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410 IV. Schnittstellen --------------------------------------------------------------- 6. Geschichtswissensch Weil das Sprechen aus vergangenen Zeiten oft unverständlich geworden oder kaum mehr hörbar ist, vermag erst die Interpretation die Einzelheiten, Bruchstücke und »Lückenhaftigkeiten mancher Art« (ebd., 28) zum Sprechen zu bringen und schließlich auch erzählend darzustellen. Droysen unterscheidet zwischen unmittelbaren Überresten (wie Urkunden, Inschriften und Kunstwerke) und den schriftlichen und mündlichen Nachrichten (wie Korrespondenzen, Streitschriften und historische Lieder). Die Vorstellung einer Unterscheidbarkeit von Unmittelbarkeit einerseits und durch Erinnerung vermittelter Überlieferung andererseits ist in der Geschichtswissenschaft zentral geblieben, und auch die Auseinandersetzung mit Praktiken der Erinnerung und ihren Überformungen beschäftigt sie bis heute. Wenn in der Historik in der Tradition Droysens Heuristik, Kritik, Interpretation und Darstellung als ineinander verwobene Methoden verstanden werden, ist es dennoch die Hermeneutik, die den Kern der historischen Methode ausmacht: »Es gilt zu verstehen«, so verkündete Droysen schon 1857 (vgl. ebd., 22). rungen von Urkundel Rechtskraft (Transsum Entwürfen (Konzepten) gisterbüchern, Registral der Kanzlei ist quellenl Forschungsstrategie im von Urkunden. Das m, falschter Urkunden des hundert ein Auslöser fü denwissenschaft im jm Die Akten (lat. acta: das Techniken der Bürokral formationssicherung in geschäftlichen HandeIr ekelte sich erst im 20. Hilfswissenschaft und : herrschende Dominanz hördenakten in der Nel ner 1935). Historische Hilfswissenschaften Dass die hilfswissens( Dienst der Historik (ZUl schichte betrifft) in der hunderts abbrachen, i: schichte geschuldet, di Deutschlands seit den l' ni er te und sich dabei verstand. 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Die These, dass die jüngste Erneuerung der Geisteswissenschaften in Deutschland ausgerechnet mit den methodischen Prämissen einer überaus traditionellen Disziplin verwandt sei, stammt vom amerikanischen Medienwissenschaftler John Durham Peters: »Das Medium ist auch in der Geschichtswissenschaft die Botschaft«, so behauptet Peters (2009, 83). Was hat es mit dieser These auf sich? Hält sie einer wissenschaftshistorischen Betrachtung stand, welche die Untersuchungsgegenstände und Methoden von Geschichts- und Medienwissenschaften historisch auffachert? Wo liegen die Berührungspunkte und Differenzen in dieser von Peters heraufbeschworenen Wahlverwandtschaft ungleicher Disziplinen? Historik Johann Gustav Droysen schlug zur Mitte des 19. Jahrhunderts vor, sein Projekt einer Geschichtswissenschaft »Historik« zu nennen (vgl. Droysen 1977). Dem Unterfangen, die Geschichte als empirisch wissenschaftliche Disziplin zu erörtern, widmete er zwischen 1857 und 1883 Vorlesungen, deren Manuskripte ex-post zu einem Grundlagentext von Methodenlehre und Theorie der deutschen Geschichtswissenschaft avancierten. Droysens Geschichtswissenschaft versteht sich als eine Anthropologie (d. h. als Erforschung der >Menschenwelt<). Sie positioniert sich als Heuristik (d. h. als Suche mithilfe einer Frage), wobei das historische Material erst während des Frage- und Suchprozesses durch Kombinieren von scheinbar fehlendem oder ungenügendem Material geschaffen wird. Die anschließende Kritik des historischen Materials umfasst dessen Prüfung (auf Echtheit, Entstellungen, historische Richtigkeit) sowie