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Das Heft 2/2016 der Freien Assoziation beschäftigt sich mit dem umkämpften Konzept des Universalismus. Zu den Hauptbeiträgen: Im ersten Hauptbeitrag mit dem Titel »Tolerieren, Respektieren, Glauben. Warum wir glauben – und es nicht... more
Das Heft 2/2016 der Freien Assoziation beschäftigt sich mit dem umkämpften Konzept des Universalismus.

Zu den Hauptbeiträgen:
Im ersten Hauptbeitrag mit dem Titel »Tolerieren, Respektieren, Glauben. Warum wir glauben – und es nicht wissen« befragt der Österreichische Schriftsteller und Psychoanalytiker Sama Maani die Aussage, man müsse »den Islam respektieren«, und rekonstruiert die diesem Satz zugrunde liegenden Fantasien. Maani verweist dabei auf ein neues Unbehagen am postfordistischen Kapitalismus, das eine Identifizierungssucht hervorbringe, für die das Phantasma eines voll und ganz mit dem Islam identifizierten »muslimischen Anderen« als Sehnsuchtsbild fungiere und die – auch in der hiesigen Linken – in eine Abneigung gegen diejenigen vermeintlichen oder tatsächlichen Muslime umschlagen könne, die Kritik an »ihrer« Kultur artikulieren.

Den zweiten Hauptbeitrag stellt ein schriftliches Gespräch dar, das wir mit dem Politikwissenschaftler Samuel Salzborn geführt haben, und in dem es um den Stellenwert der universalistischen Ansprüche des Denkens der Aufklärung für ein kritisches Denken heute geht. Unter dem Titel »Universalismus, Partikularismus und der Kampf der Ideen« diskutieren wir über die historische Verzahnung von universalistischem Denken und kapitalistischer und (neo)kolonialer Herrschaft, über die Formen der Aneignung universalistischen Denkens in antikolonialen Theorien und Bewegungen und die Frage, was nach der radikalen Kritik an der Aufklärung durch feministische, postkoloniale, psychoanalytische und kritisch-theoretische Ansätze überhaupt noch von ihr bleibt.

Diese beiden Artikel werden kontrovers diskutiert und durch eigene Reflexionen in einigen Kommentaren von Wissenschaftskolleg_innen und Künstler_innen ergänzt, namentlich: Markus Brunner, Bettina David, Christian Hammermann, Hannah Fitsch, Eva Kalny, Nadia Shehadeh, Tom D. Uhlig und Jonas Wollenhaupt. Sie diskutieren über die Antinomien eines »Sprechens über den Islam«, kritisieren Bekenntniszwänge, machen sich für bestimmte Formen von Religions- und Ideologiekritik stark und befragen große Begriffe wie Vernunft und Autonomie.
Der Nachdruck eines Text von Nora Sternfeld mit dem Titel »Wem gehört der Universalismus?« und die Glosse »Unfreie Assoziationen« von Tom D. Uhlig schließen den inhaltlichen Schwerpunkt ab, auf den Buchrezensionen und eine Projektvorstellung folgen.

