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Veilchen-Anthologie Band 2: Lustige, traurige und gruselige Geschichten 2003-2017
Veilchen-Anthologie Band 2: Lustige, traurige und gruselige Geschichten 2003-2017
Veilchen-Anthologie Band 2: Lustige, traurige und gruselige Geschichten 2003-2017
eBook235 Seiten2 Stunden

Veilchen-Anthologie Band 2: Lustige, traurige und gruselige Geschichten 2003-2017

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Über dieses E-Book

In den letzten (bzw. ersten) 14 Jahren sind in der Literaturzeitschrift "Veilchen" viele wunderbare Kunstwerke erschienen. Diese Anthologie enthält die 50 besten lustigen, traurigen, gruseligen und philosophischen Texte aus dem Veilchen von der ersten Ausgabe im Januar 2003 bis zur 58sten im Juli 2017.
Erleben Sie mit den 34 Autor/innen dieser Anthologie Höhen, Tiefen und Abgründe: Diebe kommen einfach so in Ihre Wohnung, in ganz Deutschland bleiben die Uhren stehen, Schauspieler, die sich nicht an ihren Text halten, ein Baby und ein Krebsgeschwür, Liebe und Demenz, vergitterte Augen, sangessüchtige Touristen und simulierte Krankenversicherungen.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum1. Juli 2019
ISBN9783748599036
Veilchen-Anthologie Band 2: Lustige, traurige und gruselige Geschichten 2003-2017

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    Buchvorschau

    Veilchen-Anthologie Band 2 - Andrea Herrmann (Hrsg.)

    Vorwort

    Das Veilchen ist eine Literaturzeitschrift für alle, die gerne lesen und schreiben. Es publiziert im Drei-Monats-Rhythmus Kurzprosa, Lyrik, Rezensionen und Ausschreibungen von Wettbewerben. Die Zeitschrift hat sich spezialisiert auf die weniger bekannte Literatur, auf Erstlingswerke und Selbstverleger, und möchte so bisher unentdeckte Literaten fördern. Sie finden das Veilchen im Internet unter www.geschichten-manufaktur.de (Webseite) und http://veilchen.forumprofi.de (Forum).

    In den letzten (bzw. ersten) 14 Jahren sind im Veilchen viele wunderbare Kunstwerke erschienen. Diese Anthologie enthält die 50 besten lustigen, traurigen, gruseligen und philosophischen Texte aus dem Veilchen von der ersten Ausgabe im Januar 2003 bis zur 58sten im Juli 2017. Die Texte sind thematisch sortiert und innerhalb der Rubriken chronologisch. Darunter steht die jeweilige Veilchen-Ausgabe. Die Biographien der Autor/innen finden Sie am Ende des Buchs.

    In einem ersten Band sind bereits die schönsten lyrischen und poetischen Beiträge aus demselben Zeitraum erschienen. Die ISBN der gedruckten Veilchen-Anthologie lautet 978-3-746792-18-7. Sie erhalten sie bei allen Buchhändlern.

    Viel Spaß beim Lesen!

    Andrea Herrmann

    Veilchen-Redaktion, 2019

    Rubrik: Essay

    Anfänger imitieren

    Anfänger imitieren. Heute schreiben sie ein Heine-Gedicht, morgen eine Hemingway-Geschichte oder vielleicht einen Stephen King-Roman. Ideen werden adaptiert, technische Kniffe nachgeahmt. Was laut Goethe nicht verkehrt ist: „Willst ins Unendliche du schreiten, dann taste dich nur im Endlichen nach allen Seiten."

    Ob man noch auf dem Boden des Bewährten herumstolpert oder sich schon in die Lüfte des Genialen emporgeschwungen hat, bemerkt man spätestens dann, wenn man versucht, in einem Anschreiben einem Lektor zu erklären, was das Besondere an eben diesem Kunstwerk ist.