die eigentliche Quellenkritik, die das Material als Produkte einer bestimmten Gegenwart, als Hervorbringungen seiner Zeit sowie als »Medium, durch welches die dargestellten Dinge hindurchscheinen«, untersucht (ebd., 146). Das Verstehen der Botschaft ist in der Folge zur Königsdisziplin der Geschichtswissenschaft geworden, während die Kritik des Mediums ganz im Dienst der Hermeneutik steht und von den historischen Hilfswissenschaften sowie den Verwaltungs- und Archivwissenschaften im Rahmen der Urkundenlehre und Aktenkunde übernommen wurde, deren Ursprünge ins 17. Jahrhundert zurückreichen (vgl. Brandt 2007). Diese vom Archivaren und Historiker Ahasver von Brandt sinnigerweise als >Werkzeuge des Historikers< bezeichneten Methoden der Quellenkunde umfassen genuin medienwissenschaftliche Themen wie die Paläographie, die sich mit den Beschreibstoffen (Stein, Metall, Wachs, Papyrus, Pergament, Papier), der Schriftentwicklung und den Schreibgeräten beschäftigt. Die Urkunden- und Aktenlehre, die der Rechtswissenschaft entstammt, ist in der Geschichtswissenschaft ein Instrument der Quellenkritik. Sie beschäftigt sich mit der Entstehung von Schriftlichkeitspraktiken im Kontext von mündlichen Formen der Rechtshandlung sowie mit der Fixierung von Rechtsakten durch Urkunden und Beglaubigungsmedien wie dem Siegel, der Kontrasignatur, der beglaubigten Signatur oder der Ratifikation bei Verträgen. Auch die Beschäftigung mit den Überliefe- Hermeneutikkritik geschichte IV. Schnittstellen Zeiten oft unkaum mehr hörbar ist, tion die Einzelheiten, 'tigkeiten mancher Art« Jringen und schließlich Droysen unterscheidet rresten (wie Urkunden, ) und den schriftlichen :n (wie Korrespondenrische Lieder). Die Vor.rkeit von Unmittelbar,rinnerung vermittelter ;t in der Geschichtswismd auch die Auseinanセ@ Erinnerung und ihren sie bis heute. 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Jahrhundert als historische Hilfswissenschaft und spiegelt die bis vor kurzem herrschende Dominanz der Beschäftigung mit Behördenakten in der Neueren Geschichte (vgl. Meisner 1935). nschaften Dass die hilfswissenschaftlichen Traditionen im Dienst der Historik (zumindest was die Neueste Geschichte betrifft) in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts abbrachen, ist u. a. der Gesellschaftsgeschichte geschuldet, die den historischen Diskurs Deutschlands seit den 1960er Jahren zeitweise dom inierte und sich dabei auch als Hermeneutikkritik verstand. Die soziologisch und ökonomisch erweiterte Sozialgeschichte der> Bielefelder Schule< stellte sich gegen die »Verstehenslehre des Historismus« und kritisierte sie als »zustimmendes Nachempfinden« (Wehler 1973,27). Ebenso verfuhr die Gesellschaftsgeschichte mit den >traditionellen Quellengattungen< in der Tradition des Historismus, die bloß die Motive von Individuen verstehen und darzustellen vermögen würden. Demgegenüber seien die >modernen Theorien< des wirtschaftlichen Wachstums, des sozialen Wandels und der Sozialpsychologie im Stand, die strukturellen Prozesse, die sich über die Köpfe der Einzelnen hinweg durchgesetzt hätten, zu erklären. Indem die Hermeneutikkritik auch ein Misstrauen gegenüber den Quellen und der Quellenkritik des Historismus pflegte, wurde ein implizites Medienbewusstsein, das die Geschichtswissenschaft seit dem 19. Jahrhundert mit sich führt, in den Hintergrund gedrängt und den marginalisierten historischen Hilfswissenschaften überlassen. セ。