Die Bilder dieser Ausgabe bilden zugleich einen Kommentar zum Thema: Drei Arbeiten der Künstlerin Hannah Fitsch beschäftigen sich mit Anspruch und Widersprüchen des Universalismus.
Research Interests:
Seit den »Uni brennt«-Protesten 2009/10, denen Psychologie & Gesellschaftskritik damals unter dem Titel »Unidämmerung« (H. 132/133) auch ein Schwerpunkt-Heft widmete, sind in verschiedenen deutschsprachigen Städten Studierende der... more
Seit den »Uni brennt«-Protesten 2009/10, denen Psychologie & Gesellschaftskritik damals unter dem Titel »Unidämmerung« (H. 132/133) auch ein Schwerpunkt-Heft widmete, sind in verschiedenen deutschsprachigen Städten Studierende der Psychologie und der Sozialpsychologie wieder intensiv dabei, sich – innerhalb und außerhalb der Universitäten – jenseits klassischer Lehrveranstaltungsstrukturen kritisch-psychologische Theorien und Perspektiven anzueignen, sei das in Form von autonomen Lesekreisen, selbst organisierten und / oder erstrittenen Lehraufträgen oder studentisch organisierten Tagungen und Vorlesungsreihen. Dieses Heft widmet sich diesen alternativen Formen des studentischen Lernens.
Die in diesem Themenheft versammelten Beiträge sind sowohl Erfahrungsberichte als auch Reflexionen von Studierenden aus Dresden, Frankfurt a. M., Hannover, Klagenfurt / Celovec und Wien. Sie erlauben Einblick in die Art und Weise, wie diese Lernräume organisiert sind, wie studentisches Lernen in selbstgeschaffenen Bedingungen aussieht, welche Möglichkeiten sich dadurch eröffnen und welche Begrenzungen es aber auch erfährt. Durchaus verschiedene institutionelle Rahmenbedingungen und Unterstützungsangebote führen dabei zu unterschiedlichen Formen der Selbstorganisation, aber auch zu unterschiedlich ausgeprägten Widerständen seitens der Universität bzw. anderer Studierender.  In allen Berichten spiegeln sich deutlich die Begrenzungen eines durch das Bologna-System zwar nicht verursachten, aber zumindest verschärften Scheinerwerbszwangs und Noten- und Leistungsdrucks wider.
Research Interests:
Das Heft 1/2016 der Freien Assoziation beschäftigt sich unter dem Titel »Irritierend sexuell« mit aktuellen sexualpolitischen Debatten. Der erste Hauptbeitrag ist ein Wiederabdruck der im Jahre 1932 erschienenen Aufklärungsbroschüre... more
Das Heft 1/2016 der Freien Assoziation beschäftigt sich unter dem Titel »Irritierend sexuell« mit aktuellen sexualpolitischen Debatten.

Der erste Hauptbeitrag ist ein Wiederabdruck der im Jahre 1932 erschienenen Aufklärungsbroschüre »Wenn dein Kind dich fragt … Gespräche, Beispiele und Ratschläge zur Sexualerziehung« der Psychoanalytikerin Annie Reich. Sie betont, dass Fragen der Sexualerziehung nur im Rahmen einer Diskussion auch über soziale Verhältnisse besprochen werden können, und macht sich für eine frühe und umfassende Sexualaufklärung stark. Denkverbote bezüglich sexueller Themen, so die Autorin, hemmen nicht nur die intellektuelle Entwicklung, sondern machen die Kinder auch autoritätshörig und anfällig für rechte Ideologien. Eingeleitet wird der Beitrag durch einen kurzen, von Arkadi Blatow verfassten Einblick in Annie Reichs Leben und Werk.
Ausgehend von einer Auseinandersetzung mit dem Bestseller Fifty Shades of Grey widmet sich die Soziologin und Psychoanalytikerin Ilka Quindeau in ihrem Beitrag »Lust, Kontrolle und Fifty Shades of Grey. Neuere psychoanalytische Konzepte zu Geschlecht und Sexualität« einem aktuellen »Unbehagen in der Sexualität«. Für die Konflikte, die sich aus einer überfordernden Fülle an sexuellen Befriedigungsmöglichkeiten und aus Unsicherheiten im Hinblick auf Geschlechterrollen ergeben, werde im Roman eine vermeintliche Lösung angeboten, die die Individuen entlastet, aber zugleich das Irritierende des Sexuellen wieder unsichtbar mache.

Diese beiden Artikel werden kontrovers diskutiert und in zahlreichen Kommentaren durch Reflexionen von Wissenschaftskolleg_innen, Studierenden und politischen Aktivist_innen ergänzt, namentlich: Ceren Doğan, Sonja Düring, Arnold Hau, Margret Hauch, Jessica Lütgens, Christin Sager, Jérôme Seeburger, David Waßmann, Sebastian Winter und Sonja Witte.
Sie diskutieren u.a. über die sexuelle Verhandlungsmoral und über die Psychologisierung gesellschaftlicher Problemlagen, beleuchten das Phänomen Conchita Wurst und die anhaltende Persistenz einer heteronormativen und hierarchisch strukturierten Geschlechterordnung, verhandeln das Konzept der infantilen Sexualität und analysieren die reaktionären Antworten auf sexuelle Liberalisierung, die neue Angst vor Sexualratgebern und die mediale Figur des »Kinderschänders«.

