament, 465 (+ 135) x
755 mm, mit dem kaiserlichen
Wachssiegel Sigismunds von Luxemburg. B: Pergament, 375 (+ ebenfalls
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110) x 695 mm, Siegel nicht erhalten.
– Aus der reichen Literatur: VARJÚ
1901, 135-137. – OETTINGER 1933, 5.
– RADOCSAY 1958, 339. – GÜNTHEROVÁ/MIŠIANIK 1961, 52. –
SCHMIDT 1964, 37. – NOVÁK 1964,
127-138. – NOVÁK 1967, 39, 42, 104107. – TISCHLEROVÁ 1975, 61-68. –
MAROSI 1987, 631 (Gyöngyi TÖRÖK).
– Ausst. Kat. Budapest 1987, 371f.
(Gyöngyi TÖRÖK). – SCHMIDT 1987,
514. – BURAN/ŠEDIVÝ 2003, 174f.,
801f.
Üblicherweise traten in der Funktion
der Petenten die Stadtnotare auf, so in
Kaschau, Bartfeld, Leutschau. Weil
das Amt 1436 in Pressburg unbesetzt
war, wurden führende Bürger der
Stadt mit der Gesandtschaft beauftragt. Eine Zusammenstellung der
relativ zahlreichen Quellen und ihre
Auswertung bei TISCHLEROVÁ 1975,
61-67.
Bratislava, MV SR SNA, SABKKapitulská knižnica 2. – GÜNTHEROVÁ/MIŠIANIK 1961, 65. –
SCHMIDT 1964, 35. – MAROSI 1987,
629 (Gyöngyi TÖRÖK) und Ausst. Kat.
Budapest 1987, II, 361f. (Tünde
WEHLI). – Die Seite mit der Miniatur
stammt sehr wahrscheinlich aus
einem älteren Antiphonar. Die übrigen drei kargen Initialen der Handschrift sind Arbeiten eines anderen
Malers. Eine weitere mögliche Erklärung für die Datierungskluft wäre,
dass die Initiale samt Randdekor
zuerst, die 9 Zeilen des Lieds (auf
anderen Seiten handelt es sich um
10) erst später, vor der ersten Bindung der Handschrift, geschrieben
wurden. Details bei BURAN/ŠEDIVÝ
2003, 174, 787 (hier weitere Literatur).
Vgl. hierzu die Ansätze von BELTING
1985 und BÜTTNER 1991.
Die Erzählstruktur des Passionszyklus am Fuß der Pressburger Monstranz untersuchte WETTER 2003,
809f. (mit älterer Literatur). Eine
mögliche Rolle des Pressburger Stadtrats beim Auftrag der Monstranz
bliebe noch detailliert zu klären.
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TORANOVÁ 1990, 134 erwähnt die
Summe von 30 Gulden, die die Stadt
1455 für die „neue Monstranz“ spendete.
TISCHLER 1992 und TISCHLEROVÁ/
TISCHLER 2002 skizzierten den gesellschaftlichen und politischen Hintergrund der Städte und interpretierten die Wappenprivilegierung als Initiative der Städte gegenüber dem Hof.
Die wichtigste Tat des ungarischen
Herrschers sahen sie in dem städtischen Decretum minus von 1405, vor
allem in seiner konstitutiven Idee des
Gemeinwohls (felicitatem publicam).
Allerdings bleibt die Bedeutung
städtischer Reformen Sigismunds in
der Historiographie umstritten. Die
Dekrete von 1405 bedeuteten z. B.
keine automatische Vertretung des
städtischen Standes im ungarischen
Reichstag (vgl. die skeptische Haltung
von BARTL 1992). Zur Städtepolitik
Sigismunds: MÁLYUSZ 1960. –
KUBINYI 1994. – KOLLER 1994 (jeweils mit wichtiger älterer Literatur).
MAROSI 1982 (mit weiterer Literatur).
Zu dieser Phase der Pressburger
Kunstgeschichte noch immer die
wichtigste Publikation: ČERNÁSTUDNIČKOVÁ 1984. – Vgl. zudem
MAROSI 1987, 99-108 (Ernő
MAROSI). – ŽÁRY 1990, 48-59.
FIDLER 2002, 215-221.
ŽÁRY 1990, 59-66.
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