ョァ・@ ist in der Folge zur Köwissenschaft geworden, Llms ganz im Dienst der den historischen Hilfsrwaltungs- und Archiv:ler Urkundenlehre und Tlu'de, deren Ursprünge chen (vgl. Brandt 2007). Historiker Ahasver von \ferkzeuge des Historilen der Quellenkunde ,senschaftliche Themen ch mit den Beschreibs, Papyrus, Pergament, lllg und den Schreibge'niehre, die der Rechtsin der Geschichtswisr Quellenkritik. 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White stellt den historistischen Vorstellungen einer Wiedergabe der Vergangenheit seine Idee eines fiktionalen Charakters des historischen Erzählens gegenüber. Gleichzeitig nimmt er eine Fährte von Droysen auf, wenn er auf die Erfahrung der Fremdheit der Quellen verweist, die dem Historiker zu Beginn seiner Forschung widerfahre und ihn daran hindere, Reproduktionen der historischen Ereignisse herzustellen. Er besitze vielmehr eine >skrupellose Fähigkeit<, bestimmte Fakten auszuschließen und andere zu Bestandteilen verstehbarer Geschichte zu machen. Dieses spezifische Gespür und Verständnis des Historikers manifestiere sich darin, dass er die Vergangenheit mittels einer figurativen Sprache derart zu kodieren versteht, dass das Unvertraute vertraut werde. Denn das >Tatsächliche< könne nur vermittelt über das> Vorstellbare< erkannt werden. Während Hayden White an die literarische Einbildungskraft als Quelle der Stärke und der Erneuerung der geschichtswissenschaftlichen Disziplin appelliert, spricht Carlo Ginzburg von einer spezifischen Epistemologie (dem Indizienparadigma), welche die Geschichtswissenschaften mit anderen kulturellen Praktiken (wie etwa den Tätigkeiten des Detektivs, des Psychoanalytikers oder des Jägers) teile . .Es seien die Symptome (bei der Psychoanalyse), die Indizien (beim Detektiv) oder die Fährten (beim Jäger), die es erlauben würden, aus den scheinbar nebensächlichen empirischen Daten eine tiefere, sonst nicht erreichbare Realität einzufangen. Ginzburg versteht Geschichte als indirekte, durch Indizien vermittelte und konjekturale Wissensformation. Dennoch sind auch diese Epistemologien in der Vorstellung von Carlo Ginzburg historisch geprägt: Es waren gerade die immer komplexeren so- 412 zialen Strukturen im ausgehenden 19. Jahrhundert, die spezifische Techniken hervorbrachten, die darauf zielten, die >undurchsichtige< Realität entzifferbar zu machen. Ein Beispiel hierfür ist die Psychoanalyse Sigmund Freuds, die sich aus der Hypothese herausbildete, dass scheinbar nebensächliche Eigenschaften tiefgründige Phänomene von großer Bedeutung enthüllen können. Ginzburg setzt Droysens Projekt einer Fundierung der Geschichte als Wissenschaft eine Epistemologie des Spürsinns und der Intuition gegenüber. Die in den Sinnen wurzelnde Intuition sei dem höheren Wissen fern (mit Ausnahme weniger Auserwählter wie Sigmund Freud) und befinde sich vielmehr im Besitz der Jäger, Seeleute und Frauen. Ginzburgs Indizienepistemologie ist nicht frei von den Vorstellungen edler Wilder, die bei ihm als Kontrastfolie zu den etablierten Humanwissenschaften figurieren. Sie können jedoch in einer freien Lesart durchaus als Radikalisierung der Droysenschen Ideen verstanden werden, dem ja die Idee eines Mediums, durch welches die Dinge hindurchscheinen, vertraut war. Die unerschütterliche Praxis der Gesch ichtswissenschaft Der in den 1990er Jahren von Vertretern des Historismus und der Sozialgeschichte mit der neuen Kulturgeschichte in Zusammenhang gebrachten These einer Krise der Geschichtswissenschaft konnte die Wissenschaftshistorikerin Lorraine Daston nicht viel abgewinnen. Sie betont demgegenüber einen tiefen Konsens