    Die Frage, ob man denn wirklich etwas vollständig Neues erdenken kann, muss man eventuell verneinen. Aber man könnte etwas Persönliches schaffen, etwas, das ein eigenes Anliegen und ganz konkrete Lebenserfahrung kommuniziert. Keine imitierte Ming-Vase vom Fließband, sondern ein gefülltes Gefäß, an dem ruhig noch die Fingerabdrücke des Künstlers sichtbar sein dürfen.

    Leibnitz schrieb: „Der Mensch ist frei zu tun, was er will. Aber er ist nicht frei, alles zu wollen." Leider stimmt das. Es ist nicht leicht, sich von den mühsam gelernten Regeln und geliebten Vorbildern zu trennen und etwas Eigenes zu entwickeln. Was ich aber unbedingt wollte. Mit einer Sinnkrise allein – Wer bin ich? Was will ich? Was kann ich, was sonst niemand kann? – war es nicht getan. Irgendetwas von dem Gelernten muss man wohl zerbrechen und abwerfen, und irgendjemand wird einen scharf dafür kritisieren. Nur stromlinienförmige Kunst löst keine Verwirbelungen aus und erlebt den minimalen Widerstand.

    Vor allem zwei Fantasy-Romane haben mir bei meiner Befreiung geholfen: „Es kamen drei Damen im Abendrot (The Innkeeper´s Song) von Peter Beagle und „Dämonentränen von Peter Lancester. Die drei Damen parodieren, wie ich später herausfand, „A Song of Homana aus der Cheysuli-Saga von Jennifer Roberson. Alles, was jenes Buch schwer zu lesen macht, hat Beagle schamlos übertrieben: Jedes Kapitel wird in der ersten Person aus der Perspektive einer anderen Figur erzählt. Der Soldat ist eigentlich ein verwandelter Fuchs und denkt entsprechend tierisch. Die Nonne ist ein Mönch, das blasse Mädchen eine halblebendige Wasserleiche. Immer wieder driftet die ohnehin unwirklich erscheinende Geschichte in abstruse Zauberwelten ab. Nicht dass ich so schreiben möchte. Doch die Erkenntnis, dass ein Buch, das so viele Regeln der Schreibkunst bricht, nicht nur lesbar sein, sondern auch außergewöhnlich fesseln kann, verblüffte mich und schubste mich, ebenfalls zu experimentieren. Das Ergebnis war ein Märchen, das in der Literaturgruppe zu einer Spaltung führte in die Fraktionen „Kann ich nichts damit anfangen und „Total genial". Ein vielversprechender Anfang also.

    Mein Zusammen- und Aufbruch geschah in einer Nacht, in der ich in meiner Küche auf einem Stuhl bis morgens um drei Uhr den gesamten dritten Band „Dämonentränen" der Anderwelt-Saga von Peter Lancester verschlang. Er handelt von der Dämonin Mona, die verzweifelt versucht, ihrem Liebsten zuliebe ein Mensch zu werden. Als sie immer mehr in die Enge gedrängt wird von Verfolgern, die ihr Geheimnis kennen, brechen unter ihrer Haut zum ersten Mal seit zwanzig Jahren die Flügel hervor. Leider wird sie trotz ihrer magischen Kräfte am Ende gefangen, doch zum Glück gibt es – hoffentlich bald! – den nächsten Band. Monas Kampf mit dem Bösen in sich selbst und gegen das Böse in der Welt wirft ein neues Licht sowohl auf uralte Sagen als auch auf Krankheiten wie Magersucht und selbstverletzendes Verhalten und verknüpft diese Welten. Die archetypische Symbolsprache der Geschichte gräbt nach den Wurzeln und dem, was hinter dem Schein steckt. Trotz seiner Brutalität hat es therapeutische Qualitäten. In den wenigen verbleibenden Nachtstunden träumte ich wildes Zeug, das sich auch in Tagträumen fortsetzte. Wenige Monate später begann ich mit einer Fantasy-Trilogie, in der ich Ideen der romantischen Phantastik in moderne Fantasy konsequent umsetze. Das hat noch niemand über tausend Seiten durchgehalten, doch es funktioniert besser als erwartet. Das Neue und Besondere ist aber, dass in diesem Roman über den Kampf zwischen Gut und Böse meine Lebenserfahrung so einfließt, wie ich das immer wollte, ohne dass es mir selbst ganz klar war. Die Geschichte schien seit Langem in mir geschlummert zu haben und wächst nun unter meinen Händen. Tausend Seiten sind nötig, um die üblichen Klischees von einer klaren Trennung zwischen Gut und Böse, und den Mythos vom weltweiten Entscheidungskampf und letzten Gericht aufzulösen, durch eine differenzierte Sichtweise zu ersetzen und andere, leider schwierigere Lösungen anzubieten. Mehr wird noch nicht verraten, aber bis Ende 2007 werden die drei Bücher voraussichtlich fertig.