Mit aktuellen sexualpolitischen Fragen beschäftigt sich auch ein Gespräch, das unsere Mitherausgeberin Julia König mit der Sexualwissenschaftlerin Sophinette Becker geführt hat und das wir unter dem Titel »Sexualität, die stört« abdrucken. Sie beschäftigen sich darin u.a. mit kindlicher Sexualität, sexuellem Missbrauch, dem Umgang mit Pädophilen, den rassistischen Debatten über die Silvesternacht in Köln, Intersexualität und aktuelle queer politics.
Schließlich widmet sich die Glosse »Unfreie Assoziationen« von Simon E. Arnold & Tom D. Uhlig dem Thema »Jugendliebe«. Im Anschluss daran folgt ein kurzer Bericht der 3. Jahrestagung der Gesellschaft für psychoanalytische Sozialpsychologie.
Für die Bebilderung hat der Fotograf Christoph Schuller gesorgt, der für uns einen intimen Blick auf die Beziehungsformen in der Welt von Barbie und Ken geworfen hat.
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Das Heft 2/2015 der Freien Assoziation beschäftigt sich unter dem Titel Konformistische Rebellion mit allerlei reaktionären Bewegungen, von den Montagsmahnwachen über Pegida und FPÖ bis zum Islamischen Staat. Zu den Hauptbeiträgen: Der... more
Das Heft 2/2015 der Freien Assoziation beschäftigt sich unter dem Titel Konformistische Rebellion mit allerlei reaktionären Bewegungen, von den Montagsmahnwachen über Pegida und FPÖ bis zum Islamischen Staat.

Zu den Hauptbeiträgen:
Der österreichische Rechtsextremismusexperte Heribert Schiedel untersucht in seinem Beitrag ›Abendland in Christenhand!‹ Autoritäre und rassistische Mobilisierungen in der Post-Demokratie am Beispiel von PEGIDA und der FPÖ, wie sich soziale Ängste in rassistischen Hass verwandeln, die Legitimitätskrise der repräsentativen Demokratie in der Forderung nach einer "identitären Demokratie" mündet und welche unterschiedlichen Rollen dabei dem antimuslimischen Rassismus und dem Antisemitismus zukommen.
Der psychoanalytische Sozialpsychologie Tom Uhlig analysiert in seinem Text Wahnmachen. Eine Adoleszenzkrise des völkischen Protests das verschwörungstheoretische Denken, wie es ich auf den „Montagsmahnwachen für den Frieden“ manifestierte. In der wahnhaften Konstruktion einer "sinistren Fremdgruppe", der alles Böse zugeschrieben wird, zeige sich eine regressive Kapitalismuskritik, der es darum gehe, das (völkische) Kollektive projektiv zu reinigen.

Diese beiden Artikel werden kommentiert und ergänzt durch zahlreiche Kommentare von Wissenschaftskolleg_innen, Studierenden und politischen Aktivist_innen, namentlich: Eva Berendsen, Philipp Berg, Floris Biskamp, Ivo Bozic, Micha Brumlik, Anika Döhring, Flemming Ipsen, Svenja Kalibabky, Daniel Keil, Insa Kleimann, Michael Kopel, Philipp Nicolay, Anna Neubauer, Sebastian Schäfer, Marc Schwietring, Jérôme Seeburger, Shadan Tavakoli und Sonja Witte.
Sie berichten über weitere autoritäre Bewegungen und Szenen, erörtern die Auswirkungen des aufflammenden Rassismus für die von ihm Angegriffenen, beleuchten den Sexismus der konformistischen Rebell_innen, diskutieren über das Verhältnis von Antisemitismus und antimuslimischem Rassismus, analysieren die Rolle von »Web 2.0« für die Bewegungen, reflektieren über die Problematik von Polemiken und geben mit ihren Kommentaren hoffentlich Anlass zum angeregten Weiterdenken und -diskutieren.