in der altehrwürdigen Disziplin darüber, wie Geschichte praktisch zu betreiben sei. Das Fundament der historiographischen Praxis, in Jahrhunderten entwickelt und weltweit in Seminaren gelehrt, sei nach wie vor in fast jedes von einem professionellen Historiker geschriebene Werk eingewoben. Diese >lmerschütterliche Praxis< manifestiere sich in der Unterscheidung zwischen Quellen und Literatur, dem Kult des Archivs, dem Handwerk der Fußnoten, der sorgf:i.ltig erstellten Bibliographie, dem intensiven und kritischen Lesen von Texten und der riesengroßen Angst vor Anachronismen. Die unerschütterliche Praxis, so Daston, sichere auch in Zeiten der theoretischen Krise die Kontinuität der Disziplin. Daston forderte die Historiker auf, vermehrt Selbsthistorisierung zu betreiben und die epistemischen Grundlagen ihrer Disziplin (wie Fußnoten, Quellen und Archive) mittels der Methoden der Geschichtswissenschaft zu untersuchen. IV. Schnittstellen 6. Geschichtswissensch Die Aufmerksamkeit gegenüber den Praktiken von Schrift- und Schreibkulturen seit den 1980er und 1990er Jahren (die u.a. durch Heinrich Bosse und Friedrich KittleI' entwickelt wurden und zum Aufstieg der kulturwissenschaftlich orientierten Medienwissenschaften beitrugen; vgl. dazu Bosse 1981; Kittler 1995) verstand sich als Anti-Hermeneutik und berührte damit Interessen der an den Rändern der Geschichtswissenschaften angesiedelten historischen Hilfswissenschaften. Dabei ist nicht zu vergessen, dass es bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Historiker gab, welche die mediale Verfasstheit ihrer Forschungsmaterialen reflektierten, u. a. Robert Binkley, der in den 1930er Jahren die Folgen der Mikroverfilmung für die Geisteswissenschaften reflektierte und dabei auch das Copyright als Forschungshindernis in seinen Betrachtungen mit einschloss (vgl. Binkley 1936; Dommann 2010). Der jüngste Aufstieg der Digital Humanities (s. Kap. IV.22), die neben vielen Zukunftserwartungen durchaus auch selbstreflexive medientheoretische Forschungsfelder eröffnet haben, ist vor diesem Hintergrund auch als ein Unterfangen mit archivund hilfswissenschaftlichen Traditionen zu sehen. Seit dem Jahr 2000 sind im Grenzgebiet zwischen Geschichts- und Medienwissenschaften wichtige Beiträge zu der von Daston geforderten Historisie .. rung der Geschichtswissenschaften entstanden. Beispielhaft hierfür ist die inzwischen zum, Klassiker avancierte Studie von Cornelia Vismann, welche die Akten als Agenten und Effekte des Rechts medienarchäologisch untersucht (vgl. Vismann 2001). Dass die Akten und die sie beherbergenden Archive in politische Machtpraktiken und Gewaltakte verstrickt sind, zeigt die Studie von Astrid Eckert über die Rückgabeverhandlungen über beschlagnahmtes deutsches Archivgut durch die Westalliierten nach dem Zweiten Weltkrieg (vgl. Eckert 2004). Die Vereinigten Staaten ließen es sich nicht nehmen, die Akten vor der Rückgabe ans Bundesarchiv in Deutschland mikroverfilmen zu lassen. Das Verfilmungsprojekt manifestiert das Misstrauen der amerikanischen Geschichtswissenschaft gegenüber den deutschen Historikern und Archivaren und spiegelt die politischen und wissenschaftspolitischen Implikationen von Archivbesitz und Medientechnikgebrauch wider. Neben den Aktenhandlungen und Archivpraktiken sind neuerdings auch die Editionsunternehmungen in die Aufmerksamkeit wissenschaftshistorischer Studien gerückt, insbesondere die umfangreichen Urkundeneditionen des Historismus im 19. Jahrhundert. Wie schichtswissenschaft Ö zwischen 1850 und 18 Editionsunternehmen i nen und schufen neUE tionen (vgl. Saxer 2010) tionalen Traditionsbew regelrechten Arsenals m tionen, fotografische R Registrierungen etc.) u sensehaftspolitische UI durch Bricolage lokale I Geschichtsschreibung ( neuen geschichtswisseJ schlossen wurden. 