    Veilchen im Juli 2007, Ausgabe 18

    Andrea Herrmann

    Historisches über das Veilchen

    Da das Veilchen in der Romantik ein beliebtes Blümchen war, verwundert es nicht, dass unsere Zeitschrift dort Vorgänger hat. Nora Zorn hat hierzu recherchiert. Das geduckte, dezent gekleidete, aber doch hübsche Blümchen galt den Romantikern als ein Symbol für die Tugenden Bescheidenheit, Demut und Zurückhaltung, die ja für SchriftstellerInnen gar nicht verkehrt sind. Diese Symbolik motivierte auch die Namenswahl unserer Zeitschrift. Das Ziel bestand von Anfang an darin, unbekannte Literatur zu fördern, die zu Unrecht wie das hübsche Veilchen von größeren, auffälligeren Pflanzen überschattet wird. Die Zeitschrift selbst muss auch nicht unbedingt wie ein Rosenbusch in der Mitte des repräsentativen Rasens eines Bestsellerschlosses stehen oder wie der Goldregen die Herrschaft über den Literaturpark an sich reißen, sondern darf ruhig beständig bescheiden bleiben.

    Drei historische Vorgänger unseres „Veilchens lassen sich finden. Zunächst gab es ein Gedicht mit dem Titel „Das Veilchen von Goethe, das auch von Mozart vertont wurde. Hierbei handelt es sich um eine ungleiche Liebesgeschichte: Das Veilchen verliebt sich in eine junge Schäferin und träumt davon, von ihr an den Busen gedrückt zu werden. Die Holde jedoch übersieht die kleine Blume und zertritt sie, ohne es zu bemerken.

    Man erzählt die Anekdote, Goethe habe in seinen Rocktaschen Veilchensamen getragen und ihn in Weimar verstreut, um die Welt zu verschönern.

    Zum Zweiten gab es eine Zeitschrift „Das Veilchen, die aus dem „Kreis der Empfindsamen hervor ging. Dieser Kreis, der sich 1771 um die Landgräfin Caroline von Hessen-Darmstadt (1721-1774) geschart hatte, gab eine Zeit lang dieses Heftchen heraus, mit eigenen Gedichten der Gruppe. Landgräfin Caroline galt als eine der geistreichsten Frauen des Rokokos und der Aufklärung, Wieland nannte sie die „Königin von Europa, Goethe und Herder sprachen von der „Großen Landgräfin.

    Zum Dritten gab in Österreich der Buchholz Verlag Wien einen jährlichen Almanach heraus, dessen 14. Jahrgang von 1831 und 34. Jahrgang (1851) heute noch (für 140 €) über das Internet antiquarisch erhältlich sind: „Das Veilchen. Ein Taschenbuch für Freunde einer gemüthlichen und erheiternden Lectüre."

    J. W. von Goethe „Das Veilchen"

    Ein Veilchen auf der Wiese stand

    Gebückt in sich und unbekannt;

    Es war ein herzig´s Veilchen.

    Da kam ein´ junge Schäferin,

    Mit leichtem Schritt und munterm Sinn,

    Die Wiese her, und sang.