Daneben gibt es mit Jugend, Generationenspannung und Männlichkeit in der Propaganda des "Islamischen Staates“ von Chris Schwarz eine Auseinandersetzung mit der Attraktivität des IS für hiesige Jugendliche, eine Glosse mit dem Titel Unfreie Assoziationen. Über Oberflächen von Simon E. Arnold & Tom D. Uhlig, eine Rezension und einen kurzen Bericht der 1. Mitgliederversammlung der Gesellschaft für psychoanalytische Sozialpsychologie.
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Das erste Hefte der Freien Assoziation unter der neuen HerausgeberInnenschaft durch die Gesellschaft für psychoanalytische Sozialpsychologie trägt den Titel "Festung Europa" und widmet sich der europäischen Geflüchtetenpolitik. Zu den... more
Das erste Hefte der Freien Assoziation unter der neuen HerausgeberInnenschaft durch die Gesellschaft für psychoanalytische Sozialpsychologie trägt den Titel "Festung Europa" und widmet sich der europäischen Geflüchtetenpolitik.

Zu den Hauptbeiträgen:
Die PolitikwissenschaftlerInnen Maximilian Pichl & Katharina Vester beschäftigen sich in ihrem Text "Auf den Spuren eines Urteils. Der Hirsi-Fall und das Projekt der Menschenrechte in der Moderne" mit einem Urteil des Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gegen eine illegale Zurückweisung eines Schiffs mit Migrant_innen durch die italienische Grenzschutzpolizei auf hoher See und diskutiert die Problematik einer Übersetzung politischer Kämpfe in juristische Diskurse.
Der Erziehungswissenschaftler David Zimmermann analysiert in seinem Beitrag "'Geprügelte Hunde reagieren so'. Zwangsmigration, traumatisch beeinflusste pädagogische Beziehungen und der Nutzen tiefenhermeneutischen Verstehens" Reinszenierungen traumatischer Erfahrungen von jugendlichen Migrant_innen in Schulen und entblößt dabei eine affektive Abwehr auch aufseiten der Lehrer_innen und der Institution Schule.

Diese beiden Artikel werden kommentiert und ergänzt durch zahlreiche Kommentare von Wissenschaftskolleg_innen, Pädagog_innen, politischen Aktivist_innen und Betroffenen, namentlich: Ursula Apitzsch, David Becker, Ulrike Ding, Daniel Keil, Kommen & Bleiben, Christoph Müller, Nele Reuleaux, Elisabeth Rohr, Nadja Saborowski, Christoph H. Schwarz, Wolfram Stender, Tom D. Uhlig, Turgay Ulu, Sven Veigel, Sigmar Wallbrecht, Achim Würker und Yassine Zaaitar.