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Leider sind solche Forschungsprojekte bislang noch eher rar geblieben und würden gerade von einer Zusammenarbeit zwischen der Geschichts- und der Medienwissenschaft profitieren können. Das mediale Fundament der Historiographie und das Vetorecht der Quellen Wenn John Durham Peters die Historiker/innen unlängst an die medialen Prämissen ihrer Disziplin erinnert hat, so ist diesem Verdikt vorsichtig zuzustimmen. Die Geschichtsschreibung widmete sich seit dem Historismus der Deutung von Botschaften. Dass die hierfür notwendige Quellenkritik auch Medienwissenschaft avant la lettre ist, dessen war sie sich bislang viel zu wenig bewusst. Was für die Geschichtswissenschaft bloßes Mittel zum Zweck und als Hilfswissenschaft marginalisierte Nebensache war, hat die Medienwissenschaft (insbesondere die Medienarchäologie, s. Kap. H.l3) inzwischen zur Hauptsache eines Forschungsfeldes erhoben. Die Historiographie versteht sich als eine Anthropologie, d. h. als eine Wissenschaft vom Menschen und seiner Kulturen. Demgegenüber besann sich die medienwissenschaftliche Kulturtechnikforschung auf die etymologischen Ursprünge des Kulturtechnikbegriffes in den Ingenieurswissenschaften des 19. Jahrhunderts und rückte die Erforschung der Kultivierung von Sachen ins Zentrum (s. Kap. H.19). Während die Medienwissenschaften von den bei Gaston Bachelard und Michel Foucault entliehenen Vorstellungen diskontinuierlicher Brüche durch ruptures epistemalagiques geleitet sind, gibt es in der Geschichtswissenschaft seit ihrer Erneuerung durch die französische Annales (u. a. Marc Bloch, Fernand Braudei, Roger Chartier) ein Interesse an Phänome- nen der langue dUl'lie, an langfristigen Zeitstrukturen, an den Beharrungseffekten zivilisatorischer Grundentscheidungen und an den Mentalitäten größerer Gruppen von Menschen als »Gefangnisse langer Dauer« (Ernest Labrousse; s. Kap. II,20). Wenn die Geschichtswissenschaft sich neben Texten den audiovisuellen Quellen (Bildern und Tönen) zugewandt hat, dann liegt es nahe, dass sie diese zuallererst als Dokumente und mit dem Misstrauen einer langen Tradition der Quellenkritik behandelt. Demgegenüber betrachten die Medienwissenschaften beispielsweise Historienfilme als Formen des re-enactments, die sich nicht in den binären Oppositionen zwischen Dokument und Fiktion auflösen lassen. Gertrud Koch hat darauf hingewiesen, dass die fiktionalen Historienfilme ausgezeichnete historische Dokumente sind, weil sie durch ihre registrierende Funktion Auskunft über zeitspezifische Deutungsmuster geben und als Museum von Gesten und Gegenständen auch zu unbeabsichtigten Enthüllungen beitragen (vgl. Koch 2003). Wenn die Historiographie inzwischen die Frage der Medialität ihrer Daten und der Fiktionalität ihrer Darstellungen auch als epistemisches Problem entdeckt hat, gibt es vielleicht doch eine letzte Differenz zwischen den mittlerweile oft spekulativen Medienwissenschaften und den zutiefst faktenorientierten Geschichtswissenschaften, das sich mit Reinhart Kosellecks Verdikt des »Vetorechts der Quellen« umschreiben ließe (vgl. Spode 1995). Eine Historikerin darf nichts behaupten, was anders aus der Quelle zu lesen ist. Das Vetorecht der Quellen bleibt