Joseph Roth

Ce séminaire se plongera dans les journaux, les revues et les reportages radio qui ont marqué la période donnant suite à la naissance de la sociologie, l’époque considérée comme « classique ».
De Berlin à Chicago en passant par Prague et Vienne, nous examinerons différentes traditions du reportage et du feuilleton, des années 1920 et 1930 jusqu’à aujourd’hui, qui ont une valeur pour la sociologie . Nous – étudiants de troisième année du baccalauréat et de première année de la maîtrise – trouverons inspiration pour une sociologie qui se veut empirique et réflexive, mais aussi élégante et amusante.
Pour ce faire, nous lirons plusieurs petits textes pour en analyser la démarche des auteurs. Il s’agit de réfléchir à d’autres formes d’écriture sociologique et de se les approprier. Une attention toute spéciale sera accordée à la ville, thème important de la sociologie naissante.

This paper presents the results of an experiment carried out at the University of Turin between November 2015 and Mai 2017, whose aim was to analyse the student’s ability to detect literary features (metaphors, intertextuality) in classic German Literature (J. Roth, Goethe, T. Mann) through the method known as “Twitterature”.

One of the most versatile journalists of the 20th century, Siegfried Kracauer was a passionate cinema-goer who, as a film critic and theorist, managed to professionalize his hobby. This volume addresses a selection of Kracauer’s writings on film from before his American exile in 1941, which represent important sources for the film and cultural history of the Weimar Republic. It presents new interpretations of little-explored areas of Kracauer’s work, such as his proposals for films, in addition to revisiting subjects of earlier scholarship, like his views on female cinema-goers. From the perspective of Bildwissenschaft (image science), a variety of visual media from the period, including magazine and newspaper illustrations, cigarette pictures, and paintings by Edward Hopper among others, are taken into account.

Siegfried Kracauer war nicht nur einer der vielseitigsten Publizisten des 20. Jahrhunderts, sondern auch passionierter Kinogänger. Sein Hobby professionalisierte er als Filmkritiker und -theoretiker. In diesem Band werden ausgewählte Schriften Kracauers zum Film bis zum Beginn seines amerikanischen Exils 1941 behandelt. Sie stellen bedeutende filmgeschichtliche und kulturhistorische Zeugnisse der Weimarer Republik dar. Neue Interpretationen für wenig bearbeitete Werkbereiche wie die Filmideen Kracauers werden vorgestellt und frühere Deutungsansätze zu seiner Sicht auf weibliche Zuschauer einer Revision unterzogen. Eine Vielzahl von visuellen Medien der Zeit wie Magazin- und Zeitungsillustrationen oder Zigarettensammelbildchen, aber auch Gemälde z. B. von Edward Hopper, werden bildwissenschaftlich analysiert.

Joseph Roths Roman Radetzkymarsch wurde und wird immer wieder unter dem Aspekt des Mythischen gelesen. Die vorliegende Arbeit liefert daher eine ausführliche Zusammenfassung der Rezeption des Radetzkymarsch unter dem Aspekt des Mythischen; darauf folgt eine Darstellung und Kritik an Claudio Magris‘ Mythenmodell in "Der habsburgische Mythos in der österreichischen Literatur" (1966) – das in der Rezeption des Romans besonders viele Spuren hinterlassen hat. Das Kernstück der Arbeit bildet schließlich der Versuch einer Anwendung des Mythos-Konzepts, das Roland Barthes in Mythen des Alltags (1964) entwickelt hat, auf den literarischen Text. Der Fokus liegt dabei auf der Untersuchung des Solferino-Kapitels – als einer im Romanzusammenhang bedeutenden Erzählung von der Entstehung eines Mythos – sowie der spezifischen Verwendung des Pronomens "man" im Radetzkymarsch. Die Schwierigkeiten der Protagonisten zum eigenständigen Denken und Handeln zu finden, die sich unter anderem im Einsatz dieses Pronomens in Verbindung mit erlebter Rede ausdrücken und ihre starke Bindung an die Großvätergeneration wird anhand einer Analyse der Rolle, die Bilder – Photographien wie Porträts – im Roman spielen, untersucht. Die Wiedergabe der Gedanken und Meinungen der Figuren in erlebter Rede insbesondere unter der Verwendung von "man" ist ein Einfallstor für eine spezifische erzählerische Ironie, die sich im Radetzkymarsch beobachten lässt. Das Stilmittel der Ironie – das im Roman oft in der Verbindung mit dem literarischen Klischee auftritt – wird im zweiten Teil der Arbeit untersucht. Diese erzählerische Ironie ist in vielen Punkten analog zum Sekundär-Mythos bei Roland Barthes strukturiert und bildet wie dieser daher ein Gegengewicht zu mythologisierenden Tendenzen. Die Funktion der Ironie Bedeutung zu ‚verkünstlichen‘ – während der Mythos sie dagegen ‚naturalisiert‘ – kann an einem der Höhepunkte des Romans gezeigt werden.