Daneben gibt es mit "Sex and Babies. Ein Zwischenruf" von Julia König eine kritische Intervention in aktuelle US-amerikanische und deutsche Diskurse zu kindlicher Sexualität, eine Glosse mit dem Titel "Unfreie Assoziationen. Mythos und Alltag" von Simon E. Arnold & Tom D. Uhlig, eine Rezension und zwei Berichte aus der GfpS.
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Mit Ines Kleesattels "Politische Kunst-Kritik. Zwischen Rancière und Adorno" ist bei Turia + Kant Ende letzten Jahres ein Buch erschienen, das mit fundierten kunstphilosophischen Auseinandersetzungen in hochaktuelle Debatten innerhalb des... more
Mit Ines Kleesattels "Politische Kunst-Kritik. Zwischen Rancière und Adorno" ist bei Turia + Kant Ende letzten Jahres ein Buch erschienen, das mit fundierten kunstphilosophischen Auseinandersetzungen in hochaktuelle Debatten innerhalb des Kunstdiskurses intervenieren will. Ausgangspunkt ihrer Beschäftigung mit den ästhetischen Theorien von Jacques Rancière und Theodor W. Adorno sind der aktuelle Hype von sich dezidiert mit gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzender Kunst im Kunstbetrieb und die damit zusammenhängenden neu aufgeflammten kunsttheoretischen Debatten über das Verhältnis von Kunst und Politik. In Letzteren stehen sich die Plädoyers für entweder ein eindeutiges politisches Engagement oder aber eine subversive Mehrdeutigkeit ästhetischer Werke und der ästhetischen Erfahrung oftmals unvermittelt gegenüber. Es geht also in den aktuellen Debatten-wieder einmal-um die Frage der Autonomie der Kunst und ihr politisches Potenzial. Gegen die konstatierten Dichotomisierungen will Kleesattel in ihrer Dissertation der Frage nachgehen, "wie sich ästhetische Offenheit und künstlerische Autonomie in ein produktives Verhältnis mit kritischer Positionierung und emanzipatorischer Politik setzen lassen" (S. 11). Sich dafür mit Rancière und Adorno auseinanderzusetzen, macht Sinn, setzen sich doch beide auf ihre Weise radikal für Kunstautonomie ein, die aber für beide immer schon in einem bestimmten Verhältnis zur gesellschaftlichen Realität steht. Der Hauptteil des vorliegenden Buches, der ersten Gegenüberstellung von Rancière und Adorno überhaupt, ist sehr genauen "verteidigende Rekonstruktion[en]" (S. 13) der ästhetischen Theorien der beiden Autoren gewidmet. Kleesattel legt äußerst differenzierte, systematische Einführungen in das Denken der beiden Autoren vor; die Ausführungen sind allen ans Herz zu legen, die deren ästhetisch-theoretisches Denken kennenlernen wollen. Die Rekonstruktionen sind aber viel mehr als bloße Einführungen: Verteidigend sind sie insofern als sich Kleesattel immer wieder mit Kritiker_innen, aber durchaus auch Adept_innen der beiden Autoren beschäftigt, deren Lesweisen kritisch befragt und gegen sie bestimmte, für die Argumentation von Kleesattel zentrale Theorieaspekte stark macht. Das zeigt sich eindrücklich in der Darstellung von Adornos ästhetischer Theorie, in der Kleesattel sich ebenso für den in der Kunsttheorie äußerst umstrittenen Objektivitäts-und Wahrheitsbegriff Adornos engagiert, den sie allerdings im Lichte neuerer Theorien differenziert, wie für den verschrienen Begriff des Materialfortschritts. Adornos werkästhetischem Ansatz geht es darum, dass gesellschaftlich Verworfenes, Nicht-Identisches, im einzelnen Kunstwerk darüber zur Sprache gebracht wird, dass die im verwendeten Material sedimentierte gesellschaftliche Objektivität in ihrer Widersprüchlichkeit entfaltet wird. Im Prozess einer offenen, mimetischen Annäherung an das Material und in der Anstrengung, dem in ihm Angelegten einen stimmigen ästhetischen Ausdruck zu geben, wird Nicht-Identischem zu einer Sprache verholfen und dieses kritisch gegen das Bestehende in Stellung gebracht. Der Begriff des Materialfortschritts zielt nun, so zeigt die Autorin, nicht, wie Adorno immer wieder vorgeworfen wird, auf ein unilineares Fortschreiten der Kunstgeschichte in eine bestimmte Richtung, sondern darauf, dass das konkrete Werk die bisherigen Materialauslegungen vertiefen und differenzieren, und damit etwas Neues hervorbringen soll, anstatt sich in floskelhaften Wiederholungen zu erschöpfen. Es bleibt aber nicht bei bloßen Verteidigungen von Rancières und Adornos Ansätzen. Gemäß der das Buch leitenden Fragestellung wird immer wieder von Neuem-in der Konfrontation der 1 Erschienen in: Zeitschrift für Ästhetik und Allgemeine Kunstwissenschaft 62/2 (2017), S. 329-342.