das wichtigste Gebot Klios (der Muse der Geschichtsschreibung) und bestimmt die Geschichtswissenschaft als zutiefst empirische Disziplin. Weil dabei den Quellen immer zu misstrauen ist, haben die Geschichts- und ihre Hilfswissenschaften hierfür Methoden entwickelt, mit deren Hilfe Fälschungen wie die Hitler-Tagebücher einwandfrei überprüft werden können. Wenn im Fall der Hitler-Tagebücher nachgewiesen werden konnte, dass die dabei verwendeten Materialien erst in den 1950er Jahren auf den Markt kamen, dann steckte in der Tat im Medium die für den Historiker relevante Botschaft. Literatur Binkley, Robert c.: Manual on Methods of Reproducing Research Materials. A Survey Made for Ihe Joint Committee on Materials for Research of the Social Science Research Council and the American Council of Learned Societies. Ann Arbor 1936. 414 IV. Schnittstellen Bosse, Heinrich: Autorschaft ist Werkherrschaft. Über die Entstehung des Urheberrechts aus dem Geist der Goethezeit. Paderborn u.a. 1981. Brandt, Ahasver VOll: Werkzeuge des Historikers. Eine Einführung in die historischen Hilfswissenschaften [1958]. Stuttgart u. a. 17 2007. Daston, Lorraine: Die unerschütterliche Praxis. In: Rainer Maria Kiesow/Dieter Simon (Hg.): Auf der Suche nach der verlorenen Wahrheit. Zum Grundlagenstreit in der Geschichtswissenschaft. Frankfurt a. M. u. a. 2000, 13-25. Dommann, Monika: Recording Prints, Reading Films. Mikrofilme, amerikanische Kosmopoliten und die Entdeckung des Copyrightproblems in den 1930er Jahren. In: Zeitschrift für Medienwissenschaft 2/2 (2010),73-83. Droysen, Johann Gustav: Historik: historisch-kritische Ausgabe, Bd. 1: RekollStruktion der ersten vollständigen Fassung der Vorlesungen (1857), Grundriss der Historik in der ersten handschriftlichen (1857-1858) und in der letztengedruckten Fassung (1882). Hg. von Peter Leyh. Stutt- gart -Bad Cannstatt 1977. Eckert, Astrid M.: Kampf um die Akten. Die Westalliierten und die Rückgabe von deutschem Archivgut nach dem Zweiten Weltkrieg. Stuttgart 2004. Ginzburg, Carlo: Spurensicherung. Der Jäger entziffert die Fährte, Sherlock Holmes nimmt die Lupe, Freud liest Morelli - Die Wissenschaft auf der Suche nach sich selbst. In: Ders. (Hg.): Spurensicherung. Die Wissenschaft auf der Suche nach sich selbst. Berlin 1995,7-44. Kittler, Friedrich A.: Aufschreibesysteme 1800/1900. München 1995. Koch, Gertrud: Nachstellungen. Film und historischer Moment. In: Eva Hohenberger/judith Keilbach (Hg.): Die Gegenwart der Vergangenheit. Berlin 2003, 216-229. Meisner, Heinrich Otto: Aktenkunde. Ein Handbuch für Archivbenutzer, mit besonderer Berücksichtigung Brandenburg-Preußens. Berlin 1935. Peters, John Durham: Geschichte als Kommunikationsprob1em. In: Zeitschrift für Medienwissenschaft 1/1 (2009), 81-92. Saxer, Daniela: Archival objects in motion: Historians' appropriation of sources in nineteenth -century Austria and Switzerland. In: Archival Seience 3/10 (2010), 31533l. Spode, Hasso: Ist Geschichte eine Fiktion? Interview mit Reinhart Koselleclc In: NZZ Folio 3 (1995), http://www. nzzfolio.ch/www/d80bd71b-b264-4db4-afdO-277884b 93470/ showarticle/ dd30ca32-4681-4eb3-994b-c36fe56 5dd49.aspx (11.12.2012). Vismann, Cornelia: Akten. Medientechnik und Recht. Frankfurt a. M. 2001. Wehler, Hans-Ulrich: Geschichte als historische Sozialwissenschaft. Frankfurt a. M. 1973. White, Hayden: Auch Klio dichtet oder Die Fiktion des Faktischen. Studien zur Tropologie des historischen Diskurses. Stuttgart 1986. Monika Dommann 7. Kunstwissenschaft/ Bildwissenschaft Die seit