Joseph Roth dessine dans La Marche de Radetzky (1932) une carte souterraine que le lecteur est invité à reconstituer, à l’aide d’indications spatiales parfois très précises, parfois au contraire vagues ou tronquées ou encore délibérément modifiées – une carte subjective, donc, plus émotive que topographique, traversée de tensions et fortement polarisée entre centre et périphérie. Il se crée là un réseau de sens relevant de ce savoir, de cette « connaissance du cœur humain » dont Freud veut que les œuvres d’imagination soient plus aptes à témoigner que la science. C’est à cette géographie transfigurée, entre réalité objective et paysage de l’âme, que cet article s’intéresse.

Das heute in der Westukraine gelegene Brody wurde im Zuge der Ersten Teilung Polens 1772 Teil des Habsburgerreichs und war rund 150 Jahre lang dessen nordöstlichste Grenzstadt. Nach einer anfänglichen Blüte setzte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein rapider wirtschaftlicher Niedergang ein. Als Österreichs jüdischste Stadt nahm Brody eine besondere Stellung in den gesellschaftlichen und kulturellen Beziehungen Galiziens ein. Diese Sonderrolle zeigt sich nicht zuletzt in außergewöhnlichen Lösungen für das ethno-konfessionelle Zusammenleben in Politik, Bildung und Alltagsleben. Reisende und Schriftsteller, wie etwa der in Brody geborene Joseph Roth, sowie ehemalige Bewohner hinterließen Beschreibungen, Erinnerungen und Bilder, die je nach Zeit und Herkunft sehr unterschiedliche Wahrnehmungen dieser Stadt aufzeigen.
Dieses Buch wurde mit fünf internationalen Preisen ausgezeichnet.

Once overwhelmingly inhabited by Jews, the Austro-Galician border town of Brody, in present-day Western Ukraine, has retained an important place on Ashkenazi mental maps until today, even though scholarly studies on Brody are scarce. The present article tries to capture the elements that allowed Brody to inscribe itself so successfully in Jewish memory. Therefore, this paper analyses several lieux de mémoire underlining Brody's enduring perception as a town closely related to Jewish issues. These places, however, are not only physical spots in the cityscape, like the ruins of the synagogue and the cemetery, but also images of and texts about Brody. Whether intended or not, pictures and postcards also have an impact on how Brody has been remembered; and so do memory books, be they written in Yiddish, Hebrew, Polish or Ukrainian. This study argues that Brody appears on the mental maps of Eastern European Jewry as an amalgam of physical places, icons and texts linked to a multi-layered and multifaceted urban history

In den literarischen Werken und Reportagen des in Brody geborenen Schriftstellers Joseph Roth nimmt Galizien als realgeschichtlicher und zugleich imaginärer, erinnerter Raum eine bemerkenswerte Stellung ein. Dabei verdichtet sich die atmosphärische Präsenz dieser verschwundenen Region immer wieder um ein Element der Landschaft, das unter ständig wechselnden Perspektiven erscheint: die weitausgedehnten galizischen Sümpfe. Dieser wiederkehrende Topos bildet nicht nur den Fluchtpunkt von Roths galizischer Geopoetik; er widerspiegelt zudem das ambivalente Verhältnis des Autors zu einer 'Heimat', die ihm zeitlebens so nah wie fern, so fremd wie vertraut blieb.