Der Text stellt eine grundlegende Einführung in die psychoanalytisch-sozialpsychologischen Zugänge zum Phänomen Antisemitismus dar, liefert dabei weniger einen wirklichen Überblick über die vielfältigen aus dieser Tradition stammenden... more
Der Text stellt eine grundlegende Einführung in die psychoanalytisch-sozialpsychologischen Zugänge zum Phänomen Antisemitismus dar, liefert dabei weniger einen wirklichen Überblick über die vielfältigen aus dieser Tradition stammenden Antisemitismustheorien, sondern stellt vielmehr dar, wie eine sozialpsychologische Perspektive das komplexe Zusammenspiel von Sozialisation, innerpsychischen Konflikten, Massendynamiken und antisemitischen Bildern und Mythen zu erhellen vermag. Im Zentrum stehen dabei die Begriffe der Schiefheilung und der Nachträglichkeit. Sie ermöglichen es, erstens den gesellschaftlichen Gehalt der psychoanalytischen Konzepte zu erfassen und damit zweitens auch die falsche Alternative zwischen der Konzeption des Antisemitismus als ‚normal’ oder als ‚pathologisch’ zu überwinden.
Die englischsprachige Ausgabe von Marx for Beginners, einer in Comic-Form verfassten Einführung in das Leben und Werk von Karl Marx, war 1976 der Startschuss für ein neues Genre, das bis heute Hunderte von Büchern hervorgebracht hat: die... more
Die englischsprachige Ausgabe von Marx for Beginners, einer in Comic-Form verfassten Einführung in das Leben und Werk von Karl Marx, war 1976 der Startschuss für ein neues Genre, das bis heute Hunderte von Büchern hervorgebracht hat: die sogenannten Comic-Sachbücher oder Graphic Guides, mit vielen Bildern illustrierte Theorieeinführungen. Dieser Aufsatz zeichnet nicht nur die Entstehung und Entwicklung der beiden wichtigsten, auseinander hervorgegangenen Serien dieses Genres, der ›… for Beginners‹- und der ›Introducing ..‹-Reihe nach, sondern widmet sich – vor dem Hintergrund theoretischer Überlegungen aus der Bildwissenschaft, Lorenzers Symboltheorie und der Comicforschung – zentral den Illustrationen in diesen Büchern und fragt nach dem spezifischen Erkenntnispotential, aber auch den Gefahrenpotentialen der mit seriellen Bildern versehenen Einführungswerke.
Research Interests:
In our workshop we will introduce psychoanalytic methods in qualitative psychosocial research. By letting research material resonate with the emotions of the researchers and systematically reflecting upon them, a psychoanalytic approach... more
In our workshop we will introduce psychoanalytic methods in qualitative psychosocial research. By letting research material resonate with the emotions of the researchers and systematically reflecting upon them, a psychoanalytic approach can grasp meanings that are beyond what is communicated at the level of language and illuminate unconscious dynamics and defense formations in interpersonal interactions. We will demonstrate this approach by analyzing excerpts from a focus group together with the participants of the workshop. The transcript and first findings of an inquiry into the experience of mental health professionals working with persons diagnosed as psychotic will be presented. Focus groups with the mental health professionals are conducted and analyzed by means of psychoanalytic methods. Overall aims of the study are: 1) comparing the narratives of the professionals in different psychiatric settings with regard to contrasting concepts of treatment (between the poles of ‘traditional psychiatry’ and ‘antipsychiatrically influenced institutions’), 2) exploring if there are institutional practices (possible) that allow a way to break through (internalized) stigma and stigmatizations, without reenacting ‘psychotic dynamics’. Linking psychoanalysis with institutional analysis we draw upon the concept of “institutionalized defense” (Mentzos 1976, Leuschner 2001). Objectifying perspectives and processes of stigmatization and othering can be seen as institutionalized defense mechanisms against psychotic dynamics and anxieties they produce. Participants will gain insight into a psychoanalytic approach in psychosocial research that uses the analysis of affective responses as another level of data. Participants will understand the concept of “institutionalized defense”.