dem 19. Jahrhundert akademisch etablierte Kunstwissenschaft reflektiert Werke, Geschichte und Theorie der bildenden Künste von der Spätantike bis zur Gegenwart. Seit Beginn der 1990er Jahre hat sich in ihr mit dem iconic und pictorial turn (vgl. Boehm 1994, 13; Mitchell 1992) ein Paradigmenwechsel vollzogen. Die von der Kunstwissenschaft geprägten Termini beschwören jene Wende in den Geisteswissenschaften, die eine Hinwendung von der mit dem linguistic turn einhergehenden Leitvorstellung der >Kultur als Text< zu derjenigen einer >Kultur als Bild< bezeichnet (vgl. Bachmann-Medick 2006). Dabei hat die Kunstgeschichte Konkurrenz durch jüngere Fächer wie die Medienwissenschaft und die Visual Culture Studies (vgl. u. a. Morra/Smith 2006) bekommen, die ebenfalls bild wissenschaftliche Kompetenz für sich reldamieren (vgl. z. B. Heßler 2006; Heßler/Mersch 2009; GünzellMersch 2014 (in Vorb.)). In Reaktion darauf erweiterte die Kunstwissenschaft den ihr angestammten Gegenstandsbereich der Kunstbilder und nahm sich auch sogenannter nicht-künstlerischer Bilder wie technischer Zeichnungen oder wissenschaftlicher Diagramme an (vgl. z. B. Elkins 1999; Holländer 2000; Kemp 2003). Darüber hinaus wird die Kunstwissenschaft durch die Philosophie herausgefordert, die sowohl in semiotischer und pragmatischer (vgl. Scholz 2004), als auch in phänomenologischer Hinsicht (vgl. Wiesing 2005) Bildtheorien vorgelegt hat. Das Bild als wahrnehmungsnahes Zeichen definierend, fordert Klaus Sachs-Hombach eine die verschiedenen Grundlagendisziplinen der Bildforschung integrierende und systematisierende Bildwissenschaft (vgl. Sachs-Hombach 2003). In diesem Spannungsfeld betrachtet auch (und gerade) eine allgemeine Bildwissenschaft die Kunstwissenschaft als durch »die älteste und differenzierteste Tradition bildtheoretischen Nachdenkens« (ebd., 17f.) ausgezeichnet. Die Autorität der Kunstwissenschaft beruht im Wesentlichen auf dem historischen Tiefenwissen des Fachs sowie auf einem speziell an Bildern, für und durch Bilder entwickelten methodisch-analytischen Instrumentarium zur Deutung von Form und Inhalt (vgl. Belting u. a. 2008). Auch wenn innerhalb des Fachs vereinzelt noch versucht wird, nicht-künstlerische Bilder aus dem Kanon auszuklammern, lassen starke Indizien doch auf ein weithin verbreitetes Verständnis von 7. Kunstwissenschaft/B Kunstwissenschaft als unter anderem die Stab ehen Kommunikationsr scheinender, sich expli Fachzeitschriften (vgl. z ner 2003 ff.), die Kanoni durch Handbücher, Sor kulturwissenschaftliche lungen (vgl. z. B. Beye Schneider/Dünkel 2001' entsprechenden Forser werken (z. B. »eikones Bedeutung der Bilden nannten Instituten und Kunst- und Bildgeschicl richtung von Curricul< Denomination auch fÜl fessur für Kunstgeschic versität Passau; pイッヲ・ウセ@ senschaftiKunstgeschic Neben der unüberse den Naturwissenschaft Erkenntnisinstrumente menden Verbreitung ve anderer Beweggrund f des Gegenstandsbereic dem Wunsch begründe legungen aus der Früh und anzureichern. Das thodenrepertoire zur von Bildern ist keinesv historischer Phänome: kunst beschränkt. Zu F tont, dass sich seit ihrel ter der Kunstwissensd Alois Riegl, Erwin Par auch und gerade mit B die zu ihrer Zeit als E massenhaft produziert die in Deutschland inf( und das darauf folgenc weilig in Vergessenheit Als spiritus rector ei schaft, die den Hiatus Art< zu überbrücken tr explizit von »unseren r von der Kunstgeschü Bilde fortzuschreiten« Moritz von Geiger, 17.l Mal fällt jener progr< burgs Sammlung »Gr einer pragmatischen A