An urban biography, Brody: A Galician Border City in the Long Nineteenth Century reconciles 150 years of the town's socioeconomic history with its cultural memory. The first comprehensive study of this city under Habsburg-Austrian rule, Börries Kuzmany advises against reading urban history solely through the national lens. Besides exploring Brody's extraordinary ethno-confessional structure—Jews, Poles, and Ukrainians—Kuzmany examines the interrelation between the city's geographical location at the imperial border, its standing as a key commercial hub in East-Central Europe, and its position as a major springboard for the dissemination of the Haskalah in Galicia and the Russian Empire. After delving into the contradictory perceptions of Brody in travelogues, fiction and memory books, Kuzmany uses contemporary and historical photographs to provide an illustrated walking tour of this now Ukrainian town.

"La Bucovine, ancien territoire moldave rattaché à l’Empire
Habsbourg en 1774 fit l’objet entre cette date et 1918 d’une intense politique coloniale qui eut pour conséquence une grande diversification de son peuplement. La multiculturalité dans cette région, de même que dans le territoire voisin de la Galicie orientale, vit alors s’épanouir le mythe littéraire d’un Empire Habsbourg protecteur des minorités et garant de la civilisation sur les marges entre Europe et Russie. L’insécurité politique et sociale dans les anciens confins orientaux de l’Empire d’Autriche explique la perpétuation de ce thème dans la littérature dans l’Entre-deux-guerres et jusqu’au début des années 1990."

In der vorliegenden Studie werden einige tschechische Literaturfiguren sowie Figuren der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts aus den böhmischen Ländern mit ihrem kultur-und mythenbildenden Potential für das kollektive Gedächtnis des Landes in Bezug auf den Ersten Weltkrieg (1914) und die Figur des Thronfolgers Franz Ferdinand (vor allem bei L. Winder) analysiert. Es wird aufgezeigt, dass eine breitere Resonanz außerhalb der literarischen Narrativik für die 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts der bereits auch weithin international bekannten Švejk-Figur vorbehalten bleibt. Für die 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts scheint der mittlerweile installierte poetoludistisch-ikonoklastische Cimrman-Mythos mit wesentlich geringerem Bekanntheitsgrad im Ausland den national-lokalen Kulturraum zu dominieren. Dieser Mythos überdauerte die sog. Normalisierungszeit nach 1968, die Wende von 1989 und die Teilung der Tschechoslowakei (1993) und prägt in nicht unbeträchtlichem Maß das tschechische Selbstverständnis auch weiterhin in der Ära Tschechiens als Nationalstaat und EU-Mitglied (seit 2004). Er sucht dieses Verständnis als dialektische Vereinigung der " Austria-Nostralgie " mit der emanzipatorischen nationalen Idee und die dialektische Aufhebung derselben zu hinterfragen und zu behaupten. 
Der Beitrag zur Konferenz "Der Große Krieg und seine Mythen im Donauraum von 1914 bis 2014" (IDM, Politische Akademie, Karl-Renner-Institut (Im Vergleich zur gedruckten Fassung erweitert und ergänzt), Abschluss des IDM-Forschungsprojektes "Gemeinsame Geschichte? Österreichische und serbische Mythen von 1914 bis 2014).

Center and periphery are popular concepts to describe geographical, political, or economic power relations. Both are mostly perceived as strict and mutually exclusive categories. This article examines a Galician border town whose history illustrates the complexities of conceptualizing center and periphery relations. At first glance, nineteenth-century Brody (in today's Ukraine) would seem to qualify as a peripheral town located on the Galician border between the Austro-Hungarian and Russian Empires. An analysis of this city under Habsburg rule (1772–1918), however, shows us that during that period it constituted both an important center and a declining periphery, not only consecutively, but also simultaneously. Its situation on the country's physical and political periphery did not harm Brody's central role in Europe's East-West trade until the first twenty years of the nineteenth century. Only in later decades did the city lose its place within a modernizing commercial system, and eventually it declined in importance. If we leave aside the economic aspect and take a closer look at Brody's mostly Jewish inhabitants, we see that for centuries this city functioned as an important center for Eastern and Central European Jewry. Even though the town's centrality for Jewish history also changed over time, Brody nevertheless kept its place on Jewish mental maps, whether as a center of religious learning, as a pioneering site of political emancipation, or as a safe haven for Jewish refugees.