    Ach, denkt das Veilchen wär´ ich nur

    Die schönste Blume der Natur,

    Ach nur ein kleines Weilchen,

    Bis mich das Liebchen abgepflückt

    Und an dem Busen matt gedrückt!

    Ach nur, ach nur ein Viertelstündchen lang.

    Ach – aber ach, das Mädchen kam

    Und nicht in acht das Veilchen nahm,

    Zertrat das arme Veilchen.

    Es sank und starb und freut‘ sich noch:

    „Und sterb‘ ich denn, so sterb‘ ich doch

    Durch sie, durch sie,

    Zu ihren Füßen doch."

    Veilchen im Juli 2008, Ausgabe 22

    Nora Zorn, Andrea Herrmann

    Rubrik: Lustig

    Der Dieb

    Es klingelt an meiner Tür. Ein Mann mit einer Tasche steht draußen, der von seiner Kleidung her einen etwas altmodischen Eindruck macht.

    „Guten Tag, sagt er. „Ich bin Herr Frei, ein Dieb.

    Es folgt ein warmer Händedruck.

    „Ist bei Ihnen momentan jemand zu Hause?"

    Ich verneine und bitte ihn herein, worauf er sich sehr höflich bedankt.

    „Setzen Sie sich doch erst einmal", sage ich und biete ihm einen Tee an. Herr Frei setzt sich, stellt seine Tasche ab und nimmt den Tee. Er lässt seine Blicke schweifen.

    „Bestimmt möchten Sie meine Wohnung inspizieren?", sage ich.

    „Selbstverständlich", betont Herr Frei.

    „Vielleicht kann ich Ihnen helfen, wenn Sie mir sagen, wonach Sie genau suchen?"

    „Nun, sagt er, „die Sache ist ein wenig delikat. Ich suche in erster Linie – Walderdbeeren.

    „Oh, sage ich, „damit kann ich ausnahmsweise nicht dienen.

    „In zweiter Linie suche ich Zahnstocher."

    „Da sind Sie hier richtig", antworte ich und biete ihm an, selbst nach ihnen zu suchen.

    Mit Könnergriff öffnet er so gut wie lautlos einige Schubladen und Regaltüren in der Küche und wird nach nicht einer Minute schon fündig. Er öffnet die kleine Schachtel, nimmt sich drei heraus, verschließt das Behältnis wieder und stellt es an Ort und Stelle zurück.

    „Wissen Sie, sagt Herr Frei und setzt sich wieder, „am köstlichsten sind Walderdbeeren dann, wenn man sie von der Spitze eines Zahnstochers verspeist.

    Aus seiner Tasche holt er beschwingt ein weißes Tuch, das er auffaltet und vor sich legt, danach eine kleine Tüte, in die er mit einem der Zahnstocher hineinsticht. Er zieht daraus eine große Erdbeere hervor. Diese legt er, elegant am Stäbchen gefasst, auf das kleine Tuch. Nach kurzer Zeit liegen drei aufgespießte Erdbeeren vor ihm.

    „Notration!", sagt er.

    „Verstehe", sage ich.

    Nachdem er die drei Erdbeeren genüsslich verspeist hat, dreht er jeden Zahnstocher um und spießt zu meinem Erstaunen drei weitere Erdbeeren auf. Diese legt er auf sein Tüchlein, das er zu mir herüberschiebt. „Bitte, sagt er, „kosten Sie einmal!

    Ich zögere ein wenig, doch dann nehme ich eine, dann eine zweite und zuletzt die dritte.

    „Köstlich!", sage ich und lecke mir die Lippen. Durch das Fenster sehe ich den Himmel strahlen.

    „Ich suche manchmal Plätze zum Beten, sagt Herr Frei überraschend in die entstandene Ruhe hinein. „Am besten sind leere Wohnungen für ein Gebet. Er steht auf und geht im Zimmer umher. Ich nehme meinen Schlüssel und verlasse leise die Wohnung, um Herrn Frei nicht zu stören.

    Als ich zurückkomme, ist er verschwunden, ebenso das Tüchlein und die Zahnstocher. Alles ist wie vorher. Sogar sein Gebet hat er mitgenommen.