ZusammenfassungDie psychoanalytische Erkundung gesellschaftlicher Phänomene beginnt bereits mit Freuds kulturtheoretischen Schriften. In diesem Artikel zeichnen wir nach, wie an Freud anschließende kritische Denker:innen die Psychoanalyse... more
ZusammenfassungDie psychoanalytische Erkundung gesellschaftlicher Phänomene beginnt bereits mit Freuds kulturtheoretischen Schriften. In diesem Artikel zeichnen wir nach, wie an Freud anschließende kritische Denker:innen die Psychoanalyse für Gesellschaftsanalysen produktiv zu machen suchten, und entwickeln davon ausgehend Konturen einer psychoanalytisch orientierten Sozialforschung, die nicht nur psychoanalytische Erkenntnisse „anwendet“, sondern der gesellschaftlichen Hervorbringung innerpsychischer Konflikte nachspürt. Wir gehen dann auf Alfred Lorenzers Methodologie und Methode der Tiefenhermeneutischen Kulturanalyse ein und geben aus dieser theoretischen Perspektive einen Einblick in aktuelle Forschungen zu den Coronaprotesten.
Rolf Pohl: Wir wollen auf dieser Podiumsdiskussion zum Ausklang der Tagung einige Grundfragen, welche die gesamte Tagung durchzogen haben, sowie einige, die bisher nicht angesprochen worden sind, aber in ein Resümee hineingehören,... more
Rolf Pohl: Wir wollen auf dieser Podiumsdiskussion zum Ausklang der Tagung einige Grundfragen, welche die gesamte Tagung durchzogen haben, sowie einige, die bisher nicht angesprochen worden sind, aber in ein Resümee hineingehören, diskutieren. 1 Außerdem wollen wir uns mit so genannten »anwendungsbezoge-nen«-auch wenn dieser Ausdruck grundsätzlich problematisch ist-Fragen und Themen beschäftigen. Dies bezieht sich auf ältere und neue Forschungsfelder. Vielleicht kommen wir auch noch einmal zu den methodischen Fragen zurück, obwohl wir diese eigenständige Methodendiskussion selbst an dieser Stelle nicht weiterführen sollten. Die dritte Frage, die uns ja alle interessiert, ist die nach den Strategien und Perspektiven, d.h. nach der Organisation und nach der institutio-nellen Einbindung der hier vertretenen Ansätze einer weitgehend psychoanalytisch ausgerichteten Politischen Psychologie. Abgeschlossen werden soll die Podiums-diskussion mit einer kleinen Abschlussrunde. Der erste Bereic...
The article traces the main stages of the history of psychoanalytic social psychology in German speaking countries. Beginning with Freud, it illuminates the Freudomarxists, Critical theory, the developments during the 1960ies and 70ies... more
The article traces the main stages of the history of psychoanalytic social psychology in German speaking countries. Beginning with Freud, it illuminates the Freudomarxists, Critical theory, the developments during the 1960ies and 70ies and of ethnopsychoanalysis, followed by an illustration of central topics of psychoanalytic social psychology (in- and exclusion, authoritarism and right-wing extremism, as well as the aftermath of the National Socialism and the fields of subject and gender). Reflections on a psychoanalytic-oriented empirical social research complete the text.
Social and liberation movements all over the world have acted on the premise that oppression is kept alive, among other ways, through psychological mechanisms. Feminist and critical race epistemologies such as “feminist standpoint... more
Social and liberation movements all over the world have acted on the premise that oppression is kept alive, among other ways, through psychological mechanisms. Feminist and critical race epistemologies such as “feminist standpoint theories” and “epistemological ignorance” suggest that there might be different forms of not knowing involved depending on the social location of the (not) knowing subject. In this paper we suggest that the concrete psychological mechanisms involved in not knowing or outright ignorance differ according to one’s position in the social fabric of oppression and privilege. Drawing on various critical psychological and psychoanalytic reflections, as well as interpreting selected passages from a group discussion among elderly retirement home residents in Vienna, we illustrate how social position is translated into lack of knowledge about systems of oppression and privilege