Das Attentat wird in literarischen Darbietungen häufig durch ein geplantes Lokaler-eignis bzw. eine Festivität begleitet, welche die wohlbehaltene Ordnung der (Alltags) Welt vor Augen führen soll, in die das Unvorhergesehene hereinbricht. In den Roma-nen von L. Winder (Der Thronfolger) und B. Brehm (Apis und Este) wird ein solches Er-zählmuster unter Einbeziehung des Sokolkongresses von 1914 in Brünn (Königsfeld) aufgerollt. In der deutschsprachigen Literatur, einschließlich der aus den böhmischen Ländern (Roth, Musil, Karl Hans Strobl, Brod, H. Natonek, J. Mühlberger, A. Scholtis, R. Kassner), insoweit sie sich mit dem Attentat-Sujet überhaupt befasst, – spie-len die Sokolistenfiguren und deren Turnfest höchstens eine marginale Rolle. In der tschechischen Belletristik wird abgesehen von Hašeks Švejk-Roman und Das Attentat (von Sarajevo, 1934) von K. Nový auf den Zwischenfall kaum fokussiert und bis auf vereinzelte Erwähnungen (H. Malířová, B. Benešová, J. Durych) schweigt man sich auch über den Brünner Sokolkongress aus. Unter den Brünner Autoren tschechischer Zunge (J. Mahen, Č. Jeřábek, R. Těsnohlídek) bildet Těsnohlídek eine vereinzelte Aus-nahme. Der Beitrag vergleicht eine solche doppelte Narrativierung bei Roth, Winder, Brehm und Těsnohlídek und tritt in Dialog mit Michel Reffet, der zum anvisierten Thema bereits 2015 einen anregenden Beitrag veröffentlichte. Der Akzent liegt auf der komparatistischen, ‚glokalistischen' Sicht der deutsch-österreichisch-tschechischen (Literatur)Beziehungen, einschließlich divergierender Erinnerungskulturen und po-litiken, und auf Leseproben der erwähnten Autoren samt der Zugabe eines Gedichts über die Trauerfeier zu Ehren des ermordeten Ehepaares in Split (Spolato) des bedeutenden tschechischen Lyrikers (und Augenzeugen) Karel Toman.  (Beitrag vor der Freigabe, nachstehend ein Link zum mündlichen, stark abweichenden Vortrag mit vielen Tagespresse- und Bildmaterialien.)

První český překlad fejetonu načrtávajícího téma Rothova románu Hotel Savoy.
Erste tschechische Übersetzung eines Feuilletons, das das Thema von Roths Roman Hotel Savoy anreißt. (zum ersten Mal im Prager Tagblatt, Jg. 48, Nr. 283,4.1.1923).  Übersetzt aus: Joseph Roth - Heimweh nach Prag. Feuilletons - Glossen - Reportagen für das "Prager Tagblatt". Hrsg. v. Helmuth Nürnberger. Göttingen: Wallstein, 2012, S. 182-185.

The author attempts to analyze the life and creative work of Joseph Roth within the functioning and crisis of tripartite identity and to construct an oriental ghetto image in his works as a reaction to the social stigmatization of the writer's Jewish identity.

Joseph Roth’s short novel set in interwar Austria, “The Emperor’s Tomb,” contains a deeply-flawed protagonist, Trotta, who is incapable of any action that may have any effect on his own life. Instead Trotta’s life is swept up in the turbulent flow of history, and all he can do is yearn for the days of the Austro-Hungarian Empire, which culminates in his despairing retreat into the tombs of the emperors upon the Anschluss of Austria into the Nazi Reich. Roth’s provocative and overlooked work would make an excellent addition to any core text program, since it would present students with hard questions about the individual’s role in history, particularly relating to an individual who has lost their “homeland” and for times when a great evil is arising. Furthermore, “the Emperor’s Tomb” presents a literary and historical exploration of the concepts regarding government and society found in other core texts ranging from the Greeks to Edmund Burke.