    Veilchen im Oktober 2004, Ausgabe 7

    Armin Steigenberger

    „Die Königin ist tot!"

    Noch fünf Minuten. Jetzt fängt das Kribbeln an. Pünktlich wie immer, dachte Bruno, während er dem Treiben auf der Bühne folgte.

    Bis hierhin hatte Klostermann zweimal den Text durcheinandergebracht und war einmal falsch abgegangen. Er wäre für jede Rolle eine glatte Fehlbesetzung gewesen, aber hier durfte er den König spielen. Auch hinter der Bühne, denn zusammen mit dem Regisseur hatte er eine ganz eigene Vision dieses Stückes, das Bruno schon hunderte Male gespielt hatte. Beide hatten wilde Ideen, den alten Plot aufzupeppen und keiner merkte, wie der Geschichte so nach und nach der Zauber genommen wurde. Wenn Bruno nicht die Hoffnung auf Besserung gehabt hätte, wäre er noch während der Proben ausgestiegen. Er merkte schnell, dass seine Erfahrung bei keinem der Verantwortlichen gefragt war. Er war bei weitem der Älteste in der Truppe und wurde behandelt als sei sein Haltbarkeitsdatum als Schauspieler und als Mensch bereits überschritten. Vor allen Dingen Klostermann ließ ihn das spüren. Und sein gesamter Hofstaat, sprich das Ensemble zog mit, da man es sich nicht mit dem König verscherzen wollte.

    Schließlich tröstete sich Bruno damit, dass seine Rolle recht klein war. Ein paar Sätze im vierten und fünften Akt. Darunter aber ein sehr wichtiger. Er lautete:

    „Die Königin, Herr, ist tot."

    Allerdings führte Bruno schon seit der Premieren-Vorstellung eine äußerst unsinnige Diskussion über die Interpretation eben dieses Satzes. Klostermann, der als König diese unerfreuliche Nachricht erhielt, war der Meinung, Brunos Darstellung würde dem Satz nicht die nötige Tragik verleihen. Bruno wäre so manches zu der stümperhaften Darstellung seines Kollegen eingefallen, aber er wollte keinen Ärger. Er war mittlerweile zu alt, um sich auf diese Art Diskussionen einzulassen und so würde er die Szene auch heute Abend in einer Art Kompromiss spielen, mit dem er ohne Weiteres leben konnte. Es würde Klostermann natürlich nicht gefallen. Es würde wieder eine Zurechtweisung geben.

    Bruno musste er an den heutigen Tag denken. Er hätte auch an die gesamten letzten zwei Monate denken können, aber es war genau das, was heute passiert war.

    Er war wie immer einer der Ersten im Theater und das, obwohl es noch gute zwei Stunden bis zum ersten Vorhang und mindestens vier bis zu seinem ersten Auftritt dauerte. Er brauchte diesen Vorlauf, um die Atmosphäre der Bühne und des Theaters aufzunehmen. Während er mit verschränkten Armen langsam über die Bühne wanderte, kam einer der Techniker auf ihn zugelaufen.

    „He, wie sind Sie hier reingekommen? Sie können hier nicht bleiben."

    Bruno kannte den Mann nicht. Er schien neu zu sein.

    „Lass´ mal, der Alte spielt bei dem Stück mit. Hat so ´ne kleine Rolle, rief ein anderer Techniker, der gerade einen Scheinwerfer wechselte und nickte Bruno zu als wolle er sagen: „Keine Ursache, gern geschehen.

    Eine Stunde später saß Bruno zusammen mit dem Hofstaat in der Garderobe, um sich zu schminken, als die Tür ohne Klopfen aufflog und Klostermann in vollem Kostüm eintrat.

    „O. K., Bruno, lass uns das noch mal durchgehen. Also ich, der König, frage dich, den Offizier: ‚Wie steht es um die Königin?‘ Und du antwortest mit der gesamten Tragik, die dir nach all den Jahren auf

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