At the junction of critical theory, social theory, and media studies, this paper examines the feuilleton, i.e. a literary and journalistic form of essay closely linked to German Weimar Republic. The feuilleton is at once a site of sociological theorizing, of investigative reporting, and literary experimentation. The paper will reflect on the legacies of the feuilleton within the contemporary media landscape. It reflects on the society as a « Spiegelsaal » where the socio-political life tends to play the same role and functions as a 'mirror room' : a place where one looks at himself through the look of the other, and where in the end, there is a loss of the res and where there is only a publica/publikum. This special look into the other will lay its empiric foundation in Joseph Roth's 1926 Reise in Russland.

Bereits während einer sechsmonatigen Reise, die Joseph Roth im Jahre 1926 für die Frankfurter Zeitung durch die Sowjetunion unternahm, erkannte der jüdisch-österreichische Autor aus Brody in Galizien, dass das Experiment eines kommunistischen Staates in der real existierenden Sowjetunion gescheitert war. Roth gehört somit zu den ersten Intellektuellen, die die Hoffnung auf eine sozialistische Erneuerung Europas verloren und die vor der der Ausbreitung einer kommunistischen Diktatur in Europa warnten.

La actualidad del pensamiento y obra del escritor austriaco Joseph Roth no se limita a ese contexto histórico y cultural tan caótico como resulta ser aquel de la primera mitad del siglo XX. En el año
2009 hemos recordado los primeros 70 años de su muerte y, con ellos, su vida y su entrega apasionada a ella por medio de la literatura. En estas líneas nos adentramos un poco en su pensamiento, en uno de los problemas que sigue siendo en nuestros días un debate abierto y vivo.

Les récits de William Faulkner, Joseph Roth, Georges Perec et W.G. Sebald naissent dans le sillage de catastrophes historiques qui laissent les survivants en proie à une mélancolie sans remède. Lire ces œuvres, c’est saisir un certain mode du « parler après la mort » qui a davantage à voir avec le déchaînement de la hantise qu’avec l’apaisement des tombeaux littéraires. Comment représenter la présence accablante d’un passé pourtant inaccessible ? Comment transmettre la conscience d’une disparition ? Faire une place dans l’écriture au territoire infini de ce qui est perdu, dessiner les contours de l’absence, donner forme à ce qui manque, c’est la vocation d’une littérature qui préfère aux monuments de la mémoire la force vive de l’oublié.

In drei Kapiteln zeigt M. Carbone in der für die italienische Germanistik typischen minuziösen philologischen Arbeitsweise J. Roths sich wandelnde Einstellung zum Film seit seiner Ankunft in Berlin 1920: sieht Roth in seiner politisch engagierten Phase im Dokumentarfilm, der als echte Kunst den Zuschauer zu seinem eigenen Regisseur mache und ethisch-soziales Eingreifen ermögliche, pädagogische Möglichkeiten, so schwinden diese Hoffnungen seit Anfang der 30er Jahre.

De livre en livre, Sebald a développé une réflexion indissolublement
esthétique et éthique sur la création artistique. Le dialogue qu’il noue avec l ’oeuvre de
Joseph Roth témoigne en particulier d’une conception singulière de l ’oeuvre d’art, qui
renverse la hiérarchie habituelle entre art et artisanat et défait toutes les classifications
modernes d’évaluation esthétique des chefs d’oeuvre.

Joseph Roths autethnographische Antwort auf bürokratische Kontaktzonen 1919–1939
Mary Louise Pratt zeigt in ihrer Einleitung zu „Imperial Eyes“ (1992) zwei Themen auf, die sie selbst nicht weiterverfolgen konnte: innereuropäische Reiseberichte und autoethnografische Expressionen. Um diese beiden Konzepte zu untersuchen,
wende ich mich den Aufsätzen von Joseph Roth (1894–1939) zu, in denen er die Verwendung des Reisepasses in den Kontaktzonen der deutsch-tschechisch-polnischen Regionen in Frage gestellt hat. Argumentiert wird, dass Roth dadurch bürokratische Kontaktzonen identifiziert hat. Insgesamt zeigte Roth ein eher bedrohliches Bild der Bürokratie in Polen und Deutschland auf, aber nicht in Prag, wo er ein Jahresvisum erhielt.